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Benutzername: 
Lettercrubler
Wohnort: 
Göttingen
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 55 Bewertungen
Bewertung vom 05.05.2022
In fünf Jahren
Serle, Rebecca

In fünf Jahren


gut

"In fünf Jahren" beworben als ein romantischer Roman über eine Frau, die über ihr Leben in fünf Jahren träumt und dies nie ganz vergessen kann. Damit zerstört sie ihr sonst so durchgeplantes, getacktetes Leben. Ein Roman darüber, wie sich das Leben ungeplant komplett verändern kann und über Liebe, vor allem aber über Freundschaft.

Vorsicht Spoiler!

Ich kann dieses Buch nicht bewerten, ohne einen Hauptpunkt daran zu spoilern. Die ersten Seiten fand ich wenig überzeugend. Die Idee, dass die Protagonistin fünf Jahre in der Zukunft aufwacht und ein anderes Leben lebt, als das was sie sich geträumt hat, fand ich wenig überzeugend. Dann aber spielte sich die Handlung ein. Die Geschichte ließ sich gut lesen und mir gefiel die Tatsache, dass die Handlung in Zeitsprüngen erzählt ist, bis die fünf Jahre vorbei sind. Nun aber kommt der springende Punkt, ab der Hälfte des Buches ändert sich die Handlung vollständig. Die beste Freundin der Protagonistin erkrankt an Krebs und fortan dreht sich der Roman fast ausschließlich um diese Erkrankung. Dem zugute halten muss man, dass 1) die medizinischen Tatsachen überzeugend geschildert sind und 2) die Freundschaft der beiden Freundinnen wunderschön beschrieben ist mit allen Höhen und Tiefen. Der Roman wird beworben mit den Sätzen: eine Liebesgeschichte, aber nicht die, die du erwartest". Nun, dies ist zutreffend, es geht um die Liebe der beiden Freundinnen zueinander und diese Geschichte ist wirklich schön geschrieben. Wer jedoch eine schöne Liebesgeschichte mit Happy End erwartet, ist bei diesem Buch hier völlig falsch.

Insofern fasse ich zusammen, das Buch hat in mir große Emotionen ausgelöst. Ich habe die Hälfte der Handlung nur noch geheult. Dies ist nicht per se negativ, ich hatte nur nach der Beschreibung des Buches mit etwas völlig anderem gerechnet. Daher kann ich keine volle Punktzahl geben, obwohl die Handlung nicht schlecht geschrieben ist. Die Botschaft, die das Buch sendet, ist mit Sicherheit ebenfalls richtig, man weiß nie, was als nächstes passiert und jeder Plan ist nur so gut, wie die Liebe, die man in ihn steckt. Nichtsdestotrotz der fünf Jahres Sprung war mir etwas weit hergeholt und wie gesagt, die Beschreibung des Buches passte nicht zu dem, was ich erwartet habe. Ein schönes Buch, was sich gut liest, jedoch mit den genannten Einschränkungen.

Bewertung vom 05.04.2022
Zurück nach Übertreibling / Vikki Victoria Bd.1
Gray, Gloria;Felder, Robin

Zurück nach Übertreibling / Vikki Victoria Bd.1


weniger gut

"Zurück nach Übertreiblingen" von Gloria Gray, schon beim Anblick des Covers war ich irritiert. Dies sollte sich nach Einlesen nicht wirklich ändern.
Vikki Victoria wohnt im tiefen Bayern, liebt ihr Styling und ist generell eine schrille Persönlichkeit. Als der Mann, an dessen Gang ins Gefängnis sie die Schuld tragen soll, ausbricht, bricht auch ihre heile Welt zusammen. Zusammen mit ihrem Freund Wolf, Mitglied einer Motorradgang, versucht sie die Dinge selber in die Hand zu nehmen. Das könnte interessant werden.
Als ich das Buch bei mir liegen hatte, tat ich mich bereits schwer, es in die Hand zu nehmen. Das Cover empfand ich als übertrieben und lächerlich und der Schreibtext des Klappenstücks packte mich gar nicht. Während des Lesens erlebte ich Hoch- und Tiefpunkte. Die Geschichte ist aus Sicht von Vikki Victoria geschrieben, die einen sehr eigentümlichen Erzählstil hat. Sie schweift ab, landet mit ihren Gedanken in der Vergangenheit, redet mit sich selbst und ist dann wieder mitten im Geschehen. Größtenteils fand ich die Ausschweifungen viel zu lang, unnötig und gezwungen witzig. Einen Pluspunkt gibt es dabei für den Einbau des Genderthemas v.a. der Transsexualität. Die Autorin gibt hier interessante Einblicke und diskutiert das Thema aus ihrer eigenen Erfahrung. Abgesehen davon fand ich den Schreibstil weniger gelungen. Auch die Geschichte an sich fand ich etwas seltsam. Zwischenzeitlich kam an der ein oder anderen Stelle etwas Fahrt auf, doch die nächste Ausschweifung beendete dies sofort wieder. Noch dazu war die Handlung im Endeffekt ohne große Überraschungen und Wendungen. Im Endeffekt quälte ich mich durch die Handlung, nahm das Ende in Kauf und legte das Buch dann auch ganz schnell weit weg.
Insgesamt kann ich dem Romandebüt von Gloria Gray daher leider wenig positives abgewinnen. Die zweiten Stern gibt es für besagte Diskussionen und nicht aufgesetzte Einbindung des Thema Gendern. Dies liest sich flüssig mit, wirkt authentisch (die Autorin scheint hier ihre eigene Erfahrung mit zu verarbeiten) und ist interessant. Dennoch würde ich für diesen Punkt dann eher ein anderes Buch bevorzugen.

Bewertung vom 21.02.2022
Als wir Tanzen lernten
Yoon, Nicola

Als wir Tanzen lernten


weniger gut

"Als wir tanzen lernten" von Nicola Yoon handelt von dem Glauben an die Liebe und wie sich diese im Leben verändert.

Evie ist eigentlich eine Romantikerin und liebt Liebesromane. Als sie ihren Vater jedoch mit einer anderen erwischt, schwindet ihr Vertrauen in die Liebe und sie glaubt nicht mehr an das "glücklich bis ans Ende aller Tage". Frustriert will der Zufall es, dass ihr ein Buch über das Tanzen lernen in die Hände fällt. Von diesem Moment an meldet sie sich in einer Tanzschule an und kann fortan die Liebesgeschichte von Liebespaaren in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft sehen. Und all diese Liebesgeschichten gehen schlecht aus. Dann trifft Evie auf Xavier und beginnt mit ihm zu tanzen. Aber sich in jemand neuen verlieben, dass ist nichts für Evie. Schließlich weiß sie ja, dass alle Liebesgeschichten schlecht enden, oder?

Mich konnte der neue Roman von Nicola Yoon leider überhaupt nicht überzeugen. Ich fand die Geschichte absolut vorhersehbar und offensichtlich. Was eigentlich bis zu 4/5 des Buches passiert, kann man sich vom Klappentext her denken und das Ende empfand ich auch als eher offensichtlich. Außerdem gefiel mir der Schreibstil nicht. Die Autorin legt sehr viel wert auf die äußerliche Beschreibung ihrer Charaktere, welche Kleidung sie tragen usw. Das war mir eindeutig zu viel. Ist aber auch Geschmacksache, wie viel man hier seiner Fantasie überlassen möchte und wie viel nicht. Es gibt immer wieder Kapitel, in denen beschrieben wird, wie in anderen romantischen Büchern z.B. der "Love-Interest" dargestellt wird. Für mich klangen diese Kapitel in gewisser Weise so, als wollte sich das Buch davon abheben und hier einen Unterschied machen. Tatsächlich verkörpert dann Evies "Love-Interest" aber genau eben genannte Eigenschaften. Vielleicht war das auch gerade der besondere Sinn, mir gefiel es jedenfalls nicht.
Hingegen mehrere Kapitel mit Chatverläufen der Protagonisten fand ich gut eingebaut. Auch die Dialoge fand ich schön geschrieben. Natürlich ist es auch sehr erfrischend, dass Bücher einer jamaikanischen Autorin, deren Charaktere äußerlich nicht die "klassisch Weißen" sind, erfolgreich ist.
Man kann sich mit dem Roman gut die Zeit vertreiben und unterhalten lassen. Allerdings traf er meinen Geschmack nur wenig aufgrund der Vorhersehbarkeit und der Kapitelauflistungen. Daher leider nur 2/5 Sternen.

Bewertung vom 11.10.2021
Im Winter Schnee, nachts Sterne. Geschichte einer Heimkehr
Geda, Fabio;Akbari, Enaiatollah

Im Winter Schnee, nachts Sterne. Geschichte einer Heimkehr


gut

Der Roman „Im Winter Schnee, nachts Sterne“ von Fabio Geda und Enaiatollah Akbari ist eine Mischung aus Erzählung und Dokumentation.
Enaitollah muss als Kind aus Afghanistan fliehen und kommt so in Italien an, wo er sich ein eigenes Leben aufbaut. Er erzählt in diesem Buch sehr gefühlvoll die Probleme seines Alltags und sein neues Leben in Europa. Fabio Geda kommt dabei nur in wenigen Abschnitten selbst zu Wort und fungiert wohl eher als Autor im Hintergrund.

Dass es sich bei diesem Buch um die Fortsetzung des ersten Romans von Fabio Geda handelt, war mir nicht bewusst. Der Vorgänger berichtet über Enaitollahs Flucht aus Afghanistan und wie es ihm damit ergangen ist. Vielleicht werde ich dieses nun auch noch lesen. Das Vorwissen daraus ist jedoch nicht erforderlich. „Im Winter Schnee, nachts Sterne“ fungiert als eigene Erzählung und führt die Lesenden erneut in alle Handlungsstränge ein.
Sehr gewöhnen musste ich mich an die Erzählweise. Sie wirkt wie ein direkter Bericht, z.T. mit direkter Ansprache der Lesenden. Dies entspricht nicht dem Stil, den ich sonst zu lesen pflegte und störte mich zu Beginn des Romans doch sehr. Hat man sich daran gewöhnt, so viel es mir gar nicht so sehr auf. Es hat auch etwas Persönliches und Realistisches.
Zu Beginn des Buches wird die afghanische Geschichte aufgeschlüsselt. Dies geschieht z.T. in etwas flappsigen Ton. Auch wenn man sich evtl. nicht alle Gegebenheiten sofort merkt, so ist es doch interessant, so viel über die Geschichte eines Landes zu lesen, was man größtenteils aus den Medien mit Schreckensnachrichten kennt.

Neben dem Erzählstil musste ich mich auch an die Erzählstruktur sehr gewöhnen. Anfangs, nach Aufzählung der historischen Gegebenheiten, wartete ich über viele Seiten, wann die eigentliche Geschichte losgehe. Tatsächlich wird die Handlung bewusst als Rückblende erzählt, was es mir erschwerte, in diese einzutauchen. Angesichts der Hintergründe und des Inhalts ist dies aber auch nicht unbedingt notwendig.
Was der Roman einem auf jeden Fall eindrücklich bewusst macht, ist wie sehr das Leben des Autors von dem eigenen abweicht und wie anders die Kindheit hätte verlaufen können. Im Endeffekt habe ich das Buch nach Startschwierigkeiten mit Stil und Sprache verschlungen, einfach weil mich Enaitollahs Geschichte interessiert hat und einen guten Einblick in das Leben einer direkten Person gibt zu einem Thema, über das man schon so viel gehört hat.

Zusammenfassend würde ich den Roman „Im Winter Schnee, nachts Sterne empfehlen“, jedoch mit dem Hinweis, dass es sich weniger um eine seichte Erhaltungslektüre als um eine biographische Erzählung handelt und man sich an den Erzählstil erst gewöhnen muss.

Bewertung vom 23.08.2021
Raumfahrer
Rietzschel, Lukas

Raumfahrer


sehr gut

Der Roma "Raumfahrer" von Lukas Rietzschel erzählt in Zeitsträngen die Familien- und Lebensgeschichte von Jan, einem jungen Erwachsenen, der in einer verlassenen Stadt in der ehemaligen DDR aufwächst.
Er arbeitet als Patienten-Transporteur in einem bald geschlossenen Krankenhaus. Jan wohnt mit seinem Vater zusammen. Im Krankenhaus transportiert der des öfteren Herrn Kern, der ihm eine Box mit alten Unterlagen überreicht, die Jan mit dem Maler Baselitz in Verbindung bringen. Doch Jan hat keine Ahnung, was dies bedeuten soll...

Als ich das Buch in die Hand nahm, erwartete ich einen erneuten Post-DDR, Nachkriegszeitroman. Es dauerte ein bisschen, bis mir im Lesen klar wurde: der Handlungsstrang von Jan ist nicht so weit von unserer Gegenwart entfernt. Auch wenn die zeitlichen Abläufe von Mauerbau, DDR und Nachkriegszeit in jedem Geschichtsbuch zu finden sind, verknüpfte dieser Roman das Jetzt mit unserer Geschichte viel deutlicher als ich bei anderen Büchern das Gefühl vorher hatte. Die Lebensstränge der verschiedenen Protagonisten werden so detailliert und deutlich beschrieben, dass ich die Atmosphäre geradezu fühlen konnte. Diese werden aus verschiedenen Sichtweisen von verschiedenen Charakteren erzählt und spielen somit auch zu verschiedensten Zeitpunkten, beeinflusst durch die deutsche Geschichte.
Kleine Abzüge gibt es für die teilweise verwirrende Nutzung von Vor- und Nachnamen bzw. sehr ähnlich klingenden Vornamen. Vielleicht hätte eine Datumsüberschrift o.ä. an dieser Stelle geholfen, gerade da die Kapitel ohne Vorwarnungen in Zeit und Ort springen.
Geschrieben fand ich den Roman sehr überzeugend. Eine gute Mischung aus Beschreibung und Handlung mit relativ wenig Dialog. Eine sehr direktgehaltene, nicht großartig umschreibende Sprache.
Zusammenfassend habe ich das Buch "Raumfahrer" sehr schnell durchgelesen und bin immer noch von ihm beeindruckt. Ich bin nicht in dieser Zeit aufgewachsen und daher ist die derart detailgetreue, realistische Schilderung dieses Romans umso faszinierender, vor allem auch wenn man das Alter des Autors berücksichtigt, der gute Recherchearbeit geleistet hat.

Bewertung vom 31.05.2021
Die fremde Spionin / Die Spionin Bd.1
Müller, Titus

Die fremde Spionin / Die Spionin Bd.1


sehr gut

"Die fremde Spionin" von Titus Müller hat mich nach kleinen Startschwierigkeiten sehr überrascht und mit auf eine spannende Geschichtsfahrt genommen.

Die 21 jährige Ria lebt in Ostberlin im Jahre 1961. Sie steigt als Sekretärin im Ministerium für Außenhandel schnell auf. Hier wird sie als Informantin für den BND angeworben. Sie nimmt diese Stelle an, da sie so ihre Schwester zu finden hofft, von der sie als Kind getrennt wurde.
Zur gleichen Zeit erhält der KGB Spion Sorokin sich auf einen weiteren Auftrag vor.
Und die Lage in der geteilten Stadt Berlin spielt bald für beide eine entscheidende Rolle....

Die ersten paar Kapitel wusste ich nicht so ganz, was ich von der Handlung halten sollte. Sie springt innerhalb eines Kapitels zwischen den verschiedenen Protagonisten, braucht jedoch eine Weile, um in den Fluss zu kommen. Zu viele Hintergründe waren mir anfangs unklar, was natürlich auch Spannung aufbauen sollte, jedoch erst ab der Mitte des Buches so richtig funktioniert hat. Auch wenn die Handlung eigentlich ohne geschichtliche Vorkenntnisse funktioniert, handelt es sich doch um ein komplexes politisches Konstrukt aus den verschiedenen Geheimdiensten und Ländern mit vielen verschiedenen Meinungen und deren Vertreter*innen. Nichtsdestotrotz sind diese verschiedenen Akteure auch ein großer Gewinn für die Handlung. Eingebettet in die wahren Ereignisse des Jahres 1961 (auch die Charaktere sind aus historischen Vorbildern gestrickt) erlebt der Leser oder die Leserin wie die Schicksale verschiedener Menschen durch die Zeitgeschichte beeinflusst wurden. War man erst einmal durch die ganzen Namen und Funktionen der Ämter durchgestiegen, wurde man mit einer spannenden, gut durchdachten Geschichte in unserer Geschichte belohnt.
Besonders gut gefallen hat mir die abschließende Erläuterung, welchen Vorbildern die Charaktere entlehnt sind.
Ich würde das Buch empfehlen, wenn man mit etwas konzentriertem Auge sich in die damaligen Geschehnisse hereinversetzen möchte. Klar, kann man es auch zwischendurch schnell Weglesen, jedoch funktioniert die Handlung meiner Ansicht nach deutlich besser, wenn man die einzelnen Fäden nachvollzieht und mit den damaligen Geschehnissen vergleicht.
Der Schreibstil liest sich flüssig und gut. Die Geschichte wird schnell vorangetrieben und enthält meiner Meinung nach wenig unnötige Schnörkel und Beschreibungen. Die Protagonisten wirken glaubhaft inszeniert mit dem nötigen Tiefgang.
Ich bin gespannt auf die Fortsetzungen.

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Bewertung vom 05.04.2021
Der Morgen davor und das Leben danach
Napolitano, Ann

Der Morgen davor und das Leben danach


gut

Der Roman "Der Morgen davor und das Leben danach" von Ann Napolitano, eine Geschichte durch die ich mich gleichermaßen quälte wie hindruchflog.
Der zwölfjährige Eddie ist der einzige Überlebende eines Passagierflugzeugs. Seine ganze Familie und alle anderen Passagiere kamen bei dem Absturz ums Leben. Eddie wird nun schwerverletzt von seiner Tante und seinem Onkel aufgenommen. Hier lernt er die aufmüpfige Shay kennen und muss sich mit den Folgen des Absturzes auseinandersetzen. Was bedeutet es, der einzige Überlebende zu sein? Wie kann er mit dem schweren Verlust umgehen?
Das Buch ist in zwei Zeitzonen erzählt. Es werden die Stunden vor dem Absturz im Flugzeug selber dargestellt, sowie abwechselnd das Leben von Edward in den Jahren nach dem Absturz. Dabei wird das Leben der anderen Passagiere des Flugzeugs und ihre Gedanken kurz vor dem Absturz genauestens beleuchtet. Die Idee ist an sich sehr interessant, kam bei mir allerdings überhaupt nicht an. Die Autorin webt einen Teppich aus dem Schicksal verschiedenster Menschen und ihrer Angehöriger, die ebenfalls wie Eddie mit dem schweren Verlust umgehen müssen. Jedoch konnte ich mich überhaupt nicht auf diese anderen Personen einlassen. Ich hastete durch die Kapitel dieser Personen mit dem einzigen Gedanken, dass ich mich gar nicht auf sie einlassen brauchte, da sie ohnehin abstürzen würden (eine Tatsache, den der Klappentext schon vorwegnahm). Wie beschrieben, die Idee an sich ist gut und die Charaktere sind auf ihre unterschiedlichste Art und Weise sehr liebevoll gezeichnet, ich konnte mich auf diese allerdings nicht fokussieren und wollte lieber wissen, wie es Edward in Zukunft weiter erging. Eine Geschmacksfrage, mehr als eine Kritik an der Autorin. Diese hat einen schönen Schreibstil und hat für mich Edward sehr authentisch werden lassen. Auch die Personenbeschreibungen wirkten nicht aufdringlich, sondern gut vorstellbar. Die vielen Probleme und gerade auch die Unbarmherzigkeit von Presse und Öffentlichkeit fand ich sehr realistisch und gut dargestellt. Hätte das Buch nur aus Edwards Leben danach bestanden, wäre ich deutlich begeisterter gewesen. So habe ich die Geschichte dennoch sehr schnell durchflogen und gebe nur keine fünf Sterne, da mich dieses Stilmittel und die "vorher-Hälfte" des Buches einfach nicht wirklich abholen konnten.

Bewertung vom 06.03.2021
Stürme des Lebens / Die Insel der Wünsche Bd.1
Jessen, Anna

Stürme des Lebens / Die Insel der Wünsche Bd.1


ausgezeichnet

Der Roman "Die Insel der Wünsche" von Anna Jessen gehört normalerweise nicht zu den Büchern, die ich in meiner Freizeit in die Hand nehme. Das Cover erschien mir etwas kitschig und nach dem Lesen des Klappentextes erschien mir die Geschichte sehr offensichtlich. Ich sollte mich irren.

Die junge Tine lebt in einem elenden Hamburgerviertel mit ihren neun Geschwistern, ihrem alkoholabhängigen Vater und ihrer Mutter. Das wenige Geld treibt Tine über den Verkauf von Blumen ein. Durch ihre Höflichkeit und ihre Hilfsbereitschaft schlägt sie sich halbwegs gut durch ihr beschwerliches Leben. Eines Tages trifft sie einen jungen Mann, der ihr vorschlägt, nach Helgoland zu reisen und dort zu arbeiten. Doch die Ankunft eines Mädchens aus ärmlichen Verhältnissen ohne jegliche Besitztümer gestaltet sich für Tine überaus schwierig und sie beginnt sich zu fragen, ob ihre Reise nach Helgoland nicht in einziger Fehler war. Doch das Schicksal hat sich etwas besonderes für das junge Mädchen ausgedacht...

Wie bereits angemerkt begann ich diesen Roman mit einer gewissen Skepsis zu lesen. Da er doch eine beträchtliche Seitenzahl umfasst, sah ich mich schon Wochen an dem Buch lesen. Es wurden drei Tage. Ein mal von der Geschichte gefesselt, nutzt ich jede Gelegenheit, wieder zu lesen. Auch wenn der Klappentext wirklich viel Handlung vorweg nimmt, so verfolgt man als Leser*in die Wandlung von Tine doch sehr genau. Der Schreibstil hat mich sehr überzeugt und lässt einen tief in die Geschichte eintauchen. Ich sah sowohl das elende Gängeviertel, wie auch Helgoland vor meinem inneren Auge sehr genau. Am Ende war ich wirklich enttäuscht, als das Buch so schnell zu Ende war und ich nun auf die anderen Teile der Handlung warten muss. Die Charaktere sind überzeugend gezeichnet und ihre Entwicklung in sich schlüssig. Der Roman vermittelt Werte und zeigt einmal mehr, dass Fleiß und Freundlichkeit weit wichtiger sind, als der Ort, aus dem man kommt. Einzigen Abzug gibt es für das Ende des ersten Bandes, das doch sehr schnell kam und eine starke Wendung brachte. Das hätte vielleicht etwas länger aufgebaut werden können.
Für mich war das Buch eine wirkliche Überraschung und ich werde auch die anderen Teile mit Freunde lesen. Gespannt bin ich vor allem, da sich zu Ende des ersten Bandes eine gewisse politische Komponente durch die Stellung Helgolands im 19 Jhd. andeutete. Ich hoffe, Frau Jessen bringt dies auch in den weiteren Bänden erfolgreich ein.

Bewertung vom 04.01.2021
Reise mit zwei Unbekannten
Brisby, Zoe

Reise mit zwei Unbekannten


ausgezeichnet

Rezension „Reise mit zwei Unbekannten“

Der Roman „Reise mit zwei Unbekannten“ von Zoe Brisby hat mich sehr positiv überrascht. Das Cover gefiel mir gut und auch der Klappentext sprach mich an. Doch die ersten Kapitel fand ich sehr irritierend. Anfangs überkam mich somit nicht die größte Leselust, doch dies änderte sich sehr bald.

Der junge Alex leidet an Depressionen und beschließt als sein einziges Ziel, nach Brüssel zu fahren. Durch ein Mitfahrerportal stößt er auf die fast hundertjährige Maxine, die ebenfalls aus einem bestimmten Grund nach Brüssel fahren möchte. Was Alex nicht weiß, sie ist aus dem Altenheim entflohen. Die beiden Weggefährten könnten unterschiedlicher nicht sein, doch über verschiedene Umwege lernen sie einander kennen und vertrauen. Wenn da nur nicht die Polizei auf ihren Fersen wäre…

Wie oben beschrieben irritieren mich die ersten Seiten. Maxine erschien mehr sehr exzentrisch und die Unterhaltungen übertrieben gekünstelt. Als ich jedoch diesen Teil hinter mir und mich etwas mehr auf die Geschichte eingelassen hatte, war ich begeistert. Der Roman beschreibt die Lust am Leben, die Sorgen verschiedenster Menschen und auf geradezu philosophische Art und Weise, wie wir mit unserem Denken unsere Haltung verändern können. Alex und Maxine sind zum Teil vielleicht etwas überspitzt dargestellt, auf der anderen Seite bringt einen gerade diese Tatsache häufig zum Schmunzeln. Die Geschichte ist kurzweilig. Zwar kann man die Handlung relativ knapp darstellen, doch der Roman lebt von den spritzigen Dialogen und den kurzen nachdenklichen Passagen zwischendrin. Und doch tauchen auch immer wieder einige Handlungsüberraschungen auf.
Ich habe den Rest des Buches regelrecht verschlungen. Musste lächeln und hatte am Ende doch vielleicht sogar eine Träne im Auge. Mich hat dieser Roman wirklich sehr zum positiven überrascht. Ein schöner Zeitvertreib für zwischendurch, der zum Denken anstößt, das Leben -egal in welcher Position- durch andere Augen zu betrachten.

Bewertung vom 19.11.2020
Black Sun / Alexander Wassin Bd.1
Matthews, Owen

Black Sun / Alexander Wassin Bd.1


gut

Bei "Black Sun" handelt es sich um einen Politthriller aus der Feder von Owen Mattews.
Eine packende Geschichte mitten im Kalten Krieg in der Sowjetunion basierend auf wahren Gegebenheiten.

Wir schreiben das Jahr 1961. Kurz vor dem Test der größten Wasserstoffbombe ihrer Zeit wird der Physiker Fjodor Petrow tot aufgefunden. Zuerst sieht alles nach einem Selbstmord aus, doch dann taucht KGB Agent Wassiv auf und versucht die Wahrheit hinter der Geschichte aufzudecken. Diese führt ihn in ein tiefes Netz aus Geheimnissen, tief in die Vergangenheit verschiedenster Personen. Jeder scheint etwas zu verbergen in der Stadt mit der heilen Fassade. Auch Wassiv...

Der Politthriller hat etwas gebraucht, um mich in den Bann zu ziehen. Mehrere Abschnitte vergingen, ohne die Handlung wirklich voran zu treiben. Auch die Charaktere haben mich eher enttäuscht. Man erfährt zwar viel über ihre Vergangenheit, doch reicht dies oft nicht aus, um sie mit entsprechendem Tiefgang zu füllen. Nach dem ersten Viertel nahm die Handlung jedoch spürbar an Fahrt auf. Die Schnitzel auf Wassivs Enthüllungsjagd waren gut gelegt und Ausschnitte aus Verhören und Beschreibungen von Situationen ließen den Leser durchaus in eine ganz andere Welt abtauchen.
Dennoch verliert das Buch meiner Meinung nach vor allem durch die Charakterbeschreibungen. Trotzdem eine spannende Unterhaltung für einen dunklen Herbsttag.