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Sabsisonne
Wohnort: 
Berlin

Bewertungen

Insgesamt 82 Bewertungen
Bewertung vom 15.09.2024
Tage mit Milena
Burseg, Katrin

Tage mit Milena


gut

Blasse Figuren

Annika lebt ein beschauliches Leben in Lübeck. Verheiratet mit Hendrick, der eine Slowflowerplantage betreibt, führt sie die Papeterie seines Vaters weiter.
Bis Luzie, die Sekundenkleber in dem Geschäft kauft, in ihr Leben tritt.
Luzie klebt sich auf der Straße fest, was dazu führt, dass sich Annika an eine längst vergangene Zeit erinnert. Wegen der damaligen Umstände ist sie der Meinung, Luzie erst beschützen und dann retten zu müssen.

Ich habe die erwachsene Annika die ganze Geschichte über nicht sympathisch gefunden. Selbst wenn sie ein unverarbeitetes Trauma von vor 30 Jahren hat, erklärt das nicht ihre häufigen Ausraster und Zusammenbrüche und ihre Übergriffigkeit gegenüber Luzie. Auf der anderen Seite verstehe ich auch Luzie nicht, die sich auf eine wildfremde Frau einlässt. Also schon alles sehr konstruiert.
Im Laufe der Geschichte erfahren wir, wie Annika aufgewachsen ist. Das und auch die Tage mit Milena waren sicher keine einfache Zeit. Es fällt mir aber schwer, mich in die Person hineinzuversetzen oder sie auch nur ansatzweise zu verstehen. Das Verhältnis von Luzie und Annika zu Matti bleibt lange im Nebel. Matti ist am Ende derjenige, der Annika, die das meiste verdrängt hat, und auch die Leserin über die Geschehnisse von damals aufklärt.
Auch Luzie hat ihre Geheimnisse, bleibt aber als Protagonistin der Geschichte sehr blass.

Gefallen hat mir dagegen der aktuelle Hintergrund. Es wird sowohl Corona angesprochen als auch die verschiedenen Projekte der Klimabewegung. Tatsächlich stattgefundene Klimacamps, die Besetzung in Lützerat und auch die Klimakleber bilden den Hintergrund der Geschichte.
Aber auch die Hausbesetzerszene in der Hamburger Hafenstr. Anfang der 80er Jahre ist Thema. Die Leserin bekommt einen genauen Abriss der Ereignisse samt wankelmütiger Politiker. Das war interessant, hätte aber vielleicht eher ins Nachwort gepasst, dann hätte die Autorin mehr Zeit für die Ausgestaltung ihrer Figuren gehabt.

Bewertung vom 11.09.2024
Mit kaltem Kalkül / Die Sabine Yao-Reihe Bd.2
Tsokos, Michael

Mit kaltem Kalkül / Die Sabine Yao-Reihe Bd.2


gut

ein wenig enttäuschend

Sabine Yaos zweiter Fall, in dem sie zuerst einen Fall von Polizeigewalt in der Gewaltambulanz bearbeiten muss.
Aber dann wird sie zu einem Toten beordert, dem die Kehle durchgeschnitten wurde. Am Tatort gibt es SM Spielzeug und welches für Kinder. Kurz danach wird eine Kinderleiche aufgefunden, die den Ermittlern Rätsel aufgibt. Gleichzeitig verschwindet aus dem selben Lebensumfeld ein weiteres Kind.

Grundsätzlich ein spannender Fall, aber hier mit deutlichen Schwächen. Das Rätsel der Kinderleiche ist keins, da die Lösung mein erster Gedanke war. Dass renommierte Rechtsmediziner erst Abwegiges probieren, bevor sie auf die, aus meiner Sicht, einfache Lösung kommen, erscheint mir doch sehr unrealistisch.

Was ich aber immer liebe, sind die beiläufig eingestreuten Fälle aus dem Arbeitsalltag der Rechtsmedizin, wie hier auch der Fall eines russischen Oligarchen, der eine Vergiftung vorgetäuscht hat.
Und insgesamt ist der Fall spannend geschrieben. Wir erfahren wieder etwas aus Sabines Privatleben und viel Interessantes aus ihrem Berufsleben.

Daher trotzdem eine Leseempfehlung!

Bewertung vom 08.09.2024
Lass die anderen reden
Engelstädter, Vanessa

Lass die anderen reden


sehr gut

Hauptsächlich für Menschen
Wie heißt es so richtig: Das Problem befindet sich meist am anderen Ende der Leine. Das ist nicht der Hund, das ist der Mensch. Und wenn dieser Probleme hat, wird er einen willensstarken Hund nicht erziehen können. Nicht nur, weil dieser Mensch nicht konsequent mit seinem Hund umgeht, sondern weil der Hund die Unsicherheit des Menschen spürt und sofort die Führung übernimmt. Und das ist weder für den Hund noch für den Menschen gut, da beide dann ein sehr unentspanntes Leben haben.
Darum fokussiert sich die Autorin in diesem Ratgeber auch auf den Menschen. Was hat er/sie für Schwächen? Woran kann oder will er/sie arbeiten? Wie kann das gelingen? Dazu werden Experten herangezogen und Vorschläge für mögliche Verbesserungen oder gar Therapien gemacht.
Für mich war da wenig Neues dabei, hat mich aber mal wieder zum Nachdenken angeregt.

Also eine Leseempfehlung für alle, egal ob mit oder ohne Hund!

Bewertung vom 27.08.2024
Schlaf gut, kleine Fledermaus Wegda! / Die kleine Fledermaus Wegda Bd.3
Neßhöver, Nanna

Schlaf gut, kleine Fledermaus Wegda! / Die kleine Fledermaus Wegda Bd.3


sehr gut

Suche nach Kuscheltier

Ein wunderschön gezeichnetes Bilderbuch für die Kleinsten. Schon nach dem Aufklappen gibt es Mond, Sterne und Glühwürmchen, die uns durch das Buch begleiten, zu sehen. Aber es gibt noch viel mehr zu entdecken: die kleine Fledermaus im Schlafanzug, böses Gemüse, Wegdas Freunde und ihre Behausungen und so viel mehr. Das mit den geringelten Socken im Dunkeln fand ich allerdings etwas schwierig.

Wir begleiten Wegda übers Zähneputzen und Mama und Papa zu ihrem Schlafplatz, wo ihr auffällt, dass ihr Kuscheltier fehlt. Nun macht sie sich auf die Suche und die Kleinen können mitmachen. Egal ob Fragen zu beantworten sind, an der Tür zu klopfen, zu klatschen oder das Buch auf den Kopf zu stellen ist, die unterschiedlichen Sachen werden von den Kindern gern mitgemacht.

Ob sich dieses Buch nun gerade deshalb als Gute-Nacht-Geschichte eignet, muss von Kind zu Kind entschieden werden. Aber auch am Tag kann man Spaß mit der kleinen Fledermaus haben.

Bewertung vom 22.08.2024
Lupus
Rode, Tibor

Lupus


ausgezeichnet

Aktueller Krimi


Das Cover hat mich erstmal abgeschreckt. Der schwarze Hintergrund und der sehr martialisch dargestellte Wolf haben mich nicht angesprochen.

Die Story hingegen schon: Die Tierärztin und Wolfsschutzbeauftragte des Landkreises, Jennifer Rausch, wird zu einem Tatort gerufen. Am Fuß eines Hochsitzes liegt eine Leiche, in der Nähe steht das verschlossene Auto ihres Vaters, in dem sich sein Hund befindet. Gemeinsam mit dem Staatsanwalt Frederik Bach ermittelt sie in einem Vermisstenfall und zahlreichen Tötungsdelikten. Die Sichtung ungewöhnlicher Wölfe spielt dabei eine ebenso große Rolle wie Jennifers Familiengeschichte.

Dieser Krimi ist von Anfang an spannend, sehr komplex und in Teilen sehr realistisch. Er nimmt uns in kursiv geschriebenen Rückblenden mit in das Deutschland der Nazis und in die Zeit der DDR. Das fügt sich wunderbar erklärend in die Handlung ein. Vieles stellt sich im Laufe der Geschichte ganz anders und viel komplizierter dar als anfangs vermutet.
Dazu kommt ein erschreckend aktueller Bezug zu den Debatten über Wölfe, Migration und KI.

Einige Ungereimtheiten tun der Spannung keinen Abbruch (Bsp.: Hund ist ängstlich gegenüber einer Person, die ihn vermeintlich angeschossen hat, was sich später als Irrtum herausstellt.) Was mir allerdings negativ aufgefallen ist: „Die Frau, die zwei Konfektionsgrößen mehr als Helen trug,…… Solche oberflächlichen Beschreibungen sollten der Vergangenheit angehören.

Dankbar bin ich immer und besonders hier für das Nachwort des Autors, in dem er über Realitätsbezüge und dichterische Freiheiten aufklärt.

Von mir eine absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 13.08.2024
Das größte Rätsel aller Zeiten
Burr, Samuel

Das größte Rätsel aller Zeiten


sehr gut

Wohlfühlbuch

Mal wieder ein sehr gelungenes Erstlingswerk.
Samuel Burr hat die Geschichte eines Findelkindes, das auf der Suche nach seinen Erzeugern ist, aufgeschrieben. Nachdem seine Ziehmutter verstorben ist, führt sie ihn in vorher angelegten Rätseln zu vielen Erkenntnissen. Ob das nun das größte Rätsel aller Zeiten ist, muss die Leser:in beurteilen. Für mich war der Titel irreführend.

Der Roman ist flüssig und unterhaltsam geschrieben. Eine gewisse Spannung baut sich in der Suche nach Claytons Identität und seiner sexuellen Orientierung auf. Bei letzterem weiß die Leser:in schnell mehr als der Protagonist. Das Ergebnis seiner Suche ist dann doch überraschend, zumindest bis er sich an den Ort des Aufenthalts seiner leiblichen Mutter begibt.

In wechselnden Kapiteln wird die Vergangenheit bzw. die Entstehung der Gemeinschaft der Rätselmacher und Claytons Suche beschrieben. Das macht das Lesen leicht.

Ein Buch, das kurzweilig ist und Spaß macht!

Bewertung vom 11.08.2024
Genau so, wie es immer war
Lombardo, Claire

Genau so, wie es immer war


sehr gut

eine unzufriedene Frau

Julia lernt als Mutter des 4jährigen Ben die deutlich ältere Helen kennen. Zwischen den zwei Frauen entwickelt sich eine Freundschaft, in der Julia sich einerseits geborgen und andererseits klein fühlt. Durch besondere Umstände gehen sie getrennte Wege und treffen sich nach 20 Jahren im Supermarkt wieder.
Aber das ist nicht das einzige, was Julia über ihr Leben nachdenken lässt. Ihre beiden Kinder verlassen das Haus. Ben wird überraschend Vater und plant auch gleich seine Hochzeit, Alma steht vor ihrem Highschoolabschluss und geht demnächst auf die Uni.

Julia Ames lebt den amerikanischen Traum, ist aber mit ihrem Dasein unzufrieden. Sie hegt ständig Selbstzweifel, mag nur wenige Menschen und suhlt sich auch gern im Selbstmitleid.
In Rückblenden wird ihr ganzes Leben erzählt: Der frühe Verlust des geliebten Vaters, das Alleinsein mit ihrer exzentrischen Mutter, die Flucht auf die Uni, das Kennenlernen von Mark, das Abstimmen des gemeinsamen Lebensweges, das Alleinsein mit dem ersten Kind, ihre Stellung in ihrer eigenen Familie.

Lange war mir Julia unsympathisch. Sie hat einen liebevollen Ehemann, zwei tolle Kinder und auch finanziell geht es der Familie sehr gut. Aber Julia macht sich durch ihr negatives Denken ihre eigentlich heile Welt selbst kaputt. Mehrfach hätte ich ihr gern zugerufen: Sei doch mal zufrieden, du hast soviel mehr als so manch andere. Am Ende habe ich mich mit ihr versöhnt, weil sie sich rückblickend doch hauptsächlich positiv an ihr Leben erinnert.

Auch wenn es für diese Familiengeschichte keiner 712 Seiten bedurft hätte,
und es im Mittelteil etwas zäh wurde, hat die Autorin doch einen bestimmten Typ Frau sehr gut beschrieben.

Bewertung vom 07.08.2024
Die Toten von Veere. Ein Zeeland-Krimi
Vermeer, Maarten

Die Toten von Veere. Ein Zeeland-Krimi


sehr gut

Spannend
Mal wieder ein durchgängig spannender Krimi. Liv de Vries, schon zweimal etwas zu schnell mit der Schusswaffe, wird von ihrem Freund und Vorgesetzten nach Zeeland geschickt, um dort einen Vermisstenfall zu bearbeiten. Dieser ist aber weit mehr als das. Die Ermittlungen sind umfangreich, reichen tief in die Vergangenheit und betreffen auch aktuelle politische Entwicklungen.

Das Cover mit seiner erhabenen Schrift und dem Bild einer Dorfstr. ist sehr ansprechend. Allerdings hätte ich mir eine Karte von Zeeland gewünscht, auf der wichtige Orte und Ereignisse vermerkt sind. Außerdem hat mir ein Nachwort des Autors mit Anmerkungen und Danksagungen, die ich immer gerne lese, gefehlt.
Einige Worte waren mir fremd (Bsp.: Aufbringen für Aufziehen/Erziehen), was ja nicht an einer Übersetzung liegen kann, da der Autor Deutscher mit Pseudonym ist.
Auch die Handlung hatte einige Ungereimtheiten, was aber wegen der anhaltenden Spannung nicht als wirklich negativ empfunden wurde.

Die Themen dieses Krimis sind vielfältig und teilweise sehr aktuell. Ausländerhass, Vergangenheitsbewältigung, Dorfgemeinschaft und persönliche Probleme werden ebenso thematisiert wie Politik und Kolonialismus. Trotzdem fühlt sich die Geschichte nicht überfrachtet an. Eine überschaubare Anzahl handelnder Personen, deren Ausarbeitung noch Luft nach oben hat, tragen zur Übersichtlichkeit bei.

Von mir eine eindeutige Leseempfehlung! Freue mich zudem auf eine Fortsetzung.

Bewertung vom 22.07.2024
Leichenstarr an der Bar
Jensen, Joost

Leichenstarr an der Bar


gut

Etwas tüddelig
Ein kleiner Ort an der Nordsee, in dem die Friesenbrauerin Gesine Felber sowohl die Kneipe als auch den Tante-Emma-Laden betreibt, wird Tatort eines Verbrechens, an dessen Aufklärung das ganze Dorf beteiligt ist.
Dazu gibt es viel Lokalkolorit und das von Gesine in ihrem Keller hergestellte Tüddelbräu.

Wer Friesenschnack und einfache Lokalkrimis mag, ist hier goldrichtig.
Wenig anspruchsvoll aber nach der guten Hälfte auch richtig spannend, ist das eine wunderbare Urlaubslektüre. Sicherlich umso mehr wenn der Urlaubsort an der Nordsee liegt.

Ich habe mich allerdings auch über einiges geärgert. Gesine radelt 30km (!) zu einer Seniorenresidenz, um dort mit einer wichtigen Person zu sprechen und radelt die Strecke unverrichteter Dinge wieder zurück. Aber kein Polizist kommt auf die Idee, mal mit dieser Person zu sprechen.
Wenn Wert auf so Kleinigkeiten gelegt wird, wie dass Gesine die Kladde für die Dorfbewohner jedesmal auslegt dann wundert es mich, dass sie nie ein neues Fass ansticht und ihren Zapfhahn reinigt.

Das sind nur zwei Beispiele, aber es gibt noch mehr Ungereimtheiten.
Für mich wird es kein weiteres Buch aus der Reihe geben. Ich kann es aber, wie oben ausgeführt, einigen Lesern empfehlen.

Bewertung vom 09.07.2024
Toskanisches Verhängnis
Trinchieri, Camilla

Toskanisches Verhängnis


gut

Sehr gemächlich
Das war schon der zweite Teil der Reihe, für mich allerdings der erste.
Nico Doyle, ein Ex-Cop des NYPD, hat nach der Beisetzung seiner Ehefrau in der Toskana dort Familienanschluss, eine neue Liebe und Freunde gefunden. Zu letzteren gehören die Polizisten der Gegend, die Nico auch bei ihrem neuen Fall unterstützt.
Eine reiche Witwe Nora Salviati wird von ihrer englischen Freundin Laetitia Barron tot aufgefunden. Die Tote hatte kein gutes Verhältnis zu ihren beiden Töchtern und deren Partnern und war auch sonst kein freundlicher Mensch. Daher gibt es viele mögliche Täter.

Bei dem Buch handelt es sich um einen Krimi vor dem Hintergrund schöner Landschaft, gutem Essen und vieler menschlicher Beziehungen. Hilfreich bei den vielen Menschen ist eine Liste der handelnden Personen. Leider befindet sie sich am Ende, wo ich sie erst spät entdeckt habe.

Wer einen packenden Krimi mit hohem Spannungsbogen erwartet ist hier falsch.
Die Leser:in muss sich schon auf die handelnden Personen einlassen und viel von ihnen erfahren wollen.
Ja, es war interessant, aber zeitweise auch langweilig, daher von mir nur 3 Punkte.