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Bri
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Kröslin

Bewertungen

Insgesamt 219 Bewertungen
Bewertung vom 11.12.2023
Schneesturm
Walsh, Tríona

Schneesturm


gut

Das Buchcover des Romans "Schneesturm" ist auf jeden Fall eindrücklich- Schnee, Eis und Island mit Rot als Hauptfarbe zu kombinieren, ist schon etwas ungewöhnlich.

Da es sich laut Verlag (wohl) um einen Thriller handelt, gibt es recht früh einen Toten. Und einen Mord. Diese Informationen sind leider schon auf dem Cover abgedruckt- sodaß man ab der 1. Zeile nach dem Mörder Ausschau hält.

Der "Ort des Geschehens", die Insel Inishmore, abgeschnitten durch einen Schneesturm, beherbergt aktuell auch die ehemaligen Freunde der Polizistin Cara, die ihrem seit 10Jahren verunfallten Mann gedenken wollen.
Als Cara die Frauenleiche entdeckt, ist sie komplett auf sich gestellt, denn wegen des Sturms können keine außenstehenden Behörden auf die Insel kommen. Niemand kann die Insel verlassen- auch nicht der Mörder.

Der Plot ist nicht neu und auch, daß vermeintliche Freunde Fehler machen und Geheimnisse haben, dürfte keine Überraschung sein.
Dennoch schafft es Autorin Tríona Walsh über einen langen Zeitraum die Spannung aufrecht zu erhalten.

Einige Gestaltungstricks waren mir zuviel, die Sprache erschien oft nicht passend (was u.U. an der Übersetzung liegt?) und insgesamt waren es zuviele (unnötige) Szenen-/ Landschaftbeschreibungen.
Gut beschrieben war hingegen die Gruppendynamik der ehemaligen Clique. Und auch das Einfließen der irischen Sprache machte Sinn.

Die Hauptprotagonistin Cara und ihre Entwicklung wurde gut herausgearbeitet, die Nebenfiguren wurden reihum zu Verdächtigen. Hier hätte eine Reduktion vielleicht mehr Sinn und auch Tiefe ergeben.

Für mich ein solider Unterhaltungsroman mit einigen Thrillmomenten.

3.5 ☆

Bewertung vom 19.11.2023
GUY'S GIRL
Noyes, Emma

GUY'S GIRL


gut

Das Cover ist bezaubernd und läßt eher an eine "normale" Liebesgeschichte als an schwere, dramatische Kost denken.
Hier kommt beides zusammen.

"Guy's Girl" von Emma Noyes ist ein beeindruckender Roman, der die Themen Eßstörungen und Bindungsangst beleuchtet und diese im Zusammenhang mit Freundschaft und einer Romanze darstellt.

Die Thematik Eßstörung hat mich nicht angesprochen, aber der Schreibstil und die Darstellung der Figuren war so eindringlich, daß ich unbedingt wissen wollte, wie es mit Ginny und Adrian weitergeht.

Ginny lebt in einer Männer-WG, fühlt sich hier als "Guy's Girl", kämpft jedoch mit starke Selbstzweifeln und kasteit sich mit Erbrechen, das sich zur Bulimie und später zur Anorexie ausweitet.
Als toughe Hauptfigur steht ihr "Wohlbefinden" und Bestehen in der Männerwelt im starken Kontrast zu ihrer eigenen (Körper-) Wahrnehmung.
( dies' als Hauptmerkmal der Erkrankungen sehr treffend durch die Autorin herausgestellt )
Trotz ihrer Erkrankung- oder gerade wegen?- ist Ginnys persönliche Entwicklung der rote Faden im Buch und macht die Geschichte so authentisch.

Adrian als 2. Hauptprotagonist ist zu Beginn eher unnahbar, aber auch seine Entwicklung im Verlauf der Geschichte verlieh' der Figur mehr Tiefe und Menschlichkeit.
Die Wiederkehr nach Ungarn, das Auseinandersetzen mit seiner Vergangenheit und des ungewollten Abschiedes aus seiner Heimat zeigten ihn sehr verletzt/ traumatisiert.

Seine Großeltern, die Ginny vorbehaltlos aufnehmen und ohne Nachfragen helfen, sind großartige Nebenfiguren.
Hier zeigt sich sehr deutlich, welche große Bedeutung Freunde und der familiärer Rückhalt bei der Bewältigung persönlicher Probleme zukommt.

"Guy's Girl" ein bemerkenswertes Buch, das wichtige Themen behandelt und von der persönlichen Erfahrung der Autorin profitiert. Diese Erkrankungen aber mit einer Romanze zu verbinden, ist Emma Noyes nicht nur gut gelungen, sondern fesselt vor allem aufgrund seiner Tiefe und emotionalen Intensität.
3.5*

Bewertung vom 26.10.2023
Im Schatten der Wahrheit / Starling Nights Bd.1
Niemeitz, Merit

Im Schatten der Wahrheit / Starling Nights Bd.1


ausgezeichnet

Das Cover ist genretypisch und anziehend mit den aufflatternden Staren und Spiegelungen gestaltet. Auch die Farbwahl, die sich allein auf schwarz und kupfer beschränkt, wirkt wie die weiche Haptik sehr hochwertig.

Hauptprotagonistin Mabel möchte eigentlich nur in Ruhe ihr Studium durchziehen. Als Stipendiatin in Cambridge ist sie sich ihrer Auszeichnung und Pflichten sehr bewußt. Doch zwischen all den reichen, meist arroganten Studenten fällt ihr das gar nicht so leicht. Nur mit Zoe und Davie hat sie Freundschaft geschlossen. Die meisten Freizeit verbringt sie dennoch in den Bibliotheken.

Als Zoe sie jedoch zu einem Treffen einer geheimen Verbindung mitnimmt, scheint sich ihre ablehnende Haltung dieser Bünde nur zu bestätigen.
Auch die sich häufenden seltsamen Vorfälle an der Uni verleiten Mabel dazu, mehr über diesen "Bund der Stare" herausfinden zu wollen.

Allerdings ist neben Zoes Verehrer Ashton auch Cliff Mitglied dieser Vereinigung. Und obwohl sein eher ablehnendes, melancholisches Verhalten sie irritiert, fühlt sie sich vor allem von ihm angezogen.
Als Zoe sich immer mehr verändert und auch Davie bedroht wird, will Mabel sie unbedingt vor Ashton und seinen Freunden schützen- und riskiert damit alles, auch ihr eigenes Leben.

Obwohl der Roman "Starling Nights" von Autorin Merit Niemeitz wohl eher dem Jugendgenre zugeordnet wird, fühlte ich mich (44 Jahre) hier absolut bestens unterhalten. Ihr Schreibstil ist absolut fesselnd und doch leicht lesbar. Sie versteht es, die Spannung immer hochzuhalten- nie war eine Passage langweilig. Mysteriöse Fantasy mischt sich hier sehr unterhaltsam mit Lovestory und zum Teil sogar Thrillerelementen.

Absolute Empfehlung!

Bewertung vom 11.10.2023
Das Vogelmädchen von London
Osman, Mat

Das Vogelmädchen von London


gut

*wechselhaft in allen Bereichen*

Ein wunderschönes Cover, das nicht nur durch seine Gestaltung mit opulentem Gold besticht, sondern auch den Greifvogel darstellt, der über allem kreist und dem eine wichtige
Rolle der Geschichte zugestanden wird.

Die Handlung beginnt 1601, England wird von Elisabeth l. regiert und Shakespeare bereits als Dramatiker bekannt und das Theater hat eine wichtige Rolle.

Hauptprotagonistin Shay flieht nach einer Vogelbefreiung und trifft auf Nonesuch, einem Schauspieler des Blackfriars-Theater. Die Jungen, die hier spielen, sind entweder entführt oder erkauft.
Während sie mit viel Aufwand die Welt in eine andere verwandeln, ist Shay im Marschland (Birdland) dafür bekannt, daß sie- wie ihre verstorbene Mutter Ava- aus Vogelschwärmen Weissagungen treffen kann. Sie sind überzeugt, daß die Vögel Götter sind.
Da ihr Vater Lonan nicht nur dement, sondern auch blind ist, sorgt Shay mit Botengängen für ihren Lebensunterhalt- was nur als Junge verkleidet möglich ist. Auch als Falknerin in Eltham House verdient sie etwas, aber diese Einnahmequelle versiegt.
Und das, obwohl sie zum Falkenweibchen Devana eine ganz besondere Beziehung hat.

Die Begegnung mit Nonesuch verändert jedoch Shays Leben. Gemeinsam gründen sie das Ghost Theater, um dem grausamen Evans zu entkommen.
Als sich ihr Ruf als Wahrsagerin verbreitet, soll sie auch für Queen Elisabeth die Zukunft vorhersagen. Mit Konsequenzen für sie alle.

Zum einen wird das Leben der normalen Bevölkerung im stinkenden und überbevölkerten London dargestellt, in dem sich später die Pest rasend ausbreiten wird.
Zum anderen die königlichen Maskenspiele, Vergewaltigungen (ohne Strafe) der Reichen mit zum Teil vulgärer, unangenehmer Sprache.
Es geht im Roman von Mat Osman um Freiheit, Vertrauen, Versklavung, aber auch die erste Liebe.

Der Schreibstil wechselt ähnlich wie Shays Erscheinung: ist sie Mädchen oder Junge, Kind oder Erwachsene, Botenjunge, Weissagerin, Falknerin, Vogelmädchen?
Manchmal ist die Sprache leicht lesbar, dann wieder fast prosaisch, zum Teil auch derb.

Und dieser offiziell (lt. Cover) historische Roman ist ebenso Jugendbuch mit Fantasyanteilen und einer Liebesgeschichte, Drama und Sozialkritik.

Für mich war das etwas zuviel (gewollt), ein wenig mehr Fokus auf einen Handlungsstrang oder ein Genre hätte der Geschichte gut getan. Shays Geschichte schien zu Beginn eine spannende Reise, wurde jedoch zu einer sehr beschwerlichen.

Bewertung vom 03.10.2023
Der Wald
Rode, Tibor

Der Wald


gut

Das Cover paßt nicht ganz zum Titel "Der Wald- er tötet leise", so glaubt der Lesende zu Beginn, sind doch die Protagonisten krautige Monsterpflanzen (keine Schlinger) und nicht der/ ein Wald. Die Gestaltung und besondere Haptik machen jedoch schon das erste "in-die-Hand-nehmen" zu einem besonderen Erlebnis.

Inhalt: Schlichte Saatgutbriefe ohne Absender werden global an viele Adressen verschickt und deren Inhalt auch in die Erde gebracht.
Jedoch töten die daraus entstehenden Pflanzen Mensch und Tier. Zudem breiten sie sich so rasant aus, sodaß auch andere Pflanzen verdrängt werden und Hungersnöte wahrscheinlich sind.

Verschiedene Wissenschaftler aus aller Welt sind nun bemüht, diese Killerpflanze so schnell wie möglich zu stoppen (oder ganz zu vernichten).
Doch jede Idee scheint das Gegenteil zu bewirken.

Der Schreibstil ist leicht lesbar und sehr flüssig. Die detaillierten Beschreibungen, mehrere Perspektiven und Charaktere (Prota- und Antagonisten) machen diesen Roman mit seinem besonderen Plot extrem spannend und unterhaltsam.
Allein die Charaktere blieben in ihrer Beschreibung etwas blaß, hier fehlte die Tiefe.

Die Idee der killenden (Ranken-) Pflanzen ist nicht neu und jeder (Hobby-)Gärtner kennt einige dieser "bösen" Vertreter, die sich einfach nicht ausmerzen lassen- wenngleich sie uns natürlich nicht töten! Noch nicht!

Der Autor Tibor Rode hat außerordentlich viele Fakten aus den Bereichen Wissenschaft, Geschichte und auch der Philosophie zusammengetragen und mit dieser Idee verwoben, sodaß es nicht wie ein reiner Spannungsroman (ausschließlich) zur Unterhaltung wirkt.
Die Möglichkeiten, die KI heute schon zeigen und die Fähigkeit der Pflanzen, sich gegen die widrigsten Bedingungen durchzusetzen, verlangt ein gewisses Feingefühl und Respekt im Umgang- jedoch ohne Angst oder Panikmache (wie aktuell zu erleben).

Für mich war "Der Wald" zugleich spannend, unterhaltsam und lehrreich, sodaß ich ihn empfehlen kann.
Die derzeitigen Auswirkungen des Klimawandels (Waldbrände in Südeuropa) und die "Ausbreitung" der Anwendungsgebiete von KI machen diesen Roman zu einem brandaktuellen (u.U. in Zukunft: einen richtungsweisenden).
3.5*

Bewertung vom 03.10.2023
Prophet
Blaché, Sin;Macdonald, Helen

Prophet


gut

*Akte X in England*

Das Cover des Romans "Prophet“ der Autorinnen Sin Blaché und Helen MacDonald ist sehr eindrucksvoll mit seinem gelb-lodernden Flammenmeer gestaltet und würde mich zum Kauf animieren.

Ein amerikanisches Diner in England, auf dem Land, mitten in einem Feld- seit genau 80 Tagen. Ohne Fundament, ohne Anschlüsse- dennoch ist es beleuchtet. Es wirkt belebt, obwohl menschenleer und eher Kulisse statt Realität.

Die Geheimagenten Sunil Rao und Adam Rubenstein werden beauftragt, das Rätsel um das Diner zu lösen. Denn es erscheinen auch andere "Dinge", die ebensowenig echt sind. Und eine Leiche.

Während Rubenstein als Soldat hauptsächlich Befehle ausführt, ist Rao nicht nur in der Lage zu erkennen, ob etwas real (oder eine Fälschung) ist oder jemand lügt- er leidet auch an PTBS und ist drogenaffin.
Die beiden arbeiten nicht das erste Mal zusammen und während Rao recht offen und gut lesbar ist- ist es Rubenstein nicht. Auch nicht für Rao.

So geht es in dieser "AKTE X"- ähnlichen Geschichte nicht nur um die Aufklärung der mysteriösen Phänomene, sondern auch um die Anziehung zwischen Sunil und Adam. Diese ist allerdings so angenehm im Hintergrund, daß der SciFi-Teil deutlich überwiegt.

Der Roman beginnt sehr spannend, der beeindruckende Schreibstil lädt zum Weiterlesen ein und man badet förmlich in der Geschichte.
In der Mitte jedoch flacht alles ab und es wird zäh und zum Teil sogar langweilig. Zum Ende steigt die Spannung jedoch wieder an und es gibt ein furioses Finale (wenn auch kein Happy End).

Die Hauptprotagonisten Sunil und Adam sind sehr detailliert und nachvollziehbar gezeichnet, ebenso die Orte und Handlungen. Einige Nebendarsteller verblassen jedoch- hier wurde etwas Potential verschenkt und ich hätte mir hier eine ähnliche Tiefe gewünscht.

Dennoch fühlte ich mich von dieser besonderen Geschichte, die SciFi mit Action, Thriller und Romanze geschickt miteinander verbindet, sehr gut unterhalten.

Bewertung vom 28.09.2023
Ich träumte von einer Bestie
Blazon, Nina

Ich träumte von einer Bestie


gut

*ungewöhnlich*

Das Cover des neuen Romans der bekannten Autorin Nina Blazon ist geheimnisvoll und ein Blickfang. Die Gestaltung eines schwarzen Hintergrundes, ein buntes Blüten-und Blättermeer und der Frau, deren eines Auge durch diese Blüten hindurchblickt, ist schon sehr besonders, gefiel mir jedoch und paßt gut zum Plot.

Statt des erwarteten Fantasy-Romans, beschreibt Nina Blazon hier in einem Genremix eine Geschichte auf Grundlage einer in Frankreich (immer noch) sehr bekannten Legende: die Bestie des Gévaudan.

Protagonistin Fleur ist Datenforensikerin und checkt bei all ihren Dates erstmal die Hintergrundinfos im Netz. Hier ist ihr Zuhause, sie kennt alle Tricks und surft unter dem Radar.
So weiß sie z.B. schon vor der 1.Begegnung, wie der Auserwählte seinen Kaffee trinkt, welche Urlaubsziele er hatte und welche Beziehungskomplikationen vielleicht sonst noch auftreten könnten.

Fleur lebt in einer WG, sozial eher zurückgezogen und engagiert sich beruflich dennoch auch für die Schwachen.

Nachdem ihr leiblicher Vater verstirbt und sie damit die Wohnung ihrer verhassten Großmutter erbt, macht sie sich auf den Weg nach Frankreich. Um sich ihrer eigenen Vergangenheit zu stellen und auch, um etwas über ihre Vorfahren zu erfahren.

Begleitet wird sie dabei von ihrem (Halb-)Bruder Max, der gerade auch auf Sinnsuche/ Selbstfindung ist bzw. schon im Umbruch, als er es sich und ihr dann endlich eingesteht.
Max überzeugte als Figur total, ist sehr sympathisch und empathisch. Ebenso Fleurs Eltern: ihr liebevoller Stiefvater (= beau-père... der schöne Vater- eine wundervolle Bezeichnung der Franzosen!) und ihre Mutter, die sehr detalliert beschrieben und immer in ihren Handlungen nachvollziehbar waren.

Während Fleur sich also um den Nachlaß kümmern will, kommen alte Erinnerungen hoch. Und sie erfährt von der Legende und der Bestie. War es ein Wolf, ein Werwolf oder doch "nur" ein Mensch, der so viele Menschen tötete?

Für den romantischen Kitzel tauchen noch Antoine (Tomé) und Pierre als Figuren auf.
Beide sorgten auf ihre Art für Spannung bei Fleur und auch der Handlung.

Fleur ist zwar die Hauptperson, blieb' jedoch an vielen Stellen für mich zu blaß. Auch das Hin und Her zwischen Tomé und Pierre war für mich nicht nachvollziehbar, wenn sie sonst immer auf Sicherheit bedacht ist.

Daß sie nicht an Verfolgungswahn leidet, sondern einige traumatische Erfahrungen machen mußte, löste einige Fragen auf und berührte mich beim Lesen sehr.

Die Verknüpfung einer Reise zu ihren Wurzeln und der Legende ist jedoch insgesamt recht stimmig gelungen.
Allerdings war die Entwicklung der Nebenfigur Max für mich viel schlüssiger und auch spannender.

Gute 3.5* für gute Unterhaltung.

Bewertung vom 25.09.2023
Nie gut genug
Curran, Thomas

Nie gut genug


weniger gut

Das Cover ist sachbuch-typisch recht schlicht in türkis mit schwarzen Schriftzug gestaltet. Es ist klar erkennbar, welches Thema hier beleuchtet wird. Um die Perfektionisten direkt anzusprechen (zu triggern?), gibt's zudem noch den schiefen i-Punkt im Titel.

Tätig als forschender Psychologe und selbst auch Perfektionist, weiß Autor Thomas Curran genau: Perfektionismus ist alles andere als eine Schwäche mit der man kokettieren sollte. So führt er eher zur Leistungsminderung statt zu einer -Steigerung. Die Betroffenen müssen zudem einen starken Leidensdruck aushalten und das in allen Bereichen ihres Lebens.

So erklärt er in seinem Buch zunächst die Entstehung, Auswirkungen und verschiedenen Typen der Perfektionismus'.
Dabei läßt er zum besseren Verständnis eigene Erfahrungen einfließen. Auch die
übersichtliche Gliederung und der sachliche, flüssige Sprachstil erleichtern das Nachvollziehen.

Selbst, wenn man sich nicht zu den Perfektionisten zählt, hat doch wohl jeder von uns schon versucht, sich in einigen Bereichen zu selbstoptimieren.

Warum wir uns diesen Ansprüchen an uns selbst nicht entziehen können, das aufzuzeigen (basierend auf seinen Studien), war das Ziel des Autors Thomas Curran. Als Assistant Professor in London ist sein Hauptforschungsgebiet der Perfektionismus und seine Auswirkungen auf die psychische Gesundheit.

Lösungsansätze sucht man jedoch in diesem Buch vergebens. Informationen oder Definitionen kann sich jeder von uns selbst erarbeiten.
Somit ist die Enttäuschung der Leser nachvollziehbar, die sich von einem Ratgeber mit diesem Thema auch Unterstützung erhoffen.
Einzig die gesamtgesellschaftliche Trendumkehr wird propagiert.


Fazit: starker Beginn, schwaches Ende.
2.5*

Bewertung vom 17.09.2023
Zeiten der Langeweile
Becker, Jenifer

Zeiten der Langeweile


gut

Das Cover paßt für mich zu der nachdenklichen, Mitte 30jährigen Mila, die sich sehr bewußt zu einem offline-Leben entschließt.

Ohne Insta und FB hat sie dann kaum noch Außenweltkontakt, stattdessen geht sie spazieren, entdeckt ihr Viertel. Und fühlt sich einsam, verlassen.
Nach erst 1 Woche. So der Einstieg in Jenifer Beckers Debütroman "Zeiten der Langeweile".

Ich-Erzählerin Mila ist Mitte Dreißig, Akademikerin mit auslaufendem Arbeitsvertrag und ohne Neuanstellung, also "zwischen 2 Jobs", die sich der Sucht der digitalen Welt entziehen möchte. Sie löscht ihre Social-Media-Accounts und Messenger, verabschiedet sich von ihrem Mobilgerät (natürlich ist es ein iPhone! ^^) und kündigt ihre zahlreichen Streaming-Abos.

Es geht also nicht nur um ein paar Tage Digital Detox, sondern um das komplette Abkoppeln aus der digitalen Welt. Sie will nirgendwo mehr eine Datenspur hinterlassen, sich digital auslöschen.

Zugleich wirkt der Roman zusätzlich extrem überfrachtet mit einer Vielzahl an Themen wie den Folgen der Covid-Maßnahmen, den Verschwörungstheoretikern, dem Ukraine-Krieg, des Klimawandels, die Energiekrise.

Was hat der digitale Ausstieg damit zu tun, daß man sich völlig isoliert und nur noch 1x/ Wo. duscht? Und damit den wenigen Sozialkontakten den üblen Geruch zumutet?

Die grundlegende Frage des Romans: wie wir (heutzutage) wieder frei sein können, wird mir für/ von Mila aber nicht beantwortet.

Stattdessen blieb trotz gutem Schreibstil, einer toller Idee und einem ansprechendem Einstieg die Protagonistin und auch die weitere Handlung eher blaß und nichtssagend.

Bewertung vom 25.07.2023
Porträt auf grüner Wandfarbe
Sandmann, Elisabeth

Porträt auf grüner Wandfarbe


gut

Das Cover wirkt interessant, wirkt aber irritierend konträr zum Titel.
Zwei junge Damen flüstern sich lachend etwas zu, sind es ihre Geheimnisse?

Autorin Elisabeth Sandmann erzählt eine fesselnde (Familien-)Geschichte, die auf zwei Zeitebenen stattfindet.
Zum einen die der langjährigen komplizierten Freundschaft zwischen der bodenständigen Ella und der glamourösen Ilsabé.
Zum anderen die von Gwen, Ilsabés Enkelin, die durch die 20jährigen Aufzeichnungen Elsas versucht, ihre Wurzeln zu begreifen.

Kontinuierlich neue Geheimnisse, die aufgedeckt werden, die Komplexität der Handlung, der Charaktere, sowie deren Beziehungen untereinander erforderten sorgfältige Konzentration und aufmerksames Lesen.
Dabei erwies' sich das beigefügte Personenregister (Lesekarte) als hilfreich.

Die Charaktere waren authentisch und vielschichtig dargestellt, der Schreibstil flüssig und einige Szenen detailverliebt.
Durch die Vielzahl an einzelnen Geschichten, Beziehungen und Schauplätzen konnte jedoch nicht dauerhaft die Tiefe gehalten werden. Während Ellas Aufzeichnungen (Ich-Erzähler) durchweg spannend, gefühlvoll und gut nachvollziehbar waren, blieb Gwen- obwohl in unserer Zeit und mir vom Alter deutlich näher- eher blaß. Ihre Handlungsweise und Spurensuche waren für mich eher Mittel zum Zweck (die Geschichte Ellas weiter zu verfolgen).

3.5 Sterne für diese komplexe Familiengeschichte.