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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Anja
Wohnort: 
Leipzig

Bewertungen

Insgesamt 25 Bewertungen
Bewertung vom 27.01.2024
Demon Copperhead
Kingsolver, Barbara

Demon Copperhead


ausgezeichnet

Ein großartiger und berührender Roman über die Kindheit und Jugend eines Jungen, der leider unter schwierigen Bedingungen erwachsen werden musste. Er lebt in verschiedenen Pflegefamilien, lernt Armut und Hunger kennen, Desinteresse vom Jugendamt und auch viele andere Kinder, denen es ähnlich geht. Das alles erzählt aus seiner Sicht, melancholisch, frech, am Anfang auch oft kindlich naiv, mit einem feinen Humor. Das lässt den Leser auch den ganzen Schmerz etwas besser ertragen. Demon kämpft sich durch mit einer beeindruckenden Stärke und Kraft. Trotz der Schwere der Themen hat dieser Roman eine gewisse Leichtigkeit und eine absolute Sogwirkung. Ich hätte dieses Buch (829 Seiten) noch ewig weiterlesen können. Ganz große Literatur, wunderbar geschrieben. Für mich eins der besten Bücher, die ich jemals gelesen habe.

Bewertung vom 22.01.2024
Wir sitzen im Dickicht und weinen
Prokopetz, Felicitas

Wir sitzen im Dickicht und weinen


ausgezeichnet

Felicitas Prokopetz schreibt in diesem Roman sehr unaufgeregt aber dennoch eindringlich über Valerie, ihre Mutter und ihren Sohn. Sie hat einen tollen und realistischen Blick auf Töchter und Mütter. Die Charaktere sind alle sehr gut beschrieben, man konnte sich in alle gut reinversetzen. Jeder handelt entweder wie es vorgelebt wurde oder er aus den Fehlern der Vorgängergeneration geglaubt hat zu lernen. Es gibt mehrere Handlungsstränge, die in der jetzigen Zeit, Valeries Kindheit und auch der Kindheit der Mutter und der Großeltern spielen. Das ermöglicht dem Leser einen intensiven Einblick in das jeweils Erlebte.
Ein wirklich großartiger Roman, in dem es darum geht Mutter und Tochter zu sein aber auch um ein über Jahrzehnte weitergegebenes Familientrauma und darum das Freunde manchmal mehr Familie sind als die eigentliche Familie.

Bewertung vom 14.12.2023
Die Verletzlichen
Nunez, Sigrid

Die Verletzlichen


sehr gut

Ein Buch in dieser Art hab ich wahrscheinlich noch nie gelesen. Die eigentliche Geschichte ist ganz schnell erzählt. Wir bekommen jedoch viele Rückblicke ins Leben der Protagonisten und auch immer wieder zum aktuellen Thema passende Zitate aus Gedichten und Romanen der Weltliteratur. Der Roman spielt genau in der Pandemie, man soll das Haus nicht verlassen, alles ist unsicher und man stellt sich Fragen, auf die man sonst vielleicht gar nicht gekommen wäre. Hier findet ein kluger und feinfühliger Austausch statt zwischen zwei Menschen, die sich außerhalb der Pandemie wahrscheinlich nie begegnet wären. Besonders gern mochte ich hier den Einblick in die Gefühlswelt des jungen Erwachsenen. Wurde er zuerst in die Schublade „veganer Ökoterrorist“ gesteckt, merkt man dann doch, dass da mehr dahinter ist. Sehr empfehlenswert.

Bewertung vom 29.11.2023
Eine halbe Ewigkeit
Kürthy, Ildikó von

Eine halbe Ewigkeit


sehr gut

Die Protagonistin sowie die Autorin sind älter und reifer geworden und lassen uns hier an der Lebenserfahrung der letzten 25 Jahre teilhaben. Es geht viel um diverse Vor- und Nachteile des Altwerdens verpackt in einer Story, die größtenteils an einem Wochenende spielt mit diversen Nebencharakteren.
Diese teilweise etwas überspitzten Nebendarsteller hätte ich jetzt so nicht gebraucht, sie blieben für mich auch weitestgehend blass. Allerdings wird dadurch der zeitweise doch recht schwermütige Roman auch wieder aufgelockert. Großartig war die Selbstreflektion über die eigentlich große Liebe, die Passagen übers Älterwerden und über ihre frühere Freundin. Da konnte ich gar nicht mehr aufhören zu lesen. Die Abschnitte übers Älterwerden gern mit einem Augenzwinkern zu betrachten aber da werden viele Frauen sich wiederfinden.

Bewertung vom 18.11.2023
Himmelfahrt
Binge, Nicholas

Himmelfahrt


sehr gut

Ein Berg, der aus dem nichts mitten im Pazifik erscheint? Klingt für mich erstmal richtig spannend. Aber was bitte ist dieser Roman? Ein Thriller, Abenteuerroman, SciFi, Horror? Das Buch ist definitiv nichts für nebenbei. Man muss schon gut konzentriert lesen um alles zu verstehen.

Der Roman wurde in Briefform geschrieben. Der Wissenschafter Harold schreibt an seine Nichte Hattie. Hier gibt es viele Rückblicke, die teilweise sehr philosophisch waren. Er verarbeitet damit ein Trauma, vor dem er all die Jahre davongelaufen ist. Es gibt viele wissenschaftliche Aspekte zum Thema Zeit, Zeitverzerrung durch Falten, Persönlichkeitsveränderung, RNA, Tesserakt auf vier Dimensionen und gefundenen Mikroben.

Der Roman ist wirklich interessant und auch spannend geschrieben. Der SciFi Anteil war aber leider gar nichts für mich. Wer gern mal etwas anderes lesen möchte ist mit diesem Buch bestens bedient. Mir persönlich war die Story etwas zu verworren und utopisch.

Bewertung vom 06.11.2023
Close to Home
Magee, Michael

Close to Home


ausgezeichnet

Dieser Roman hat es in sich, er entführt uns in die schlimmsten Ecken in Belfast zu Sean und seinen Freunden und seiner Familie. Sehr bedrückend und unverblümt schreibt Magee hier und lässt ein sehr realistisches Bild von dieser Zeit entstehen, geprägt von Drogen, Gewalt, Arbeitslosigkeit und Wohnungsnotstand. Er lässt hier die Protagonisten sprechen. Wir erfahren durch ihre eigenen Geschichten von den verschiedenen Problemen. Die Jugendlichen haben keine Perspektive, die Erwachsenen kämpfen mit den Nachwirkungen der IRA und des Nordirlandkonfliktes sowie den aktuellen Problemen.

Wir erfahren hier vor allem wie Sean sich durch sein Leben kämpft, sich mit diversen Jobs über Wasser hält , einer Wohnung, in der man eigentlich nicht leben kann, seinen schwierigen Familienverhältnissen und wie er, bedingt durch die Körperverletzung, sich auf den schwierigen Weg zu sich selbst begibt.

Bewertung vom 29.10.2023
Und plötzlich warst du fort
Espach, Alison

Und plötzlich warst du fort


ausgezeichnet

Dieses Buch hat mich sehr überrascht. Ich hätte hier eine etwas seichtere und oberflächlichere Geschichte erwartet aber das war es absolut nicht.
Es wird über den Verlust eines geliebten Menschen erzählt, von der Trauer, vom Weitermachen und wie dieser Verlust das restliche Leben beeinflusst. Die Autorin schreibt unheimlich einfühlsam mit feinem Humor und lässt uns so an den Gedanken von Sally teilhaben. Die sind sehr direkt und authentisch. Wir erfahren auch viel über das Gefühlsleben der Eltern und wie sie mit der Trauer umgehen, sich unvollständig und unverstanden fühlen und noch irgendwie versuchen für Sally da zu sein.
Im diesem Buch begleiten wir Sally ab der Kindheit vor dem Tod der Schwester bis ins Erwachsenenalter. Man bekam dadurch einen guten Einblick über das Verhältnis der Schwestern untereinander und später wie sie ihr Leben weiterführt.

Bewertung vom 23.10.2023
Vom Mond aus betrachtet, spielt das alles keine Rolle
Freytag, Anne

Vom Mond aus betrachtet, spielt das alles keine Rolle


sehr gut

Endlich wieder ein Buch von Anne Freytag. Auch in diesem überzeugt sie mit tiefgründigen, authentischen Charakteren und lässt uns an deren Gedanken teilhaben. Hier geht es gleich um eine Familie, Mama mit 4 Kindern. Auch da erfahren wir sehr viel über die Familienmitglieder und deren Umgang mit der Situation rund um Corona. Hauptsächlich geht es aber um Sally, die sich unverstanden und nicht zugehörig fühlt. In diesem Buch wird erzählt von der manchmal schmerzhaften Abnabelung der Kinder, wie Sally versucht zu sich selbst zu finden und darum, dass es immer irgendwie weitergeht. Alles zusammen ergibt einen sehr schönen Jugendroman.

Bewertung vom 22.10.2023
Endstation Malma
Schulman, Alex

Endstation Malma


ausgezeichnet

„Wann weiß man, dass man ein Kind verloren hat?“
Unaufgeregt, klug und sensibel wird hier erzählt von Generationentraumata, Verlust, zerrissener Familie und die Liebe zur Freiheit. Alex Schulman nimmt uns dahin mit wo es richtig wehtut. In drei verschiedenen Zeitebenen wird von Zugfahrten nach Malma erzählt, jeweils aus der Perspektive von Harriet, Oskar oder Yana. Da erfährt der Leser dann mehr über die einzelnen Geschichten und Schicksale der Familie. Er hat es geschafft einen Roman zu schreiben, der immer in meinem Kopf bleiben wird. Es war teilweise grausam zu lesen was die Familienmitglieder erlebt haben, wie viele Dinge unausgesprochen blieben und jeder für sich allein versucht hat das Erlebte zu verarbeiten und weiterzumachen. Für mich bisher eins der besten Bücher dieses Jahres, eine ganz große Empfehlung.

Bewertung vom 20.10.2023
Was wir uns versprechen
Wesseling, Antonia

Was wir uns versprechen


ausgezeichnet

Ach war das sweet. Endlich mal wieder ein toller New Adult Roman mit Tiefgang. Wichtige und ernste Themen wurden hier wirklich schön und relativ leicht umgesetzt, war für mich nicht zu melancholisch. Alicia und Julian sind auch sehr sympathische und authentische Protagonisten, die ich gern mochte aber manchmal auch am liebsten geschüttelt hätte. Hab hier sehr mit Alicia mitgelitten aber ihr Verhalten war absolut nachvollziehbar. Auch Julian hab ich direkt ins Herz geschlossen mit seiner lieben Art trotz seiner traurigen Kindheit. Das Buch hat mich zeitweise auseinandergenommen aber auch wieder zusammengesetzt. Da war alles dabei. Hätte gedacht es geht noch mehr um die toxische Beziehung aber hier lag eher der Schwerpunkt darauf mit welchen Auswirkungen auch danach die Betroffenen noch zu kämpfen haben. Ein wirklich schöner Abschluss dieser Reihe.