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Favourite trash - favourite treasure

Bewertungen

Insgesamt 75 Bewertungen
Bewertung vom 17.09.2023
October, October
Balen, Katya

October, October


gut

Charakterlich nicht ausreichend ausgearbeitet

Die Prämisse der Geschichte ist interessant und bietet viel Potenzial für Auseinandersetzung mit interessanten Fragen, unterschiedlichen Lebensmodellen und... Charakterentwicklung.
Dass Letzteres fast gänzlich fehlte, ist der Hauptgrund, warum mir dieses Buch überhaupt nicht gefallen hat. Man lernt ein Mädchen kennen, das einerseits naturbezogen und "wild" sein soll - was sie zum Teil auch zeigt -, dann wiederum ist October unglaublich selbstbezogen, reflektiert überhaupt nicht, was ihre Taten verursachen können, und weigert sich, die Konsequenzen zu akzeptieren. Für den Anfang der Geschichte durchaus normal - aber ich habe bis zum Ende nicht viel Entwicklung bei ihr wahrgenommen. Stattdessen sieht man ein Mädchen, das sich nur beruhigt, wenn es seinen Willen kriegt, und das erschreckend wenig auf andere zugehen möchte.

Vielleicht war es die Absicht der Autorin, zu zeigen, was ein Aufwachsen in Wildnis und Isolation für ein Kind bedeuten würde - theoretisch möglich, aber irgendwie glaube ich das nicht. Wenn man die Geschichte genauer analysiert, wird man bemerken, dass October gar nicht so anders ist als andere Kinder, nur dass die Art, wie sich ihre Gefühle im Verhalten zeigen, bedingt durch ihre Herkunft etwas anders ist. Einerseits ist das eine interessante Einsicht, andererseits nimmt das noch mehr von ihrem Charakter weg, der einzigartig sein soll, sodass stellenweise nicht mehr bleibt als ein launisches Kind, dessen Eltern versagt haben.

In dem Zusammenhang kann man noch das Cover erwähnen, das überhaupt nicht zu der wilden October passt, wie sie in der Geschichte beschrieben wird. Aber das ist nur ein Problem der deutschen Ausgabe.

Insgesamt würde ich dennoch sagen, dass das Buch dank einiger interessanter Nebenfiguren und Nebenhandlungsstränge und einfach dadurch, dass es mal etwas anderes ist, einen Blick wert sein könnte. Es fällt mir nur schwer, genauer zu definieren, wem es gefallen könnte.

Bewertung vom 14.06.2023
Die Tage in der Buchhandlung Morisaki
Yagisawa, Satoshi

Die Tage in der Buchhandlung Morisaki


gut

Nur auf den ersten Blick etwas Besonderes

Dieses Buch hat mich durch sein wunderschönes Cover angezogen und auch wenn ich aufgrund des Covers erwartet hätte, dass auch Katzen eine Rolle darin spielen, gefällt es mir immer noch.
Die Geschichte beginnt mit einer sprachlichen Leichtigkeit, die mir sehr erfrischend vorkam. Die authentischen Dialoge sind eine klare Stärke dieses Buches. Leider ist der Erzählstil allgemein aber weniger mein Fall: Die Distanz zu Takako konnte ich bis zum Schluss nicht überwinden und so konnte man auch nicht nachfühlen, wie die Bücher (das zentrale Element der Geschichte) ihr ins Leben zurückhelfen und ihr gebrochenes Herz heilen. Der Autor beschreibt es trocken, man fühlt es aber nicht.
Was mir noch gut gefallen hat, war, dass man vom Setting her schon das Gefühl bekommen hat, sich in Japan zu befinden, sowohl im Buchhandlungsviertel als auch in der Natur im späteren Verlauf der Geschichte. Was aber die eigentliche Handlung und das Zwischenmenschliche angeht, fand ich die Geschichte zu gewöhnlich. Gerade zum Ende hin las sie sich wie ein 0815-Familienroman (allerdings im Ultra-Schnelldurchlauf).

Mein erster Eindruck von dem Buch war so besonders, dass ich von der Lektüre eine lebensverändernde Erfahrung erwartet habe. Das konnte die Buchhandlung Morisaki mir leider nicht geben.

Bewertung vom 14.06.2023
Magische Tinte / Die Geschichtenwandler Bd.1
Perrin, Kristen

Magische Tinte / Die Geschichtenwandler Bd.1


gut

Ungewöhnliches, aber auch unausgereiftes Debüt

Die Geschichtenwandler ist ein ungewöhnliches Debüt aus Großbritannien mit einem starken Einstieg, den das Buch aber leider nicht auf Dauer halten kann. Die Ausgangssituation ist wundervoll: Enna verbringt viel Zeit in der Buchhandlung ihrer Mutter. Man merkt, dass sie die besondere Atmosphäre spürt, die in dem Laden herrscht, und die Anziehungskraft der Bücher.
Originell finde ich, dass das gesamte Buch in der besonderen Tinte (d.h. in einem angenehmen Dunkelgrün) geschrieben ist, sodass man sich perfekt in die Geschichte hineindenken kann. Leider ist der ganze Rest nur bedingt überzeugend. Man hat das Gefühl, dass an allen Stellen noch ein wenig mehr hätte ausgearbeitet werden müssen.

Zunächst zur Welt: Erst fühl man sich wohl in Ennas London, es herrscht einfach so eine Atmosphäre von Magie und etwas Besonderem. Auf Dauer ist es aber schwer, die Bedingungen der Welt, der Magie und des Spiels, das die Aufnahmeprüfung darstellt, zu durchblicken. Positiv kann man anmerken, dass die Geschichte wenig vorhersehbar ist.
Die Beziehungen zu den anderen Figuren sind ebenfalls oft schwer nachzuvollziehen. Freundschaften entstehen aus dem Nichts und zerbrechen genauso leicht wegen Kleinigkeiten. Die vielen offenen Fragen, die man hat, führen nicht zu mehr Spannung, sondern zu einer gewissen Ungeduld und schließlich leider auch Frustration mit Enna. Nichts stört den Spannungsbogen mehr, als wenn man immer wieder verwirrt zurückblättern und nochmal etwas nachlesen muss, um herauszufinden, ob man sich falsch erinnert oder etwas nicht mitbekommen hat. All die Dramen wirken ein wenig konstruiert, bis es dann plötzlich todernst wird. Und dann enthält auch noch das Cover genau genommen einen Spoiler, weil man sich darüber wundert, wer darauf abgebildet ist (und wer nicht).

Was ich aber trotz allem bemerkenswert fand, ist, dass Enna – ohne jetzt zu viel verraten zu wollen – deutlich entschiedener scheitert als andere Figuren in Kinderbüchern. Enna ist eine originelle Protagonistin mit deutlichen Fehlern. Auch wenn es schwer ist, sich in sie hineinzuversetzen und mitzufühlen, gibt das dem Buch wieder ein gutes Maß an Charme und es bestätigt sich, dass "Die Geschichtenwandler" keine 0815-Reihe ist.

Bewertung vom 11.04.2023
NIGHT - Nacht der Angst
Sager, Riley

NIGHT - Nacht der Angst


gut

Gute Idee, mäßige Umsetzung

Ich denke, dass viele zu diesem Buch/Hörbuch greifen werden, weil sie Lust auf die Stimmung haben, die skizziert wird, Frühe 2000er in den USA, die sich aber eher wie 80er oder 90er anfühlen, ein Serienmörder auf dem Campus und eine Studentin, die eine sehr leichtsinnige Entscheidung trifft. Zumindest war es bei mir die Stimmung, die mich zu dem Hörbuch greifen ließ. Aber man merkt schnell, dass man hier etwas ein wenig anderes bekommt.

Alles steht und fällt mit Protagonistin Charlie. Sie ist nicht nur traumatisiert, weil ihre Freundin ermordet wurde und sie sich selbst die Schuld dafür gibt - sie hat auch ansonsten schon einige Schicksalsschläge ertragen müssen und ihr Leben ist alles andere als durchschnittlich. Damit ist sie eine andere Art von Protagonistin als man erwartet. Die Handlung dreht sich entsprechend mehr um ihre Psychosen und war damit für mich auf Dauer uninteressant. Charlie, ein großer Film-Fan, sieht Filme im Kopf in Schwarz-Weiß, ein bisschen wie eine extreme Version von Tagträumen. Sie ist dann nicht ansprechbar und hat über sich auch keine Kontrolle. Das Ganze soll ihr vermutlich eine unglaubliche Tiefe geben und durch die unzuverlässige Erzählperspektive kann man viel in die Handlung hineininterpretieren. In meinem Fall habe ich für letzteres wenig Antrieb verspürt und Charlies Gedanken sowie Gespräche mit dem Fahrer waren eher pseudo-tiefsinnig.
Dafür kann ich die Hörbuch-Sprecherin loben, ich finde das Resultat wirklich stimmungsvoll und professionell gemacht und das, obwohl ich sonst schwer für Hörbuchstimmen zu begeistern bin.

Dieses Buch ist vielleicht das Richtige für wirklich große Fans von Filmanalysen und unzuverlässigen Erzählern. Ich kann durchaus schätzen, was der Autor hier versucht hat, bin aber beides nicht, daher sind das Buch und ich auch keine Freunde geworden.

Bewertung vom 08.04.2023
Die Polidoris und der Pakt mit der Finsternis / Die Polidoris Bd. 1
Fislage, Anja

Die Polidoris und der Pakt mit der Finsternis / Die Polidoris Bd. 1


ausgezeichnet

Ein Buch wie eine gemütliche Tasse Tee

Das Cover der Polidoris strahlt eine schaurige Gemütlichkeit aus, die die Geschichte ein wenig aus der Zeit gefallen scheinen lässt und mich beim Lesen ganz nostalgisch gemacht hat. Ich mag generell Bücher über die Kinder von Forschern, weil diese Kinder meist aufgeweckt, neugierig und einfach interessant sind. In diesem Fall ist es aber so, dass die Eltern verschollen, möglicherweise nicht mehr am Leben sind, wodurch auch die Auseinandersetzung mit dem Thema Tod im Buch eine Rolle spielt. Das macht die Geschichte aber nicht düsterer oder dramatischer als sie sein muss. Insgesamt ist es trotz allem eine vergnügliche Erzählung, bei der einem warm ums Herz wird, auch wenn gruselige oder schlimme Dinge passieren oder angedeutet werden. Die Bilder von Verena Wugeditsch tragen sehr viel dazu bei, dass diese Atmosphäre erzeugt wird.

Die Figuren finde ich hier besonders gelungen, weil mir keine einzige auf die Nerven gegangen ist und sie alle irgendwas an sich haben, was sie besonders macht, sei es Petronellas Überbiss und Unsicherheit oder Pellegrinos Liebe für die harte Wissenschaft und Unfähigkeit, Sarkasmus zu verstehen. Stellenweise hätte es etwas ausführlicher sein können, weil bei mir immer wieder Fragen aufkamen zu dem, was gerade geschieht, die nicht alle zum Ende aufgeklärt wurden. Trotzdem möchte ich dafür keine Sterne abziehen, weil das Buch als Ganzes mich so überzeugt hat.

Eine gemütliche und interessante Lektüre, z.B. für Fans der Winterhaus-Bücher von Ben Guterson.

Bewertung vom 08.04.2023
Achtung, Pups-Pillen-Verschwörung / Die Monsterschule Bd. 1
Loeffelbein, Christian

Achtung, Pups-Pillen-Verschwörung / Die Monsterschule Bd. 1


gut

Nicht mal das Pupshumorpotenzial wurde ausgeschöpft

Am Anfang habe ich mich noch über den Aufschwung der Pups-Bücher gewundert, jetzt hat man sie irgendwie schon als Standard auf dem Buchmarkt akzeptiert. Dieses Exemplar ist einerseits sehr kreativ, das aber auf eine Weise, die ich persönlich ziemlich unkreativ finde. Bei den Monstern finden wir ein Sammelsurium aus schon bekannten und ausgedachten Kreaturen wieder, deren Bezeichnungen und Namen maximal absurd und damit lustig wirken sollen. Ich denke, dass es für so etwas viel weniger Mühe braucht, als wenn man eine kohärente Welt erschafft, die origineller ist als die durchschnittliche Internatsgeschichte.

Die Handlung wird zwar von der Frage angetrieben, wer für die plötzlichen Pups-Anfälle verantwortlich ist, aber es geht viel mehr um die lustigen Episoden drumherum als um eine spannende Geschichte, denn dazu ist das Ganze ein wenig zu ziellos. Den Illustrationsstil finde ich wenig ansprechend, aber er passt zweifellos zur Geschichte.

Ich denke, dass dieses Buch etwas für Kinder ist, die sonst nicht gerne lesen und vielleicht Schwierigkeiten haben, einer längeren und kohärenten Geschichte zu folgen. Die dürften sich über die lockere Unterhaltung und den bewusst albernen Humor sehr freuen.

Bewertung vom 22.02.2023
With All My Heart
Young, Samantha

With All My Heart


weniger gut

Ausufernde und ungewollt komische Erotikszenen

Uff. Ich weiß gar nicht, wo ich bei diesem Buch anfangen soll. Ich schätze, man kann zumindest nicht sagen, dass es eindimensional ist. Es behandelt sogar ganz interessante Themen wie den Umgang mit toxischer Freundschaft. Die Charaktere sind schon nachvollziehbar geschrieben, aber trotzdem – oder gerade deshalb – regen sie einen manchmal auf. Der Klappentext unterschlägt, was für eine große Rolle die Vergangenheit in diesem Roman spielt. Die Autorin nimmt sich viel Zeit, ihre Figuren zu entwickeln und zu zeigen, wer warum welche Eigenschaften hat.

Mir ist aber die ganze Liebesgeschichte und die Vorstellungen drumherum zu amerikanisch gewesen. Die extreme Betonung von Unschuld und Jungfräulichkeit und veraltete und schädliche Weisheiten, wie dass das erste Mal eben einfach weh tun muss und man nichts dagegen machen kann, stehen in direktem Kontrast zu Janes progressiveren und feministischeren Gedanken, wobei die sich eher so lesen, als hätte die Autorin in dem Moment gedacht: „Ah Mist, sowas kann man eigentlich nicht mehr schreiben. Besser mal schnell relativieren…“ Besonders Jamie ist in alten Rollenbildern gefangen und leidet selbst darunter, sieht aber auch keinen anderen Weg. Er weigert sich, mit Jane zu schlafen, solange sie noch keine 18 ist, dabei ist er keine zwei Jahre älter als sie. Dafür geiert er sie die ganze Zeit an. Wenn sie versucht, mit ihm ein normales Gespräch zu führen, denkt er nur an ihre Lippen und was er am liebsten damit machen würde. Zitat: „War es lächerlich, wie heiß ich es fand, wenn sie sich ganz ernsthaft meinen schriftstellerischen Ergüssen widmete?“ Da fühlt man sich doch gleich geschätzt als Frau und Mensch…

Die Handlung ist ok und das große Geheimnis, das im Klappentext angekündigt wurde, hat mich so neugierig gemacht, dass ich zumindest bis dahin lesen wollte, aber sprachlich ist das Buch nicht herausragend und das gilt sowohl für den Text überhaupt als auch für die Übersetzung. Vor allem haben mich die vielen klischeehaften Formulierungen gestört, die in allen Liebesromanen recycelt werden müssen. Man ist „wie elektrisiert“ oder spürt etwas „mit jeder Faser [s]eines Seins“. Jamie sagt: „In diesem Moment war sie meine Luft zum Atmen“. Manchmal wurde es fast schon skurril. Jamie sieht Jane nur nackt und „sein Atem ging stoßweise“ – und zwar schon bevor es mit der Action losgeht. Da bin noch nicht mal ich außer Atem und ich habe Asthma… Als es dann zur Sache geht, fallen solche Sätze wie „seine Miene war grimmig“ oder (Jane beim Anblick von Jamies Ausstattung) „was für ein Umfang“. Wer so etwas lesen und dann noch ernsthaft bei der Sache bleiben kann, für den ist dieses Buch vermutlich richtig.

Rezensionen sind ja immer subjektiv und speziell hier denke ich, dass das eigentlich kein soo schlechtes Buch ist, aber für mich persönlich war es nichts und ich habe es bei der Hälfte ca. abgebrochen. Ich mochte die Figuren nicht, es ist sprachlich nicht sehr gut umgesetzt und die Handlung hat mich irgendwann auch nicht mehr interessiert. Dieses Buch ist das Richtige für diejenigen, die Lust haben auf „naives Persönchen trifft gebrochenen Mann, der denkt, er ist der Einzige auf der Welt mit Problemen und darf sich deshalb wie ein Arsch aufführen“, auf viele Konflikte und etwas blöde Missverständnisse und auf sehr explizite, lange Erotikszenen.

Bewertung vom 21.02.2023
Schlaf NIEMALS ein / Crater Lake Bd.1
Killick, Jennifer

Schlaf NIEMALS ein / Crater Lake Bd.1


ausgezeichnet

Erinnert an R. L. Stine

Lance freut sich sehr auf den Klassenausflug mit seinen Freunden, auch wenn die fiese Miss Hoche mitfährt, die es auf ihn abgesehen hat. Camp Crater Lake scheint eine ganz besondere Freizeitanlage zu sein und ihre Klasse ist die erste, die diesen Ort ausprobieren darf. Die Stimmung wird auch nur ein ganz kleines bisschen getrübt, als ihr Bus fast einen blutüberströmten, unverständliches Zeug vor sich hin murmelnden Typen totfährt – da könnte schließlich alles Mögliche hinterstecken! Als allerdings fast alle Zimmer plötzlich nachts von außen abgeschlossen werden außer dem von Lance, der einzeln untergebracht ist und den man vergessen zu haben scheint, und als die ersten Mitschüler mit Wespen-Augen aufwachen und nur noch an eine ominöse Arbeit denken können, wissen die Freunde: Irgendwas stimmt hier ganz und gar nicht! Während sie noch versuchen herauszufinden, was in dem Camp los ist, wissen sie nur eins: Sie dürfen unter keinen Umständen einschlafen!

Crater Lake hat mir ganz unerwartet ein fantastisches nostalgisches Erlebnis beschert, weil es mich extrem an die Gänsehaut-Bücher von R.L. Stine (und andere Bücher dieser Art) erinnert hat, mit denen ich aufgewachsen bin. Kinder, die nicht wirklich wissen, was abgeht, sich aber plötzlich gegen irgendwelche Monster behaupten müssen, sind ein universal spannendes Motiv und doch sind Bücher dieser Art in den letzten Jahren seltener geworden. Vielleicht scheint es mir auch nur so, aber in meiner Kindheit hat einfach jeder diese Bücher geliebt und es kamen riesige Fluten diverser Reihen auf den Markt. Ich verbinde damit die schönsten Leseabende, besonders in den Ferien, auch wenn man danach manchmal ein bisschen Angst hatte einzuschlafen.

Die Schwäche – in den Augen einiger vielleicht auch Stärke? – dieser Bücher besteht darin, dass weniger von den Kindern hinterfragt wird als realistisch wäre und am Ende noch viele offene Fragen bleiben, wo man sich einen etwas abgeschlosseneren Ausgang der Geschichte gewünscht hätte. So ist es auch bei Crater Lake. Dafür sind besonders die Dialoge zwischen den Kindern sehr witzig und man lernt ganz nebenbei auch noch etwas über ganz besondere faszinierende kleine Tierchen. Außerdem ist die Handlung wahnsinnig spannend. Man erkennt die Andeutungen, aber hat noch keine Ahnung, in welche Richtung es geht, nur, dass irgendetwas Gruseliges vor sich geht. Und schließlich enthält das Buch auch noch wertvolle Botschaften. Neben allgemeineren Motiven wie Freundschaft, Zusammenhalt und Angst davor, nicht dazuzugehören und ausgelacht zu werden, spricht Crater Lake auch darüber, was passiert, wenn man zu behütet aufwächst und wie befreiend es sein kann, Geheimnisse mit Menschen zu teilen, denen man vertraut.

Insgesamt also ein sehr gelungenes Gruselbuch, aus inhaltlichen Gründen besonders empfehlenswert für Kinder, die kurz davor sind, auf die weiterführende Schule zu wechseln und vielleicht von ihren Freunden getrennt sein werden. Eine schöne Fortsetzung der Gruselbuch-Tradition der 90er und 2000er!

Bewertung vom 20.02.2023
Das Elixier der Lügen / Silver & Poison Bd.1
Lück, Anne

Das Elixier der Lügen / Silver & Poison Bd.1


sehr gut

Kommt nicht ganz an das schöne Äußere ran...

... aber fast!

Ich denke, zum Cover muss ich nicht viel mehr sagen. Es ist optisch ein Blickfänger, passt perfekt zur Geschichte, das Buch hat außerdem auch noch eine tolle Haptik und einen Farbschnitt. Ich hätte es nur schöner gefunden, wenn dieser sich auch oben und unten fortsetzen würde. Aber man gewöhnt sich auch daran, wie es jetzt ist.

Mir hat Avery als Figur gefallen, sie hatte keine nervigen Eigenschaften und wirkte einfach wie ein normaler Mensch mit einer etwas schwierigen Zukunft. Mit Detective Hayes bin ich irgendwann auch warm geworden, obwohl es zunächst etwas gedauert hat. Avery lässt es immer so scheinen, als hätten sie eine superintensive Vergangenheit gehabt, dabei kannten sie sich in der Jugend kaum und man weiß auch gar nicht, was er mit ihr für ein Problem hat. Die Romanze ist aber süß geschrieben und geht in einem angemessenen Tempo voran. Der Roman hat auch einige interessante Nebenfiguren, die vor allem dadurch überzeugen, dass man sie zunächst für klischeehafte Stereotype hält, sich das aber nicht bewahrheitet. Ich denke da z.B. an Isla oder Ryker. An einigen Stellen hatte ich die Sorge, dass bestimmte Dinge passieren, die mich in Büchern immer nerven, es kam dann aber doch immer anders und die ganze Story war erfrischend originell. Obwohl es um die Mitte herum so schien, als wäre alles am Ende ganz vorhersehbar, kam es dann, auch wenn der eine oder andere Verdacht von mir sich bestätigte, noch zu coolen Plottwists. Das Ende ist angenehm in dem Sinn, dass es kein unerträglicher Cliffhanger ist, nach dem man um alles in der Welt weiterlesen möchte, aber es macht schon neugierig auf den zweiten Band.

Ein paar Sachen sind mir aber auch negativ aufgefallen. Inhaltlich war die Geschichte nicht perfekt konstruiert. Das Arrangement mit Dorian z.B. war für mich am Anfang nicht wirklich nachvollziehbar. Später werden Gründe dafür angeführt, die mich aber auch nicht überzeugt haben. Sprachlich hat mich gestört, dass oft Dinge beschrieben und nacherzählt wurden, anstatt dass man z.B. Charakterzüge durch Verhalten und Gespräche zeigt oder eine Handlung live erzählt. Das hat etwas Spannung von der Geschichte weggenommen. Außerdem hat die Autorin oft dieselben Formulierungen verwendet, die auf Dauer auf die Nerven gingen, z.B., wenn zum x-ten Mal darauf hingewiesen wird, dass Hayes doch jetzt ein „knallharter Detective“ (z.B. S. 143) ist.

Insgesamt dennoch überdurchschnittlich gute und kreative Romantasy und ich freue mich schon sehr auf den zweiten Band!

Bewertung vom 19.02.2023
Anatomy
Schwartz, Dana

Anatomy


ausgezeichnet

Moderne Gothic novel mit liebenswerter Protagonistin

Ich hoffe, dass dieses Buch viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen wird - das passende Cover dafür hat es. Ich bin absolut begeistert von der doppeldeutigen Illustration und finde, sie fängt die Atmosphäre des Buches sehr gut ein. Diese kann man schwer in Worte fassen. Blut, Leid und Schmerzen treffen auf Ausdrücke wie "die ersten Pastelltöne der Morgenröte" (S. 276). Das Spannungsverhältnis zwischen den Grausamkeiten früher Chirurgie sowie Grausamkeiten gegenüber Frauen, denen es vor nicht allzu langer Zeit nicht erlaubt war, ein selbstbestimmtes Leben zu führen, auf der einen Seite und den zarten Worten der Autorin auf der anderen Seite lässt eine ganz besondere Leseerfahrung entstehen.

Was mir besonders an Hazel gefallen hat, ist, dass sie eine authentische starke Protagonistin ist und nicht einfach nur eine sarkastische und obercoole "bad bitch", wie die Rolle der "starken Frau" oft von Autoren interpretiert wird. Damit ist sie genau die Art von Frau, die ein Vorbild für alle Mädchen und Frauen heute sein kann. Sie zeigt, wie man seinen Träumen folgen kann, selbst wenn diese völlig absurd sind. Natürlich ist auch Hazel als Adlige noch privilegiert, aber als Frau bleiben ihr eben eigentlich alle Türen, an denen sie interessiert ist, verschlossen. Und natürlich kommen gewisse Gegebenheiten gerade passend zusammen, damit sie ihren Traum doch verfolgen kann, aber sie opfert eben auch viel selbst und ist bereit, hart zu arbeiten.

Die Liebesgeschichte steht im Roman nicht so sehr im Vordergrund, wie ich zunächst erwartet hatte, aber es reicht trotzdem aus, um die intensiven Gefühle zwischen Hazel und Jack nachvollziehen zu können. Die eine oder andere etwas makabre Situation lässt einen ein wenig schaudern, aber letztlich habe ich der Autorin alles abgenommen.

Teile von der großen Auflösung am Ende lassen sich relativ früh erahnen, aber das volle Ausmaß hätte man nicht erraten können und die Geschichte macht sogar noch einmal eine Genrewendung. Es passiert nicht so oft, dass ein Buch mich überrascht, daher habe ich mich darüber gefreut. Es bleibt bis zum Ende spannend und undurchsichtig. Das Buch endet vielleicht nicht ganz so, wie man es sich wünscht, aber im Rahmen der Geschichte ist es, finde ich, ein Ende, das absolut Sinn ergibt. Und das Beste: Auch wenn am Ende kein unerträglicher Cliffhanger wartet, können diejenigen, die bereit sind, das Buch auf Englisch zu lesen, sich schon im Februar 2023 auf die Fortsetzung "Immortality" freuen. Ich werde das Buch sogar vorbestellen!