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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Margarete Noack
Wohnort: 
Berlin
Über mich: 
Gerontosozialtherapeutin / Fachjournalistin

Bewertungen

Insgesamt 13 Bewertungen
12
Bewertung vom 14.08.2010
Komm, sei mein Licht
Teresa, Mutter

Komm, sei mein Licht


sehr gut

Es ist nun schon 3 Jahre her, dass ich dieses Buch las. Noch immer fällt es mir schwer die rechten Worte zu finden, um es als Schatz weiterzugeben zu können.
„Komm sei mein Licht“ ist voller Schmerz, Verlassenheit und Zweifel, ein Aufschrei, wie ihn Jesus in seiner Todesstunde, am Kreuz zu Gott aufsteigen lies: „Mein Gott warum hast du mich verlassen ?“
Es ist die Vollendung gelebter Nächstenliebe in der man sich verbraucht, und am Ende, um nicht in den Tränen der Leidtragenden zu ertrinken, flehend nach Gottes Hand sucht.
Es ist die Vollendung gelebter Nächstenliebe, die nicht ehrlicher sein kann und für alle, die es chic finden zu helfen, eine Warnung sein sollte, genau hinzusehen, bevor man sich von der Berühmtheit als Preis für Nächstenliebe locken läßt.
Gelangweilt hat sich eine Rezensentin...
Zitat: “ langweilig
Ich hatte ehrlich gesagt mehr erwartet, zumal sich das Buch um eine so berühmte Persönlichkeit dreht. Leider entpuppte sich das Werk jedoch als viel zu langatmig. Viele Passagen ähneln einander und im Gegenzug fehlt es entscheidend an Detailtiefe. Ich hab mich mit Mühe bis zum Ende durchgekämpft. Schade.“

Doch genau das macht ein Tagebuch authentisch, wenn es einen Weg nachzeichnet, den wir alle kennen: Den innere Kampf des Alltags in Wiederholung bis wir loslassen können oder müssen.
Es wird sichtbar, dass Mutter Teresa Ihre Aufzeichnungen nicht für die Öffentlichkeit, sondern zur Klärung ihres Weges, ihres Auftrages zur Nächstenliebe / Nachfolge schrieb und nur darum, schreibend in aller Ehrlichkeit zu sich selbst, weitergehen konnte bis zum Schrei, trotz der Begegnung mit Persönlichkeiten der Weltgeschichte, Menschen, die sie liebten, verehrten. Es reichte immer nur für den Moment, eine Leere hatte sie überfallen, die nur Gott selber füllen konnte und dennoch blieb ER fern. EINSAMKEIT
Bei allen Wiederholungen, Langatmigkeit und was sonst noch Anstoß findet.
Mit „Komm sei mein Licht“ begegnen wir eine Frau, die eine Heilige genannt wird, auch darum weil sie nicht ewiges Halleluja verspricht, sondern den schweren, oft einsamen Weg in der Nachfolge Christi erkennbar macht.
„Komm sei mein Licht“ liest man nicht wie einen Abenteuer Roman, hintereinander.
Ich habe es begonnen, weg gelegt und wieder aufgenommen.
Doch ich weiß, wenn jemanden etwas über die Hilfe am Ärmsten, Benachteiligten wissen will, er/sie sich ganz dieser Aufgabe widmen möchte, dann werde ich auf die „geheimen Aufzeichnungen der Heiligen von Kalkutta“ hinweisen: Mutter Teresa, eine Frau die Nachfolge lebte .
Am 5. September 1997 nahm Gott sie zu sich. Bewegend liest es sich was auf S. 382 in „Komm sei mein Licht“ darüber steht.
Zitat:
“ Während Kalkutta im Dunkeln lag, erlosch das irdische Leben der Einen, die soviel Licht in diese Stadt und auf die ganze Welt gebracht hatte. Trotzdem geht ihre Mission weiter: Noch immer beantwortet sie den Ruf Jesu: „Komm, sei Mein Licht.“

Mutter Teresa, seliggesprochen für ihren lebenslangen Dienst an den Ärmsten dieser Welt, für ihre christliche Barmherzigkeit für die Pflege Kranker, Sterbender, Alleingelassener. Sie opferte ihr Leben für die Schwächsten. Ihre Tagebuchaufzeichnungen und Briefe zeugen davon, dass dieser Weg ohne ein ständiges Ringen im Glauben kaum begehbar ist, in diesem Jahr hätte sie ihren 100. Geburtstag gefeiert.
Margarete Noack

5 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.07.2010
Vatermord
Jens, Tilman

Vatermord


ausgezeichnet

Wo sind die aufgeregten Rezensenten von “Demenz”
Die Wogen haben sich geglättet, so scheint es!
Die wenigen Rezensionen zum neuen Buch von Tilman Jens "Vatermord", halten sich flach. Waren die Berufskritiker erschrocken über das was sie angerichtet haben?
“Vatermord” beginnt mit den Folgen einer intellektuellen Hatz auf den Autor Tilman Jens, der sich öffentlich mit der Erkrankung seines Vaters auseinandersetzte, persönlich und dennoch klar, weiterführend.
Betroffen macht, wie tief es Tilman Jens traf, als die Kritiker sich hastig übertreffen wollten, gedankenlos und sachunkundig schlugen sie zu. Gelungene Hiebe, die so tief ansetzten, so tief, dass der Autor des Buches wieder laufen lernen mußte. "Vatermord" ist eine unsentimentale Antwort darauf.
Ein mutiges Buch, dass ich nach einer Betroffenheitspause nicht mehr aus der Hand legte.
Wer sich ehrlichen Herzens mit dem Thema “Demenz” auseinandersetzen will, sollte "Vatermord" lesen. Es beschreibt zu Beginn die Reaktion derer, die von der Last einer geheimnisvollen Erkrankung des Geistes vielleicht nichts wissen wollen, die den Versuch der Angehörigen öffentlich damit umzugehen mißbilligen.
Das ist eine zusätzliche Last, die nicht jeder tragen kann. So geschah es dem Sohn, der um das Verstehen, über den an Demenz erkrankten Vater ringt und dafür Kollegenschelte erhielt.
Wenn auch eine vorübergehende Lähmung Tilman Jens bremste, sein Geist blieb beweglich, recherchierte, fand Literaturklassiker zum Thema Vatermord, neben Antworten aus der Wissenschaft zu möglichen Ursachen von Demenz , nennt Bücher, die von betroffenen Angehörigen geschrieben, ebenfalls gescholten wurden, wie der Bericht über den berühmten Geiger Helmut Zacharias, aufgezeichnet von der Tochter des Musikers .
Für den unvoreingenommenen und fragenden Leser wird Tilman Jens neues Buch so zu einer Schatzgrube und Wissensbereicherung, besonders durch die am Ende stehenden Literaturquellen.
Im letzten Kapitel wird noch einmal spürbar was in "Demenz" bereits anklingt: "Es ist ein schweres Ringen, wenn die Eltern, ob Vater oder Mutter ihre Stärke verlieren und die Erwachsenen Kinder sie in ihrer neuen Lebenssituation verstehen und behüten sollen".
Dass es manch Kritiker nicht so sehen kann, macht das Buch nicht unwichtig , sondern beweist eine eingeschränkte Sichtweise festgelegter Berufsschreiber.
Einige werden namentlich von Tilman Jens im “Vatermord” genannt. Namen, die es eigentlich besser wissen müßten, wie der Theologe Friedrich Schorlemmer.
“Demenz” und “Vatermord” sind zwei Bücher, die gelesen werden wollen, nicht nur um Tilman Jens zu verstehen, sondern weil sie die Realität des Lebens widerspiegeln.
Manchmal muß man am Boden liegen, um sich neu aufrichten zu können.
Tilman Jens sein Buch “Vatermord” ist so ein Aufrichten und wer es liest wird es erkennen, weil es weiterführt.
Margarete Noack

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.09.2009
Demenz
Jens, Tilman

Demenz


ausgezeichnet

Ein Meisterwerk zum Thema Demenz!
Der Leser wird nicht überfordert. Es gelingt Tilman Jens, die Balance zwischen beunruhigenden Informationen über Demenz und dem manchmal erschreckenden Umgang mit Betroffenen, dem Leben an sich bis zum Schluß zu halten. Das nimmt die Schwere lenkt den Blick auf Meilensteine im Leben, die man nicht überlesen sollte.

Wer sich diesem Buch, auf der Suche nach Rezepten gegen das Vergessen nähert oder dem Drama eines intellektuell “gescheiterten” Lebens beiwohnen möchte, betrügt sich selbst, denn darin besteht der Wert des Buches: Es ist nicht nur auf die Krankheit ausgerichtet.
Wer den “Vatermörder” sucht ist ebenso am falschen Ort! Es gibt ihn nicht!

Der Sohn erzählt die Lebensgeschichte seines berühmten Vaters.
Wie er sich ihm fragend in Reflexionen über das gemeinsame und dessen Leben an sich nähert, zeigt mir die Liebe eines verunsicherten Sohnes, der um Verstehen ringt. Die Zeit des 3. Reiches gehört ebenso dazu wie die Tatsache, das zwei Frauen das Leben seines Vaters maßgeblich bestimmten:
Anna, die Mutter von Walter Jens, die den schwachen, kränkelnden Sohn nicht annehmen konnte, ohne in ihm das Feuer des Ehrgeizes zu entfachen: “Du mußt ein Geistesriese werden”
Und am Ende seines Weges Inge, die Ehefrau, die vermutlich , wie Anna, Schwäche schwer erträgt und ihn verbal von sich abkoppelt: “Das ist nicht der Mann den ich geheiratet habe.”
Nur Margit, die Haushälterin und Bäuerin findet Zugang zu ihm. Der Schwache findet endlich Frieden wird geerdet durch das von ehrgeizigen “Geistesmenschen” immer ein wenig belächelte einfache Leben.

Brauchte er die Demenz um sich endlich vom Ehrgeiz anderer zu befreien, möchte ich provokativ fragen? Haben Beruhigungs und Schlafmittel den Prozess der Menschwerdung verhindert, ihn in die Demenz getrieben ? Darin liegt für mich die eigentliche Tragik. Was wäre aus ihm geworden wenn Mutter Anna den kränkelnden Sohn einfach nur geliebt, ihn angenommen hätte wie er war und seiner Entfaltung liebevoll zugeschaut hätte ?

Warum gibt der Pfleger Buntstifte und Papier und sagt: damit er, der Demente Walter Jens, was zu schreiben hat. Warum nicht einen Füllfederhalter oder Kugelschreiber? Warum bekommt er eine Puppe zum liebhaben? Ist denn keiner mehr da, der ihn liebevoll ansieht, umarmt, um ihm zu zeigen, dass er trotz Schwäche liebenswert ist? Oder waren das schon seltene Momente im Leben davor, nur Belohnung, wenn er erfolgreich war?
Das Buch wirft viele Fragen auf, Fragen über die es sich lohnt nachzudenken - Lebensfragen, auch für das eigene Dasein.

“Am Schreibtisch sieht alles ganz anders aus”, so Tilman Jens in seinem Buch über den Vater.
Nein, er ist kein Vatermörder. Im Gegenteil, er schreibt über die Verwandlung eines Geistesriesen in einen Menschen, der lacht und weint. Weint er über das verlorene Leben das ihm beim Besuch auf dem Bauernhof bewußt wird, dieses einfache zum anfassen und spüren?
Es ist Tilman Jens gelungen ein Buch über Demenz in angemessener Form zu schreiben. Angemessen weil es nicht die Dramatik einseitig beschreibt, sondern im Kontext eines Lebens aufleuchten läßt.
Medikamentenmißbrauch, Urteile, Vorurteile, Einseitigkeit, sogar im Urlaub steht der Geist nicht still. Wer das Buch aufmerksam liest muß nachdenklich werden. Demenz ist eine Krankheit, die alles verändert, auch das Leben der Angehörigen. Es ist gut, dass es Bücher zu diesem Thema gibt.

15 von 16 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

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