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Bewertungen
Insgesamt 31 BewertungenBewertung vom 14.09.2024 | ||
Ein seltsames Buch. Liegt es daran, dass die Autorin zu viel wollte? Zur Zeit als der Vulkan Eyjafjallajökull auf Island den Flugverkehr in Europa zum Erliegen brachte, lernt die Ich-Erzählerin einen jungen Mann kennen, der auf der Londonbridge eine Obdachlosenzeitung verkauft. Seine rechte Gesichtshälfte ist von einem Feuermal verunstaltet, was für sie seltsam faszinierend ist. Sie verliebt sich in ihn und sie beginnen sich Jugenderinnerungen zu erzählen; er, die Geschichten seiner Großmutter aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs, sie die Geschichte der Zimmer im Sommerhaus ihres Onkels in der Schweiz. Eine große Rolle spielen dabei die Tapeten. Dazwischen kommen Schilderungen aus dem Dschungel, denn die Tochter der Ich-Erzählerin ist offenbar auf einer Weltreise. Eines Tages reagiert der junge Mann verärgert, wirft seine Lederjacke in die Themse und verschwindet auf Nimmerwiedersehen. Das Ganze wird in 41 Kapitel erzählt, die nach dem jeweiligen Pegelstand der Themse benannt sind. Gertrud Leuteneggers metaphernreiche Sprache lässt vieles in der Schwebe, was sehr schön bei Gedichten, bei einem Roman jedoch eher störend ist. |
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Bewertung vom 12.09.2024 | ||
Was für ein kluges Buch! Michael Maar ist in "Die Schlange im Wolfspelz" dem Geheimnis großer Literatur auf der Spur und analysiert auf unnachahmliche Weise den Stil bekannter und fast vergessener Autoren. Dass er dabei manchmal mit seinem Hang für Gallizismen ("voulu", "idées recues", "tordu") gegen die von ihm angeführte Regel Paul Valérys verstößt ("Zwischen zwei Wörtern wähle das geringere") sei ihm verziehen. Und gerade als man denkt, Stil ohne Inhalt ist wie ein 3-Sternelokal, in dem es nur Desserts gibt, serviert er im letzten Kapitel ("Das Pikante und der Spaß der Welt") kräftige Fleischgerichte. |
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Bewertung vom 02.09.2024 | ||
Der andere Name von Jan Fosse, ein Buch über einen Maler namens Asle und einen anderen Maler, der genauso heißt, ein Buch über 470 Seiten in einem Satz ohne Punkt wie bei Thomas Bernhard und genauso gefeiert vom Feuilleton denke ich, in dem sich die Sätze ständig wiederholen wie bei Thomas Bernhard, denke ich, nur nicht so zynisch sondern katholisch, der Maler, betet seine Rosenkränze und da wiederholt sich ja auch alles, denke ich,und das finden die Kritiker gut, Form und Inhalt entsprechen sich, Entschleunigung, und der Autor hat dafür auch den Literaturnobelpreis bekommen, denke ich, und deshalb muss etwas dran sein und ich muss weiterlesen, 474 Seiten und ich schaue auf mein Tablett, wie viel Prozent ich geschafft habe, 10 Prozent jeden Tag, denke ich, muss ich schaffen und dann ein Punkt!!!! |
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Bewertung vom 09.08.2024 | ||
Die Wölfe aus dem Wald der Ewigkeit / Der Morgenstern-Zyklus Bd.2 Ich habe den zweiten Band von Knausgårds Trilogie nach dem dritten Band gelesen. Aber das ist kein Problem, da er hauptsächlich in den 1980er Jahre in Bergen spielt. Der knapp zwanzigjährige Syvert entdeckt, dass sein Vater vor seinem Tod ein Verhältnis mit einer Russin hatte. Wieder schafft es Knausgård den Alltag eines suchenden Jugendlichen so zu beschreiben, dass man selbst die Zubereitung eines Spiegeleis mit Spannung liest. Die zweite Hälfte des Romans erzählt die Geschichte von Alevtina, Syverts Stiefschwester, von deren Existenz er nichts wusste und ihrem Treffen in Moskau 30 Jahre später, als der ominöse Morgenstern auftaucht. Spannend ist, wie diese beiden grundverschiedenen Menschen zueinander finden und Knausgårds Dialogkunst ist so groß, man merkt fast nicht, dass die beiden sich auf Englisch unterhalten. Nur Vasilisas Essay über die russisch-sowjetische Forschung den Tod zu besiegen, fällt meiner Ansicht ab. Wollte der Autor damit sein mystisches Thema von der Unsterblichkeit wissenschaftlich untermauern? |
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Bewertung vom 26.07.2024 | ||
Das dritte Königreich / Der Morgenstern-Zyklus Bd.3 Der dritte Band greift Episoden aus dem ersten auf und erzählt sie aus der Perspektive einer anderen Person. Das ist keineswegs langweilig, obwohl praktisch noch einmal die drei gleichen Tage geschildert werden. Es geschehen jedoch nicht mehr so viele mysteriöse Vorfälle, was dem Roman gut tut. Der Knausgård-Sound, die Mischung aus hyperrealistisch und magisch, entwickelt so einen Sog, dem man sich nicht entziehen kann. |
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Bewertung vom 12.07.2024 | ||
"Ihr wollt es dunkler" ist mein erster Stephen King. Und ich muss sagen, ich bin positiv überrascht. Die Literaturkritik hat meist die Nase gerümpft. Aber der Mann kann schreiben. Klar und ohne Schnörkel. 12 Erzählungen von denen eine fast Romanausmaße hat. Und ja, mit manchen parapsychologischen Erscheinungen habe ich Probleme. Aber "Danny Coughlins böser Traum" hat das Zeug einem den Schlaf zu rauben, vielleicht weil diese Geschichte gerade noch in der Realität möglich wäre. |
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Bewertung vom 23.06.2024 | ||
Natürlich ahnt man von Anfang an, welche Folgen die Entscheidung der Richterin haben wird. Trotzdem liest man das Buch mit Spannung zu Ende. Selten wird einem so anschaulich der aussichtslose Kampf einer freiheitlichen Gesellschaft mit islamistischen Terroristen geschildert. |
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Bewertung vom 17.06.2024 | ||
Der Morgenstern / Der Morgenstern-Zyklus Bd.1 Knausgards Roman "Der Morgenstern" entwickelt einen unglaublichen Sog. Gerade weil der Autor einen so hyperrealistischen Stil pflegt, ist das Auftauchen parapsychologischer Phänomene so beunruhigend. Ist das der Beginn der Apokalypse oder sind das nur Phantasien überspannter Gehirne? Jedenfalls ist die Auseinandersetzung mit Fragen des Glaubens und des Lebens nach dem Tod selten so lesenswert dargestellt worden. |
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Bewertung vom 07.06.2024 | ||
"Die Glasbläserin"," Die Samenhändlerin", "Die Salzbaronin", "Die Seifensiederin" und und und. Es ist ein offenbar ein Erfolgsmodell, Frauen in historischen Männerberufen zu zeigen, die sich gegen alle gesellschaftliche Widerstände durchsetzen. Es wäre leicht, Bertina Henrichs Erstling " Die Schachspielerin" zu zerpflücken. Aber immerhin hat sie der Versuchung widerstanden, das Zimmermädchen Eleni, das für sich das Schachspiel entdeckt, gleich zur Bezwingerin des Schachweltmeisters zu machen, wie dies z. B. in der erfolgreichen Netflix-Serie "Das Damengambit" geschieht . |
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Bewertung vom 03.06.2024 | ||
Was für eine kluge Autorin, was für ein reichhaltiger Roman! Siri Hustvedt erzählt auf drei Ebenen "die Leiden eines Amerikaners", des geschiedenen Psychiaters Erik Davidsen. Da ist zum einen die Geschichte des Vaters von Erik, aufgewachsen in ärmlichen Verhältnissen in der Prärie von Minnesota und der Suche nach seinem Geheimnis, wobei Hustvedt hier die Aufzeichnungen ihres Vaters Lloyd Hustvedt benutzt, der, wie sie im Nachwort sagt, dadurch zu ihrem Co- Autor wird. Dann ist da der Kampf von Eriks Schwester Inga um das Erbe ihres verstorbenen Mannes, des Schriftstellers Max Blaustein. Und da ist die Geschichte von Eriks unglücklicher Liebe zu der schönen Miranda und ihrer aufgeweckten Tochter Eggy und dem stalkenden Vater Jeffrey. Dazwischen berichtet Erik vom Leiden und den Verletzungen seiner Patienten und den Grenzen der Medizin und der Psychiatrie. |
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