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Lisi891

Bewertungen

Insgesamt 45 Bewertungen
Bewertung vom 28.11.2018
Mörderische Renovierung
Cantero, Edgar

Mörderische Renovierung


ausgezeichnet

"Mörderische Renovierung" von Edgar Cantero ist ein sehr besonderer Roman. Er enthält Elemente aus den klassischen romantischen Horrorgeschichten, wie denen von Bram Stoker und Edgar Allan Poe, ist dabei aber gleichzeitig sehr modern. Bei dieser Mischung kommt eine Gruselgeschichte heraus, die wir Leser abwechselnd durch Briefe, Notizen, Video- und Tonaufzeichnungen (alles schriftlich) erleben. Insgesamt eine gute Abwechslung aus Gesagtem/Gezeigtem und Verborgenem um sehr spannend und am Ende sehr überraschend zu werden.

Unsere Hauptperson A. (männlich, 23 Jahre alt, Brite), erbt von einem bisher unbekannten Onkel ein Herrenhaus in den USA. Er fährt zusammen mit seiner Freundin Niamh (sprich "Nief", stumm, kommuniziert mithilfe eines Notizblockes) hin um es sich anzusehen. Das besondere daran ist, dass sich sein Onkel, genauso wie dessen Vater genau mit 50 Jahren aus dem gleichen Fenster im oberen Stock gestürzt hat und dadurch starb. Als die beiden im Herrenhaus ankommen, erfahren sie, dass A.'s Onkel sehr zurückgezogen lebte und mit Freunden, die nur zweimal im Jahr zu Besuch kamen, seltsame okkulte Riten abhielten. Außerdem soll es in dem Haus spuken, in dem die beiden nun wohnen, und das so groß ist, dass sie es nicht ganz erkunden.
Wir erfahren immer mehr von den beiden, können uns durch die Beobachterposition ein gutes Bild der Situation machen, aber doch wissen wir nie so viel wie die beiden selbst.
Die Schreibweise und Sprache sind am Anfang etwas gewöhnungsbedürftige, besonders die nüchternen Protokolle der Aufzeichnungen, aber wenn man sich daran gewöhnt hat, trägt das zur Spannung bei.
Ich möchte weiter nichts verraten. Es sei nur so viel gesagt: Das Buch, die ganze Geschichte, die Personen, all das ist ungewöhnlich und neu - besonders überraschend ist aber das Ende. All diejenigen, die die gleichen Ängste haben wie ich, seien beruhigt: Wir werden am Ende nicht mit einem Abbruch der Aufzeichnungen und einem ungeklärten Ende zurückgelassen, wie in schlechten Horrofilmen.

Eine klare Leseempfehlung für alle Fans klassischer Horrorliteratur und für alle, die in der Vorweihnachtszeit Abstand von der beschaulichen Stimmung gewinnen und sich gruseln wollen.

Bewertung vom 30.10.2018
Sieben Tage wir
Hornak, Francesca

Sieben Tage wir


ausgezeichnet

"Sieben Tage wir" von Francesca Hornak ist eine wunderbare Familiengeschichte, die rund um Weihnachten spielt und das Herz froh macht.
Die Familie Birch besteht aus Vater Andrew, Mutter Emma und den erwachsenen Töchtern Phoebe und Olivia. Schon lange verbringen sie Weihnachten nicht mehr alle zusammen, weil Olivia als Ärztin in vielen Ländern unterwegs ist und humanitäre Hilfe leistet. Auch in diesem Jahr war sie bis vor kurzem bei der Haag-Epidemie in Liberia im Einsatz, aber zu Weihnachten ist ihr Einsatz vorbei und sie kommt nach Hause. Das ist für die restliche Familie auch ganz besonders und sie alle wollen Weihnachten so festlich wie möglich gestalten. Sie verbringen die Feiertage wie früher auf dem Landsitz von Emmas Familie in Norfolk, aber noch abgeschiedener als sonst: Wegen Olivias Infektionsrisiko muss sie - und alle mit denen sie zusammen sein will - 7 Tage in Quarantäne verbringen und jeden Kontakt zur Außenwelt meiden. Das ist gar nicht so einfach, denn die vier Erwachsenen haben sich nicht mehr so viel zu sagen und haben alle das ein oder andere Geheimnis angespart, das sie den anderen um keinen Preis verraten wollen: Olivia hat eine Liebesbeziehung zu ihrem Kollegen Sean begonnen - trotz striktem Kontaktverbot. Kurz nachdem sie in Norfolk ankommt erfährt sie, dass bei Sean Haag diagnostiziert wurde und er im Krankenhaus um sein Leben ringt. Sie leidet mit ihm, darf ihrer Familie aber nichts davon erzählen. Beim Emma wurde kurz vor den Feiertagen ein Knoten entdeckt und ein Krebs diagnostiziert. Das will sie aber noch keinem verraten um die Feiertagsstimmung nicht zu vermiesen. Dabei fühlt sie sich aber immer ein bisschen schwach und will das durch emsige Betriebsamkeit unterdrücken. Andrew hat schon vor Jahren einen Brief bekommen, von eine Frau mit der er während eines Auslandseinsatzes einen One-night-stand hatte, ein einmaliger Ausrutscher, er hat Emma nie davon erzählt. Sie wurde damals schwanger und hat einen gemeinsamen Sohn zur Adoption freigegeben. Andrew hat diesen Brief damals ignoriert, doch nun schreibt ihm sein Sohn auch ausgerechnet kurz vor Weihnachten, dass er ihn gerne kennenlernen möchte.

Alle miteinander haben also ihr Päckchen zu tragen und wollen gleichzeitig eine fröhliche Weihnachtssttimmung vortäuschen. Das kann auf engstem Raum natürlich nicht lange gut gehen.

Die Autorin beschreibt die Szenen wunderbar, wir erfahren die Geschichte immer abwechselnd, Kapitel für Kapitel aus der Sicht eines Familienmitglieds und bekommen so verschiedene Sichtweisen und Meinungen zu hören. Das vermittelt uns ein wunderbares und beinahe Allwissendes Bild der Szenerie und so sehen wir schon kommen, was für die einzlnen überraschend ist. Am Ende werden natürlich alle Geheimnisse aufgedeckt und die Familie versöhnt sich - ein reinigendes Gewitter lässt eine neue Vertrauensstimmung aufleben. Dazwischen fand ich die Lösung eines Falles etwas vorhersehbar, aber vielleicht hatte ich auch einfach zufällig den richtigen Riecher.
Leider ist es am Ende kein reines Happy End. Das fand ich sehr schade.

Eine wunderbare Geschichte, gerade für die (Vor-)Weihnachtszeit. Sie animiert dazu, mehr miteinander zu reden und einander zu vertrauen. Außerdem senibilisiert sie dafür, nicht immer nur an die eigenen Sorgen zu denken, sondern hinter den "Launen" der anderen auch tiefergehende Probleme zu sehen und einander zu helfen.
Eine wunderbare Weihnachtsgeschichte, bis auf den kleinen Wermutstropfen ganz am Ende. Der hätte nicht sein müssen. Mir wäre ein kitschiges Happy End lieber gewesen.
Sehr empfehlenswert!

Bewertung vom 23.10.2018
Ich muss mit auf Klassenfahrt - meine Tochter kann sonst nicht schlafen! / Helikopter-Eltern Bd.2
Greiner, Lena;Padtberg-Kruse, Carola

Ich muss mit auf Klassenfahrt - meine Tochter kann sonst nicht schlafen! / Helikopter-Eltern Bd.2


ausgezeichnet

"Ich muss mit auf Klassenfahrt - meine Tochter kann sonst nicht schlafen!" - der Titel sagt schon alles und gibt einen Vorgeschmack auf die unvorstellbar komischen Situationen, in die man mit Helikopter-Eltern geraten kann. Lena Greiner und Carola Padtberg-Kruse haben viele Zuschriften bekommen und konnten hier eine zweite Sammlung an Geschichten zusammenstellen. Wir begleiten Helikopter-Eltern und ihren Nachwuchs von der Wiege bis zur Bahre - naja, zumindest fast. Schon pränatal wollen diese Eltern nichts dem Zufall überlassen und ihren (noch nicht geborenen) Nachwuchs ultimativ fördern. Danach begleiten sie ihn die ganze Schullaufbahn hindurch (und wir mit), indem sie alle Unannehmlichkeiten aus dem Weg räumen. Da wundert es uns nicht, dass sie ihn später auch noch in Uni und Beruf begleiten müssen - denn was Helikopter-Nachwuchs sicher nicht lernt ist: Selbstständigkeit.
Alle Geschichten sind mehr oder weniger saukomisch (weniger nur, wenn man Ähnliches schon hautnah erlebt hat). Besonders gut hat mir das Kapitel am Ende gefallen, ein später Brief einer Tochter an die eigene Helikopter-Mutter, ein Weckruf für alle Helikopter-Eltern, die nur das Beste für ihre Kinder wollen und ihnen dabei womöglich schlimmes antun.

Bewertung vom 23.10.2018
Das Geheimnis der Grays
Meredith, Anne

Das Geheimnis der Grays


sehr gut

"Das Geheimnis der Grays" von Anne Meredith ist ein spannender Krimi, der in England um Weihnachten 1931 spielt.
Der alte Hausherr von King's Poplars, Adrian Gray, versammelt wie jedes Jahr seine ganze Familie, mit deren Familien (selbstredend ohne Kinder) um sich. Und wie jedes Jahr beherrschein Neid und Missgunst die Szenerie, alle kommen nur zum Vater auf's Land um ihn um Geld zu bitten. Doch dieses Jahr ist etwas anders: Am Weihnachtsmorgen wird Gray tot aufgefunden. Und beinahe alle im Haus haben einen Grund ihn zu hassen und zu töten. Doch wer war es?

Anne Meredith schafft eine ganz besondere neuartige Krimiform. Hier ist nichts "cosy", wie in den bekannten und verbreiteten Cosy-Krimis, denn all hassen sich und es kommt keine Landhausstimmung auf. Außerdem ist es auch kein typisches "Who-dunnit?", denn wir Leser erfahren die Tat direkt mit und wissen, wer es getan hat. Die Spannung, die dem Roman trotzdem nicht fehlt, spinnt sich um die psychologische Betrachtung des Mörders und der anderen, die nicht wissen wer es war. Anders als bei klassischen Krimis steht hier nicht der Ermittler im Vordergrund, sondern der Täter und sein Umfeld.

Sehr spannend und ganz anders als ein normaler Krimi! Aber Weihnachtsstimmung kommt hier nicht auf!

Bewertung vom 07.09.2018
Unter Verdacht / Die Schwestern von Mitford Manor Bd.1
Fellowes, Jessica

Unter Verdacht / Die Schwestern von Mitford Manor Bd.1


ausgezeichnet

„Die Schwestern von Mitford Manor – unter Verdacht“ von Jessica Fellowes ist der erste Band eìner hoffentlich bald vielteiligen Buchreihe um die Mitford-Schwestern.
Sofort als ich sah, dass Jessica Fellowes die Person ist, die die wunderbaren Begleitbücher zur Serie „Downton Abbey“ geschrieben hat, war für mich klar, dass ich diesen Roman lesen musste.
Wir schreiben das Jahr 1920 und begleiten die junge Louisa Cannon auf dem Weg, ihr Leben in glücklichere Bahnen zu lenken – ja eigentlich dabei, ihr Leben zu retten. Sie lebt in London in ärmlichen Verhältnissen, ihre Mutter arbeitet so viel sie kann als Wäscherin, ihr Vater ist vor kurzem gestorben, seitdem hat sich ihr fauler und zwielichtiger Onkel Stephen bei ihnen einquartiert. Er hat bei vielen Männern Schulden und möchte einen von ihnen mit Naturalien auszahlen – mit Louisa! Eine Nacht würde genügen, sagt er. Louisa wird speiübel. Ihr einziger Ausweg ist die Flucht. Ihre Chance: eine Freundin erzählt ihr, dass eine reiche befreundete Familie, die Mitfords, ein neues Kindermädchen sucht. Louisa bewirbt sich und tatsächlich besteht sie das Vorstellungsgespräch. Doch zur gleichen Zeit, als Louisa dort ankommt, wird im Zug eine bekannte der Familie, die Krankenschwester Florence Nightingale Shore ermordet. Die älteste Tochter der Familie, Nancy, ungefähr so alt wie Louisa, liebt spannende Geschichten in der Zeitung und beginnt sich Gedanken über den Fall zu machen. Natürlich zieht sie Louisa mit hinein und die beiden beginnen zu ermitteln. Es folgt eine lange aber kurzweilige Geschichte, mit vielen neuen Bekanntschaften, den Erfahrungen des Erwachsenwerdens und auch vielen Gefahren.
Der Schreibstil der Autorin hat mir sehr gut gefallen. Von Anfang an war mir Louisa sofort sympathisch und ich konnte mich sehr gut in sie hineinversetzen. Auch die anderen Figuren, wenn auch in den meisten Kapiteln aus Louisas Sicht geschildert, kann man sich wunderbar vorstellen und bekommt eine gute Vorstellung von ihrem Wesen und ihrem Charakter. Die Geschichte ist kurzweilig geschrieben, man kann das Buch über viele Seiten gar nicht mehr weglegen. Dazu tragen auch die kurzen Kapitel bei, man fliegt nur so über die Seiten.
Ich hätte – dem Klappentext nach zu urteilen – etwas mehr Krimi erwartet, aber so wie sich der Roman entwickelt hat, war das Verhältnis zwischen spannender, tragischer und glücklicher Familiengeschichte und Krimi-Ermittlung genau ausgeglichen. Der Roman hat mir sehr gut gefallen. Die Familie Mitford, Guy und natürlich allen voran Louisa sind mir sehr ans Herz gewachsen. Deswegen hoffe ich, dass wir nicht allzu lange auf den nächsten Band warten müssen und dass Louisa auch hier wieder die Hauptperson sein wird.

Bewertung vom 02.08.2018
Der Horror der frühen Medizin
Fitzharris, Lindsey

Der Horror der frühen Medizin


ausgezeichnet

"Der Horror der frühen Medizin" von Lindsey Fitzharris ist eine Mischung aus einem lehrreichem Sachbuch, einer spannenden Roman und einer Biografie.
Sie berichtet, welchen riesigen Wandel die Medizin im Allgemeinen und die Chirurgie im Besonderen im 19. Jahrhundert mitgemacht hat. Am Anfang stehen Chirurgen, die weder Lesen noch Schreiben können und ihr Handwerk nur so gut beherrschen wie der Vorgänger von dem Sie es gelernt haben. Am Anfang stehen Chirurgen, die in vollbesetzten Räumen vor Schaulustigen in Straßenkleidung operieren und dabei mit bloßen ungewaschenen Händen in den offenen Wunden herumstochern. Dann kommt ein langsames Umdenken und stetige Verbesserungen, bis am Ende studierte Mediziner als Chirurgen in penibel sauberen Operationsräumen Wunden mit antiseptischen Mitteln behandeln und mit desinfizierten Werkzeugen operieren.
Das meiste von diesem Wandel verdanken wir Joseph Lister, der im 19. Jahrhundert sein Studium zum Mediziner und Chirurgen durchlief, verschiedene Stellen in Großbritannien annahm und dabei seine Techniken immer weiter verbesserte, bis er am Ende sein ganzes Fach revolutionierte.

Lindsey Fitzharris schreibt dabei so spannend und detailliert, dass wir uns sehr gut in die damalige Zeit und besonders in die damaligen Krankenhäuser und Lehrsäle hineindenken können. Sie versäumt es nicht, dabei auch Dinge zu schildern, die nur am Rande mit Listers Geschichte zu tun haben, uns aber helfen die Umstände und Lebenssituation der Menschen damals zu verstehen. Es werden viele wissenschaftliche Fachbegriffe verwendet und die meisten davon auch erklärt. Manche Begriffe, die nicht oder schon an viel früherer Stelle erklärt wurden, habe ich absichtlich nicht nachgesehen um mir das Ganze nicht zu bildlich vorzustellen. Ich hatte nicht das Gefühl, dass die Autorin übertrieben dramatisiert oder besonders ekelige Stellen hervorhebt. Die grundlegende Übelkeit beim Lesen ist einfach den damaligen Umständen und besonders der Diskrepanz zwischen den damaligen und den heutigen Praktiken geschuldet.

Ich möchte das Buch allen empfehlen, die ein grundlegendes Interesse am menschlichen Körper und der Behandlung desselben haben. Man lernt durch das Buch erst schätzen, was die Medizin heute, so kurz nach der geschilderten Zeit, alles leisten kann.
Das Buch ist spannend und lehrreich zugleich - man sollte nur nicht zu zart besaitet sein.

Bewertung vom 25.07.2018
Die edle Kunst des Mordens / Clara Annerson Bd.1
Wagner, Alex

Die edle Kunst des Mordens / Clara Annerson Bd.1


sehr gut

"Die edle Kunst des Mordens" von Alex Wagner, ist ein spannender und nicht vorhersehbarer Krimi.
Am Anfang ist das Setting beinahe wie in einem englischen Cosy-Krimi, ein luxuriöser Landsitz und eine Wochenendgesellschaft edler Damen und Herren. Doch wir sind eindeutig in unserer modernen Zeit und auch eindeutig in Wien und Umgebung (ja, Wien-Fans kommen auch ein wenig auf ihre Kosten).
Am Anfang möchte Clara Annerson, ihres Zeichens Liebesroman-Autorin (am liebsten ehemalig), im Kunsthistorischen Museum den idealen Schauplatz für ihren Mord finden - rein literarisch natürlich, denn sie will von nun an Krimis schreiben. Mit der Liebe hat sie abgeschlossen. Dabei lernt sie aber den reichen Kreis exzentrischer Kunstsammler rund um Christian Lohenstein kennen - unter anderem den äußerst gut aussehenden Raffael Lamark. Sie wird kurzerhand als "Hofschriftstellerin" engagiert und zur feierlichen Eröffnung von Lohensteins Landsitz eingeladen. Und ausgerechnet hier ereignet sich ein Mord. Dass der ermittelnde Kommisar gleichgültig und überarbeitet ist, stachelt Clara nur noch mehr an und sie lässt sich von ihren Krimi-Ambitionen in die Ermittlungen hineinziehen.
Der Krimi ist spannend geschrieben, aber auch mit lustigen und romantischen Unterbrechungen. Man kann mitfiebern und miträtseln und hat manchmal auch ein wenig Angst um Clara, wenn sie wild verdächtig - und besonders, wenn sie ohne Grund  vertraut. Am Ende mündet alles in einem fulminanten Showdown mit einer etwas komplizierten Auflösung.
Ich finde die Figuren gut dargestellt, man kann sich besonders in Clara und ein paar der öfter vorkommenden Figuren gut hineinversetzen.
Leider werden am Ende ein paar Dinge nicht aufgeklärt und Fragen unbeantwortet gelassen - eigentlich nur zugunsten eines romantischen statt aufgeklärten Endes. Das hätte nicht sein müssen.
Aber alles in allem hat mir der Krimi gut gefallen, und ich hoffe, dass Clara noch öfter ermittelt, damit ich sie wieder begleiten kann - 4 Sterne damit noch Luft nach oben ist bei Claras nächsten Fällen (die es hoffentlich geben wird).

Bewertung vom 15.06.2018
Fräulein Apfels Geheimnis / Das Hotel der verzauberten Träume Bd.1
Mayer, Gina

Fräulein Apfels Geheimnis / Das Hotel der verzauberten Träume Bd.1


sehr gut

"Das Hotel der verzauberten Träume - Fräulein Apfels Geheimnis" von Gina Mayer handelt von Jöelle, ihrem Bruder Lancelot und ihrer Familie. Ihnen passiert das, wovor wir uns alle fürchten, wenn wir an einen fremden Ort fahren: Sie haben sich beim Eingeben ins Navi vertippt und kommen am falschen Ort heraus - über 400 km entfernt von dem Ort wo sie eigentlich Urlaub machen wollten. Zum Glück hat hier aber vor wenigen Wochen Fräulein Apfel eine kleine Pension eröffnet, sodass sie hier am falschen Ort trotzdem übernachten können. Schon an ihrem ersten Tag und in der ersten Nacht in Fräulein Apfels Hotel geschehen seltsame Dinge: Ein nicht angeschlossenes Telefon klingelt, ein ausgestopfter Adler wird lebendig - da sind Jöelle und Lancelot gar nicht traurig, als das Auto der Eltern einen Schaden hat und sie erst einmal hier bleiben müssen. Zum Glück finden sie auch einen neuen Freund, Benny, mit dem sie viel spielen.
Im Laufe der Geschichte kommen die Kinder Fräulein Apfels Geheimnis auf die Spur, stellen fest, dass Jöelle etwas besonderes ist und helfen einem Bekannten. Ich will hier aber natürlich nicht spoilern. Es ist herzallerliebst, spannend und geheimnisvoll - lest selbst.

Die Geschichte ist unterhaltsam, dabei spannend und geheimnissvoll, ohne zu unheimlich oder gefährlich zu werden, ein gut abgestimmtes Kinderbuch. Die Sprache ist einfach, aber nicht langweilig, Erklärungen und Wiederholungen helfen bei (vielleicht) neuen Wörtern. Die Figuren (zumindest die wichtigen) werden anschaulich beschrieben, sodass man sich gut in sie hineinversetzen kann.

Insgesamt ein wunderbares Kinderbuch, das wahrscheinlich eine ganze Reihe werden wird. Mir war es ein wenig zu kurz, es hätte ruhig noch eine Verzögerung oder eine kleine Gefahrensituation eingebaut werden können, denn die Auflösung am Ende kommt ziemlich schnell. Aber es ist nun mal ein Kinderbuch, das wohl auch für jüngere Leser schon geeignet sein soll.
Ich vergebe gute vier von fünf Sternen.

Bewertung vom 12.05.2018
Die Rebellinnen / Iron Flowers Bd.1
Banghart, Tracy

Die Rebellinnen / Iron Flowers Bd.1


ausgezeichnet

Iron Flowers - Die Rebellinnen von Tracy Bandhart handelt von zwei Schwestern, die ein entbehrungsreiches und hartes Leben in dem Landstrich Lanos führen.
In dem Königreich zu dem Lanos gehört haben Frauen keine Rechte und keine Perypektiven im Leben. Sie können heiraten und Kinder kriegen oder sie können in Fabriken und Nähereien schuften. Der einzige Ausweg aus diesem Leben ist es, als eine Grace des Regenten im fernen Bellaqua auserwählt zu werden. Darauf wird Serina, die ältere und hübschere (?) Tochter schon von Geburt an vorbereitet. Sie erhält Tanz- und Instrumenalunterricht, lernt ihren Körper zu pflegen, hübsch auszusehen und zu gehorchen. Ihre kleine Schwester Nomi dagegen, wird darauf vorbereitet, im besten Fall als Serinas Zofe mit nach Bellaqua fahren zu dürfen. Sie ist von je her die aufmüpfigere und rebellischere Schwester. Als ihr Bruder in die Schule gehen und lesen und schreiben lernen darf, überredet sie ihn, es ihr beizubringen - für Frauen im Königreich, wie fast alles, streng verboten.
So kommt Serina eines Tages tatsächlich als Grace-Auswahl von Lanos für den jungen Thronfolger nach Bellaqua und Nomi begleitet sie. Und dann kommt alles wie sie es sich erhofft haben und doch ganz anders. Nicht Serina wird als Grace ausgewählt, sondern Nomi, die der Thronfolger ohne schöne Kleider in ihrer Dienerkleidung nur zufällig kurz am Gang gesehen hat und die ihn auch noch beleidigt hat. Serina darf als ihre Zofe bleiben, doch das ist so gar nicht das Leben, auf das sie sich vorbereitet hat.
Doch es kommt noch viel schlimmer: Sie muss sich nicht lange an das Zofenleben gewöhnen, denn sie wird mit einem Buch, das Nomi aus der Bibliothek gestohlen hat, erwischt und verbannt: Auf die Insel der Verdammten!
Von nun an verfolgen wir Serina und Nomi getrennt in ihren Leben, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Werden sie es schaffen, sich wiederzusehen und aus dem Königreich einen besseren Ort für Frauen zu machen? Lest selbst!

Die Geschichte ist schön erzählt, immer kapitelweise abwechselnd aus der Sicht der einen und der anderen Schwester. So erfährt man schnell, wie unterschiedlich die beiden sind und lernt ihre Charaktere kennen. Es handelt sich dabei um keine Ich-Erzählung, sondern um eine Erzählweise über die jeweilige Schwester. Dadurch lernen wir ihre Gefühls- und Gedankenwelt gut kennen. Die Kapitel sind gut aufgebaut und abgetrennt, es passiert etwas und an einer spannenden Stelle wird wieder gewechselt. So will man immer weiterlesen und kommt schnell voran. Die Geschichte ist spannend und schnell erzählt, ohne dabei Landschafts- oder Personenbeschreibungen oder romantische Szenen zu vergessen.

Mir hat das Buch sehr gut gefallen, nur leider bricht es am Ende sehr plötzlich ab.
Ich hätte das ja auf die Tatsache geschoben, dass es noch mehrere Teile geben soll, aber ich habe in letzter Zeit auch Gegenbeispiele gelesen, sodass ich weiß, dass auch ein einzelner Teil einen Abschluss haben kann.
Ich war kurz davor wegen diesem Abbruch am Ende nur 4 Sterne zu geben, aber dafür sind mir die Figuren zu sehr ans Herz gewachsen. Ich habe mit ihnen gefühlt und die Themen und Rechte für die sie kämpfen sind mir zu wichtig: Deswegen 5 Sterne!

(Nicht nur in der aktuellen Metoo-Debatte:) Eine klare Leseempfehlung für diesen Frauen-/Jugendroman.

Bewertung vom 29.04.2018
Die Geschichte des Wassers / Klima Quartett Bd.2
Lunde, Maja

Die Geschichte des Wassers / Klima Quartett Bd.2


sehr gut

"Die Geschichte des Wassers" ist der zweite Band, in Maja Lundes Reihe über die Natur und unsere Zukunft. Ich habe auch schon "Die Geschichte der Bienen" gelesen und bin mit großen Erwartungen an das neue Buch herangegangen.
Wie schon in der ersten Geschichte begleiten wir eine gegenwärtige und eine zukünftige Person in ihrer Lebensgeschichte, die wir im Laufe der Erzählung nach und nach erfahren. Dieses Mal sind es:
Signe, schon beinahe 70 Jahre alt; Die Norwegerin war ihr ganzes Leben lang Umweltaktivistin, hat schon in jungen Jahren für den Erhalt der Flüsse und des Gletschers in ihrer Heimat gekämpft und tut es noch. Sie wurde ihr Leben lang enttäuscht von Menschen, denen Profit, Wohlstand und Bequemlichkeit wichtiger waren als die Natur - etwas, das Signe überhaupt nicht verstehen kann. Als sie sieht, wie ihr geliebter Gletscher abgetragen werden soll um als Eiswürfel in Drinks reicher Leute zu enden, beschließt sie einen Schlussstrich zu ziehen, denn ihr ehemaliger Verlobter ist dafür verantwortlich. Sie macht sich mit dem Eis auf die beschwerliche Reise, mit ihrem kleinen Segelboot von Norwegen bis nach Frankreich um ihn zur Rede zu stellen. Im Laufe der Reise erleben wir mit ihr alle Hochs und Tiefs und erfahren ihre harte Lebensgeschichte.
Und David, mit seiner kleinen Tochter Lou, im Frankreich des Jahres 2041. Man könnte denken, dass das noch nicht so weit in der Zukunft liegt, und doch sind die Geschehnisse recht realistisch, auch auf die kurze Zeit. Trinkwasser wird überall knapper, Dürre und Wüsten breiten sich aus, längst bietet auch Südeuropa, genauer Südfrankreich keine Überlebensbedingungen mehr, so machen sich auch David und seine Freundin Anna mit ihren beiden kleinen Kindern auf den Weg, auf die Flucht nach Norden, in die Wasserländer. Sie hoffen irgendwo ein Visum oder eine Aufenthaltserlaubnis zu bekommen, bis dahin müssen sie in Flüchtlingslagern in Nordfrankreich bleiben. Auf dem Weg dorthin werden sie getrennt. David kommt mit der kleinen Lou im Flüchtlingslager an und weiß nicht, wo der Rest der Familie ist. Sie fristen ein trostloses Dasein im Flüchtlingslager, lernen ein paar Leute kennen, aber keine richtigen Freunde. Sie müssen miterleben, wie die Vorräte und das Wasser immer knapper werden, wie Dürre und der Krieg um Wasser immer näher kommen. Eigentlich sollten sie weiter nach Norden ziehen, aber sie wollen auf den Rest der Familie warten. Wir erleben das harte Leben mit und erfahren nach und nach was zuvor geschehen ist. Ein Hoffnungsschimmer ist das Boot, das die beiden in einem verlassenen Garten finden. Dort können sie spielen und tatsächlich wieder neue Hoffnung fassen.

Wie die beiden Geschichten am Ende verknüpft werden, will ich noch nicht verraten, es ist aber vorhersehbar und wenig spektakulär. Ich hätte mir den versprochenen Schatz, den sie finden irgedwie hoffnungsvoller und weltumspannender vorgestellt. Ich war am Ende über die Aussichten, die in der zukünftigen Geschichten für David und Lou noch bleiben sehr enttäuscht und hoffe, dass es in unserer Zukunft doch etwas anders aussieht. Im Jahr 2041 werde ich genau 50 Jahre alt sein, das erlebe ich hoffentlich und ich freue mich darauf, dann zu sagen, siehts du: Wir haben es geschafft, es ist nicht zum Krieg um Wasser gekommen und wir leben alle noch. (Ja, das ist etwas utopisch, aber lasst mich optimistisch sein).

Insgesamt war ich von den Geschichten, von den Personen und deren Entwicklung im Vergleich zum Teil 1 etwas enttäuscht. Es wäre für sich alleine gestellt eine gute, realistische Geschichte, aber hinter der "Geschichte der Bienen" steht sie einfach an Qualität und Tiefe zurück. Deswegen gibt es leider nur vier Sterne, und auch die nur, weil ich hoffe, dass die nächsten (versprochenen 2) Teile wieder eher werden wie der erste und dass sich alles dann zu einem guten Ganzen zusammenfügt, auch wenn der zweite Teil für mich vielleicht ein Schwachpunkt war. Ich mag eben Happy Ends!