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Magda
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Köln

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Insgesamt 326 Bewertungen
Bewertung vom 17.11.2025
Jeglitsch, Lisa

Dunkles Wien - Die Morde von Lainz


sehr gut

Der Debütroman und Auftakt der Reihe Dunkles Wien hat mir sehr gut gefallen, ich bin schon auf den zweiten Fall für Laura und Karl gespannt, der auf den letzten Seiten bereits angekündigt wird.
Im Lainzer Tiergarten wird die Leiche eines jungen Mannes gefunden, er wurde mit acht Messerstichen ermordet. Der Tathergang und der Tatort erinnern an den Mord an einer Hebamme Elisabeth einige Jahre zuvor. Den damaligen Mord hat Elisabeths Nachbar gestanden, er sitzt eine langjährige Gefängnisstrafe ab.
Kommissarin Laura Sturm lebt alleine mit ihrem Hund Bo, regelmäßig besucht sie ihren Vater, der seit seinem Schlaganfall in einem Pflegeheim lebt. Der Vater hat den Tod seiner Frau nie verkraftet, die bei einem Unfall mit Fahrerflucht umgekommen ist.
Karl Suchanek verehrt und bewundert Laura, sie ist viel mehr als eine Kollegin für ihn. Er liebt ihren Hund, kann sich aber nicht für ihre beste Freundin Anna begeistern, mit der Laura seit ihrer Kindheit eng befreundet ist.
Der Ermordete war der einzige Sohn eines Unternehmers und seiner Frau Viktoria, er lebte allein in einer mondänen Villa. Das Verhältnis zu den Eltern war eher kühl und distanziert, ihre Trauer nach dem Tod des einzigen Sohnes wirkt nicht echt.
Dann gibt es da noch den drogen- und alkoholkranken Lukas, der in einer heruntergekommenen Gemeindewohnung haust. Auch er hatte eine lieblose Kindheit und Eltern, die sich nicht für ihn interessiert haben.
Die Aufklärung der beiden Mordfälle mündet in einem spannenden Finale, bei dem die beiden Ermittler in Lebensgefahr geraten.
Ich habe den Wien-Krimi gern gelesen, mein einziger Kritikpunkt ist der fehlende Wien-Bezug. Der Krimi hätte in jeder Stadt spielen können, außer dem Lainzer Tiergarten wurden keine weiteren Wiener Orte erwähnt, und es wurde leider auch nicht Wienerisch gesprochen.
Das Ermittlerpaar fand ich sehr sympathisch, ich bin gespannt, ob aus den beiden ein Liebespaar wird und freue mich auf weitere Fälle für Sturm und Suchanek.

Bewertung vom 14.11.2025
Sotto Yambao, Samantha

Water Moon


ausgezeichnet

Mit diesem Buch habe ich einen Ausflug in das für mich fremde Genre Fantasy gemacht. Bei dem Cover und dem Umschlag, aus dem man ein Schiff basteln kann, konnte ich nicht widerstehen. Die Geschichte hat mir gut gefallen, auch wenn Fantasy weiterhin eine Ausnahme in meinem Leseverhalten bleiben wird.
Hana, 21, soll von ihrem Vater die Leitung eines besonderen Pfandhauses übernommen. In dem Pfandhaus werden unverwirklichte Träume gegen Seelenfrieden eingetauscht.
Der junge Wissenschaftler Keishin taucht versehentlich im Pfandhaus auf, das sich hinter der Tür eines Ramen-Restaurants verbirgt. Vom ersten Moment an fühlt er sich zu Hana hingezogen und bietet ihr an, sie bei der Suche nach ihrem Vater zu begleiten. Dafür verlassen die beiden Keishins Welt und tauchen in Hanas Welt ein.
Hanas Leben ist vorherbestimmt, es steht schon bei ihrer Geburt fest, wie es verlaufen wird, und mit wem sie es verbringen wird, der Origamikünstler Haruto soll ihr Ehemann werden. Hana ist ohne Mutter aufgewachsen, ihre Mutter hat eine Straftat begangen und wurde ins Exil verbannt.
Auch Keishins Mutter hat ihre Familie verlassen. Mit acht Jahren ist er mit seinem Vater nach Amerika ausgewandert. Er hofft, in Japan seine Mutter zu finden.
Die beiden gehen auf eine magische Reise, auf der Kei Hanas Welt kennenlernt. Er ist besonders von dem Museum fasziniert, in dem winzige Zeitfragmente ausgestellt sind, die den Lauf der Geschichte verändert haben. Diese sollen zeigen, was in einer Welt passieren kann, in der jeder seinen eigenen Weg wählen darf. „Wir sollen daran erinnert werden, was das Schlimmste an freien Entscheidungen ist. Und das wäre? Später damit leben zu müssen.“ (S. 179)
Hier zwei Beispiele für Zeitfragmente aus dem Museum, die die Geschichte verändert haben: Georg Elser hat ein tödliches Attentat auf Hitler geplant und eine Bombe in einer Brauerei platziert, in der Hitler eine Rede halten sollte. Dieser war früher mit der Rede fertig und hat das Gebäude verlassen. Als die Bombe dreizehn Minuten später explodiert ist, hat sie acht Menschen getötet und zweiundsechzig verletzt.
Im August 1945 sollte eine Bombe über Kokura abgeworfen werden. Wegen der dichten Wolkendecke über der Stadt beschloss die Flugzeugbesatzung, die Bombe stattdessen über Nagasaki abzuwerfen.

Sehr gut gefallen hat mir die Liebesgeschichte zwischen Hana und Keishin, die Suche nach Hanas Vater war spannend, die Shikuin angsteinflößend. Es werden philosophische Gespräche über die Zeit und unsere Entscheidungen geführt, die mich zum Nachdenken gebracht haben. Die magischen Kreaturen, die Hana und Kei auf ihrer Reise begegnet sind, haben mich an Die unendliche Geschichte erinnert, auch Water Moon bietet bestes Filmmaterial. Lest dieses Buch und begleitet Hana und Kei auf ihrer magischen Reise!

Bewertung vom 12.11.2025
Borrmann, Mechtild

Lebensbande


ausgezeichnet

Mechthild Borrmann zählt zu meinen Lieblingsautorinnen, ich habe mich schon sehr auf ihr neues Buch gefreut, und sie hat es wieder geschafft, mich zu begeistern.
Die Handlung spielt auf zwei Zeitebenen: 1993 und 1931-1953.
1993 in einem Ort bei Rostock: Eine ältere Frau, die ein kleines Häuschen an der Ostsee in der ehemaligen DDR bewohnt, bekommt ein Schreiben von der Rentenversicherung, in dem sie aufgefordert wird, ihre Versicherungszeiten bis 1953 nachzuweisen. Kurze Zeit später erhält sie einen Brief aus Hamburg, in dem ein Mann behauptet, ihr Neffe zu sein. Beide Schreiben wühlen sie auf, sie wird von Erinnerungen an den Krieg und die Zeit danach überwältigt und beschließt, diese aufzuschreiben.
1931 am Niederrhein: Lene, 17, lernt bei einer Tanzveranstaltung den Holländer Joop kennen. Lenes Eltern betreiben einen Bauernhof und wollen ihre Tochter mit einem Bauern verheiraten. Joop arbeitet in einer Fabrik, wo er mehr als in seinem Beruf als Schreiner verdient. Die beiden treffen sich heimlich. Als Lenes Eltern von den Stelldicheins erfahren, schicken sie Lene nach Ratingen, wo sie eine Stelle als Dienstmädchen antritt.
Als Lene nichts mehr von Joop hört, geht sie auf die Avancen von Franz ein und wird schwanger. Lene und Franz heiraten und werden Eltern des kleinen Leo. Irgendwann fällt auf, dass sich ihr Sohn nicht altersgemäß entwickelt, er stottert und ist feinmotorisch ungeschickt. Lene wird aufgefordert, Leo in ein Heim zu bringen.
Nora ist Krankenschwester in dem Heim, in dem Leo untergebracht ist. Sie kümmert sich um den kleinen Jungen an, der ihr bald ans Herz wächst. Als sie merkt, was mit den entwicklungsverzögerten Kindern geschieht, wendet sie sich an den Heimleiter. Daraufhin wird sie ins Militärkrankenhaus nach Danzig versetzt. Doch bevor sie geht, will sie Leo retten.
Lotte lernt Nora im Zug nach Danzig kennen. Sie hat sich freiwillig gemeldet, um als Schreibkraft an der Kommandantur in Danzig zu arbeiten. Die beiden freunden sich an und flüchten 1945 vor der Roten Armee. Sie werden gefangen genommen, gequält, missbraucht und in ein Arbeitslager nach Russland verschleppt, nur eine von ihnen überlebt die Torturen.
Es werden sehr viele Themen behandelt: Die Ausrottung „lebensunwerten Lebens“ im Nationalsozialismus, die Vertreibung aus Pommern, die Massenvergewaltigungen und vor allem die „lebenden Reparationen“ –GULag-Lager, in denen deutsche Kriegsgefangene und Zivilisten in der russischen Tundra noch Jahre nach Kriegsende unter unmenschlichen Bedingungen schuften mussten. Neben Noras und Lottes Schicksal hat mich Lenes und Joops Liebesgeschichte sehr berührt.

Mechthild Borrmann schreibt emotional und bewegend, ich konnte das Buch nicht aus der Hand legen und habe es an zwei Tagen verschlungen. Ich vergebe fünf Sterne und spreche eine große Leseempfehlung aus, vor allem für Leser*innen von historischen Romanen.

Bewertung vom 10.11.2025
Faulkner, Jennifer;Faulkner, Rosemary

Glücksorte in Wien


ausgezeichnet

Laut Umfragen ist Wien die lebenswerteste Stadt der Welt, es wurde also höchste Zeit, nach über zwanzig Jahren wieder hinzureisen.
Die beiden Faulkner-Schwestern haben 80 Glücksorte ausgewählt, die sie uns vorstellen.
Mein Highlight Nr. 1 war das Kunsthistorische Museum. Es zählt zu den bedeutendsten Museen der Welt und wurde 1891 eröffnet. Kostbare Materialien und die besten Künstler der damaligen Zeit prägten die Gestaltung, Bilder von Gustav Klimt hängen im Treppenhaus, das zum Herzstück des Museums, der imposanten Kuppelhalle führt.
Die Kunstkammer enthält über 2.000 Kunstwerke: Goldschmiedearbeiten, Steingefäße, Skulpturen, Elfenbeinarbeiten, Bronzestatuetten und andere.
Ein Highlight für jede*n Bookie ist das Café Phil – Buchhandlung mit Café. In den voll beladenen Bücherregalen findet sich eine große Auswahl an Büchern, die meisten stammen von Independent-Verlagen. Dort haben wir gefrühstückt und natürlich was gekauft.
Ein weiteres Highlight war für mich das Schloss Schönbrunn mit seinen prachtvollen Räumen, den Schlossgärten mit Irrgarten und Zoo und der Fahrt mit der Panoramabahn auf die Gloriette mit einem einzigartigen Blick über Wien.
Sehr gut gefallen hat mir der Volksgarten mit seinen Rosenpatenschaften. Er umfasst 3000 Rosensträucher. Um Rosenpate zu werden, entrichtet man einen Kostenbeitrag für die Pflege eines Rosestocks, der mit einem Schild mit persönlicher Widmung versehen wird.
Von den vielen Kaffeehäusern, in denen wir Apfelstrudel, Kaiserschmarrn oder Sachertorte gegessen haben, hat es mir im Café Demel, Am Kohlmarkt 14, am besten gefallen. Dort hätte ich den ganzen Tag verbringen können.
Von den Kirchen hat mich die Karlskirche am Karlsplatz sehr beeindruckt, eine der bedeutendsten barocken Kirchen nördlich der Alpen.
Wien ist eine Reise wert, fahrt hin und genießt!

Bewertung vom 05.11.2025
Tidhar, Lavie

Adama


sehr gut

Adama bedeutet auf Hebräisch Land, kein Adama ohne dam, und dam bedeutet Blut.
Die Geschichte von Ruth und ihrer Familie beginnt im Jahr 1945. Ruth hat als einzige ihrer Familie den Holocaust überlebt, die ungarische Zionistin möchte sich im Kibbuz Trashim in Palästina ein neues Leben aufbauen. Sie ist knallhart und geht über Leichen, um ihre Ziele zu erreichen. „Sie hatte etwas Kaltes, Grausames in sich. Einmal hatte sie einen Jungen verprügelt, weil er Shosh geärgert hatte. Sie hatte ihn so lange mit einem Stein geschlagen, bis er fast gestorben wäre. Aug um Aug, Zahn um Zahn, hatte sie immer gesagt. Das stand im zweiten Buch Mose.“
Die Geschichte wird nicht chronologisch erzählt, sondern springt von einem Jahrzehnt ins nächste. Zu Beginn lernen wir Ruths Enkel Lior kennen, der in Tel Aviv lebt. Er kehrt ins Kibbuz zurück, um an der Beerdigung seines besten Freundes Danny teilzunehmen. Danny soll sich das Leben genommen haben, doch Lior ist davon überzeugt, dass er ermordet wurde. Er erinnert sich wehmütig an die gemeinsame Kindheit im Kinderhaus des Kibbuz. Viel lieber als im Kinderhaus hätte er mit seinen Eltern zusammengelebt, er hat die Nähe zu ihnen schmerzlich vermisst.
Ruths Schwester Shosh war nach dem Krieg eine Displaced Person „eine Vertriebene ohne Zuhause, in das sie zurückkehren, und auch ohne einen anderen Ort, an den sie gehen konnte.“
Aufgrund der vielen Charaktere und der Zeitsprünge war es nicht leicht, den Überblick zu behalten, wer mit wem verwandt und wer in wen verliebt ist. Ein Personenverzeichnis oder ein Stammbaum der beiden Schwestern wäre sehr hilfreich gewesen.
Wir erhalten einen Einblick in die Geschichte des Staates Israels von der Gründung im Jahr 1948 bis heute und das Leben in der Gemeinschaft in einem Kibbuz. Der Titel, der das Wort Blut enthält, passt sehr gut, da in dem Thriller viel Blut fließt, für meinen Geschmack sogar zu viel. Shoshs Kinder und Enkel, die nach Amerika ausgewandert sind, waren mir sympathischer als Ruths Nachkommen, die genau wie sie für Adama über Leichen gegangen sind.
Ich hätte mir mehr Empathie und Liebe für Ruth und ihre Familie gewünscht. Die Handlung war spannend, doch die Charaktere blieben mir fern. Für mich war es viel mehr ein Thriller als ein Familienroman.

Bewertung vom 04.11.2025
Sandmann, Elisabeth

Wir dachten, das Leben kommt noch


sehr gut

Das Buch wollte ich unbedingt lesen, nachdem ich „Porträt auf grüner Wandfarbe“ sehr gemocht habe. Darin begibt sich die Journalistin Gwen Farleigh im Jahr 1992 auf die Spuren ihrer Großeltern nach Polen. Jakob von Stein, ihr jüdisch stämmiger Großvater, besaß ein Gut in Pommern. Er ist kurz vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs nach Palästina ausgewandert, während seine zweite Frau Ilsabé von Isolani in England geblieben ist.
Auch in Elisabeth Sandmanns neuem Buch stehen Gwen und Ilsabé im Mittelpunkt der Handlung, die sich auf zwei Zeitebenen abspielt: 1998 und während des Zweiten Weltkriegs.
Gwen ist alleinerziehende Mutter der sechsjährigen Ruth. Sie arbeitet in London für die BBC, für die sie die Sendung Woman’s Hour moderiert, in der vergessene und/oder unbekannte Frauen vorgestellt werden, die Ungewöhnliches geleistet haben. Für ihr nächstes Projekt möchte Gwen Engländerinnen vorstellen, die im Zweiten Weltkrieg als Agentinnen für die Special Operations Executive in Frankreich tätig waren.
Die 39 Frauen und 431 Männer mussten akzentfrei und fließend Französisch sprechen. Die Ausbildung beinhaltete Fallschirmspringen, Nahkampf, Techniken der deutschen Spionageabwehr, Grundlagen des Morsecodes und die Bedienung eines Funkgeräts. Die durchschnittliche Lebensdauer eines Funkers bzw. einer Funkerin auf feindlichem Gebiet betrug sechs Wochen.
Die Kapitel spielen abwechselnd in Paris im Jahre 1998 und 1941/42, als Pat Conway als SOE-Agentin unter dem Decknamen Emma Fleury im besetzten Paris lebt und arbeitet.
„In Frankreich war alles aufregend gewesen, ich fühlte mich wichtig und gebraucht, aber nach dem Krieg wollte niemand mehr etwas über uns wissen, und erzählen durften wir auch nichts. Dabei dachten wir, das Leben kommt noch.“ (S. 262)
Meine Freude war groß, als ich im Buch direkt am Anfang auf Gwen und Ilsabé gestoßen bin, die ich aus „Porträt auf grüner Wandfarbe“ kannte und ins Herz geschlossen habe. Doch leider reicht dieser Band nicht an den ersten heran. Pats bzw. Emmas Erlebnisse als Funkerin fand ich nicht so interessant wie Ilsabés Lebensgeschichte. Es gab einige Wiederholungen, so wurde zum Beispiel häufig darauf hingewiesen, wie schwer der Koffer mit dem Funkgerät war (15 kg), den Emma durch Paris schleppen musste. Ich hätte mich über genauere Beschreibungen der Schauplätze gefreut, die - bis auf die Nationalbibliothek, in der die Funkerinnen Nachrichten hinterlassen haben – nur beiläufig erwähnt werden. Eine Liebesgeschichte hätte die Handlung aufgelockert, Pat blieb jedoch bis ins hohe Alter allein und kinderlos. Der Schreibstil ist flüssig und dialogreich, für den Inhalt vergebe ich 3,5 Sterne.

Bewertung vom 04.11.2025
Huth, Peter

Aufsteiger


ausgezeichnet

Aufsteiger von Peter Huth ist das zweite Buch, das ich von ihm gelesen habe. Der Honigmann hat mir sehr gut gefallen, deswegen habe ich mich schon auf das neue Buch gefreut. Auch Aufsteiger habe ich sehr gerne gelesen.
Felix Licht, 48, arbeitet beim Magazin, einer der populärsten Zeitschrift des Landes. Als der Chefredakteur sein Amt niederlegen muss, macht er sich berechtigte Hoffnungen auf die Position. Doch nicht er bekommt die Stelle, sondern die 32jährige Zoe Rauch. Felix kennt Zoe aus ihrer Zeit als Volontärin beim Magazin. Seitdem haben sie sich nicht gesehen. Felix gratuliert ihr per SMS „Glückwunsch“, die beiden treffen und verlieben sich neu.
Der Anwalt und Youtuber Sentheim überredet Felix zu klagen, dieser teilt Berg sein Vorhaben mit: „Sie haben mir den Job wegen meines Alters, wegen meiner Hautfarbe und wegen meines Geschlechts nicht gegeben. Dreifache Diskriminierung.“ (S. 173)
Neben Felix, Zoe und Sentheim steht das Verleger-Ehepaar Berg im Mittelpunkt des Romans. Die beiden sind mit „Nazi-Klamotten“ reich geworden, Charlotte Berg bewegt sich in feministischen Kreisen, und Zoe hat ihren neuen Job vor allem Charlottes Fürsprache zu verdanken.
Als das Buch eines Transgenders für einen Buchpreis vorgeschlagen wird, ist Charlotte empört. Sie stellt Zoe zur Rede, als diese die nominierte Autorinin einem Leitartikel des Magazins in den höchsten Tönen lobt.
Die Spannung steigt kontinuierlich, am Ende passiert ein Mord, und die Karten werden neu gemischt. Genau wie in Der Honigmann enthält Aufsteiger eine gehörige Portion Gesellschaftskritik. Der Autor beschreibt teils satirisch und überspitzt die Medienbranche und die Gesellschaft, in der wir leben. Witzig fand ich die Debatte um den indianischen Kriegstanz, der in indigenen Kriegstanz umbenannt werden soll, tragisch die Hetzkampagne gegen die Klimaaktivisten, berührend die Lebensgeschichte eines Transgenders. Sehr gerne empfehle ich das Buch weiter und vergebe fünf Sterne.

Bewertung vom 28.10.2025
Baugstø, Line

Evil Grandma


ausgezeichnet

Es ist das erste Buch der Autorin, das ich gelesen habe. Ich habe mich köstlich über Mona, die Großmutter wider Willen, amüsiert.
Mona, 65, geschieden und vollzeitbeschäftigt, hat zwei Söhne: Thomas und Christian. Als sie von Thomas und seiner Freundin Alma erfährt, dass sie Großmutter wird, ist sie alles andere als erfreut. Kinder gehen ihr auf die Nerven, sie ist froh, dass ihre erwachsen und aus dem Haus sind.
„Wovon Mona Ausschlag bekommt, ist diese Rolle. Die Großmutterrolle. Sie erfordert eine Milde, die schlecht zu ihrem Naturell passt, denn ihr Leben lang war sie ein aufbrausender Mensch. Das rächt sich. Wut und Ärger stehen Frauen nicht, erst recht nicht in ihrem Alter.“ (S. 47)
Monas Schwiegertochter Alma hält ihre Schwangerschaft auf ihrem Instagram-Account almama fest. Auch Mona zählt zu ihren knapp 1.000 Followern. Als das junge Paar seine Wohnung wegen eines Wasserschadens für einige Wochen verlassen muss, zieht es zu Mona. Die jungen Leute helfen nicht im Haushalt, lassen alles liegen und lassen Mona einkaufen und kochen. Dabei sind sie keineswegs dankbar, dass ihnen Obdach gewährt wurde, im Gegenteil, almama stellt Mona auf Instagram als passiv-aggressiv dar und postet unvorteilhafte Fotos von ihr.
Mona beklagt sich bei ihrer langjährigen besten Freundin Annemor. Doch sie stößt sie auf Unverständnis, da es doch Annemors größter Wunsch wäre, Großmutter zu werden. Um Dampf abzulassen, erstellt Mona mit Hilfe von Annemors Tochter Julie ihren eigenen Instagram Account mit dem Namen evilgrandma65. Sie postet Bilder mit ihrer eigenen, unpopulären Meinung zum Thema Großmutterschaft. Schon bald hat sie mehr Follower als Alma.
Das Buch ist eine Tragikomödie, denn Mona kann einem wirklich leidtun. Sie hat nur wenig Kontakt zu ihren Söhnen, mag ihre Schwiegertochter nicht (was ich gut nachvollziehen konnte!), fühlt sich einsam und aufs Abstellgleis geschoben. Dann verliert sie auch noch ihre langjährige Verbündete Annemor, die sich auf Almas Seite schlägt.
Sehr amüsiert habe ich mich über Alma, die Beiträge über ihre Schwangerschaft und den Baby Shower, der für Mona ein klägliches Ende findet.
Das Ende stimmt versöhnlich, schreit aber nach einer Fortsetzung. Gerne würde ich Mona als Oma erleben und wissen, wie das Leben für sie und ihre Lieben weitergeht. Gerne empfehle ich die amüsante Lektüre weiter und vergebe fünf Sterne.

Bewertung vom 23.10.2025
Aoyama, Michiko

Matcha-Tee am Montag


sehr gut

Matscha Tee am Montag von Michiko Aoyama, aus dem Japanischen von Sabine Mangold
Es ist das dritte Buch der Autorin, das ich gelesen habe. Sie bleibt ihrem Stil treu und stellt in jedem Kapitel eine andere Kundin bzw. Kunden des Café Marble vor. Manche treten in mehreren Kapiteln auf, lernen sich dort kennen oder sind bereits befreundet und trinken dort ihren Matscha Tee begleitet vom japanischen Gebäck. Das Café wird vom Master betrieben, der neben dem Café in Tokio eine Kunstgalerie in Kyoto besitzt.
In unregelmäßigen Abständen finden im Café Marble Konzerte oder Theateraufführungen statt. Master liebt es, unbekannte Künstler zu entdecken und ihnen zum Ruhm zu verhelfen.
Mitsu lebt seit zehn Jahren in Tokio, ihre Familie besitzt eine alteingesessene Süßwarenmanufaktur in Kyoto. Da ihre Eltern beruflich immer sehr eingebunden waren, verbrachte sie in ihrer Kindheit viel Zeit bei ihrer strengen Großmutter. Nach dem Abitur zog sie nach Tokio, ihr Hobby ist das traditionelle japanische Schaukastentheater kamishibai.
Sehr gut gefallen hat mir Mihus und Kippeis Geschichte. Miho, 26, ist Verkäuferin in einem Mobilfunkshop, während Kippei der einzige Nachkomme einer alteingesessenen Teehandlung ist. Die beiden lernen sich im Café Marble kennen.
Die Handlung spielt über einen Zeitraum von zwölf Monaten, das erste Kapitel spielt im Januar, das letzte im Dezember. Einige Kapitel haben mir besser gefallen als andere, am schönsten fand ich die Geschichte von Mitsu und ihrer Großmutter.
Ich habe das Buch gern gelesen, auch wenn es nicht an „Frau Komachi empfiehlt ein Buch“ heranreicht. Ich empfehle es allen, die sich für Japan und die japanische Literatur interessieren.

Bewertung vom 22.10.2025
Bähr, Julia

Hustle


ausgezeichnet

Hustle von Julia Bähr habe ich sehr gern gelesen. Über die Aktionen der Protagonistin in München habe ich mich köstlich amüsiert.
Leonie, 30, zieht nach München. Sie ist Biologin, arbeitet aber bei der Zoologischen Staatssammlung im Archiv. Sie digitalisiert und katalogisiert tote Insekten. Der Job ist schlecht bezahlt, für ihr kleines Zimmer mit Bad zahlt sie eine horrende Miete, doch der Wohnungsmarkt ist leergefegt, sie kann froh sein, überhaupt eine Bleibe zu haben.
Sie findet heraus, dass es auf Vernissagen gratis Häppchen und Sekt gibt und besucht eine nach der anderen, um Geld für Lebensmittel zu sparen. Auf einer solchen Veranstaltung lernt sie Geneviève kennen, die ihre Mentorin wird. Sie macht sie mit ihren Freundinnen Yasmin und Kim bekannt. Alle drei verdienen viel Geld, wenn auch nicht immer auf legalem Wege. Sie bringen Leonie auf eine Geschäftsidee: „Eine Bekannte von mir hat seit ein paar Monaten Liebeskummer, seitdem ist sie in so einem Liebeskummerforum. Sie hat mir erzählt, dass sie sich da gemeinsam ausmalen, was ihren Exen für schlimme Dinge passieren sollen. Damit die auch leiden. Hättest du Ideen für kleine Racheaktionen? Spontan ungefähr zwanzig, sagte sie.“
Leonies neues Geschäft läuft super, sie verdient damit mehr Geld als im Archiv, genau wie Yasmin, die offiziell als Buchhändlerin arbeitet und Kim, die Krankenschwester ist.
Wir erfahren einiges über München und die Wiesn, Leonies Eltern, ihren besten Freund Steffen, ihre Kollegen und Bekanntschaften und nicht zuletzt über ihre größte Leidenschaft: Schleimpilze.
Ich fand das Buch kurzweilig und unterhaltsam. Über einige der Racheaktionen habe ich mich köstlich amüsiert, witzig fand ich die Enthüllung des Geheimnisses um Kims Nebenerwerb. Wenn ihr ins Leben junger Menschen im heutigen München eintauchen und dabei gut unterhalten werden möchtet, dann lest diesen Roman, für den ich gerne fünf Sterne vergebe.