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Top-Rezensenten Übersicht

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Raoul Chagny

Bewertungen

Insgesamt 42 Bewertungen
Bewertung vom 19.04.2024
Klarkommen
Hartmann, Ilona

Klarkommen


sehr gut

Pointierte Beobachtungen
"Klarkommen" von Ilona Hartmann bleibt skizzenhaft. Kurze Episoden der Jugendjahre reihen sich aneinander, geben nur eingeschränkt Hinweise auf Kontext oder Zeit. Die drei Jugendlichen zeichnet Hartmann nur in ihren Umrissen - als Silhouetten wie aus einer entfernten Erinnerung. Die einzelnen Episoden selbst sind pointiert geschrieben und erzeugen einen starken Eindruck des Moments. In nur wenigen Sätzen gelingt Hartmann stets ein stimmungsvolles Bild des Augenblicks. Immer wieder wird die besondere und treffende Beobachtungsgabe Hartmanns deutlich. Insgesamt gelingt Hartmann ein kurzes und kurzweiliges, ein stilistisch gelungenes und unterhaltsames Porträt der Übergangszeit zwischen Schule und Studium. Es ist ein leicht zugängliches und direktes Buch, das auf ähnliche Erfahrungen der Lesenden abzielt.

Bewertung vom 07.01.2024
Weight Watchers - der neue 4 Wochen Powerplan
Watchers, Weight

Weight Watchers - der neue 4 Wochen Powerplan


ausgezeichnet

Gelungenes und vor allem gesundes Kochbuch
Gedacht ist das Kochbuch „Weight Watchers - Der neue 4 Wochen Powerplan“ als vierwöchiger Plan, bei dem Tag für Tag eines der beiden Hauptgerichte gekocht wird (und mit Frühstücksgerichten und Snacks aus den jeweiligen Kapiteln ergänzt wird). Durch diesen Plan ist Abwechslung in der Küche garantiert. Die zwei zur Auswahl stehenden Rezepte erlauben eine Entscheidung auf das, was gerade mehr beliebt, sorgen aber gleichzeitig dafür, dass nicht zu viel Zeit für den Entscheidungs- und Planungsprozess des Essens aufgewandt werden muss. Der Plan lässt sich beliebig oft wiederholen - es bietet sich eine Wiederholung mit den jeweils nicht gekochten Rezepten an - wer lieber mehr Entscheidungsfreiheit möchte, kann jedoch auch auf den Plan verzichten und wie beim einem herkömmlichen Kochbuch aus der Vielzahl der abgedruckten Rezepten auswählen. Die ausgewählten Rezepte sind insgesamt sehr vielfältig, eine moderne Abwechslung zu klassischen Rezepten und zumeist mit nur wenigen Zutaten kochbar. Dies erlaubt es, auch nach einem stressigen Arbeitstag noch schnell ein gesundes Essen zu kochen. Die Rezepte sehen auf den schönen Fotos allesamt sehr appetitlich aus und sind es auch nach der Zubereitung. Positiv hervorzuheben ist auch, dass die Rezepte in diesem Kochbuch jeweils auf eine Person ausgelegt sind, sodass sich die Rezepte problemlos auf eine beliebige Anzahl an Personen hochrechnen lassen (ohne 5/8 Eier oder Ähnliches). Insgesamt ein wirklich gelungenes Kochbuch.

Bewertung vom 07.01.2024
Irgendwen haben wir doch alle auf dem Gewissen / Die mörderischen Cunninghams Bd.1
Stevenson, Benjamin

Irgendwen haben wir doch alle auf dem Gewissen / Die mörderischen Cunninghams Bd.1


sehr gut

Klassisch und zugleich modern
Benjamin Stevenson hat gleichzeitig einen sehr klassischen und einen äußert modernen Kriminalroman geschrieben. Formal hält er sich an die Vorgaben des klassischen Kriminalromans und weiß mit diesen geschickt umzugehen. Zeitgleich wahrt er stets eine ironische Distanz und spielt freudig mit den Konventionen des Genres. Klischees scheint er auf den ersten Blick zu bedienen, um sie dann direkt darauf gekonnt auf den Kopf zu stellen. Stevenson spielt ein Spiel mit seinen Leserinnen und Lesern, verteilt viele Hinweise und erinnert immer wieder an sie - um dann plötzlich das ganze Geschehen in neuem Licht erscheinen zu lassen. So gelingen ihm viele überraschende und gut gestaltete Wendungen und Twists, eine spannungsreiche und kurzweilige Handlung und insgesamt ein wirklich originelles und sehr unterhaltsames Buch.

Bewertung vom 20.10.2023
Mord im Christmas Express
Benedict, Alexandra

Mord im Christmas Express


sehr gut

Weihnachtskrimi mit Abgründen
Sowohl das Cover als auch der Klappentext von "Mord im Christmas-Express" von Alexandra Benedict lassen zunächst auf einen klassischen Cosy-Krimi erwarten. Auf den ersten Blick wirkt der Kriminalroman stimmungsvoll weihnachtlich. Das Setting - ein Zug im Schneefall mit einer Gruppe von ganz unterschiedlichen Passagieren - weist zudem deutliche Anklängen an "Mord im Orient-Express" von Agatha Christie auf. Dass dieses Buch doch kein ganz klassischer Cosy-Krimi ist, wird im Verlauf der Handlung bald deutlich. Vielfach geht es um menschliche Abgründe und Traumata - ernstere Themen, die weder das Cover noch der Klappentext erwarten lassen. Das Buch ist deutlich dunkler als erwartet. Die Handlung gestaltet Benedict mit ansprechendem Schreibstil durchaus spannend. "Mord im Christmas-Express" ist ein guter Kriminalroman - da ist es wirklich misslich, dass es auf den ersten Blick eine so andere Erwartungshaltung erweckt.

Bewertung vom 20.10.2023
Mord auf der Insel Gokumon / Kosuke Kindaichi ermittelt Bd.2
Yokomizo, Seishi

Mord auf der Insel Gokumon / Kosuke Kindaichi ermittelt Bd.2


sehr gut

Spannung auf der Insel Gokumon
Auch dieser Kriminalroman von Seishi Yokomizo weiß zu überzeugen. Zum einen bietet „Mord auf der Insel Gokumon“ einen sehr spannenden und wendungsreichen Kriminalfall, bei dem Yokomizo trickreich die Geheimnisse verwoben hat, die Kosuke Kindaichi nach und nach aufdeckt. Zum anderen kann der Kriminalroman durch sein Setting und den interessanten Einbezug japanischer Geschichte und Traditionen überzeugen und bietet auch hier viele spannende Details und Informationen. Das Ganze liest sich flüssig und angenehm und stellt einen gelungenen klassischen Kriminalroman dar, bei dem es nie zu spannend oder zu unübersichtlich wird. Das Buch bietet so die perfekte Unterhaltung für einen entspannten Nachmittag. Auch der zweite Kriminalroman von Yokomizo kann dementsprechend wärmstens an Fans von Agatha Christie empfohlen werden.

Bewertung vom 23.04.2023
Melody
Suter, Martin

Melody


sehr gut

Das Geheimnis einer verschwundenen Frau
Nicht erst seit "Rebecca" von Daphne du Maurier ist die Literatur voll von Büchern über mysteriös verschwundene Frauen. Nun widmet sich "Melody" von Martin Suter diesem Topos. Eine herrschaftliche Villa, in der alles an die vor langer Zeit verschwundene Verlobte des Alt-Nationalrats Dr. Stotz - die Titelgebende Melody - erinnert. Ein Student namens Tom Elmer, der nicht nur immer mehr in den Nachlass von Stotz vordringt, sondern auch in die damit verbundenen Geheimnisse. Und der mysteriöse Dr. Stotz, bei dessen Vergangenheit nicht immer klar ist, was Realität und was Fiktion ist. "Melody" bietet eine interessante Prämisse und vielschichtige Figuren, eine interessante Handlung und das alles in der eingängigen Sprache Suters. Martin Suter ist ein wirklich rundes Buch gelungen, das sowohl lesenswert als auch empfehlenswert ist.

Bewertung vom 23.04.2023
One of the Girls
Clark, Lucy

One of the Girls


sehr gut

Slow-burn-Spannung
Es dauert sehr lange, bis in "One of the Girls" von Lucy Clarke wirklich etwas passiert. Lange Zeit sind es nur Andeutungen auf verschwiegene Geheimnisse und darauf, dass noch etwas passieren wird, die eine dezente Spannung aufbauen. "One of the Girls" ist selbst für einen Slow-burn-Thriller ein Buch, das die Spannung ausgesprochen langsam aufbaut. In der Zwischenzeit stehen die verschieden Frauen im Mittelpunkt. Es gibt Einblicke in ihre Leben und Beziehungen untereinander. Nach und nach lernt man alle besser kennen.
Doch immer bleibt die Frage, ob hinter den Fassaden etwas lauert. Die Figuren sind interessant und - genretypisch - betont unterschiedlich gezeichnet. Clarke ist es gelungen, Figuren zu erschaffen, die nicht nur einzeln, sondern auch in ihrer Gruppendynamik gut funktionieren. Insgesamt ist es eine angenehme Lektüre, die nach und nach mit immer mehr Spannung aufwartet.

Bewertung vom 23.04.2023
Der Donnerstagsmordclub und die verirrte Kugel / Die Mordclub-Serie Bd.3
Osman, Richard

Der Donnerstagsmordclub und die verirrte Kugel / Die Mordclub-Serie Bd.3


ausgezeichnet

Wieder eine Fortsetzung, wieder ein Volltreffer
Dass bei Roman-Reihen ein durchweg hohes Niveau möglich ist, beweist Richard Osman mit "Der Donnerstagsmordclub und die verirrte Kugel", dem mittlerweile dritten Roman über die gewiefte Ermittlungstruppe aus der Seniorenresidenz Coopers Chase. Auch diesmal ist ihm ein Buch gelungen, an dem es wirklich nichts auszusetzen gibt. Wie die beiden Vorgänger überzeugt auch dieses Buch durch die sympathischen und humorvoll gezeichneten Figuren und die gewitzte Sprache Osmans. Auch dieser Cosy-Krimi bietet beste Unterhaltung für einen entspannten Nachmittag und liefert dabei auch noch einen spannenden Kriminalfall. Wer die beiden vorherigen Bücher mochte, wird auch dieses Buch mögen. Der dritte Fall des Donnerstagsmordclubs kann ohne Einschränkungen empfohlen worden. Es bleibt zu hoffen, dass es bald auch einen vierten Teil geben wird.

Bewertung vom 23.04.2023
Young Mungo
Stuart, Douglas

Young Mungo


sehr gut

Aufwühlend und berührend
Mungo hat es nicht leicht, nicht nur wegen der ihn umgebenden Armut in den Arbeitervierteln im Glasgow der 1990er-Jahre, sondern weil er anders ist und nicht in diese hypermaskuline Welt hineinpasst. Der Konformitätsdruck ist groß und wird insbesondere von seiner Familie auf ihn ausgeübt. Wie sich dies auf Mungo auswirkt und die Vielschichtigkeit seiner Gefühle stellt Douglas Stuart in "Young Mungo" realistisch und tiefgehend dar. Ihm gelingt ein einfühlsames und berührendes Portrait, das sich durch die Stärke und Nuanciertheit von Stuarts Sprache auszeichnet. Gleichzeitig ist es ein äußert brutales Buch, das das Leiden von Mungo detailliert und ungefiltert zeigt. In der homophoben Welt, in der er aufwächst, gibt es nur wenige Lichtschimmer für ihn. Alles in allem ein aufwühlender und starker, sehr gelungener Roman.

Bewertung vom 23.04.2023
Morgen, morgen und wieder morgen
Zevin, Gabrielle

Morgen, morgen und wieder morgen


ausgezeichnet

Ein great american novel für das 21. Jahrhundert
Dass Videospielen nicht nur hervorragend als Thema eines Romans geeignet sind, sondern zudem eine passende Metapher für das Leben bilden, zeigt Gabrielle Zevin eindrucksvoll mit ihrem Roman. Dabei gelingt ihr nicht nur eine überzeugende Darstellung der Bedeutung von Freundschaft in ihrem Leben, sondern sie liefert ein vielschichtiges Porträt des Wandels in der us-amerikanischen Gesellschaft. Für die Übersetzung des englischen Titels "Tomorrow, and Tomorrow, and Tomorrow" wurde die deutsche Übersetzung des Verses von Friedrich Schiller gewählt, die zwar geläufiger klingt, jedoch nicht den Übergang in die Alltagssprache gefunden hat, wie das englische Original, wodurch der Bezug zu Macbeth beim deutschen Titel weniger offensichtlich wird. Das tut der Qualität des Romans jedoch keinen Abbruch. Dieser hat wahrscheinlich das Potenzial zu einem great american novel des 21. Jahrhunderts.