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Martinchen
Wohnort: 
Magdeburg

Bewertungen

Insgesamt 70 Bewertungen
Bewertung vom 25.09.2024
Wintersonnenwende / Wolf und Berg ermitteln Bd.2
Engman, Pascal;Selåker, Johannes

Wintersonnenwende / Wolf und Berg ermitteln Bd.2


ausgezeichnet

Düster und fesselnd

Im Kontrast zum ersten Band der beiden Autoren spielt der vorliegende, wie es der Titel nahelegt, in einem klirrend kalten Winter, als am Silvesterabend 1994 der Freier einer jungen Frau erschossen wird. Kommissar Tomas Wolf und sein Kollege Zingo suchen den Mörder. Die Journalistin Vera Berg hofft, dass ihre Berichterstattung über diesen Fall an ihre früheren Erfolge anknüpfen kann.

Auch wenn dieser Krimi ohne Vorkenntnisse verständlich ist, empfehle ich, zunächst „Sommersonnenwende“ zu lesen.

Die beiden Protagonisten kämpfen weiterhin mit ihren Traumata und Problemen. Insbesondere Tomas bekommt sein Leben nicht in den Griff, was nachvollziehbar ist. Die unbedingt notwendige Therapie nimmt er jedoch nicht in Anspruch. Vera Berg muss berufliche Misserfolge hinnehmen, die einen guten Grund haben. Dennoch versucht sie weiterhin gute Storys zu finden und nimmt dafür große Risiken in Kauf. Die weiteren Charaktere stammen überwiegend aus dem Rotlichtmilieu, das hier in Facetten gezeigt wird, die schier unglaublich erscheinen. Nicht alles wird ausformuliert, dennoch ist es (leider) mehr als gut vorstellbar. Kälte, Dunkelheit und Tristesse schwingen auf nahezu jeder Seite mit.

Flüssig geschrieben gibt es natürlich falsche Fährten und einen Seitenstrang, denn Vera verfolgt einen ganz besonderen Vermisstenfall, kurz Spannung bis zur letzten Seite. Der Epilog endet mit einem Cliffhanger, der auf einen dritten Band hoffen lässt.

Das in verschiedenen Blautönen gehaltene Cover ist das Gegenstück zum ersten Band und absolut gelungen.

Fazit: eine sehr gelungene Fortsetzung, für die ich sehr 5 Sterne vergebe

Bewertung vom 20.09.2024
Happy Christmas! Englische Kurzgeschichten Adventskalender inkl. Audiodateien für Erwachsene
Katharina Williams

Happy Christmas! Englische Kurzgeschichten Adventskalender inkl. Audiodateien für Erwachsene


sehr gut

Kurzweilige Unterhaltung in der Vorweihnachtszeit

Dieser zweisprachige Adventskalender ist eine tolle Möglichkeit, in der Adventszeit auf unterhaltsame Art und Weise seine Englischkenntnisse aufzufrischen. Die Geschichten bewegen sich von Niveau A2+ bis B1/B1+, natürlich vom 1. bis zum 24. Dezember ansteigend.

Dem englischen Text ist die deutsche Übersetzung gegenübergestellt. Die Schrift ist hier deutlich blasser, was mir insofern gefallen hat, dass ich nicht in Versuchung geraten bin, gleich auf deutsch mitzulesen. Allerdings war der Text etwas zu blass, gute Beleuchtung ist fürs Lesen unabdingbar. Sehr positiv ist, dass neue und vielleicht unbekannte Vokabeln, die im übrigen im anschließenden Grammatikteil geübt werden, entsprechend gedruckt werden. Textverständnisfragen und Vokalanwendungen ergänzen diesen Teil, die richtigen Lösungen finden sich selbstverständlich ebenfalls.

Zu jedem der heiteren oder besinnlichen Texte, die in der Länge variieren, gibt es eine Audiodatei, um das Hörverständnis zu trainieren und zu verbessern.

Das Cover ist ansprechend weihnachtlich gestaltet und macht Lust, sofort loszulegen.

Fazit: eine ausgezeichnete Möglichkeit, auch im Advent Englisch zu lernen bzw. zu üben

Bewertung vom 20.09.2024
ARTHUR - Die Schwarze Madonna von Montserrat
Rademacher, Uwe

ARTHUR - Die Schwarze Madonna von Montserrat


ausgezeichnet

Eine Leiche im Pool

Mit dieser Überraschung hat der britische Fantasy-Autor Arthur nach der Rückkehr von seiner Lesereise nicht gerechnet, wollte er doch in Ruhe an seinem nächsten Buch arbeiten. So aber geraten er, seine Lebensgefährtin Alicia und seine Adoptivtochter Luisa in das Fadenkreuz von Verbrechern, die es auf die Schwarze Madonna von Montserrat abgesehen haben.

Wer den ersten Band gelesen hat, ist sofort wieder in Calonge, dem kleinen Dort an der Costa Brava, in dem Arthur, seine Familie und seine Freunde leben und feiert mit ihnen die Rückkehr des Autors. Neben den bereits bekannten Charakteren kommen weitere hinzu, einige sehr sympathisch, andere eher nicht, was nach der Einladung nicht verwundern wird. Auch über die bereits bekannten Personen erfährt der Leser neues, so z.B. über Inspektor Horatio Robles.

Die Suche nach der verschwundenen Schwarzen Madonna steht im Mittelpunkt der Geschichte. Uwe Rademacher versteht es ausgezeichnet, damit viel privates Geschehen und vor allem katalonisches Lokalkolorit einschließlich geschichtlicher Hintergründe zu verbinden. Trotz des durchaus ernsten Hintergrunds ist sehr viel Humor im Spiel, den nicht immer alle Protagonisten sofort verstehen.

Der Fall selbst ist verwickelt. Lange bleibt im Unklaren, wer an was beteiligt ist, wer die Drahtzieher sind und warum es Tote gibt. Die Auflösung erfolgt dann unkonventionell, aber sehr nachvollziehbar.

Der zweite Band ist eine absolut gelungene Fortsetzung und macht Lust auf weitere Abenteuer mit Arthur und seinen Freunden.

Fazit: ein empfehlenswerter Roman mit viel katalonischem Lokalkolorit

Bewertung vom 18.09.2024
Schlafe ein, mein Mädchen (eBook, ePUB)
Dützer, Volker

Schlafe ein, mein Mädchen (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Spannender zweiter Fall für Funke und Stein

Der Polizist Ben Funke wacht neben seiner toten Freundin auf, erschossen mit seiner Dienstwaffe. Er kann sich nicht erinnern, was geschehen ist. Seine Partnerin Helen Stein befindet sich derweil auf der Jagd nach einem Serientäter und kann ihn nicht unterstützen.

Der zweite Teil der Dilogie ist mindestens genauso spannend wie der erste. Volker Dützer versteht es, eine irgendwie absurd klingende Geschichte absolut spannend zu erzählen. Unerwartete Wendungen und Überraschungen tragen dazu bei genauso wie die authentisch beschriebenen Protagonisten.

Fazit: ein spannender Pageturner – lesen

Bewertung vom 15.09.2024
Die Frauen von Maine
Sullivan, J. Courtney

Die Frauen von Maine


ausgezeichnet

Jane und das Haus auf den Klippen

J. Courtney Sullivan nimmt das Haus auf den Klippen zum Dreh- und Angelpunkt ihres vielschichtigen Romans. Jane Flanagan liebt das Haus, seitdem sie es als Jugendliche vom Wasser aus entdeckt hat. Viele Stunden hat sie dort verbracht, bis sie zum Studium aufbrach und danach nur noch selten in ihren Heimatort zurückgekommen ist. Das ändert sich nach dem Tod ihrer Mutter. Sie verliert durch eigene Schuld ihren Job, den sie so lange erfolgreich ausgeübt hat und ihren Mann David, obwohl sie sich lieben.

Als Jane die Geschichte des Hauses für die neue Eigentümerin recherchiert, stellt sie fest, dass es viele Verbindungen gibt, zu ihrer Familie, aber auch zur Geschichte der Frauen in Maine. Es gibt viele Charaktere in diesem Roman, die teilweise eher als Vehikel zum Fortgang der Geschichte eingeführt werden und deshalb nicht unbedingt in die Tiefe gehen. Bei Jane, ihrer Freundin Allison und Genevieve, der neuen Eigentümerin des Hauses, ist es ein wenig anders. Sie werden detaillierter beschrieben. Jane ist mir nicht unbedingt sympathisch, was vor allem daran liegt, dass sie ihre Krankheit nicht erkennen will. An einer Stelle wird klar, welchen Belastungen Allison als Betreiberin eines Hotels, als Ehefrau, Mutter, Tochter und Freundin sowie sozial engagierte Frau ausgesetzt ist. Ein Satz, den auch Jane hört, den sie aber nicht versteht/nicht verstehen will, weil sie sehr auf sich bezogen ist – ganz im Gegensatz zu Allison.

J. Courtney Sullivan greift in ihrem Roman viele Themen auf. Es geht vordergründig um Jane und ihre Familiengeschichte, aber auch um Geschichte der Indigenen, die von den Europäern vertrieben, versklavt oder getötet wurden. Es geht um Spiritualität, Glaube, Spiritismus und Geister. Es geht um den Umgang mit dem Erbe, sowohl geistig als auch materiell. Es geht um Freundschaft und selbstbestimmtes Leben. Es geht um Alkoholmissbrauch und seine Folgen. Und natürlich geht es bei alldem um Frauen.
J. Courtney Sullivan versteht es, all diese Themen miteinander zu verweben und verflechten, um am Ende eine Ahnung davon zu bekommen, wie Menschen miteinander umgehen, was sie wertschätzen oder eben auch nicht.

In ihrem Dank listet die Autorin eine Reihe von Büchern und Dokumentationen auf, die für ihre Recherche wertvoll waren, so dass der eine oder andere Aspekt vertieft werden kann.

Fazit: ein intelligenter und vielschichtiger Roman, dem ich sehr gern eine Leseempfehlung gebe

Bewertung vom 08.09.2024
Der Moormann
Schwarzkopf, Margarete von

Der Moormann


ausgezeichnet

Unheimliche Atmosphäre

Die Kunsthistorikerin Anna Bentrop mietet sich am Rande eines niedersächsischen Moores ein Häuschen, um ungestört den Katalog für eine Ausstellung zusammen stellen zu können. Leider findet sie dort nicht die erhoffte Ruhe, denn es häufen sich merkwürdige Todesfälle und Ereignisse. Natürlich sind mit Moor in Niedersachsen auch immer geheimnisvolle Vorgänge und schaurige Geschichten verbunden, so auch hier.

Dieser zweite Band der Reihe um Anna Bentrop ist in sich abgeschlossen und ohne Vorkenntnis zu lesen.

Die Ausstellung, deren Katalog Anna vorbereitet, trägt den Titel „Aufbruch in die Zukunft – Karten aus der Zeit Georg III.“. Damit gibt sich die Autorin selbst eine Steilvorlage für einen Krimi, der auf zwei Zeitebenen spielt: eben im 18. Jahrhundert und in der Gegenwart. Diese beiden Zeitebenen sind geschickt miteinander verwoben, denn Anna entdeckt auf den sehr detaillierten Karten Besonderheiten, die nicht nur sie interessieren. Daraus entwickelt sich ein spannender Krimi, der ein wenig „Anlauf“ braucht. Margarethe von Schwarzkopf beschreibt detailliert auch die Karten, ihre Geschichte und auch die des Kartographen Reginald Fitzgibbons, der im Auftrag des Königs unterwegs ist. Viele Fakten also ergänzen den Kriminalfall, der am Schluss aufgeklärt wird und dazu noch eine Überraschung mit sich bringt.

Die Charaktere könnten noch etwas tiefer ausgearbeitet werden. Vor allem Anna bleibt mir etwas fremd, auch wenn einiges von ihrem Leben erzählt wird. Sie ist eine ehrgeizige Kunsthistorikerin, die sich sehr gut in unterschiedliche Fachbereiche einarbeiten kann. Sichtbar wird auch ihre fehlende Menschenkenntnis. Sie könnte noch etwas tiefer ausgearbeitet werden.

Das Cover widerspiegelt die unheimliche Atmosphäre des Moores an einem nebeligen Tag sehr gut.

Fazit: ein spannender Krimi mit vielen Fakten

Bewertung vom 07.09.2024
Nur nachts ist es hell
Taschler, Judith W.

Nur nachts ist es hell


ausgezeichnet

Fesselnd und unterhaltsam

Elisabeth, die jüngste der vier Geschwister der Familie Brugger, schreibt für ihre Großnichte Christina ihre Lebensgeschichte auf. Nach ihrer Matura arbeitet sie zunächst als Lazarett-Schwester, bevor sie sich ihren großen Traum erfüllt und Medizin studiert. Anschließend arbeitet sie als Ärztin, nicht nur, aber auch für Geburtshilfe.

Es ist mein erster Roman von Judith W. Taschler. Erst nach dem Lesen ist mir aufgefallen, dass es sich um den zweiten Band der Familiengeschichte nach „Über Carl reden wir morgen“ handelt. Für mich war der erste Band zum Verständnis nicht notwendig.

Judith W. Taschler nutzt die Ich-Perspektive und erzählt als Elisabeth. Das macht den Roman authentisch. Dabei wird die Chronologie nicht eingehalten, es gibt Zeitsprünge in die Vergangenheit, mitunter auch in die Zukunft. Mit hat dies ausgesprochen gut gefallen, denn genauso wird erzählt.
Es wird nicht nur ein Leben im Mühlviertel und später in Wien beschrieben, sondern auch ein Stück Medizingeschichte. Deutlich wird, wie schwer es die ersten Frauen hatten, Medizin zu studieren. Sie wurden von ihren Professoren nicht ernst genommen und teilweise diskriminiert.

Da Elisabeths Familie immer gut situiert war, stehen ihre Lebensumstände im Vordergrund. Allerdings sieht sie als Ärztin auch andere Verhältnisse, die kurz angerissen werden, insbesondere dann, wenn es um Sexualität, Verhütung, Abtreibungen und Geburtshilfe geht.

Die Familiengeheimnisse der Familie Brugger werden aufgedeckt. Nicht nur die Zwillinge Carl und Eugen teilen eines mit wenigen Familienmitgliedern, auch die Mutter Anna erzählt Elisabeth, warum sie ihren Vater Albert geheiratet hat. Und natürlich hat auch Elisabeth nicht nur eins.

Ein Stammbaum am Ende des Buches ist eine schöne Ergänzung. Ich hätte mir allerdings ein paar Lebensdaten zur besseren Einordnung gewünscht.

Das Cover zeigt das Gemälde „Going home“ von Tom Roberts. Ich finde es passend ausgewählt.

Fazit: ein fesselnd und unterhaltsam geschriebener Roman, für den ich gern eine Leseempfehlung gebe

Bewertung vom 04.09.2024
Bei der Laterne woll'n wir stehen
Wendt, Gunna

Bei der Laterne woll'n wir stehen


sehr gut

Beim Lesen des Buchtitels stellt sich sofort der Ohrwurm „Lili Marleen“ ein, was nicht zuletzt daran liegt, dass die Ankündigung ebenfalls auf das berühmte Lied abzielt.
Das Lied klingt im ganzen Roman durch, dazu tragen auch Zeilen oder Zeilenfragmente aus dem Text bei, die einigen Kapiteln vorangestellt sind. Eine Entstehungsgeschichte des Liedes, was suggeriert wird, ist der Roman jedoch nicht.

Lili glaubt, mit Cord die große Liebe gefunden zu haben. Sie verleben unbeschwerte Tage in Paris und sind sich sehr nah. Als Cord sich entschließt, sich freiwillig zu melden, beendet Lili ihre Beziehung, weil sie dafür kein Verständnis aufbringt. Diese Entscheidung kann ich aus Lilis Sicht und mit ihrer Begründung nachvollziehen. Lili geht von Hamburg nach München und erfüllt sich ihren Traum, Sängerin zu werden.

Gunna Wendt erzählt Lilis Geschichte, beginnend mit 1914 und endend mit 1942, eingebettet in eine Rahmenhandlung 1981, in der Fassbinders Film „Lilli Marleen“ Premiere feiert.

Die Autorin lässt die Zeitgeschichte aufleben: bekannte Künstler und Literaten werden namentlich benannt und sind in die Geschichte integriert. Viele Namen werden allerdings Jüngeren kaum noch etwas sagen. Die Schauplätze sind bildhaft beschrieben. Auch die Beschreibungen von Lilis Lebensumständen als junge Sängerin während und nach dem Krieg sind lebendig. Lili ist in ihrer fiktiven Figur stimmig gezeichnet.

Cord spielt zu Beginn ein wichtige Rolle, nach der Trennung wird er nur selten erwähnt. Dennoch kann Lili ihn nicht vergessen. Als sie das Lied „Lili Marleen“ hört, fühlt sie ihre Liebe besungen. Mir stellt sich die Frage, ob Cord wirklich Lilis große Liebe ist oder ob es die Sehnsucht nach der großen Liebe ist, die hier beschrieben wird. Offensichtlich machen beide keine Versuche, sich nach dem Krieg wiederzufinden.

Das auffällig gestaltete Cover passt perfekt zum Roman und zum Titel.

Fazit: gut geschriebene Zeitgeschichte

Bewertung vom 21.08.2024
Genau so, wie es immer war
Lombardo, Claire

Genau so, wie es immer war


ausgezeichnet

Ein gutes Leben? Ein gutes Leben!

Julia Ames, Ende fünfzig, seit vielen Jahren mit Mark verheiratet, einen Sohn und eine Tochter und einen Freundeskreis – sie hat also alles, was es für ein gutes Leben braucht. Dann jedoch begegnet sie zufällig einer Frau aus ihrer Vergangenheit, die Erinnerungen wach werden lässt. Nicht genug damit, gibt es gravierende Veränderungen im Leben ihres Sohnes – und damit auch in ihrem.

Claire Lombardo, Jahrgang 1989, war Sozialarbeiterin und PR-Agentin, bevor sie am renommierten Iowa Writers' Workshop studierte. Ihr Debütroman „Der größte Spaß, den wir je hatten“ wurde für den Women's Prize for Fiction nominiert. Übersetzt wurde der vorliegende Roman von Sylvia Spatz, die u.a. Bret Anthony Johnson, François Garde und Maggie Shipstead übersetzt hat. (Quelle: Klappentext)

Claire Lombardos zweiter Roman ist eine wunderbarer Familienroman, der die Geschichte einer Frau erzählt, die sich aufgrund ihrer Kindheitserlebnisse immer als Außenseiterin empfunden hat und die es auch nach vielen Jahren nicht fassen kann, dass ihr Mann sie so liebt wie sie ist. Dieser Roman fließt sehr ruhig dahin, auch wenn die Ereignisse das nicht immer sind. Die Depression, in die Julia nach der Geburt ihres Sohnes Ben fällt, ist dauerhaft. Lange findet sie keinen Weg hinaus, bis sie dann Helen kennenlernt. Die Freundschaft mit der älteren Frau verändert vieles.

Geschickt wechselt die Autorin die Zeitebenen. Beginnend in der Gegenwart, gibt es immer wieder Einschübe, in denen Julia sich zurück erinnert. Erinnerungen, die nicht immer schön sind, sondern mitunter schmerzhaft und die sie doch zu der Frau gemacht haben, die sie ist. Am Ende gibt es einen Blick in die Zukunft, so lese ich die letzten Seiten jedenfalls.

Julia wird sehr differenziert beschrieben. Auch die Mitglieder ihrer Familie sind lebendig und authentisch geschildert. In vielen Szenen können Frauen sich wiedererkennen, auch wenn die eigenen Erfahrungen völlig andere sind.

Mir haben insbesondere die Beschreibungen der Begegnungen mit Helen sehr gefallen. Die beiden so unterschiedlichen Frauen erkennen in der anderen das, was sie selbst nicht sind. Aber auch die schonungslose Erkenntnis, dass ihr Sohn Ben Julia etwas völlig anderes bedeutet als ihre Tochter Alma, ist gut nachvollziehbar. Insbesondere vor dem Hintergrund der eigenen Kindheit und Jugend und dem schwierigen Verhältnis zu ihrer Mutter. Vieles klärt sich, anderes nicht, genau so wie „im richtigen Leben“.

Claire Lombardo hat einen wunderbaren Roman darüber geschrieben, was es bedeutet, eine Frau zu sein.