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Schmökerwürmchen

Bewertungen

Insgesamt 77 Bewertungen
Bewertung vom 18.09.2021
Crave / Die Katmere Academy Chroniken Bd.1
Wolff, Tracy

Crave / Die Katmere Academy Chroniken Bd.1


sehr gut

Grace wächst im sonnigen San Diego in Kalifornien auf, doch nach dem tragischen Tod ihrer Eltern wird sie an der Katmere Academy in Alaska aufgenommen, die von ihrem Onkel geleitet wird. Die Jugendliche Grace hat dort keinen leichten Start. Sie hat nicht nur mit extremer, ungewohnter Kälte zu kämpfen, sondern auch mit der Feindseligkeit anderer Schüler. Einzig ihre Cousine Macy bereitet ihr einen herzlichen Empfang. Schon zu Beginn ist Grace ständig verletzt und kommt immer wieder knapp mit dem Leben davon. Doch ihr Retter Jaxon Vega ist stets zur Stelle, um sie aus brenzligen Situationen zu befreien. Grace fühlt sich auf Anhieb zu ihm hingezogen, sämtliche Warnungen schlägt sie In den Wind. Nichtsahnend, was es mit Jaxon tatsächlich auf sich hat…

Das Cover und die Leseprobe haben mich gleichermaßen angesprochen. Ich finde die Grafik wirklich gut gewählt und absolut passend zur Story. Auch unter dem Schutzumschlag kommt das gleiche Motiv zum Vorschein.
Ich habe schon längere Zeit kein Fantasy Buch mehr gelesen und Vampire kommen in meiner Lektüre eher selten vor. Doch der spannende und flüssige Schreibstil hat mich direkt in den Bann gezogen. Als Leserin war mir schon auf Anhieb klar, dass an der Katmere Academy einiges nicht mit rechten Dingen zugeht. Anfangs wirkte Grace noch etwas naiv auf mich, doch bald fängt sie an, Fragen zu stellen.
Jaxon mochte ich direkt auf Anhieb, er ist ja wirklich ein Vampir zum verlieben. Auf den ersten Blick gibt er den Bad Boy, vor dem sich alle fürchten. Doch im Grunde macht er alles, um Grace zu beschützen. Denn an der Katmere gibt es nicht nur Vampire und nicht alle Wesen sind sich grün untereinander.
Die einzelnen Charaktere wurden wirklich gut und authentisch beschrieben. Einiges wirkte etwas Klischee beladen, doch das hat den Unterhaltungsfaktor keineswegs gemindert.
Die Sprache war fließend und mitreißend, die Kapitel endeten spannend, jeweils mit Cliffhangern, so dass es mir leicht fiel, am Ball zu bleiben.
Allerdings wirkte es etwas merkwürdig auf mich, dass sich Grace Onkel sehr rar gemacht hat, vor allem angesichts der Gefahren. Auch wenn er als Schulleiter viel um die Ohren hat, wäre es doch seine Aufgabe gewesen, sich väterlich um Grace zu kümmern. Ich konnte auch nicht nachvollziehen, warum Grace nach den ersten Tagen nicht nach San Diego zurückgekehrt ist, wo sie doch bei ihrer Freundin hätte unterkommen können. Aber gut, dann hätte es diese Geschichte und vor allem die Love Story mit Jaxon nicht gegeben.
Und leider waren mir auf wenigen Seiten die Gedankengänge etwas zu sehr in die Länge gezogen.
Das Buch mochte ich trotz der kleinen Kritikpunkte jedenfalls sehr, es handelt sich hier um eine wirklich spannende Akademie-Vampir-Geschichte mit manchmal unerwarteten Wendungen. Ständig wollte ich wissen, wie es weitergeht. Sowohl die Story als auch der Stil der Autorin entwickelten für mich ein wahres Suchtpotenzial. Vor allem das Ende macht neugierig auf die weiteren Teile, die ich definitiv verfolgen werde.

Bewertung vom 08.08.2021
Weiße Nacht
Suah, Bae

Weiße Nacht


weniger gut

Dieses kleine Büchlein spielt sich während einer Nacht in Seoul ab. Die Story beginnt in einem kleinen Hörspieltheater, das an diesem Tag für immer schließen muss. Ayami, eigentlich Schauspielerin, ist dort das Mädchen für alles. Nach der letzten Vorstellung zieht sie mit dem Direktor des Theaters durch das nächtliche Seoul, begleitet von Zukunftsängsten, Gespräche über das Leben und die Liebe. Immer wieder springt die Geschichte zurück in die Vergangenheit oder in die Zukunft. Verschiedene Personen tauchen plötzlich in Ayamis Leben auf, wie z. B. Yoni, ihre Deutschlehrerin. Eines Tages soll sie einen Dichter am Flughafen abholen, schickt aber Ayami aus gesundheitlichen Gründen los.
Irgendwie hatte ich hier etwas völlig anderes erwartet. Manchmal habe ich mich wirklich nach dem Sinn gefragt. Überhaupt fand ich das Buch sehr anstrengend zu lesen, noch nie habe ich für 160 Seiten über mehrer Wochen gebraucht. Stellenweise konnte ich nicht mehr unterscheiden, welche Ereignisse denn nun der Realität entsprachen und welche einfach nur der wirren Fantasie der Protagonistin entsprungen sind. Vieles hat sich ständig wiederholt und verändert. Einige Szenen waren für meine. Geschmack einfach zu abgedreht, mit vielen Elementen in dieser Story konnte ich überhaupt nichts anfangen. Dabei fing das Buch so stark und vielversprechend an. Nur einige wenige Stellen ließen mich am Ball bleiben, weil ich dann doch wissen wollte, wie sich die Dinge entwickeln.
Die große Hitze ist immer wieder ein Thema, deshalb entspricht vieles wohl auch einfach nur einem wirren Fiebertraum.
Auch dem Ende konnte ich gar nichts abgewinnen, es hat mich ratlos zurückgelassen.
Leider hatte ich mir unter diesem Buch etwas völlig anderes vorgestellt. Es war überhaupt nicht meine Geschichte, was die Autorin damit ausdrücken wollte, wird mir leider nicht klar. Ayami blieb für mich schwammig und ungreifbar. Hätte das Buch mehr Seiten gehabt, dann hätte ich es wahrscheinlich abgebrochen.

Bewertung vom 17.07.2021
Dein Herz in tausend Worten.
Pinnow, Judith

Dein Herz in tausend Worten.


ausgezeichnet

Schon das Buch „Rendezvous in zehn Jahren“ konnte mich absolut begeistern.
Auch dieses hier steht dem Vorgänger in nichts nach.
Einfühlsam erzählt die Autorin über die Verlagsmitarbeiterin Millie. In ihrem Job ist sie das sogenannte Mädchen für alles und im echten Leben eine introvertierte, gefühlvolle Träumerin. Die Protagonistin hat es sich zur Aufgabe gemacht, abgelehnte Manuskripte zu retten. Heimlich schmuggelt sie diese nach und nach vom Dachboden, wo sie ausgelagert und vergessen wurden. Ein Manuskript hat es ihr jedoch besonders angetan, „Dein Herz in tausend Worten“. Millie ist derart fasziniert und möchte unbedingt die Texte unter die Leute bringen, denn so eine wundervolle Geschichte muss doch ihrer Meinung nach zugänglich gemacht werden. Schon bald wird der Bestsellerautor William Winter auf die gestohlenen Zeilen aufmerksam und ist gar nicht begeistert. Mit Hilfe seines besten Freundes und Agenten Coren versucht er die „Diebin“ seines geistigen Eigentums ausfindig zu machen. Doch auch Millie bekommt Unterstützung von ihrer Kollegin Rebecca, die zu ihr langsam eine Freundschaft aufbaut. Auch ihr Bruder Felix, gleichzeitig ihr bester Freund, steht hinter ihr. Völlig ungeplant und unwissend begegnen sich Millie und William. Doch Millie ist zu schüchtern, läuft weg und flüchtet sich sowieso viel lieber in die Welt ihrer Bücher. Doch mit der richtigen Unterstützung kann auch ein Drachenmädchen fliegen lernen…

Dies ist der zweite Roman, den ich von Judith Pinnow gelesen habe und bin wieder genauso begeistert. Der wunderbare einfühlsame und emotionale Schreibstil hat mich auf anhieb gefesselt. Besonders im heutigen digitalen Zeitalter mag ich es sehr, wenn sich noch jemand für richtige Bücher begeistern kann. Millie ist so eine Person. Schüchtern, aber mit einem wirklich guten Herz, das beweist sie ja schon zu Beginn mit der Rettung der Manuskripte. Gelegentlich hätte ich Millie gerne aufgerüttelt, den ihre Zurückhaltung steht ihr oft im Weg, dabei hätte hier vieles einfacher ablaufen können, wenn sie nur an sich geglaubt hätte. Doch ich mochte Millie sehr, ihren Blick für Details. Besonders ihre Empathie, ihre emotionale Persönlichkeit haben es mir angetan. Aber auch die Nebencharaktere wurden besonders und einzigartig gezeichnet.
Williams empfindsame Art konnte mich ebenfalls überzeugen. Die Vergangenheit hat es auch nicht immer gut mit ihm gemeint.
Auch wenn man im vorher schon weiß, wie Geschichten dieser Art enden, fand ich es doch sehr spannend, den Weg zum Ziel zu erfahren. Die locker leichte, einfühlsame Sprache in Kombination mit den liebevollen, einzigartig gezeichneten Figuren machen diesen Roman für mich zu einem Highlight.

Bewertung vom 04.05.2021
Deluxe Dreams / Dumont Saga Bd.1
Halle, Karina

Deluxe Dreams / Dumont Saga Bd.1


ausgezeichnet

Die amerikanische Rucksachtouristin Sadie reist alleine weiter durch Südfrankreich, nachdem sie von dem Betrug ihres Freundes Tom erfahren hat. Auf dem Weg zum Bahnhof in Nizza wird sie jedoch überfallen und verletzt. Hilfe bekommt sie von Olivier, einem reichen, äußerst gutaussehenden, anziehenden Franzosen. Olivier Dumont verdient sein Vermögen als Hotelier, gleichzeitig ist er aber auch Erbe des Modeimperiums seiner Familie. Jeder kennt ihn in Frankreich. Nur Sadie weiß zunächst nicht, mit wem sie es zu tun hat. Olivier kümmert sich um sie und beide fühlen sich auf Anhieb zueinander hingezogen. Doch da gibt es eben noch die andere Seite der Dumont-Familie, die nicht immer nur Gutes im Schilde führt....

Mir hat die Geschichte um Sadie und Olivier richtig gut gefallen und bereits ab der ersten Seite durchgehend mitgerissen. Zunächst verfolgt man als Leser*in die Romanze der beiden, die sich schon fast wie im Märchen entwickelt, noch dazu an der wunderbaren Cote d´Azur. Es folgen unbeschwerte Tage voller Gefühle am sonnigen Mittelmeer. Die Beschreibungen waren derart bildhalft, dass bei mir gleich Urlaubsgefühle hochkamen. Und auch die Entwicklung der Liebesbeziehung hat mir trotz einiger Klischees wirklich gut gefallen. Doch man konnte bereits ahnen, dass sich das Leben der beiden nicht so glücklich fortsetzen würde, auch sonnige Tage im Süden Frankreichs finden irgendwann ein Ende. Nach dem ersten Drittel setzte dann nach und nach die Spannung ein, ich konnte kaum noch aufhören zu lesen. Denn der "dunkle" Teil der Familie Dumont möchte gerne das Modeimperium an sich reißen und schrecken vor nichts zurück. So entstanden einige Thrillermomente, die mich nicht mehr losgelassen haben.
Der Schreibstil lässt sich locker leicht weg lesen und gerade der dialogstarke Schlagabtausch zu Beginn der Story hat mich direkt ins Geschehen katapultiert. Zu keiner Zeit habe ich mich gelangweilt. Da aus beiden Perspektiven erzählt wurde, hatte ich den Eindruck, immer ganz nah an beiden Protagonisten dran zu sein. Sicherlich wird hier keine neue Geschichte erzählt, arme Studentin trifft auf ihren reichen Retter und beide verlieben sich, dennoch gab es besonders nach dem ersten Drittel einige unerwartete Wendungen und wer wünscht sich nicht manchmal so eine exklusive, märchenhafte Liebesgeschichte im eigenen Leben.
Ich freue mich schon auf den zweiten Teil, die sicherlich auch von mir gelesen wird.

Bewertung vom 10.04.2021
Die Roseninsel
Reitner, Anna

Die Roseninsel


ausgezeichnet

Die junge Ärztin Liv braucht dringend eine Auszeit vom stressigen Klinikalltag der Berliner Charité. Doppelschichten und Überstunden sind in der Notaufnahme an der Tagesordnung. Liv fühlt sich ausgebrannt, nicht mehr leistungsfähig und beschliesst kurzerhand, die Krankheitsvertretung auf der Roseninsel im Starnberger See zu übernehmen. Hier, mitten in der Natur, möchte Liv wieder zu sich selbst finden und die Vergangenheit am liebsten vergessen. Die Einsamkeit der Roseninsel, die Ruhe und die Natur sollen ihr dabei helfen. Auf Anhieb fühlt sich Liv in diesem kleinen Stück Idylle wohl, das hektische Berlin rückt immer weiter in den Hintergrund. Einzige Bezugsperson ist Johannes, der ihr regelmäßig alles Lebensnotwendige auf die Insel liefert und zu dem Liv langsam eine Verbindung aufbaut.
Kurz nach ihrer Ankunft auf der Roseninsel entdeckt Liv ein altes Tagebuch. Schnell ist sie fasziniert von Magdalenas Erzählungen, die vor über 100 Jahren auf der Insel gelebt hat.

Die Autorin hat mich mit ihrer sanften, berührenden Schreibweise sofort in den Bann gezogen. Die Geschichte der Ärztin Liv und Magdalenas Erlebnisse werden hier abwechselnd erzählt. Beide Handlungsstränge konnten mich gleichermaßen fesseln. Man wollte immerzu erfahren, wie es mit beiden Frauen weitergeht. Und die Neugier auf Livs Vergangenheit machten für mich die Story durchaus spannend. Und auch Magdalenas Strang brachte eine gewisse Spannung mit sich, denn man konnte bereits ahnen, dass ihr Leben sich früher oder später ja ändern musste.
Überhaupt wirkte die Erzählweise sehr atmosphärisch auf mich. Die Autorin hat hier ein Talent für tolle Momentaufnahmen und stimmungsvolle Szenen bewiesen. Die Landschaft konnte ich mir durch die Beschreibungen bildhaft vorstellen und sogar den Duft der Rosen.
Mir hat das Buch richtig gut gefallen, es hatte eine beruhigende Wirkung auf mich, dennoch konnten mich sowohl beide Handlungsspielräume als auch die Atmosphäre fesseln.

Bewertung vom 22.11.2020
Aller guten Dinge sind zwei
McFarlane, Mhairi

Aller guten Dinge sind zwei


ausgezeichnet

Bereits 18 Jahre Dauer die Beziehung zwischen der Protagonistin Laurie und ihrem Freund Dan an. Kennengelernt haben sie sich schon zu Unizeiten und arbeiten inzwischen als Rechtsanwälte in derselben Kanzlei. Eigentlich fehlt zu Lauries Glück nur noch ein Kind, doch Dan zögert diese Entscheidung immer weiter hinaus. Weder möchte er heiraten, noch Vater werden. Aus heiterem Himmel will er stattdessen die Trennung, weil er nicht mehr glücklich ist und sich neu finden will, wie er behauptet. Doch eine neue Frau steht bereits in den Startlöchern, die auch sehr bald schwanger wird.
Für Laurie bricht eine Welt zusammen, hat sich doch ihr erwachsenen Dasein bisher nur um Dan gedreht. Laurie suhlt sich in ihrem Kummer und kann es nicht fassen. Wie soll sie mit Mitte 30 noch einen Mann finden, der ihren Kinderwunsch erfüllen kann?
Eines Tages steckt sie nach Feierabend mit ihrem Kollegen Jamie im Aufzug fest. Die beiden kommen ins Gespräch und einigen sich letztendlich auf einen Deal. Zum Schein wollen sie eine Beziehung eingehen, Laurie, um Dan eifersüchtig zu machen, Jamie verspricht sich dadurch berufliche Vorteile. Doch kann das gutgehen?

Dies ist bereits mein zweites Buch der Autorin und mir gefiel es noch besser als der Vorgänger. Ich denke, Mhairi McFarlane wird für mich zum must read.
Die Ausgangssituation an sich ist nichts Neues und wie solche Geschichten enden, kann man sich bereits vorher denken, doch für mich zählt bei solchen Büchern ausschließlich der Weg. Ich mag den Schreibstil der Autorin sehr, locker leicht und doch tiefgründig mit der typischen Prise Humor. Eine absolut unterhaltsame Kombination. Laurie war mir auf Anhieb sympathisch. Besonders gefallen hat mir der Aspekt, dass es sich hier um eine dunkelhäutige Protagonistin handelt. Dies trägt zwar nicht wesentlich zum Inhalt bei, zeigt aber auf, dass die Welt eben bunt ist und dass die Wurzeln eben keine Rolle spielen, ob ein Mensch sympathisch wirkt oder eben nicht. Laurie jedenfalls mochte ich sehr gerne und vor allem hat es mir gefallen, ihre Entwicklung zu beobachten. Zunächst tat sie mir wirklich leid, wie sehr sie unter der Trennung gelitten hat. Doch Laurie rappelt sich auf und findet ihren Weg.
Auch Jamie, der bisher nichts von Liebe gehalten hat und wechselnde Frauenbekanntschaften pflegt, macht hier eine große, sympathische Entwicklung durch. Durch ihr Fake Beziehung lernen sich Laurie und Jamie von ganz anderen Seiten kennen. So manchen Kollegen in der Kanzlei ist Jamie ein Dorn im Auge und die beiden müssen so manche Hürde nehmen. Nach und nach lernt Laurie Jamies tiefgründige Seite kennen, die bisher nur wenige Menschen in seinem Leben zu sehen bekommen haben. Doch kann aus dem attraktiven Frauenheld tatsächlich der Mann werden, der Laurie für den Rest ihres Lebens zur Seite steht?
Ich habe das Buch wirklich geliebt, nach außen hin scheint es sich um einen leichten Chick-Lit-Roman zu handeln, doch die Autorin hat so viel mehr Tiefgang und auch ernsthafte Themen anzubieten. Besonders imponiert hat mir Lauries Umgang in der von den Männern dominierten Arbeitswelt.
Ein wirklich lesenswertes, amüsantes und unterhaltsames Buch, trotz der nicht ganz neuen Thematik.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.11.2020
Marigolds Töchter
Woolf, Julia

Marigolds Töchter


ausgezeichnet

In dem Roman „Marigolds Töchter“ geht es eigentlich eher um die 66-jährige Marigold selbst. Sie ist der Mittelpunkt der Familie Fane, von ihrem Ehemann Dennis liebevoll Goldie genannt. Marigold liebt es, ihre Familie zu versorgen, so hat sie das Gefühl, gebraucht zu werden und nützlich zu sein. Vor kurzem erst ist ihre motzende Mutter Nan zu ihnen gezogen. Die jüngste Tochter Suze hat es gar nicht eilig mit dem Auszug, sie genießt sämtliche Annehmlichkeiten im Hotel Mama und versucht sich als Influencerin. Als sich auch noch Tochter Daisy ankündigt, die nach einer gescheiterten Beziehung aus Italien heimkehrt in das kleine, englische Küstendorf, wird es eng in dem kleinen Haus.
Dreh- und Angelpunkt ist der kleine Dorfladen inklusive Poststelle, der von Marigold geführt wird Hier trifft man sich, hier wird der neueste Dorfklatsch ausgetauscht und Marigold hat ein offenes Ohr für jeden. Doch sie wird zunehmend vergesslicher, Nebel breitet sich in ihrem Kopf aus. Dies bleibt irgendwann auch den Dorfbewohnern nicht mehr länger verborgen.

Dieser Roman hat mich wirklich zutiefst beführt. Dabei kommt er eigentlich eher ruhg und unaufgeregt daher. Doch die Sprache ist so wunderbar berührend, empathisch und einfühlsam, mit einem kleinen nostalgischen Touch.
Ich mochte die Geschichte um Marigold sehr. Mehrmals kam mir der Gedanke, wie glücklich sich Marigold schätzen kann, von so einer liebevollen Familie umsorgt zu werden. Für alle Beteiligten ist es nicht leicht, mit der Demenz umzugehen und dem Verfall eines geliebten Menschen hilflos ausgeliefert zu sein. Marigold möchte niemanden zur Last fallen und tut sich sichtlich schwer damit, Dinge, die für sie immer selbstverständlich waren, abzugeben. Und auch den Familienmitgliedern fällt es nicht leicht, verständnisvoll damit umzugehen, dabei ihr eigenes Leben weiterzuleben. Trost findet Marigold in ihrem Garten, bei ihren Vögeln, die während der kalten Jahreszeit von ihr versorgt werden. Besonders gefallen hat mir das Lebensmotto ihres Vaters: Was ist falsch am Jetzt? Nämlich nichts. Zunehmend lassen sich Marigold und ihre Familie darauf ein, den Augenblick zu geniessen, sei es eine gute Tasse Tee, der Wechsel der Jahrenszeiten, den Blick auf das Mehr oder auf die Felder hinter dem Haus. Denn was nützt es, sich an die Vergangenheit zu klammern oder sich über die Zukunft zu sorgen, von der man noch gar nichts weiß?
Zudem werden auch die Entwicklungen der beiden Töchter Suze und Daisy beleuchtet. Beide finden ihren Weg, doch Daisy wird vor eine schwierige Entscheidung gestellt.
Auch die manchmal etwas schrulligen Dorfbewohner unterstützen Marigold, war sie selbst doch bisher immer eine Stütze für die Dorfgemeinschaft.
In diesem Roman geht es vor alle um Liebe, denn trägt man genug davon in sich, schafft man alles gemeinsam. Und auch zeigt das Buch auf, wie wichtig es ist, im Jetzt zu leben, jeden schönen Augenblick intensiv zu geniessen.
Die Autorin hat mich mit ihren liebevoll gezeichneten Figuren und die einfühlsame Beschreibung der Entwicklung einer Demzenz tief berührt und emotional gepackt.
Und hat man das Buch gelesen, erschließt sich auch das Cover, dem ich zunächst skeptisch gegenüberstand.

Bewertung vom 30.10.2020
All das Ungesagte zwischen uns
Hoover, Colleen

All das Ungesagte zwischen uns


ausgezeichnet

Dies ist bisher nach „Verity“ mein zweites Buch von Colleen Hoover und sie entwickelt sich absolut zu meiner Lieblingsautorin. Wie gut, dass diese Frau schon so viele Bücher geschrieben hat, die noch auf mich warten.

Die 16-jährige Clara wächst wohlbehütet auf. Morgan und Chris sind bereits in jungen Jahren Eltern geworden. Schon während der eigenen Teenagerzeit bestand eine mentale Verbindung zwischen Morgan und Jonah, der mit ihrer Schwester Jenny liiert war. Ein schwerer Schicksalsschlag beeinflusst das Leben von Morgan und Clara gewaltig, die Beziehung der beiden zueinander wird immer schwieriger und droht zu eskalieren. Geborgenheit findet Clara bei ihrem neuen Freund Miller, der jedoch von ihrer Mutter nicht akzeptiert wird. Aber auch Morgan empfindet Nähe, die nicht sein dürfte.

Colleen Hoovers rasanter Schreibstil hat mich von der ersten Seite an bis zum Schluss absolut gefesselt. Ich mochte das Buch kaum zur Seite legen und habe es in jeder freien Minute regelrecht verschlungen. Trotz der leichten Schreibweise entwickelt sich das Geschehen als tiefgründig. Die Autorin versteht es hervorragend, die Emotionen glaubwürdig zu transportieren. Die Schicksalsschläge haben mich definitiv berührt, so dass ich mit den Protagonistinnen gut mitfühlen konnte.
Durch den Perspektivenwechsel, die Kapitel wurden abwechselnd aus Morgans und Claras Sicht geschildert, bekam man als LeserIn tiefe Einblicke in die Gedanken von Mutter und Tochter. Es geht hier um Liebe, Loyalitäten und vor allem um die Mutter-Tochter-Beziehung. Durch die tragischen Ereignisse wird das Leben der beiden komplett auf den Kopf gestellt und nichts ist mehr, wie es war. Nach und nach werden Familiengeheimnisse aufgedeckt, die schwer an die Substanz gehen. Clara muss mit ihren Schuldgefühlen klarkommen und sucht Zuflucht bei Miller. Morgan hatte bisher ihre eigenen Bedürfnisse immer hinten angestellt und sich aufopferungsvoll um ihre Familie gekümmert. Um Clara zu schützen, behält sie auch einiges für sich.
Das spannende an der Sache ist ja, dass man als LeserIn genau weiß, wie die Dinge aus jeweils Claras und Morgans Sicht geschehen sind, doch die beiden wissen eben nicht voneinander, was da los ist. Dies führt zu starken Konflikten, die zu eskalieren drohen. Auch Morgan empfindet Gefühle, die nicht sein dürfen. Manchmal möchte man am liebsten ins Geschehen eingreifen und die Protagonistinnen schütteln.
Mir hat das Buch richtig gut gefallen, es war packend, spannend, emotional und die Thematiken wurden tiefgründig verarbeitet. Die Konflikte zwischen den Charakteren wirkten absolut glaubwürdig. Und auch die Figuren entwickelten sich realistisch. Selbst die Nebencharaktere waren entsprechend ausgearbeitet. Und auch der ganz eigene Humor und die Insider zwischen Clara und Millter haben mich mehrmals schmunzeln lassen und machten die Story absolut rund.
Die Story war für mich etwas ganz Besonderes, für dieses Genre eher untypisch. Das Buch bietet die ganze Palette an Emotionen und konnte mich durchweg mitreißen. Ganz große Leseempfehlung!

Bewertung vom 11.10.2020
Die Stimme
Tremayne, S. K.

Die Stimme


sehr gut

Die Protagonistin Jo ist nach ihrer Scheidung von Simon mehr oder weniger mittellos und kommt bei ihrer Freundin Tabitha in deren schicker Londoner Wohnung in Camden unter. Als freie Journalistin ist es heutzutage für Jo nicht mehr so einfach, genügend Geld zu verdienen. Der elitären Tabitha ergeht es da als Naturreporterin beim Fernsehen wesentlich besser. Ihre Wohnung ist super stylisch ausgestattet und mit dem Home Help System Electra technisch auf dem aktuellsten Stand. Da Tabitha sich die meiste Zeit bei ihrem reichen Freund Arlo aufhält, fühlt sich Jo oft einsam. Eines Tages gibt Electra merkwürdige Dinge von sich und entwickelt zusehends ein Eigenleben. Sie weiß einige schlimme Dinge aus Jos Vergangenheit und setzt sie zusehends unter Druck. Jo fühlt sich hilflos und niemand glaubt ihr. Nach und nach zerstört Electra auf übelste Weise Jos Leben. Doch wie soll man sich gegen einen unsichtbaren Feind wehren? Oder wird sie langsam psychisch krank, wie ihr Vater vor langer Zeit?

Die Idee, einen Psychothriller um ein außer Kontrolle geratenes Home Help System hat mich auf Anhieb begeistert. Jos momentane Situation bietet kaum Perspektiven und sie ist oft allein. Doch irgendwie konnte ich schon von Beginn an nicht glauben, dass sie schizophren wird, auch wenn ihr Vater daran erkrankt ist und Stimmen gehört hat, wie Jo jetzt über Electra.
Erzählt wird die Story größtenteils aus Jos Perspektive. Doch auch andere Personen aus ihrem Umfeld kommen gelegentlich zu Wort. Wer hätte ein Interesse daran, Jo aus dem Weg zu räumen und verfügt über das technische know-how? Scheinbar besteht Jos Umfeld quasi aus IT Spezialisten.
Vor einiger Zeit hatte Jo einen fundierten, kritischen Artikel über die IT Branche verfasst und ist damit einigen mächtigen Leuten gehörig auf den Schlips getreten, allen voran Tabithas Freund Arlo. Oder steckt doch ihr Ex Mann Simon dahinter, die einzige Person neben Tabitha, der über die dunkle Vergangenheit Bescheid weiß? Ist er derjenige, der sich rächen will?
Vielleicht spielen Jo aber auch ihr Tabletten- und Alkoholkonsum einen Streich? Doch der Obdachlose Autos hat ebenfalls etwas bemerkt.
Die Kapitel sind kurz gehalten und enden jeweils mit einem fiesen Cliffhanger, so dass man kaum aufhören mag zu lesen. Die Sprache ist flüssig und eindringlich. Die Beschreibungen des winterlichen Londons unterstreichen die düstere Stimmung.
Jo als Protagonistin ist mir nicht immer sympathisch, manches Mal wirkt sie mir einfach zu passiv und fügt sich in ihre Situation. Lange weiß man nicht, was man ihr glauben soll. Gefühlt jeder in ihrem Umfeld könnte Electra manipuliert haben. Und Tabitha hat sich nicht wirklich wie eine Freundin verhalten, von ihr hätte man doch wirklich mehr Unterstützung erwartet.
Aber um ein Buch zu mögen, müssen mir Personen ja nicht unbedingt sympathisch sein. Hier wurde die Spannung nach und nach aufgebaut, Jos Situation wirkte immer auswegloser und bis zum Schluss habe ich meine Verdachtsmomente immer wieder überworfen. Mit der Auflösung und dem Motiv jedenfalls hatte ich überhaupt nicht gerechnet.
Nur zwischendurch kam die Story gelegentlich ins Stocken und die Beschreibungen der Wetterverhältnisse waren mir an einigen Stellen etwas zu langatmig.
Auf jeden Fall regt aber die Story zum Nachdenken an und man betrachtet sein eigenes technisches Equipment doch mit etwas anderen Augen.

Bewertung vom 05.09.2020
Zeiten des Sturms / Sheridan Grant Bd.3
Neuhaus, Nele

Zeiten des Sturms / Sheridan Grant Bd.3


sehr gut

Die junge Sheridan Grant hat schon einige Schicksalsschläge hinter sich gebracht und steht nun kurz vor der Hochzeit mit dem reichen, angesehenen Arzt Paul Sutton. Doch ihr fällt es schwer, ihre Freiheit, ihre Liebe zur Musik für ein Leben im sogenannten goldenen Käfig aufzugeben. Und dann wird sie auch noch von ihrer Vergangenheit eingeholt... Sheridan flieht in ihre Heimat, um sich bei ihrer Familie auf der Willow Creek Farm neu zu sortieren. Mit neuem Mut widmet sie sich voller Herzblut der Musik und begegnet zudem der großen Liebe. Doch zwei verschiedene Welten unter einen Hut zu bringen, erscheint nicht so einfach.

Schon gleich auf den ersten Seiten ging es spannend los, als Ethan Dubois, eine Begegnung aus ihrer Vergangenheit, sie plötzlich wieder aufspürt. Doch Sheridan Grant hat Glück und kehrt nach vier Jahren Abwesenheit heim zu ihrer Familie.
Die ersten beiden Teile habe ich nicht gelesenen, von daher fiel es mir zunächst schwer, einen Überblick über die genannten Personen und vorangegangene Ereignisse zu bekommen. Deshalb zog es sich nach dem rasanten Einstieg etwas in die Länge. Doch die verschiedenen Charaktere wurden mir nach und nach vertrauter und auch einige Schicksalsschläge aus der Vergangenheit kristallisierten sich immer klarer heraus. Und dann wurde es richtig spannend und mitreißend.
Dieses Buch würde ich keinem bestimmten Genre zuordnen, hier ist von allem etwas enthalten. Spannende Krimielemente, Liebe, Familiengeschichte aber auch der Umgang mit Ruhm und Einsamkeit. Die Musikindustrie spielt eine entscheidende Rolle, der 11. September wird hier ebenfalls angeschnitten. Das sind schon ziemlich viele Themen für einen Roman, aber Nele Neuhaus hat es geschafft, alles zu einem wirklich emotionalen, bildhaften Epos zu verweben. Der Kontrast zwischen der schillernden Welt in Los Angeles und der Weite, das Farmleben in Nebraska wurden gut und glaubhaft dargestellt
Für ihre jungen 22 Jahre hat Sheridan Grant für meinen Geschmack schon zu viele Schicksalsschläge erlebt, manchmal läuft es gut für sie doch die nächste niederschmetternde Phase in ihrem Leben lässt nicht lange auf sich warten. Manchmal war mir das alles doch ein wenig zu viel, so dass es gelegentlich etwas zu konstruiert auf mich wirkte.
Dennoch habe ich dieses Buch wirklich gerne gelesen, spannend und mitreißend war es trotz der kleinen Kritik allemal. Nach den anfänglichen vielen Namen, mit denen ich nichts anfangen konnte, hat es mich ziemlich gepackt. Im Nachhinein bedaure ich, dass mir die ersten beiden Teile entgangen sind. Wer Interesse an der Geschichte über das Leben der Sheridan Grant hat, dem würde ich wohl empfehlen, mit dem ersten Teil zu beginnen.