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Turbulenzen.und.so
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Berlin

Bewertungen

Insgesamt 39 Bewertungen
Bewertung vom 23.09.2024
Die Passagierin
Friedrich, Franz

Die Passagierin


weniger gut

Ich habe ein Faible für Dystopien. Eine Dystopie gepaart mit Zeireisen ist umso perfekter. Dachte ich. Der Klappentext vom Buch machte mich sehr neugierig. Heather, die Protagonistin kehrt an den Ort zurück aus dem sie evakuiert wurde.
Alles ist wie damals nur anders. Sie trifft auf Menschen, die aus einer anderen Zeitepoche dort gestrandet sind und sie trifft auf Menschen, die auf eine Evakuierung warten. Das Evakuierungsprogramm wurde jedoch eingestellt, niemand dort ahnt etwas davon.

Heather möchte zunächst nur ein paar Tage bleiben, wird aber ihren Aufenthalt um einige Wochen ausdehnen. Und so kam mir auch das Lesen vor. Sehr ausgedehnt. In langen Sitzungen sprechen die Bewohner:innen u.a. über ihre Zeit in den anderen Epochen, über ihre Schuld, über ihre Geschichten. Ich befürchte ich bin anfangs so oft angeschweift, dass sich mir bis zum Ende einiges nicht erschlossen hat.

Heather fasst Vertrauen zu Matthias, der aus weit zurück liegenden Kriegszeiten stammt und seinen Platz genau hier gefunden zu haben scheint. Alle anderen Figuren bleiben blass und distanziert, was vermutlich beabsichtigt ist. Mir fehlte der Strang in der Geschichte, an dem ich mich langhangeln konnte.

Wer langwierige Gedankenspiele mag, wird dieses Buch gern lesen.

Bewertung vom 10.09.2024
Mein drittes Leben
Krien, Daniela

Mein drittes Leben


ausgezeichnet

Mein drittes Buch von Daniela Krien und wieder hat es mich begeistert und dieses Mal wohl auch am Meisten gepackt. Nicht nur, weil die Protagonist:innen die gleichen Namen tragen wie mein Mann und ich, sondern weil ich das Leiden und Sehnen so sehr gespürt habe.

Linda und Richard haben ihre 17jährige Tochter durch einen Verkehrsunfall verloren. Ein sinnloser Tod, der von heute auf morgen alles verändert.
Wie geht man mit solch einem Verlust um? Welche Gedanken und Worte wurden zuletzt gedacht und gesprochen? Was macht das mit der Beziehung zueinander? Kann das Leben einfach so weitergehen? All diesen Fragen geht Daniela Krien auf den Grund und piekt dabei mehr als einmal tief in die Wunde. Schmerzhaft durchlebt Linda die letzten Tage, Wochen, Jahre und scheint daran zu zerbrechen. Immer mehr entfernen sich Richard und sie voneinander. Der Schmerz ist so greifbar, dass ich manches Mal pausieren musste, weil mein eigenes Herz sich so schwer anfühlte. Kurz war da ein Moment, da ich dachte, das Buch sei zu hart für mich, erinnerte es mich doch sehr an meine eigenen Verluste. Warum müssen Kinder vor den Eltern gehen?
Doch wie der Titel vermuten lässt, geht das Leben weiter. Es ist ein neues, anderes Leben, in dem sich Linda zurecht und neu finden muss. Neue Herausforderungen, neue Schicksalsschläge, Menschen kommen und gehen und auch ein Hoffnungsschimmer ist da am Ende des Horizonts.

Eine starke und schmerzhafte aber sehr authentische Geschichte, die für mich auf jeden Fall auf die Shortlist gehört.

Bewertung vom 28.08.2024
Finster
Menger, Ivar Leon

Finster


gut

Tatsächlich war ich von Mengers Vorgängerroman 'Angst' enttäuscht und hatte ihn für mich als Autor erst einmal nicht mehr auf dem Schirm. Dann las ich von zwei Bloggerinen Rezensionen zum neuen Buch, die begeistert klangen. Da sich die Urteile der beiden oft mit meinen decken, wurde ich neugierig.

Gleich vorweg, dieses Buch hat mir besser gefallen.  Konnte ich bei 'Angst' den wahren Täter viel zu schnell identifizieren, tappte ich hier viel länger im Dunkeln. Menger lässt die Charaktere des wenig einladenden Dorfes Katzenbrunn fast durchweg verdächtig erscheinen. Immer wieder spielt er mit Cliffhangern. Die kurzen Kapitel und der flüssige und leicht verständliche Schreibstil haben mich durch die Geschichte rauschen lassen. 

Die Auflösung war schlüssig und der Hauptprotagonist war mir sehr sympathisch. Einziger Wermutstropfen: Einige Nebenschauplätze blieben unaufgeklärt. Das ließ mich etwas unbefriedigt zurück, wobei es anders herum vermutlich aber auch zuviel des Guten gewesen wäre.

Ein kurzweiliger Thriller, der gute Unterhaltung bietet. Für Leser:innen, die Thriller mögen, es aber nicht zu hart und grausam mögen.

Bewertung vom 18.07.2024
Man sieht sich
Karnick, Julia

Man sieht sich


weniger gut

'1000 Mal berührt', so ist es auch bei Frie und Robert. In der Schule lernen sich die beiden kennen und werden sehr enge Freunde. Robert verliebt sich in Frie, aber die hat andere Pläne. Beider Leben verlaufen sehr unterschiedlich aber irgendwie kreuzen sich die Lebenswege immer wieder. Dann ist es auch mal Frie die die Nähe zu Robert sucht. Aber so richtig zusammen als Paar, das soll lange, lange nicht sein.
Das Menschen erst spät und nach Umwegen zueinander finden ist keine neue Geschichte. Vielleicht fand ich deshalb nur schwer in das Buch hinein. Die ständigen Zeitsprünge machten es mir zusätzlich schwer, der Handlung zu folgen. Zudem habe ich es als Audiobook gehört. Die Sprecherin liest sehr nüchtern und es fehlte mir lange an Emotionen. Der Part in den 90ern packte mich dann aber doch. Frie und Robert verbringen nach dem Schulabschluss viel Zeit miteinander und es ist ein Knistern regelrecht zu spüren. Vermutlich erinnert es mich an meine Jugend und meinen damals besten Freund. Ein paar andere Entscheidungen und unser beider Leben wäre anders verlaufen. Diese Kapitel habe ich regelrecht aufgesogen. Dieser Part ist leider viel zu kurz.
Sehr lange befasst sich das Buch mit dem Treffen der beiden jenseits der 50. Das ist nicht uninteressantes aber es zieht sich extrem. Mir fehlt es hier an Spannung und teilweise auch an Symphatie. Ich kann Frie im Buch ab einem gewissen Alter nur noch schwer verstehen und so bleibt am Ende eine nette Liebesgeschichte, deren Ende von Anfang an feststeht.

Bewertung vom 17.07.2024
Der Bademeister ohne Himmel
Pellini, Petra

Der Bademeister ohne Himmel


sehr gut

Was tun, wenn man die Lust am Leben verliert und keinen Sinn mehr im Alltäglichen sieht, das plötzlich alltägliche einen aber am Leben erhält.
So ergeht es Linda, Selbstmordgedanken die sich immer konkreter im Kopf verankern. Aber ihr kommt Hubert in die Quere, der demente Nachbar. Gemeinsam mit der polnischen Pflegerin Eva kümmert sich Linda um ihn. Fast philosophisch mutet sie in ihren Zwiegesprächen mit ihm an. Und mittendrin ist da auch immer wieder ihr bester Freund Kevin, dem sie vertraut, sich aber nicht anvertrauen will.
Das Buch plätschert eine ganze Weile so vor sich hin und braucht, um mich in seinen Bann zu ziehen. Und so bin irgendwann überrascht, dass ich das Buch doch immer weiter lesen möchte. Ich male mir aus, wie das Ende sein könnte. Ist der Suizid unabdingbar? Hat Hubert irgendwann noch einen klaren Moment und haut DIE Lebensweisheit raus? Alles kommt so wie es kommen muss und ist doch überraschend erschütternd. Ein Buch rund um den Tod und doch voller Leben

Bewertung vom 05.07.2024
Die Sache mit Rachel
O'Donoghue, Caroline

Die Sache mit Rachel


gut

Das Buch hat es mir am Anfang nicht leicht gemacht. Vielleicht hing ich im Kopf noch zu sehr an einem anderen Buch, aber hier kam ich sehr schwer hinein. Das Lesen empfand ich als zäh und, trotz symphatischer Protagonisten.
Ich bin aber dran geblieben und froh drum, denn das Buch nahm nach einiger Zeit definitiv an Fahrt auf. Die Dreieckskonstellation die sich hier ergibt (ich hatte absolut nicht mit dieser Entwicklung gerechnet) birgt Spannung und Reize und ich war sie ganze Zeit gespannt, wo das ganze hinführt. Ich war enttäuscht, dass der beste Freund dann zur Nebenfigur degradiert wird, finde es aber im Nachhinein gelungen. Es ist ein Buch über Rachel und auf ihr liegt der Augenmerk. Besonders gefallen hat mir, dass das Buch nicht vorhersehbar ist und damit bis zum Ende interessant bleibt. Ich hatte verschiedene Szenarien im Kopf, die fast alle anders eingetreten sind.
Die Autorin schafft es zudem wunderbar die gesellschaftliche Situation in Irland wie scheinbar nebenher zu beschreiben und doch in den Fokus zu rücken. Eine Geschichte über eine junge Frau, die sich dem Leben stellen muss und daran wächst.

Bewertung vom 03.07.2024
Das große Buch der Infografiken. Wissen für Kinder ab 8 Jahren - Schauen, staunen, Neues lernen
Pettie, Andrew;Quilty-Harper, Conrad

Das große Buch der Infografiken. Wissen für Kinder ab 8 Jahren - Schauen, staunen, Neues lernen


ausgezeichnet

Die Kurzbeschreibung und die Leseprobe hatte mich bereits überzeugt ubd dann kam das Buch an - was für ein Wälzer. Über 300 Seiten, buntes, vielfältiges Wissen. Wissen über das Weltall unsere Erde, über uns Menschen und Tiere und nich so einiges mehr an Fakten und Informationen. Toll illustriert, verständlich beschrieben und erklärt. Hier können nicht nur Kinder etwas lernen.
Besonders begeistern mich die anschaulichen Vergleiche. Wieviel Schleim produzieren wie in Badewannenfüllungen, wie weit müsste ein Mensch springen, wäre er ein Floh, wieviel Planeten passen zwischen Erde und Mond.
Es ist eine grandiose Idee, ein Lexikon visuell zu gestalten, ist es doch erwiesen, dass visuelles besser abgespeichert werden kann. Die Seiten sind sehr übersichtlich gestaltet und bieten ein Feuerwerk an Eindrücken, die das Lesen und Anschauen zum Genuss machen. Mein Sachbuch-Highlight in diesem Jahr.

Bewertung vom 17.06.2024
Stolz und Vorurteil
Austen, Jane;Kühn, Claudia

Stolz und Vorurteil


sehr gut

Jane Austens Romane sind Klassiker. Die Irrungen und Wirrungen der Liebe haben Generationen von Leser*innen in ihren Bann gezogen. Die Sprache des 18./19. Jahrhunderts liegt aber nicht allen und so ist es nicht verwunderlich, dass die Verfilmungen große Erfolge feierten.
In Berlin sorgt 'Stolz und Vorurteil' als Pop-Theater für Ovationen. In Vorbereitung auf das Theaterstück, habe ich mit meiner 14jährigen Tochter den Film geschaut. Sie hat durchgehalten, aber die Begeisterung hielt sich in Grenzen. Zum Glück konnte die Aufführung Punkten.
Hätte ich zu diesem Zeitpunkt bereits die Graphic Novel besessen, wäre das Interesse vielleicht von Anfang an größer gewesen. Claudia Kühn und Tara Spruit hauchen dem Klassiker ein ganz neues Flaur ein. Nah am Original und den Kern erfassend, hat mich die Geschichte erneut in ihren Bann gezogen, so dass ich die Graphic Novel in einem Rutsch gelesen habe und Lust hatte gleich wieder von vorn zu beginnen. Die wunderschönen, klassischen Illustrationen sind stimmig und passen perfekt. Jeden Charakter hätte ich auch ohne Worte erkannt, so gut sind sie eingefangen.

Ein perfektes Buch um Jane Austen aufzufrischen oder es Menschen nahezu ringen, die sich nicht so recht an den Klassiker rantrauen.

Bewertung vom 26.05.2024
Experienced. Die Liebe bietet unbegrenzte Möglichkeiten
Young, Kate

Experienced. Die Liebe bietet unbegrenzte Möglichkeiten


weniger gut

Das Cover schreit nach Freiheit, Feminismus und Lust. Die Lust wird in diesem Buch gefeiert. Nicht zu wenig. Dennoch hatte ich nach der Leseprobe etwas anderes erwartet. Mehr Dialoge, mehr Geist. Am Ende ist es ein Roman aus dem Genre Romance, etwas das ich sonst kaum lese. Vor allem, wenn es doch vorhersehbar ist, wenn relativ schnell klar ist, wer am Ende mit wem zusammen kommt. Da helfen auch die Irrungen und Wirrungen zwischendrin nichts. Man möchte der Protagonistin Bette manchmal aufwecken und fragen: 'Willst Du Dich wirklich auf dieses Spiel einlassen?' Bette und Mei, amour fou. Beide sind mir nicht symphatisch, berechnend und überheblich die eine naiv und einfältig die andere. Ein queerer Frauenroman, der durchaus anregende Sequenzen bereit hält, aber auch zeigt, dass Frauenbeziehungen nicht weniger kompliziert sein können.
Für Fans von simplen Liebesgeschichten bestimmt ein Genuss.

Bewertung vom 15.05.2024
Windstärke 17
Wahl, Caroline

Windstärke 17


ausgezeichnet

Fortsetzungen sind oft so eine Sache. Ist man besonders begeistert von einem Buch, sind die Erwartungen an den Folgeroman hoch. Hat einem ein Buch nicht gefallen, liest man unter Umständen gar nicht erst weiter.
'22 Bahnen' habe ich viel zu lange auf dem SuB liegen gelassen, dann aber wie im Rausch gelesen. Schon lange hatte ich ein Buch nicht mehr so schnell durchgesuchtet. Das liegt erst wenige Wochen zurück und das Buch ist noch so präsent. Ich hatte Zweifel, dass mich eine weitere Geschichte mitreißen könnte. Ich hatte Tilda so in mein Herz geschlossen, dass ich dachte es nicht ertragen zu können, sie nur als Nebenfigur lesen zu können.
Aber Caroline Wahl hat es wieder geschafft. Ich konnte 'Windstärke 17' kaum aus der Hand legen. Ich habe Ida näher kennengelernt, mit ihr gelitten, ihre Schmerzen gespürt, mit ihr gehofft, mich mit ihr verliebt. Wieder sind es die Dialoge und die Gedanken der Protagonistin, die fesseln und so authentisch bei mir ankommen, dass die Bilder auch Stunden nach dem Lesen noch ganz klar in meinem Kopf sind.
Viel zu schnell war der Rausch wieder vorbei und nun muss ich wohl eine Weile warten, bis es etwas Neues von Caroline Wahl gibt. Ich freue mich aber drauf.