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NaddlDaddl

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Insgesamt 22 Bewertungen
Bewertung vom 19.03.2019
Die Verlobten des Winters / Die Spiegelreisende Bd.1
Dabos, Christelle

Die Verlobten des Winters / Die Spiegelreisende Bd.1


sehr gut

Schon der Klappentext des Romans hat mich wirklich neugierig gemacht. Und ja, auch das Statement, die Geschichte würde "Harry Potter" in nichts nachstehen. Wobei ich von Vornherein sagen muss, dass man das nicht so wörtlich nehmen sollte.
Die Welt der Spiegelreisenden ist aber kaum weniger magisch. Ganz und gar habe ich (noch) nicht verstanden, wie diese entstanden ist, aber jetzt besteht die Erde auf alle Fälle aus mehrere Archen. Das sind, so weit ich das verstanden habe, Erdteile, die nun unabhängig voneinander um den Erdkern schweben. Diese Archen sind alle unterschiedlich geschaffen, was die Lebensbedingungen angeht und es gibt sowohl große als auch kleine Archen. Jede hat einen Familiengeist, von dem die Hauptbevölkerung dieser Arche abstammt. Und auf jeder Arche herrscht eine oder ein paar wenige Fähigkeiten in dieser Bevölkerung vor.
Nun aber mal zur eigentlichen Handlung. Wie der Klappentext bereits verrät, geht es in "Die Verlobten des Winters" um Ophelia, einer jungen Frau von Anima, die mit Thorn verheiratet werden soll. Dafür verlässt sie ihr Zuhause und wird an die eisige Arche Pol mitgenommen. Während sie sich an ihr neues Zuhause gewöhnen muss, versucht sie herauszufinden, wieso ausgerechnet sie als Verlobte ausgesucht wurde. Beides keine besonders leichten Aufgaben, vor allem, da sich Pol als gefährlicher Ort entpuppt, auf dem gerne Machtspiele zwischen den verschiedenen Familien getrieben werden.
Zu Beginn muss ich zugeben, fand ich die Geschichte noch ein wenig langwierig. Denn obwohl an sich viel passiert, hatte ich irgendwie gleichzeitig das Gefühl, es würde nicht besonders viel passieren oder eben ansonsten nicht viel. Alles wirkte recht langgezogen und dadurch zäh. Doch mit der Zeit wurde das Buch immer spannender, etwa ab dem Punkt, an dem man mehr über Pol erfährt. Die Ereignisse lassen dann auch nicht mehr auf sich warten, finden stattdessen fast Schlag auf Schlag statt und haben mich somit in ihren Sog gezogen, sodass ich zum Ende hin nur zu gerne zu dem Buch gegriffen habe. "Die Verlobten des Winters" konnte auch mit einigen interessanten Wendungen aufwarten und hatte einen Abschluss, der mich so neugierig gemacht hat, dass ich nur zu gerne schon den zweiten Teil der Saga hier hätte.
An den Schreibstil von Christelle Dabos musste ich mich erst einmal gewöhnen. Sie schreibt nicht auf diese einfache, auf Anhieb gut lesbare Art, wie man sie von anderen Jugendbuchautoren kennt. Nein, sie schreibt ein wenig behäbiger, mit Fokus auf Details, die immer wieder erwähnt werden, jedoch nicht zu ausschweifend beschreibend. Christelle Dabos schreibt einfach ein wenig altertümlich, jedoch nicht steif, und immer mal wieder gespickt mit französischen Ausdrücken. Mit der Zeit habe ich mich auf alle Fälle an diesen doch sehr besonderen Stil gewöhnt und dann war er auch wirklich schön lesbar. Was allerdings auch ein wenig seltsam ist, ist die Sichtweise. Der Roman wird ja aus Ophelias Sicht erzählt, aus dritter Perspektive. Und obwohl man vom Wissen her ungefähr auf Ophelias Niveau ist, bekommt man keinen ganz so umfassenden Einblick in deren Gedankenwelt. Immer mal wieder erhascht man einen Fetzen hiervon, aber eben nicht so, dass man meinen könnte, man wäre in Ophelias Kopf.
Einen guten Eindruck von Ophelias Charakter habe ich mir trotzdem machen können. Sie ist ein wirklich einzigartiger Charakter und als Protagonistin mal so anders, dass man sich erst einmal an sie gewöhnen muss. Nach ersten Zweifeln hat sich Ophelia irgendwie in mein Leserherz geschlichen und mich vollends von sich überzeugt.
Auch die anderen Figuren sind auf ihre Art jeweils etwas ganz Besonderes. Faszinierend finde ich deren jeweilige Entwicklungen, ohne dass die Figuren nicht mehr sie selbst sind. Sie bleiben sich treu und dadurch hat mir die Geschichte nochmal besser gefallen.
Ich kann „Die Verlobten des Winters“ also wirklich empfehlen, vor allem jenen, die mal wieder in eine ganz und gar zauberhafte Welt eintauchen möchten.

Bewertung vom 02.02.2019
Schund und Sühne
Basener, Anna

Schund und Sühne


ausgezeichnet

Von Anna Basener hatte ich zuvor bereits gehört, hatte ihren vorherigen Roman jedoch nicht gelesen. Hier habe ich mich eigentlich nur auf die Leseprobe eingelassen, weil sich die Beschreibung so skurril anhörte, aber danach war es um mich geschehen.
In dem Roman geht es ganz grob um das fiktive Schloss Rosenbrunn und seine Bewohner. Hier lebt die Familie Schell von Ohlen, ein altes, deutsches Adelsgeschlecht, das noch ziemlich konservativ eingestellt ist. In deren Alltag treten Kat, eine Groschenromanautorin und Stipendiatin auf Rosenbrunn, sowie Moritz, ein Rosenzüchter, der nicht ganz d'accord ist mit den Methoden, die in der Rosenzüchtung eingesetzt werden. Und damit hat man auch schon das Grundgerüst des Buches.
In der Geschichte werden die Beziehungen der Personen untereinander behandelt, das Adelsgeschlecht allgemein, Werte im Allgemeinen, ein bisschen Liebe und dabei noch das ein oder andere wichtige Thema wie Umweltschutz. Alles mit einer guten Prise Humor. Besonders die Vermischung des Fiktiven mit der Realität hat mir echt gut gefallen. Referenzen auf wirklich existierende Adelsgeschlechter oder auch einfach Ähnlichkeiten mit ihnen haben dem Buch nochmal das gewisse Etwas verliehen.
Mir war anfangs nicht ganz so klar, wo die Geschichte hinlaufen wird, ein roter Faden war nicht unbedingt von Anfang an da, aber das fand ich nicht mal so schlimm. Denn Anna Baseners Schreibstil ist so herrlich skurril, ich hätte locker noch weitere 100 Seiten mit den Charakteren lesen können. Das ist auch ein kleiner Kritikpunkt von mir, denn mir war das Buch einen Ticken zu kurz, dadurch manche Dinge nicht so ausführlich, wie ich sie gerne gehabt hätte. Doch an sich hat jeder Teil der Geschichte ein passendes Ende gefunden und es gibt eigentlich nichts, was nicht einigermaßen zufriedenstellend aufgelöst worden wäre.
Wie bereits erwähnt bin ich nun erklärter Fan vom Stil der Autorin. Ich habe keine Ahnung, wie das in ihrem anderen Roman war, aber hier liest sich die Geschichte einfach unglaublich. Auf den ersten paar Seiten musste ich mich noch ein wenig eingewöhnen. Nicht nur, weil viele Perspektiven vertreten sind (fast alle in dritter Form, nur die von Kat in der ersten), sondern auch wegen der direkten, manchmal etwas knappen Art und Weise des Schreibens. Doch genau das hat später dazu geführt, dass ich den Roman hätte verschlingen können. In diesem herrlichen Stil werden Fakten dargelegt, Gedanken widergespiegelt und auch mal nebenbei wichtige gesellschaftliche Themen angeschnitten, immer mit diesem Sarkasmus, sodass sich skurrile Situationen ergeben. und ich mehr als ein Mal musste schmunzeln musste.
Ganz fasziniert bin ich außerdem noch von den Charakteren der Geschichte. Am Anfang kamen sie mir noch vor wie eine halbe Armada, aber eigentlich sind es gar nicht so viele. Die Wichtigsten sind Kat, die Autorin, Moritz, der Rosenzüchter, Seph, die Prinzessin von Rosenbrunn und ihr kleiner Bruder und gleichzeitig Erbe des Schlosses, Valu. Außerdem noch eine relativ große Rolle spielen Follie und Fredi, Sephs und Valus Eltern, sowie Gratzi, Follies Schwester. Faszinierend allein war schon, wie gut man alle diese Figuren kennenlernte, wie Anna Basener es schaffte, auf doch so wenigen Seiten so dreidimensionale Persönlichkeiten zu erschaffen. Ehrlich, die genannten Figuren haben im Verlauf der Geschichte jeder sowohl sympathische als auch nicht ganz so sympathische Seiten von sich gezeigt und auch wenn ich sie wegen letzterer gerne ab und an man geschüttelt hätte, ist genau das auch etwas, für das ich die Autorin bewundere: Der Mut, Charaktere nicht perfekt erscheinen zu lassen.
Insgesamt bin ich also absolut begeistert von diesem Unterhaltungsroman, der doch so viel mehr ist. Der auch mal ernste Themen aufgreift, wenn auch immer mit ironischem Unterton. Ich kann "Schund und Sühne" auf jeden Fall weiterempfehlen!

Bewertung vom 16.12.2018
Der letzte erste Song / First Bd.4
Iosivoni, Bianca

Der letzte erste Song / First Bd.4


sehr gut

Gleich zum Anfang muss ich sagen, dass ich die Firsts-Reihe noch nicht komplett gelesen habe. Trotzdem war meine Lust groß, "Der letzte erste Song" zu lesen.
Die Story von diesem Buch ist auch sehr einfach zusammengefasst und unterscheidet sich nicht wirklich von der anderer Werke des Genres: Grace und Mason lernen sich kennen beziehungsweise haben in diesem Fall denselben Freundeskreis, fühlen sich zueinander hingezogen, wobei ihnen allerdings gewisse Hindernisse in den Weg gelegt werden, bevor sie schlussendlich zusammenkommen. Was sich jetzt vielleicht abwertend dem Buch gegenüber anhört, ist eigentlich gar nicht so gemeint, denn ja, New Adult folgt eigentlich immer dem Schema F, aber ich erwarte ja gar keine großartigen Überraschungen, sondern lediglich eine unterhaltsame, hoffentlich berührende und halbwegs spannende Geschichte.
Hier sind meine Erwartungen auch ganz gut erfüllt worden, denn die Geschichte ist spannend und witzig. Ein paar nette Denkanstöße waren zudem noch dabei. Besonders gefallen haben mir die ungewöhnlicheren Elemente des Romans. Zum Beispiel, dass die beiden Protagonisten in ihrer Ausgangslage jeweils in einer festen Beziehung stecken oder die Rolle der Musik im Buch. Außerdem liebe ich die Clique der Reihe. Ich hatte das Gefühl, unter Freunden zu sein, wenn von ihr geschrieben wurde, und jede Szene mit dem Freundeskreis hatte ihren ganz eigenen Charme. Gerne hätten da mehr solcher Stellen sein können, aber auch so war es einfach ein cooles Gefühl, das mitzuerleben.
Des Weiteren fand ich schön, welche Gedanken die Autorin in ihre Protagonisten gepflanzt hat. Besonders Grace hat mich da berührt, ihre Angst, immer nur die zweite Wahl zu sein.
Das Ende hingegen hat mich dann ein wenig genervt, weil da der Moment kam, in dem ich sowohl Grace als auch Mason hätte schütteln können. Wie lange sie beide brauchen, um zu merken, dass sie zueinander gehören und wie sie sich in der Zwischenzeit anstellen...Aaaargh!
Das letzte Kapitel und damit der Abschluss der Reihe hingegen mochte ich wieder, auch wenn mir da alles ein wenig zu sehr Friede-Freude-Eierkuchen war. Doch so fand ich es gelungen, ein schönes "Ciao" und "Man liest sich in anderen Bücher eventuell mal wieder".
Dadurch, dass ich bereits Bücher von Bianca Iosivoni gelesen habe, war ich ja schon vorbereitet auf ihren Schreibstil, wusste, was auf mich zu kommt. Und ich lese immer wieder gerne von ihr, mag, wie sie eben zum Beispiel den Charme einer Atmosphäre einzufangen weiß. Ihre Geschichten lassen sich gut lesen, ich würde sogar behaupten, ihr Stil hat sich verbessert. Allerdings bin ich wirklich kein Fan davon, wie oft manche Merkmale der Protagonisten beschrieben werden. Die Geschichten hat ja zwei Perspektiven – die von Grace und die von Mason – und die denken über den anderen jeweils immer dasselbe oder zumindest kam es mir so vor, was mich genervt hat.
Was die Charaktere betrifft, so finde ich sie okay, bin nicht in jeder Situation mit Mason und Grace zurechtgekommen. Das, was mich hier beeindruckt hat, war eben die Freundesclique. Wie schon gesagt, hier fühlt man sich leserisch betrachtet direkt wohl, die Figuren sind so herrlich unterschiedlich und machen Spaß. Und auch die beiden Protagonisten mochte ich, zumindest einen Teil der Zeit. So wurde mir Grace bald sympathisch mit ihren gelungen geschilderten Ängsten. Genauso gern hatte ich Mason, der mir bereits in Band 1 ans Herz gewachsen war. Auch wenn ich nicht so ganz nachvollziehen kann, weshalb alle ihn einen Dramaking nennen. Was mich vor allem davon abgehalten hat, die beiden zu lieben, war der Umstand, dass ich sie gegen Ende einfach hätte schütteln können. Dauerhaft und feste. Denn da sind sie nicht nur sehr schwer von Begriff und ziehen dumme Schlussfolgerungen, sondern haben meiner Meinung auch unlogische Gedankengänge. Aber gut...
Als Abschluss der Reihe hat mir der Roman auf alle Fälle gefallen! Nicht das beste Buch aus dem Genre, aber auf alle Fälle oben mit dabei.

Bewertung vom 03.10.2018
Das Mädchen aus Feuer und Sturm / Mariko Bd.1
Ahdieh, Renée

Das Mädchen aus Feuer und Sturm / Mariko Bd.1


sehr gut

Erst einmal möchte ich sagen, dass ich das Cover trotz dass es Rosa ist, wirklich schön finde. Die Kombination mit Weinrot und Schwarz macht es wahrscheinlich.
Ansonsten wäre mir das Buch wohl nicht unbedingt aufgefallen, aber es gab eine Leserunde dazu, an der ich teilnehmen durfte.
Was mich an der Geschichte direkt fasziniert hat, ist das Setting. Man liest so viele Bücher, die in den USA spielen oder Großbritannien, bei einem deutschen Autor kann es auch mal Deutschland sein. In einem asiatischen Land hingegen sind die Bücher, die ich lese, meist nicht „beheimatet“ und so war ich direkt neugierig, in dieses frühzeitliche Japan zur Blütezeit der Samurai einzutauchen. Die Handlung an sich hingegen konnte mich nicht direkt überzeugen. Sie fängt nicht allzu spannend an, doch an sich mochte ich die Idee des Mädchens, das sich als Junge verkleidet und an den Feind gerät. Als Mulan-Fan konnte ich quasi nicht anders, als das interessant zu finden. Und es wird auch wirklich spannend, denn etwa ab der Hälfte nimmt die Handlung auch Fahrt auf. Das Buch beinhaltet viel Intrigenspinnerei und Geheimnisse, sodass man die wildesten Vermutungen anstellen kann und auch das ein oder andere Mal ein wenig überrascht wird mit dem, was passiert. Dazu kommt dann noch ein Quäntchen Humor, eine Prise Liebe und zum Abschluss ein Cliffhanger, der mir Lust auf mehr gemacht hat.
Der Schreibstil ist wie schon gesagt nicht ganz so meins. Er ist nicht schlecht und Renée Ahdieh erschafft mit ihren Beschreibungen eine tolle Atmosphäre, aber genau das ist auch das Problem, denn sie beschreibt mir ein wenig zu langatmig und nimmt so oft die Spannung aus der Handlung, vor allem bei Kämpfen. Das und die etwas altertümlich Sprache hat es mir anfangs ein bisschen schwer gemacht, richtig in das Buch einzutauchen. Was ich hingegen mag, sind die Dialoge, die sehr klug daherkommen und dazu noch witzig sind.
Außerdem mochte ich die verschiedenen Perspektiven des Buches. Den Großteil des Buches macht natürlich Mariko als die Protagonistin aus, aber es gibt auch Kapitel, in denen man mehr von ihrem Bruder Kenshin erfährt, vom Kaiser und den Leuten, die ihn umgeben oder auch von dem ein oder anderen Banditen. So ergibt sich nach und nach ein immer klareres Bild, was eigentlich wahr ist und was nicht, wer wie mit wem verbunden ist und diesem Bild beim Entstehen zuzusehen war wirklich interessant, das hat die Autorin echt geschickt angestellt.
Auch die Charaktere haben mir sehr gut gefallen, wobei ich hier nicht ganz so viel sagen möchte. Nur eins, was zu den Nebenfiguren gesagt werden will: Ich finde es toll, wie unterschiedlich die Personen sind, dass sie alle ihre eigenen Antriebe haben und man sie nicht sofort durchschauen kann. Ein klares Schwarz und Weiß gibt es im Buch nicht und das gefällt mir wirklich gut.
Zu Mariko als Hauptfigur möchte ich allerdings etwas mehr sagen. Sie hat mir als Charakter wirklich gut gefallen und ich denke, viele werden sich mit ihr und ihren Ansichten identifizieren können. Sie ist sich ihrer Rolle als Frau in dieser Welt sehr bewusst, weiß, dass sie selbst als seltsam gilt und bleibt sich trotzdem treu. Außerdem möchte sie sich nicht einfach ihrem Schicksal beugen. Was mir besonders gut gefallen hat, ist, wie sie sich von diesen netten und alleskönnenden Protagonistinnen unterscheidet, die sich viel zu häufig in Jugendbüchern tummeln. Stattdessen merkt man genau, wo ihre Stärken und ihre Schwächen liegen, und dass man sie nicht wirklich als nett bezeichnen kann, merkt man auch sehr schnell.
Ich würde sagen, "Das Mädchen aus Feuer und Sturm" ist eine Mischung aus "Mulan" und "Der Kuss der Lüge“ ähnelt aber keinem von beidem zu sehr und ist seine eigene Geschichte. Insgesamt also ein wirklich gutes Buch, das mich zwar erst überzeugen musste, auf dessen zweiten Band ich nun aber schon freudig warte.

Bewertung vom 11.08.2018
Uns gehört die Nacht
Libaire, Jardine

Uns gehört die Nacht


sehr gut

Wirklich leicht gemacht hat "Uns gehört die Nacht" es mir ja nicht. Ich habe den Roman auf Vorablesen entdeckt und war nach der Leseprobe wirklich neugierig. Die Geschichte an sich hörte sich erst einmal eher klischeehaft an: das Mädchen, das aus nicht wirklich guten Verhältnissen stammt und noch dazu halb Puerto-Ricanerin und der Junge, der Erbe eines Riesenkonzerns ist. Ja, doch, so etwas hat doch fast jeder schon einmal gelesen.
Doch man sollte dem Buch auf jeden Fall trotzdem eine Chance geben, denn so klischeehaft, wie es den Anschein hat, ist es gar nicht. Schon allein deswegen, weil die Beziehung zwischen Elise und Jamey nicht direkt als die große Liebe dargestellt wird. Das ist so gar nicht so. Stattdessen wird man anfangs mit Obsession und Verachtung konfrontiert und darf mit ansehen, wie sich die Sichtweisen der beiden entwickeln. Was ich sehr schön fand, war, wie diese Entwicklung vonstattengeht, wie wenig man merkt, dass sich Einstellungen ändern – bis sie sich geändert haben. Und sie sind trotzdem sehr authentisch geschildert.
Sehr cool gemacht finde ich aber nicht nur die Entwicklung der Beziehung zwischen Elise und Jamey, sondern auch, wo die Geschichte an sich uns hinführt. Ein bisschen etwas ist vorhersehbar, anderes hingegen sieht man nicht unbedingt kommen. Gut, das erste Kapitel, das ein Blick in die Zukunft der beiden Protagonisten ist, zeigt bereits, dass die Geschichte nicht besonders glücklich verläuft, auf etwas Tragisches hinausläuft, aber diese Wendung habe ich dann doch nicht kommen sehen. Und das Ende war auch interessant. Ungewöhnlich, ja, und vielleicht hätte ich mir doch einen anderen Ausgang gewünscht, aber ungewöhnlich, was ich wirklich mag.
Was ich jedoch von Anfang an so interessant an diesem Buch fand, war der Schreibstil. "Uns gehört die Nacht" ist das Debüt von Jardine Libaire und ich muss sagen, dass ich ihren Stil anfangs eigenartig fand. Sie schreibt oft so knapp und unverblümt, dann aber wieder mit vielen Umschreibungen und Metaphern. In vielerlei Hinsicht spiegelt der Stil Elises Charakter, wie ich finde. Und es hat zwar eine Weile gedauert, mit dem Schreibstil der Autorin warm zu werden, aber am Ende mochte ich ihn wirklich sehr, fand ihn einfach nur schön.
Nicht geändert hat sich jedoch, dass man wirklich Zeit braucht, den Roman zu lesen. Wirklich, ich habe schon lange nicht mehr so lange für ein Buch gebraucht. Was nicht daran liegt, dass es nicht spannend gewesen wäre oder gut geschrieben, sondern einfach an dem doch sehr speziellen Schreibstil lag.
Komme ich nun zu den Charakteren. Auch die sind alles andere als einfach, man bekommt es mit mehr als ungewöhnlichen Figuren zu tun. Über Nebencharaktere will ich jetzt eigentlich nicht unbedingt schreiben, die waren doch eher unwichtiger. Also die Personen an sich, ihr Einfluss auf die Handlung und die Protagonisten war oftmals enorm.
So, aber nun zu Elise und Jamey. Bei Jamey hatte ich oftmals das Gefühl, ihn noch nicht ganz greifen zu können. An sich fand ich ihn okay, aber so oft war er passiv, hat Sachen einfach mit sich geschehen lassen, anstatt selbst etwas zu tun. Andererseits hatte er doch auch seine interessanten Seiten, nämlich wie unsinnig er nach und nach seine Kurse in Yale betrachtet und wie er auf Elise reagiert.
Die war jedoch die unumstrittene Hauptfigur. Anfangs war ich mir noch nicht sicher, was ich von ihr halten soll. Sie wirkte oft so roh und auch die Beschreibungen über sie machten es nicht besser. Doch nach und nach merkt man, welche Person eigentlich hinter dieser harten Schale steckt. Wie intelligent sie ist. Wie mutig. Wie groß ihr Herz ist. Und dadurch ist sie langsam auch mir ans Herz gewachsen.
Also nein, leicht war es nicht mit diesem Debüt, denn es ist keine dieser Liebesgeschichten, der man von Anfang an verfällt. Und doch hat es mir gefallen, dieses Buch, mit dem ich erst einmal warm werden musste, bis mir aufgefallen ist, wie besonders es doch ist.

Bewertung vom 26.05.2018
Wenn's einfach wär, würd's jeder machen / Hamburg-Reihe Bd.5
Hülsmann, Petra

Wenn's einfach wär, würd's jeder machen / Hamburg-Reihe Bd.5


ausgezeichnet

Die Geschichte hört sich ein bisschen nach "Fack ju Göhte" an, wie ich finde. Eine Lehrerin wird an eine Problemschule versetzt und muss dort mit aufmüpfigen Schülern klarkommen. Außerdem gründet sie eine Musical-AG, mit der sie einen Preis gewinnen möchte. Doch, ich sehe da schon Parallelen, besonders zum ersten FJG-Film. Aber die waren jetzt auch nicht allzu ausgeprägt, das Buch war schon sehr anders, die Parallelen haben mir sogar gefallen, eben weil die Geschichte trotzdem nicht kopiert wirkte.
Dazu kommt natürlich noch eine große Portion Liebeswirrungen und eine noch größere Portion Humor.
Man könnte also sagen, dass das Buch wieder sehr typisch ist für Petra Hülsmann.
Dass die Geschichte vorhersehbar ist, kann ich da gar nicht abstreiten. Ich konnte mir das grobe Ende schon sehr bald denken. Doch darauf kommt es mir bei einer so leichten Liebesgeschichte wie hier auch gar nicht an, da ist Unvorhersehbarkeit nun mal kein ausschlagendes Kriterium. Wobei ich finde, dass dieser Roman im Einzelnen doch auch noch Überraschungen birgt und nicht ganz so ausgeht, wie man es erwartet. Aber was das Buch für mich so gut und besonders macht, ist der Humor, die liebevollen Charaktere und der Schreibstil von Petra Hülsmann.
Fangen wir mal beim Humor an. Es gibt sooo viele witzige Szenen in diesem Buch, dass ich ein paar Mal laut lachen und noch viel öfter beim Lesen schmunzeln musste. Etwas, das ich von einem leichten Liebesroman erwarte, das allerdings leider nicht auf jeden zutrifft. Hier ist der Humor einfach großartig.
Gleichzeitig wirkt die Geschichte aber nicht wie eine Aneinanderreihung gewollt komischer Momente. Nein, es werden auch ernstere Themen angesprochen wie Mobbing und die Probleme der sozialen Unterschicht. Vor allem hat es mich berührt, wie aussichtslos Jugendliche aus schwierigeren Verhältnissen ihr eigenes Leben betrachten, wie sehr sich bei ihnen das Denken verfestigt hat, sie hätten ja sowieso keine Chancen.
Der Schreibstil ist dann ganz so, wie man es von Petra Hülsmann gewohnt ist. Locker und leicht, fluffig, genau so, dass man einfach immer weiter lesen könnte, quasi durch das Buch fliegt. Dadurch hat sich bei mir besonders so ab der Mitte des Buches ein regelrechter Sog entwickelt, ich konnte mich kaum noch von den Seiten losreißen. Ich habe richtig mitgefiebert!
Am meisten mag ich allerdings die Dialoge, die die Autorin so authentisch schreibt. Wenn sich zum Beispiel Annika und Nele unterhalten, wirkt das echt, nicht aufgesetzt. Aber ganz besonders war für mich die Sprechweise der Jugendlichen der ALS.
Und auch was die Charaktere angeht, kann ich nur loben. Zum Einen erschafft Petra Hülsmann wirklich tolle Nebencharaktere. Ich konnte mir Nele, Sebastian, Kai und Tristan so gut vorstellen, genau wie die Schüler. Und sie waren mir alle so unheimlich sympathisch. Gut, vielleicht nicht durchgehend, manchmal hätte ich den ein oder anderen Charakter wirklich schütteln können, aber generell mochte ich sie alle.
Mit Annika, der Protagonistin hingegen hatte ich einen etwas holprigeren Start. Mein erster Eindruck von ihr war positiv, schon allein dadurch, dass sie als Bücherwurm dargestellt wurde. Aber ich merkte auch schnell, wie bequem sie es sich gemacht hatte, wie sehr sie ihren einfachen Alltag schätze und wie wenig sie diesen aufgeben wollte. Das war schon einmal das Erste. Aber viel mehr hat mich gestört, wie abfällig sie zu Anfang über das Problemviertel Hamburgs und insbesondere über die ALS denkt. Sie wirkte da regelrecht arrogant und wurde mir etwas unsympathisch. Allerdings hatte sie genau dadurch ein großes Entwicklungspotential, das die Autorin auch super genutzt hat! Denn die Entwicklung, die Anni im Laufe der Geschichte durchgeht, ist einfach nur schön zu beobachten und noch dazu realistisch geschrieben, sodass Anni mir später nur noch sympathisch war und ich ihr ihr Happy End gönnte.
P.S.: Wer auf ein Wiedertreffen mit altbekannten Charakteren hofft, der wird hier auch glücklich werden!

Bewertung vom 03.03.2018
Save Me / Maxton Hall Bd.1
Kasten, Mona

Save Me / Maxton Hall Bd.1


sehr gut

Zuerst war ich ja ziemlich skeptisch, als ich von der neuen Reihe von Mona kasten erfuhr. Es hört sich für mich ein wenig zu sehr nach der Paper-Reihe von Erin Watt an. Mit der Leseprobe hat sich meine Meinung dann allerdings geändert.
Die Geschichte ist die von Ruby und James, beide Schüler auf der Privatschule Maxton Hall, die jedoch aus zwei unterschiedlichen Welten zu kommen scheinen. Die beiden prallen unweigerlich aufeinander und sie müssen notgedrungen miteinander auskommen, woraus sich mehr entwickelt. Die Story ist jetzt nicht unbedingt das, was man innovativ nennt, aber es war doch durchaus spannend und überraschend und auch nicht überdramatisiert.
Dazu kam der schön zu lesende Schreibstil der Autorin. Mona Kasten weiß, wie man Atmosphären einfängt und hat dazu beigetragen, dass ich das Buch wirklich schnell lesen konnte. Einziger größerer negativer Punkt am Schreibstil war, dass ich nicht so richtig mit den Protagonisten mitfiebern konnte. Was echt schade war, denn schließlich hat man die Story aus der Perspektive von sowohl Ruby als auch James erfahren, etwas, das ich wirklich spannend und interessant gemacht fand.
Die Charaktere fand ich aber sowieso echt klasse! Ruby war mir von Anfang an sehr sympathisch, einzig, dass sie keine richtige Charakterentwicklung hatte, kann ich hier negativ anmerken. Ansonsten war sie eine echte Powerfrau! Und James, der anfangs noch sehr wie ein arroganter Idiot rüberkam, habe ich im Laufe der Geschichte richtig ins Herz geschlossen. Seine Entwicklung hat mir unheimlich gut gefallen!
Was mir im Buch ein wenig gefehlt hat, war das Eingehen auch auf die Nebencharaktere. Diese werden größtenteils nur angerissen, kommen zwar teilweise etwas häufiger vor, dann aber wieder nicht und so hatte man nicht so richtig die Chance, jemanden außer Ruby und James kennenzulernen, was ich echt schade finde.
Nichtsdestotrotz ein sehr schönes, spannendes Buch, auf dessen Fortsetzung ich mich jetzt schon freue!

Bewertung vom 31.10.2017
Im Traum kannst du nicht lügen
Persson Giolito, Malin

Im Traum kannst du nicht lügen


ausgezeichnet

Ich lese ja gerne Thriller, doch in letzter zeit bin ich immer häufiger enttäuscht, weil mich keiner mehr so richtig zu packen vermag, mich keiner mehr wirklich überrascht. Da war dieser hier doch wirklich anders. Denn Maja steht in Stockholm vor Gericht, wird angeklagt, an einem Amoklauf beteiligt gewesen zu sein, mehrere Menschen ermordet zu haben. Doch hat sie es getan?
Im Rahmen des Prozesses, aber auch von Rückblenden wird der Fall ausgebreitet, erfährt man stückchenweise immer mehr von den Hintergründen, ein Puzzleteilchen nach dem anderen. Ist Maja schuldig? Die Frage bleibt wirklich sehr lange offen und der Leser wird durch viele schockierende Wendungen und Ereignisse hindurchgeführt.
Der Schreibstil macht das Ganze nochmal interessanter, denn es wird aus Majas Sicht erzählt. Was dazu verleiten würde zu denken, man wüsste sofort, ob Maja denn nun getan hat, was man ihr vorwirft, oder nicht. Aber ganz so einfach macht die Autorin es ihren Lesern eben nicht und genau deswegen finde ich, dass Maja eine unglaublich interessante und gut konstruierte Protagonistin darstellt. Besonders anfangs wirkt sie sehr distanziert, als würde der Prozess sie gar nicht betreffen. Doch schon bald merkt man, dass hinter ihrem Sarkasmus die Gefühle brodeln. Welche das sind? Das muss man auch erst einmal herausfinden, aber auf jeden Fall ist sie nicht so gleichgültig, wie man vielleicht denkt. Maja ist vielleicht keine besonders sympathieerregende Hauptperson, aber sie ist unfassbar gut gewählt und gezeichnet. Außerdem hat der Schreibstil es geschafft, mich zum Nachdenken anzuregen, durch die Art wie Maja die Dinge betrachtet.
Genauso fasziniert haben mich die Nebencharaktere und wie Maja mit diesen in Beziehung steht. Auch hier schaffte die Autorin es immer wieder, mich zu überraschen, entweder mit dem Charakter einer Figur, die ich mir doch erst so anders vorgestellt hatte, oder mit der Richtung, in die sich eine Beziehung wendete.
Alles in allem bin ich also absolut überzeugt von dem Buch, ich kann sehr gut nachvollziehen, weshalb es ausgezeichnet wurde.

Bewertung vom 15.05.2017
Der letzte erste Blick / First Bd.1
Iosivoni, Bianca

Der letzte erste Blick / First Bd.1


sehr gut

Mit "Der letzte erste Blick" hat Bianca Iosivoni es geschafft, mich für sich einzunehmen. Die Handlung ist interessant. Ich mochte es, wie die Autorin witzige Momente und auch ernstere Szenen verknüpfte. Immer mal wieder musste ich wegen dem, was die Charaktere so trieben, zum Schmunzeln gebracht. Die Liebesgeschichte zwischen Emery und Dylan hat natürlich für einige Spannung gesorgt, gleichzeitig war es aber auch interessant, die Vorgeschichten der beiden aufzudecken und wie alles zusammenhängt. Hier konnte mich die ein oder andere Wendung noch überraschen, was in diesem Genre ja nicht oft der Fall ist.
Was mir bei der Handlung nicht ganz so gut gefallen hat, war das letzte Drittel, in dem sich die Ereignisse meiner Meinung nach viel zu sehr überstürzten. Vorher gab es immer mal wieder auch ruhigere, entspanntere Szenen, aber zum Ende hin kam es mir so vor, als würde ich von einer Gefühlswirrwarr-Lawine überrollt worden. Da wäre es mir lieber gewesen, wäre ds ein oder andere Ereignis herausgenommen worden, um das Tempo ein wenig zu drosseln.
Der Schreibstil hat mir wirklich sehr gut gefallen. Bianca Iosivoni schreibst sehr locker und flüssig, sodass man leicht in die Geschichte eintauchen kann. Das Einzige, was mich hier ein klein bisschen gestört hat, war die Tatsache, dass das Buch in der Vergangenheit geschrieben wurde, was bei mir ein ganz klein wenig dafür gesorgt hat, dass ich nicht ganz so mitgerissen wurde. Aber das ist etwas ganz Subjektives. Ansonsten finde ich vor allem, dass die Atmosphäre des Romans sehr gut rübergekommen ist, egal in welcher Situation. Auch dass der Roman aus den Sichtweisen von Emery und Dylan geschrieben ist, fand ich schön, das habe ich vorher noch nicht oft gelesen, fand ich aber direkt gut. Aber auf jeden Fall war es interessant, vom Innenleben beider Protagonisten zu erfahren, wo man doch sonst oft nur die Sicht de weiblichen Hauptperson hat.
Die beiden Protagonisten fand ich aber sowieso sehr sympathisch. Vor allem Emery mit ihrer direkten, schlagfertigen Art mochte ich sehr, aber genauso Dylan, der so nett und hilfsbereit ist, doch trotzdem auch Fehler macht. Dass hier die Rollen ein bisschen gewechselt wurden und es eher Bad Girl und Good Boy gab, fand ich eine schöne Abwechslung. Die Nebencharaktere waren mir auch fast durchgehend sympathisch und ich mochte vor allem die Dynamik des Freundeskreises und der Zusammenhalt in Emerys Familie, nur hat mich hier gestört, wie wenig die Personen vorkamen. Besonders die Familie, von der man nur aus Erzählungen oder Telefonaten mehr erfährt, was ich echt schade finde.
Insgesamt ist "Der letzte erste Blick" aber auf jeden Fall lesenswert, ich kann es allen Liebhabern des New Adult Genres nur empfehlen!