Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Anni

Bewertungen

Insgesamt 17 Bewertungen
12
Bewertung vom 08.04.2024
Der Rabengott
Leckie, Ann

Der Rabengott


ausgezeichnet

Anspruchsvoll und innovativ

„Der Rabengott“ von Ann Leckie hat mich mit seiner atmosphärischen High-Fantasy-Welt und der faszinierenden Erzählperspektive in den Bann gezogen. Es gibt zwei Erzählebenen, die die Vergangenheit der Gottheiten und die Gegenwart beleuchten, und die Vergangenheit hilft uns dabei, die Gegenwart besser zu verstehen. Besonders beeindruckend finde ich die innovative Erzählperspektive in der zweiten Person Singular, die das Buch so besonders macht und mit der ich zum ersten Mal in Berührung kam. Das Geheimnis darum, wer genau über den Protagonisten Eolo spricht, hat mich zusätzlich gereizt.

Allerdings muss ich zugeben, dass das Buch nicht für jeden geeignet ist und etwas Geduld erforderte. Die Sprünge in die Vergangenheit waren manchmal zäh und haben mich beim Lesen herausgefordert. Auch fand ich die Figuren teilweise zu eindimensional und ihnen fehlte es an Tiefe, was es schwierig machte, mich mit ihnen zu identifizieren. Obwohl es einige überraschende Wendungen gab, war die Trennung von Gut und Böse oft zu klar und die Handlung dadurch etwas vorhersehbar.

Das Ende des Buches hat mich dann jedoch mit einem Knall überrascht und die letzten 50 Seiten waren wirklich packend, das Pacing plötzlich deutlich schneller. Die offene Gestaltung des Endes lässt Raum für Spekulationen und die Hoffnung auf eine Fortsetzung, die ich trotz der genannten Mankos auf jeden Fall lesen würde.

Fazit: Insgesamt ist „Der Rabengott“ eine ambitionierte High-Fantasy-Geschichte, die meiner Meinung nach trotz einiger Längen und fehlender Figurentiefe durch ihre Besonderheiten und das mitreißende Ende definitiv lesenswert ist.

Bewertung vom 08.04.2024
Yellowface
Kuang, R. F.

Yellowface


ausgezeichnet

Worth the Hype

Rebecca F. Kuang nimmt uns in „Yellowface“ mit auf eine faszinierende Reise in die Tiefen menschlicher Abgründe und wichtiger aktueller Themen wie kulturelle Aneignung, Rassismus, Cancel Culture, Neid und Druck in der Verlagswelt sowie Hass und Hetze in den sozialen Netzwerken.

June ist eine vielschichtige Protagonistin. Zu Anfang konnte ich mich so sehr mit ihr identifizieren, doch im Verlauf der Handlung spürte ich mehr und mehr eine emotionale Distanz und unterschiedliche Gefühle ihr gegenüber. Von Scham über Mitleid bis hin zu Resignation und Verachtung war alles dabei. Oft habe ich mich auch gefragt: Wie würde ich hier handeln? Wo befinde ich mich moralisch und wie würde ich mich fühlen?

Kuang zeigt meisterhaft, wie Einsamkeit und Neid aus einem Menschen ein düsteres Spiegelbild seiner selbst machen können. Die Atmosphäre, die sie erschafft, ist beklemmend und fesselnd zugleich. Die Handlung hatte eine solche Sogwirkung auf mich, dass ich die Seiten förmlich verschlang und das Buch nur schwer beiseitelegen konnte. Die Spannung war bis auf eine kleine Länge hier und da stetig vorhanden und gegen Ende gab es eine Szene, in der ich mich echt gegruselt habe, ehe ich etwas schockiert und ratlos zurückblieb.

Fazit: Mich hat „Yellowface“ vollkommen in seinen Bann gezogen und überzeugt, obwohl es weit außerhalb meiner üblichen Lesekomfortzone liegt. Dieses Buch liest sich zu großen Teilen wie ein Thriller und ist eine faszinierende Expedition in die dunkelsten Ecken der menschlichen Seele und Moral – absolut empfehlenswert für alle, die sich auf ein packendes Leseabenteuer mit einer Protagonistin, mit der man sich eben nicht immer identifizieren kann und möchte, einlassen wollen.

Bewertung vom 02.04.2024
Schnitzel Surprise
Heitz, Markus

Schnitzel Surprise


ausgezeichnet

Herzhaftes Lachen und köstliche Ironie: Eine gelungene Persiflage

In „Schnitzel Surprise“ nimmt Markus Heitz uns mit auf eine humorvolle Reise in die Welt des hochverschuldeten Schnitzeleck-Besitzers Thom. Und was soll ich sagen? Er hat es wieder geschafft. Aber ich will nicht vorgreifen. Am besten beginnen wir am Anfang. ;)

Die Geschichte dreht sich um Thomas Mann, der nicht nur seinen Namen mit dem weltberühmten Schriftsteller teilt, sondern auch gerne mit den Werken seines Namensvetters spielt, indem er seine Gerichte nach literarischen Motiven benennt. Doch seine geliebte im 80er-Stil gehaltene Kneipe steht auf wackeligen Beinen, und als die Gläubiger Schlange stehen, scheint alles verloren. Bis ein TV-Produzent des hiesigen Senders Sat7 VoxTL ihm eine ungewöhnliche Rettungsleine zuwirft: Thom soll für neue Koch-Show-Ideen herhalten, um seine Schulden abzubezahlen. Was folgt, hätte keiner erwartet.

Die Verwicklungen, die Heitz meisterhaft spinnt, sind urkomisch und dabei erschreckend logisch. Er legt den Finger gekonnt in die Wunden der 2020er-Jahre und macht sich auf charmante Art und Weise über die Welt der Kochsendungen lustig.

Die Charaktere sind unfassbar liebenswert, selbst die weniger netten unter ihnen. Mit herrlich schrägen Ideen und Wendungen sorgt der Autor für laute Lacher inklusive Tränen und den einen oder anderen Bauchmuskelkater. Ich wurde selten so gut unterhalten wie mit dieser Story.

Besonders hervorzuheben ist außerdem die großartige Leistung von Thomas Nicolai als Sprecher, der es versteht, den unterschiedlichen Charakteren Leben einzuhauchen. Im Verlauf des Buches hab ich aufgehört zu zählen, wie viele verschiedene Akzente er auf unnachahmliche und humorvolle Weise zum Leben erweckt hat. Alle absolut hilarious, ohne übertrieben oder lächerlich zu wirken. Einfach toll!

Cool war auch die Idee der Rezepte am Ende des Buches, die perfekt zu den jeweiligen Sendungskonzepten passen. Für Kochbegeisterte gibt es hier sicherlich den einen oder anderen besonderen Kniff zu entdecken.

Fazit: Insgesamt bin ich restlos begeistert. Eine geistreiche Persiflage vom Allerfeinsten, die mit viel Humor und Heitz – äh, Herz punktet. Eine klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 27.03.2024
Drei Magier und eine Margarita
Marie, Annette

Drei Magier und eine Margarita


ausgezeichnet

In diesem Buch erwartet uns eine wunderbare Kombination aus Urban Fantasy (in der ersten Hälfte atmosphärisch und eher cosy, in der zweiten Hälfte dann immer spannender), Comedy und Crime. Das Setting ist in Vancouver, Kanada angesiedelt, was mich als gebürtige Kanadierin direkt noch mehr angesprochen hat.

Tori ist eine bissige und impulsive Protagonistin, mit der ich mich sehr gut identifizieren konnte. Die drei Magier treffen gemeinsam so ziemlich jeden Bookboyfriend-Geschmack. Der Schreibstil ist locker und leicht, die Sprache humorvoll und sarkastisch. Dadurch ist das Buch sehr kurzweilig und perfekt für zwischendurch. Das Magiesystem ist zwar etwas komplex und um die Buchmitte herum kommen viele Figuren hinzu, die man erst mal zuordnen muss, das ist aber kein Problem.

Es dauert ein bisschen, bis man herausfindet, was nun eigentlich das zugrundeliegende Problem der Geschichte ist, aber Leute, dann geht es erst richtig los. Besonders das letzte Drittel hat es in sich und ich konnte das Buch nicht mehr zur Seite legen. Am Ende war ich total hyped auf den nächsten Band und sehr traurig darüber, den Charakteren Lebewohl sagen zu müssen. Ich hoffe sehr, dass die Folgebände ebenfalls übersetzt und vertont werden. Diese Story muss einfach weitergehen.

Fazit: Großartiger Auftakt einer Urban Fantasy in Kanada, der alles hat, was man braucht: drei heiße Magier, eine schlagfertige Protagonistin, jede Menge Humor, Spannung und tolle Plottwists. Band 2, bitte!

Bewertung vom 15.03.2024
Die Burg
Poznanski, Ursula

Die Burg


sehr gut

Super, auch für Thriller-Neulinge

Ich lese sonst keine Thriller, hab hierfür aber mal meine Komfortzone verlassen und es hat sich gelohnt!

Das Mittelaltersetting der Burg fand ich als Fantasy-Fan super, ebenso das moderne KI-Thema. Ich konnte gut mitfiebern, es war spannend, gruselig und zwischendurch auch makaber und verstörend, aber es wurde mir nie zu viel.

In der Mitte hatte ich kurz das Gefühl, wir verlieren den roten Faden und es zieht sich etwas, das verging aber schnell wieder.
Das Ende war dann besonders fesselnd und die Spannung zog sich durch den Subplot bis zum Schluss durch. Für mich war es auch nicht vorhersehbar. Die Charaktere und die Auflösung hatten außerdem mehr Tiefe, als ich erwartet hatte.

Ich hab das Hörbuch gehört und es wurde wunderbar gelesen. Ich bin seit der Tintenwelt-Reihe ein großer Fan von Rainer Strecker und war auch hier wieder begeistert von seiner Performance. Er hat jedem Charakter und jedem einzelnen KI-Wesen eine absolut eigene Stimme gegeben und die jeweilige Stimmung der Handlung durch seine Art zu lesen unterstrichen. Keine Ahnung, wie er das bei der Menge an Figuren geschafft hat und wie er seiner Stimme diese Feinfühligkeit verleiht, meinen größten Respekt!

Bewertung vom 11.03.2024
Der Recyclosaurus
Schwelgin, Anka

Der Recyclosaurus


ausgezeichnet

Eins der schönsten und wichtigsten Kinderbücher überhaupt

Ich liebe alles an diesem Kinderbuch. Angefangen bei dem Neugierde weckenden Titel und dem Illustrationsstil, über die von Kindern gezeichneten Dinos auf Front- und Endpaper, das V-Label als Garant für absolut umweltfreundlichen Druck (der Inhalt der Geschichte wird also auch vom Verlag gelebt!) bis hin zu der großartigen Erzählung.

Der Start ist so süß. Matti als absoluter Dinofan (so einen kleinen Fan hab ich hier auch zu Hause), seine Trauer darüber, dass Dinos seit Millionen von Jahren ausgestorben sind. Der niedliche kleine Hinweis, dass Eltern zum Glück nicht immer recht haben. Und dann wird auf absolut kindgerechte und wunderbare Weise darüber gesprochen, wie Erdöl entsteht (hier konnte ich mit meinen 30 Jahren auch noch was lernen), nutzbar gemacht und zu Plastik (und anderen Dingen) verarbeitet wird, was das Problem an Plastik ist und was wir konkret dagegen tun können. Und all das anhand einer super süßen Dino-Geschichte. Ganz tolle Umsetzung!

Fazit: Für uns als umweltbewusste Familie mit einem Kind, dass sich sowohl für Dinos als auch dafür interessiert, wie wir unserem Planeten helfen können, ist dieses Buch die perfekte Lektüre, um Kinder auf unterhaltsame und verständliche Weise an das wichtige Thema Plastikmüll/Umweltschutz heranzuführen. Unsere Tochter möchte es fast jeden Abend zum Einschlafen lesen.

Bewertung vom 11.03.2024
Star Bringer
Wolff, Tracy;Croft, Nina

Star Bringer


schlecht

Zu viel Kitsch und Klischee, zu wenig Inhalt

Das Buch hat mich leider total enttäuscht. Ich hatte vom Klappentext her KEIN ausgeklügeltes, hochtechnologisches Sci-Fi-Werk erwartet, sondern eher etwas Witziges, Cooles wie Guardians of the Galaxy.

Es gab viel Gelaber und viel Gedenke, viel „er ist so heiß“ und „sie ist so attraktiv“, viel Naivität, Kitsch und Klischee, aber leider ganz wenig Inhalt und roten Faden. Wann immer mal etwas passiert ist, musste erst mal groß und breit aus jeder möglichen POV darüber geredet und nachgedacht werden. Das war echt anstrengend.

Es gibt insgesamt 4 POVS und ich fand jede aus einem anderen Grund ermüdend. Jede Spannung, die bspw. aus Kalis Perspektive entstehen könnte, wurde aus Ians aufgelöst, ehe es überhaupt zum Konflikt kam.

An sich ist das Buch irgendwo witzig und gibt einem leichte Found-Family-Vibes (eigentlich meine absolute Lieblingstrope), aber es ist so krampfhaft „auf cool gemacht“, dass es in Kombination mit dem Mangel an Handlung irgendwann lächerlich wirkte. Hätte man von den 750 Seiten 150 weggekürzt, wäre es sicher spannend gewesen, aber so …

Fazit: Für mich leider ein pathetisches und langatmiges Werk mit oberflächlichen Figuren, die vor Klischees nur so strotzen.

12