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Benutzername: 
wieporzellan
Wohnort: 
Köln

Bewertungen

Insgesamt 17 Bewertungen
12
Bewertung vom 19.07.2022
Sturmrot / Eira Sjödin Bd.1
Alsterdal, Tove

Sturmrot / Eira Sjödin Bd.1


gut

Keine Frage, ich habe dieses Buch wirklich gerne gelesen und vieles, was Tove Alsterdal in dem Auftaktband ihrer Sjödin-Trilogie macht, gefiel mir wirklich gut, weil es sich auf eine positive Weise von anderen Schwedenkrimis abgrenzt.

Die größte Stärke dieses Buchs liegt in der atmosphärischen Darstellung und den wirklich starken Beschreibung der schwedischen Landschaft. Wider Erwarten geht es in diesem Buch um mehr als diesen einen Fall: Die Vergangenheit spielt eine tragende Rolle. An sich hat Tove Alsterdal die Fälle gut verknüpft, allerdings war mir die Trennung - gerade im Bezug auf die Ermittlungsarbeit - zu strikt und hat dem Ganzen für meinen Geschmack einen Dämpfer verpasst. Leider verliert sich der Roman an einigen Stellen in Nebensächlichkeiten und hat somit seine Längen. Auch Eira, die sich positiv von der kaputten Klischee-Ermittlerin abgrenzt, war für mich leider nicht greifbar genug.

Insgesamt durchschnittlicher Schwedenkrimi und interessanter Auftakt für eine Reihe.

Bewertung vom 01.07.2022
Kein Sommer ohne dich
Henry, Emily

Kein Sommer ohne dich


sehr gut

Dieser Roman hat Spaß gemacht. Es war für mich die perfekte Mischung aus Humor, dem Ernst der Realität, einer guten Portion Sex - weder komplett ausgeblendet noch zu explizit - und es war interessant, wie detailliert die Autorin sich gerade den Themen, die auf den ersten Blick sehr klischeebehaftet gewirkt haben, auf sehr vielfältige Art genähert hat.
Nicht nur die beiden Protagonisten, Poppy und Alex, sind unglaublich sympathisch, vor allem aber auch authentisch gezeichnet, sondern auch die Hauptcharaktere bestechen durch eine wirklich gute Ausarbeitung.

Dadurch, dass der Aufbau nicht chronologischer Natur war, sondern wir abwechselnd an vergangenen und gegenwärtigen Reisen teilhaben, war es durchweg spannend. Natürlich ist es in Teilen vorhersehbar, aber beim Griff zu dieser Art Buch erwarte ich auch keine sonderlich überraschenden Plot-Twists. Und das, was hier an Ereignissen im Plot geschieht, wirkte auf mich, bis auf eine Ausnahme, soweit rund.

Schade, dass die Reise nur so kurz vor. Ich hätte noch ein paar Stunden mit den beiden verweilen können.

Bewertung vom 07.06.2022
City on Fire Bd.1
Winslow, Don

City on Fire Bd.1


gut

Hat mich die HBO-Erfolgsserie Sopranos im Bezug auf meine Vorstellungen von Mafia geprägt? Ja, und gerade nach der Leseprobe hatte ich das Gefühl, dieses Mal eine auf ihre Art eigene irische Variante der familiären und mafiösen Strukturen zu bekommen. Leider entpuppte sich das leider etwas als falsche Fährte.

In dem Auftakt seiner Dogtown-Trilogie - gleichzeitig der Abschluss seines Wirkens als Schriftstellers - führt uns Don Winslow in die Mafiastrukturen von Providence, Rhode Island. Alles ist irgendwie friedlich, die einzelnen Gangs gehen ihrem Alltagsgeschäft nach, bis aus einem fast schon banalen Fauxpax ein blutiger Krieg zwischen Iren und Italienern entfacht, der Danny vor ganz neue Herausforderungen stellt.

Im Grunde gefiel mir, was Winslow hier macht.
Gerade bei der Entwicklung seiner Charaktere nimmt er sich Zeit, liefert Hintergrundinformationen, fast schon kleine Biografien, die den entsprechenden Personen eine gewisse Tiefe verleihen. Da er sich nicht allein auf Dannys Perspektive konzentriert, hat der Roman etwas sehr episodenhaftes. Was sich an einigen Stellen als guter Coup herausstellt, lässt an anderen Stellen etwas zu sehr Kontext und Hintergrund vermissen.
Natürlich, als Leser:in sollte man sich sowohl auf die sehr vulgäre Sprache als auch auf die Vielzahl an brutaler Szenen einrichten. Allerdings verfällt Winslow hier nicht in den Gewaltporno, den andere Autor:innen dieses Milieus gerne erzeugen. Es bleibt auf seine Art kühl, fast schon distanziert, so ist das eben im Mafia-Milieu der 1980er Jahre, für mich passte es.

Auf inhaltlicher Ebene hat mich das Buch allerdings enttäuscht.
Natürlich ist es der Auftakt einer (bereits beendeten) Trilogie, hier darf und muss viel Zeit in den Aufbau und die Einführung gesteckt werden und das gelingt Winslow auch gut. Aber sollte selbst ein Auftaktband nicht trotzdem noch als alleinstehender Roman funktionieren? Sollte er nicht auch genug guten Stoff bieten, in dem selbst ich als Leser:in genug Potential für die Ausweitung in eine Trilogie sehe? Genau das fehlte mir hier leider über weite Strecken und tatsächlich interessiert mich, ob und vor allem wie es Winslow in seinen Folgebänden gelingt, hier noch die Kurve zu bekommen und den furiosen Abgang zu liefern, der die Trilogie ja sein soll.

Bewertung vom 28.05.2022
Tod im Trödelladen
Grue, Anna

Tod im Trödelladen


gut

Bei Cosy Crime stelle ich mir immer die Frage, wer von diesem Genre eigentlich bedient werden soll: Sind es die klassischen Krimi-Leser/innen? Oder ebenjene Leser/innen, die eigentlich so überhaupt nichts mit dem Genre zu tun haben wollen?

Anne Grue nimmt uns mit in das verschlafene Odsherred, Dänemark. Doch die Idylle trügt: Es dauert nicht lange, bis im Umfeld des kleinen Trödelladens mehrere Rentner/innen zu Tode kommen. Anne-Maj, Hundebesitzerin und passionierte Hobby-Köchin, selbst ehrenamtlich im Trödelladen tätig, nimmt die Ermittlungen schließlich selbst in die Hand.

Ich kann nicht behaupten, dass dieses Buch durch Spannung besticht: Selbst über die Länge des Buches wird nicht ganz klar, ob es lieber ein Ausflug in die kulinarischen Vorlieben unserer Rentnerin, oder aber ein Whodunnit in Light-Version werden möchte. Einige Stellen hatten so ihre Längen, wirkten vielleicht sogar etwas aus dem Rahmen gefallen, ob der doch mitunter schrullig anmutenden Hauptfigur. Gleichzeitig sind es aber diese Figur und ihre Weggefährt/innen - die Enkelin, die oft sehr trocken kommentiert; die Tochter, die nicht ganz die Erwartungen der Mutter erfüllt, dennoch Unterstützung ist; die bunte Mischung von durchaus betagten Menschen, mit denen sie Tag für Tag im Trödelladen ihre Zeit verbringt - die dieses Buch, auch wenn der Fall etwas braucht und hin und wieder in Vergessenheit gerät, doch irgendwie unterhaltsam gemacht haben.

Kein Buch, das bleibt, aber ein Buch, das über die Distanz durchaus Freude bereitet hat.

Bewertung vom 25.04.2022
Real Easy
Rutkoski, Marie

Real Easy


weniger gut

Mit diesem Buch habe ich mich schwer getan. Wirklich sehr schwer.

Stilistisch war mir das ein zu wilder Ritt: Die Entscheidung für Präsens als Erzählzeit hat es bei mir meist sowieso schon schwer, wenn das allerdings von Ausflügen in Zukunft und Vergangenheit durchsetzt wird, gerne auch mal mitten im Absatz, fühle ich mich in meinem Lesefluss leider gestört.

Obwohl ich Fan von multiperspektivischen Thrillern bin, waren es mir hier einfach zu viele davon. Ein Großteil der Charaktere wirkte auf mich zu roh und es fiel mir schwer, entsprechende Verbindungen aufzubauen.
Der Fall, der eigentlich im Fokus des Thrillers stehen sollte, rückte für mich ab einem Punkt doch sehr in den Hintergrund. Die Ermittlungsarbeiten waren mir zu konfus, einiges wirkte inkonsistent, und leider auch nicht spannend. Die Szenen rund um das Leben im Stripclub wirkten dagegen wirklich dynamisch und vor allem auch authentisch.

Bewertung vom 24.04.2022
Die Sommerschwestern Bd.1
Peetz, Monika

Die Sommerschwestern Bd.1


weniger gut

Dieser Roman blieb leider hinter meinen Erwartungen zurück.
Die zugrundeliegende Idee ist gut, mir gefiel auch der Beginn und der Charme, in dem die Charaktere ausgearbeitet, und sich auch in ihrem individuellen Stil, in der Art wie sie die Welt beobachten, beschreiben und reflektieren, unterschieden werden. Aber was den Plot betrifft, fehlte mir hier leider der Tiefgang. Das liegt nicht einmal daran, dass die Themen nicht da gewesen wären; ganz im Gegenteil. Peetz hätte genug Möglichkeiten gehabt, etwas tiefer in einige Themen einzusteigen, wählt aber den eher seichten und oberflächlichen Zugang, deutet vieles nur sehr vage an. Einige Leser:innen werden daran ihren Gefallen finden, mein Ding ist es aber leider nicht. Der Roman war nett für nebenbei, aber keine Lektüre, die mir lang über das Lesen hinaus in Erinnerung bleiben wird.

Bewertung vom 26.03.2022
In einer stillen Bucht / Capri-Krimi Bd.3
Ventura, Luca

In einer stillen Bucht / Capri-Krimi Bd.3


gut

Es ist erstaunlich, wie wenig sich ein Krimi nach Krimi anfühlen kann. Auch in Luca Venturas drittem Capri-Krimi bekommen die Leser/innen neben genretypischer Leiche und Ermittlungsarbeit auch eine große Portion Inselflair, die zugegebenermaßen bei mir ein wenig den Wunsch nach Urlaub entfacht hat. Ziemlich schnell werden die Leser/innen in den Fall hineingeworfen: Ein Koffer mit einer Leiche wird gefunden - und die Inselpolizei beginnt mit ihrer Ermittlung. Wo viele Autor/innen auf Blutvergießen oder Schockmomente setzen, bleibt Ventura in seinem Romanaufbau eher ruhig und setzt auf einen Plot, der stark an klassische Whodunnits erinnert. Die Hauptcharaktere können durch ihre unterschiedlichen Anlagen überzeugen, allerdings waren einige Ausflüge in das Privatleben der Ermittelnden dann doch sehr weit davon entfernt, etwas für den Fall zu tun und auch - vielleicht weil ich die beiden Vorgängerbände nicht kannte - nicht wirklich verständlich. Trotzdem gefiel mir der Weg hin zur Auflösung und ich wäre nicht traurig gewesen, wenn ich noch ein paar Stunden auf der Insel hätte verbringen können. Dieses Buch ist weder ein Muss noch eine große Überraschung, aber Leute, die gerne zu einem gemütlichen Whodunnits mit Urlaubsflair greifen, sind hier vermutlich genau richtig.

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