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anette1809 - katzemitbuch.de
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Sulzheim
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Mein Blog: https://katzemitbuch.de/

Bewertungen

Insgesamt 1015 Bewertungen
Bewertung vom 21.01.2025
Sturm überm Winkelhaus
Kahrs, Julia

Sturm überm Winkelhaus


sehr gut

Das Winkelhaus steht in der kleinen Stadt Gørja, in die Sam mit ihrer Familie gerade gezogen ist. Ihre Familie besteht neben Sam aus ihrer Mutter und ihren zwei älteren Brüdern Fleming und Gabriel. Bei einem sehr schweren Autounfall hatte sich ihr Vater derart verletzt, dass er einige Zeit später an den Folgen verstorben ist, Sam selbst hinkt seit diesem Vorfall und ihr Bruder Fleming hat aufgrund dessen einen Arm verloren. Doch nicht nur das Äußere grenzt sie von anderen Kindern ab, sodass es nicht verwunderlich ist, dass Sam an ihrem alten Wohnort regelmäßig zum Mobbingopfer wurde. Auch in der neuen Schule in Gørja scheint es in dieser Hinsicht nicht besser zu werden, bis Sam Karla kennenlernt und sich mit ihr anfreundet.
Doch in Gørja gibt es Geheimnisse. Schwere Stürme, bei denen Kinder spurlos verschwinden und erneut braut sich ein Unwetter zusammen.
Jedoch geschehen nicht nur im Freien unheimliche und gruselige Dinge, auch Sams Mutter verhält sich zusehend seltsam, sodass in Sam ein beunruhigender Verdacht keimt … Sollte etwa ihre Mutter mit dem Verschwinden der Kinder zu tun haben?

„Sturm überm Winkelhaus“ ist ein außergewöhnliches Buch, spannend, unheimlich und sehr skurril.
Tatsächlich habe ich mich selbst als Erwachsener beim Lesen stellenweise derart gegruselt, sodass ich zu einem Mittel gegriffen habe, welches ich eigentlich zu vermeiden suche. Ich habe mich mit dem Ende des Buches gespoilert, weil ich es vor Spannung nicht mehr ausgehalten habe.
Junge Leser*innen sollten meines Erachtens also nicht allzu zartbesaitet sein, wenn sie zu diesem Buch greifen, da manche Gruselelemente durchaus in Richtung Horror gehen.
Weiteres zum Inhalt lässt sich kaum sagen, wenn man keine Entwicklungen vorwegnehmen oder gar die Auflösung verraten möchte. Aber so viel sei zur Lektüre gesagt: neben Spannung und Grusel erwartet einen eine großartige Freundschafts- und Familiengeschichte, die zudem aussagt, dass jeder gut ist, wie er ist und […] was zählt, ist das Innere. (S.277)

Selbst jugendliche Vielleser*innen sollten hier auf ein Buch stoßen, wie sie noch keins zuvor gelesen haben. Julia Kahrs überzeugt mit einem einzigartigen Plot und interessanten Charakteren, wobei leider die Nebendarsteller bei weitem nicht so stark und im Detail ausgearbeitet sind wie die Ich-Erzählerin Sam.

„Die Erde ist ein kleiner Planet“, meinte Karla. „Und manche sind einfach ein bisschen zu groß für sie.“ (S.280)

Bewertung vom 21.01.2025
Earhart
Kuhlmann, Torben

Earhart


ausgezeichnet

Zehn Jahre nach seinem ersten Mäuseabenteuer, welches Lindbergh gewidmet war, ist mit „Earhart“ Torben Kuhlmanns inzwischen fünftes mäusestarkes Abenteuer erschienen. Zum einen pflegt es Erinnerungen an das erste Mäuseabenteuer „Lindbergh“, mit einem Wühlmaus-Mädchen angelehnt an Amelia Earhart hat es zugleich die erste Heldin als Hauptfigur.

Amelia Earhart, die US-amerikanische Flugpionierin und Frauenrechtlerin, war 1937 im Pazifischen Ozean verschollen und zwei Jahre später für tot erklärt worden.
Bis zu diesem bis heute ungeklärten Ende begleitet der Leser jedoch die kleine Wühlmäusin, die nicht mehr unter der Erde leben, sondern fliegen lernen möchte, auf ihrem abenteuerlichen Weg erzählt mit imposanten Illustrationen und fesselnden Texten.
Sowie Amelia Earhart es zu ihrer Zeit nicht einfach hatte sich in einer damals von Männern dominierten Welt zu behaupten, so kämpft die kleine Wühlmäusin gegen die Vorurteile der anderen Wühlmäuse an. Beistand und Zuspruch findet sie bei der ersten fliegenden Maus – Lindbergh.
Seite an Seite mit der kleinen Maus erkundet man lesend die Welt, die ihrerseits von unterwegs Briefe an die Maus Lindbergh schickt, bis er eines Tages nichts mehr von ihr hört. Sollte ihr das Gleiche zugestoßen sein wie ihrem Vorbild Amelia Earhart?

Torben Kuhlmann illustriert und schreibt gleichermaßen großartig. Die Abenteuer seiner Mäuseheldin sind geschmückt von zahlreichen vollformatigen Illustrationen, die die Geschichte sogar ohne begleitende Texte erzählen könnten.

Am Ende des Abenteuers des kleinen Wühlmausmädchens erfährt man einiges über die Patin dieses Mäuseabenteuers Amelia Earhart persönlich.

Nicht nur der historische Hintergrund, auch die Geschichte an sich und die wundervollen Zeichnungen machen „Earhart – Der abenteuerliche Flug einer Wühlmaus um die Welt“ zu einem Bilderbuchschatz, in den sich klein wie groß verlieben werden.

Bewertung vom 21.01.2025
OMG, ist das wahr?
Wissensbert

OMG, ist das wahr?


sehr gut

Bereits die Einleitung ist sehr lustig und liefert die ersten Fakten. In „OMG, ist das wahr?“ findet man in Summe weit über 1000 davon aus Wissenschaft, Technik und Natur.
Da wir sehr gerne quizzen, ist das Buch genau das richtige für uns. Teenager haben damit gefühlt noch mehr Spaß als Erwachsene.

Die enthaltenen Fakten sind in mehrere Rubriken unterteilt.
– Erstaunliche Fakten über den menschlichen Körper
– Kuriose Alltagsfakten
– Wunder der Natur
– Auf ins All: Das Universum und der ganze Rest
– Wie sieht die Zukunft der Menschheit aus?
Nicht alle Rubriken konnten uns gleichermaßen begeistern, beziehungsweise haben wir Favoriten.

Außer zum immer mal wieder darin Schmökern, eignet sich das Buch durchaus auch zum gemeinsamen Lesen oder Quizzen.
Auch regen einige Fakten dazu an, ihren Wahrheitsgehalt zu überprüfen oder sie gleich auszuprobieren.

'Sobald du dir die Nase zuhältst, kannst du nicht mehr Summen. (S.17)'

Das Buch ist innen sehr locker gestaltet durch die Verwendung unterschiedlicher Schrifttypen und kleiner Schwarzweiß-Illustrationen.
Es ist eine kurzweilige Lektüre zum Überbrücken beispielsweise von Wartezeiten oder Zugfahrten.
Das Buch erfindet das Rad nicht neu, so kennt man ähnliche Fakten unter anderem bereits aus lustigen Quiz-Spielen. Es lässt sich aber immer wieder zur Hand nehmen und vertreibt humorvoll die Zeit.

Bewertung vom 01.01.2025
Widder Willi will aber!
Pohl, Romy

Widder Willi will aber!


ausgezeichnet

Die Geschichte vom wid(d)erwilligen Willi ist so lustig und selbst ironisch erzählt, dass selbst erwachsene Leser*innen tierischen Spaß mit diesem Bilderbuch haben.
Gleich zu Beginn punktet Romy Pohl mit einem aberwitzigen Einstieg, als Willi sich direkt zu Wort meldet und trotzig herummotzt, dass seine Geschichte nicht richtig erzählt wird. Weder stimmt es, dass er glücklich und zufrieden inmitten seiner Schafherde lebt, noch dass er unglücklich und unzufrieden dort ist. Ja was denn nun?
Widder Willi tut lautstark kund, dass er jetzt sofort eine Geschichte will, mit Happy End und Tieren und Romy Pohl gibt ihr Bestes, ihm seinen Willen recht zu machen.
Was folgt ist die Geschichte von Widder Willi und dem kleinen Steinbock Hörnchen, denen die Regeln der Erwachsenen oft zu viel sind und die manchmal einfach nicht wissen, was die Erwachsenen denn von ihnen wollen. Was soll das heißen, einfach mal über den Schatten springen?
Willi und Hörnchen nehmen die Aussage wörtlich und erleben im Anschluss einen kurzweiligen und spaßigen Tag, bis das Ganze ein mindestens so lustiges Ende findet, wie es der Beginn der Geschichte war ;)

Sowohl Geschichte als auch die Illustrationen machen unheimlich viel Spaß und ermöglichen mit Kindern in der Trotzphase über Wut, Trotz und Widerwillen zu reden, ohne dies allzu ernst und verbissen anzugehen.
Sprechblasen lockern die formatfüllenden Illustrationen auf und peppen den Erzähltext zusätzlich auf. Zudem gefällt mir das Spiel mit der Alliteration sehr gut.
Dank der Umsetzung von Autorin und Illustratorin kommen sowohl die erwachsene als auch die Seite der Kinder in der Familie zur Sprache, sodass die Geschichte Anstoß für Diskussionen liefern kann.

Hörnchen wird in einem zweiten Band „Der Keinbock will doch!“ ein Abenteuer bekommen, in dem es um (Spiel)Regeln geht.

Bewertung vom 26.12.2024
Die 13 Tode der Lulabelle Rock
Woolf, Maud

Die 13 Tode der Lulabelle Rock


gut

Der 13. Klon der berühmten Filmschauspielerin Lulabelle Rock wird erschaffen, um alle früheren Versionen ihrer selbst umzubringen, die in Bubble City unterwegs sind.
Maud Woolf fackelt nicht lange und wirft ihre Leser*innen direkt in die Welt der Lulabelle Rock und ihrer 13 Porträts. Ihr lockerer und leicht zu lesender Schreibstil macht es einem zum Glück leicht, sich auf ihr Worldbuilding einzulassen und sich darin zurechtzufinden.

Der Grundgedanke der Geschichte ist gut. Dank existenzieller Fragen, denen man sich automatisch gegenübergestellt sieht, ist sie alles andere als oberflächlich vom Kern. Nur leider lässt Maud Woolf viel Potenzial ungenutzt liegen.
So gewinnt weder Bubble City an Tiefe, noch empfindet man Gefühle mit Nr. 13, dem Original oder den anderen Porträts der Lulabelle Rock, die nach und nach den Tod finden, da alle ihrerseits oft keine tief empfundenen Emotionen vermitteln.

Die Tode und Morde sind recht unterschiedlich in der Ausführung, nicht zuletzt, da die Porträts auf verschiedene Weise auf ihr Schicksal reagieren. Manch eines nimmt es hin, manch eines setzt sich zur Wehr. Ein weiterer interessanter Aspekt. Warum reagieren die Porträts so unterschiedlich, wenn doch alle Kopien ein und derselben Vorlage sind?
Bedauerlicherweise lässt die Autorin ihren Leser*innen weder Zeit noch Raum diese wirklich interessanten Fragen zu erforschen und nach Antworten zu suchen. Zu schnell wird alles abgehandelt. Ein Tod folgt auf den anderen. Weder hat Nr. 13 Zeit sich zu entwickeln, noch der Leser Zeit eine Bindung auch zu irgendeiner Figur aufzubauen.

„Ich bin der Tod. Ich bin die dreizehnte Karte.“ (S. 323)

Die Geschichte bietet interessante Nebencharaktere, darunter einen Anhalter, der Nr. 13 zu Beginn der Story ein Deck Tarotkarten schenkt. Das erklärt auch, warum jedes Kapitel mit der Vorstellung einer Karte eröffnet wird. Leider bleiben jedoch auch diese interessanten Figuren flach in ihrer Darstellung, da der Umfang der Geschichte dafür zu knapp bemessen ist. Neben dem Anhalter gibt es noch weitere Figuren, über die ich gerne mehr erfahren hätte.

Das Ende kommt überraschend und unvorhersehbar daher. Da es mich jedoch mit mehr Fragen als Antworten zurückgelassen hat, konnte auch das nicht das Ruder für mich herumreißen.
Bis zuletzt verweigert die Autorin dem Leser also Antworten, aber auch tiefergehende Fragestellungen, um das Buch so dauerhaft nachklingen zu lassen.

Tatsächlich bin ich der Meinung, dass die Geschichte besser als Drehbuch beziehungsweise als Film, denn als Roman funktioniert hätte.
Den Namen Maud Woolf sollte man sich dennoch merken, auch wenn mich ihr Debüt zwiegespalten zurücklässt.

Bewertung vom 25.12.2024
Weihnachten ist Liebe
Dodd, Emma

Weihnachten ist Liebe


ausgezeichnet

Ein Rentierkitz ist gemeinsam mit seiner Mutter in der verschneiten Landschaft unterwegs.
Die Zeichnungen der Tiere sind schnörkellos und klar, aber sehr herzig umgesetzt.
Kurze sich reimende Texte ergänzen die Seiten. Diese passen zur Winter- und Weihnachtszeit und greifen teilweise die Inhalte der Illustrationen auf.
Die Texte stehen im Hintergrund und greifen nicht in die Bildkomposition ein. So werden die Bilder nicht durch die Texte gestört und man sie auch für sich alleine stehend betrachten und genießen.
Der Großteil der Bilder zeigen Mutter und Kind alleine in der Natur, nur zwei zeigen eine größere Herde der Tiere.
Obschon die Illustrationen nicht allzu detailliert sind, hinterlassen sie einen starken Eindruck. Der Schnee wirkt realistisch und Nordlichter sowie Sterne heben sich leuchtend vom Rest der Illustrationen ab. Die Kontraste kommen bei den einfachen Strukturen sehr gut durch.

„Weihnachten ist Liebe“ vermittelt mit liebevollen Bildern und einfachen Texten den eigentlichen Sinn von Weihnachten: Liebe zueinander und zur Natur, Zweisamkeit beziehungsweise Gesellschaft von Freunden und Familie, Freude und Frieden!
Ein sehr hübsch gestaltetes Kleinkinderbuch, welches zum gemeinsamen Betrachten und Vorlesen einlädt.

Bewertung vom 25.12.2024
Literarische Weihnachten

Literarische Weihnachten


sehr gut

Aus dem Laurence King Verlag besitzen wir bereits mehrere literarische Puzzle, die immer einen Autor mit seinen verschiedenen Werken zum Inhalt haben.
Dieses hier ist ein Wimmelpuzzle mit dem Thema „Literarische Weihnachten“. Es beinhaltet 16 Weihnachtsszenen aus berühmten Geschichten, die aus der Feder unterschiedlicher Autoren stammen.

Nicht alle Szenen haben wir auf Anhieb erkannt. Zumal es sich um Klassiker handelt, die der jüngeren Generation gar nicht alle bekannt sind.
Auf der Rückseite des beiliegenden Poster in Originalformat sind zum Glück alle Geschichten und dazugehörigen Motive aufgeführt. Hier kann man nachlesen, welche Klassiker auf dem Puzzle dargestellt sind.
Vielleicht nimmt sich der ein oder andere Puzzler dies sogar zum Anlass bekannte Geschichten neu zu entdecken und mit noch unbekannten Geschichten Bekanntschaft zu schließen.

Die Qualität der Puzzleteile ist zum größten Teil gut, manche haben leicht gebogene Ecken. Der Druck ist sauber und klar.
Das Puzzle lässt sich auf Grund der vielfältigen Formen und Farben recht leicht legen. Viel-Puzzler legen das Motiv ohne Probleme an einem Adventsnachmittag innerhalb weniger Stunden.
Die Puzzleteile sind bei Anlieferung nicht in einer Plastiktüte, sondern in einer verklebten Papiertasche verpackt und weisen sehr wenig Puzzlestaub auf.

Bewertung vom 20.12.2024
Die Winterschwestern
Bertrand, Jolan C.

Die Winterschwestern


sehr gut

"Die Winterschwestern" greift die nordische Mythologie auf und erzählt die Geschichte des zehnjährigen Wikingerjungen Alfred, der für sein Leben gerne Streiche spielt, inspiriert von Halbgott Loki.
Man erzählt sich, dass es früher zwei Winterschwestern gab. Die große Winterschwester, das war der raue, grausame Winter, die kleine Winterschwester brachte die zugefrorenen Seen, die Wintermärkte und das Julfest mit sich.
Doch eines Tages wurden die beiden Schwestern getrennt und die kleine Schwester ist seither verschwunden. Die Winter werden seitdem immer kälter und bitterer und den Wikingerstämmen von Jahr zu Jahr mehr Dinge gestohlen.
Alfreds Onkel Ragnar macht sich auf die Suche und Alfred ist ihm verbotenerweise auf der Spur.
Was folgt, ist ein Abenteuer in einer Winterlandschaft voll Schnee in Eiseskälte, auf dem die Leser*innen nicht nur Alfred und Ragnar begleiten, sondern auch die Winterschwestern, Trolle und andere Wesen treffen.

Insgesamt hatte ich mir von "Die Winterschwestern" zwar mehr versprochen, wurde insgesamt aber gut unterhalten.
Ins Auge sticht natürlich die überragende Cover- und Innengestaltung von Chevalier Gambette, sehr gut gefallen hat mir auch die Ergänzung des Buches um ein Glossar. Bei einem Lesealter ab 8 Jahren werden die wenigstens bereits Bekanntschaft mit der nordischen Mythologie gemacht haben und finden hier zu Begriffen Erklärungen.

Jolan C. Bertrand lässt mit Ragnar eine Figur auftreten, die früher eine Frau war und dank unterstützender Zauber nun als Mann lebt. Dies spielt zwar im weiteren Verlauf der Geschichte keine Rolle, sodass man sich fragen könnte, warum der Autor diese Figur erfunden hat. Angesichts der Vita des Autors finde ich diese Rolle aber gut und richtig.
In Alfred kann man als junger Leser gut hineinversetzen. Die restlichen Figuren sind fast ausschließlich der Mythologie entnommen und verleihen der Story einen ganz besonderen - winterlichen - Zauber.
Der Beginn der Geschichte war für mich am stärksten, der weitere Handlungsverlauf konnte für mich leider nicht mehr ganz mithalten. Es ist eine Suche mit relativ wenigen Höhen und Tiefen oder Spannungskurven, was angesichts des empfohlenen Lesealters aber recht passend scheint.

Es war für mich wenig nachvollziehbar, dass ein Kind gerade den listigen Halbgott Loki als Helden auserwählt. Das Ende bringt in dieser Hinsicht aber eine schlüssige Auflösung, die mich zudem mit dem eher durchschnittlichen Mittelteil versöhnt hat.
Alfred und die Leser*innen der Geschichte lernen den Unterschied zwischen Streichen, über die man sich vielleicht ärgert, letzten Endes aber dennoch lachen kann, und Streiche, die niemand witzig findet, außer demjenigen, der sie ausgeheckt hat. Von daher gibt dieses winterliche Abenteuer tatsächlich eine Moral mit auf den Weg, mit der ich bei dieser Geschichte gar nicht gerechnet hätte.

"Die Winterschwestern" sind vom Plot recht einfach gestrickt, sodass man über das empfohlene Lesealter hinaus wahrscheinlich nicht mehr allzu lange Spaß mit Alfreds Abenteuer hat.
Ich finde jedoch, dass das Buch eine gute Storyline für junge Leser'innen hat, die sich zudem mit dem gleichaltrigen Alfred identifizieren können.
Das Buch eignet sich aufgrund des nicht allzu großen Umfangs und der bezaubernden Illustrationen auch sehr gut zum gemeinsamen Lesen. Dank der eisigen Kulisse passt es perfekt in die Winter- und Weihnachtszeit.

Bewertung vom 19.12.2024
Die Verknöpften
Behnke, Andrea

Die Verknöpften


ausgezeichnet

Die Verknöpften sind Liselotte, Minna, Leon und Hilli. Liselotte hat für die Mädchen Freundschaftsbänder genäht, die mit einem Knopf verschlossen werden und ihre Freundschaft für immer besiegeln sollen.

„Jede macht bei einer von uns den Knopf zu. So sind wir für immer verknöpft.“ (S.27)

Leider hält der Zauber der Freundschaftsbänder nicht lange, denn die Geschichte spielt kurz vor Beginn des 2. Weltkriegs in Bochum.

Eingerahmt wird die Geschichte der vier Kinder von zwei Sequenzen aus dem Ghetto in Riga, wo sich ihre frühere Lehrerin um Kinder und Kranke kümmert, solange ihr dies möglich ist.
In Bochum im Herbst 1938 spürt man gleich zu Beginn der Geschichte den kalten Hauch der nationalsozialistischen Regierung. Denn für Personen, die für die Regierung nichts wert oder unerwünscht sind, fängt die Verfolgung und der Krieg schon sehr viel früher an.

Leon kommt mit Verletzungen in die Schule und wird kurze Zeit später zum Schutz tagtäglich von seiner Lehrerin nach Hause begleitet, damit er nicht weiterhin von anderen Kindern verprügelt wird.
Wenn Liselotte und Minna Hilli besuchen wollen, müssen sie aufpassen, dass keiner sie dabei beobachtet, aber viel zu schnell sind die Treffen unter den drei Freundinnen nicht mehr durchführbar.
Die berufliche Existenz von Liselottes Eltern wird in einer Novembernacht innerhalb weniger Stunden zerstört.
Andrea Behnke macht das jüdische Leben in dieser grausamen Zeit jedoch nicht nur greifbar durch die Schrecken, sondern auch durch das Teilen jüdischer Traditionen, Feste und Speisen.

Durch die Augen eines Kindes mit jüdischem Glauben erfahren Leser*innen hautnah von zerbrechenden Freundschaften, erleben den Schrecken der Nacht des 9. November – der Reichspogromnacht – und spüren die Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit, die manch einen angesichts dieser Schrecken ereilt, aber auch die Hoffnung auf ein neues Leben in einem neuen Land.
Leider ist diese Geschichte kein Märchen, sondern ein sehr dunkles, wenn nicht das dunkelste Kapitel überhaupt der deutschen Geschichte, und so wird der Ring der vier Freunde in der Tat in alle Himmelsrichtungen zersprengt.

Wieder hört Ilse Hirschberg das Lied, das Lied vom festgebundenen Kälbchen.
Und am Himmel fliegt ein Vogel davon. (S.132)

Ich habe schon viele Bücher aus der Zeit des 3. Weltkriegs gelesen, was der Geschichte den Schrecken jedoch nicht nimmt.

Die Autorin lässt die Erzählung um die vier Verknöpften nicht alleine im Raum stehen.
Im Anhang finden sich im Nachwort die Geschichte von Else Hirsch aus Bochum. Die Geschichte der Lehrerin Ilse Hirschberg im Buch ist die wahre Geschichte von Else Hirsch.
Außerdem befindet sich ein Glossar am Ende des Buches, mit einigen Wörtern und Begriffen aus der Geschichte, sowie ein Bildnachweis.
Die Ausgabe im Verlag Monika Fuchs ist eine überarbeitete Neuauflage der Geschichte, die ursprünglich 2021 im Ariella Verlag erschienen ist.

Aufgrund der Erzählperspektive und des kompakten Umfangs wünsche ich mir, dass diese Geschichte sehr lange lieferbar bleibt und vielleicht den Weg als Lektüre in das eine oder andere Klassenzimmer als Schullektüre findet.
Die Sprache ist einfach genug, damit Kinder die Geschichte alleine lesen und verstehen können und dennoch inhaltlich so anspruchsvoll, dass sie ebenso geeignet für Erwachsene ist.

Bewertung vom 19.12.2024
So schmeckt mein Weihnachten
Lindgren, Astrid;Eriksson, Fredrik

So schmeckt mein Weihnachten


ausgezeichnet

Die Veröffentlichung „So schmeckt mein Weihnachten“ ist eine wundervolle Schatzkiste mit Erinnerungen Astrid Lindgrens an frühere Weihnachten, aber auch Auszügen aus den Weihnachtsfesten ihrer Buchfiguren. So erlebt man unter anderem Michel aus Lönneberga, die Kinder aus Bullerbü und Pippi Langstrumpf dabei, wie sie ihr Weihnachten begehen.

Astrid Lindgrens Weihnachten und das Weihnachten ihrer literarischen Helden ähneln einander, auch was das Weihnachtsessen betrifft. Dies verwundert nicht, hat Lindgren ihren Figuren doch viele Erinnerungen aus ihrer Kindheit mitgegeben.
Dieses Buch als Kochbuch zu bezeichnen mag zwar nicht falsch sein, wird ihm aber nicht ansatzweise gerecht.
Die Rezepte machen tatsächlich nur einen Bruchteil des gesamten Buches aus. Neben den bereits erwähnten Buchauszügen, befinden sich im Buch auch wunderschöne und stimmungsvolle Fotos, appetitanregende Foodfotografie, sowie Illustrationen verschiedener Künstler aus ihren Werken.
Ergänzt wird das Ganze noch durch Notizen Astrid Lindgrens, Erinnerungen ihrer Familienmitglieder und Fotos von ihr und ihrer Familie.

Das Buch wurde nach Anlässen untergliedert in:
Erster Advent
Lucia
Adventssonntage
Der Tag vor Heiligabend
Heiligabend
Der erste Weihnachtstag
Der zweite Weihnachtstag
Silvester
Heilige drei Könige
Sankt-Knuts-Tag

Von den Rezepten haben mich die Gerichte mit Fleisch und Fisch nur wenig angesprochen. Zumal hier auch recht spezielle Zutaten zum Einsatz kommen, wie beispielsweise Rentierfleisch. Gerade die süßen Rezepte eignen sich aber durchaus zum Nacharbeiten, wie Apfeltorte, Pfefferkuchen oder weiße Weihnachtsgrütze (Milchreis).

Die Auszüge aus Lindgrens Werken laden dazu ein, sie an den Advents- und Weihnachtstagen zu lesen oder vorzulesen, und wecken die Lust darauf die entsprechenden Werke – erneut – zu lesen oder sich die dazugehörigen Verfilmungen anzusehen.

Im Anhang des Buches finden sich ein Rezeptregister, sowie ein Bildverzeichnis und ein Quellenverzeichnis.

Es ist ganz schön albern, so viel über Weihnachten zu schreiben, als wäre das Fest von welthistorischer Bedeutung.
Ich weiß nicht, warum ich es tue, es ist einfach so passiert.

aus Astrids Notizen, 1962

Dieses Werk bietet sehr unterschiedlichen, aber durchweg wunderschönen weihnachtlichen Inhalt, und wird auch sicherlich nach Jahren nicht langweilig werden es zu lesen, vorzulesen, anzuschauen oder das eine oder andere Rezept aus Astrid Lindgrens schwedischen Weihnachten daraus nachzukochen oder nachzubacken!