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Bellis-Perennis
Wohnort: 
Wien

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Insgesamt 960 Bewertungen
Bewertung vom 15.02.2025
Der große Riss
Henríquez, Cristina

Der große Riss


gut

Große Bauvorhaben wie der Gotthardtunnel, der Suezkanal oder wie hier der Panamakanal, ziehen Abenteurer, Glücksritter und Verzweifelte an, die sich Arbeit und ein besserer Leben erhoffen. Nicht immer erfüllen sich die Erwartungen. Daher war ich sehr gespannt, wie das Thema umgesetzt würde.

Gleich vorweg, der Bau rund 82 km langen Wasserstraße, die derzeit durch Trumps Allmachtsfantasien wieder in aller Munde ist, wird meiner Meinung nach, nur am Rande berührt. Vielmehr legt Autorin Cristina Henriquez ihren Fokus auf mehrere Personen, die direkt und indirekt mit der Baustelle zu tun haben. Da ist zum Einen Omar, der Sohn eines Fischers, der im Morast arbeitet oder der Arzt, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Malaria auszurotten zu wollen und andererseits die beiden Frauen Lucille und Ada, die ihrem Schicksal aus Armut und gesellschaftlichen Konventionen kaum entrinnen können.

Anders als ich es von historischen Romanen rund um Großbaustellen kenne, gibt es kaum technische Detail zum Kanalbau, was mich ein wenig enttäuscht zurücklässt. Die Lebensgeschichten der Protagonistinnen und Protagonisten könnte überall spielen. Vorrangig wird der mühsame Alltag beschrieben, die Teilung der Gesellschaft in Besitzende und Mittellose sowie die untergeordnete Rolle der Frauen. Wie tief der Riss, der durch die Gesellschaft geht, zeigt die Episode als Ada Medikamente für ihre kranke Arbeitgeberin holen will und diese zunächst nicht erhält, weil sie als Arme erkennbar und als „Silberne“ nicht bedient wird.

Der Schreibstil ist gut zu lesen. Allerdings habe ich mich mit keinem der Charaktere so richtig anfreunden können. Gut herausgearbeitet ist der Konflikt zwischen Mittel- und Nordamerika herausgearbeitet sowie die Absiedlung ganzer Dörfer. Das kenne ich allerdings aus zahlreichen Geschichten von großen Bauvorhaben wie z.B. Stauseen in der Schweiz oder Italien.

Das Cover und der Titel sind gut gewählt. Vor allem der Titel kann mehrfach interpretiert werden. Der Riss in der Erdkruste, der zwei Meere miteinander verbindet, gleichzeitig aber die Gräben zwischen Mittel- und Nordamerika aufzeigt oder auch für die Spaltung der Gesellschaft steht.

Fazit:

Ein Roman, von dem ich etwas anderes erwartet habe, weshalb er nur 3 Sterne erhält.

Bewertung vom 13.02.2025
Der Fotograf der Kaiserin (eBook, ePUB)
Sacher, Tom

Der Fotograf der Kaiserin (eBook, ePUB)


sehr gut

Das österreichische Kaiserhaus, allen voran Kaiserin Elisabeth und ihr Ehemann Kaiser Franz Joseph sowie dessen Brüder, ist immer einen historischen Roman wert.

Diesmal liegt der Fokus allerdings auf Lieselliesel, der jungen Kammerdienerin der Kaiserin, die sich gemeinsam mit dem Hoffotografen Viktor Angerer, plötzlich und ungewollt im Mittelpunkt einer Agenten-Krimi-Posse befindet

Lieselliesel ist eine Bauernmagd aus Bayern, die Kammerdienerin, die es am steifen Wiener Hof, wo jeder sein eigenes Süppchen kocht und penibel darauf achtet, den Herrschenden zu gefallen, nicht ganz einfach hat. Sie soll, da des Lesens und Schreibens unkundig, einen geheimen Brief an Franz Josephs Bruder Ludwig, das schwarze Schaf des Clans, überbringen. Was wohl so Geheimes darin steht, wenn sich Agenten des Geheimdienstes unbedingt dieses Schreibens bemächtigen wollen? Es scheint, als schrecke man auch vor einem Mord und willkürlichen Verhaftungen nicht zurück.

Meine Meinung:

Tom Sacher ist ein Pseudonym von Michael Seitz, von dem ich bereits einige Krimis gelesen habe. Deshalb war ich recht neugierig, wie er einen historischen Roman rund um Kaiserin Elisabeth, die ja schon mehrere Meter Bücherregale füllen, angeht. Die Idee, diesmal das schwarze Schaf der Familie Habsburg, Erzherzog Ludwig, genannt Luziwuzi, in den Mittelpunkt zu stellen, hat mir sehr gut gefallen.

Die Geschichte spielt atkuell im Jahr 1882 in Mayerling, in jenem Jagdschloss, das wenige Jahre später, nämlich 1889, Kulisse der sattsam bekannten Tragödie rund um Kronprinz Rudolph werden wird, den wir hier genauso treffen wie Baronin Helene Vetsera und ihr Tochter Mary.

Lieselliesel und Angerer wissen phasenweise nicht, wem sie noch vertrauen können, denn beide sind mit den Usancen im höfischen Intrigantenstadel nicht so vertraut.

Die Charaktere sind fein herausgearbeitet, wobei die Lieseliesel mit ihrem frechen Mundwerk besonders heraussticht. Sehr gut kommt die Scheinheiligkeit und Bigotterie zum Vorschein, die man unter dem Satz „Du darfst alles machen, nur erwischen lassen, darfst dich nicht!“ zusammenfassen kann.

Der Schreibstil ist durchaus humorvoll. So nennt die Kaiserin ihren Mann „Eselchen“ (angeblich wegen seines grauen Backenbartes), er wiederum tituliert sie als „Engelchen“. So wirklich viel hat man sich nicht zu sagen.
Gut gelungen ist das durchgängige Sprechen in der dritten Person, also das „Erzen“. Das muss man als Autorin/Autor erst einmal durchhalten. Ander Personen wie die bayerische Bauernmagd Lieseliesel dürfen im heimischen Dialekt reden und der Schauspielerin Mina Pick werden jiddische Worte in den Mund gelegt.

Fazit:

Ein historischer Roman, der aufzeigt, dass auch im österreichischen Kaiserhaus nicht immer alles eitel Wonne war. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.

Bewertung vom 12.02.2025
Wie Diktatoren stürzen (eBook, ePUB)
Dirsus, Marcel

Wie Diktatoren stürzen (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Als Milizionäre am 8. Dezember 2024 die Einnahme von Syriens Hauptstadt Damaskus verkünden, ist eine langjährige Diktatur kollabiert. Während über dem Palast von Bashar al-Asad dunkle Rauchwolken hochstiegen, feierte am anderen Ende von Damaskus eine Menschenmenge die Flucht des verhassten Diktators. Vor der fahnengeschmückten Umayyaden-Moschee tönt es aus einem Lautsprecher:

«Wir verkünden euch den Sieg der großen syrischen Revolution! Der Sieg nach dreizehn Jahren Geduld und Opfer!»

Die bange Frage, die sich zahlreiche Minderheiten und vor allem die Frauen stellen ist: Was kommt danach? Eine Demokratie, wie wir sie aus West- und Mitteleuropa kennen, vermutlich nicht.

Ist der Fall des Diktators wirklich überraschend? Wieso geschieht der Fall meist abrupt? Und weshalb ist das brutalste Regime der Welt (Nordkorea) nach 77 Jahren immer noch an der Macht?

Marcel Dirsus zeigt in diesem Buch, wovon es abhängt, dass eine Alleinherrschaft implodiert. Dazu hat er akribisch geforscht und unter anderem mit Anführern von Revolutionen, mit Rebellen und Soldaten auf der ganzen Welt Gespräche geführt.

In den folgenden zehn Kapiteln gewährt er seinen Lesern einen Blick in das Innere der Machtstrukturen von Diktaturen. Gleichzeitige erklärt er, welche Faktoren den Sturz eines Diktators auslösen.

Einleitung: The Golden Gun
Die Tretmühle des Diktators
Der Feind im eigenen Haus
Das Militär schwächen
Rebellen, Waffen und Geld
Feinde im In- und Ausland
Wer schießt, verliert
Keine andere Option
Vorsicht vor dem, was man sich wünscht
Wie man Diktatoren stürzt

Anhand von Beispielen aus der Gegenwart und der Geschichte entwickelt er eine Systematik, die es erlaubt, den Mechanismus der Macht zu verstehen.

Für Diktatoren gibt es kaum Ausstiegsszenarien: Macht oder deren Verlust, der häufig mit Exil oder Tod endet. Dass ein autoritärer Machthaber gefangen genommen wird wie Saddam Hussein oder Slobodan Milosevic, kommt eher selten vor. Beide wurden unter anderem wegen Völkermords vor Gericht gestellt. Hussein verurteilt und hingerichtet. Milosevic erlebt das Ende des Prozesses nicht mehr.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem interessanten Sachbuch, das sich eingehend mit dem Sturz von Diktaturen beschäftigt, 5 Sterne.

Bewertung vom 11.02.2025
Nur ein kurzer Sommer (eBook, ePUB)
Lehmann, Astrid

Nur ein kurzer Sommer (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Dem frisch gebackenen Arzt Helmut, der mit der deutschen Wehrmacht die französische Küstenstadt Vannes besetzt und der jungen Französin Anne-Marie, der Helmut das Leben rettet, als sie droht, bei der Geburt ihrer Tochter zu sterben, ist - wie der Titel schon unheilvoll verkündet - nur ein kurzer, gemeinsamer Sommer beschieden. Zunächst scheint das Leben in der besetzten Stadt seinen gewohnten Gang, mit einigen Einschränkungen, weiter zulaufen. Helmut versorgt gemeinsam mit einer Klosterschwester Kranke im Kloster und macht wenig Unterschied zwischen Deutschen, Franzosen oder Juden. Für ihn sind es kranke Menschen. Doch als eine Krankenschwester, die eine überzeugte Anhängerin des NS-Regime ist, die Macht im Krankenhaus übernimmt, ändert sich so gut wie alles. Als sich Helmut weigert, ausschließlich Deutsche zu behandeln, wird er kurzfristig an die Ostfront versetzt.

Gleichzeitig erleben wir, wie Helmuts kleiner Bruder, der sechsjährige Emil, ständig im Schatten seines abwesenden Bruders steht. Seine Eltern bewirtschaften im Schwarzwald einen abgelegenen Bauernhof. Nichts kann er seiner enttäuschten Mutter recht machen, die die schwere Arbeit kaum bewältigt. Der blinde Ehemann ist ihr wenig Hilfe.

Es kommt, wie es kommen muss: Helmut kehrt nicht aus dem Krieg zurück. Der tote Sohn wird überhöht und der lebende vernachlässigt.

Als dann der erwachsene Emil im Keller der mütterlichen Wohnung einen Karton mit Briefen von Helmut findet, macht er sich auf, um in Vannes nach Anne-Marie zu suchen.

Meine Meinung:

Dieser Roman ist, wie Autorin Astrid Lehmann im Nachwort schreibt, von den Aufzeichnungen und Erinnerungen ihrer Eltern und Großeltern inspiriert worden.

Die Geschichte beschreibt das Leben in einer unmenschlichen Zeit, in der Liebe zwischen Menschen unterschiedlicher Staatsangehörigkeit verboten ist.

Astrid Lehmann gelingt es durch mehrere Perspektivenwechsel die Spannung stetig zu steigern. Mir war von Beginn an bewusst, dass Helmut und Anne-Marie kein Happy-End beschieden ist. Die Story wird aus der Sicht von Helmut. Anne-Marie und Emil geschrieben, so dass sich dem Leser eine runde, wenn auch tragische Geschichte enthüllt. Sehr gut ist der Zwiespalt, in dem sich sowohl der junge als auch der erwachsene Emil befindet.

Die Geschichte lässt sich sehr gut und flüssig lesen. Die Charaktere sind sorgfältig herausgearbeitet.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem historischen Roman, der in einer unmenschlichen Zeit spielt, 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

Bewertung vom 10.02.2025
Gefährliches Wasser (eBook, ePUB)
Izquierdo-Hänni, Daniel

Gefährliches Wasser (eBook, ePUB)


sehr gut

Vicente Alapont, ehemaliger Polizist der Policia Nacional und nunmehriger Taxifahrer, kann das Ermitteln nicht lassen. Autor Daniel Izquierdo-Hänni lässt ihn nun zum dritten Mal in Valencia ein Verbrechen aufklären.

Es beginnt relativ harmlos mit einem Einbruch in der Altstadt, den Alapont aufklären soll. Recht bald wird klar, dass dahinter mehr als steckt. Wird es Vicente Alapont gelingen, den Täter, der ganz Valencia in Angst und Schrecken versetzt, rechtzeitig zu entlarven?

Meine Meinung:

Dieser Krimi ist mein erster von Daniel Izquierdo-Hänni und hat eine aktuelle Brisanz. Denn es geht um Wasser. Zu wenig davon ist für Mensch, Tier und Landwirtschaft eine tödliche Bedrohung genauso wie zu viel davon, wie die Überschwemmungskatastrophe von 1957 und jene Ende Oktober 2024 beweisen.

Mit Vicente Alapont hat der Autor einen sympathischen Ermittler geschaffen, der eigentlich von Mord und Tozschlag genug hatte und deshalb seinen Dienst bei der Policia Nacional quittiert hat. Mit ein bisschen Abstand findet er nun wieder Gefallen am Ermitteln, zumal er sich nicht unbedingt streng an die Regeln halten muss.

Fazit:

Mir hat dieser Krimi, der auch leise ernste Töne enthält, sehr gut gefallen. Daher gibt es 4 Sterne. Bei Gelegenheit werde ich die beiden Vorgänger nachlesen.

Bewertung vom 09.02.2025
Spargel & Erdbeeren (eBook, ePUB)

Spargel & Erdbeeren (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Ich kann es jedes Jahr kaum erwarten, bis die Spargel- und Erdbeersaison beginnt. Nachdem ich am Stadtrand von Wien, nahe den Spargel- und Erdbeerfeldern wohne, habe ich es zu den erntefrischen Köstlichkeiten nicht allzu weit. Deshalb bin ich immer auf der Suche nach Anregungen, wie ich Spargel & Erdbeeren auf den Teller bringen kann.

Dieses Kochbuch von Gräfe & Unzer hat mich nicht enttäuscht. Allerdings haben sich einige Rezepte, die weder mit Spargel noch mit Erdbeeren in Zusammenhang stehen, hineingeschmuggelt (z. B. Karotten/Möhren-Muffins, Topfenknödel mit Rhabarberkompott oder gebackene Hollerblüten).

Ausprobieren werden ich jedenfalls die Parmesansuppe (S. 15), Spargeltempura (S. 33), Kartoffel-Spargel-Curry (S. 37) sowie die Hähnchenbrust mit Spargelfülle (S. 65) allerdings ohne Erdäpfelpüree ausprobieren. Der Spargelsalat mit Erdbeeren (S. 127) vereint beides und klingt köstlich. Das Erdbeer-Tiramisu schmeckt hoffentlich besser als das Bild aussieht (S.136). Der auf Seite 140 abgebildete Klassiker Erdbeer-Biskuit-Schnitte hat schon lange den Eingang in unsere Küche gefunden.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem Kochbuch, das Lust sowohl auf Spargel als auch auf Erdbeeren macht, 5 Sterne.

Bewertung vom 08.02.2025
Campion. Tödliches Erbe
Allingham, Margery

Campion. Tödliches Erbe


gut

Margery Allingham (1904-1966) gehört wie Agatha Christie und Dorothy L. Sayers zu den führenden Autorinnen des »Goldenen Zeitalters« der englischen Kriminalliteratur. Sie nimmt ihre Leser in "Campion – Tödliches Erbe" mit auf eine spannende Reise voller Geheimnisse, Verbrechen und unerwarteter Wendungen mit.

Die adelige Familie Gyrth bewahrt im Namen der Krone seit Generationen einen wertvollen Kelch auf ihrem Landsitz auf. Das unschätzbare Kleinod gerät in den Fokus einer Verbrecherbande, die schon zahlreiche andere Kunstwerke gestohlen und durch Repliken ersetzt haben. Die Originale verschwinden in den Tresoren rücksichtsloser, reicher Sammler in aller Welt.

Der etwas unscheinbar wirkende Detektiv Albert Campion soll sowohl Kelch als auch die Familie Gyrth schützen. Das wird ihm nicht leicht gemacht. Gemeinsam mit seinem Assistenten Lugg erlebt Campion zahlreiche Überraschungen, die das gefährliche Netz aus Dieben für die beiden bereithält, stellen.

Meine Meinung

Das Cover deutet schon auf einen klassischen Kriminalroman hin. Die Charaktere sind typisch britisch, leicht versnobt, auch wenn es die finanzielle Situation nicht immer so zulässt. Das Personal, allen voran Lugg bekommt mehr von den Eigenarten der Herrschaft mit, als denen manchmal lieb ist.

Gut gelungen finde ich den unterschiedlichen Sprachduktus der Charaktere, die ihrer Herkunft nach, so sprechen (dürfen), wie ihnen der Schnabel gewachsen ist.

Die Krimihandlung selbst, lässt eigene Ideen und eigenes Miträtseln zu. Trotz hat mir das gewisse Etwas gefehlt. Vielleicht bin ich auch nur zu nüchtern, um diese über Generationen gepflegten Traditionen zu verstehen. Ein Hausmädschen, das mir die Hausarbeit abnimmt, könnte mir aber doch gefallen.

Fazit:

Wer die typischen englischen Krimis liebt, wird hier voll auf seine Rechnung kommen. Mich hat dieser Auftakt zu der Krimireihe rund um Albert Campion nicht so ganz gepackt. Daher gibt es diesmal nur 3 Sterne.

Bewertung vom 08.02.2025
Ginsterburg (eBook, ePUB)
Frank, Arno

Ginsterburg (eBook, ePUB)


sehr gut

Autor Arno Frank schildert in seinem neuen Roman „Ginsterburg“ das Schicksal ausgewählter Bewohner in der fiktiven Stadt „Ginsterburg“ während der NS-Zeit. Die Geschichte ist in drei Zeitabschnitte - 1935, 1940 und 1945 - gegliedert.

Arno Frank erzählt chronologisch die Entwicklung der Bewohner in dieser politisch eigentlich unbedeutenden Kleinstadt, die stellvertretend für reale Orte steht. Manche Personen gewinnt man recht schnell lieb, andere verhalten sich sehr bald verabscheuungswürdig.
Überhaupt mischt der Autor Fakten und Fiktion recht gekonnt. Allerdings fehlt mir persönlich ein Hinweis auf das Eine bzw. das Andere. Zwar werden durch Briefe oder Zeitungsausschnitte Bezüge zur realen Welt geknüpft, doch wäre ein Glossar am Ende des Romans oder ein Nachwort willkommen gewesen. So wird die Wunderwaffe „Natter“, die den wenigsten Lesern bekannt sein dürfte, mehrmals erwähnt.

Der Schreibstil ist ein wenig irritierend. Zahlreiche Ereignisse werden nur angerissen und der Fantasie der Leser überlassen. Für mich, die viele (Sach)Bücher über die Gräuel der NS-Diktatur gelesen hat, ist das kein Problem, sich hier zurecht zu finden. Auf andere Lesern kann dies verstörend wirken.

Fazit:

Diesem Roman, in dem Arno Frank aufzeigt, wie Menschen von einem Menschen verachtenden Regime belohnt, bestraft und korrumpiert worden sind, gebe ich 4 Sterne.

Bewertung vom 07.02.2025
Die mysteriöse Tote vom Montmartre
Laffite, René

Die mysteriöse Tote vom Montmartre


ausgezeichnet

Es ist Herbst geworden in Paris, weshalb am Montmartre das beliebte Weinfest stattfindet. Auch die Familie Morel ist aus Südfrankreich angereist, um einerseits Geneviève und Olivia „Mamie“ Morel zu besuchen und andererseits sich dem Trubel um das Weinfest hinzugeben. Die Führung rund um den kleinen Weinberg mitten in der Großstadt Paris wird jäh unterbrochen, als eine neugierige Besucherin aus Österreich eine Plane lüpft und eine tote Frau im Weinbottich entdeckt.

Es dauert ein wenig, bis die Identität der Toten geklärt ist. Die Ermittlungen führen zunächst Madame le Commissaire Geneviève Morel wenig später auch ihr Team in die Champagne, wo man sich nicht nur mit der Erzeugung von Champagner beschäftigt.

Gleichzeitig hat Genevièves Großmutter Olivia einen neuen Verehrer. Dass Olivia mit einer charmanten männlichen Begleitung unterwegs ist, ist nichts Ungewöhnliches, ist sie doch eine attraktive Frau. Stutzig wird Geneviève nur, dass er ausgerechnet der Kurator der aktuell laufenden Picasso-Ausstellung ist und in Mamies Alter ist. Üblicherweise sind deren Liebhaber wesentlich jünger. Geneviève ist sich sicher, dass ihre geliebte Großmutter wieder etwas im Schilde führt. Nur was?

Meine Meinung:
Dieser dritte Krimi aus der Reihe rund um Geneviève Morel, der Polizistin mit krimineller Familie, hat mir sehr gut gefallen. Autor René Laffite, hinter dem der österreichische Autor Christian Schleifer steckt, verzichtet diesmal auf eine besonders grausliche Zur-Schaustellung „seiner“ Leiche, die die einzige bleiben wird. Das Rundherum um die Tote ist gefinkelt angelegt, so dass es eine geraume Zeit braucht, bis sowohl Geneviève als auch die Leser die Zusammenhänge erkennen.

Witzig finde ich, dass der werte Herr Autor die Charaktere seiner Perchtoldsdorfer Krimi-Reihe einen Besuch des Weinfestes in Paris gönnt. Bei ihrem Auftritt wirken die Nöhrers ein wenig, nun ja, aufdringlich.

Schmunzeln musste ich wieder über Olivia Morel, die ihre kriminelle Energie gekonnt und nonchalant einsetzt. Entzückend gleich zu Beginn die Szene mit Pascal, dem jugendlichen Taschendieb, der versucht, ausgerechnet Olivia, der ungekrönten Königin der Taschendiebin, zu bestehlen.

Fazit:

Eine gelungene Fortsetzung, der ich gerne 5 Sterne gebe.

Bewertung vom 03.02.2025
Die Ruinen von Northcott Abbey
Harris, C. S.

Die Ruinen von Northcott Abbey


ausgezeichnet

Sebastian St. Syr reist gemeinsam mit Ehefrau Hero und Söhnchen Simon in den kleinen Ort Ayleswick-on-Teme, in dem möglicherweise das Geheimnis seiner Abstammung lüften wird können, denn Jamie Knox, sein Halbbruder soll hier Verwandtschaft gehabt haben. Kaum angekommen, wird er von Archibald Rawlins, dem jungen unerfahrenen Friedensrichter des Dorfes um Hilfe gebeten. Eine junge Witwe ist zusammen mit einer leeren Flasche Laudanum tot aufgefunden worden. Während Constable Nash vom Selbstmord überzeugt ist, hat Rawlins seine Zweifel, die St. Cyr nach der Besichtigung der Leiche bestätigt. Emma Chance ist ermordet worden.

Die Frau gibt nicht nur St. Cyr zahlreiche Rätsel auf, sondern heizt die Gerüchteküche in Ayleswick an, denn niemand kann sagen, was sie hier wollte. Man vermutet einen Zusammenhang mit Lucien Bonaparte, der als Kriegsgefangener mit seine Familie auf einem Anwesen hier im Ort wohnt.

Als Sebastian bei seinen Ermittlungen entdeckt, dass in den vergangenen 15 Jahren mehrere Frauen unter verdächtigen Umständen gestorben sind, sieht er sich einem Gegner gegenüber, der echte oder vermeintliche Mitwisser skrupellos beseitigt.

Meine Meinung:

Dieser zehnte historische Roman der Reihe um Sebastian St. Syr hat mich ebenso begeistert wie seine Vorgänger. Diesmal muss er auf seinen Freund Paul, den Arzt, der den Toten ihre letzten Geheimnisse entreißt verzichten. Dafür lernen wir eine historische Figur kennen, die bislang noch nicht in Erscheinung getreten ist: Lucien Bonaparte (1775-1840), der jüngste Bruder Napoleons sowie dessen zehnjährigen Sohn Charles (1803-1857), der später als Ornithologe berühmt werden sollte.

Ich habe schon geglaubt, dass Sebastian und Hero diesmal ohne Blessuren davonkommen werden, aber auf den letzen „Metern“ kommt es doch noch zu einem Showdown.

Ob er ob dieser Ereignisse seine Obsession, das Geheimnis seiner Herkunft lösen zu wollen aufgeben wird? Man wird sehen, denn Band 12 “Die Verbrechen von Morton House“ ist für 17. April 2025 angekündigt.

Fazit:

Gerne gebe ich dieser gelungenen Fortsetzung 5 Sterne.