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Benutzername: 
elle73
Wohnort: 
Villingen-Schwenningen

Bewertungen

Insgesamt 15 Bewertungen
12
Bewertung vom 16.07.2023
Der Frühling ist in den Bäumen
Revedin, Jana

Der Frühling ist in den Bäumen


weniger gut

Das altmodische Cover hat mich zunächst nicht angesprochen, sehr wohl aber die Inhaltsangabe.

Die 24jährige Renina möchte den Sprung in die Selbständigkeit wagen und die erste Frauenzeitschrift Deutschlands gründen – und das im Jahr 1953. Die Zeichen stünden gut, wäre da nicht Fred, ein überheblicher Doktor der Atomphysik, den Renina aus einer Laune heraus geheiratet hat und dessen wahres Gesicht sie sehr bald erkennen muss.

Die ersten Seiten des Romans schockieren. Vor der malerischen Kulisse des Bodensees verändert sich das Leben der Hauptperson an einem einzigen Tag. Renina wird Opfer von sexueller Gewalt, Täter ist ihr unglaublich kalter und berechnender Ehegatte. Die junge Frau beschließt, sich von ihm zu lösen und ihren eigenen Weg zu gehen. Doch nur wenig später begegnet sie Fred erneut…

Eigentlich ein Stoff für eine emotionale, spannende Geschichte. Was folgt, sind jedoch seitenlange Dialoge zwischen Renina und ihren Freunden und ihrer Familie. Erzählt werden größtenteils die Geschehnisse eines einzigen Tags, dem 1. Mai 1953.
Das Ganze ist aufgrund der vielen Dialoge und der klaren Sprache einfach und flüssig zu lesen, zieht sich aber endlos hin. Ein Spannungsbogen ist nicht erkennbar, oftmals verliert sich die Autorin in Nebensächlichkeiten. Ich habe nur durchgehalten, weil ich wissen wollte, ob die Hauptperson es schafft, sich von ihrem Ehemann zu lösen und eine erfolgreiche Verlegerin wird.

Am Ende wird es tatsächlich noch einmal dramatisch. Aber alles in allem hat mich das "High-Society-Drama" leider nicht gefesselt. Schade.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.06.2023
Bergleuchten
Seemayer, Karin

Bergleuchten


ausgezeichnet

Der Gotthardtunnel und eine verbotene Liebe

Dies war mein erster Roman von Karin Seemayer – und gleich ein Volltreffer. Als „Schweiz-Liebhaberin“ haben mich das Cover und die Handlung sofort angesprochen. Der Roman vereint Historien- und Liebesroman perfekt.

Als 1872 die Bauarbeiten für den Gotthardtunnel beginnen, ist die Existenz der Familie von Fuhrhalterstochter Helene gefährdet. Trotz großen Misstrauens der Bewohner des schweizerischen Dorfes Göschenen gegenüber den Bergarbeitern aus Italien, bieten Helenes Eltern dem Mineur Piero ein Zimmer auf ihrem Hof an. Trotz aller Widerstände und dem Wissen, dass die Verbindung zwischen ihr und dem temperamentvollen Italiener keine Zukunft hat, verliebt sich Helene in ihn. Der Kampf der beiden gegen die gesellschaftlichen Sitten der damaligen Zeit, die sich immer mehr häufenden, tödlichen Unfälle im Tunnel und die Aufstände der Arbeiter gegen die Missstände während der Bauarbeiten gefährden ihre Liebe und drohen alles zu zerstören.

Die Geschichte erinnert zunächst sehr an den großartigen TV-Zweiteiler „Gotthard“: Eine Mischung aus wahren Ereignissen rund um den Bau des Gotthardtunnels in der Zeit von 1872 bis 1880 und einer fiktiven Liebesgeschichte vor dieser einzigartigen Kulisse in den Schweizer Bergen.
Der historische Hintergrund wurde von der Autorin hervorragend recherchiert, die dramatische Liebesgeschichte zwischen Helene und Piero ist berührend, ohne kitschig zu werden. Der Roman liest sich flüssig und hält den Spannungsbogen bis zum Ende an.

Fazit: Ein interessantes Lesevergnügen, das man gerne weiterempfiehlt. So geht gute Unterhaltung. Top! Fünf Sterne!

Bewertung vom 14.05.2023
Dunkel der Himmel, goldhell die Melodie / Die Dresden Reihe Bd.1
Stern, Anne

Dunkel der Himmel, goldhell die Melodie / Die Dresden Reihe Bd.1


sehr gut

„Dunkel der Himmel und goldhell die Melodie“ ist mein erster Roman von der Bestsellerautorin Anne Stern. Obwohl mich das schlichte Cover erst einmal wenig angesprochen hat, beeindruckt mich dieses Buch ab der ersten Seite.

Erzählt wird die Geschichte der jungen Elise Spielmann, welche die Musik liebt und davon träumt als Violinistin auf der Bühne zu stehen, was zu ihrer Zeit nahezu ein Ding der Unmöglichkeit ist. Stattdessen soll sie einen älteren Mann heiraten, obwohl ihr Herz Christian Hildebrand gehört. Eingewoben wird diese Tragödie in die Entstehungszeit der berühmten Semperoper in Dresden im Jahr 1841, in welcher Christian als talentierter Malergehilfe tätig ist und Elise seit ihrem ersten Besuch verzaubert.

Das alles erzählt Anne Stern in einer flüssigen, leicht zu lesenden Sprache. Die Hintergründe des Opernhauses sind gut recherchiert, die Geschichte von Elise, die gefangen zwischen ihrer Liebe zur Musik und den Konventionen ihrer Zeit ist, absolut mitreißend. Auch die Geschichten der weiteren Romanfiguren, die in der Semperoper tätig sind, umrahmen das ganze äußerst unterhaltsam. Und über allem schwebt die Kraft der Musik. Wer diese liebt, wird sie beim Lesen tatsächlich hören.

Für Liebhaber großer, tragischer Liebesgeschichten und klassischer Musik ein in jeder Hinsicht sehr empfehlenswerter Roman. Einen kleinen Abzug gibt es für die Tatsache, dass es sich um eine Reihe handeln soll, was aus dem Ende des Buches auch klar ersichtlich ist. Mir persönlich fällt es immer sehr schwer, monatelang auf die Fortsetzung einer Geschichte zu warten bzw. sich dann wieder hineinzufinden.

Nichtsdestotrotz: Eine Hommage an die Liebe, die Musik, die Semperoper und die Stadt Dresden – klare Kaufempfehlung!

Bewertung vom 25.04.2023
Sieben Männer später
Vine, Lucy

Sieben Männer später


gut

"Bridget Jones" lässt grüßen

Das farblich ansprechende Cover und der Klappentext versprechen leichte, lockere und lustige Unterhaltung.

Esther ist Ende Zwanzig und gehört zu den Frauen, die trotz tollem Freundeskreis und einem interessanten Job das Gefühl hat, dass etwas fehlt. Weil jedes Date ein Reinfall ist, gerät sie in eine Krise. In einer Frauenzeitschrift stößt sie auf einen Artikel, welcher beschreibt, dass jede Frau im Leben sieben Arten von Beziehungen führt, aber nur eine davon die große Liebe ist. Da Esther alle aufgeführten Beziehungsformen bereits erlebt hat, beschließt sie, alle ihre Ex-Freunde wieder zu treffen um herauszufinden, ob einer davon "der Richtige" ist.

"Sieben Männer später" ist einer dieser typischen Geschichten über eine "verzweifelte Singlefrau", bei denen man schon beim Lesen des Klappentextes weiß, wie sie endet.

Der Roman liest sich einfach. Die Sprache ist klar, einfach, stellenweise etwas vulgär. Die Zielgruppe dürften eher jüngere Frauen sein. Zu dieser zähle ich zwar nicht mehr, trotzdem wird sich (vielleicht) jede Frau in der einen oder anderen Situation wiedererkennen. Die kurzweilige, amüsante Story der chaotischen Esther und ihren Freundinnen erinnert an "Sex and the City" oder "Bridget Jones": Unterhaltsam, aber ohne Anspruch und Tiefgang (wenn auch einige Passagen durchaus zum Nachdenken anregen). Für "zwischendurch" ganz nett - nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Fazit: Ein Frauenroman für eine kleine Auszeit: Prosecco einschenken, zurücklehnen und abschalten. Cheers!

Bewertung vom 22.03.2023
Melody
Suter, Martin

Melody


ausgezeichnet

Der junge Tom Elmer soll den Nachlass des Alt-Nationalrats Dr. Peter Stotz regeln. Dieser lebt in seiner Villa am Zürichberg, umgeben von Portraits der wunderschönen Melody, die vor 40 Jahren kurz vor der Hochzeit spurlos verschwand. Stotz war nie darüber hinweg gekommen und hat die Hoffnung nie aufgegeben, seine große Liebe wiederzufinden. Tom ist fasziniert von Stotz' Erzählungen und beginnt, zusammen mit dessen Großnichte Laura Nachforschungen zu betreiben. Umso mehr die beiden erfahren, umso größer werden die Zweifel, wer Stotz wirklich ist. Und was Wahrheit oder Fiktion ist...

Das lange Warten auf Suters neuen Roman hat sich gelohnt. Martin Suter ist ein Meister darin, Geschichten in einer einfachen, klaren, fast eleganten Sprache zu erzählen und den/die Leser/-innen in seinen Bann zu ziehen.

Auch diesen Roman kann man nur schwer aus der Hand legen. Der Autor nimmt sich zunächst viel Zeit, einem mit den Figuren vertraut zu machen und steigert dann die Spannung kontinuierlich bis zum, wie so oft, überraschenden Ende.

Wer Martin Suter mag, wird "Melody" lieben. Wer seine Romane noch nicht kennt, wird hoffentlich auch auf seine weiteren Werke aufmerksam. Denn auch wenn man seine Bücher weggelegt hat, wirken die Geschichten lange nach. Was will man mehr?

Daher: Fünf Sterne. Top! Besser geht's nicht.

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