Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Sabsisonne
Wohnort: 
Berlin

Bewertungen

Insgesamt 76 Bewertungen
Bewertung vom 11.08.2024
Genau so, wie es immer war
Lombardo, Claire

Genau so, wie es immer war


sehr gut

eine unzufriedene Frau

Julia lernt als Mutter des 4jährigen Ben die deutlich ältere Helen kennen. Zwischen den zwei Frauen entwickelt sich eine Freundschaft, in der Julia sich einerseits geborgen und andererseits klein fühlt. Durch besondere Umstände gehen sie getrennte Wege und treffen sich nach 20 Jahren im Supermarkt wieder.
Aber das ist nicht das einzige, was Julia über ihr Leben nachdenken lässt. Ihre beiden Kinder verlassen das Haus. Ben wird überraschend Vater und plant auch gleich seine Hochzeit, Alma steht vor ihrem Highschoolabschluss und geht demnächst auf die Uni.

Julia Ames lebt den amerikanischen Traum, ist aber mit ihrem Dasein unzufrieden. Sie hegt ständig Selbstzweifel, mag nur wenige Menschen und suhlt sich auch gern im Selbstmitleid.
In Rückblenden wird ihr ganzes Leben erzählt: Der frühe Verlust des geliebten Vaters, das Alleinsein mit ihrer exzentrischen Mutter, die Flucht auf die Uni, das Kennenlernen von Mark, das Abstimmen des gemeinsamen Lebensweges, das Alleinsein mit dem ersten Kind, ihre Stellung in ihrer eigenen Familie.

Lange war mir Julia unsympathisch. Sie hat einen liebevollen Ehemann, zwei tolle Kinder und auch finanziell geht es der Familie sehr gut. Aber Julia macht sich durch ihr negatives Denken ihre eigentlich heile Welt selbst kaputt. Mehrfach hätte ich ihr gern zugerufen: Sei doch mal zufrieden, du hast soviel mehr als so manch andere. Am Ende habe ich mich mit ihr versöhnt, weil sie sich rückblickend doch hauptsächlich positiv an ihr Leben erinnert.

Auch wenn es für diese Familiengeschichte keiner 712 Seiten bedurft hätte,
und es im Mittelteil etwas zäh wurde, hat die Autorin doch einen bestimmten Typ Frau sehr gut beschrieben.

Bewertung vom 07.08.2024
Die Toten von Veere. Ein Zeeland-Krimi
Vermeer, Maarten

Die Toten von Veere. Ein Zeeland-Krimi


sehr gut

Spannend
Mal wieder ein durchgängig spannender Krimi. Liv de Vries, schon zweimal etwas zu schnell mit der Schusswaffe, wird von ihrem Freund und Vorgesetzten nach Zeeland geschickt, um dort einen Vermisstenfall zu bearbeiten. Dieser ist aber weit mehr als das. Die Ermittlungen sind umfangreich, reichen tief in die Vergangenheit und betreffen auch aktuelle politische Entwicklungen.

Das Cover mit seiner erhabenen Schrift und dem Bild einer Dorfstr. ist sehr ansprechend. Allerdings hätte ich mir eine Karte von Zeeland gewünscht, auf der wichtige Orte und Ereignisse vermerkt sind. Außerdem hat mir ein Nachwort des Autors mit Anmerkungen und Danksagungen, die ich immer gerne lese, gefehlt.
Einige Worte waren mir fremd (Bsp.: Aufbringen für Aufziehen/Erziehen), was ja nicht an einer Übersetzung liegen kann, da der Autor Deutscher mit Pseudonym ist.
Auch die Handlung hatte einige Ungereimtheiten, was aber wegen der anhaltenden Spannung nicht als wirklich negativ empfunden wurde.

Die Themen dieses Krimis sind vielfältig und teilweise sehr aktuell. Ausländerhass, Vergangenheitsbewältigung, Dorfgemeinschaft und persönliche Probleme werden ebenso thematisiert wie Politik und Kolonialismus. Trotzdem fühlt sich die Geschichte nicht überfrachtet an. Eine überschaubare Anzahl handelnder Personen, deren Ausarbeitung noch Luft nach oben hat, tragen zur Übersichtlichkeit bei.

Von mir eine eindeutige Leseempfehlung! Freue mich zudem auf eine Fortsetzung.

Bewertung vom 22.07.2024
Leichenstarr an der Bar
Jensen, Joost

Leichenstarr an der Bar


gut

Etwas tüddelig
Ein kleiner Ort an der Nordsee, in dem die Friesenbrauerin Gesine Felber sowohl die Kneipe als auch den Tante-Emma-Laden betreibt, wird Tatort eines Verbrechens, an dessen Aufklärung das ganze Dorf beteiligt ist.
Dazu gibt es viel Lokalkolorit und das von Gesine in ihrem Keller hergestellte Tüddelbräu.

Wer Friesenschnack und einfache Lokalkrimis mag, ist hier goldrichtig.
Wenig anspruchsvoll aber nach der guten Hälfte auch richtig spannend, ist das eine wunderbare Urlaubslektüre. Sicherlich umso mehr wenn der Urlaubsort an der Nordsee liegt.

Ich habe mich allerdings auch über einiges geärgert. Gesine radelt 30km (!) zu einer Seniorenresidenz, um dort mit einer wichtigen Person zu sprechen und radelt die Strecke unverrichteter Dinge wieder zurück. Aber kein Polizist kommt auf die Idee, mal mit dieser Person zu sprechen.
Wenn Wert auf so Kleinigkeiten gelegt wird, wie dass Gesine die Kladde für die Dorfbewohner jedesmal auslegt dann wundert es mich, dass sie nie ein neues Fass ansticht und ihren Zapfhahn reinigt.

Das sind nur zwei Beispiele, aber es gibt noch mehr Ungereimtheiten.
Für mich wird es kein weiteres Buch aus der Reihe geben. Ich kann es aber, wie oben ausgeführt, einigen Lesern empfehlen.

Bewertung vom 09.07.2024
Toskanisches Verhängnis
Trinchieri, Camilla

Toskanisches Verhängnis


gut

Sehr gemächlich
Das war schon der zweite Teil der Reihe, für mich allerdings der erste.
Nico Doyle, ein Ex-Cop des NYPD, hat nach der Beisetzung seiner Ehefrau in der Toskana dort Familienanschluss, eine neue Liebe und Freunde gefunden. Zu letzteren gehören die Polizisten der Gegend, die Nico auch bei ihrem neuen Fall unterstützt.
Eine reiche Witwe Nora Salviati wird von ihrer englischen Freundin Laetitia Barron tot aufgefunden. Die Tote hatte kein gutes Verhältnis zu ihren beiden Töchtern und deren Partnern und war auch sonst kein freundlicher Mensch. Daher gibt es viele mögliche Täter.

Bei dem Buch handelt es sich um einen Krimi vor dem Hintergrund schöner Landschaft, gutem Essen und vieler menschlicher Beziehungen. Hilfreich bei den vielen Menschen ist eine Liste der handelnden Personen. Leider befindet sie sich am Ende, wo ich sie erst spät entdeckt habe.

Wer einen packenden Krimi mit hohem Spannungsbogen erwartet ist hier falsch.
Die Leser:in muss sich schon auf die handelnden Personen einlassen und viel von ihnen erfahren wollen.
Ja, es war interessant, aber zeitweise auch langweilig, daher von mir nur 3 Punkte.

Bewertung vom 24.06.2024
Verräterisches Lavandou / Leon Ritter Bd.10
Eyssen, Remy

Verräterisches Lavandou / Leon Ritter Bd.10


sehr gut

Diesmal sehr brutal
In der wunderschönen Provence werden Frauen gefoltert und ermordet. Ihre Köpfe werden an anderen Orten als ihre Körper hinterlassen. Leon Ritter, der Rechtsmediziner, ist sich sicher, dass der Serienkiller ihm Nachrichten hinterlässt. Da es vor vielen Jahren ein ähnliches Verbrechen gab, fahren Leon und Isabelle Morell, die stellvertretende Polizeichefin und Leons Lebensgefährtin, zur Nervenheilanstalt, in der der damalige Täter einsitzt.

Ich gebe zu, ich liebe die Geschichten um Leon, Isabelle und ihre Tochter Lilou. Auch die anderen Polizisten, das Personal und die Gäste vom Chez Miou sind mir ans Herz gewachsen. Deshalb werde ich auch jeden weiteren Teil verschlingen, wenn mir dieser hier auch nicht so gut gefallen hat.

Die Morde sind diesmal wirklich sehr brutal. Desweiteren kommen Geschichten darin vor, die es nicht wirklich braucht.
Das Verschwinden von Lilous Kollegin in der Bäckerei wird nur kurz thematisiert und nie wieder aufgegriffen. Warum der Serienkiller die Selbsttötung einer männlichen Person vortäuscht, wird genauso wenig aufgeklärt.

Das Ende ist dann zwar sehr spannend, aber auch zu kurz. Hier fehlt Aufklärung über Zusammenarbeit, Mittel, Wege etc.

Bis auf die o.g. Ungereimtheiten ist auch dieser Teil der Reihe gut und spannend erzählt. Gefallen haben mir wieder die Landschaftsbeschreibungen, die mich immer in Urlaubsstimmung versetzen. Wieder eine gute Urlaubslektüre!

Bewertung vom 14.05.2024
Südlich von Porto wartet die Schuld
da Silva, Mariana

Südlich von Porto wartet die Schuld


ausgezeichnet

Perfekte Urlaubslektüre
Mich hat schon mal das Cover angesprochen. Die portugiesischen Fliesen finden sich auch am Anfang jedes Kapitels mit einer örtlichen Weisheit wieder.

Das ist der zweite Fall von Ria Almeida und Joaquim Baptista, aber mein erster mit den beiden. Ich hatte jedoch zu keiner Zeit das Gefühl, dass mir Informationen fehlen.

Während Baptista auf den Richter am Gericht wartet, steht Ria Almeida schon vor dessen Leiche. Diese wurde von einer Gruppe Umweltschützer in den Dünen gefunden. Nun beginnen die Ermittlungen, die immer wieder ins Stocken geraten. Beide Ermittler haben ihren Hauptverdächtigen.

Nebenbei lernt die Leser:in noch Rias Familie und ihren Jugendfreund kennen.
Rias Leben und Gefühlswelt wird sehr detailreich dargestellt. Über Baptista erfährt man zwar einiges, da ist aber noch Luft nach oben. Sicher lernen wir ihn und Rias Familienmitglieder in weiteren Bänden der Reihe noch besser kennen.

Diese Verquickung von Familienroman und Verbrechen ist eine perfekte Urlaubslektüre und macht zudem ganz viel Lust auf Portugal. Und natürlich auch Lust auf weitere Teile der Reihe.

Bewertung vom 02.05.2024
Treibgut
Brodeur, Adrienne

Treibgut


ausgezeichnet

Das Leben der Abigail Gardner

Was als Familienroman daherkommt, ist eigentlich die Geschichte einer schüchternen jungen Frau, die sich zu einer emanzipierten Künstlerin wandelt.

Abby und Ken wachsen bei ihrem Vater Adam auf, nachdem ihre Mutter kurz nach Abbys Geburt gestorben ist. Adam ist ein berühmter Meeresbiologe und leidet an einer bipolaren Störung. Kurz vor seinem 70sten Geburtstag setzt er seine Medikamente ab, um noch einmal eine große Entdeckung zu machen.

Wir begleiten das Geschehen auf Cape Cod von April bis Oktober, aber die Familie Gardner eigentlich von Beginn an.

In dem Roman werden die Kapitel mit dem Namen der handelnden Person überschrieben, was am Ende ein Gesamtbild ergibt. Für mich ist die alles verbindende Person Abby. Sie hat zu allen anderen eine Beziehung: die geliebte aber neidvoll betrachtete Schwester von Ken, die Aufpasserin ihres Vaters Adam, die beste Freundin von Jenny, die vertraute Tante ihrer beiden Nichten und die gefundene Schwester von Steph.
Dass dieses Gefüge ins Wanken gerät, liegt an Adam, der sich in einer manischen Phase befindet. Hier wird schön seine Euphorie herausgearbeitet, aber auch die spätere Ernüchterung.
Schuld an der Unruhe trägt auch Ken, der seine Schwester früher sehr geliebt, sich dann aber von ihr verstoßen gefühlt hat. Er kämpft mit seinen Dämonen, traut seinem Therapeuten nicht und muss sein Versagen vor Augen geführt bekommen. Und das nicht nur von Abby, sondern auch von seiner Ehefrau Jenny, die sich ihm verweigert und dem Alkohol zuspricht.

Für mich ein ganz starker Roman, in dem die Protagonisten sehr gut gezeichnet sind. Je länger ich gelesen habe, desto spannender wurde es.

Bewertung vom 28.03.2024
Meeresfriedhof / Die Falck Saga Bd.1
Nore, Aslak

Meeresfriedhof / Die Falck Saga Bd.1


ausgezeichnet

Spannung pur
Eine Familiengeschichte mit vielen Geheimnissen und spannenden Wendungen.

Die junge Vera Lind wächst in ärmlichen Verhältnissen auf, gelangt aber durch Heirat zu großen Reichtum. Nach ihrem Tod steht die Familie, die sich in zwei Zweige aufspaltet, vor einer Zerreißprobe. Es geht um das Erbe, um die Wahrheit und um die Vergangenheit. Hier lernt die Leser:in ganz nebenbei etwas über die norwegische Geschichte im 2. Weltkrieg. Die Geschehnisse um den Untergang eines Hurtigrutenschiffes sind der Schlüssel zur Wahrheit.

Mich hat dieser Familienroman von Anfang an gepackt. Auch wenn ich anfangs noch ab und zu den Stammbaum zu Rate ziehen musste, wurden mir die Protagonisten sehr schnell vertraut. Die Geschichte spielt nicht nur in der Gegenwart der Familie und der Vergangenheit in Form eines Romans sondern auch im Kriegsgebiet des Nahen Ostens. Und auf allen Ebenen gibt es Geheimnisse, Intrigen und Lügen, die sehr spannend erzählt werden.

Einziges Manko: Die Leser:innen müssen bis Mai 2025 auf den zweiten Teil warten.

Von mir eine absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 27.03.2024
Die Dämmerung / Art Mayer-Serie Bd.2
Raabe, Marc

Die Dämmerung / Art Mayer-Serie Bd.2


ausgezeichnet

Moral und Gerechtigkeit
Es geht weiter mit Art und Nele, die wieder einen Fall zu lösen haben, der am Ende ganz anders ist, als sie anfangs gedacht haben. Zur Auflösung trägt auch immer mehr die zweite Erzählebene in Form einer vor langer Zeit besprochenen Cassette bei.
Auch die private Seite der beiden Protagonisten kommt nicht zu kurz. Nele ist hochschwanger und immer weniger davon überzeugt, als Vollzeitmutter zufrieden zu sein.
Art pflegt seine heimliche Liebschaft und auch das kleine Mädchen, dessen Mutter er suchen will, wird immer mehr Teil seines Lebens.

Wie schon der erste Thriller der Reihe ist auch dieser wieder gut erzählt, birgt einige Wendungen und Überraschungen und bleibt spannend.
Am Ende läuft es darauf hinaus, wer hier moralisch oder unmoralisch gehandelt hat und wer gerecht oder ungerecht behandelt wurde. Das müssen die Leser:innen am Ende selbst entscheiden.

In der Hörfassung werden die oben erwähnten zwei Erzählebenen von verschiedenen Sprechern gesprochen, was das ganze noch realistischer macht. Sowohl Peter Lontzek als auch Luisa Wietzorek machen ihre Sache sehr gut. Ich hatte ein sehr angenehmes Hörerlebnis.

Daher von mir eine Hör- oder Leseempfehlung!

Bewertung vom 17.03.2024
Mit Kindern über Diskriminierungen sprechen
Fajembola, Olaolu;Nimindé-Dundadengar, Tebogo

Mit Kindern über Diskriminierungen sprechen


ausgezeichnet

Leseempfehlung für jeden

Die Würde des Menschen ist unantastbar? Ja, so sollte sein, ist aber in der Realität leider anders. Dieser sehr lesenswerte und gut aufgebaute Ratgeber richtet sich an alle Menschen. Wir müssen uns in den meisten Fällen selbst ermächtigen, um mit anderen über diverse Diskriminierungen sprechen zu können.

Jeder kann dazu beitragen, dass Kinder gar nicht erst das Falsche erlernen, sondern allen Menschen unvoreingenommen gegenübertreten.

Die Autorinnen machen deutlich, dass dieses Buch nur ein Anfang sein kann. Dafür haben sie am Ende jedes Kapitels eine Auflistung von weitergehender Literatur zum Thema, Social Media Vorschläge, evtl. Vereine, Podcasts und Kalendertage aufgeführt.

Ich halte dieses Sachbuch für unverzichtbar. Nicht nur Eltern, Großeltern, Lehrer und Erzieher können hier etwas lernen. Wir alle verhalten uns mitunter unbewusst diskriminierend. Hier lernen wir also nicht nur etwas über unser Verhalten, sondern auch über den Weg es zu ändern.