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Benutzername: 
Krimifan
Wohnort: 
Andernach

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Insgesamt 144 Bewertungen
Bewertung vom 26.07.2016
Alma & Jasmin
Martini, Caro

Alma & Jasmin


ausgezeichnet

Alma & Jasmin von Caro Martini, dtv
Alma ist 82, ziemlich frisch verwitwet, bleibt ihr nur ihre Katze, die Erinnerungen an ihren geliebten Harry und die Besuche vom Geldeintreiber Matzke, der droht ihrer Katze was anzutun, wenn sie nicht bis morgen 11.000,- € zahlt, für einen Kurzzeitkredit ihres Mannes kurz vor seinem Tod. Kinder hatte das Schicksal für sie leider keine vorgesehen. Sie sieht keinen andern Ausweg, als Selbstmord!
Jasmin ist 28 Jahre, hübsch, sehr direkt und glaubt, daß leben wäre eine einzige große Party! Klar, sie weiß immer was gerade angesagt ist und kennt die Türsteher persönlich. Um die Party zu finanzieren geht sie zu ihrer Arbeit bei einer Bank und ärgert sich stets über ihre Vorgesetzte. Aber was solls, irgendwie muß sie die Party ja finanzieren, die sie stets mit Freundin Lisa und deren Freund dem Kleindealer Ben beginnt und morgens irgendwo aufwacht.
Beide wünschen sich mal kurz jemand anderes zu sein, als sie sich in der Straßenbahn begegnen und zusammen stoßen. Schon ist es geschehen, sie tauschend die Körper, mit ungeahnten Folgen!
Aber durch dieses Schicksal müssen sie gemeinsam durch und so geben sie sich daher als Oma und Enkelin aus.
Ja, dies ist chick-lit, aber wirklich mit Herz, Seele und Humor. Ich bewerte stets die Qualität innerhalb eines Genres und da finde ich die Bücher von Caro Martini immer klasse. Sie sind nicht nur sehr witzig und warmherzig, lesen sich ratz-fatz, nein sie zeugen auch von Respekt vor ihren Heldinnen. Auch wenn Jasmin anfangs oberflächlich und hirnlos rüberkommt, wird man im Laufe der Lektüre vom Gegenteil überzeugt. Man lernt auch Heldinnen zu lieben, die einem nicht ähneln und ein völlig anderes Leben führen. Schon der Einstieg ist ein wahrer Brüller und Fremdschämen im Reinformat, aber in was für einen Fettnapf sich Jasmin da setzt, mag ich nicht verraten.
Alma ist das genaue Gegenteil, sie ist stets höflich, zurückhaltend und rücksichtsvoll. Sie hatte ein gutes Leben, aber nun hat sie Zipperlein, vermisst ihren Harry und die Angst vor dem Kredithai lähmt sie. Auch sie möchte ich zu Beginn schütteln und sagen, „Hey, lass Dir alles gefallen, das ist Wucher und nichtig!“, aber Alma hört mich leider nicht. Denn Hören kann sie noch gut, auch wenn es mit dem Sehen und dem Gehen nicht mehr so recht klappen will…
Während sie das Leben aus der Perspektive der jeweils anderen wahrnehmen, merken sie, daß die Welt noch viel mehr für sie zu bieten hat, als sie dachten. Während in der einen der Lebenswille und Kampfgeist erwacht, lernt die andere Respekt…. Und Jasmin muß feststellen, daß es Hotties in jedem Alter gibt, denn die Liebe macht vor keinem Altern halt! Daher enthält dieses Buch die mit schönsten Liebesbekundungen, die man sich vorstellen kann. „Schmacht!“, aber ohne Kitsch! So unterschiedlich die beiden auch sind, lernen sie doch einander zu vertrauen und zu schätzen.
Auch die Nebenrollen sind stark besetzt und bis auf die Cliché-Bösewichter, haben auch die kleinen Helden Herz und Seele. Daher macht es einfach Spaß dieses Buch zu lesen. Jedes Kapitel ist aus der Perspektive entweder von Jasmin oder Alma, gekennzeichnet durch den jeweiligen Namen und eine entsprechende Vigniette. Dadurch fühlt man sich den beiden Heldinnen noch näher und der Lesespaß wird intensiviert.
Das Ende ist einfach schön! Romantisch, zuversichtlich und humorvoll. So soll Chick-lit sein!
Die perfekte Sommer, Sonne, Ferienlektüre, oder ein idealer Stimmungsaufheller!
5 von 5 Sternen!

Bewertung vom 25.07.2016
Die (beinahe) größte Liebesgeschichte des Universums
Tash, Sarvenaz

Die (beinahe) größte Liebesgeschichte des Universums


ausgezeichnet

Der sechzehnjährige Graham liebt Comics – und seine beste Freundin Roxy, die seit Kindertagen im Haus nebenan, in der Nähe von New York wohnt. Durch eine Tür im Zaun gehen beide in der jeweils anderen Familie ein und aus, als wären sie jeweils ein Teil auch der Familie des anderen. Aber wie soll er ihr das endlich sagen, sieht sie in ihm vielleicht nur eine Art Bruder? Als Graham erfährt, dass der Autor ihres gemeinsamen Lieblingscomics auf der New Yorker Comic-Convention seinen ersten öffentlichen Auftritt seit 20 Jahren plant, sieht er seine Chance gekommen: Er wird Roxy auf der Comic-Con erobern! Denn welcher Ort wäre besser geeignet, um ihr seine Liebe zu gestehen, als dieses legendäre Treffen von Superhelden und galaktischen Schurken? Graham hat drei Tage, um Roxy von sich zu überzeugen. Er plant alles ganz genau (nun gut, nicht ganz so akribisch wie sein bester Freund Casey, der sie ebenso, wie Roxy’s beste Freundin die perfekte Felicia zur Comic-Con begleitet….) Doch auch die beste Planung hilft nicht, wenn auf der Comic-Con alles anders kommt, als gedacht!
Ich lese eigentlich gerne querbeet, aber eher keine Comics und wenig Science Fiction (ähäm, in den letzten Jahren gar nicht, aber ich bin ja mit Captain Kirk und Captain Future aufgewachsen) und ich war noch nie auf einer Comic Convention. Nach diesem Buch hätte ich aber tatsächlich richtig Lust dazu. Mir ging es da genauso wie der sagenhaften Felicia Obayashi, Roxy’s bester Freundin, die freitags einfach nur so mitkam, ohne Erwartungen und ohne irgendwie im Comic-Fieber zu sein, aber so angesteckt wurde von der Atmosphäre und dem begeisterten Glühen dort, daß ich nun mal schaue, ob die nächste Comic Con tatsächlich Stuttgart ist und ob da nicht noch was in Köln ginge… Felicia ist japanischer Abstammung und scheinbar so perfekt, daß die Jungs sie schon ein wenig argwöhnisch anschauen. Auch der Leser erwartet von ihr nicht viel und so ist gerade sie es, die die Leser mit am Meisten beeindruckt und überrascht, wenn sie Graham eindringlich und mitfühlend anschaut und dann sowohl warmherzige als auch weise und tiefblickende Worte spricht. Das Schöne an diesem Buch, neben vielem anderen ist nämlich, daß nicht nur die Hauptperson total sympathisch ist und man wirklich mit ihm mitfühlt und grinst, sondern auch die Nebencharaktere wirklich toll und liebevoll ausgearbeitet sind.
Dank Felicias zuerst wenig begeistert aufgenommener Idee, freitags gleich am Speed-Dating teilzunehmen, lernt das kleine vierer Grüppchen neue Leute kennen und ihr Kreis vergrößert sich. Nicht unbedingt zu Grahams Freude, aber auch nicht wirklich zu seinem Schaden, wie sich später zeigt.
Denn eines steht fest: die Freunde reifen auf der Comic Con unglaublich heran. Sie werden jetzt nicht unbedingt sofort erwachsen, aber in 3 Tagen deutlich erwachsener und damit meine ich nicht altklug.
Der Schreibstil ist wirklich leicht lesbar, fluffig, aber nicht platt. Nicht nur Felicia gibt weise Worte von sich, ohne dabei belehrend zu nerven. Ja, man kann auch als Leser tolle Mädels ohne offensichtlichen Fehl und Tadel mögen. Denn wie Felicia an einer Stelle so schön sagt: „Wann kapiert Ihr Jungs es endlich, daß wir Mädels auch nur Menschen sind, wir ihr und hört auf, uns auf ein Podest zu stellen!?“ (naja, sinngemäß, wenn auch nicht Wort wörtlich). Ebenso wie den rothaarigen Schlaks Graham, dessen Hoffnung mit seiner Nerd-Brille wenigstens ein bißchen an Clark Kent (Superman’s Name im zivilen Leben) zu erinnern sogar gar nicht so abwegig ist. In dem Jungen steckt Potenzial!
Das Buch läßt einen immer wieder grinsen. Es sprüht vor Wortwitz und ist gespickt mit Anspielungen an legendäre Comics, Sci-Fi-Serien, Fantasy-Serien und Bücher und eben eine Hommage an die legendären Teenie-Filme der 80er von John Hughes (Pretty in Pink, Breakfast Club….).
Ganz klar war mir jedoch: das Buch ist toll! Warmherzig, witzig und weise!

Bewertung vom 20.07.2016
Verflixt und unsichtbar (eBook, ePUB)
Himmel, Jana

Verflixt und unsichtbar (eBook, ePUB)


sehr gut

Verflixt und Unsichtbar 1 – Mission Undercover, von Jana Himmel, Bastei Entertainment
Laura, 24, blond, Vollwaise und Unterwäscheaddict hält sich für einen Freak. Wie schon ihre eines Tages verschwundene Oma, bei der sie aufwuchs, kann sie unsichtbar werden. Inzwischen hat sie dieses „Problem“ im Griff, d.h. sie kann es steuern. Der Einzige, der von dieser Gabe, die ihr mehr wie ein Fluch vorkommt, weiß, ist ihr Chef Paul, Inhaber einer Detektei. Er erkennt ihr Potenzial und stellt die zu diesem Zeitpunkt Obdach- und Mittellose 15-Jährige ein. Fortan beschattet sie der Untreue Verdächtige, was ihrem Bild von der wahren Liebe nicht gerade gut tut. Allerdings ist es nicht so einfach wie es klingt. Denn nur Laura wird unsichtbar, nicht ihre Kleidung, nicht ihr Make-up. D.h. ihre Einsätze muß sie stets komplett nackt durchziehen (naja, es sieht sie ja keiner) und das ist ganz schön kalt bei Zeiten. Auch muß sie aufpassen, daß keine Grashalme zwischen den Zehen stecken bleiben, keine Fusseln am Po haften und sie nicht nass wird. Also eine ganze Menge zu bedenken. Dummerweise verstößt sie gegen Pauls Regel Nummer 1 und beschattet heimlich, ohne Auftrag den Verlobten ihrer Einzigen Freundin! Zu dumm nur, daß der danach nicht mehr lange lebt und überall in seiner Wohnung ihre Abdrücke sind! Umso ungünstiger, da Paul sie jetzt erstmals in einem großen Wirtschaftsfall without cover einsetzen will. Da sind die ständigen Aufforderungen zur polizeilichen Vernehmung zu erscheinen ganz schön störend. Und Kollege Erik, dieser Schnösel erst, den sie bei seinen Ermittlungen unterstützen soll!
So beginnt für Laura die erste wirkliche Detektivarbeit und die ist viel komplizierter, als nur kopulierende Paare heimlich mit einer in der Luft schwebenden Kamera abzulichten.
Anfangs hatte ich etwas Probleme in das Buch hineinzufinden. Laura nervte mich, ich empfand sie etwas als einen Jammerlappen, wie sie sich immer als Freak bezeichnete und betonte, daß sie eigentlich keine Freunde habe. Da sie nun ihre Unsichtbarkeit steuern konnte (nein, sie wird nicht automatisch unsichtbar, sobald sie nackt ist, Romantik ist also noch durchaus möglich), konnte ich sie deutlich besser verstehen, als ich wußte, daß ihre Eltern bei einem Autounfall ums Leben kamen als sie 4 war und ihre Oma das Haus nie verließ…. Das ist dann doch mehr, als ein Kinder verkraften kann. Einen Freund scheint Laura noch nie gehabt zu haben, zu schade um ihre umfassende Dessous-Kollektion in den Farben des Regenbogens. Nein, Laura’s farbenfrohe Unterwäsche hat deutlich klangvollere Farbbeschreibungen wie: zitronenfaltergelb, polizeiuniformblau oder Zuckerwatterosa. Und so tragen die Kapitel auch die Namen der Farbe der jeweils aktuellen Unterwäsche. Das irritierte mich anfangs, aber irgendwann nahm mich die lockere Geschichte doch gefangen. Wie sollte Laura, die von echter Ermittlungsarbeit keine Ahnung hat, den Fall aufklären, an dem die Polizei sich die Zähne ausbiss? Und dann noch gleichzeitig mit Erik ein Team bilden, mit dem sie doch so rein gar nicht zu verbinden scheint? Vielleicht hat Laura mein Herz erobert, durch ihre Liebe zu ihrem kleinen Garten, oder auch nur, weil ich ihren Ekel mit nackten Füßen über gewisse Böden zu laufen so gut verstehen kann? Wer weiß! Auch wenn ich eine Ahnung hatte, wer der Mörder war, so hat mich der Showdown dann doch überrascht. So hatte ich ihn nicht kommen sehen!
Am Ende sind mehr lose Fäden vorhanden, als unbedingt nötig sind, um auf Band 2 neugierig zu machen, denn eigentlich reicht es mir schon Laura zu mögen und sie bei ihrem detektivischen Aufstieg begleiten zu können. Ich hoffe, die noch offenen Fragen klären sich im nächsten Band.
Schöne leichte Chick-lit mit Krimiflair und mehr als nur ein Hauch des unerklärlich magischen.
Für entspannte Sommerlektüre auf dem Balkon oder dem Strand, für ein Lächeln im Gesicht zu empfehlen mit 4 von 5 Sternen!

Bewertung vom 12.07.2016
Ich hatte mich jünger in Erinnerung
Bittl, Monika;Neumayer, Silke

Ich hatte mich jünger in Erinnerung


sehr gut

Tja, wer kennt es nicht, diesen verblüfften Blick in den Spiegel, wenn man sich selbst zurückblinzelt und spontan denkt: „eigentlich hatte ich mich jünger in Erinnerung!“ Mein Mann nennt das Phänomen „auf älteren Fotos sehe ich jünger aus“. Dieses Buch widmet sich in kurzen Geschichten, Kolumnen, Anekdoten, Überlegungen den Besonderheiten des Alterns bei Frauen. Mit Augenzwinkern geht es um die Vor- und Nachteile. Oh ja, es gibt auch Vorteile! Die wachsende Weisheit, die zunehmende Gelassenheit und die Fähigkeit „Nein!“ zu sagen.

Dabei werden in die Geschichten mal aus dem Blinkwinkel der Geschiedenen alleinerziehende Mädelsmutter, mal aus Sicht der treusorgenden Ehefrau und Mutter von Sohn und Tochter geschildert. So ist für jede Leserin genug Wiedererkennungswert dabei, wenn auch nicht jede Geschichte wie die Faust auf’s Auge paßt. Das Schmunzeln und das nickende „Ja, ja, so isses!“ sind jedoch garantiert. Dabei lernt man noch so einiges. Ich weiß nun, daß Puma auf Englisch „Puma“ heißt (wollte ich dank John „Cougar“ Mellencamp schon ewig wissen und war nur zu faul nachzuschlagen) und so das Phänomen von Madonna und Demi Moore, ältere Frau mit jungem Lover genannt wird. Schön auch das Zusammentreffen von pubertierender Tochter und Mutter in den Wechseljahren! Aber die Beiträge sind wirklich breit gestreut. So kommen immer mal wieder zwischen durch kleine „Theaterstücke“ vor, oder Gedanken, wie sich mit steigendem Alter die Frau auf Geschäftsreise verändert, die Angst vor jüngerer Konkurrenz im Beruf und vice versa, oder der Banküberfall mit greiger Feinstrumpfhosenmaske zur Schließung der Rentenlücke.

Aber ist das Altern für Frauen wirklich so viel schwer als für Männer? Der Anblick der Haarschöpfe von Gerhard Schröder, Jogi Löw und Jürgen Klopp lassen mich daran langsam ebenso zweifeln, wie das zu stark geliftete Gesicht des einst so markanten Rupert Everett. Ja, nicht nur die Lila-Latzhosen haben zur Emanzipation der Frau geführt, auch die Männer haben sich, was ihr Aussehen anbelangt bisweilen emanzipiert….

Ich finde das Buch wirklich toll für Zwischendurch, den Strand, den Pool….. die variablen Längen der Beiträge sind für jede noch so kurze oder etwas längere Entspannungspause geeignet. Und haben wir nicht alle eine Freundin, die ein wenig Lese-Botox zur Stimmungsaufhellung gebrauchen kann? Ich weiß schon wer mein nächstes „Opfer“ dieses Buchgeschenkes sein wird!

Ja, und als optimales Geschenk, kommt es auch schon in der geeigneten „Verpackung“ daher! Allein schon die Sprüche im Klappeinband, die dort in unterschiedlichen, fröhlichen Farben abgedruckt sind, haben mich zum Lachen gebracht. Das Buch ist nicht nur kurzweilig, sondern auch kurz. Daher ist es ebenso für Gestresste, wie auch für eigentliche Lesemuffel zu schaffen und für Vielleser nicht nur in ärztlichen Wartezimmern, wenn denn nun schon die Zipperlein kommen, sondern auch zwischen zwei Büchern, um den Kopf frei zu bekommen.

Die Autorinnen sind von Hause aus Journalistinnen und Vollblutautorinnen und wie wir alle, werden auch sie älter und tragen es (meistens) mit Humor!

Kurzweilig und vielseitig! 4 von 5 Sternen!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 04.07.2016
Das Geheimnis von Benwick Castle / Stableford Bd.2
Reef, Rob

Das Geheimnis von Benwick Castle / Stableford Bd.2


ausgezeichnet

1937 kurz vor dem Ausbruch des 2. Weltkrieges sucht Literaturprofessor John Stableford eine neue Inspiration für einen 2. Detektivroman, nachdem der erste ein großer Erfolg wurde.

Da kommt es wie gerufen, daß sein Verleger einen Brief aus den schottischen Highlands erhält in dem Stablefords Roman Alter Ego Blake mit seinen Helfern zur Aufklärung des Verschwindens eines exzentrischen Burgherren Alaisdair Benwick eingeladen wird.

John Stableford reist mit seiner frisch angetrauten Ehefrau Harriet, seinem Freund dem Psychiater Dr. Percy Holmes und dessen Flamme der Psychoanalyterin Lady Penelope in die absolute Einöde der eh schon recht einsamen Highlands. Dort treffen sie auf eine eingeschworene Gemeinschaft, die auf Geheiß des Herren der „Festung“ die Artussage nachspielen. Sie werden mit Sir und Lady angeredet, auf Ritterlichkeit eingeschworen, dürfen keinen Arzt aufsuchen und müssen nach den Überresten des sagenumwobenen Camelot suchen und ein Fabeltier suchen. Doch die Gemeinschaft der 11 macht das nicht freiwillig, sie sind dem verschwunden Major Benwick alle auf die eine oder andere Art ausgeliefert und haben damit alle ein Motiv für einen Mord ohne Leiche.

Dieser Krimi ist klasse. Er ist im Stil der großen Klassiker von Agatha Christie und Sir Arthur Conan Doyle und immer wieder gespickt mit Anspielungen auf diese. Sprachlich sind diese sehr elegant in die Geschichte eingewirkt.

Auf der ersten Seite der nicht zu überlesende Hinweis auf das nützliche Golf-Glossar (nein, es ist kein Krimi nur für Hartgesottene Golfspieler) und die handgezeichnete Karten der umgebauten Whiskey Distillerie.

Der Fall ist wirklich kniffelig, man grübelt und statt der Lösung näher zu kommen, tauchen immer neue Puzzleteile auf, die einen immer weiter verwirren. Kaum scheint etwas nachvollziehbarer zu werden, tauchen neue Fragen auf. John Stableford läßt sich jedoch nicht von den Theorien seiner Freunde ablenken, sondern sammelt Fakten und schaut genau hin, fragt präzise nach. Dabei ist die Atmosphäre der Highlands ebenso gut eingefangen, wie der Geist der Zeit. Die Hitlers Einfluß in Deutschland wird ebenso thematisiert, wie die tiefen seelischen Wunden der Heimkehrer aus den Schützengräben zumeist aus der Normandie und Flandern. Nicht nur körperlich leiden die, die damals als junge Männer frohgemut und optimistisch dem Kriegsaufruf folgten noch an den Kriegsfolgen, auch seelisch sind nicht nur Albträume zurückgeblieben. Die steigende Bedeutung der Psychiater und Psychoanalytiker in dieser Zeit eine logische Folge des Krieges. Aber es ist kein Anti-Kriegsbuch, sondern ein historischer Krimi, der zwischen den zwei großen Kriegen der europäischen Geschichte spielt. A propos Geist, natürlich ist es in den Highlands so nebelig und geheimnisvoll, daß sich die Gänsehaut sich quasi von alleine auf der Haut bildet und die Frage nach einem Spuk in „Benwick Castle“ sich nach und nach in das Leserhirn schleicht. Nebenbei wird das Bild der Artussage klarer und es ist wirklich interessant mehr über seine Fakten, Thesen und Legenden zu erfahren, die Suche nach dem Täter wird hierdurch jedoch nicht unnötig überfrachtet, sondern einfach nur bereichert. Eine gefällige Sprache, die sich quasi von alleine liest, ohne seicht zu sein, sondern den Roman einfach toll abrundet und Kopfkino pur bietet. Nicht nur das miese Wetter vor dem Fenster läßt das Gefühl aufkommen sich mitten in den Highlands zu befinden.

Wer nun denkt, klingt ja ganz nett, aber zu kopflastig, der irrt. Die Charaktere werden wirklich gut gezeichnet (klar, sind ja auch eine Psychoanalytikerin und ein Psychiater im Team) und gerade die vier ermittelnden Freunde wachsen einem wirklich so sehr ans Herz, daß man auf ein baldiges Erscheinen von Band 3 hofft, um zu erfahren ob Dr. Holmes es schafft über seinen Schatten zu springen….. Wer sich nun fragt: „Was für ein Schatten?“ dem bleibt nur eins übrig: selbst lesen!

Bewertung vom 29.06.2016
Die Drachenbande / Max und die Wilde Sieben Bd.3
Dickreiter, Lisa-Marie;Oelsner, Winfried

Die Drachenbande / Max und die Wilde Sieben Bd.3


ausgezeichnet

Max lebt mit seiner alleinerziehenden Mutter seit ca. 3 Monaten auf Burg Geroldseck, einem Altersheim. Sein Vater ist vor Jahren spurlos verschwunden, daher bringt seine Mutter sie beide als Altenpflegerin alleine durch. Ein Kind wirbelt im Altersheim so einiges durcheinander, während einige an allem, auch an seinem Kater Motzkopf nur rumnörgeln, freuen sich einige über den frischen Wind. Die 3 von Tisch Nr. 7, Schauspielerin Vera, Ex-Fußballtrainer Horst und der emeritierte Professor Kilian sind aber inzwischen richtig gute Freunde geworden, mit denen Max bereits in den Vorgängerbänden einige verzwickte Fälle löste. So wohl sich Max auch bei seinen Freunden, der wilden Sieben, fühlt, so unangenehm ist es für ihn in der Schule. Schultyrann Ole geht in seine Klasse und hat ihn ebenso auf dem Kieker wie sein Klassenlehrer der „Mieseweber“. Was kann das auch schon für einer sein, der sich mit Opas und Omas die Zeit vertreibt?!
Seine Banknachbarin Laura ist da schon netter, aber eine richtige Freundin ist sie noch nicht. Immerhin vertraut sie ihm an, daß ihr Dackel Thorstin verschwunden ist. Kurz darauf wird Motzkopf nach einem Tierarztbesuch vor Max Augen entführt! Max ist am Boden zerstört, doch der wilden Sieben fällt auf, daß in letzter Zeit auffällig viele Tiere verschwanden, auch wenn sich die Polizei, allen voran der fiese Polizeimeister Poschke, dafür nicht interessiert. Ganz klar, ein neuer Fall für die geheimen Ermittler Max und die wilde Sieben!
Gleich zu Beginn sind einige Steckbriefe von verschwundenen Tieren abgebildet, die meine Töchter 9 und fast 7 genau studiert haben. Das Buch hat sie so beeindruckt, daß immer wieder über die übrigen verschwundenen Tiere dazwischen quatschen mußten. Das passierte während des Vorlesens öfters, weil sie sich alles merkten und so mitfieberten, daß sie unbedingt ihre eigenen Ermittlungsansätze und Schlußfolgerungen miteinbringen wollten. Die Zeichnungen von Ute Krause, die ja selbst Kinder- und Jugendbuchautorin ist, sind klasse. Mit wenigen Strichen gelingt es ihr die Personen und Atmosphäre mit einem kleinen humoristischen Zwinkern einzufangen.
Die Kapitel sind schön kurz und mit Zeichnungen aufgelockert, daß Kinder die gut lesen können, viel Spaß an dem Buch haben werden. Toll fanden wir auch, daß die Seiten, die im dunklen Geheimversteck spielten, schwarz mit weißer Schrift gedruckt waren und mit dem Auftauchen, die Seite wieder weiß mit schwarzer Schrift wurde.
Aber neben der Optik sind auch der Inhalt und der Stil super für Kinder! Die Geschichte fanden beide sehr spannend. Einiges habe ich als erfahrene Krimileserin natürlich schon geahnt, die Kinder aber nicht. Das war für mich aber ein klares Zeichen dafür, daß die Geschichte in sich logisch, schlüssig und mit einem roten Faden versehen war. Neben der Spannung wurden auch noch einige nachdenklichere Themen angesprochen, wie z.B. das Verschwinden von Max Vater, Fleischkonsum und Massentierhaltung (nein keine Sorge, es wurde nicht moralisiert und niemand versucht zum Veganertum zu bekehren) aber immer in die Geschichte eingebunden, ohne sie zu beschweren und ohne gewollt zu wirken. Zusätzlich sorgen nicht nur die ständigen Namensdreher von Horst für stetige Lacher. Auch Oma Schlimmi, Veras Fahrstil, und Max Flucht vor der bösen Oberschwester garantierten Freudengequietsche meiner Kinder. Eigentlich sollten Kinder das Buch ja selbst lesen, aber es ist in der Tat so geschrieben, daß es sich auch hervorragend zum Vorlesen eignet. Die Sätze sind in sich stimmig, man kann sie gut überblicken und dadurch mit entsprechender Stimmmodulation lesen.
Was ich nicht ahnte, dafür aber nicht minder witzig fand, war das „Nachwort“ der fiesen Oberschwester (meine Kinder hätten den Namen sofort parat!), das läßt auch auf eine Fortsetzung hoffen. Bis dahin wollen meine Kinder unbedingt noch die Bände Max und die wilde Sieben: Das schwarze Ass und Max und die wilde Sieben: Die Geister Oma vorgelesen bekommen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.06.2016
Emma Laurent - Zwei Welten
Gotthardt, Thomas

Emma Laurent - Zwei Welten


ausgezeichnet

Die 16 jährige Emma Laurent lebt in der nahen Zukunft mit ihrer Familie in München und fühlt sich pudelwohl. Doch ihr Vater ist ein bedeutender Kernphysiker und ständig muß die Familie zu seinen neuen spektakulären Forschungseinrichtungen ziehen. Diesmal geht es in ein streng geheimes Kernfusionsforschungszentrum in der Provence. Dabei sprechen Emma und ihr 10 jähriger Bruder Felix gar kein Französisch! Und dann ziehen noch nicht mal in eine Stadt, sondern in den eingezäunten hochbewachten Forschungsbereich.

Eines Nachts wird die Familie durch einen Alarm unsanft aus dem Bett gerissen! Alarm! Der Supergau droht! Alle stürmen zum Tor, nur Familie Laurent flüchtet in die Tunnel die zu Dr. Laurents Geheimlabor. Dort werden Emma und Felix als erste Menschen mit der geheimen Zeitmaschine, seinem vertraulichen Forschungsobjekt, in ein paar Wochen zuvor in die Vergangenheit geschickt, um den GAU zu verhindern.

Es ist ein ausgesprochen interessantes Gedankenspiel, eine Zeitmaschine, die nur ein paar Jahre zurück in die Vergangenheit reisen kann und nicht in die Zukunft. Kann man den Lauf der Dinge ändern? Ist es gefährlich das Zeitgeschehen verändern zu wollen und nachträglich Fehler korrigieren zu wollen? Auch die nahe Zukunft ist interessant. Es gibt nur noch Elektrofahrzeuge, die jedoch so unerschwinglich teuer für Normalbürger sind, das die Straßen ziemlich ruhig sind. In die Schule müssen Emma und Felix allerdings immer noch. Auch am Staatsaufbau mit Geheimdiensten und Armeen hat sich nicht viel geändert. Dennoch ist die Geschichte unglaublich spannend. So spannend, daß ich teilweise eine Pause einlegen mußte ;) Schön fand ich, daß die Geschwister sie so unglaublich nahe stehen, trotz des relativ großen Altersunterschiedes. Aber wer alle paar Jahre umziehen muß, der hat keine Freunde, nur Familie. Diese Familie hat es in sich. Felix ist zwar noch jung, aber pfiffig und patent. Dennoch versucht Emma stets ihn zu schützen, was ihr ganz klare Sympathiepunkte bei mir einbrachte. Auch wenn der Roman vor allem auf Spannung und auf „was-wäre-wenn“ Gedanken aufgebaut ist und mit 215 Seiten recht kurz, reifen Felix und Emma in diesen wenigen Zeitsprungwochen unglaublich heran. Sie stellen sich ihrer Verantwortung und wachsen daran. Sie lernen Freund von Feind zu unterscheiden und niemandem außerhalb der Familie wirklich zu trauen.

Der Stil ist so direkt und packend, daß es einen direkt in die Geschichte mithinein zieht. Man muß die Geschwister auch irgendwie mögen. Selbst für ihre teilweise recht krassen Aktionen bei ihrem Kampf zur Rettung der Welt entwickelt man Verständnis. Die Eltern bleiben zwar recht blaß, aber auf sie kommt es in der Geschichte nicht wirklich an. Allein, daß sie aus einem behüteten Elternhaus kommen, harmonisch, aber ständig am Packen von Umzugskisten.

Ich mochte Emma und Felix, ihre Sorgen und Nöte konnte ich nachempfinden und wer weiß, ob dieses Gedankenspiel um kurze Zeitsprünge wirklich so abwegig ist. Interessant ist es alle mal.

Kurze und kurzweilige Spannungsunterhaltung, die einen jedoch ins Grübeln bringt und die man nicht so schnell vergißt.

Uneingeschränkte Leseempfehlung!