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Benutzername: 
Markus1708
Wohnort: 
Wachtendonk

Bewertungen

Insgesamt 111 Bewertungen
Bewertung vom 08.07.2024
Nochmal von vorne
Suffrin, Dana von

Nochmal von vorne


ausgezeichnet

Rosas Vater ist gestorben, ihre Aufgabe ist es, die Wohnung leer zu räumen. Es ist die Wohnung ihrer Kindheit, das Arbeitszimmer war früher mal ihr Kinderzimmer, vieles ist immer noch so wie zu Zeiten als sie dort gelebt hat. Das lässt viele Erinnerungen wieder aufflammen. Erinnerungen einer Kindheit in München, aber auch in Tel Aviv. Denn die Jeruschers sind jüdischen Glaubens, kommen eigentlich von ganz woanders und sind durch die Umwälzungen des zweiten Weltkriegs hier und dort gestrandet, nicht unbedingt angekommen. Rosa hat eine Schwester, die man als „das schwarze Schaf“ der Familie bezeichnen könnte, der Kontakt ist abgebrochen, zweimal. Aber jetzt, wo der Vater tot ist und sonst ja niemand mehr so wirklich da ist? Sie hat Verwandte am Mittelmeer, und sie hat viele Erinnerungen an ihre Jugend zwischen verschiedenen Welten, von denen sie wohl keine so richtig als Heimat bezeichnen würde. Während sie durch die Wohnung streift, begleiten wir sie auch auf Streifzügen durch ihre Vergangenheit, auf Streifzüge durch Streitereien innerhalb der Familie, die schließlich in der Scheidung der Eltern gipfelt, durch eine Jugend in den 90ern, Sehnsüchte und Wünsche die nicht in Erfüllung gehen, scheitern. All das ist mit viel Wortwitz und sehr viel schwarzem Humor geschrieben und spiegelt die Zerrissenheit einer jungen Frau, die ihren Platz im Leben noch nicht gefunden hat.

Meine Meinung: Was für ein sprachgewaltiges Buch! Kunstvoll verschachtelte Endlossätze, die sich auch schon mal über eine ganze Buchseite erstrecken können, schwarzer Humor und eine Nahaufnahme in die Zerrissenheit einer jungen Frau auf der Suche nach sich und ihrem Platz. Das fängt sehr spannend an, das zieht einen förmlich ins Buch hinein. Leider trägt es nicht über das ganze Buch, denn irgendwann bin ich zumindest dem überdrüssig geworden. Und irgendwann ist mir verblüfft aufgefallen: es gibt nicht eine - so weit ich mich erinnere - Textstelle mit direkter Rede, alles ist indirekt. Und als es mir aufgefallen ist, hat es angefangen, mich zu stören. Das ist natürlich mein subjektiver Eindruck. Daher mein Fazit: ein tolles Buch, mit kleinen Schwächen, von mir gibt es vier von fünf Sterne.

Bewertung vom 26.06.2024
Bretonische Sehnsucht / Kommissar Dupin Bd.13
Bannalec, Jean-Luc

Bretonische Sehnsucht / Kommissar Dupin Bd.13


ausgezeichnet

Ouessant ist eine Insel mitten im Atlantik, der Bretagne vorgelagert. Dort lebt eine eingeschworene Gemeinschaft vom Tourismus und der Landwirtschaft, friedlich in den Tag hinein. Doch eines Tages wird ein keltischer Musiker ans Ufer angeschwemmt – äußerlich unverletzt, aber halt tot. Kommissar Dupin macht sich auf den Weg, dem auf den Grund zu gehen, denn anfangs ist nichts auszuschließen: war es ein Unfall? Hatte der Tote vielleicht einen Herzinfarkt und ist aufgrund dessen ins Meer gestürzt? Oder was es doch Mord? Vor Ort angekommen stellt Dupin fest, dass er es mit einem merkwürdigen Menschenschlag zu tun hat … es gibt Sirenen, Priesterinnen, Geschichtenerzählerinnen und eine geheimnisvolle Druidin, die ihn mit ihren Andeutungen mehr als einmal rätselnd stehen lässt. Als noch eine zweite Leiche angespült wird, holt Dupin sich erstmal Verstärkung in Form seiner Kollegen vom Festland - aber auch zu viert werden die Rätsel nicht weniger: Warum liegt ein uraltes Wachskreuz auf dem Bett der Toten? Welche Rolle spielt die unbewohnte Nachbarinsel? Warum verschwinden Gegenstände aus einem eigentlich verschlossenen Mausoleum? Dupin steht der ungewöhnlichsten Ermittlung seiner Karriere gegenüber – und das liegt nicht nur daran, dass er sich auf der Insel mit einem E-Bike statt seinem Auto fortbewegen muss…
Meine Meinung: Auch in seinem 13. Fall ist Kommissar Dupin mal wieder in Höchstform – sowohl was die Story selbst betrifft, also auch das Lesevergnügen, ihm bei seinen Ermittlungen zu folgen. Die Geschichte sprüht vor Augenzwinkern und Wortwitz, ist dabei aber auch spannend und interessant. Dank des einen oder anderen Referats seiner neunmalklugen Assistenten erfährt man mal wieder viel über die Bretagne und ihre Bedeutung für die Kultur des Abendlands. Für mich Unterhaltung auf höchstem Niveau in einer Reihe von tollen Büchern – Jean-Luc Bannalec hat die Latte schon vor langer Zeit sehr hoch gesetzt, und schafft es jedes Mal aufs neue, das Level zu halten. Daher von mir – wie immer – fünf von fünf Sterne.

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.06.2024
Der 1. Patient / Eberhardt & Jarmer ermitteln Bd.4
Schwiecker, Florian;Tsokos, Michael

Der 1. Patient / Eberhardt & Jarmer ermitteln Bd.4


sehr gut

Sasha Müller arbeitet als Chirurgin in einer technikaffinen Klinik in Berlin. Zu den modernen Möglichkeiten die sich ihr bieten, gehört auch die Operationsplanung durch eine künstliche Intelligenz. Als ihr aber auf dem OP-Tisch ein Patient stirbt, stellt sich die Frage nach der Verantwortung. In einem Prozess vor einem Berliner Gericht geht es somit um vieles: Wer trägt die Schuld für einen toten Patienten - die ausführende Chirurgin, oder die KI im Hintergrund. Es bedarf einer ausgeklügelten Strategie ihres Verteidigers Rocco Eberhardt und der Recherche des besten Freundes und Privatermittlers Tobias Baumann, um Licht ins Dunkel zu bringen und der Gerechtigkeit zum Sieg zu verhelfen. Aber wer gewinnt und wer verliert, wenn es auch um essentielle Fragen rund um Ethik, Gewissen, Profit und Fortschritt geht..?
Meine Meinung: ein spannendes Buch das die Hintergründe um den Fortschritt in der Medizin beleuchtet - wie lassen sich Fortschritt und Profitstreben unter einen Hut bringen? Was ist moralisch vertretbar und ethisch noch möglich? Wie weit können/dürfen/müssen wir uns in die Hände neuer Technologien begeben? Das Buch nimmt diese Themen und verwebt sie mit einem fiktiven Kriminalfall wie er so hoffentlich niemals vor Gericht landen wird. Ich vergebe vier von fünf Sterne.

Bewertung vom 18.06.2024
Unheilvolles Lançon / Capitaine Roger Blanc ermittelt Bd.11
Rademacher, Cay

Unheilvolles Lançon / Capitaine Roger Blanc ermittelt Bd.11


ausgezeichnet

Capitaine Roger Blanc ermittelt … aber was eigentlich? Eine Kameradrohne überfliegt routinemäßig ein Weingut um die Reben zu kontrollieren. Am Ende des Flugs nimmt die Drohne zufällig eine Frau auf, die in einer Senke auf dem Bauch liegt. Die Winzerin alarmiert die Polizei, doch niemand wird vermisst und schließlich ist es ja nicht strafbar, dort zu liegen. Aber Blancs Misstrauen ist geweckt, denn die Personen auf Château Richelme verhalten sich merkwürdig: Der Seniorchef liegt im Sterben, seine deutlich jüngere Frau will das Gut verkaufen, der zornige Sohn will es unbedingt behalten, ist aber enterbt. Der Makler möchte seine Provision verdienen und der Vorarbeiter scheint schon wegen seiner Herkunft verdächtig. Die Frau bleibt nicht das einzige Opfer, und Blanc benötigt mal wieder sein ganzes Team um endlich Licht ins Dunkel zu bringen und festzustellen, wer da über Leichen geht.
Meine Meinung: Auch der elfte Band rund um den nach Südfrankreich zwangsversetzten Capitaine Blanc ist mal wieder spannend, sehr unterhaltsam, toll zu lesen und das reine Lesevergnügen. Die Geschichte ist anfangs nebulös, denn wie und was soll man ermitteln, wenn es keine Leiche gibt? Dazu die Weiterentwicklung all der privaten Handlungsstränge rund um Blancs neue Beziehung, seine alte Affäre, seine Kolleginnen und Kollegen – all das ergibt Lesespaß auf höchstem Niveau und bedeutet von mir fünf von fünf Sterne.

Bewertung vom 07.06.2024
Divinus: Der Pontem-Code
Hebesberger, Roland

Divinus: Der Pontem-Code


ausgezeichnet

Das Ende der Menschheit in Freiheit ist nah – die Geheimorganisation „Insurgents“ hat die letzten Reserven Divinus – einer außerirdischen Energieform – in ihrer Gewalt. Sie wollen ein Portal zu einem fremden Planeten errichten und mit dessen Hilfe den Außerirdischen mit ihrer fortgeschritteneren Technologie die Herrschaft über die Erde ermöglichen. Eine kleine Gruppe Widerständler setzt sich dem entgegen, doch zum einen sind sie arg geschwächt, zum anderen könnte der Feind auch in den eigenen Reihen lauern. Wem kann man unter diesen Umständen noch trauen? In einer atemlosen Hetzjagd geht es über verschiedene Schauplätze weltweit, hin zum finalen Showdown in einem stillgelegten Stahlwerk. Der letzte Code ist entschlüsselt, das Portal kurz davor, zur Invasion der Erde genutzt werden zu können. Schaffen die Widerständler es, es wieder zu schließen? Wie hoch ist der Preis dafür und wer ist bereit, in zu bezahlen? Antworten finden sich in diesem – mal wieder – überaus spannenden Buch des österreichischen Autors Roland Hebesberger.
Meine Meinung: Wie schon oft zuvor geschrieben – man sollte die vorherigen Bücher des Autoren auch gelesen haben! Einerseits, weil man ansonsten hier oftmals die Zusammenhänge nicht versteht. Vieles wird zwar erklärt, aber BESSER ist es, wenn man die Erfahrungen aus den vorigen Bänden bereits hat. Und andererseits weil auch die vorigen Bände überaus spannende Bücher sind! Denn alles hängt hier mit allem zusammen – alle Bücher die Roland Hebesberger bislang geschrieben hat, beschreiben einen zusammenhängenden Kosmos und bauen aufeinander auf. Alle Protagonisten der zuvor veröffentlichen Reihen tauchen hier im zweiten reihen-übergreifenden Band auf und bekommen kapitelweise ihren Platz. So setzt sich Puzzlestück für Puzzlestück das Bild weiter fort, bekommt die Geschichte einen unglaublichen Sog und wird zum echten Pageturner. Ich habe bislang alle Bücher von Hebesberger gelesen und werde trotzdem jedes Mal aufs neue überrascht, wie komplex, ineinander schlüssig und unglaublich spannend der Fortgang der Geschichte als Ganzem ist. Wenn ich einen Hut hätte, ich würde ihn vor dieser Leistung ziehen! Somit vergebe ich – selbstverständlich – auch für dieses Meisterwerk wieder die volle Punktzahl und bin schon extrem gespannt wie es weitergeht.

Bewertung vom 01.04.2024
Kretisches Rätsel / Michalis Charisteas Bd.6
Milonás, Nikos

Kretisches Rätsel / Michalis Charisteas Bd.6


ausgezeichnet

Michalis Charisteas, Kommissar der kretischen Hafenstadt Chania, ist kurz vor der Hochzeit mit seiner deutschen Freundin Hannah – die Vorbereitungen laufen bereits auf Hochtouren, die Ankunft seiner zukünftigen deutschen Verwandten steht unmittelbar bevor. Damit er sich bloß nicht in irgendwelche Art von Gefahr begibt, wird er zusammen mit seinem Kollegen Koronaios von aufwändigen Ermittlungen ferngehalten. Und so erscheint es zunächst als Lappalie, als in einem Kloster auf der Halbinsel Akrotiri ein bewusstloser Mann von den Mönchen gefunden wird. Der behauptet zunächst, es sei ein Unfall gewesen, doch kurze Zeit später ist der Archäologe Markos Papastamatakis tot – gefunden auf dem Palastgelände von Knossos. Erneut „nur ein Unfall“? Die örtliche Polizei will die Akten schnell schließen, denn ein Mord könnte ja Touristen verschrecken. Doch zwei weitere Todesfälle treiben Michalis und Koronaios nicht nur quer über die ganze Insel, sie bringen sie selbst auch in tödliche Gefahr. Denn eine mysteriöse Tonscheibe, die vielleicht das Rätsel um den Diskus von Phaistos lösen könnte, ist offenbar Grund genug, dafür über Leichen zu gehen. Als dann die deutschen Verwandten eingetroffen sind und der leibliche Vater von Hannah auch noch eigene Wege geht, überstürzen sich die Ereignisse für Michalis – und nicht nur seine zukünftige Ehe steht auf dem Spiel …

Meine Meinung: Dies ist der sechste Krimi von Nikos Milonás und bislang derjenige mit den größten Entfernungen von Chania – denn die Schauplätze sind nicht nur dortselbst, sondern reichen unter anderem bis nach Kato Zakros im äußersten Osten der Insel. Als Kreta-Liebhaber sind mir alle Schauplätze aus eigener Erfahrung bekannt – was das Lesevergnügen natürlich deutlich steigert. Man merkt aber auch mit jeder Zeile, wie sehr der Autor selbst die Insel und seine Bewohner liebt. In Verbindung mit der spannenden, manchmal dramatischen und emotionalen Story, ergibt dass das perfekte Lesevergnügen. Und wer dann nach Kreta reist, kann auf einer ausgedehnten Rundfahrt die Schauplätze abfahren und feststellen: Alle Orte sind so, wie der Autor sie beschreibt. Für mich ist der sechste Fall rund um Michalis Charisteas ein weiterer Höhepunkt in einer tollen Buchreihe. Ich vergebe nicht nur sehr gerne fünf von fünf Sterne, ich freue mich auch jetzt schon auf einen folgenden Band im kommenden Jahr…

Bewertung vom 21.03.2024
Devil's Playground
Russell, Craig

Devil's Playground


ausgezeichnet

1927 ist ein Jahr des Übergangs in Hollywood... die ersten Tonfilme entstehen und drohen, die veraltete Technik des Stummfilms zu verdrängen. Es ist das Jahr, in dem der Studioboss Harry Carbine viel Geld in einen Film namens 'The Devil's Playground" investiert... einen Horrorfilm... oder besser: DEN Horrorfilm schlechthin. Denn kein Film soll schockierender und angsteinflößender sein. Doch scheinbar liegt ein Fluch auf dem Film: die Dreharbeiten geraten aus dem Ruder, es sterben Statisten bei der Abschlußszene. Und dann ist auch noch Norma Carlton tot, die vergötterte Hauptdarstellerin. Hier kommt Mary Rourke ins Spiel: sie wird zur Villa der Filmdiva gerufen, denn ihr Job ist es, Probleme zu lösen und Schaden vom Filmstudio abzuwenden. Mary kennt "Gott und die Welt" in Hollywood, hat direkte Kontakte zur Polizei und ist es gewöhnt, geräuschlos und effizient zu arbeiten. Doch der Tod von Norma Carlton ist erst der Anfang einer nicht mehr zu stoppenden Serie von Ereignissen, an deren Ende eine Vielzahl von Toten stehen... und ein Film, der als verschollen gilt. Vierzig Jahre später ist der Journalist und Filmliebhaber Paul Conway im Auftrag einer reichen Hollywood-Witwe auf der Suche nach der einen Kopie des Films, die nicht bei einem Studiobrand in Flammen aufgegangen sein soll. Seine Spur führt ihn in die Wüste östlich von Los Angeles, in ein altes, verlassenes Hotel und zu dessen sehr alter Bewohnerin. Kann er hier seinen Auftrag erfüllen und finden, woran andere vor ihm schon gescheitert sind? Aber wenn er den Film findet - was ist mit dem Fluch der auf ihm Lasten soll..?
Meine Meinung: das Buch hat ein paar Längen und man muss schon ein bisschen durchhalten, weil man nicht auf Anhieb alle Zusammenhänge durchschaut, alle Zeitebenen versteht und sich nicht jeder Handlungsstrang sofort erklärt. Denn am Ende, wenn die letzte Seite umgeblättert ist, ist VIELES nicht so, wie es anfangs erschien. Und das ist dann wieder meisterhaft konstruiert und fesselnd erzählt. Man hätte ein paar Seiten weglassen können, aber ein spannendes Meisterwerk ist es allemal. Daher vergebe ich als Fazit vier von fünf Sterne...

Bewertung vom 04.03.2024
Die Gruppe der Acht - Dark King:
Hebesberger, Roland

Die Gruppe der Acht - Dark King:


ausgezeichnet

Richard Langberger lebt ein Leben am Rande der Gesellschaft: Er arbeitet nicht, hat aber trotzdem ein regelmäßiges Einkommen, da er durch einen Computerhack als Mitarbeiter bei einem Unternehmen geführt ist. Er lebt in den Tag hinein in einer viel zu großen Wohnung, da seine drei Mitbewohner vor einiger Zeit ausgezogen sind. Zwei Konstanten gibt es in seinem Leben: Sein wöchentlicher Besuch in einem Café um dort den besten Kaffee der Stadt zu genießen und die Bedienung anzuhimmeln, und der wöchentliche Besuch in einer Selbsthilfegruppe. Diese „Gruppe der Acht“ ist vollkommen anonym, jeder hat seine Probleme, schildert diese in der Gruppe und eröffnet anschließend die Diskussion in der Gruppe. Dort gibt es immer Donuts, Richard nimmt sich immer den letzten bevor er den Raum verlässt. Dabei verspürt er oftmals eine „Präsenz“, etwas unheimliches, dass er nicht näher bezeichnen kann. Als auch noch Erinnerungslücken hinzukommen, die Nachbarin sich über den Lärm am Wochenende beschwert obwohl er doch gar keine Party veranstaltet hat, sieht auch Richard es ein: Er benötigt professionelle Hilfe bei einer Psychologin! Die ersten Termine sind ermutigend, doch je mehr er sich seinen eigenen Dämonen stellen muss, desto mehr verzweifelt er an seinem Verstand. Der Moment, an dem dann die Wahrheit ans Licht kommt, ist umso schockierender und hinterlässt nicht nur Richard fassungslos.
Meine Meinung: In der Tat: Der Moment an dem sich alles auflöst, ist schockierend und hat mich an „The 6th Sense“ oder Fitzeks „Die Therapie“ erinnert – alles wird einmal auf den Kopf gestellt! Umso beeindruckender und verwirrender: Alles ist stimmig, man hätte die Zeichen erkennen können, man hätte ahnen können wie die Dinge liegen. Hätte, hätte – ich habe es zumindest nicht, mir wäre mein E-Book beinahe aus der Hand gefallen! Wer die anderen Bände von Roland Hebesberger kennt, wird den „Dark King“ bereits kennen – hier lernen wir seinen Background kennen. Auch dieses Buch fügt sich also nahtlos in das vom Autoren geschaffene Universum ein … und auch das ist beeindruckend. Ich fühle mich extrem gut unterhalten, das Buch erzeugt eine atemlose Spannung, man mag es – einmal angefangen – kaum noch aus der Hand legen. Somit vergebe ich sehr gerne die volle Punktzahl = fünf von fünf Sterne.

Bewertung vom 19.02.2024
Heinz Labensky - und seine Sicht auf die Dinge
Tsokos, Anja;Tsokos, Michael

Heinz Labensky - und seine Sicht auf die Dinge


ausgezeichnet

Heinz Labensky hatte es zeit seines Lebens nicht leicht: in den 40er-Jahren in einem kleinen Kaff in Brandenburg geboren und aufgewachsen, war er immer ein Außenseiter: in der Schule aussortiert weil minderbegabt, Sohn einer alleinerziehenden Mutter, der Vater in Russland im Krieg gefallen - da hat man nicht viele Freunde im Ort. Eines Tages kommt eine weitere Außenseiterin: Rita Warnitzke wuchs die ersten Jahre ihres Lebens in einem Kinderheim auf, bevor sie doch zu ihrem leiblichen Vater zog. Die beiden werden besten Freunde, beschützen sich und helfen sich gegenseitig. Sie hilft ihm beim Lesen lernen, er hilft ihr wenn die Jungs mal wieder zu aufdringlich werden. Doch Rita will sich aus der Dorfenge befreien, will was erleben - und zieht nach Berlin. Heinz ist untröstlich, sucht sie, findet sie, und verliert sie endgültig aus den Augen. Viele Jahre später, als alter Mann, lebt er in einem Seniorenheim in Erfurt - und bekommt dort Post, die sein Leben noch mal vollkommen auf den Kopf stellen kann. Er, der vermeintliche Schwachkopf, setzt sich in einen Reisebus nach Warnemünde. Denn er hat einen Brief bekommen von Ritas Tochter, die ihn kennenlernen möchte. Auf der Fahrt kommt er mit mehreren Mitreisenden ins Gespräch, erzählt ihnen in Rückblenden sein Leben, von Rita und ihm. Aber ist auch wirklich alles so passiert, wie er es in seiner Phantasie in Erinnerung hat? Ritas Tochter ist da in einigen Punkten anderer Meinung...
Meine Meinung: mich erinnerte Heinz Labensky in seiner tumben Einfältigkeit oftmals an Forrest Gump. Auf der Fahrt erzählt er von einer skurrilen Begebenheit nach der Anderen, wie er Wolf Biermann, Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Ulrike Meinhof kennenlernt, sich auf die Suche nach dem Bernsteinzimmer begibt und den Ost-Berliner Nahverkehr aufmischt. All das ist so liebevoll und mit einem so breiten Grinsen erzählt, dass sich selbiges automatisch auf die Leser überträgt. Man mag das Buch kaum aus der Hand legen in Erwartung der nächsten Wendung... und ist doch überrascht vom finalen Twist. Wer Michael Tsokos bislang nur als Professor für Rechtsmedizin und Thriller-Autor kennt, wird bei diesem Buch überrascht sein. Zusammen mit seiner Frau Anja haben sie gemeinsam ein warmherziges, vergnügliches und durch-und-durch begeisterndes Buch geschrieben. Ich habe mich blendend unterhalten und vergebe selbstverständlich die vollen fünf von fünf Sterne.

Bewertung vom 07.12.2023
Aenne und ihre Brüder
Beckmann, Reinhold

Aenne und ihre Brüder


ausgezeichnet

markus1708vor 23 Minuten

Bislang kannte ich Reinhold Beckmann nur aus dem Fernseher, als Sportjournalist und Talkshowhost. Jetzt durfte ich eine neue, andere Seite kennenlernen – und sie hat mich zutiefst bewegt. Worum geht es: Beckmanns Mutter Aenne erblickt 1921 das Licht der Welt – und hat keinen guten Start ins Leben: Ihre Mutter stirbt als sie 13 Monate alt ist, der Vater drei Jahre später an den Entbehrungen die er im ersten Weltkrieg erleiden musste. So wächst sie auf unter der strengen Obhut einer Stiefmutter und eines Stiefvaters. Halt geben ihr ihre Geschwister – drei ältere und ein jüngerer Bruder sowie eine jüngere Schwester. Doch auch in dem beschaulichen Dorf Wellingholzhausen zwischen Osnabrück und Bielefeld ändern sich die Zeiten. Erst langsam mit der Machtergreifung 1933 durch die Nationalsozialisten, dann einschneidend durch den Beginn des zweiten Weltkriegs 1939: Ihre älteren Brüder sind die ersten die in den Krieg ziehen müssen, zum Ende hin auch der erst 17jährige Bruder. Und alle vier ereilt das gleiche, grausame Schicksal – sie sterben einen sinnlosen Soldatentod. Doch zumindest die drei älteren Brüder haben ein papiernes Vermächtnis hinterlassen: Feldpostbriefe. Anfangs noch von grenzenlosem Optimismus, später nur noch spärlich eintreffend und zunehmend desillusioniert, schildern sie einen Alltag zwischen warten auf den Einsatz, frieren, marschieren und grausamen Schlachten. Aenne sammelt diese Briefe und übergibt sie – kurz vor ihrem Tod – an ihren Sohn Reinhold. Und der lässt sich die Sütterlinschrift, die er gar nicht mehr lesen kann, in heute Schrift übertragen … und macht daraus ein zutiefst bewegendes und zu Tränen rührendes Buch. Die Feldpostbriefe werden ergänzt durch weitere Quellen die den zeitlichen und geografischen Kontext herstellen und so ein Bild ergeben wo die Brüder gerade sind und was neben dem Kriegsgeschehen in Deutschland passiert. Und wie es seiner Mutter ergeht. Alles in allem ergibt das ein Buch, das man nicht mehr aus der Hand legen mag und einem die Geschichte von Beckmanns Mutter und ihrer vier Brüder sehr nahebringt. Man spürt die Trauer über den Verlust der vier Brüder auf jeder Seite, man fühlt den Schmerz mit. Und man merkt sehr stark, wie gerne Beckmann diese vier Onkel kennengelernt hätte … statt sie in einem sinnlosen und grausamen Krieg zu verlieren und niemals kennenlernen zu dürfen. Das Buch ist eine zutiefst aufrüttelnde Mahnung gegen den Krieg und gegen das Morden im Namen einer Ideologie. Vergessen wir nicht, dass auch heute immer noch Schwestern ihre Brüder verlieren..! Mich hat dieses Buch sehr berührt und es ist mehr als eine Träne beim lesen gekullert. Für mich das beste Buch das ich in 2023 gelesen habe, Danke an Reinhold Beckmann dass er es geschrieben hat.