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Benutzername: 
Larsi123
Wohnort: 
Göttingen

Bewertungen

Insgesamt 13 Bewertungen
12
Bewertung vom 11.12.2022
Die tausend Verbrechen des Ming Tsu
Lin, Tom

Die tausend Verbrechen des Ming Tsu


sehr gut

Came for the Western - stayed for the fantasy.

Zum Genre "Thriller" würde ich Tom Lin's Werk nicht zuordnen, sondern eher in die Sparte "Fantasy" & "Action".

Der Stil war von Anfang an angenehm und straight-forward. Die Formulierungen und Metaphern waren teilweise ein wenig ungewöhnlich, aber nicht unangenehm. Das könnte jedoch auch an der Übersetzung gelegen haben.

Gewöhnungsbedürftiger hingegen war die Handlung. Was wie ein typischer Wester anfing, "Colts, Rache und eine Frau in Nöten", wurde sehr schnell zu einer Reise des Übernatürlichen.

Tom Lin schafft es irgendwie den Western aus seiner langweiligen 0815-Ecke herauszuholen, doch mag dies vielleicht nicht jedermenschs Ding sein. Man muss sich auf jeden Fall auf viele Überraschungen, Blut, Tod und auch einen kleinen Wink in Bezug auf die Ausbeutung von Ausländern im wilden Westen gefasst machen.

Ich würde das Buch jeder/m empfehlen, der/die mal was neues probieren will und nicht zu zart besaitet ist. Für ein Erstlingswerk ist es beachtlich, was Tom Lin zustande gebracht hat und ich bin sehr gespannt, was folgen wird

Bewertung vom 27.10.2021
Schwarzes Herz
Kuhnke, Jasmina

Schwarzes Herz


ausgezeichnet

Frontal gegen die Wand … und das immer wieder. So fühlt sich der Roman von Jasmina Kuhnke an. „Schwarzes Herz“ ist ein Buch, das weh tut und den Leser*innen einiges abverlangt.

Kuhnke spricht in ihrem Roman gleich mehrere Themen an, welche in unserer Gesellschaft heutzutage zwar präsent sind, jedoch gerne tot geschwiegen werden. Die Protagonistin, Tochter einer Kroatin und eines Senegalesen, wird ab jüngster Kindheit mit einem indirekten und direkten (Alltags-)Rassismus konfrontiert, der beim Lesen Unwohlsein hervorruft. Die meisten werden wahrscheinlich sogar merken, dass man sowas sogar selbst schon miterlebt hat (aktiv oder passiv) und mit der eigenen damaligen Reaktion konfrontiert. So zumindest bei mir. „War ja nur ein (!) Witz, ist ja nicht so schlimm“. Solche Aussagen überdenkt man nach diesem Buch definitiv.
Dazu kommt ein extremer Fall von häuslicher Gewalt, welcher in Deutschland wahrscheinlich tausende Male und das tagtäglich vorkommt. „Etwa jede vierte Frau wird mindestens einmal Opfer körperlicher oder sexueller Gewalt durch ihren aktuellen oder früheren Partner“ [BMFSFJ, 2020].
Die Statistik mag zwar auch „einfache“ Körperverletzung mit einschließen, doch auch das absolut inakzeptabel. Der im Roman geschilderte Fall ist auch in der Triggerwarnung ausführlich vorgewarnt. Jede Person, die ein ähnliches Trauma durchgemacht hat, sollte wahrscheinlich auf diese Lektüre verzichten, da sie sich vielleicht Re-Traumatisierend auswirken kann.
Das Buch ist wie gesagt eine anstrengende Lektüre, welche mehrere Tage braucht, um es zu lesen und nochmal mehrere, um es zu verdauen. Durch die Nähe, welche man über den guten Erzählstil und die tiefen Einblicke in das Gefühlsleben der Protagonistin gewinnt, ist es sogar für mich, weißen, männlichen Mitteleuropäer möglich, die Alltagsprobleme ein wenig nachzuvollziehen. Und das schockiert, alleine schon das bisschen.

Der Schreibstil der Autorin ist sehr angenehm, manchmal sehr ruppig und für einige ein wenig anmaßend, doch wird der harte Ton, dem man auf den ersten Seiten begegnet, nicht über das Ganze Buch fortgeführt. Hier und dort sind jedoch einige Situationen sehr anschaulich und brutal ehrlich geschildert. So wie es im wahren Leben nun mal auch wäre.

Alles in allem ein sehr gelungenes Buch, welches man sich zu Gemüte ziehen sollte, wenn man mal aus der Komfortzone raus will und sich mit Themen wie Sexismus, Rassismus und Gewalt gegenüber Frauen beschäftigen will. Die Statistiken zeigen immer wieder, wie aktuell die Thematik noch ist, es will scheinbar nur niemand wirklich drüber sprechen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.09.2021
Abgetrennt / Paul Herzfeld Bd.3
Tsokos, Michael

Abgetrennt / Paul Herzfeld Bd.3


sehr gut

Der dritte Teil der Herzfeld-Reihe!

Dieser knüpft zeitnah an den vorherigen Teil an und greift thematisch einen Aspekt auf, welcher für fachfremde Personen eher ungewöhnlich anmuten dürfte. Der Handel mit Präparaten und Leichenteilen, die aus pathologischen Einrichtungen entwendet werden. Wie auch in den vorherigen Teilen orientiert sich Tsokos an realen Ereignissen und Erfahrungen, was diesem Thriller/Krimi einen gruseligen Beigeschmack hinzufügt.

Die Geschichte ist im Großen und Ganzen ein solides Tsokos-Werk. Er schreibt sehr anschaulich; zudem sehr detailliert und fachspezifisch, ohne jedoch anzustrengen oder sich in eben diesem zu verlieren. Wem die anderen Bücher stilistisch gefallen haben, der wird hier nicht enttäuscht.

Da es sich um eine Fortsetzung der Reihe handelt, sind die Figuren größtenteils gleich geblieben. Was auch zu der Empfehlung hinleitet, dass unbedingt die vorherigen Teile gelesen werden sollten. Viele Themen und Probleme in der Geschichte erschließen sich erst aus dem Kontext.

Größtenteils ist es ein stabiles Werk, welches spannend, interessant und lesenswert ist. Nur zu einem Punkt scheint dem Autor ein wenig die Kreativität zum Schulterschluss mit der Situation gefehlt zu haben. Ohne zu Spoilern sollten die Stichworte: "Treffen mit von Waldstamm" ausreichend sein. Dies sollte jedoch niemanden davon abhalten das Buch zu lesen, wer die ersten zwei Teile gemocht hat.

Kaufempfehlung: Ja, aber nur 3,5 Sterne

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

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