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Lesehexe
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Bewertungen

Insgesamt 32 Bewertungen
Bewertung vom 16.11.2023
Bevor die Welt sich weiterdreht
Brosch, Luca

Bevor die Welt sich weiterdreht


ausgezeichnet

Spionagethriller der besonderen Art

"Bevor die Welt sich weiterdreht" von dem mir bis dahin unbekannten Autoren Luca Brosch ist ein spannend geschriebener historischer Roman. Das Cover in Grautönen mit der Protagonistin als Krankenschwester im Vordergrund gefällt mir sehr gut und passt hervorragend zur düsteren Handlung. Diese spielt im ersten Weltkrieg in der neutralen Schweiz in Davos. Johanna Gabathuler war während ihres Einsatzes als Helferin an der Front von einem Soldaten geschwängert worden, der später gefallen ist. Als sie in ihr Elternhaus zurückkehrt, bringt sie das Kind zur Welt, es wird ihr vom Vater jedoch sofort weggenommen, um ihr eine standesgemäße Zukunft zu sichern. Johanna macht nun alles, um ihr Baby zurückzubekommen und gerät dabei mitten in ein Spionagenetz, dem sie sich nicht entziehen kann.

Luca Brosch fängt den Zeitgeist hervorragend ein. Man kann sich die jeweiligen Schauplätze gut vorstellen. Johanna überzeugt als tragende Figur des Romans. Der flüssige und bildhafte Schreibstil, die kurzen Kapitel mit teils wechselnder Perspektive, all das trägt zur spannenden Handlung bei. Mir hat dieser Historienthriller ausgesprochen gut gefallen.

Bewertung vom 26.10.2023
Der Mentor
Diel, Svenja

Der Mentor


ausgezeichnet

Packender Thriller

„Der Mentor“ von Svenja Diel ist ein sehr unterhaltsamer, oft spannender und manchmal etwas brutaler Thriller. Also nichts für schwache Nerven. Auf 480 Seiten weiß die Autorin den Spannungsbogen perfekt zu legen und durch die zahlreichen Perspektive-Wechsel und die relativ kurzen Kapitel kommt auch keine Langeweile auf.
Das Cover ist eher schlicht gestaltet, aber durch den Dolch, der in helles Leder ritzt, dabei eine rote Farbe entblößt, und durch die darunter stehende römische V wird das Kopfkino der Leser*innen sofort in Gang gesetzt. Für meinen Geschmack passt dieses Cover hervorragend zum Inhalt.
Worum geht es eigentlich? Auf Grund eines Hangrutsches nach Starkregen werden zwei Leichen freigelegt. Die jungen Frauen wurden auf bestialische Art und Weise ermordet und im Wald vergraben. Dies ruft nicht nur die Heidelberger Kripo auf den Plan, sondern auch eine Sondereinheit des LKA mit fallanalytischem Background. Da eine weitere Leiche hoch in einem Baum regelrecht in Szene gesetzt wurde, ist den Ermittlern recht schnell klar, dass es sich um keinen Einzeltäter handeln kann.
Der Thriller beginnt bereits mit dem Prolog sehr spannend. Der Autorin gelingt es, die Leser*innen geschickt auf falsche Fährten zu führen, so bleibt die Spannung auf hohem Niveau. Der Schreibstil ist flüssig und gut zu lesen. Das Tempo ist hoch. Man erfährt einiges vom Privatleben der Ermittler, die mir ans Herz gewachsen sind. Zum Schluss fügen sich die Handlungsstränge verständlich ineinander. Ich habe mich von dieser fein konstruierten Geschichte bestens unterhalten gefühlt und es gab viele Gänsehautmomente. Dieser Thriller schreit förmlich nach einer Fortsetzung.

Bewertung vom 20.10.2023
Das Nachthaus
Nesbø, Jo

Das Nachthaus


ausgezeichnet

Bizarrer Grusel mit Tiefgang

Jo Nesbø hat mit "Das Nachthaus" einen spannenden Roman geschaffen, den man nicht unbedingt einen bestimmten Genre zuordnen kann. Ein Krimi ist im Sinne von Harry Hole ist es jedenfalls nicht. Nichtdestotrotz ist die Handlung packend und spannend geschrieben. Nesbø versteht es mit Worten zu fesseln, Bilder zu erschaffen, die sich drohend vor dem Auge der Leser*innen erheben.

Worum geht es in dem Buch? Richard, aus dessen Ich-Perspektive der Roman geschrieben ist, ist ein Einzelgänger. Gleich zu Beginn wartet er mit einer unglaublichen Geschichte auf, als sein Freund Tom verschwindet. Er behauptet, Tom sei von einem Telefonhörer gefressen worden. Das kann ihm natürlich niemand glauben. Die Story entwickelt sich immer skurriler. Man möchte der Handlung dennoch folgen, weil nichts so sein kann wie Richard es erzählt. Was steckt also dahinter?

Der Roman ist in drei Teile geteilt. Sehr geschickt gemacht von Nesbø, denn zu Beginn des zweiten Teiles meint man zu verstehen, was im ersten Teil vor sich gegangen ist, und dann ist doch wieder alles anders und erst im Laufe des dritten Teils kommt die schlüssige Auflösung.

Für mich war dieses Leseerlebnis etwas völlig Neues. Der Aufbau in drei Teile geschickt gemacht! Zwischendurch habe ich manchmal mit dem Kopf geschüttelt, weil die Handlung so abstrus rüberkam. Aber Nesbø versteht es, seine Leser*innen zu fesseln und am Ende kann ich nur sagen: ein toller Roman!

Bewertung vom 01.10.2023
Taubenschlag / Teit und Lehmann ermitteln Bd.2
Jürgensen, Dennis

Taubenschlag / Teit und Lehmann ermitteln Bd.2


ausgezeichnet

Sympathisches Ermittlerduo und spannende Handlung

Der Ermittlerkrimi "Taubenschlag" des dänischen Autoren Dennis Jürgensen ist der zweite Fall für das dänisch-deutsche Duo Lykke Teit und Rudi Lehmann. Auch ohne den ersten Band der Reihe gelesen zu haben, kann man sich gut in die Handlung einfinden. Das Cover der 376 Seiten starken Printausgabe zeigt ein Backsteinhaus aus der Froschperspektive, über dem zwei Tauben fliegen. Ein düsterer Himmel und der blutbespritzte Titel deuten auf einen Kriminalroman und stechen ins Auge.

Es startet mit einem Leichenfund bei Vermessungs-Arbeiten eines Bunkers in Berlin. Die dreiköpfige Familie muss bereits vor Jahrzehnten den Tod gefunden haben. Wie diese Geschichte in die Ermittlungen von Lykke Teit und Rudi Lehmann passt, erfährt man als Leser*in erst sehr viel später, was die Spannung steigert. Die eigentlichen Ermittlungen werden von einer Mordserie in Norddeutschland dominiert. Hier sterben ältere Menschen und werden mit einer toten Taube auf dem Schoß aufgefunden. Während Teit und Lehmann gemeinsam und grenzübergreifend arbeiten, wird nach und nach klar, dass die Morde in einem Zusammenhang mit einstigen Stasi-Verbrechen stehen.

Die Erzählweise des Romans ist eher nüchtern und sachlich, was der Glaubwürdigkeit der Protagonisten zugutekommt. Die Ermittler werden als normale Personen dargestellt, ohne Tick, ohne außergewöhnliche Probleme und dem Hang zu außergewöhnlichen Heldentaten. Man nimmt ihnen ihre Vorgehensweise sofort ab. Daher kann man sich als Leser*in, sehr gut in die Position der Ermittler hineinversetzen und mit ihnen fühlen.

Positiv zu erwähnen sind auch die Einblicke in die Sichtweise des Mörders, was die Spannung enorm steigert. Der Wissensvorsprung gegenüber dem Ermittlerduo, tut dem Spannungsaufbau keinerlei Abbruch. Sehr emotional ist auch die Handlungsweise von Ermittlerin Lykke Teit, die privat auf der Suche nach dem Mörder ihres verstorbenen Kindes ist. Obwohl dieser Fall in "Taubenschlag" nur am Rande behandelt wird, ist es spannend zu verfolgen, wie diese Nebenhandlung sich fortsetzt.

Die Charaktere sind allesamt gut ausgearbeitet, besonders die sympathischen Protagonisten Lykke Teit und Rudi Lehmann. Die Dialoge kommen unterhaltsam und authentisch rüber. Sie erwecken die Figuren zum Leben, sodass man meint, sie leibhaft vor sich zu haben.

Insgesamt ist "Taubenschlag" von Dennis Jürgensen ein spannender Kriminalroman, der mit einer effizienten Herangehensweise und realistisch ausgearbeiteten Protagonisten überzeugt. Die Kombi aus Ermittlungsarbeit, privaten Befindlichkeiten und Einblicken in die Sicht des Mörders macht den Kriminalroman zu einem fesselnden Leseerlebnis. Bleibt zu hoffen, dass die grenzübergreifende Arbeit von Lykke Teit und Rudi Lehmann, sich in einem dritten Fall für die beiden fortsetzen wird.

Bewertung vom 26.09.2023
Glutspur / Liv Jensen Bd.1
Engberg, Katrine

Glutspur / Liv Jensen Bd.1


ausgezeichnet

Neue Ermittlerin aus Dänemark - packender Einstieg!

Der erste Fall für Liv Jensen "Glutspur" von Katrine Engberg ist ein packend geschriebener Kriminalroman, der einen ab der ersten Seite in seinen Bann zieht. Das Cover wirkt mystisch und geheimnisvoll: ein dunkler Wald in Blautönen gehalten vor weißem Hintergrund. Herausragen die Buchstaben des Titels in Hochglanz mit dem Untertitel „Die Wurzeln des Schmerzes“. Mit 461 Seiten ist der Roman recht kompakt, aber nicht durch unnütze Szenen in die Länge gezogen.

Worum geht es? Die einstige Polizistin Liv Jensen arbeitet heute als selbstständige Privatdetektivin und wird von ihrem ehemaligen Mentor und Freund Peter Bohm von der Kopenhagener Polizei gebeten, in einem Cold Case zu ermitteln. Es geht hierbei um die Ermordung eines Kulturjournalisten. Bei ihren Recherchen trifft Liv auf Nima Ansari, der eine Werkstatt für Oldtimer betreibt und bis vor kurzem als Hauptverdächtiger für den Mord an seiner Ex-Freundin galt. Insgesamt treffen drei geheimnisvolle Todesfälle aufeinander, die scheinbar nichts miteinander zu tun haben.

Der Roman ist sehr lebendig beschrieben. Man kann sich gut in die jeweilige Stimmung und Situation hineinfühlen, da Autorin Engberg es versteht, sehr bildhaft und empfindsam zu schreiben. Die Hauptcharaktere Liv Jensen, die Krisenpsychologin Hannah Leon und der iranische Automechaniker Nima Ansari werden mit all ihren Ecken und Kanten hervorragend in Szene gesetzt, wobei jeder von ihnen seine Alltagsprobleme zu tragen hat. Sie stehen zunächst nicht zueinander in Verbindung, doch im Laufe der Handlung erkennt man die Zusammenhänge. Liv recherchiert und ermittelt dabei mit viel Herzblut und Feingefühl, dabei entgeht ihr nichts, obwohl ihr Auftrag Jahre zurückliegt.

Insgesamt ein sehr gut angelegter Kriminalroman, geschrieben aus verschiedenen Perspektiven, in dem die Autorin es versteht, den Spannungsbogen hochzuhalten. Ich habe mich bestens unterhalten gefühlt und freue mich schon auf den nächsten Fall von Liv Jensen.

Bewertung vom 21.09.2023
Tief im Schatten / Hanna Ahlander Bd.2
Sten, Viveca

Tief im Schatten / Hanna Ahlander Bd.2


sehr gut

Frostige Spannung in Skandinavien

„Tief im Schatten“ von Viveca Sten ist der zweite Fall für Hanna Ahlander und ihre Kollegen Daniel und Anton. Doch auch ohne den ersten Teil der Krimi-Reihe zu kennen, findet man schnell in die Handlung, da diese in sich abgeschlossen ist.

Es beginnt mit dem Auffinden der brutal zugerichteten Leiche eines Mannes, dem der Schädel eingeschlagen wurde. Hanna Ahlander und ihr Kollege Daniel Lindskog werden zum Tatort gerufen. Bei dem Toten handelt es sich um den erfolgreichen Ex-Skiläufer Johan Andersson, der eigentlich keine Feinde hatte und inzwischen mit einem Teilhaber selbstständig als Klempner arbeitet.

In diesen Handlungsstrang flechtet Viveca Sten Rückblicke ein, die das Leben einer Rebecca thematisieren. Die junge Frau ist Mitglied einer freiheitlichen Kirche und wird von ihrem Ehemann gedemütigt und misshandelt. Die beiden Handlungsstränge treffen relativ früh aufeinander und ab da ahnt man bereits die Zusammenhänge. Dies tut der Spannung jedoch keinen Abbruch.

Die einzelnen Kapitel sind kurz gefasst und durch den raschen Szenenwechsel verliert man inhaltlich nie den Überblick. Der Schreibstil liest sich flüssig und durch die zahlreichen, lebendigen Dialoge bietet die Handlung sehr gute Unterhaltung. Man erfährt viel vom Privatleben der Hauptermittler Hanna, Daniel und Anton, was mir persönlich etwas zu viel Raum einnimmt und womit die Lösung des Falls etwas in die Länge gezogen wirkt. Dabei sind die Figuren jedoch sehr gut ausgearbeitet und lebensecht.

Die Spannung bleibt über die ganze Handlung erhalten und es gibt Wendungen, mit denen der Leser nicht rechnen konnte. Gut gefallen hat mir die Beschreibung der winterlichen Umgebung bei Minustemperaturen. Sie ist sehr detailliert und anschaulich, man fühlt sich fast im Winter Skandinaviens und kommt mehrmals zum Frösteln.

Abschließend lässt die Auflösung des Falls keine Fragen offen und ist schlüssig. Mit dem erklärenden Anhang rundet Viveca Sten ihren Roman ab und man darf gespannt sein, auf den dritten Fall von Hanna Ahlander mit ihrem Team.

Bewertung vom 13.09.2023
Schneekinder
Langer, Andreas

Schneekinder


ausgezeichnet

Packender Überlebenskampf im Schnee

Das wunderschön gestaltete Cover von "Schneekinder", das sich über den Buchrücken bis zur Rückseite zieht und eine durch eine Schneelandschaft ziehende Kinderschar mit Ochsen und Gepäck zeigt, deutet nur das packende Abenteuer an, das die Kinder von Kyrfjalls im Schnee zu überstehen haben.
Autor Andreas Langer versteht es sehr bildhaft und mitreißend zu schreiben, sodass man das Geschehen immer deutlich vor Augen hat und von der Handlung gepackt wird.
Erzählt wird die Geschichte der Zwillinge Elin und Kjell, die wegen des im fiktiven Jorland herrschenden Krieges getrennt wurden. Die Erwachsenen wurden vom König eingezogen, Männer wie Frauen, letztere zum Hilfsdienst. Ebenso die älteren Jungen, so auch der 14-jährige Kjell, der im Stollen arbeiten muss. Hier begegnet er dem Grauen in Form eines schwarzen, hochgiftigen Nebels. Elin und die anderen verbliebenen Kindern des Dorfes Kyrfjalls müssen vor den Schwaden fliehen, wobei Elin in die Führungsrolle der Gruppe gedrängt wird.
Die Flucht der Kinder ist sehr mitreißend geschrieben. Es geht um Freundschaft, Empathie, Nächstenliebe. Es geht ums Teilen, ums für einander da sein. Aber es geht auch um Missgunst und Zwietracht. Die Gefühle, die Erlebnisse der Kinder werden vom Autoren in Gänsehautmomenten beschrieben. Das Leid der langen Reise in der Kälte bringt einen selbst zum Zittern. Schneekinder ist ein sehr emotionaler und tiefgründiger Roman mit außergewöhnlichen Charakteren, die allesamt glaubhaft erschaffen wurden. Auch die Namensgebung der Figuren ist gut gelungen, wobei das Glossar der Personen zu Beginn des Buches sehr hilfreich ist. Insgesamt ist "Schneekinder" ein herausragender Roman für ältere Kinder oder besser für Teenager, der sehr gute Unterhaltung bietet.

Bewertung vom 05.09.2023
Schwarzwaldfrost
Kindler, Sonja

Schwarzwaldfrost


ausgezeichnet

Frostige Spannung im Schwarzwald

Schwarzwaldfrost von Sonja Kindler ist der dritte Schwarzwaldkrimi mit der Hauptermittlerin Ines Sandner. Aber auch wenn man die ersten beiden Krimis nicht gelesen hat, kommt man sehr gut in die Geschichte hinein. Die eigentliche Krimihandlung ist für sich abgeschlossen. Das eisige Cover einer bewaldeten Straße deutet schon auf die Jahreszeit, die Handlung spielt kurz vor Weihnachten. Sehr schön wird diese eisige Atmosphäre von der Autorin immer wieder bildhaft in Szene gesetzt, sodass man selbst bei sommerlichen Temperaturen manchmal ins Frösteln gerät.

Worum geht es? Adrian Hollstein, der Mitinhaber einer Firma für Sicherheitstechnik wird auf einem Parkplatz tot aufgefunden. Angeblich hat er sich erschossen, aber Sonja Kindler gelingt es während des gesamten Romans immer wieder Zweifel daran zu streuen. Das Umfeld Hollsteins wird von den Ermittlern durchleuchtet. Saubere Polizeiarbeit, die man sich gut vorstellen kann. Es folgen Verwicklungen in der Familie, im Berufsleben des Toten, die die Ermittler mühsam aufdecken müssen. Das Team ist sehr sympathisch und die Figuren sind glaubhaft gezeichnet. Besonders die Protagonistin Ines Sandner lernt man auch im Privatleben gut kennen, was realistisch und wie aus dem Leben gegriffen rüberkommt. Der Alltag von Ines Sandner ist stressig, aber sie bewältigt diesen Stress sehr glaubwürdig.

Auch die anderen Figuren kann man sich gut vorstellen. Besonders Emma, die neue Kollegin von Ines Sandner bekommt von mir Extra-Sympathiepunkte. Sie ist etwas extravagant, aber sehr drollig. Insgesamt haben mir die Figuren im Roman sehr gut gefallen, ob nett oder unsympathisch, sie sind in ihrem Aussehen und Verhalten glaubwürdig beschrieben.

Der Schreibstil von Sonja Kindler ist flüssig zu lesen und sehr bildhaft. Auch das hat mir gut gefallen. Die Kapitel wechseln in Gegenwart und der näheren Vergangenheit, sodass man in den Rückblicken das Opfer Adrian Hollstein und seine Beweggründe kennen- und durchschauen lernt. Eins ums andere Mal wird man von der Autorin in die Irre geführt, was einen guten Krimi ja ausmacht. Das Ende ist dann noch einmal überraschend, da man die Hintergründe der Tat kennenlernt.

Mir hat dieser Schwarzwaldkrimi sehr gut gefallen und deshalb vergebe ich gerne die volle Anzahl von fünf Sternen.

Bewertung vom 30.08.2023
Wellenkinder
Bahrow, Liv Marie

Wellenkinder


ausgezeichnet

Sehr bewegender, generationenübergreifender Schicksalsroman

Schon die Leseprobe des Romans „Wellenkinder“ von Lisa Marie Bahrow hat mich gepackt und fasziniert. Welch eine bildhafte, unterhaltsame und mitreißende Sprache. Es werden die Geschichten von Jan, Oda und Margit in verschiedenen Zeitebenen nebeneinander erzählt. Margit kommt als Kriegsflüchtling in den 1940er Jahren nach Deutschland, Oda lebt in den 70er Jahren in der DDR und Jan lernt man in der Gegenwart kennen. Dass diese drei Handlungsstränge miteinander zu tun haben müssen, wird bald klar, aber die Details lassen mit großer Spannung auf sich warten. Alle drei Protagonisten haben jedenfalls bereits zu Beginn etwas gemeinsam: sie streben nach Freiheit.

Die Figuren wurden sehr lebensecht und detailliert in ihrem Charakter und in ihrem Handeln mit viel Feingefühl gezeichnet. Die jeweilige Epoche wurde gut recherchiert und ausgestaltet, sowohl historisch als auch politisch. Die Handlungsstränge verweben sich im Laufe der Geschichte. Man erahnt als Leser die Zusammenhänge immer besser, auch das trägt zur Spannung des Romans „Wellenkinder“ bis hin zur letzten Seite bei. Der Erzählstil ist angenehm und flüssig zu lesen. Liv Marie Bahrow versteht es, den Leser zu packen und mitten ins jeweilige zeitliche Geschehen zu holen. Hierbei tut das Switchen zwischen den drei Ebenen der Spannung keinen Abbruch, im Gegenteil, man findet sehr schnell ins jeweilige Geschehen zurück. Hierbei wird deutlich, dass die Autorin sehr viel vom Zeitgeist der beschriebenen deutschen Geschichte weiß und es versteht, dies dem Leser sehr anschaulich zu vermitteln.

Das Cover fasziniert besonders und ist meiner Ansicht nach perfekt gestaltet. Eine Szene am Meer, gezeichnet wie ein Aquarell, die aus dem Schattenriss eines Frauenprofils bricht. Und im Vordergrund ein Kind, stehend in einer Schaukel, die an einem unendlich langen Seil zu hängen scheint. Das Ganze ist sehr gut abgestimmt auf den Titel „Wellenkinder“.


Fazit: Mich hat dieser tiefsinnige Roman stark berührt und mitgerissen. Es ist nicht nur ein Buch für alle „Kinder der Wende“ und diejenigen, die im wieder vereinten Deutschland aufgewachsen sind. Es ist ein bewegendes Buch, das nachwirkt und das ich begeistert weiterempfehlen kann.

Bewertung vom 26.08.2023
Die Butterbrotbriefe
Henn, Carsten Sebastian

Die Butterbrotbriefe


ausgezeichnet

Knisternde Momente auf Butterbrotpapier

Was für eine schöne Idee! Kati möchte als Protagonistin in "Die Butterbrotbriefe" ihr Leben aufarbeiten und erlebt 37 spannende, überraschende und rührende Momente, bei der persönlichen Übergabe. Sie liest die Briefe dem Adressaten selbst vor und das erfordert oftmals Mut. Carsten Henn hat diese Idee wunderbar ausgearbeitet. Die Hauptfigur ist ihm bis ins Detail gut gelungen. Kati ist eine etwas schräge, aber sehr sympathische Frau, die den Sinn ihres Lebens hinterfragt. Auch die zweite Hauptfigur Severin hat mich überzeugt. Ein melancholischer Landstreicher mit Sinn für die schönen Dinge des Lebens, die er Kati auf sehr innige Weise näherbringt. Aber auch die Nebenfiguren sind lebendig und gut dargestellt, wie zum Beispiel Martin, der Onkel von Kati mit seinem skurrilen Faible für die Arktis.
Der Schreibstil ist flüssig und malerisch und somit sehr gut zu lesen. Die zahlreichen Dialoge zwischen Kati und Severin sind sehr unterhaltsam und wirken überhaupt nicht ermüdend. Die Figuren entwickeln sich ebenso wie die traumhafte Geschichte.
Das Cover gefällt mir sehr gut. Es passt zum Inhalt des Buches mit dem knittrigen Papier, worin man durch ein Loch die beiden Protagonisten sieht, die zunächst aneinander vorbeilaufen. Mir hat dieses Buch mit dem praktischen Lesebändchen ausgesprochen gut gefallen, auch das etwas kleinere Format als Hardcover (ist sehr praktisch für unterwegs). Ich werde "Die Butterbrotbriefe" von Carsten Henn in jedem Fall weiterempfehlen.