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Lesefee23.05
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Stepenitztal

Bewertungen

Insgesamt 289 Bewertungen
Bewertung vom 05.02.2024
Geteilte Träume / Kinderklinik Weißensee Bd. 4
Blum, Antonia

Geteilte Träume / Kinderklinik Weißensee Bd. 4


ausgezeichnet

Neue Lebensabschnitte

„Sie spürte die Hoffnung auf eine neue Zukunft ihren Körper fluten und fasste sich unbewusst an jene Stelle ihres Halses, wo morgen endlich wieder ihr Stethoskop hängen würde.“

„Kinderklinik Weißensee - Geteilte Träume“ ist der vierte und letzte Band der „Die Kinderärztin“-Reihe von Antonia Blum. Er erschien im Februar 2024 und kann theoretisch unabhängig von den anderen Bänden gelesen werden.

Berlin, 1948 - mit dem letzten Band der Buchreihe lässt die Autorin seit Band 3 17 Jahre vergehen. Verständlicherweise wollte sie nicht beschreiben, wie es Marlene und Emma und ihren Familien während des Nationalsozialismus und des zweiten Weltkrieges erging. Nichtsdestotrotz wird im Roman aber jeweils knapp aufgegriffen, wie es der Familie während dieser dunklen Zeit erging.
1948 ist diese Zeit allerdings vergangen und ein neue Zeit beginnt. Emma und Marlene sind wieder an der Kinderklinik beschäftigt, doch auf Grund der Entnazifizierungsmaßnahmen werden Marlene und Maximilian als wohlhabende Bürger plötzlich verfolgt - angeblich sollen sie die Nazis finanziell unterstützt haben. Mit viel Glück können sie sich nach Westberlin flüchten, der Enteignung aber nichts mehr entgegensetzen.
Ab diesem Zeitpunkt führen Marlene und Emma erstmals getrennte Leben mit unterschiedlichen Ansichten bezüglich des politischen Systems. Es fällt ihnen schwer, die Ansicht der jeweils anderen zu verstehen und auch verzeihen ist nicht immer leicht.
Die personalen Erzählperspektiven wechseln sich auch in diesem Roman ab, der Fokus liegt aber Lissi, Emmas Tochter, die mittlerweile selbst als Ärztin in der Kinderklinik tätig ist.
Insgesamt geht es an der Kinderklinik wieder einmal hoch her. Neben der Versorgung der kleinen Patienten hält eine Polioepidemie die Klinik und ganz Berlin auf Trapp. Zeitgleich muss die Klinik in Schuss gehalten werden, um baulich nicht zusammenzubrechen und Baumaterialien sind mehr als knapp. Lissi selbst hat neben ihrer Arbeit auch mit ihren Gefühlen zu kämpfen, denn Doktor Olivera ist mehr als attraktiv aber auch die Poliofälle machen ihr sehr zu schaffen, denn sie selbst ist von der Kinderkrankheit gezeichnet…
Historische Begebenheiten wie die Polioepidemie, das politische System der DDR, die Einheitspartei SED, die Luftbrücke sowie die generelle Trennung von Ost und West werden brillant in die Handlung eingewoben.
Der Schreibstil ist mitreißend und flüssig, die Seiten flogen für mich nur so dahin. Mir haben erneut das Setting sowie die einzelnen Figuren sehr gut gefallen. Die Verlagerung des Schwerpunkt auf Lissi ist gut gelungen, ich hätte mir lediglich gewünscht, mehr von Theodor zu erfahren. Dieser hatte in Band 3 ja eine recht große Rolle eingenommen und taucht in diesem Teil dann leider nur als Randfigur auf. Ich hätte gerne gewusst, wie es ihm ergangen ist.
Dies ist aber nur ein kleiner Wermutstropfen und insgesamt habe ich großartige Lesestunden in der Kinderklinik verbracht und bewundere die Einarbeitung der historischen Fakten, welche erneut durch das Nachwort abgerundet werden. Auch die Kinderklinik selbst basiert auf historischen Begebenheiten und ist mittlerweile leider ein Lost Place.

Mein Fazit: Von mir gibt es eine unbedingte Leseempfehlung für die gesamte Buchreihe. Es geht um starke Frauen, medizinische Geschichte und mitreißende Schicksale mit einem Happy End. Von mir gibt es auch für den letzten Band 5 von 5 Sternen!

Bewertung vom 03.02.2024
Tage des Lichts / Kinderklinik Weißensee Bd.3
Blum, Antonia

Tage des Lichts / Kinderklinik Weißensee Bd.3


ausgezeichnet

Neue Wege

„Sie hätte nie geglaubt, dass sie, das einstige Waisenkind, es einmal so weit bringen würde. Man durfte sich vom Leben nicht unterkriegen lassen und musste unbedingt an die Liebe glauben.“

„Kinderklinik Weißensee - Tage des Lichts“ ist der dritte Band der „Die Kinderärztin“-Reihe von Antonia Blum. Er erschien im September 2022 im Ullstein Verlag.
Berlin, 1929: Während in der Gesellschaft die politische Radikalisierung nach rechts beginnt, setzen sich Emma und Marlene weiterhin für die Kinder in der Klinik ein. Für Marlene steht dabei eigentlich die eigene Familienplanung im Vordergrund, bis sie von dem neuen Mittel Penicillin erfährt und daran zu forschen beginnt. Emma ist währenddessen mit ihrem Sohn Theo beschäftigt, der radikale Freunde findet und sich mehr und mehr von seiner Familie distanziert.

Obwohl das Lesen der vorherigen Bände der Buchreihe für mich schon einige Zeit zurücklag, fand ich recht schnell in die Geschichte zurück. Seit dem zweiten Band sind einige Jahre vergangen und wir befinden uns im turbulenten Jahr 1929. Die politische Lage ist schwierig, die Menschen versuchen den Krieg zu vergessen, zeitgleich haben sie durch die Weltwirtschaftskrise finanzielle Sorgen und Probleme…
Die beiden Schwestern sind weiterhin an der Kinderklinik tätig und in ihren Positionen aufgestiegen. Jede lebt ihr eigenes Leben und während Marlene noch immer ihren Platz im Leben sucht, ist Emma mittlerweile selbstsicher und angekommen. Was Emma und Marlene aber weiterhin gemeinsam haben, ist der hochengagierte Einsatz für die kleinen Patienten.
Marlenes Einsatz geht dabei sogar so weit, dass sie nur noch von Termin zu Termin hetzt und kaum noch Erholung findet. Nach einem erschreckenden Ereignis beschließt sie daher, sich zunächst auf die eigene Familie zu konzentrieren. Kinder möchten sie und Maximilian nämlich in jedem Fall und vielleicht klappt es ja, wenn Marlene ausgeruhter ist. Obwohl Marlene diesen Entschluss genauso getroffen hat wie Max, kann sie sich nur schwer damit abfinden. Zu sehr hängt sie an der Medizin und der Forschung und vollständig um sie geschehen ist es, als ein befreundeter Professor von der Neuentdeckung des Penicillins berichtet. Mir haben Marlenes Enthusiasmus und Tatkraft wieder einmal unendlich gut gefallen. Sie ist eine moderne junge Frau und obwohl ihr die Familie durchaus wichtig ist, kann sie eben nicht aus ihrer Haut heraus. Entgegen der immer noch konventionellen Ansichten über die Rolle der Frau ist sie eben mit Leib und Seele Ärztin, herumsitzen bekommt ihr einfach nicht…
Auch Emma setzt sich als neue Oberschwester stark für die Kinderklinik ein. Sie hat dabei ebenfalls sehr viel um die Ohren, beobachtet die Entwicklungen im Pflegepersonal kritisch und übersieht dadurch zum Teil die Probleme ihrer eigenen Kinder. Wie schon in den ersten beiden Bände kann ich mich mit Emma nicht ganz so gut identifizieren wie mit Marlene. Dennoch ist sie aber eine liebenswerte und mutige Figur, die sich mit aller Kraft für ihre Lieben und ihre Patienten einsetzt.
Als dritte Erzählperspektive kommt in diesem Band die Sicht von Theodor, Emmas Sohn, vor. Er hat durch einen Schulwechsel Probleme. Seine eher sozialdemokratischen Ansichten sind unerwünscht und führen zu Ausgrenzung und Mobbing. Die politische Radikalisierung in Richtung Nationalsozialismus wird hier deutlich und anschaulich beschrieben. Theodors Weg hat mich in mehrfacher Hinsicht sehr beeindruckt. Zunächst rutscht er in sein neues Umfeld ab, empfindet die gepedigten Werte als angemessen und das, obwohl er eigentlich aus einer sehr aufgeklärten und politisch gut informierten Familie stammt. Er spät kann er sich von den Nationalsozialisten wieder abwenden, dennoch bewundere ich ihn für diesen Schritt sehr.
Unpassend war für mich im Roman lediglich das Auftauchen von Marlenes und Emmas Vater. Seine Rolle für die Handlung erschließt sich mir nicht und letztlich wirkt es ein bisschen wie eine seitenfüllende Nebenhandlung.
Antonia Blum thematisiert in ihrem Roman brillant mehrere historische Themen - sie greift die Weltwirtschaftskrise auf; zeigt, wie sich die Gesellschaft polarisierte; erläutert die Ängste der Bevölkerung; stellt die Penicillinentwicklung dar und stellt dabei natürlich die Rolle der Frau in den Mittelpunkt der Geschichte. Historische Fakten sind dabei unkompliziert in die Handlung eingewoben und spielen eine zentrale Rolle, ohne dabei zu erschlagen oder langweilig zu wirken.
Am Romanende gibt es zudem eine entsprechende Einordnung der Ereignisse, was mir sehr gut gefallen hat.

Mein Fazit: Für mich war der Roman insgesamt absolut spannend und mitreißend. Ich habe mich sehr gerne in die Geschichte fallen lassen, die mit ihren Figuren und der brillanten Einarbeitung des historischen Kontexts überzeugt. Von mir gibt es daher eine klare Leseempfehlung und 5 von 5 Sternen.

Bewertung vom 13.01.2024
Lass das!
Meiburg, Sonja

Lass das!


ausgezeichnet

Grenzen

„Auch Leute, die sehr nett mit ihrem Hund umgehen möchten, müssen Grenzen setzen, selbstverständlich!“

„Lass das! Hunden freundlich Grenzen setzen“ ist ein Sachbuch von Sonja Meiburg. Es erschien im Februar 2021 im Kosmos Verlag

Ja, Grenzen im Leben müssen sein. Auch im Hundeleben und ganz sicher auch im Leben von Mensch und Hund. Manche Regeln sind dabei eindeutig - nicht das Reh hetzen und niemanden beißen zum Beispiel. Andere sind sehr individuell - nicht auf das Sofa und nicht in die Küche gehen könnten dabei individuelle Grenzen sein.
Dass Grenzen gebraucht werden und dass diese individuell sein können steht also nicht zur Diskussion. Die Frage ist nur: Wie kommuniziere ich meine Grenzen dem Hund, ohne dabei unfair zu sein? Für den Hund sind menschliche Grenzen erstmal wenig relevant. Mülleimer ausräumen, Rehe jagen und das Gemüsebeet umgraben sind in Hundeaugen nämlich wirklich eine witzige Sache! Und was Spaß macht ist erlaubt… Genau hier gehen Hunde- und Menschensicht aber eben auseinander und Sonja Meiburg beschreibt in ihrem Buch, wie Grenzen fair an den Hund kommuniziert werden können.
Sie beschreibt dabei ausführlich, warum Strafen für das Setzen von Grenzen nicht geeignet sind. Hierfür erklärt sie, wie Strafen korrekt einzusetzen wären, damit sie die gewünschte Wirkung erzielen. Gleichzeitig geht sie aber auch darauf ein, welche Nebenwirkungen und Falschverknüpfungen durchs Strafen entstehen können. Strafen ist insgesamt nämlich überhaupt nicht einfach und muss vor allem konsequent jedes Mal beim unerwünschten Verhalten ausgeführt werden. Alleine dies fällt den meisten Menschen schwer, denn an guten Tagen darf Fiffi an der Leine ziehen und an anderen Tagen ist es eben absolut unerwünscht…
Hauptsächlich wird aber im Buch natürlich darauf eingegangen, wie ich meinem Hund freundlich Grenzen aufzeigen und beibringen kann. Die Autorin beschreibt dafür, wie man für einen besseren Trainingseffekt erstmal die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten von unerwünschtem Verhalten reduziert. Außerdem ist es wichtig, den eigenen Blick auf das positive und nicht auf das unerwünschte Verhalten zu legen. Was möchte man also eigentlich von seinem Hund?
So kann man bei Leinenaggression zum Beispiel erstmal Wege gehen, die nicht so stark von anderen frequentiert werden und das Problem unter möglichst kontrollierten Bedingungen angehen. Dann kann man sich überlegen, was der Hund machen soll anstatt den anderen Hund anzubellen (Alternativverhalten) und dieses Verhalten sinnvoll aufbauen und üben.
Dargestellt werden dazu auch anschaulich Belohnungen, Ablenkungen und sinnvolle Abbruchsignale (Stopp und Geschirrgriff). Auch hier ist natürlich der faire Aufbau essentiell und auch darauf wird eingegangen.
Ebenfalls nicht unterschlagen werden Hinweise darauf, was für Ursachen unerwünschtes Verhalten haben kann - Krankheiten, Erschöpfung, Stress, Tagesgestaltung werden daher ebenfalls besprochen.
Für mich ist das Buch sinnvoll und verständlich aufgebaut. Die Trainingsansätze sind anschaulich erklärt und lassen sich gut umsetzen. Immer wieder gibt es Fallbeispiele aus den Erlebnissen der Hundetrainerin und Tippkästchen mit wichtigen Informationen runden das Buch ab. Sehr gut gefallen hat mir auch, dass das Strafen nicht einfach als blöd dargestellt wird, sondern sachlich und fundiert auf die Regeln beim Strafen eingegangen wird. So werden die Argumente für den fairen und bedürfnisorientierten Umgang mit dem Hund gut untermauert und die Herangehensweise von Sonja Meiburg entsprechend bestärkt.

Mein Fazit: „Lass‘ das“ ist ein sehr gutes Buch, das den Umgang mit fairen Grenzen im Hundetraining beschreibt und einen Weg aufzeigt, wo man als Hundehalter ansetzen kann. Natürlich ersetzt das Buch bei großen Problemen keinen professionellen Hundetrainer, aber es kann definitiv ein guter Einstieg sein und den Umgang von Hund und Halter verbessern bzw. unterstützen. Von mir gibt es also eine klare Leseempfehlung und 5 von 5 Sternen!

Bewertung vom 09.01.2024
Alle Bände der Bailey-Family (eBook, ePUB)
Rayne, Piper

Alle Bände der Bailey-Family (eBook, ePUB)


sehr gut

Heimkommen


„Falls ihr es noch nicht mitbekommen habt - wir sind neun Bailey-Geschwister. Keine Sorge. Bald habt ihr‘s drauf.“

„Alle Bände der Bailey-Family“ von Piper Rayne umfasst, wie der Name schon sagt, alle neun Bände der Baileys sowie die drei zugehörigen Kurzgeschichten. Der Sammelband erschien im August 2023 im Forever Verlag.

Ja, was soll ich sagen… Einfach immer wieder schön, humorvoll und eben wie heimkommen - genau das bedeutet das Lesen der Geschichten um die Bailey-Familie.
Jedes Familienmitglied hat seine Eigenarten und Special Effects, es wird gelacht und gestritten, am Ende aber immer bedingungslos unterstützt und geholfen. Wer einmal zum Bailey-Clan gehört, kommt nicht wieder davon los.
Heimliche Hauptfigur ist und bleibt natürlich Grandma Dori, die ihre Finger überall im Spiel hat und sich einbildet, für die Beziehungen aller neun Bailey-Kinder verantwortlich zu sein. Immer wieder bringt sie einen mit ihrer eigenwilligen Art zum Lachen und gerade die Organisation ihres Geburtstags in „Operation Bailey Birthday“ ist einfach köstlich! „Operation Bailey Birthday“ als letzter Band der Reihe hat mir dabei aber dennoch am wenigsten gefallen. Alle neun Baileys haben jetzt Kinder und insgesamt sind es 26! Die Erzählperspektive wechselt munter zwischen einigen der Kinder hin und her und ehrlich gesagt bin ich nicht mehr ganz hinterhergekommen bei all den Namen. Dennoch lässt die Geschichte einige interessante Erzählstränge offen, welche definitiv Potential zum Weitererzählen haben…
Gemeinsam haben alle Bände der Reihe die sympathischen Figuren, eine brillante und charmante Liebesgeschichte und Kleinstadttratsch mit BuzzWheel. Am wenigsten konnte ich mich dabei mit Phoenix und Griffin identifizieren. Phoenix ist die Wildeste und eigensinnigste Bailey und plötzlich lässt sie sich auf einen deutlich älteren Mann mit Sohn ein. Dies passte insgesamt für mich einfach nicht so gut, auch dieser Band lies sich aber sehr gut und flüssig lesen.
Insgesamt ist der Schreibstil in allen Bänden flüssig und leicht. Jeder Band ist dabei jeweils aus wechselnder Ich-Perspektive der Protagonisten geschrieben und enthält kleinere Erklärungen direkt an den Leser, welche den besonderen Schreibstil des Autorenduos ausmachen.
Alle Romane lassen sich so unkompliziert lesen und Humor, Gefühle, Romantik und heiße Szenen kommen nicht zu kurz. Mir gefällt, dass die einzelnen Teile sich in ihren Ereignissen nicht wiederholen und immer neue Entwicklungen entstehen. Im letzten Band gibt es dann sogar eine Auflösung für den Betreiber von BuzzWheel - ich war tatsächlich überrascht!
Für alle Einzelbände der Buchreihe vergebe ich mindestens 4, meist aber sogar 5 Sterne. Lediglich die Zwischentitel sind durch die häufig wechselnden Erzählperspektiven etwas durcheinander, sodass ich hier eher 3 bis 4 Sterne vergebe.

Der Sammelband an sich bekommt von mir 4 von 5 Sternen. Ich finde es großartig, alle Bände gesammelt zu haben und habe sie gerne nacheinander weggelesen. Gestört hat mich dabei massiv, dass die Bände nicht chronologisch, sondern nach Erscheinungsdatum sortiert sind. Die Zusatzgeschichten sind daher am Ende des Buches zu finden, obwohl sie eigentlich zwischen die Einzelbände gehören und am Ende nicht wirklich mehr Sinn ergeben! Insgesamt gibt es von mir als Bailey-Fan aber definitiv eine klare Leseempfehlung für die Buchreihe!

Bewertung vom 09.01.2024
Zwischen Herzklopfen und Schneegestöber
Schulz, Rebecca

Zwischen Herzklopfen und Schneegestöber


sehr gut

Eigene Wege

„Ich bin nicht meinen eigenen Weg gegangen. Ich habe mich lediglich der erstbesten Welle gebeugt.“

„Zwischen Herzklopfen und Schneegestöber“ ist ein humorvoller Liebesroman von Rebecca Schulz. Er erschien im November 2023 im Piper Verlag und ist in sich abgeschlossen.

Humorvoll und kurzweilig, ja das passt wohl als Beschreibung auf diesen Roman… Marie ist Paartherapeutin mit einem immensen Hang zur Esoterik. Ohne Räucherstäbchen und Kristalle geht sie nirgendwohin und das erste, was sie überall macht, ist eben Kristalle aufstellen. Bei ihrer eigenen Beziehung helfen ihr aber leider auch die Kristalle nicht mehr, denn Justus, ihr Ehemann seit 19 Jahren, betrügt sie mit seiner Assistentin. Als Marie dies feststellt, steht für sie fest, dass nur noch eine Trennung in Frage kommt.
Mit dieser Einleitung springt die Handlung um ein Jahr und der Leser begegnet einer tief unglücklichen Marie, die ihr Leben irgendwie so gar nicht mehr richtig auf die Reihe bekommt. Die jährliche Rückkehr nach Fehmarn ins Elternhaus kommt ihr ebenfalls nicht wirklich gelegen. Dabei mag sie ihre Familie, aber aufraffen muss sie sich eben trotzdem… Auf der Insel angekommen, geht es dann allerdings ziemlich turbulent her. Maries Schwester Lina hat Eheprobleme, Tom - Maries One-Night-Stand - steht unerwartet vor der Tür und zu allem Überfluss taucht auch noch Justus auf. Um das Fass dann vollkommen zum Überlaufen zu bringen, lässt auch Justus‘ neue Partnerin nicht lange auf sich warten.
So turbulent, wie es klingt, ist es auch tatsächlich. Marie steht buchstäblich zwischen den Stühlen bzw. zwischen alter und möglicherweise neuer Liebe. Die Männer sehen sich als Konkurrenten und geraten immer wieder in eher kindliche Streitigkeiten. Ob diese für Mitte Vierzigjährige wirklich noch sein müssen, habe ich mich hier zwischendurch gefragt.
Marie selbst bewundere ich für ihr meist recht besonnenes Auftreten während der gesamten Situation. Auch ihre Familie, die sehr eigenwillige Charaktere umfasst, hatte ich schnell ins Herz geschlossen. Jeder ist auf seine Weise einzigartig und gut dargestellt.
Die gesamte Handlung ist humorvoll beschrieben und hat trotzdem ausreichend Tiefgang für einen Liebesroman. Während mir an manchen Stellen gerade das Verhalten von Justus und Tom etwas zu kindisch vorkam, mochte ich besonders die Besonnen- und Reflektiertheit von Marie. Diese spiegelt sich auch in der Zeitspanne des Romans wider, welche insgesamt 3 Jahre umfasst. Dadurch wird die Handlung deutlich realistischer als so manch andere Liebesgeschichte, in der sich alles innerhalb von zwei Tagen oder wenigen Wochen abspielt.
Der Schreibstil ist flüssig und unkompliziert, die Geschichte lässt sich leicht lesen und durch die humorvollen Passagen, die teilweise absurden Ereignisse und die immer wieder eingestreuten Kristalle und Räucherstäbchen kommt auch das Lachen nicht zu kurz.
Schade fand ich, dass die Insel Fehmarn als Handlungsort nur wenig Raum einnahm. Hier hätten sich sicherlich mehr Eindrücke des wunderschönen Ortes einbringen lassen.

Mein Fazit: Ein humorvoller und unkomplizierter Liebesroman, der mir nur an wenigen Stellen zu übertrieben kindisch war. Ich habe ihn gern gelesen und gerade die langsame Entwicklung der Liebesbeziehung gemocht. Von mir gibt es daher 4 von 5 Sternen.

Bewertung vom 09.01.2024
Frühlingstöchter / Das Pensionat am Holstentor Bd.1
Perbandt, Anna

Frühlingstöchter / Das Pensionat am Holstentor Bd.1


ausgezeichnet

Bund der Frühlingstöchter

„Es ist löblich, dass du ehrlich bist. Aber du darfst dein Herz nicht auf der Zunge tragen. Von einer wohlerzogenen jungen Dame wird erwartet, dass sie sich stets in Zurückhaltung übt und die Contenance bewahrt.“

„Das Pensionat am Holstentor - Frühlingstöchter“ ist der erste Band der Hostentor-Dilogie von Anne Perbandt. Er erschien im Juni 2023 im Rowohlt Verlag.

Für mich passt in diesem historischen Roman einfach alles! Von der ersten Seite an, war ich gefesselt von Noras, Henrys und Gesches Geschichte.
Die Handlung spielt in Lübeck im Jahr 1899. Nora von Jagow ist für ein Mädchen ihrer Zeit eher untypisch. Anstatt zu sticken ist sie viel lieber an der frischen Luft unterwegs, reitet gern und ist insgesamt eher ein Wildfang. Da ihr Bruder Henry das heimische Gut für einige Zeit verlassen muss, wird Nora auf ein Mädchen-Pensionat geschickt, auf dem sie weibliche Manieren erlernen soll. In Lübeck angekommen kreuzen sich direkt die Wege aller Hauptfiguren. Henry und Nora lernen Gesche kennen, die eine Stelle als Lehrerin im Pensionat bekommen möchte. Gesche rettet Nora aus einer recht unglücklichen und gefährlichen Situation und erkämpft sich so einen Platz im Herzen der von-Jagow-Geschwister. Im Pensionat lernt Nora schnell Freundinnen kennen, doch ihren Jugendfreund Karl, den Stallknecht des Guts vergisst sie darüber nicht…

Anne Perbandt thematisiert in ihrem Roman die Rolle der Frau zum Ende des 19. Jahrhunderts sowie die damals noch vorherrschenden Standesunterschiede und -dünkel.
Hierfür gestaltet sie absolut authentische und zeittypische Figuren, die zum Teil stereotyp für entsprechende Rollen stehen. So sind Nora und Gesche die jungen Frauen, die nicht der gesellschaftlichen Norm folgen, sondern aus ihr ausbrechen. Gerade Nora fällt es schwer, sich an gesellschaftliche Regeln zu halten. Gesche hat im Leben natürlich schon mehr erfahren als Nora und kann sich entsprechend besser anpassen. Nichtsdestotrotz ist sie aber jemand, der unkonventionell denkt und der sich für die Bildung von Frauen einsetzt. Mit dieser Einstellung eckt sie entsprechend auch im Pensionat an, denn die Pensionatsleiterin ist von der ganz alten Schule und hält nichts davon, dass mittlerweile auch Mädchen in naturwissenschaftlichen Fächern und Leibesertüchtigung unterrichtet werden sollen. Geschickt webt die Autorin hier historische Fakten bezüglich des Schulsystems der damaligen Zeit ein. Dieses befand sich in der Entwicklung und die Schulbildung der Mädchen wurde zentral erweitert.
Auch die Liebe kommt als zentrales Thema nicht zu kurz. Unstandesgemäß beginnt sich zwischen Henry und Gesche eine Verbindung zu entwickeln, die nach damaligen Ansichten nicht existieren darf. Auch Nora hat Gefühle für Karl, die ebensowenig standesgemäß sind. Die daraus entstehenden Konflikte werden im Roman gut aufgezeigt und sorgen für eine gute Prise Spannung.
Gefallen hat mir zudem die enge Freundschaft und der Zusammenhalt der Mädchen im Pensionat. Schnell findet sich Nora hier ein und auch innerhalb der Viererclique werden Standesunterschiede immer wieder deutlich. Auch das Schicksal von jungen Frauen, die ohne Familie aufwachsen wird in Noras Freundeskreis aufgezeigt. So hat Fanny als Waise kaum eine Chance, als ihr unerwartet ein unfreiwilliger Heiratsantrag gemacht wird…
Die Erzählperspektive wechselt zwischen Henry, Nora und Gesche. Kurzzeitig wird auch aus personale Erzählperspektive von Noras und Henrys Vater berichtet. Gefühle und Gedanken der Hauptfiguren werden so unkompliziert vermittelt und es ergibt sich ein schlüssiges Gesamtbild der Handlung.
Der Schreibstil der Autorin ist ebenfalls im gesamten Roman wunderbar flüssig und bildhaft. Szenen, Figuren und Handlungsorte werden brillant beschrieben und schnell entsteht das Gefühl, selbst mitten im Geschehen zu sein.

Mein Fazit: Mich hat der Roman von Anna Perbandt absolut begeistert. Ich mochte einfach alles - die Liebesgeschichten, das Pensionsatsfeeling, die Freundschaft der Mädchen, das Setting… - und freue mich unglaublich auf die Fortsetzung! Von mir gibt es also 5 von 5 Sternen und eine klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 06.01.2024
Neuanfang in den Highlands (eBook, ePUB)
Craft, Nicole

Neuanfang in den Highlands (eBook, ePUB)


gut

Wiedersehen

„Ich habe Angst, ihm wieder zu begegnen. Obwohl es damals nur ein Flirt war und er mir klar gesagt hat, dass er derzeit nichts Festes will.“

„Neuanfang in den Highlands“ ist ein Liebesroman von Nicole Craft. Er erschien im August 2023 im dp Verlag und ist in sich abgeschlossen.
Becky hat die Nase voll von Männern. Bisher hatte sie mit Beziehungen immer Pech und die Trennung von ihrem letzten Freund Steven liegt noch nicht lang zurück. Da kommt ihr ein Medizinkongress in Schottland doch sehr gelegen. Schottland ist ein Sehnsuchtsort von Becky und ein paar Tage raus aus dem Alltag tun sicherlich gut. Auf dem Kongress begegnet ihr dann jedoch Marc, den sie von früher aus Berlin kennt und der die Schmetterlinge in ihrem Bauch seltsam fliegen lässt…

Becky studiert Medizin und macht ein Internship in den USA. Seit nun einem Jahr ist sie fleißig dabei, ihren beruflichen Weg voranzubringen. Durch die Trennung von Steven zweifelt sie jedoch nun vollständig an ihrem Leben. Die Auszeit auf dem Medizinerkongress in Schottland soll ihr ein wenig mehr Klarheit bringen. Schon auf dem Flug dorthin begegnet sie jedoch einem Kollegen, der nicht nur attraktiv, sondern auch sehr charmant ist. Obwohl Becky ja eigentlich erstmal genug von Männern hat, fühlt sie sich zu Wayne hingezogen und genießt die Zuwendung von ihm. Doch auch ihr ehemaliger Bekannter Marc, den sie auf dem Kongress wiedersieht, bringt ihr Herz unerwartet zum Schlagen. Becky muss sich also darüber klar werden, ob sie überhaupt etwas mit einem Mann anfangen möchte und wenn ja, welcher der beiden es sein soll…
Für mich hatten die Handlung und das zunächst aufgenommene Setting der Dreickecksbeziehung durchaus Potential. Leider tritt der Konflikt um die beiden Männer Wayne und Marc für meinen Geschmack sehr schnell in den Hintergrund und wird auch recht banal abgespeist. Im Grunde wäre er wohl auch nicht wirklich notwendig gewesen, dass Second-Chance-Thema zwischen Becky und Marc ist für den Roman absolut ausreichend und steht am Ende auch ohnehin im Vordergrund. Die erneute Annäherung der beiden sowie die Geschichte darum herum hat mir im Grunde auch sehr gut gefallen. Der Schreibstil ist insgesamt leicht und flüssig, der Roman dadurch unkompliziert und schnell lesbar.
Leider haben mich aber so einige Logikfehler im Roman gestört und mir das Leseerlebnis irgendwie madig gemacht. So lernt Becky Wayne im Grunde erst im Flieger kennen, stellt dann aber fest, dass sie ihn aus der Klinik, in der sie arbeitet, bereits kennt. Trotz dieser Feststellung bleiben die beiden zunächst beim förmlichen „Sie“ als Anrede. Ein paar Seiten und eine weitere Begegnung später, wechseln sie dann unvermittelt ins „du“ und Wayne redet Becky auch mit ihrem Spitznamen an. Diese Anrede ändert sich dann wieder in „Rebecca“, damit er wenig später von ihr darum gebeten werden kann, sie doch bei ihrem Spitznamen zu nennen. Auch die entstehende Beziehung der beiden bleibt schließlich einfach so in der Luft hängen. Sie kommen sich näher, tauschen Telefonnummern aus und vereinbaren ein weiteres Treffen. Dann aber wendet Becky sich vollständig Marc zu, ohne Wayne gegenüber ein Wort darüber zu verlieren und behauptet schließlich dann noch Marc gegenüber, Wayne gesagt zu haben, dass sie nichts für ihn empfindet. Diese Stelle konnte ich im Roman allerdings nicht entdecken, Dieser Faden ist für mich daher wirklich schlecht ausgearbeitet und wirkt so, als ob die Story künstlich in die Länge gezogen werden sollte.
Weiterhin gibt es am Anfang eine Stelle, in der beschrieben wird, dass nur Marc und Becky beste Freundin sie „Becks“ nennen. Sie freut sich sehr darüber und empfindet dies auch als sehr besonders. Im Rest des Romans kommt dieser besondere Spitzname dann aber überhaupt nicht mehr vor. Außerdem gab es kleinere Unstimmigkeiten wir bestellter „Kabeljau mit Kartoffeln“, der dann zu „Kabeljau mit Erbsen und Pommes“ wurde, die beschriebene Arbeitsstelle von Marc, die unterschiedlich benannt wird und damit irgendwie verwirrt und eine meiner Meinung nach eigentlich gut gewählten Krankheit für Marcs Vortrag, die aber in der Behandlung eher fehlerhaft dargestellt wird.
Für mich hat die Summe der Unstimmigkeiten dazu geführt, dass ich mich mehr über den Roman und die überhastet wirkende Ausarbeitung geärgert habe, als mich auf die Geschichte wirklich einzulassen. Dennoch glaube ich, dass die Handlung grundsätzlich Potential zu einer unkomplizierten Liebesgeschichte hat und vielleicht auch von in diesem Zusammenhang weniger kritisch Lesenden gemocht werden kann.

Mein Fazit: „Neuanfang in den Highlands“ konnte mich leider nicht überzeugen. Für mich gab es in der Handlung einige Ungereimtheiten, die auf mich schlecht und überhastet ausgearbeitet wirkten. Ich konnte mich daher nicht vollständig auf die eigentliche Handlung einlassen, die grundsätzlich durchaus Potential hat. Der Schreibstil ist allerdings leicht und flüssig, sodass ich den Roman gut weglesen konnte. Von mir gibt es 3 von 5 Sternen.

Bewertung vom 04.01.2024
Brennende Narben / Mara Billinsky Bd.3
Born, Leo

Brennende Narben / Mara Billinsky Bd.3


ausgezeichnet

Der Wolf

„Es gibt einen Gegner, der ist größer als wir alle. Und irgendwann kriegt er jeden von uns. Dieser Gegner ist die Angst.“

„Brennende Narben“ ist der dritte Band der Mara-Billinsky-Thriller von Leo Born. Er erschien im August 2019 im Bastei Lübbe Verlag. Ein unabhängiges Lesen ist möglich, ich würde es aber nicht empfehlen.
Mara möchte endlich herausfinden, wer für den Tod ihrer Mutter vor 20 Jahren verantwortlich ist. Sie trifft bei ihren Recherchen jedoch auf eine Mauer des Schweigens und zudem muss sie sich auch um ihre eigenen Fälle kümmern - eine Bombe ist in Frankfurt hochgegangen und eine Prostituierte wurde grausam ermordet…

Der dritte Fall für Mara Billinsky. Oder soll ich lieber sagen „die nächsten Fälle“ für Mara? Erneut geht es in „Brennende Narben“ hoch her. Mara und ihre Kollegen haben alle Hände voll zu tun um herauszufinden, was es mit der Bombe und der ermordeten Prostituierten auf sich hat. Außerdem ist da noch der anonyme Anrufer, der Mara Hinweise gibt und sie außerdem davor warnt, dass der Wolf wieder in der Stadt ist.
Langeweile kommt also keinesfalls auf und tatsächlich fliegen die Buchseiten nur so dahin. Leo Borns Schreibstil bleibt, ebenso wie seine Kommissarin, etwas eigenwillig. Er ist zum Teil etwas abgehackt, dabei aber präzise und schnörkellos. Atmosphäre und Stimmungen werden geschickt übertragen und die häufigen Cliffhanger an den Kapitelenden machen die Handlung zusätzlich spannend. Die starke Betonung mancher Begriffe - wie die „Jacke im Armeelook“ - von Kommissar Rosen ist mir ein Rätsel, aber ich habe es dann großzügig überlesen. ;)
Mara selbst ist nach wie vor gewöhnungsbedürftig, aber ich mag sie. Sie ist eben, wie sie ist und definitiv ein Unikat! In diesem Band der Reihe möchte sie endlich das Rätsel um ihre ermordete Mutter lösen und ihre Hartnäckigkeit wird schließlich auch Erfolg haben. Die Auflösung der Frage, wer Katharina Billinsky ermordet hat, bildet das Finale des Buches. Für mich war sie allerdings nicht wirklich überraschend, ich hatte schon deutlich eher eine Ahnung, die sich dann auch bestätigte.
Gefallen hat mir, dass diesmal auch Jan Rosen, „der Spatz“, eine deutlich größere Position im Roman bekommt. Er entwickelt sich deutlich weiter und ist nicht mehr so unscheinbar wie zuvor. Er spielt mehrfach eine zentrale Rolle und führt entscheidet zur Lösung der Fälle bei. Zeitgleich ist er diesmal eindeutig Maras Rettung und auch ihn habe ich wirklich ins Herz geschlossen.
Auch Maras Entwicklung ist in diesem Band wieder gut erkennbar. Sie lässt die Menschen in ihrer Umgebung Stück für Stück dichter an sich heran, bleibt aber dennoch auf der Hut und vertraut am meisten sich selber. Ich bin aber sehr gespannt, wie es weitergehen wird. Schließlich kann sie nun einen großen Teil der Vergangenheit hinter sich lassen und vielleicht auch abschließen.

Mein Fazit: Ich habe auch den dritten Band der Mara-Billinsky-Reihe gern gelesen. Die Handlung ist absolut spannend und mitreißend, die Figuren authentisch, eigenwillig und daher mit einem ganz besonderen Charme. Ich denke, man muss sie mögen, denn jeder hat so seine Ecken und Kanten. Ich mag Mara und ihre Kollegen definitiv und vergebe für diesen Band der Reihe 5 von 5 Sternen.

Bewertung vom 16.12.2023
Weihnachtsliebe in den schottischen Highlands
Pulletz, Sandra

Weihnachtsliebe in den schottischen Highlands


ausgezeichnet

Liebe in der Fremde

„Ich möchte einmal im Leben so ein Glück haben wie diese Pärchen in den Büchern. Das gibt es doch nicht wirklich, oder?“

„Weihnachtsliebe in den schottischen Highlands“ ist ein weihnachtlicher Liebesroman von Sandra Pulletz. Er erschien im Oktober 2023 im Empire-Verlag und gehört zur „Magic Christmas“-Buchreihe. Alle Bücher der Reihe sind unabhängig voneinander lesbar.
Laurella ist geschockt: Ihr langjähriger Freund Erik möchte eine Dreierbeziehung mit ihr und einer Puppe führen. Für Laurella kommt dies natürlich überhaupt nicht in Frage und kurzerhand reist sie mit ihrer Mutter nach Schottland, um auf andere Gedanken zu kommen und sich vom Liebeskummer abzulenken…

Meine Erwartungen an den Roman von Sandra Pulletz waren vor dem Lesen klar: Leichter, unkomplizierter Liebesroman mit vorhersehbarem Plot. Laurella verliebt sich in den Whiskeyladenbesitzer Callan, jemand im Dorf hat etwas dagegen, es kriselt ein bisschen und am schließlich dann „Ende gut, alles gut“…
Und ja, ein bisschen wurden diese Erwartungen auch erfüllt, aber tatsächlich nur ein bisschen, denn „Weihnachtsliebe in den schottischen Highlands“ hat mich wirklich begeistert und überrascht! Von der ersten Seite an hat der Schreibstil der Autorin mich komplett fasziniert und die Geschichte hineingesogen und auch die Handlung verbirgt mehr Überraschungen als gedacht.
Laurellas Teilzeitjob als virtuelle Assistentin erlaubt ihr eine flexible Tagesgestaltung, sodass sie spontan mit ihrer Mutter zusammen die Schottlandreise antreten kann. Warum es im Dezember ausgerechnet Schottland und dann auch noch ein winziges Dorf auf der Insel Skye sein muss, ist Laurella allerdings unklar. Ihr wären Wellness und Sonne definitiv lieber gewesen, aber sie wollte den Wunsch ihrer Mutter nicht ausschlagen. In Schottland angekommen merkt Laurella aber schnell, dass ihre Mutter irgendwie mehr verbirgt, als ihre Tochter weiß und dass es scheinbar einen Grund gibt, der sie auf die Insel verschlagen hat. Kurzerhand begeben sie sich also mit dem sympathischen Whiskeyladenbesitzer Callan und der charmanten B&B-Besitzerin Bree auf die Suche nach der Vergangenheit. Gleichzeitig entwickeln Laurella und Callan irgendwie Gefühle füreinander, die aber nicht von jedem im Dorf gern gesehen werden. Wer ihnen allerdings schaden will, können sie sich nicht recht erklären und so gelingt es dem Unbekannten fast, sie auseinanderzubringen…
Die Plotentwicklung entspricht natürlich ganz grob schon meinen Erwartungen, ich wurde aber definitiv von der Komplexität der Handlung überrascht und hatte mir die meisten Twists so vorher nicht vorgestellt. Der Roman ist für mich damit weit weg von einem eher klassisch kitschigen Weihnachtsroman, wobei natürlich genug romantische Szenen vorhanden sind. Der Fokus liegt aber eben nicht nur auf Laurella und Callan, sondern auf der Entwicklung aller Figuren und so entwickelt sich nicht nur eine Liebesgeschichte, sondern es entwickeln sich mehrere parallele Geschichten, die zu einem Ende zusammenführen und dabei die ganze Zeit verbunden sind.
Ich hatte daher unglaublich viel Freude beim Lesen und die Seiten flogen tatsächlich einfach nur so dahin.
Dazu beigetragen haben natürlich auch die gut charakterisierten und authentischen Figuren, die ich unglaublich gern mochte. Gerade Laurella sowie ihren Lebensstil mochte ich sehr und konnte mich so gut mit mir identifizieren. Durch die personale Erzählperspektive, die zwischen Laurella und Callan wechselt, werden auch Gedanken und Gefühle sehr gut transportiert. Die Entwicklung der beiden ist zudem gut dargestellt. Callan wird im Laufe der Handlung deutlich selbstsicherer, traut sich wieder in die Öffentlichkeit und wird kontaktfreudiger. Laurella verarbeitet eigene Unsicherheiten und Zweifel und lernt wieder, auf sich selbst zu vertrauen…
Insgesamt ist die Atmosphäre im Roman sehr weihnachtlich, emotional und gemütlich. Es herrscht keine Spur von Hektik oder Überdramatisierung und gerade dies hat mir unglaublich gut gefallen. Denn obwohl es nur wenig dramatische Szenen gibt, ist die notwendige Spannung auf den Punkt getroffen und das Auflösen der Konflikte gelingt ebenfalls mühelos. Natürlich ist auch das weihnachtliche Setting sowie die Insel Skye als Handlungsort wunderschön und obwohl ich Laurella verstehen kann, dass Wärme und Strand manchmal definitiv besser zu ertragen sind als Kälte und Regen, stelle ich mir Skye landschaftlich einfach unglaublich vor!

Mein Fazit: Für mich ist „Weihnachtsliebe in den schottischen Highlands“ bisher mein Weihnachtsbuchhighlight in diesem Jahr. Der Roman hat mich sehr positiv überrascht. Ich habe Handlung, Setting und Figuren sehr geliebt und freue mich auf weitere Geschichten der Autorin! Von mir gibt es daher eine klare Leseempfehlung und 5 von 5 Sternen!

Bewertung vom 13.12.2023
We Are Like the Wind / Like Us Bd.3
Niebler, Marie

We Are Like the Wind / Like Us Bd.3


ausgezeichnet

Inselmädchen

„Ich traue mich nichts. Und ich erlebe zu wenig. Ich weiß generell nicht, was ich mit meinem Leben anstellen soll, abgesehen davon, reihenweise Bücher zu verschlingen.“

„We are like the Wind“ ist der dritte Band der „Like us“-Trilogie von Marie Niebler. Er erschien im August 2023 im Reverie bzw. Mira Taschenbuchverlag und ist grundsätzlich unabhängig von den anderen Bänden lesbar.
Als Tochter der Inselbürgermeistern wird von Laina einiges erwartet. Dazu gehört, dass sie später selbstverständlich den Posten ihrer Mutter übernimmt und auch jetzt, wo ihre Mutter verletzt ist, Aufgaben übernehmen kann. Da kommt der Profisportler Ethan gerade recht, schließlich muss er über die Insel geführt und persönlich begrüßt werden… Laina ist dies gar nicht recht, denn zum einen ist sie lieber alleine mit ihren Büchern und zum anderen hat sie überhaupt kein Interesse am eingebildeten Sportler. Ihre Gefühle wirbelt er allerdings dennoch durcheinander und lockt sie schließlich aus der Reserve…

Ethan ist Kite-Profi und nimmt sich mit seinen Freunde eine Auszeit, um dem Medienrummel für eine kurze Zeit zu entfliehen. Er möchte seine Verpflichtungen vergessen und einfach nur zur Ruhe kommen. Dabei hat er jedoch stets Angst, erkannt zu werden, sodass er trotz des Urlaubs ziemlich unter Spannung steht. Laina, die ihm ungewollt als Fremdenführerin zur Seite stehen muss, schafft es jedoch, dass Ethan seine Ängste vergisst. Bei ihr fühlt er sich wohl und verstanden und auch umgekehrt lockt Ethan Laina aus der Reserve. Durch ihn bemerkt sie, dass das Leben auf Malcom Island vielleicht nicht alles ist, was sie im Leben kennenlernen will. Doch wie könnte sie ihre Mutter und die Insel im Stich lassen? Laina plagen insgesamt starke Selbstzweifel und ihr Pflichtbewusstsein ihrer Mutter gegenüber ist sehr ausgeprägt. Aber obwohl Ethan ihr klarmacht, dass sie auf ihre eigenen Wünsche hören sollte, muss auch Ethan sich fragen, ob sein Weg noch der ist, den er gehen möchte…
Die beiden Hauptfiguren sind sympathisch, gut charakterisiert und zusammen ein wirklich niedliches Paar. Ihr Umgang miteinander ist geprägt von vielen Neckereien - getreu dem Motto „Was sich neckt, das liebt sich.“ - und die Story wird dadurch sehr leicht und locker.
Gefreut habe ich mich auch über das Wiedersehen mit den anderen Inselbewohnern und den Protagonisten der vorherigen Bände. Sehr amüsiert habe ich mich dabei wieder über Brenda aus dem Kaufladen… Mit Ethans Freunden hingegen konnte ich absolut nicht warm werden. Für mich ist völlig unklar, warum Ethan sie als Freunde bezeichnet. Für mich sind sie kindisch, albern und unsympathisch. Ihre zentrale Rolle erschließt sich mir nicht…
Die Romanthemen sind insgesamt sehr vielfältig gewählt, wobei ich an dieser Stelle nicht mehr verraten möchte, da es spoilern könnte. Marie Niebler geht mit den sensiblen Themen geschickt um und webt sie mühelos in die Handlung ein. Gewünscht hätte ich mir hierbei allerdings, dass die Themen tiefer beleuchtet werden. Für mein Gefühl wird hier oft eher nur an der Oberfläche gekratzt und Probleme werden nur angerissen. Vielleicht ist gerade dies beabsichtigt, sodass man sich alleine weiter damit befasst.
Der Schreibstil ist, wie von der Autorin gewohnt, sehr flüssig. Die Seiten fliegen beim Lesen nur so vorbei und das romantische und behagliche Setting auf der wunderschönen Insel Malcolm Island löst ein absolutes Wohlbefinden aus.
Ganz unabhängig von der Handlung gefallen mir zudem das wunderschöne Buchcover und die klare Reihenbenennung auf der Buchrückseite. Dies fehlt mir bei vielen Büchern und hat mich schon oft geärgert. Nämlich immer dann, wenn man einen Folgeband einer Reihe versehentlich kauft, dies aber am Buch selber nirgendwo erkennen kann. Daher an dieser Stelle ein großes Lob an den Verlag - ich finde diese Info super wichtig!

Mein Fazit: „We are like the Wind“ ist ein romantischer und leicht lesbarer New-Adult-Roman. Figuren und Setting sind gut gewählt, die Liebesgeschichte insgesamt gut ausgearbeitet und dabei mit ausreichend Tiefgang versehen. Von mir gibt es 4,5 von 5 Sternen und ich muss sagen, dass ich es sehr schade finde, dass die Buchreihe nun beendet ist, denn auch Auri und Tommy hätten ihre Geschichte verdient…