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Lesefee23.05
Wohnort: 
Stepenitztal

Bewertungen

Insgesamt 308 Bewertungen
Bewertung vom 10.09.2024
Dackel Max auf Spurensuche / Pfotenglück Bd.2
Beerwald, Sina

Dackel Max auf Spurensuche / Pfotenglück Bd.2


gut

Verschwunden

„Sie war hier, ist um den Tisch herumgelaufen, aber ich kann nicht erschnüffeln, wohin sie dann gegangen ist. Meine Nase ist komplett überfordert, mein Kopf erst recht - ich kann nicht mehr.“

„Pfotenglück - Dackel Max auf Spurensuche“ ist ein humorvoller Roman von Sina Beerwald und der zweite Band der Buchreihe „Dackel Max auf Sylt“. Er erschien im März 2024 im Piper Verlag und ist unabhängig vom ersten Teil lesbar.

Ein Jahr nachdem Max auf Sylt seine große Liebe Goldie wiedergefunden hat, reist er erneut auf die Nordseeinsel. Mit dabei sind neben Max und Goldie natürlich Max‘ Frauchen Ronja und Goldies Herrchen Christian, aber eben auch Lasse und Lisa, die Kinder von Christian. Lasse ist erst vier Jahre alt und quirliger als ein Sack Flöhe, Lisa hingegen ist schon vierzehn und hat entsprechend andere Interessen als Familienleben und Camping. Kurz nach der Anreise und einem gewaltigen Streit verschwindet Lisa dann spurlos und als plötzlich auch Lasse weg ist, ist Max und seinem Hunderudel natürlich klar, dass sie die beiden finden müssen…

Nachdem mich der erste Band der Buchreihe tatsächlich positiv überrascht hatte, habe ich mich auf die Fortsetzung sehr gefreut. Dabei lese ich normalerweise keine Romane aus Hundeperspektive oder überhaupt Romane, in denen Hunde eine große Rolle spielen. Oft kann ich mir beim Lesen dieser Geschichten nämlich in Bezug auf die Vermenschlichung des Hundes nur den Kopf schütteln und einfach keinen Spaß daran haben… Als Dackel Max jedoch seine Freundin Goldie gesucht hat, hat mir das Lesen echt Spaß bereitet und so habe ich eben auch Band 2 weitergelesen. Leider muss ich jetzt jedoch sagen, dass der zweite Teil um Max und seine Freunde mich eher nicht begeistern konnte.
Erneut ist die Handlung aus der Ich-Perspektive von Max geschrieben. Dadurch bekommt man einen eher eingeschränkten Blick auf die Ereignisse in der Menschenwelt und so manches Wort ist auch nicht ganz korrekt. Nichtsdestotrotz sind Max‘ Gedanken und seine Wortneuschöpfungen durchaus zum Schmunzeln und seine Liebe zu Goldie ist einfach unglaublich niedlich. Die Perspektive gefällt mir also tatsächlich sehr gut. Auch Max als Charakter sowie die weiteren Hundefiguren und auch die Menschen sind für mich gut gezeichnet und beschrieben. Rasseklischees werden geschickt aufgegriffen und witzig beschrieben. Natürlich ist die Darstellung dabei zum Teil ein bisschen überzogen, aber dies ist eben auch passend zum Genre.
Anders als im ersten Band hat die Handlung für mich jedoch keinen richtigen roten Faden. Durch die Mitreise von Lasse und Lisa scheint der gesamte Urlaub unter einem katastrophalen Stern zu stehen. Schon während der Anfahrt ist die Stimmung angespannt und beim Ankommen am Campingplatz dauert es nicht lange, bevor Lasse die erste Katastrophe auslöst. Kurz darauf passiert dann das nächste Chaos und so überschlagen sich die Ereignisse von einem Drama zum nächsten. Kein Handschlag kann erfolgen, ohne dass alles drunter und drüber geht.
Und als wären Marshmallows im Hundefell und ein Bänderriss innerhalb kürzester Zeit nicht schon genug, verschwindet dann auch noch Lisa und kurz darauf Lasse. Weitere Katastrophen folgen natürlich und mir war dies einfach alles viel zu chaotisch und dramatisch. Es kommt einfach keine richtige Erzählung auf, denn durch die sich überschlagenden Ereignisse unterbricht die Handlung irgendwie immer wieder. Zudem halte ich Lasses Verschwinden für absolut unrealistisch, kann dies aber nicht weiter ausführen ohne zu spoilern.
Was also witzig sein soll, ist für mich dieses Mal eher übertrieben und albern. Die Geschichte des Hunderudels kommt mir dabei außerdem etwas zu kurz.
Gefallen hat mir aber, dass Sina Beerwald neben dem ganzen Familienchaos noch eine weitere tierische Liebesgeschichte einbaut und so auch eine Perspektive für den nächsten Band schafft. Dies kam für mich tatsächlich unerwartet und hat mich durchaus berührt. Außerdem zeigt das Hunderudel erneut, dass es zueinander hält und Freundschaft spielt erneut eine wichtige Rolle in der Handlung, dies mochte ich sehr! Auch der Schreibstil ist insgesamt gut und der Roman leicht lesbar.

Mein Fazit: Der zweite Band der Buchreihe war für mich insgesamt zu übertrieben und albern. Natürlich gab es aber auch niedliche Passagen und Dackel Max und seine Freunde sind durchaus charmant. Trotzdem hat es für mich diesmal nicht richtig gepasst, weshalb ich nur 3 von 5 Sternen vergeben kann.

Bewertung vom 08.09.2024
Mademoiselle Marthe und die Küche der Freiheit
Renk, Ulrike

Mademoiselle Marthe und die Küche der Freiheit


ausgezeichnet

Le Cordon Bleu

„Wir müssen die Grenzen aufbrechen, sie überwinden. Wir sind moderne Frauen und sollten uns nicht von alten Konventionen einengen lassen.“

„Mademoiselle Marthe und die Küche der Freiheit“ ist ein historischer Roman von Ulrike Renk. Er erschien im März 2024 im Aufbau Verlag und ist ein Einzelband.

Frankreich, ab 1887: Marthe lebt nach dem Tod ihres Vaters mit ihrer Mutter bei ihrer Großmutter in einem kleinen Ort. Beide Frauen kochen gern und Marthes Mutter ist sogar ausgebildete Köchin. So lernt natürlich auch Marthe früh einige Tipps und Tricks in der Küche, wünscht sich aber keinen entsprechenden Beruf, sondern möchte Journalistin werden. Dieser Traum kann sich jedoch nur erfüllen, wenn Marthe und ihre Mutter zurück nach Paris ziehen. Julie nimmt also einen Beruf als Köchin bei einer wohlhabenden Familie an und Marthe kann in Paris das Lyzeum besuchen. Ihren Traum Artikel zu schreiben erreicht sie schließlich und darüber hinaus noch viel mehr. Sie etabliert schließlich, gemeinsam mit ihrer Mutter, die renommierte Kochschule „Le Cordon Bleu“.

Tatsächlich lebt Marthe in einer spannenden Zeit des gesellschaftlichen Umbruchs. Die Lebensweise der Menschen beginnt sich zu verändern. Die Menschen haben weniger Personal in ihren eigenen Haushalten, es gibt mehr und mehr Restaurants in den Städten und die Technik schreitet im Rahmen der Industrialisierung immer weiter voran. Aber auch die gesellschaftlichen Konventionen beginnen sich zu verändern. Die Gesellschaftsschichten weichen, wenn auch sehr langsam, auf und auch Frauen bekommen mehr Rechte. So durften Frauen zum Beispiel lange Zeit nur in Restaurants, wenn sie Konkubinen waren. Für „ehrbare Frauen“ war ein entsprechender Ausflug nicht tragbar…
Der Roman konzentriert sich hauptsächlich auf die Jugendzeit von Marthe. Es geht um ihre Erfahrungen in der Küche, ihre persönliche Entwicklung, ihre Wünsche und ihren Weg zur erfolgreichen Geschäftsfrau. Leider sind die Abschnitte zum Romanende recht abgehackt und die Zeitsprünge groß. Ich hätte mir hier mehr Details gewünscht und dafür vielleicht in der Jugend ein paar Ausführungen weniger gebraucht. Insgesamt ist die Handlung in fünf Abschnitte unterteilt, welche - passend zum Hauptthema - die Namen eines 5-Gänge-Menüs tragen.
Viel Spannung kommt im Roman nicht auf, die Geschichte plätschert langsam und ruhig dahin, ist aber keinesfalls langweilig. Es gibt viele interessante Details zur gehobenen Küche und auch historische Ereignisse wie zum Beispiel der Bau des Eiffelturms werden geschickt eingearbeitet. Die gesellschaftliche Entwicklung wird über Marthes Geschichte dargestellt und deutlich wird, wie schwer es war, aus einer unteren Schicht in die höheren Kreise aufgenommen zu werden. Marthe gelingt dies mithilfe ihrer Freundin Florence, welche absolut unkonventionell mit der Tochter ihrer Köchin interagiert.
Marthes Entwicklung gefällt mir dabei sehr gut. Sie ist eine starke Figur, ohne dabei auffällig sein zu müssen. Ich mochte ihre ruhige und oft zurückhaltende Art sehr, gefallen haben mir aber natürlich ebenso die Momente, in denen sie offen ihre Meinung sagt. Schließlich hat sie immer wieder gute Ideen und Gedanken, welche in jedem Fall geteilt werden müssen. Schließlich kann sie sogar ihren großen Traum erreichen und etabliert dann zusätzlich zu ihrer eigenen Zeitschrift eine der erfolgreichsten Kochschulen der Welt. Sie setzt sich damit als Frau in einem noch heute von Männern dominierten Berufszweig durch und hinterlässt damit auch heute noch große Spuren. Denn „Le Cordon Bleu“ existiert immer noch, leider ist Marthe Distel aber eher unbekannt. Tatsächlich ist über ihr Leben nur sehr wenig bekannt, wie Ulrike Renk im Nachwort beschreibt. Der Roman ist also hauptsächlich fiktiv und orientiert sich an den wenigen bekannten Fakten. Dies ist sehr schade, denn offensichtlich hat Marthe viel erreicht und die Welt sollte davon wissen…
Aber auch die anderen Figuren mochte ich sehr. Jede ist für sich einzigartig und authentisch charakterisiert und liebevoll gestaltet.
Überzeugen konnte natürlich auch der Schreibstil der Autorin. Er ist wie immer bildlich und flüssig und führt dazu, dass die Geschichte leicht und unkompliziert lesbar ist.

Mein Fazit: Obwohl die Handlung eher ruhig ist, haben mich Marthes Geschichte sowie die Ausflüge in die französische Küche fasziniert und begeistert. Ich bin der Meinung, dass die Welt mehr von diesen starken Frauen wissen und lesen muss und freue mich auf weitere Romane von Ulrike Renk! Für „Mademoiselle Marthe und die Küche der Freiheit“ gibt es von mir eine klare Leseempfehlung und 5 von 5 Sternen.

Bewertung vom 07.09.2024
Das Erbe des Horizonts
Fischer, Alexandra

Das Erbe des Horizonts


ausgezeichnet

Kämpfe

„Niemand ist für Veränderungen bereit, aber das Leben nimmt darauf keine Rücksicht.«

„Das Erbe des Horizonts“ ist der vierte Band der „Die von Bahlow Saga“ von Alexandra Fischer. Er erschien im Juni 2024 bei Books on Demand und sollte nicht unabhängig von den anderen Bänden gelesen werden.

Ein weiteres Mal Westsamoa und Tamalele. Lange hatte ich darauf gewartet und wurde nicht enttäuscht...
Die nächsten Generationen der Familie werden älter so liegt der Fokus in diesem Band auf Emilie und Paul. Auch Serafina tritt mehr in den Vordergrund, doch ihre Zeit wird erst noch kommen.
Westsamoa, 1947 - Der zweite Weltkrieg ist vorbei und neue Zeiten brechen an. Die Industrialisierung schreitet fort, die Menschen möchten reisen und die Welt kennenlernen. Auch Tamalele kann sich den Veränderungen nicht entziehen und einstiege Entscheidungen scheinen nun fatal zu sein. Die Plantage steht vor dem Ruin - eine Rettung scheint nur möglich, wenn die nächste Generation die Führung übernimmt. Doch wer soll diese übernehmen? Oder kann es nur gemeinsam gehen? Erneut stehen schwere Entscheidungen und große Kämpfe bevor, die die gesamte Familie betreffen.
Mit vielen spannenden Wendungen, emotionalen Szenen und einem mitreißenden Schreibstil lässt die Autorin die von Bahlow-Familie weiterleben. Schon nach wenigen ersten Seiten konnte ich vollkommen in die Geschichte eintauchen und bin durch die Seiten geflogen. Vieles habe ich so nicht erwartet und immer wieder wurde ich überrascht.
Gerade Pauls Entwicklung sowie seine insgesamt sehr vielschichtige Figur hat mir sehr gut gefallen. Gleichzeitig tut er mir aber auch leid. Er lebt in einer Zeit, in der es für ihn unmöglich ist, offen er selbst zu sein. So trifft er Entscheidungen, die vermeintlich gut sind, ihn aber immer weiter ins persönliche Unglück stürzen. Trotzdem bleibt er mehr oder weniger stark, kämpft für seine Familie und steht zu seinem Wort.
Auch Hans überrascht in diesem Band, denn er legt sein böses Gesicht endgültig ab und setzt sich ebenfalls für Tamalele ein. Seine Vergangenheit bleibt jedoch ebenfalls nicht verborgen und zwangsläufig muss er sich ihr stellen. Emilie hat mich ebenfalls überrascht, denn ich habe sie anders eingeschätzt…
Durch die personale Erzählperspektive, die immer wieder wechselt, sieht man als Leser verschiedene Perspektiven und kann die Handlungen und Emotionen der einzelnen Figuren gut nachvollziehen. Sie sind authentisch gezeichnet und was mir weiterhin besonders gefällt ist die Realität, von der die Handlung berichtet. Die Familie durchlebt gute und schlechte Zeiten, es gibt Geheimnisse, Intrigen, Hass und Missgunst aber eben auch Gemeinsamkeiten und Freude. Das Leben ist kein Zuckerschlecken und wer Friede-Freude-Eierkuchen-Happy-Ends sucht, der ist mit diesen Romanen an der falschen Adresse. Die Romane erzählen das wahre Leben, sind überraschend und spannend.
Eingearbeitet werden diverse Themen wie Rassismus, die Industrialisierung, Homosexualität und die Rolle der Frau - selbst Hollywood taucht auf. Jedes Thema wird dabei gut ausgearbeitet und recherchiert, ebenso werden zeitgemäße historische Ereignisse unkompliziert in die Handlung integriert.

Mein Fazit: Ein weiterer unglaublich spannender Roman aus der Feder von Alexandra Fischer und eine großartige Fortsetzung dieser Buchreihe! Ich habe erneut mit den Figuren gehofft, gelitten und gelacht und war von den Wendungen oft mehr als überrascht.
Ich freue mich wahhnsinng auf die Fortsetzung und vergebe mal wieder 5 von 5 Sternen.

Bewertung vom 10.08.2024
Inselduft und Meer
Beyer, Anja Saskia

Inselduft und Meer


sehr gut

Duftmarketing

„Sie hatte Düfte schon als Kind gemocht, hatte eine besonders feine Nase. In Hamburg roch das Meer streng, die Stadt angespannt. Irgendwann hatte sie das alles nicht mehr riechen können.“

„Inselduft und Meer“ ist der fünfte und letzte Band der „Mallorca-Sehnsucht“-Reihe von Anja Saskia Beyer. Er erschien im Januar 2024 im Tinte und Feder Verlag von Amazon Publishing. Die Bände der Buchreihe sind unabhängig voneinander lesbar.

Amelie ist vor einigen Jahren nach Mallorca ausgewandert und fühlt sich dort sehr wohl. Wie ihre Freundinnen auch, führt sie einen kleinen Laden am Meer, in dem sie Naturkosmetikprodukte verkauft.
Dabei legt sie sehr viel wert auf die echte Natürlichkeit der Produkte und prüft auch akribisch nach, woher die eingekauften Artikel stammen. Umso erfreuter ist sie, als sich plötzlich ein deutscher Journalist ankündigt und von ihrem Laden berichten will. Natürlich ist dies eine großartige Chance für mehr Kunden und eine höhere Sichtbarkeit.
Als Dennis dann jedoch vor ihrer Tür steht, findet Amelie heraus, dass auch ihr Bruder Nils auf der Insel ist. Mit ihm jedoch hat Amelie mittlerweile ein eher schwieriges Verhältnis. Dabei standen die beiden sich früher sehr nahe. Nach Amelies Umzug nach Mallorca brach der Kontakt jedoch nahezu ab, einen Grund dafür kennt Amelie nicht…

Ich habe mich sehr gefreut, erneut auf die wunderschöne Baleareninsel zurückzukehren. Wie schon in den vorherigen Bänden transportiert die Autorin das wunderschöne Inselgefühl sehr gut und lässt einen nahezu das Meersalz auf der Zunge schmecken und den Sand unter den Füßen spüren. Umso besser kann ich daher nachvollziehen, warum Amelie ihren hektischen Marketingjob verließ und nach Mallorca auswanderte. Sie wünschte sich mehr Sinn im Leben und weniger Hektik im Alltag. Dies hat sie auf Mallorca gefunden und ist mit ihrem Leben mehr als zufrieden. Einen Partner braucht sie für ihr Glück eigentlich nicht, auch wenn sie ihre Teilzeitbeziehung mit Freddy aus Deutschland durchaus genießt. Kurz bevor Dennis auftaucht, erfährt Amelie jedoch, dass Freddy eine andere Partnerin hat und natürlich trifft es sie irgendwie doch… Insgesamt macht sie sich davon aber nicht abhängig, denn sie ist tatsächlich nicht unzufrieden mit ihrem Leben. Zwischen Dennis und ihr fliegen dann auch recht schnell die Funken, wobei beide es sich erst nicht so recht eingestehen wollen. Zudem steht Nils als Amelies Bruder auch noch dazwischen, denn solange sein Geheimnis nicht ausgesprochen ist, kann Amelie scheinbar nicht für eine Beziehung frei sein.
Der eigentliche Hauptkonflikt des Romans gefällt mir dabei gut. Allerdings muss ich sagen, dass ich Nils von Anfang an nicht leiden konnte und ihn als sehr unangenehm empfunden habe. Obwohl ich seinen Schmerz grundlegend nachvollziehen kann, wirkt er auf mich egoistisch und bevormundend. Für ihn ist klar, dass er eine gewisse Macht über Amelie ausüben kann und dass er lenken kann, wie es in der Zukunft weitergeht. Amelies Meinung ist ihm im Grunde egal, denn er meint, sie zu kennen und ist davon überzeugt, dass sie ihre wahren Gefühle einfach nicht zugeben möchte. Dennis gefiel mir dagegen sehr gut, öfter habe ich mich gefragt, warum er eigentlich mit Nils befreundet ist... Er ist verständnisvoll, umsichtig und freundlich. Er respektiert die Meinungen und Gefühle anderer, steht aber meist trotzdem für sich selbst ein. Auch Amelie und ihre selbstständige und fröhliche Art mag ich gern.
Die Umsetzung des Romans hat mich dann aber leider weniger überzeugt. Für mich hätte es ausgereicht, wenn es einen bzw. zwei Konflikte gegeben hätte, denn diese alleine bieten meines Erachtens genug Stoff für den gesamten Roman. Schließlich kommt es dann aber noch zu weiteren Schwierigkeiten und Konflikten, die zu einer gehörigen Portion (unnötigem) Drama führen. Das Auflösen der Probleme geschieht dann sehr schnell, was ich wiederum als unglaubwürdig empfinde.
Gefallen hat mir hingegen, wie die Autorin die Protagonisten der vorherigen Bände einbindet und ihre jeweiligen Geschichten weitererzählt. Auch der flüssige und unkomplizierte Schreibstil hat mich erneut überzeugt.

Mein Fazit: Für mich war dieser Abschlussband der Buchreihe leider nicht allzu überzeugend. Ich habe nicht komplett in die Geschichte hineinfinden können und fand sie in großen Teilen konstruiert und unauthentisch. Nichtsdestotrotz habe ich den Roman insgesamt gerne gelesen, auch weil das Setting einfach wunderschön ist. Zudem wollte ich natürlich gerne wissen, wie es mit den Freundinnen aus den Läden am Meer weitergeht. Von mir gibt es daher aber nur eine Leseempfehlung, wenn man die anderen Bände der Reihe bereits kennt. Ansonsten gebe ich diesem Band 3,5 von 5 Sternen und würde ih als leichte Unterhaltung an warmen Sommertagen bezeichnen.

Bewertung vom 03.08.2024
This could be love / Hawaii Love Bd.1
Lucas, Lilly

This could be love / Hawaii Love Bd.1


ausgezeichnet

Comeback

„Es ist doch normal, dass man an der Spitze stehen will, wenn man Leistungssportlerin ist. Ich meine, wofür macht man es sonst?“

„This could be Love“ ist der Auftaktband der „Hawai Love“-Reihe von Lilly Lucas. Er erschien im Juli 2024 im Droemer Knaur Verlag.

Louisa ist mit nur 16 Jahren bereits ein bekannter Tennisstar, musste nun jedoch krankheitsbedingt ein Jahr pausieren. Kurz bevor es wieder ins Turnier gehen soll, zieht sie für sechs Wochen nach Hawai zu ihrer Tante Kay. Dort will sie sich in deren Tennisschule final auf die neue Saison vorbereiten. Ablenkungen sind in ihrem Zeitplan nicht vorgesehen, doch der Nachbar ihrer Tante, Vince, bringt die Schmetterlinge in ihrem Bauch zum Fliegen. Natürlich ist er trotzdem tabu und erst recht, weil er scheinbar einen schweren Konflikt mit Kay hat..

Wie immer bei den Romanen von Lilly Lucas war ich von Beginn an absolut von der Geschichte gefesselt. Zunächst habe ich Louisa für eine eiskalte Tennisspielerin gehalten, die außer Sport nichts in ihrem Leben zulässt. Ein wenig ist sie auch tatsächlich so, denn sie ist super ehrgeizig und will in ihrer Karriere einiges erreichen. Manchmal ist sie dabei ein wenig zu verbissen und steht sich so selbst im Weg, sie verbietet sich nahezu jedes Vergnügen und will unbedingt an die Weltspitze. Gleichzeitig hat sie aber auch eine verletzliche Seite und Vince lässt ihr Herz unerwartet schnell schlagen. Der lässige Surferboy scheint dabei das genaue Gegenteil von Louisa zu sein und eine Beziehung so absolut undenkbar. Trotzdem kommen die beiden sich natürlich näher und ich persönlich mochte ihre Entwicklung sehr.
Insgesamt gibt es nur wenig große Konflikte und der Konflikt, den ich zunächst für den schwierigsten gehalten habe, entpuppte sich als nahezu nichtig. Mit dieser Wendung hat die Autorin mich also definitiv überrascht!
Ansonsten liest der Roman einfach nur wunderbar, der Schreibstil gewohnt flüssig und leicht, die Handlung ohne überdramatisierte Szenen und insgesamt herrscht weitestgehend eine Friede-Freude-EIerkuchen-Stimmung. Die Handlung und die Atmosphäre sind einfach fürs Herz und haben mich absolut begeistert!
Natürlich werden trotzdem auch ernstere Themen angeschnitten und gerade Louisas Leistungsdruck und damit einhergehende Probleme werden betrachtet. Nichtsdestotrotz überwiegt aber die positive Grundstimmung und so ist der Roman für mich ein absoluter Wohlfühlroman.
Etwas kurz kommt möglicherweise der Sport an sich, wer also eine Sportromance sucht, bei der Tennis im Fokus steht, ist bei „This could be love“ eher nicht an der richtigen Stelle. Natürlich werden kleinere Aspekte aufgegriffen, aber hauptsächlich geht es eben um Lou und Vince, was für mich auch absolut passend war, anderen aber eben zu wenig Sport sein könnte.
Für mich passt aber einfach alles - das wunderschöne Setting am Strand, die sympathischen Protagonisten und Nebenfiguren (wie toll ist Laurie bitte?!), der flüssige Schreibstil und der Verlauf der Handlung. Was diesmal fehlt, ist das typische Kleinstadtsetting. Dies ist für mich aber nicht so wichtig und ich persönlich bin einfach ein großer Fan von Sonne, Sand und Meer!
Gefallen hat mir außerdem, dass Zeitungsschlagzeilen und Textnachrichten auf moderne und gelungene Weise in die Handlung eingearbeitet werden. Gerade aus den Schlagzeilen erfährt der Leser einiges über Louisa, was sonst hätte länger erklärt werden müssen, so aber viel angenehmer aufzunehmen war.
Louisas persönliche Entwicklung gefällt mir ebenfalls sehr und tatsächlich bin ich super gespannt, wie es auf Hawai in den nächsten Bänden weitergehen wird.

Mein Fazit: Für mich ist „This could be Love“ ein weiterer wundervoller Roman von Lilly Lucas, den ich innerhalb kürzester Zeit verschlungen habe: frei nach dem Motto „Aufklappen, lesen, wohlfühlen!“. Für mich hat einfach alles gepasst und ich freue mich auf weitere Wohlfühlromane der Buchreihe! Für diesen Band gibt es von mir klare 5 von 5 Sterne!

Bewertung vom 03.08.2024
Mord im Dorf der Esel. Stella Honeycut ermittelt
Schendel, Katharina

Mord im Dorf der Esel. Stella Honeycut ermittelt


ausgezeichnet

Dr. Mamba

„Es weiß doch mittlerweile jeder, dass Jane Huffkins den Männern im Dorf mit ihren Tränken den Kopf verdreht.“

„Mord im Dorf der Esel“ ist der Auftaktband der Romanreihe um Stella Honeycut von Katharina Schendel. Er erschien im Januar 2024 bei HarperCollins.

Stellas Tante hat sich ein Bein gebrochen. Damit sie nicht alleine zurechtkommen muss, fährt Stella kurzerhand zu Jane, um sie zu unterstützen. Den Wohnort ihrer Tante kennt sie bisher nicht, denn nach ihrem eigenen Umzug nach Australien ist der Kontakt zwar weiterhin vorhanden, aber persönliche Treffen sind eher begrenzt.
In Hillbrush angekommen staunt Stella dann nicht schlecht: Autos sind verboten und Esel das Hauptfortbewegungsmittel. Wo gibt es denn sowas? Und dazu hat sie auch noch Angst vor Eseln… Auch die Bewohner des Dorfs sind recht eigenartig und als dann die Haushälterin des Vikars vor Stellas Augen vergiftet wird, ist die Aufregung natürlich groß. Stella, als großer Miss Marple Fan, beginnt sofort mit den Ermittlungen. Auf die Polizei kann man sich in Hillbrush nämlich nicht verlassen, die Wege sind zu weit. Doch kann wirklich Jane, die im Dorf „Dr. Mamba“ genannt wird, mit dem Mord in Verbindung stehen? Für Stella beginnt eine spannende Ermittlung, bei der sie den Dorfbewohnern gehörig auf den Zahn fühlen muss, ein sinnvolles Tatmotiv sucht und sich damit nicht gerade überall Freunde macht…
Wie man vielleicht jetzt schon erahnt, handelt es sich bei dem Buch eher um einen Cozy-Crime-Roman als um einen typischen Krimi. Mit viel Witz und Charme beschreibt Katharina Schendel das eigenwillige Dörfchen in England, verleiht den Figuren einzigartige und lebendige Charaktere und bewegt sich mit der Geschichte nahe am Rand des Absurden. Nicht selten musste ich Schmunzeln und natürlich ist auch nicht alles absolut authentisch. So basieren die Ermittlungen von Stella eher auf Annahmen und auf den Erkenntnissen, die sie aus den Romanen von Agatha Christie kennt und eine Vergiftung mit Nikotin lässt sich wohl auch eher nicht mit bloßem Auge erkennen... Dies tut dem Lesevergnügen aber keinen Abbruch, denn der Roman überzeugt einfach mit den wunderbaren Figuren und der gelungenen Dorfatmosphäre.
Die Handlung wird aus der personalen Perspektive von Stella und des Dorfchronisten Ernest erzählt. Der Dorfchronist ist für das Aufzeichnen von ungewöhnlichen Sterbefällen zuständig und wie sich herausstellt, gibt es davon in Hillbrush doch erheblich mehr, als man annehmen würde. Trotzdem schließt irgendwie keiner die Haustür ab. Man fühlt sich vielleicht sicherer als man ist?
Natürlich löst Stella den Fall schließlich und freundet sich sogar mit den Eseln an. Der Grundstein für einen Umzug nach Hillbrush ist also gelegt und auch der Dorfchronist ist davon überzeugt, dass endlich die benötigte Detektivin gefunden wurde - schließlich gibt es viel zu tun! Es bleibt also abzuwarten, wie es mit Stella und ihrer Tante sowie den anderen Dorfbewohnern weitergeht, ich freue mich darauf!
Das fiktive Dorf der Erzählung basiert übrigens auf einem tatsächlich in England existierenden Dorf, in dem aber wohl heutzutage die Esel nicht mehr hauptsächlich als Reittiere genutzt werden. Einen festen Platz im Dorf haben sie aber dennoch!

Mein Fazit: Katharina Schendel hat einen wunderbar leichten und unterhaltsamen Cozy-Crime-Roman geschrieben, der Spannung und Humor miteinander verbindet. Wer blutige und komplizierte Fälle erleben möchte, ist hier an der falschen Stelle, für gemütliche Unterhaltung bei Kerzenschein ist aber allemal gesorgt!
Der Schreibstil ist locker und leicht, die Figuren sympathisch und eigenwillig, was ihnen einen besonderen Charme verleiht. Die Esel als Hauptfiguren haben mir natürlich sehr gefallen und vorhersehbar war der Roman ebenfalls nicht! Von mir gibt es daher 4,5 von 5 Sternen und eine Leseempfehlung!

Bewertung vom 01.08.2024
Herzklopfen im kleinen Bonbonladen am Meer
Rogasch, Julia

Herzklopfen im kleinen Bonbonladen am Meer


ausgezeichnet

Liebe und Bonbons

„Und wenn es irgendeinen Sinn hat, dass ich ausgerechnet jetzt auf Sylt gelandet bin, dann den, das Zuckerhüs und Alva kennenzulernen, die hier ihren Traum lebt.“

„Herzklopfen im kleinen Bonbonladen am Meer“ ist ein Sylt-Liebesroman von Julia Rogasch. Er erschien im April 2024 im Ullstein Verlag.
Marla wird von ihrem Freund verlassen, kurz bevor sie gemeinsam auf ihre Herzensinsel ziehen können. Da ihre Zelte in Hamburg aber bereits abgebrochen sind, beschließt Marla alleine auf die Insel zu gehen und einen Neuanfang zu wagen. Das Zuckerhüs, Alvas Bonbonladen, scheint diese Möglichkeit zu bieten und auch Alvas Enkel Peer lässt Marlas Herz höherschlagen. Dann soll der Bonbonladen jedoch verkauft werden und Marlas Chancen scheinen zu schwinden…

Happy-End-Garantie, Urlaubsfeeling, Meer und Herzklopfen - was will man mehr von einem Sommerliebesroman?! Vielleicht noch ein paar süße Kleinigkeiten - kein Problem. All das bekommt ihr beim Lesen dieses Romans.
Julia Rogasch entführt den Leser auf die Trauminsel Sylt und baut damit, wie bereits in vorherigen Romanen, ein wunderschönes Setting für die Geschichte von Marla und Peer.
Die Handlung beginnt dann wie erwartet - Marla wird von ihrem Freund schwer enttäuscht und beschließt, einen Neuanfang auf Sylt zu wagen. Dies gestaltet sich jedoch nicht so leicht, denn sie muss natürlich erstmal feststellen, was sie selbst eigentlich möchte. Die bisherigen Pläne hatten sich auf eine gemeinsame Zeit konzentriert und auch finanziell sieht es alleine eben anders aus als zu Zweit. Als Marla dann Alva und ihren wunderschönen Bonbonladen kennenlernt, scheint sich plötzlich alles zu fügen. Die Arbeit mit den Bonbons und den Kunden macht Marla Spaß und auch mit Alva versteht sie sich gut. Alvas Ekel Peer lässt darüber hinaus noch Marlas Herz höherschlagen und eigentlich scheint alles perfekt. Dann jedoch erfährt Marla, dass Peer plant, den Bonbonladen zu verkaufen und gemeinsam mit Alva die Insel zu verlassen. Die gerade geschmiedeten Pläne zerplatzen wie Seifenblasen und Marla steht erneut vor einem Scherbenhaufen. Zusätzlich verkompliziert wird die Situation durch Marlas Exfreund, der plötzlich wieder auf der Matte steht…
Die Figuren sind dabei absolut authentisch und passend gestaltet. Marla habe ich sofort in mein Herz geschlossen, während Peer mir zunächst etwas suspekt war. Alva hingegen sowie Marlas Freundin Insa habe ich hingegen ebenfalls sofort gern gehabt. Sie ist eine sympathische Frau und ein Wirbelwind, der sich nicht leicht entmutigen lässt und das Leben liebt. Auch die Freundschaft von Marla und Insa mochte ich sehr. Sie ist geprägt von Verbundenheit und Vertrauen und vermittelt einem dadurch ein absolutes Wohlgefühl.
Durch die Ich-Perspektive kann man Marlas Gefühle und Gedanken sehr gut nachvollziehen und fiebert während der gesamten Handlung mit ihr mit. Aus diesem Grund war mir möglicherweise auch Peer zunächst etwas fremd, man erfährt eben nichts über seine Gedanken und weiß nur, was Marla weiß. Ihre Sicht ist dabei natürlich eher subjektiv und an manchen Stellen vielleicht auch etwas übertrieben dramatisch, wobei dies zum Romangenre passt.
Insgesamt ist der Handlungsverlauf recht vorhersehbar. Dies ist aber genau das, was ich von einem Sommerliebesroman zum Schmökern erwarte. Der Roman wird dadurch auch auf keinen Fall langweilig und tatsächlich muss ich sogar sagen, dass ich mir final sogar mindestens einen Konflikt bzw. Zufall weniger gewünscht hätte. Am Romanende überschlagen sich die Ereignisse dann nämlich und viele lose Fäden werden miteinander verknüpft. Der Zufall spielt eine große Rolle und tatsächlich wirkt dies für mich nicht unbedingt realistisch.
Besonders gefallen haben mir hingegen die Einblicke in die Herstellung von Bonbons und fast hatte ich das Gefühl die Bonbonmasse selbst zu fühlen und zu riechen. An diesen Details erkennt man dann auch den bildlichen und emotionalen Schreibstil der Autorin, der einem ein wunderschönes Leseerlebnis beschert.
Erwähnen möchte ich zuletzt auch noch das wunderschöne Buchcover, welches nicht nur wunderschön aussieht, sondern sich auch noch toll anfasst, da einige Elemente hervorgehoben sind.

Mein Fazit: Julia Rogaschs neuster Roman ist wieder ein absoluter Wohlfühl- und Herzensroman. Die Handlung ist unkompliziert und herzerwärmend, der Schreibstil flüssig und leicht. Obwohl auch schwere Themen angeschnitten werden, überwiegen die Harmonie und ein gutes Gefühl. Das Setting auf der wunderschönen Nordseeinsel Sylt ist atemberaubend. Von mir gibt es daher 4,5 von 5 Sternen für einen schönen Sommerroman.

Bewertung vom 29.07.2024
Stress lass nach
Zemla, Sabine

Stress lass nach


sehr gut

Das Buch beschäftigt sich mit dem Thema Stress beim Hund, welcher heutzutage leider ein immer größeres Problem ist. Die Rahmenbedingungen für die Hundehaltung haben sich verändert, der menschliche Alltag ist hektischer und lauter als früher, der Hund soll häufig als treuer Begleiter „überall“ mit hin und hat dazu ein eigenes Wochenprogramm. Doch nicht jeder Hund verarbeitet diesen Alltag gleich und nicht jeder hat gelernt, mit Stressoren umzugehen. In ihrem Buch beschreibt die Autorin, welche selbst Hundephysiotherapeutin und Anti-Stress-Trainerin ist, sehr umfassend, wie Stress entsteht und wie man ihn in den Griff bekommen bzw. den Hund unterstützen kann.

Das Buch ist unterteilt in acht Hauptabschnitte sowie weitere Unterkapitel. Wichtige Informationen werden immer wieder in anschaulichen, farblich abgesetzten Kästchen zusammengefasst. Diese Zusammenfassungen haben mir sehr gefallen, denn der Inhalt ist schon sehr umfangreich und man muss man sich beim Lesen deutlich konzentrieren. Ebenfalls abgerundet und veranschaulicht werden die Texte durch gut ausgewählte Zeichnungen, Abbildungen und Bilder. Der Schreibstil ist dabei sachlich, aber nicht langweilig.
Die Autorin setzt sich ausführlich mit Stress auseinander und beschreibt diesen auf allen Ebenen. Sie erklärt, wie Stress im Körper entsteht, wie er sich auf Körper und Verhalten auswirken kann und wie man ihn managen kann.
Viele Erkrankungen lassen sich tatsächlich auf Stress zurückführen und auch Verhaltensauffälligkeiten können entstehen, wenn der Hund dauerhaft gestresst ist. Letztlich verhält es sich bei ihm nicht viel anders als beim Menschen.
Neben der Folgen von Stress, beschreibt Sabine Zemla aber auch, welchen Einfluss die Ernährung des Hundes haben kann, welche Trainingsstrategien am wenigsten Stress auslösen, welche Therapien man einsetzen kann und natürlich, wie man gestresste Hunde als Halter unterstützen kann. Beleuchtet wird auch, was der Mensch von seinem Hund erwartet, was Stimmungsübertragung bedeutet und wie der Halter in stressigen Situationen gelassen bleiben kann.
Ich habe durch das Buch vielen wertvollen Input bekommen, hätte mir aber gerade bei den Anleitungen für die praktischen Übungen deutlich mehr Informationen gewünscht. So werden zum Beispiel einige Massageübungen beschrieben, die Erklärung ist dann aber für mich nicht detailliert genug, um sie ohne weitere Hilfe auch tatsächlich anwenden zu können.
Darüber hinaus gibt es ein paar Aussagen im Buch, die ich eher hinterfragen würde. So beschreibt die Autorin, dass gegen Artgenossen gerichtete Aggressionen „in der Regel“ daran liegen, dass sich der Hund bei seinem Halter „nicht geborgen und sicher“ fühlen würde. Man müsste daher in eine bessere Bindung investieren, um die Aggression zu mindern. Dass eine gute Bindung zum Hund wichtig ist und ihn bei Stress unterstützt, ist natürlich klar. Dass diese, wie die Autorin auch mehrfach betont, durch Bedürfnisbefriedigung und fairen, positiven Umgang mit dem Hund erreichbar ist, steht für mich ebenfalls außer Frage. Aggressionen gegen Artgenossen haben aber meines Erachtens ihre Ursache eher nicht in einer schlechten Bindung zum Halter. Wahrscheinlicher sind zum Beispiel Unsicherheiten, Ängste, Frust, Schmerzen oder negative Lernerfahrungen des Hundes, die es zu bewältigen gilt. Dass der Halter nicht genug Sicherheit vermittelt, ist für mich ein Mythos, wobei fehlende Unterstützung in einer für den Hund schwierigen Situation durch den Halter natürlich auch Unsicherheit beim Hund auslösen kann. Vielleicht hat die Autorin es auch genauso gemeint und sich an dieser Stelle lediglich unglücklich ausgedrückt. Ebensolche Bedenken habe ich zu wenigen weiteren Äußerungen, die für mich wirken, als ob die Autorin sich hier in veralteten Denkmustern verheddert, von welchem man mittlerweile weiß, dass sie unzutreffend sind. Da dies die Autorin selbst an anderen Stellen im Buch klar beschreibt, scheint es für mich aber im Gesamtkontext tatsächlich einfach unglücklich ausgedrückt.
Überzeugend ist für mich ebenfalls das umfangreiche Literaturverzeichnis am Ende des Buches.

Alles in allem vermittelt Sabine Zemla viele gute Hintergrundinformationen, die alle im Kontext Stress stehen und die man natürlich noch unendlich weiter ausführen könnte. Manches sollte man kritisch hinterfragen und obwohl das Werk der Autorin schon sehr umfangreich ist, ist es meiner Ansicht nach trotzdem nur ein Einstieg in ein wirklich komplexes Thema. Für interessierte Hundehalter*innen kann es aber definitiv ein guter Leitfaden sein und erste Impulse zur Stressminimierung beim Hund geben. Mir persönlich haben gerade die Fallbeispiele am Ende, die umfangreichen Erklärungen zum Thema Stressentstehung sowie der Blick auf den Menschen selbst sehr gut gefallen.
Zu berücksichtigen ist natürlich, dass ein Buch niemals einen Tierarztbesuch oder die individuelle Beratung durch Fachpersonen ersetzen kann und soll.

Bewertung vom 13.07.2024
Ein Sommer für die Liebe
Carlson, Elli C.

Ein Sommer für die Liebe


ausgezeichnet

Schöner mit dir

„War es das, worüber alle sprachen? Worüber Lieder geschrieben und unzählige Geschichten erzählt wurden?“

„Ein Sommer für die Liebe“ ist ein Liebesroman von Elli C. Carlson. Er erschien im Juni 2024 und ist der Auftaktband der „Jellenhusen-Reihe“ der Autorin. Er handelt von Alva und Fred, die sich nach 20 Jahren wieder treffen und bemerken, dass ihre Gefühle von damals nie ganz verschwunden sind.

Schon seit Kindertagen lebt Alva im schönen Jellenhusen an der Ostsee. Sie ist ein Wirbelwind, abenteuerlustig und Angst ist ein Fremdwort für sie. Damit ist sie das genaue Gegenteil ihres besten Freundes Fred. Dieser ist nämlich eher zurückhaltend und schüchtern. Aber vielleicht passen sie genau deswegen so gut zusammen. Unzertrennlich waren die beiden, bis Fred mit seiner Mutter plötzlich fortzog. 20 Jahre später treffen die beiden wieder aufeinander und die vergessenen Gefühle von damals kommen zurück an die Oberfläche. Schnell schüttet Alva Fred ihr Herz aus, denn sie befindet sich in einer finanziellen Schieflage und der ehemalige Klassenfeind hat es auch heute noch auf Alva abgesehen. Kann Fred Alva unterstützen oder ist seine Rückkehr vielleicht gar nicht so zufällig wie Alva denkt?
Der Roman ist in zwei Zeitebenen und zwei Erzählperspektiven geschrieben. Die Zeiten wechseln zwischen der Kindheit von Fred und Alva sowie der Gegenwart, die Perspektive zwischen Fred und Alva.
Die Episoden aus der Vergangenheit haben mir dabei sehr gut gefallen. Sie beschreiben, wie die beiden sich kennenlernten und zeichnen ein Bild darüber, wie eng sie miteinander verbunden waren, bis Fred wegzog. Gemeinsam erleben sie so einiges und mir gefällt sehr, dass Alva in der Beziehung der beiden diejenige ist, die Fred beschützt und ihn antreibt. Oft werden diese Charakterzüge eher Jungs zugeschrieben, während Mädchen schüchtern und vorsichtig sind. Bei Fred und Alva ist es umgekehrt, was in mancher Situation durchaus zum Schmunzeln einlud, aber für mich absolut passend war.
Aber auch die Gegenwart hält eine interessante Handlung bereit. Alva und Fred treffen jedoch erst nach etwa der Hälfte aufeinander und haben dann, bevor es erneut zum Konflikt kommt, auch nur wenig Zeit miteinander. Hier hätte ich mir gewünscht, dass die Vorerzählung ein wenig kürzer ist, sodass das Wiedersehen und die eigentliche Story mehr Raum bekommen. Längen in der Handlung gibt es dadurch aber nicht. Der Schreibstil der Autorin ist sehr angenehm, die Handlung fließt gleichmäßig dahin und hält einige charmante Szenen bereit. Manche laden dabei auch zum Schmunzeln ein und gerade das Setting an der Ostsee mochte ich sehr.
Gefallen haben mir auch die Figuren. Sowohl Alva und Fred, als auch die Nebencharaktere sind authentisch gezeichnet und gut charakterisiert. Gerade Knut, Alvas Adoptivopa mochte ich sehr. Durch ihn nimmt die Handlung zudem eine überraschende Wendung, wobei es von diesen insgesamt einige gibt. Ich hatte die Entwicklung insgesamt nicht kommen sehen und war bis zum Schluss unsicher, ob es ein Happy End geben würde oder nicht.

Mein Fazit: Happy End Garantie und Langeweile gibt es bei diesem Roman nicht, es passiert so einiges, dass der Liebe zwischen Fred und Alva Steine in den Weg wirft… Wenn ihr allerdings wissen wollt, wie es mit den beiden ausgeht, dann solltet ihr unbedingt zu diesem Roman greifen! Von mir gibt es 4,5 von 5 Sternen und eine Leseempfehlung für diesen leichten und charmanten Sommerroman.

Bewertung vom 11.05.2024
Blind Date mit Möwe
Struck, Yvonne

Blind Date mit Möwe


ausgezeichnet

Stimme der Liebe

Ich hab mich wirklich verliebt, in eine Frau, die ich noch nie gesehen hatte. Und über die ich fast nichts wusste. Verrückt, oder?“

„Blind Date mit Möwe“ ist ein Liebesroman von Yvonne Struck. Er erschien im April 2024 im Bastei Lübbe Verlag.
Nach einem vollkommen verpatzten Tinder-Date beschließt Lisa, sich auf einer Dating-Plattform anzumelden, bei der es um die „inneren Werte“ geht. Kennenlernen ohne Fotos, Namen oder Berufe - das Blind-Date der anderen Art, eigentlich perfekt, oder?
Jonas wird auf der Onlineplattform von seinem Freund Timo angemeldet, er soll beweisen, dass es beim Kennenlernen nicht auf das Aussehen ankommt. Laut Fragebogen sind Lisa und Jonas ein perfektes Match, doch wie sieht es im wahren Leben aus?

Yvonne Strucks Roman spielt in Lübeck und tatsächlich wird die Stadt der sieben Türme im Roman immer wieder authentisch und bildlich beschrieben. Für mich war das Lesen daher quasi ein Heimspiel und nicht selten hatte ich beim Lesen ganz konkrete Bilder vor Augen. Doch auch jemandem, der die Stadt nicht kennt, wird durch die realistischen Beschreibungen sicherlich eine perfekte Romankulisse geboten. Mit dabei sind Strand und Stadt sowie malerische Natur in all ihrer Vielfalt. An manchen Stellen sind die Erläuterungen vielleicht sogar etwas zu detailliert, mir hat es aber insgesamt sehr gefallen, welchen Stellenwert der jeweilige Handlungsort bekommt.
Die Autorin hatte mich jedoch nicht nur durch den Handlungsort sofort gefesselt, sondern auch durch den insgesamt sehr bildhaften, leichten und humorvollen Schreibstil sowie die sympathischen Protagonisten. Schon nach den ersten Seiten war ich vollkommen in die Geschichte eingetaucht und fühlte mich an Romane von Petra Hülsmann oder Meike Werkmeister erinnert.
Das Buchsetting, eine Onlineplattform, die Menschen unabhängig von Aussehen und finanziellen Aspekten zusammenbringt, gefällt mir sehr gut. Yvonne Struck schildert das Kennenlernen von Lisa und Jonas sehr charmant und amüsant, bringt einem so manches Lächeln auf die Lippen und ist dabei keinesfalls albern oder überzogen.
Insgesamt ist die Geschichte, wie auch die beiden Protagonisten, absolut authentisch.
Lisa ist eine fröhliche junge Frau, die für ihren Beruf brennt. Sie leitet eine Naturstation auf dem Priwall und kann sich nichts schöneres vorstellen, als die Natur zu hegen und sie Kindern und Erwachsenen näher zu bringen. Lisas Leidenschaft war für mich durch die Zeilen spürbar und als Figur ist sie mir sofort sympathisch gewesen. Sie ist auf keinen Fall perfekt, lebt oft im Moment und ist manchmal ein bisschen verplant. Gleichzeitig ist sie darauf bedacht, dass es den Menschen in ihrer Umgebung gut geht und setzt ihre eigenen Bedürfnisse dadurch oft zurück. Dies wird ihr im Laufe des Romans klar und mir gefiel gut, wie sie sich hier entwickelt hat. Gerade die Reflektion ihrer eigenen Handlungen mochte ich sehr!
Ebenso sympathisch ist mir Jonas, der ein ganz normaler Typ ist. Er ist Architekt und hat gerade den ersten großen Auftrag auf dem Schreibtisch liegen. Entsprechend viel Druck lastet auf seinen Schultern, weitere Probleme kann er eigentlich nicht gebrauchen. Dennoch jongliert er parallel mit seiner dreizehnjährigen Tochter und dem Onlinedating, was nicht immer ganz leicht ist.
Auch die Nebenfiguren, gerade die aus der Naturstation, haben mir sehr gefallen. Weniger mochte ich Jonas Freund Timo, welcher irgendwie eher wie ein egoistischer und selbstverliebter Mann als wie ein echter Kumpel auftritt. Irgendwie verkörpert er damit ein typisches Klischee…
Gefallen hat mir zudem, dass viele der betrachteten Themen im Roman tatsächlich so oder so ähnlich existieren oder passiert sind. Lisas Naturstation gibt es ihn ähnlicher Form zum Beispiel tatsächlich und Vorbeischauen lohnt sich garantiert - eine entsprechende Erläuterung gibts im Nachwort!

Mein Fazit: Yvonne Struck hat einen humorvollen und wunderschönen Liebesroman geschrieben. Ich bin nur so durch die Seiten geflogen und hatte unglaublich viel Freude am Lesen. Im Roman passte für mich einfach alles, weshalb es 5 von 5 Sternen von mir gibt! Außerdem dazu natürlich eine klare Leseempfehlung, gerade für Leser*innen von Autorinnen wie Petra Hülsmann oder Meike Werkmeister!