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Benutzername: 
Pharo72
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Zittau
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Büchersüchtige, introvertierte Leseratte!

Bewertungen

Insgesamt 464 Bewertungen
Bewertung vom 17.06.2024
Der 1. Patient / Eberhardt & Jarmer ermitteln Bd.4
Schwiecker, Florian;Tsokos, Michael

Der 1. Patient / Eberhardt & Jarmer ermitteln Bd.4


ausgezeichnet

Bei einem Routineeingriff stirbt ein Patient. Die Rechtsmedizin stellt einen Behandlungsfehler fest und die zuständige Ärztin wird angeklagt. Doch so einfach, wie es scheint, ist es nicht. Denn sie wurde von einer KI bei der Vorbereitung der Operation unterstützt. Ist vielleicht diese dafür zur Verantwortung zu ziehen oder gar der Entwickler? Der Berliner Strafverteidiger Rocco Eberhardt nimmt sich des Falls an, der auch in den Medien hohe Wellen schlägt.

Meine Meinung:

Ich hatte mich schon auf den nunmehr vierten Band der Justiz-Krimi-Reihe von Schwiecker und Tsokos gefreut. Rechtsmediziner Jarmer und vor allem auch den Verteidiger Rocco Eberhardt in ihrem Fachgebiet zu erleben, macht einfach Spaß.

So hat mich auch dieser Band der Reihe nicht enttäuscht, gerade weil er ein hochaktuelles Thema beleuchtet: Künstliche Intelligenz. Zu ihrem Einsatz in der Medizin hatte ich bisher so gut wie keine Informationen, was den Fall für mich so spannend machte. Der knackige Schreibstil mit kurzen Kapiteln, die oft mit einem Cliffhanger enden, ließ mich geradezu durch das Buch fliegen und die Spannung kontinuierlich am oberen Limit halten. Der dargestellte Einfluss der reißerischen Presse gibt dem Ganzen noch einmal einen besonderen Kick.

Auch eine überraschende Wendung fehlt nicht, die aber durchaus nachvollziehbar ist, sodass ich das Buch mit großer Befriedigung beenden konnte. Es mangelt nicht an Gesellschaftskritik und die fachlichen Details sind leicht verständlich aufbereitet, sodass einem Lesevergnügen bei diesem spannenden Justizthriller nichts im Wege steht.

Bewertung vom 05.06.2024
Morgen war ein schöner Tag.
Eckl, Christian

Morgen war ein schöner Tag.


sehr gut

Berthold Grün will Veränderungen für sein Land – die DDR. Dafür geht er auf die Straße und wird Zeuge des kaltblütigen Mordes an mehreren Menschen, begangen von der Stasi bzw. einem gewissenlosen KGB-Agenten. In den Wirren der Wende wird er zum Sündenbock und für ebendiese Morde verantwortlich gemacht. Ein cleverer Anwalt kann sein Todesurteil verhindern. Er landet für 30 Jahre in der Psychiatrie, wo er ruhiggestellt wird. Entlassen mitten in der Corona-Krise stellt er Unglaubliches fest und seine Recherchen bringen ihn in tödliche Gefahr. Denn die Akteure von damals bekleiden inzwischen höchste politische Ämter.

Meine Meinung:

Mit diesem fiktionalen Verschwörungsthriller ist Christian Eckl eine spannende Betrachtung auf die Zeit der Wende bzw. die Situation in Gesamtdeutschland 30 Jahre später gelungen. Sowohl der aktuelle Präsident von Russland, unsere ehemalige Bundeskanzlerin sowie weitere hochrangige Personen spielen dabei eine Rolle. Außer Markus Wolf wird zwar keiner mit Namen erwähnt, natürlich weiß man aber trotzdem, wer gemeint ist. Daher muss man sich als Leser immer wieder selbst zur Räson rufen, dass alles reine Fiktion ist und nicht den Tatsachen entspricht. Denn während manche Situationen als absurd von der Hand zu weisen sind, gibt es Begebenheiten, die durchaus eine gewisse Realitätsnähe für sich beanspruchen. Was einem teilweise ein unangenehmes Gefühl beschert.

Die Protokolle der Sitzungen des Politbüros der DDR mit Erich Honecker und Co. fand ich einerseits ausgesprochen witzig, aber auch hier kommt mir vieles äußerst glaubhaft vor. Es ist erstaunlich, wie die Hauptfigur Berthold Grün nach den vielen Jahren unter Medikamenteneinfluss doch so klar und präzise ihre Schlüsse zieht, das erscheint mir etwas fragwürdig, ist für den Verlauf der Geschichte jedoch notwendig. Die ein oder andere Kritik am aktuellen Politikgeschehen scheint mir der Autor seiner Figur in den Mund gelegt zu haben und vieles davon würde ich genau so unterschreiben, was ihn mir sehr sympathisch macht.

Der Schreibstil ist angenehm flüssig zu lesen und die Handlung wird durchgängig von Spannung getragen, sodass keine Langeweile aufkommt. Auch wenn mir ein paar zu viele Fehler im Buch enthalten sind, so hat es mich doch sehr gut unterhalten und kann Fans von Verschwörungsthrillern nur empfohlen werden.

Bewertung vom 24.05.2024
Das Vermächtnis der Familie Lagerfeld / Das Glück unserer Zeit Bd.2
Koschyk, Heike

Das Vermächtnis der Familie Lagerfeld / Das Glück unserer Zeit Bd.2


ausgezeichnet

Der Kaufmann Otto Lagerfeld verliert 1925 bei der Geburt ihrer gemeinsamen Tochter seine große Liebe Theresia. Er stürzt sich in die Arbeit und den weiteren Ausbau der Marke Glücksklee. In Berlin begegnet er einige Zeit später Elisabeth und nach ein paar Anfangsschwierigkeiten darf er auf ein neues Glück mit der ehrgeizigen Frau hoffen. Das Unternehmen wächst, jedoch erlangen die Nationalsozialisten immer mehr Macht und Otto sieht sich vor ungeahnte Herausforderungen gestellt, um alles zusammenzuhalten und in den schweren Kriegsjahren nicht unterzugehen.

Meine Meinung:

Die faszinierende Lebensgeschichte des hanseatischen Kaufmanns Otto Lagerfeld findet mit diesem zweiten Teil der Dilogie ihre spannende Fortsetzung. Unzählige Originaldokumente aus dem Privatarchiv der Familie sorgen dafür, dass hier eine absolut authentische Geschichte entstanden ist. Zeitzeugen wurden befragt und Archive durchforstet. Die Autorin hat mit unglaublichem Fleiß Fakten und Fiktion mit historischen Ereignissen verknüpft, wie ich es selten in dieser Qualität erlebt habe.

Otto bleibt der liebenswerte, ehrliche und überaus fleißige Kaufmann, der in seiner Arbeitswut manchmal seine Familie vielleicht ein wenig vernachlässigt, aber nie aus bösem Willen. Ganz erstaunlich gut gelingt es ihm, gegen alle Widerstände anzugehen, die das NS-Regime ihm entgegenstellt und sein Unternehmen durch jedes noch so tiefe Fahrwasser zu steuern. Man erfährt auch über das weitere Schicksal seines Bruders Paul und natürlich nehmen seine zweite Frau Ebbe und seine Kinder mit ihr einen Großteil des Romans ein.

Wobei ich zugeben muss, dass ich selten eine so egoistische, berechnende und einfach nur absolut unsympathische Romanfigur erlebt habe wie eben Ebbe. Was umso schlimmer ist, da sie ja wirklich existiert und durch ihre Art diese tolle Familie entzweit hat. Ich kann mir lebhaft vorstellen, dass das Zusammenleben mit dieser Frau auch ein guter Grund für Otto war, sich so in die Arbeit zu stürzen. Ihre Kälte, Strenge und fehlende Liebe auch gegenüber ihren Kindern konnte nicht ohne Folgen bleiben. Und so ist es wirklich kein Wunder, dass der geniale Modeschöpfer Karl Lagerfeld gleichzeitig eine so exzentrische Persönlichkeit an den Tag legte.

Nichtsdestotrotz ist auch der zweite Teil der Geschichte der Familie Lagerfeld ein fesselndes Zeitdokument, in dem keine Minute Langeweile aufkommt, man mit jeder Figur mitfiebert und einfach gut unterhalten wird. Daher auch diesmal wieder meine uneingeschränkte Empfehlung.

Bewertung vom 21.05.2024
Insight - Dein Leben gehört mir
Wesseling, Antonia

Insight - Dein Leben gehört mir


sehr gut

Valerie Sophie ist eine der erfolgreichsten Influencerinnen, inzwischen eine eigene Marke, bildschön und reich. Sie hat sich aus schwierigsten Verhältnissen hochgekämpft und ihr Status bedeutet ihr alles. Deshalb soll ihre Vergangenheit auch ihr Geheimnis bleiben. Als ein Stalker ihr damit droht, genau dieses an die Öffentlichkeit zu bringen und sie zudem enorm bedrängt, gerät sie in Panik. Hilfe verspricht Paul, ein alter Schulfreund ihres Bruders, der inzwischen Polizist ist.

Meine Meinung:

"Insight" war mein erster Roman von Antonia Wesseling und ich mag die Kombi aus Thrill und Romance eigentlich sehr gern. Dahingehend hat mich das Buch auch nicht enttäuscht. Die Spannung ist durchweg vorhanden, wenn auch im Mittelteil ein paar kleine Längen auftreten. Dennoch liest sich die Handlung flüssig weg und man fiebert als Leser/in gerne mit.

Die Welt der Influencer wurde gut dargestellt, was aber gleichzeitig eine Krux ist, da sie mir die Hauptfigur ziemlich unsympathisch machte. Die wirkliche Valerie lernt man trotz Ich-Perspektive eigentlich kaum kennen, denn für sie zählt nur ihr Erfolg, die oberflächliche Scheinwelt, die sie um sich herum geschaffen hat und für deren Erhalt sie wortwörtlich über Leichen geht. Ihre Reaktionen fand ich oftmals extrem übertrieben, ihre Gefahrenlage weitaus weniger stark, als von ihr dargestellt. Das Ende hat mich dann tatsächlich etwas überraschen können, zeigt aber einmal mehr ihren schlechten Charakter.

Was den Romance-Teil angeht, konnte dieser mich auch nicht wirklich abholen. Zwischen Valerie und Paul wird es sehr schnell körperlich, eine andere Anziehung ist nicht festzustellen. Sie pfeift, er springt. Irgendwie konnten sie mich als Paar bis zum Schluss nicht abholen. Ich traue ihr bei all ihren Reaktionen keine ernsten Gefühle zu und sobald die Storyline für die Marke Valerie nicht mehr funktioniert, ist Paul genauso schnell Geschichte. Aber das steht ja auf einem anderen Blatt.

Die Aufmachung des Buches, vor allem in der Erstausgabe mit dem Farbschnitt, ist natürlich toll und ein Eyecatcher. Wer den Mix aus Romance und Thrill mag und auch noch eine Affinität zu Social Media hat, wird sicher von dem Buch nicht enttäuscht sein. Für mich gibt es aus den genannten Gründen leider einen Punkt Abzug.

Bewertung vom 28.04.2024
The Woman in Me (deutschsprachige Ausgabe)
Spears, Britney

The Woman in Me (deutschsprachige Ausgabe)


sehr gut

Wer kennt sie nicht? Britney Spears – Superstar, Popprinzessin, die irgendwann aber überwiegend durch Skandale in den Schlagzeilen landete und weniger durch ihre Musik. Wie verlief der Beginn ihrer Karriere wirklich, was steckt hinter ihren gescheiterten Beziehungen, wie kam es zur Vormundschaft durch ihre Familie, die ihr nahezu jede Freiheit nahm? In berührender Art und Weise erzählt die Sängerin hier ihre Geschichte.

Meine Meinung:

Ich gebe zu, in jungen Jahren war ich Fan von Britney Spears und natürlich interessiert an der Lebensgeschichte aus ihrer Sicht, denn dass die großen Schlagzeilen in den Medien nicht immer ganz der Wahrheit entsprechen, ist schließlich kein Geheimnis.

So bin ich dann auch relativ schnell durch ihre Lebensgeschichte geflogen, wobei ich mir nicht ganz sicher bin, jetzt wirklich mehr zu wissen als zuvor. Ihr Start in die Branche, die ganzen bekannten Namen, all der Gossip, das war natürlich schon interessant zu lesen. Was später dann abging und ihr von der eigenen Familie angetan wurde, macht tatsächlich fassungslos. In dieser Intensität und Offenheit hätte ich das so nicht erwartet. Ich gönne ihr von Herzen ihre wiedergewonnene Freiheit, die sie auch genießen soll.

Dennoch bleibt ein wenig das dumpfe Gefühl, nachdem sie nun nicht mehr so wirklich Lust drauf hat, mit ihrer Musik die Welt zu beeindrucken, dass sie hier nach den Jahren der Unterdrückung in einem Rundumschlag gegen alle und jeden einen Weg gefunden hat, auf andere Weise Geld zu verdienen. Der Erfolg des Buches gibt ihr Recht.

Ich kann nur auf Deutsch lesen und daher zur Übersetzung nichts sagen, was aber wirklich gar nicht geht und letzten Endes auch zum Punktabzug führte, ist die mangelnde Qualität der deutschen Ausgabe. Okay, ich komme aus der Branche und bin daher vermutlich etwas sensibel, aber es gibt kaum eine Seite ohne Fehler (doppelte oder fehlende Wörter, Kommas, Getrennt-/Zusammenschreibung), und ich habe wohlgemerkt die zweite Auflage des Buches geschenkt bekommen. Das darf einem renommierten Verlag einfach nicht passieren. Ein nicht gerade günstiges Werk mit nicht mal 300 Seiten (die vielen leeren Seiten am Ende sind mir rein ressourcentechnisch auch völlig rätselhaft) darf nicht so viele Fehler enthalten, schon gar nicht in 2. Auflage. Da entsteht zwangsläufig der Eindruck, dass es wieder nur darum ging, das schnelle Geld zu verdienen.

Wer jedoch weniger streng bei dem Thema ist und die Person Britney Spears näher und intensiver kennenlernen möchte, dem sei die Biografie durchaus empfohlen. Aber vielleicht besser aufs Taschenbuch warten. Spart Kosten und vielleicht war dann endlich ein geeigneter Korrektor am Werk.

Bewertung vom 26.04.2024
Save Me / Maxton Hall Bd.1
Kasten, Mona

Save Me / Maxton Hall Bd.1


sehr gut

Ruby Bell fliegt gern unter dem Radar. Ihr einziges Ziel, was sie durch ein Stipendium am renommierten Maxton Hall College zu erreichen hofft, ist ein Studium in Oxford. Doch eines Tages sieht sie per Zufall etwas, was sie nie hätte sehen dürfen und gerät damit in den Fokus von James Beaufort, einem verwöhnten Bengel aus reichem Haus, für den Party und Frauen der Lebensinhalt zu sein scheinen. Sie stellt bald fest, dass mehr hinter seiner Fassade steckt und warum nur schlägt ihr Herz in seiner Gegenwart immer häufiger schneller, als gut für sie ist?

Meine Meinung:

In Vorbereitung auf die Serie, die ab Mai in Prime läuft, habe ich mich nun endlich mal dazu aufgerafft, zu "Save Me" zu greifen, welches bereits seit seinem Erscheinen in meinem Regal schlummert. Da sind auch weitere Bücher von Mona Kasten, denn ich habe bisher fast nur Positives über die Autorin gehört, aber irgendwo muss man ja anfangen. Vorab, das Buch hat mich gut unterhalten und ließ sich flüssig lesen. Die Story ist jetzt nicht wirklich neu, aber diese Good Girl-Bad Boy-Geschichte hat doch irgendwie was Besonderes.

Ruby ist nicht unbedingt der aufregendste Charakter, aber ihre Disziplin, Zielstrebigkeit und Herzenswärme gegenüber Freunden und Familie haben mich schon für sie eingenommen. So auch ihre besonderen Ticks, die mir nicht ganz fremd sind. James ist natürlich der geborene Bad Boy. Gutaussehend, arrogant, vom Leben verwöhnt. Aber im Laufe des Buches, wo das eine oder andere Kapitel aus seiner Sicht erzählt wird, lernt man auch andere Seiten von ihm kennen und den Grund, warum er ist, wie er ist.

Die Annäherung der beiden erfolgt in einem angenehmen Tempo. Es gibt nur eine Sexszene und auch die erst ziemlich am Ende. Das dramatische Finale und der dazugehörige Cliffhanger haben es schon in sich, wobei ich persönlich an dieser Stelle vermutlich schon genug vom unberechenbaren James gehabt hätte. Aber da es noch zwei weitere Bände gibt, wird wohl auch das Hin und Her zwischen den beiden noch eine Weile weitergehen.

Auch wenn mich das Ganze jetzt emotional noch nicht so getoucht hat wie vielleicht manch andere Lovestory, so bin ich doch interessiert, die beiden weiter zu begleiten, was ich auch zeitnah tun werde.

Bewertung vom 11.04.2024
Sturmmädchen
Bernstein, Lilly

Sturmmädchen


ausgezeichnet

Im Sommer 1933 ist die Welt für die drei Freundinnen Elli, Margot und Käthe noch in Ordnung und sie träumen bei einem gemeinsamen Ausflug von ihrer Zukunft. Doch diese wird mit den stetig mehr erstarkenden Nationalsozialisten immer unsicherer. Denn Margot ist Jüdin, Käthe zeigt sich den neuen Ideen gegenüber nicht abgeneigt und Elli, die ein verkürztes Bein hat und Hinkemädchen genannt wird, steht irgendwie dazwischen. Die Freundschaft der jungen Frauen wird auf eine harte Probe gestellt und Elli muss entscheiden, ob sie den gefährlicheren Weg einschlagen wird.

Meine Meinung:

Wow, was für ein tolles und tief berührendes Buch. Ich musste den Inhalt erst mal ein wenig sacken lassen, denn die Geschichte hat mich zutiefst aufgewühlt und unheimlich gefesselt. Die Autorin versteht es ausgezeichnet, das Alltagsleben in der Eifel zur damaligen Zeit lebendig werden zu lassen. Umso herzzerreißender ist es, was vor allem Margot und ihrer Familie als Juden widerfährt. Ich hatte einige Male mit den Tränen zu kämpfen ob der Grausamkeiten, die der Roman schonungslos zu Tage bringt. Die Schicksale aller Protagonisten sind mir unglaublich ans Herz gegangen.

Elli, an deren Seite sich der Leser die meiste Zeit befindet, wächst im Laufe der Zeit regelrecht über sich hinaus und setzt für ihre Freundin ihre Liebe und sogar ihr Leben aufs Spiel. Das Ganze ist überaus spannend zu lesen und hat mich durch eine Achterbahn der Gefühle geschickt. Wut, Entsetzen, Traurigkeit, aber auch Hoffnung, Mitleid und Zufriedenheit, was das starke Ende betrifft – das volle Programm. Welche Strapazen, welch Schmerz und Grausamkeit. Ich habe alles intensiv mitgefühlt. Dafür bin ich der Autorin sehr dankbar.

Das Nachwort macht deutlich, wie intensiv hier recherchiert wurde. Wer sich für Geschichten aus dieser Zeit interessiert, die das Herz berühren, kann mit diesem Roman gar nichts falsch machen. Bei mir hat er in jedem Fall einen bleibenden Eindruck hinterlassen.

Bewertung vom 04.04.2024
Alsterflimmern. Luises Rückkehr / Das Alsterhaus Bd.2
Rubin, Susanne

Alsterflimmern. Luises Rückkehr / Das Alsterhaus Bd.2


ausgezeichnet

Luise Vossen, die in London aufwuchs, wohin ihre Familie noch vor Beginn des Zweiten Weltkrieges ausgewandert ist, zieht es seit jeher zurück in ihre Geburtsstadt Hamburg und auch in das berühmte "Alsterhaus", wo sich ihre Eltern kennenlernten. 1951, sie ist inzwischen 19 Jahre alt, ist es endlich so weit. Sie kommt bei Kerstin und Hagen unter, den besten Freunden ihrer Eltern und begegnet dort auch deren Sohn Jens Thomsen wieder, an den sie keine guten Erinnerungen hat. Dass er politisch auf der falschen Seite zu stehen scheint, macht ihr näheres Kennenlernen nicht einfacher, aber da sind auch Gefühle, die ihre Welt völlig auf den Kopf stellen.

Meine Meinung:

Relativ kurz nach Band 1 liegt nun der zweite Teil der Alsterhaus-Dilogie von Susanne Rubin vor, auf den ich mich schon sehr gefreut hatte. Die Tochter der Hauptfiguren dort kehrt in das nach dem Krieg noch immer stark zerstörte Hamburg zurück und fühlt sich dennoch direkt zu Hause. Überall im Land ist der Aufschwung deutlich spürbar und mit ihrer Anstellung im Alsterhaus ist Luise rundum glücklich – fast. Denn in ihr erwachen Gefühle, die sie eigentlich nicht haben will.

Die Autorin beschreibt die Stadt und ihre Wunden wieder sehr lebensnah, sodass ich diese direkt vor meinen Augen sehen konnte. Ich gebe zu, die Meinungswechsel Luises von ich begehre ihn zwar, kann ihn aber eigentlich gar nicht leiden zu er ist die Liebe meines Lebens ging mir ein wenig zu schnell, quasi über Nacht, aber gut, viel gemeinsame Zeit hatten die beiden ja nicht miteinander. Zwar gibt es auch eine skrupellose Antagonistin und dank ihr einen Spannungshöhepunkt, jedoch war dieser im Gegensatz zu Band 1 zu kurz, um über das gesamte Buch anzuhalten.

Das heißt jedoch nicht, dass der Roman an irgendeiner Stelle langweilig gewesen wäre. Es war auch total schön, von den Kolleginnen von Luise, dem Alsterhaus, den großartigen Berufschancen und auch der innigen Liebesbeziehung zwischen Hagen und Kerstin zu lesen. Letzteres hat mir besonders gefallen, die Autorin weiß, warum. Auch die liebenswerte Olga wiederzutreffen, hat mich sehr gefreut.

Dieser zweite Teil rundet die Geschichte um das Alsterhaus in Hamburg und die fiktiven, sich dort kennen und lieben lernenden Figuren vortrefflich ab. Ich habe mich gern in ihre Zeit zurückversetzen lassen und freue mich schon jetzt auf jedes neue Werk dieser sehr warmherzig, authentisch und gefühlvoll schreibenden Autorin.

Bewertung vom 25.03.2024
Der Angriff / Last Line of Defense Bd.1
Gruber, Andreas

Der Angriff / Last Line of Defense Bd.1


sehr gut

Jayden D. Knoxvilles erster Einsatz für die "Last Line of Defense", eine streng geheime Einheit mehrerer Teams Jugendlicher, die eingesetzt werden, wenn andere Spezialeinheiten versagen, führt ihn in die britische Botschaft nach Buenos Aires. Dorthin flüchtet die junge Journalistin Sofia nach dem Diebstahl offenbar brisanter Informationen eines High-Tech-Konzerns. Als die Botschaft mit schwerem Geschütz angegriffen wird, fällt Jayden die Aufgabe zu, Sofia zu beschützen und ihm wird schnell klar, dass weitaus Größeres als Datendiebstahl hinter allem steckt.

Meine Meinung:

Ich kenne ein paar der Thriller von Andreas Gruber und habe diese sehr gern gelesen. Daher war ich gespannt, wie er sich im Jugendbuch-Genre schlägt. Bei "Der Angriff" handelt es sich um den ersten Teil einer actionreichen Trilogie, wo Jugendliche um die 18 als Nachwuchs-James Bonds in gefährliche Einsätze geschickt werden.

Der Einstieg ins Buch ist direkt sehr actionreich und die Spannung kann das ganze Buch über konstant aufrechterhalten werden. Bis am Ende die Handlung zusammenläuft, wird neben der Gegenwart immer im Wechsel auch der Werdegang von Jayden beleuchtet, wie er zur Spezialeinheit kam, die Ausbildung dort sowie die Vorstellung seiner beiden Teampartner Lenny und Eric, von denen ich in den Folgebänden gern noch mehr lesen würde.

Eine gewisse Schläue aus seiner Zeit als Straßenkämpfer bringt Jayden mit, die harte Ausbildung trägt außerdem dazu bei, dass er mit Sofia den brutal vorgehenden Gegnern immer wieder entkommt, die stets einen Schritt voraus zu sein scheinen. Hier wird natürlich auch das James Bond-Klischee bedient, dass er quasi im Alleingang eine ganze Reihe bestens ausgebildeter Superschurken besiegt und Kollege Zufall spielt eine nicht unerhebliche Rolle. Das sorgt ab und an für etwas Augenrollen, aber gehört zu dieser Art von Roman wohl dazu, auch wenn es nicht ganz meinen Geschmack trifft.

Die Sprache ist gut an jugendliche Leser angepasst, dürfte aber auch Erwachsenen keine Probleme bereiten. Wer mal etwas leichtere Kost als die harten Psycho-Thriller lesen mag, ist mit diesem Buch auf jeden Fall gut bedient und für die Zielgruppe ist es auf jeden Fall ein Volltreffer. Ich würde die Reihe schon gern weiterlesen, vor allem um das Geheimnis von Jaydens Vergangenheit zu lüften, welches noch nicht offenbart wird.

Bewertung vom 16.03.2024
Die Burg
Poznanski, Ursula

Die Burg


sehr gut

Der Milliardär Nevio hat sich einen Traum erfüllt und eine alte Burg zu einer spannenden Escape-Welt umbauen lassen. Darin sollen den Besuchern all ihre Wünsche von einem Abenteuer erfüllt werden. Vor der endgültigen Eröffnung soll eine gemischte Expertentruppe das Ganze auf Herz und Nieren prüfen. Doch die KI hat beschlossen, ihr eigenes Spiel zu spielen und um aus ihren Fängen zu entkommen, müssen alle Wahrheiten auf den Tisch.

Meine Meinung:

Ein Escape-Spiel mit einer KI zu verknüpfen, erschien mir eine fantastische Idee und so habe ich mich sehr auf den neuen Roman von Bestseller-Autorin Ursula Poznanski gefreut, die mich schon oft begeistern konnte. Was mittels modernster Technik dann am Setting dieser alten Burg entsteht, ist wahrlich fantastisch zu nennen und ich denke mal von der Realität gar nicht mal so weit entfernt.

Man erlebt die Story einerseits aus der Sicht eines der Experten, Maxim Ascher, der selbst Excape-Räume betreibt und andererseits ist man bei Alissa aus dem Team der Spielleitung. Die KI schafft es, jeglichen Kontakt der beiden Gruppen zu unterbinden und auch Hilfe von außen zu verhindern. In beide Charaktere konnte ich mich recht gut hineinversetzen, die anderen blieben allerdings ein wenig blass, weshalb ihr Schicksal mich auch nicht wirklich berührte.

Größeres Augenmerk wird auf die KI und ihre fantasievollen Auswüchse gelegt, die teilweise vom Ekelfaktor her schon recht anspruchsvoll zu nennen sind. Hier sollte der Leser nicht gar zu empfindlich sein. Jedoch findet einiges seine Wiederholung, sodass das Buch in der Mitte ein paar Längen aufweist. Dennoch versteht es die Autorin, die Spannung kontinuierlich aufrechtzuerhalten, immer mal wieder ein paar Überraschungen einzubauen und man fiebert mit den Protagonisten mit, die einfach nur einen Ausweg aus ihrer verfahrenen Situation suchen.

Ich halte mich selbst nicht für das größte Rätselgenie und würde vermutlich schon an einem normalen Escape-Room scheitern, weshalb ich mich davon lieber fernhalte, und erst recht, wenn eine KI ihre Finger im Spiel haben sollte, das zumindest hat mir das Buch gezeigt. Auf jeden Fall wurde ich auf eine unterhaltsame Reise mitgenommen und hätte weiß Gott nicht in der Haut eines der Tester stecken wollen. Nach wie vor sind sich Experten unsicher, inwieweit eine KI sich verselbständigen und eigene Entscheidungen treffen kann und ich kann hier nur hoffen, dass ich eine Umkehr der Machtverhältnisse von Mensch und Maschine nicht miterleben muss.

Ein richtiger Thriller ist das Buch vielleicht nicht, aber Fans von Escape-Szenarien sollten ebenso auf ihre Kosten kommen wie Freunde abenteuerlustiger Geschichten mit historischem Touch. Und der schwarze Humor der KI ist echt nicht von schlechten Eltern.