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kingofmusic

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Insgesamt 30 Bewertungen
Bewertung vom 26.05.2017
Das Heiland aus dem Glasturm
Späni, Marc

Das Heiland aus dem Glasturm


sehr gut

Lang lang ist´s her, dass ich die Geschichtensammlung „Der Heiland aus dem Glasturm“ von Marc Späni angefangen habe zu lesen. Genauer gesagt: im Januar diesen Jahres. Nun hab ich (mit etwas Abstand und Pause aus persönlichen Gründen) das Buch beendet und bin begeistert. Nicht unbedingt von jeder Geschichte gleichermaßen, was aber bei dem Facettenreichtum der Geschichten (von Krimi über eine Phantasiereise zum Mond bis hin zu einer mit philosophischen Gedanken über Tod und Vergänglichkeit gespickten Reiseerzählung kein Wunder ist).
Die teils mit autobiografischen Sequenzen des Autors durchzogenen Geschichten „Abfall“ und „Die Honiginsel“ sind für mich dann auch die beiden Highlights des Bandes; dicht gefolgt von „Die Galluskonferenz“ sowie „Übungsstunde in norwegischer Konversation“.
In Sternen ausgedrückt wären das:
5* für „Abfall“ und „Die Honiginsel“
4* für „Die Galluskonferenz“, „Das Zwergenzimmer“ sowie „Übungsstunde in norwegischer Konversation“
3* für „Der Heiland aus dem Glasturm“
2* für „Der Mann im Mond“
Alle Geschichten haben gemeinsam, dass philosophische, religiöse, spirituelle, aber auch Gedanken über das Leben im Allgemeinen oder unsere Träume und Ängste einen großen Raum einnehmen. Und so erwischt man sich als Leser in jeder Geschichte, wie die Gedanken anfangen zu fliegen (Was wäre wenn, Wie würde ich reagieren/handeln) und das ist mit ein Grund dafür, dass ich so lange gebraucht habe, um dieses Buch zu beenden. Man muss die Geschichten bzw. die Geschichte hinter den Geschichten auf sich wirken lassen, muss sie sich entfalten lassen, muss ihnen Platz geben, muss einzelne Passagen immer wieder lesen, um die Bildgewalt der Sprache zu ermessen (oft hat mich das ein bisschen an Franz Kafka erinnert) usw. Der Leser oder die Leserin muss sich also von Beginn an von dem Gedanken verabschieden, dass „Der Heiland aus dem Glasturm“ ein „Eben mal so zwischendurch“-Buch ist, was man innerhalb kürzester Zeit verschlingt. Nein, das würde diesen teils außergewöhnlichen Geschichten in keinster Weise gerecht werden.
Eins sei noch angemerkt: die Geschichten sind teils gespickt mit schweizerischem Akzent und Wörtern; das ist aber insofern nicht weiter tragisch, da es zum Teil im Anschluss erläutert wird oder sich der Sinn durch den (weiteren) Text erschließt.
Jedem, der sich auf ein langanhaltendes und nachhallendes Leseabenteuer einlassen will, sei „Der Heiland aus dem Glasturm“ ausdrücklich ans Herz gelegt.
Mein Dank gilt dem Autor für das Rezensionsexemplar, die tolle Begleitung während der Leserunde und die Geduld!!!

Bewertung vom 24.05.2017
Rost auf dem Fahrrad (eBook, ePUB)
Louis, Saskia

Rost auf dem Fahrrad (eBook, ePUB)


sehr gut

Ich kann es nur immer wieder sagen: Wenn ein Kurzgeschichtenautor bzw. (wie in diesem Falle) eine Autorin es binnen Sekunden schafft, den Leser abtauchen zu lassen in eine Welt der Nachdenklichkeit über das Sein, das Ich und das Alter, dann kann auch eine wenige Seiten lange Kurzgeschichte mehr sagen als ein ebenso tiefsinniger Roman mit 1000 Seiten.

Saskia Louis gelingt dies souverän in ihrer Kurzgeschichte „Rost auf dem Fahrrad“. Sie lässt keinen Zweifel daran zu, dass das Leben lebenswert ist – egal in welchem Alter, egal vor welchen Herausforderungen des Lebens man steht. Und sie lehrt uns Respekt vor der Schönheit (alter und verrosteter) Dinge wie einem Fahrrad. Denn könnte es sprechen – es würde stundenlang erzählen und die Zuhörer wären zu keiner Sekunde gelangweilt!

Starke Geschichte!

Bewertung vom 23.05.2017
Letzte Freunde / Old Filth Trilogie Bd.3
Gardam, Jane

Letzte Freunde / Old Filth Trilogie Bd.3


gut

So, nun ist sie aus(gelesen) – die „Old Filth“-Trilogie von Jane Gardam. Ich schreibe diese Rezension mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Lachend, weil auch bei „Letzte Freunde“ der typisch britische Humor durchblitzt (wieder genial übersetzt von Isabel Bogdan) und einige Abschnitte zeigen, dass auch eher distanziert wirkende ältere Menschen in ungewöhnlichen Situationen Einfallsreichtum und Witz zeigen.
Mein weinendes Auge kommt zum einen bei dem Gedanken zu tragen, dass die Trilogie nun wirklich beendet ist und weil ausgerechnet der dritte Teil nicht mit den beiden Vorgängern (Ein untadeliger Mann und Eine treue Frau) mithalten kann, weswegen ich diesmal auch leider keine 5 Sterne vergeben kann.
Zum einen liegt es an den aus mehreren Perspektiven (Dulcie, Fred Fiscal-Smith sowie Terry Veneering) geschriebenen Abschnitten. Sie entwickeln für mich in diesem Band nicht annähernd die Tiefe der beiden Vorgänger, die jeweils nur eine Person in den Mittelpunkt gestellt haben. Vielleicht hätte Jane Gardam fünf statt drei Bände schreiben sollen. Jede Person an sich ist nämlich interessant, hat eine Menge zu erzählen, die einem jeweils noch andere Facetten von Old Filth, Betty und Terry Veneering zeigen. Hier hat Jane Gardam also alles richtig gemacht. Insgesamt jedoch (auf „Letzte Freunde“ bezogen) wirkt hier vieles zu gedrängt, zu schnell abgehakt.
Die voran aufgezählten Gründe bewirken meines Erachtens nach, dass sich „Letzte Freunde“ auch nicht so flüssig lesen lässt. Man verstehe mich bitte nicht falsch: die sprachliche Eleganz von Jane Gardam zeigt sich auch hier in anerkennungswürdiger Form und jede Leserin und jeder Leser dieser Trilogie sollte sich wirklich Zeit nehmen zum lesen – für ein „schnelles Buch für zwischen Tür und Angel“ sind alle drei Bände zu schade. Trotzdem bleibt „Letze Freunde“ hinter den Erwartungen und lässt mich als Leser eher verwirrt und enttäuscht als freudig und befriedigt über das Leben von Terry Veneering zu wissen, zurück.
Alles in Allem ist es für mich leider nicht der „ganz runde“ Abschluss einer literarisch und sprachlich herausragenden Trilogie und mir tut es in der Seele weh, diesem letzten Band nur 3* geben zu können, aber ich will weder mich noch die Leserinnen und Leser meiner Meinung zu „Letzte Freunde“ belügen.
Goodbye „Old Filth“. Es war mir eine Ehre!!!

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.05.2017
Der Gentleman
Leo, Forrest

Der Gentleman


ausgezeichnet

Was „Der Pfau“ von Isabel Bogdan im letzten Jahr war (nämlich ein wahres Gag-Feuerwerk für Freunde britischen Humors) ist dieses Jahr eindeutig „Der Gentleman“ von Forrest Leo.

Da ich dieses Jahr bereits so einige düstere und vor Gewalt strotzende Thriller gelesen habe, dachte ich mir „Jetzt muss mal wieder was Lustiges ran!“ und suchte mir dafür „Der Gentleman“ von Forrest Leo aus. Die Leseprobe war vielversprechend und voller Freude machte ich mich ans Werk.

Ja, liebe Freunde des geistreichen und britischen Humors: was uns Forrest Leo hier in seinem Debüt-Werk präsentiert ist ein wahrer Angriff auf die Lachmuskeln und das Buch verleitet dazu, alles stehen und liegen zu lassen, um zu erfahren, wie und ob es Lionel Savage gelingt, seine Frau, die er vermeintlich an den Teufel (Der Gentleman) verkauft hat, zurückzubekommen.

Forrest Leo geizt weder an Gags noch an gleichzeitig nachdenklich stimmenden Worten und ich habe öfter beim Lesen gedacht „Das ist der richtige Stoff für ein Theaterstück.“ Und tatsächlich: im Nachwort erfährt der Leser, dass „Der Gentleman“ zunächst eben jenes war (würde ich zu gerne mal sehen *g*).

Das Buch enthält zwei Erzählstränge: zum einen die Geschichte aus der Sicht von Lionel Savage, einem erfolglosen Dichter im London des 19. Jahrhunderts, der seine Schreibflaute dem Umstand zuschreibt, dass er geheiratet hat *g*. Sein Versuch, sich daraufhin umzubringen scheitert grandios und entfesselt eine wahre Flut an urkomischen und aberwitzigen Situationen, die dem Leser nur selten Gelegenheit geben, Luft zu holen, weil man aus dem Lachen oder (in dem ein oder anderen Fall) auch mal „nur“ Grinsen nicht rauskommt und die Gesichtsmuskulatur total verspannt.
Grandios und staubtrocken kommentiert wird die Geschichte von einem Cousin von Lionel, der dem Leser zu vermitteln versucht, wie es wirklich war und ist und der Geschichte so die eine oder andere (witzige und brüllend komische) Anekdote hinzufügt.

Hier erweist sich die E-Book-Variante als entscheidender Nachteil: während in der Hardcover-Ausgabe die Fußnoten (respektive die Anmerkungen) jeweils am Ende der jeweiligen Seite stehen, sind sie beim E-Book gesammelt am Ende zusammengefasst, was mich dazu verleitet hat, die Anmerkungen erst zum Schluss zu lesen, weil das blättern zwischen Fließtext und Fußnoten beim E-Book etwas anstrengend und nervig ist. Das ist aber auch schon alles was ich an dieser großartigen Slapstick-Komödie in Buchform auszusetzen habe.

Letzten Endes ist „Der Gentleman“ eine Hommage an die Literatur, die Kunst und nicht zuletzt auch an die Ehe – mit all seinen Höhen und Tiefen und der Message „Redet miteinander und ihr lernt euch gegenseitig kennen und respektieren!“. Großes Kino und ein weiteres Highlight!!!

Bewertung vom 12.05.2017
Orphan X / Evan Smoak Bd.1
Hurwitz, Gregg

Orphan X / Evan Smoak Bd.1


ausgezeichnet

Wow…Ich habe ja schon einige Thriller dieses Jahr gelesen, aber sie alle werden von „Orphan X“ von Gregg Hurwitz getoppt. Obwohl: kann man „Orphan X“ überhaupt mit anderen Thrillern vergleichen? Es fällt einem schwer, weil er so ganz anders ist als andere Thriller, aber auf der anderen Seite doch genauso (wer jetzt verwirrt ist, darf es ruhig sein – ist volle Absicht *g*).
Nach außen (sprich für seine Nachbarn bzw. Haus-Mitbewohner) ist Evan Smoak ein normaler Mann, der sich gerne um die Hauseigentümerversammlungen drückt und die Mitbewohner eher auf Distanz hält. Keiner weiß also, was Evan wirklich macht – und das ist für ihn auch besser so, gehört er doch zu den von der amerikanischen Regierung zu Killern ausgebildeten Waisenkindern (die sog. Orphans). Nur tötet er jetzt nicht mehr im Namen der Regierung sondern hilft Menschen, die aus verschiedenen Gründen nicht zur Polizei gehen können, ihre Probleme zu lösen – auf seine ganz eigene Art und Weise. Er hat dabei Gebote, an die er sich stets hält und die ihn so zu einem Killer mit abgewandeltem Robin Hood-Syndrom machen.
Bei seinem neuesten Auftrag stößt er jedoch an die Grenzen dessen, was er anhand seiner eigenen Gebote tun darf und was nicht und muss erkennen, dass nichts ist wie es scheint. Wem kann er trauen, wem nicht? Wer glaubt, er sei besser und raffinierter als Evan?
Gregg Hurwitz hat mit Evan einen intelligenten Killer geschaffen, den man trotz der angewandten Selbstjustiz gerne als Freund hätte, da er bescheiden, charmant und überaus menschlich daherkommt. Was in seinem Inneren vorgeht, erfahren wir sowohl in kurzen Rückblenden aus seiner Kindheit und seiner Zeit als Regierungskiller als auch im Hier und Jetzt, indem er sich Gefühlen stellen muss, die jahrelang verborgen waren und ihn zusehends selbst verwirren.
Allen Thriller-Fans sei „Orphan X“ unbedingt ans Herz gelegt und auf die Verfilmung bin ich schon jetzt äußerst gespannt. Aber zunächst freue ich mich auf die im August erscheinende Fortsetzung und bin gespannt, wie es mit Evan weitergeht.
Ein weiteres Jahreshighlight!!!

Bewertung vom 10.05.2017
16 Uhr 50 ab Paddington / Ein Fall für Miss Marple Bd.8
Christie, Agatha

16 Uhr 50 ab Paddington / Ein Fall für Miss Marple Bd.8


ausgezeichnet

Wer kennt sie nicht: Margret Rutherford als Miss Jane Marple, die Hobbydetektivin aus der Feder von Agatha Christie. In einer Leserunde haben wir uns diesmal „16 Uhr 50 ab Paddington“ vorgeknöpft. Der Grund-Tenor war diesmal etwas verhaltener als bei „Der Tod auf dem Nil“, weil die meisten den Film, aber nicht das Buch kannten. Jetzt, nach der Lektüre, kann man sagen, dass der Film in manchen Dingen doch anders ist als das Buch. Im Film ist es Miss Marple selbst, die einen Mord beobachtet, im Buch ist es ihre Freundin Elspeth McGillycuddy. Auch tritt Miss Marple im Film wesentlich „resoluter“ auf, als es im Buch der Fall ist. Hier agiert sie mehr im Hintergrund, ganze Teile des Buches kommen gar ohne ihren Auftritt aus – ein Umstand, den viele (mich eingeschlossen) etwas schade finden. Nichts desto trotz haben die Auftritte und Szenen mit Miss Marple Kultcharakter – sie ist einfach die schrulligste, netteste, klügste, scharfsinnigste und lustigste Hobbydetektivin, die die (literarische) Welt bisher hervorgebracht hat. Und so präsentiert uns Agatha Christie wieder eine Fülle von Personen, die alle verschroben und verdächtig wirken, lässt ihre Charaktere Spitzen gegen die britische Gesellschaft und ihre Eigenarten verteilen und packt kurz vor Schluss ein Täter-„Knallbonbon“ aus, so dass der geneigte Leser erst mal völlig verwirrt ist, weil er diese Person nie und nimmer als Verdächtigen auf dem Schirm hatte.
Alles in Allem haben wir es bei „16 Uhr 50 ab Paddington“ wieder mit einem humorvollen und unblutigen Krimi zu tun, der weit über den drölfzig Millionen anderen Krimis steht – eine Krimiautorin wie Agatha Christie wird jedoch auch nur einmal pro Jahrhundert geboren *g*. Toll!

Bewertung vom 28.04.2017
Die Pergamon-Morde
Schwerin von Krosigk, Wilfried;Schwerin von Krosigk, Sue

Die Pergamon-Morde


ausgezeichnet

Ui ui ui – was ist denn im Pergamonmuseum los? Ein Toter nach dem anderen, zwielichtige Gestalten, die durch die Macht des Baphomet die Menschheit „retten“ wollen und mittendrin der gute Hartung Siegward Graf von Quermaten zu Oytinghausen, kurz Hasi. Was uns das Autorenduo Sue und Wilfried Schwerin von Krosigk in ihrem zweiten Krimi „Die Pergamonmorde“ kredenzt, gehört für mich in die Kategorie der ungewöhnlichen Lesegenüsse. Schon der Auftaktkrimi „Der Minutenschläfer“ konnte mich seinerzeit mit seinem Humor, seinen schrägen Figuren und einer in der Kunstwelt angesiedelten Geschichte begeistern. Nicht anders geht es mir mit vorliegendem Buch.
Hier treffen wir nicht nur auf alte Bekannte wie Hasi, Tante Pudel (Anmerkung an die Autoren: wieso musste sie sterben??? Sie war die zweite Kultfigur *g*) und die Kommissare Lydia Klimm und Torsten Nagel, sondern auch auf einen Esoterik-Nerd, der ziemlich chillig und spacig daherredet sowie einen hilfsbereiten und tierlieben Punk, der zum Ende hin doch wieder heim zu Mama auf´s Land will.
All diese Figuren und noch viel mehr machen diesen Krimi wieder zu einem wahren literarischen Lesegenuss, bei dem man so ganz nebenbei noch etwas über die Geschichte und die Architektur des Pergamonmuseums erfährt sowie die Methode zum Bestimmen des exakten Alters einer Reliquie.
Der gute alte Hasi taucht zwar nach meinem Empfinden dieses Mal etwas weniger auf wie noch im „Minutenschläfer“ (wobei das nur meine subjektive Auffassung ist), aber die Szenen mit ihm sind an Humor und Skurrilität kaum zu überbieten und sorgen für ein Dauergrinsen im Gesicht.
Alles in Allem liegt mit „Die Pergamon-Morde“ ein weiterer humorvoller und äußerst lesenswerter Krimi vor und ich freue mich auf weitere Abenteuer mit Hasi (auch wenn ich Tante Pudel vermissen werde *g*).

Bewertung vom 19.04.2017
Die Allesfresserin
Stammer, Jo

Die Allesfresserin


gut

Jo Stammer macht es dem Leser von „Die Allesfresserin“ nicht gerade leicht, das Buch zu bewerten. So viel wusste ich schon während des Lesens *g*. Jetzt, einen Tag nach Beendigung der Lektüre soll/muss/will ich das Ganze also in eine nachvollziehbare Rezension „verpacken“. Schwierig, schwierig…Nun gut, es kommt auf einen Versuch an. Let´s go:
Ein Mann und eine Frau streiten sich. So weit so bekannt aus Millionen „Szenen einer Ehe“ auf der ganzen Welt. Wenn Lena und Stephan Reichardt (die beiden Hauptprotagonisten) allerdings schon am Anfang des Romans gewusst hätten, zu was ihr ehelicher Rosenkrieg letztlich führt – sie hätten ihn entweder gleich sein gelassen oder wären frühzeitig zu einem Familientherapeuten gegangen. Okay, für den Verlauf der Story war es wichtig, dass sie es nicht tun *lol*.
Ich muss ehrlich gestehen, dass ich bis zum Ende nicht wirklich verstanden habe, was Autor Jo Stammer mir (und wahrscheinlich einigen anderen Lesern) mit dem hier dargestellten Rosenkrieg übelster Sorte sagen will. Letztlich (und das wird mir erst jetzt mit ein bisschen Abstand klar) ist es ein Psychogramm in Romanform, mit dem Jo Stammer den Leser oder die Leserin vor dem immer stärker werdenden Strudel egoistischer Handlungen und Äußerungen im Alltag „warnen“ will, um so die „Allesfresserin“ (die für mich sinnbildlich für die Psyche steht) im Zaum zu halten, damit am Ende nicht das dabei herauskommt, was hier geschildert wird. Ob es dabei so harscher Worte und Handlungen bedarf, wie im Buch geschildert, weiß ich nicht; letztendlich haben sie ihre Wirkung bei mir aber nicht verfehlt. Zwischendurch ist man allerdings geneigt das Buch in die Ecke zu pfeffern ob der Naivität der Protagonisten. Aber da man weder mit Büchern noch mit Menschen so umgehen sollte, ist das keine ernsthafte Option :-).
Interessant fand ich die Einflechtung von verschiedenen Musiktiteln in die Handlung und welche Aussagekraft die Texte bzw. Passagen daraus sie besitzen. Das weckt die Lust, die im Anhang des Buches noch mal aufgelisteten Songs zu hören. Und auch das für einen Krimi eher ungewöhnliche Frontmotiv macht erst jetzt (nach Beendigung der Lektüre) Sinn, weil es einen nicht unwichtigen Handlungsstrang des Romans versinnbildlicht.
Da ich letzten Endes also weder total begeistert noch total enttäuscht bin von „Die Allesfresserin“ vergebe ich drei Sterne und würde mir für das nächste Buch von Jo Stammer allerdings ein gründlicheres Lektorat wünschen.