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Benutzername: 
Nick Coll
Wohnort: 
München

Bewertungen

Insgesamt 25 Bewertungen
Bewertung vom 15.07.2020
Die Pestheilerin von Straßburg / Straßburg-Saga Bd.2 (eBook, ePUB)
Hurst, Heidrun

Die Pestheilerin von Straßburg / Straßburg-Saga Bd.2 (eBook, ePUB)


sehr gut

Heidrun Hurst war mir schon bekannt, vor allem dank dem Buch „Der Teufel von Straßburg“, welches ich bereits mit Freude gelesen habe. So war ich natürlich neugierig und gespannt auf die Fortsetzung und auch diesmal hat mich die Autorin nicht enttäuscht.

Der Einstieg in diesen Roman gelingt beinahe mühelos. Die Handlung wird aus wechselnden Perspektiven betrachtet. Man beobachtet den jungen Scharfrichter Martin, der gerade auf der Wanderschaft ist, man begleitet seine Verlobte Adelheid, die gegen die Pest kämpft, man rätselt, warum die Nonnen im Kloster seltsame Selbstmorde begehen. In jedem Handlungsstrang gelingt es der Autorin, eine authentische Atmosphäre zu erschaffen, die glaubwürdig vermittelt wird. Die historische Hintergrundkulisse des 14. Jahrhunderts fügt sich dabei harmonisch in die Handlung ein.

Es gibt im Buch auch eine Kriminalgeschichte, aber sie steht nicht im Vordergrund, sondern kommt eigentlich erst zum Ende des Buches hin zur Geltung. Die Geschichte wird so temporeich und spannend erzählt, dass man gar nicht merkt, wie die Zeit und die Seiten dahinfliegen. Das Buch mit seinen kurzen Kapiteln liest sich sehr unterhaltsam und kurzweilig und es kommen an keiner Stelle Längen auf.

Nun freue ich mich, dass es auch einen dritten Band geben wird, und vergebe meine Lese- und Kaufempfehlung!

Bewertung vom 23.04.2020
Die Kinder von Nebra
Schiewe, Ulf

Die Kinder von Nebra


ausgezeichnet

Ulf Schiewe ist für mich seit langem ein Garant für gute historische Unterhaltung. Er erzählt die Geschichten spannend und einfühlsam wie nur wenige Autoren es vermögen. In seinem neuen detailfreudigen und mitreißenden Buch „Die Kinder von Nebra“ wird das Schicksal eines Volkes, eine Hochkultur im Herzen Europas und der immerwährende Kampf zwischen Gut und Böse vor 4000 Jahren lebendig gemacht.

Das Epos rund um die mystische Himmelsscheibe wird vom Autor mit den politischen und religiösen Ränkespielen der längst verschwundenen Völker Mitteldeutschlands gekonnt verwoben. Wie diese Scheibe gerade in der Schmiede entsteht, kann der Leser miterleben, sowie den Erzählungen des Schmiedes lauschen. Kunst, Gold und Kenntnisse über die Gestirne verarbeitet der Vater der angehenden Priesterin zu einem Machtelement des Kultes der Göttin Destarte. Sollte die Scheibe in die Hände des gewalttätigen Fürsten Orkon gelangen, wird nicht nur seine Willkürherrschaft unüberwindbar, sondern auch die Unterdrückung anderer Clans voranschreiten. Neben der packenden und authentisch dargelegten Handlung sind auch die Beschreibungen des Lebens, — wie die Bauern, die Sklaven, die Clanherren ihren Alltag verrichten, — im gut recherchierten Hintergrund eingeflochten. Äußerst interessant fand ich die Riten, den Kult der Beerdigungen in den Hockergräbern sowie die Naturreligion: der Glaube an Götter und ihre Bedeutung im Leben und Denken im frühen bronzezeitlichen Staat nimmt den zentralen Platz der Geschichte, überlastet sie auf keine Weise.

Das flüssig geschriebene Buch hat Sogwirkung, es zieht den Leser ab der ersten Zeile in die weite Vergangenheit hinein und lässt ihn bis zur letzten Seite nicht mehr los. Dadurch dass der Roman in der Gegenwart geschrieben ist, wirkt er wie eine Erzählung, die man als Leser hautnah und gerade jetzt mit den Charakteren erlebt. Trotz der wachsenden Anzahl an Personen bleibt die Handlung klar und übersichtlich. Hier verwebt der Autor gekonnt neue Figuren und Akteure, schafft Nähe und Verbundenheit. Der fesselnde Schreibstil ermöglicht auch in dieser komplexen Welt, wo man nicht so genau sagen kann, wie das Leben und die Leute dort ausgesehen hatten, einen gelungenen und einfachen Einstieg.

Die Charaktere sind hier von ganz besonderer und gegensätzlicher Natur, genau wie die packenden Hürden und Schicksale, die sie erleben und durchlaufen; sie wirken sehr lebendig und authentisch. Sie stehen in einer ständigen Entwicklung und mit jedem Kapitel entdeckt man neue Charakterzüge von ihnen. Es gibt auch noch einige Bösewichte und Überraschungsmomente, die in keiner guten Geschichte fehlen dürfen. Obwohl das Buch von sich komplett abgeschlossen ist, ich kann mir vorstellen, dass viele Leser gerne wissen möchten, wie es mit Rana und Hakun weitergeht. Dazu möchte ich mich auch zählen.

Auch zur Ausstattung des Buches gibt es einiges zu sagen: es ist sehr hochwertig und qualitativ verarbeitet. Das Cover ist wirklich ein Genuss, es zeigt die Himmelsscheibe von Nebra mit den goldenen Elementen und weckt sofort das Interesse. Das Schriftbild ist angenehm und die mit den Namen der Götter versehenen Kapitel nicht allzu lang. Die Ortschaften sind am Ende des Buches aufgelistet, die Götter und die Clans — sogar kurz erklärt. Eine Karte vorne und hinten hilft die Schauplätze schnell zuzuordnen. Nach dem Ende der eigentlichen Geschichte gibt Ulf Schiewe in einem ausführlichen Nachwort einen Einblick in die historischen Hintergründe des Romans und liefert weitere Infos, die fundierte Recherche belegen.

Auch dieses mit Herzblut geschriebene Buch ist ein facettenreicher historischer Roman, in den man wunderbar abtauchen kann. Fünf wohlverdiente Sterne und eine klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 16.03.2020
Goldsturm / Gut Greifenau Bd.4
Caspian, Hanna

Goldsturm / Gut Greifenau Bd.4


ausgezeichnet

Das passiert ja nun auch nicht alle Tage, dass eine abgeschlossene Trilogie plötzlich voller dramatischer Verwicklungen weitergeht. Dies wundervolle Glück hat die SPIEGEL-Bestsellerautorin Hanna Caspian mit dem neuen Teil «Goldsturm» den Fans der großen Familien-Saga um das Gut Greifenau beschert.

Das Land kämpft mit den Folgen der Misswirtschaft und des Krieges. Die Protagonisten in dieser Geschichte müssen schwere Schicksalsschläge verarbeiten und ihre Trauer und den Schmerz überwinden. Im Leben kommt man immer wieder an den Punkt, wo es schwierig wird dem Leben mit vollkommenem Optimismus zu begegnen. Nichtdestotrotz versuchen Graf Konstantin und seine Frau das verschuldete Gut am Laufen zu halten; in der Zeit suchen die anderen Geschwister nach ihrem Glück in Berlin. Auch in der Dienstbotenetage müssen alle mit einer ganz neuen Zeit klar kommen.

Die Autorin hat sich ausgiebig mit dem Leben in der frisch entstandenen Weimarer Republik beschäftigt, das spürt man aus jeder Zeile ihres Romans. Alle Ausführungen sind äußerst detailliert und zeugen von einer fachkundigen und sehr umfangreichen Recherche. Der flüssige Schreibstil passt gut zur Handlung und den Protagonisten, die ja zumeist aus der damaligen gehobenen, gebildeten Gesellschaftsschicht stammen. Feodora von Auwitz-Aarhayn und ihre Familie sind alle sehr ausdrucksstark charakterisiert, so dass man sich ein lebendiges Bild machen kann. Interessant und lobenswert finde ich, dass die Handlung aus vielen verschiedenen Perspektiven erzählt wird. Das lockert auf und bringt neben der ernsten Thematik auch eine Nebenhandlung im frischen und amüsanten Stil zum Vorschein.

Die Charaktere wachsen einem schnell ans Herz. Man verfolgt von Buch zu Buch gerne die persönlichen Entwicklungen auf dem Gut Greifenau. Hanna Caspian schafft es, eine spannende Atmosphäre aufzubauen und diese auch zu erhalten. Die ganzen Ereignisse sind so packend erzählt und die Charaktere so einfühlsam und detailliert beschrieben, dass ich starken Anteil an den Schicksalen genommen habe. Man lernt das damalige Leben authentisch kennen und lernt viel Geschichtliches über die «Goldenen Zwanziger». Die Geschichten sind so umfangreich gestaltet, dass man immer wieder neue Überraschungen erlebt.

Das Ende ist sehr gelungen, da es nicht komplett offen ist, aber auch nicht alle Fragen beantwortet, sodass der Leser sich seinen Teil denken kann. Es bleibt auch Raum für eine Fortsetzung, die eigentlich als Teil 5 «Silberstreif» bald erscheinen wird. Mit seiner großen Nähe zur realen Vergangenheit, mit hintergründigem, manchmal etwas spöttischem Humor und faszinierenden Verflechtungen in der Handlung war der vierte Band der Gut-Greifenau-Saga für mich wieder ein absoluter Lesegenuss.

Bewertung vom 30.12.2019
Der Attentäter
Schiewe, Ulf

Der Attentäter


ausgezeichnet

Ulf Schiewe gehört in Deutschland zu den ganz Großen im Bereich der Historischen Romane. Mit seinem neuen Werk „Der Attentäter“ (2019) legt er wieder ein prächtiges Buch vor, das mit Detailfülle glänzt und dessen Figuren einen sofort mitfiebern lassen. Der vorliegende Band, eigentlich ein historischer Triller über das Attentat in Sarajevo, beweist, dass Geschichte unterhaltsam, spannend und sogar lehrreich erzählt werden kann, wenn diese gut recherchiert und mit wenigen fiktiven Elementen ausgestattet ist.

Erzählt wird aus der Perspektive des erzherzogliches Ehepaares, das sich nach Sarajevo begibt; aus der Perspektive der Attentäter — von ihrer Vorbereitung bis zur Durchführung des Blutaktes; schließlich auch aus der Sicht eines fiktiven Geheimdienstoffiziers, welcher der Sache auf die Spur kommt und mit allen Kräften versucht, die Katastrophe zu verhindern. Zu jedem Kapitel sind die Ausschnitte aus der Wiener- und internationalen Presse vorgelegt, so dass der Leser hier mit dem Geschehen in der Welt und in der k. u. k. Monarchie im Laufschritt mithalten kann.

Vor unseren Augen entspinnt sich während einer Woche vor der Gräueltat ein spektakuläres Gefüge, das in seiner Komplexität ordentlich zum Mitfiebern einlädt. Wer die Auflösung kennt, — und das soll heutzutage jeder, — den wird das blutige Ende von Franz Ferdinand und seiner Gemahlin Sophie von Hohenberg natürlich nicht schocken können. Vielleicht gerade diese Kenntnis lenkt die Aufmerksamkeit des Lesers auf die Details zu achten, weil hier vor allem der Weg das Ziel ist, und der ist nicht bloß dank den unfassbaren Zufällen in die Katastrophe gesteuert, sondern auch ganz schön stilsicher in einen Roman eingearbeitet worden. Ulf Schiewe schürt Emotionen und weist gerade dadurch, dass er das Pulverfass Europas — so war und ist der Balkan bis heute — gekonnt in Worte fassen kann. Geschickt lässt er die Geschichte erzählen und zieht dabei das Tempo an, sodass in der hohen Informationsdichte der Zugang zu den Figuren nicht verlorengeht.

In vielen Szenen im Buch verdeutlicht der Autor, dass die Jungs, die bald Attentäter werden, nur verblendete Fanatiker sind, die für eine Illusion kämpfen. Emotional fesselnd sind der Thronfolger mit seiner Frau beschrieben. Durch ihr Verhalten, ihre Gedanken und Gespräche konnte ich mir ein gutes Bild vom Thronfolgepaar machen. Mit jedem Satz bzw. Tag tat mir diese lebendige, den Widerständen des Wiener Hofs trotzende Sopherl einfach leid. Ich wollte ihr eine Hand reichen und sagen, es wird alles gut. Doch wird es das? Kann es das?

Der Autor besitzt einen sagenhaft bildhaften und lebendigen Schreibstil. Schon nach wenigen Seiten wurden mir die Charaktere vertrauter und interessanter geworden. Des Weiteren gefällt mir an „Der Attentäter“ besonders gut das gezeichnete Bild eines Landes, das bunt, lebendig, unruhig und vielfältig ist, das gerade aber an dieser Vielfältigkeit zu zerbrechen droht. Zudem schafft der Autor es immer wieder, dass man klüger und mit neuen Informationen aus seinen Romanen herausgeht.

Ulf Schiewe hält sich recht gut an die historischen Fakten und Ereignissen. Sicherlich gibt er sich auch die schriftstellerische Freiheit, seine eigene Interpretation einzubauen, — darüber wird im Nachwort berichtet, — aber das macht er gut durchdacht, sodass die Geschichte unterhaltsam und spannend erzählt bleibt. Insgesamt kann ich den Roman absolut positiv bewerten und verdiente 5 Sterne vergeben.

Bewertung vom 28.11.2019
Der Herzog von Aquitanien
Lorne, Mac P.

Der Herzog von Aquitanien


ausgezeichnet

Nirgendwo baumelt die Seele luftiger, nirgendwo empört sie sich mehr oder leidet stiller als beim Lesen eines Romans. Und nirgendwo lassen sich das Erzählungstalent und der Einfallsreichtum leichter aufsaugen als bei einem gut gelungenen Buch. Mac P. Lorne als erfolgreicher Autor, den Histo-Fans wohl durch seine 5-teilige Robin-Hood-Reihe bekannt, bietet uns mit seinem neuen Werk „Der Herzog von Aquitanien“ eine solch genussvolle Gelegenheit. Wenn Ihnen also wieder irgendein Schlaumeier vom Tod des historischen Genres schwadroniert, geben Sie ihm eins von den Büchern dieses Schriftstellers.

Mac P. Lorne hat mit seinem brandneuen Roman ein beeindruckendes Werk über ein kaum bekanntes Kapitel europäischer Geschichte erschaffen und Aquitanien als Handlungsgebiet des Romans gesetzt. Die große und überzeugende Kraft des Romans ist die Stimmung, die uns einfängt und nicht wieder loslässt aus einer Zeit voller Geschichten, die der Autor mit vielen Schmankerln erzählt, dramatisch und bewegend zugleich. Es ist mal wieder überraschend, mit welcher Leichtigkeit und Stilsicherheit uns Mac P. Lorne trotz einer Geschichte voller Abenteuer, Gewalt und Verrat in träumerischer Stimmung des Mittelalters schwelgen lässt.

Der Leser begleitet verschiedene Protagonisten auf eine Reise von Asien nach Byzanz, verteidigt mit dem Griechischen Feuer Konstantinopel, steckt in einer Schlucht voller Mauren in Asturien, belagert Toulouse und erlebt schon einiges in Damaskus. Noch dazu lernt man zig schwer aussprechende Namen und ein paar neue Buchstaben, die dem lateinischen ABC fremd sind. Tut es der Geschichte einen Abbruch?! Keineswegs!

Doch nicht nur die Abenteuer und Reisen spielen im Roman eine tragende Rolle. Gelungene Figuren mit Tiefgang, interessant aus mehreren Perspektiven geschildert, hat Mac P. Lorne realitätsnah und vielseitig aufleben lassen. Nicht ohne Humor werden die Grundsätze des maurischen bzw. islamischen sowie christlichen Glaubens und der aufgehenden Ritterkultur erzählt. Sprühende Dialoge, intelligent und temporeich serviert, beleben die Geschichte immens. Auf, auf in den Steigbügel!..

„Der Herzog von Aquitanien“ hat mich als Leser absolut überzeugt. Dieser Roman bietet eine fabelhafte Unterhaltung voller Tempo und Spannung, sowie das eindrucksvolle Hintergrundwissen und kann durchaus auch Männerherzen erobern. Gern empfehle ich dieses perfekte Gesamtpaket für eine schöne Lesezeit weiter.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.11.2019
Tage des Schicksals / Das Weingut Bd.3
Lacrosse, Marie

Tage des Schicksals / Das Weingut Bd.3


ausgezeichnet

Marie Lacrosse / Marita Spang gehört zu dieser der Gehetztheit des Alltags widerstehenden Art von Schriftstellern, die ihre Geschichten mit dem Tempo und der Ruhe schildern, die ihnen zusteht. Eine Erzählerin, die die schmerz-, aber auch hoffnungsvollen Lebensfäden seiner Protagonisten der Trilogie „Das Weingut“ nicht viel zu schnell verknotet, sondern auch über mehrere Bände frei wehen lässt. Und nach über 2000 Seiten (Gesamtlänge) wischt man sich ein Tränchen aus dem Augenwinkel, nicht nur aus Rührung und Empathie zu den einzelnen Personen, sondern weil es schon das Ende ist…

Durch die Hauptprotagonistin Irene erfährt der Leser im dritten Band sehr zeitnah die Lebensbedingungen einfacher Leute in der Pfalz und Wien. Die junge Ehefrau mit einem guten Herzen, aber auch mit nicht unbedingt leichter Vergangenheit, beginnt sich für die Rechte der Arbeiterfrauen einzusetzen; ihr loyaler Ehemann hingegen geht in die Politik und kämpft für mehr Rechte für Elsass-Lothringen. Beide versuchen den gemeinsamen Weg zu gehen (was schnell scheitert) und stehen kurz vor dem Zusammenbruch der Ehe. Die Wellen versucht nicht zu selten Pauline zu glätten, aber die Tage des Schicksals sind gekommen...

Die Spannung erwächst daraus, ob, und wenn ja wie, es der ganzen Weingutfamilie Gerban gelingt, das greifbare Glück festzuhalten. Dass Irene und der im Krieg verletzte Franz in manchen Momenten ihre Ecken und Kanten zeigen, kann dem Roman kaum schaden. Wie bekommt solch eine dramatische Geschichte schließlich das Happy End? Natürlich auf spannende Art und Weise und mit den zahlreichen unerwarteten Schicksalsschlägen. Ein paar fiese Personen, die schon im ersten und zweiten Band das Leben auf dem Weingut schwer machten, bleiben im Schlussband uns nicht erspart und tun ihr böses Werk weiter, verkomplizieren viele Situationen, so dass man manchmal schmunzeln oder gar leise schimpfen muss. Die im Buch gesetzten Figuren werden mit psychologischer Präzision gut beschrieben, die Konflikte dürfen reichlich Déjà-vus bei den Lesern auslösen.

Die historischen Fakten und Personen, beispielsweise Schneegans und Guillaume-Schack, sind ganz gut mit den fiktiven verwoben. So lernt man nach und nach verschiedene, sehr unterschiedliche Menschen kennen, die leiden und lachen und… selbstverständlich langsam ans Herz wachsen. Realistisch und schonungslos werden die Sorgen und gesundheitliche Probleme der einfachen Leute gezeigt, und im nächsten Moment sitzt der Leser schon bei einer Soiree in einer reichen Villa, wo es keinen Elend und Hunger gibt. Durch die Nähe zur Realität und akribische Recherchen, mit der die Autorin ihre Romane schreibt, bleibt dem Leser nichts anderes übrig, als auf eine Reise der Extreme, der Höhen und Tiefen des Schicksals und der Emotionen, zu gehen. Und immer wieder was neues lernen.

Der Unterhaltungswert der Trilogie ist immens groß. Marie Lacrosse hat mit ihrem letzten Band der Trilogie wieder einmal gezeigt, dass sie mitreißende Geschichten schreibt und die Leser dadurch in ihren Bann zieht. Die gesamte Schreibweise hat mich von der ersten Seite an begeistert. Die Autorin hat eine besondere Art Geschichten zu erzählen. Sie stellt einen gewissen Anspruch an die Leserschaft und genau das gefällt mir an ihr.

Das Buch hat ein sehr schönes und qualitativ hochwertiges Cover, welches ganz gut sowohl farblich, als auch formatmäßig zu den vorherigen zwei Teilen passt. Zwei Karten und ein Personenregister zu Beginn der Geschichte verschaffen einen guten Überblick. Die empfohlene Literatur und ein hilfreicher Glossar runden das Bild ab, Wahrheit und Dichtung wird im Nachwort geliefert. Alles, was ein guter historischer Roman noch zu dem fesselnden Sujet braucht (:

Mit einem traurigen Auge muss ich nun von dieser spannenden Trilogie Abschied nehmen, von der fulminanten Reihe, die mir große Unterhaltung geboten hat, und zugleich mich freuen, weil Marie Lacrosse gerade beim Schreiben ihres nächsten Romans ist. Von dieser Autorin

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.05.2019
Aufbruch in ein neues Leben / Das Weingut Bd.2
Lacrosse, Marie

Aufbruch in ein neues Leben / Das Weingut Bd.2


ausgezeichnet

Das Buch der Spiegelbestsellerin Marie Lacrosse »Das Weingut. Aufbruch in ein neues Leben« knüpft direkt an den erfolgreichen Auftakt der Elsass-Saga »Das Weingut. In stürmischen Zeiten« an und lässt den Leser sofort am Geschehen teilhaben. Da es sich um die Fortsetzung handelt, empfiehlt sich mit dem ersten Band zu beginnen. Trotzdem macht sich die Autorin Mühe die Leser kurz daran zu erinnern, welche Ereignisse wir bereits im ersten Teil miterlebt haben (Pluspunkt jeder Fortsetzung!). Nach und nach streut Marie Lacrosse gekonnt Wendungen ein, die nicht immer vorhersehbar sind, und erzählt den Lesern eine weitere turbulente Geschichte. Der Plot resultiert aus den verschiedenen Erzählperspektiven: Franz, Mutter Pauline und Irene. Auch die Rückblenden tragen dazu bei, die Spannung aufrechtzuerhalten. Ich habe schon einige Romane der Autorin mit großer Begeisterung gelesen und wurde auch von diesem Exemplar nicht enttäuscht. Mit »Dem Weingut« erlebt man erzählerisches Geschick und grandioses Erzählungstalent der Schriftstellerin von der ersten Seite an!

Sprachlich wortgewandt wird nicht nur über die Schicksale von Irene und Franz berichtet, sondern auch gezeigt, welche unmenschlichen Arbeitsbedingungen in den Fabriken des XIX. Jahrhunderts geherrscht haben, außerdem spielt die erste Arbeiterbewegung im Elsass eine gewisse Rolle. Die Autorin beschert ihren Lesern wahrhafte Sinnbilder einer psychiatrischen Irrenanstalt, wo Pauline Gerban untergebracht ist. Marie Lacrosse nimmt kein Blatt vor den Mund und scheut sich nicht, die Schicksale (und Unfälle) der Weißnäherei- und Tuchfabrikarbeiterinnen zu Papier zu bringen.

Insgesamt sind die Charaktere des Romans gut gezeichnet und ihre Handlungen nachvollziehbar dargestellt. Gerade durch den Perspektivenwechsel kommt man den einzelnen Protagonisten deutlich näher als das sonst der Fall wäre. Wenn man sich mit denen anfreunden, sie intensiv erleben und begleiten kann, dann ist ein Roman gelungen und sorgt für wunderbare Leseerlebnisse. Die Kapitellängen und die Strukturierung finde ich sehr gut gelungen: man kann auch gerne mal das Lesen unterbrechen, obwohl das schon nicht leicht ist — man will einfach erfahren, wie es weiter geht und was sich als nächstes abspielt. Eindeutig Pluspunkt!

Der Schreibstil des Buches ist sehr angenehm, bildhaft und anspruchsvoll, wodurch allein es schon wahnsinnig Spaß macht zu lesen. Ein weiteres Merkmal ist das weitreichende Spektrum an Wissen, was uns hier nahegebracht wird, ob es um die Nachkriegszeit, komplizierte Situation mit der Staatsbürgerschaft im Elsass, den Weinbau, die Psychotherapie etc. geht — dort mal ein Fakt, hier mal eine Alltagssituation, ein frecher Dialog, eine Rückblende. So viele Themen schneidet Marie Lacrosse an, dass man sie gar nicht alle aufzählen kann, aber trotzdem wirkt das Buch nie oberflächlich. Alles in allem eine sehr gelungene Umsetzung in einem historischen Roman.

Das Cover dieses Paperbacks ist stimmig gewählt und passt wundervoll zum 1. Band. Das Gutshaus, die Weinberge und sanfte Hügel — eine gelungene Inspiration zum Inhalt der Geschichte. Ein Personenregister zu Beginn der Geschichte verschafft einen guten Überblick; ein Nachwort, in welchem mehr über Wahrheit und Fiktion erklärt wird, empfohlene Literatur und ein hilfreicher Glossar runden das Bild ab. Eine Karte wäre meines Erachtens sehr hilfreich, um sich schneller zwischen den Orten zu orientieren.

Obschon die Geschichte einen stimmigen Abschluss hat, findet der Leser am Ende des Buches eine Leseprobe für den 3. Band (erscheint im Herbst 2019). Ich liebe es, wenn die Bücher einen so gefangen nehmen, dass man nach Luft schnappen muss, dass man mitleidet und mitheult und kaum die Fortsetzung erwarten kann. Wer das will, ist bei Marie Lacrosse absolut richtig.

Ich vergebe gerne hierfür eine absolute Leseempfehlung und bewerte das wundervolle Buch mit der Höchstpunktzahl! Für jeden Historie-Fan ein richtig spektakuläres Leseerlebnis!!!

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 12.03.2019
Morgenröte / Gut Greifenau Bd.3
Caspian, Hanna

Morgenröte / Gut Greifenau Bd.3


ausgezeichnet

«Morgenröte» ist der dritte Band der Gut Greifenau Trilogie von Hanna Caspian. In diesem Teil wird die Geschichte von 1918 bis 1919 erzählt. Wir erleben das Kriegsende und damit verbundene wirtschaftliche Schwierigkeiten sowohl auf dem Gut als auch im Lande mit, treffen und verlieren alte Bekannte, fiebern mit den Personen mit — mit manchen mehr, mit manchen weniger — und staunen über eine unerwartete Entwicklung der Protagonisten. Eine Überraschung nach der anderen bekommt man schon auf den ersten Seiten des Romans meisterhaft von der Autorin serviert, es ist kaum möglich das Buch aus der Hand zu lassen.

Hierbei möchte ich anmerken, dass es sehr ratsam ist, die früher erschienenen Bände gelesen zu haben, um in die Geschichte mit den bestimmten Hintergrundkenntnissen reinzukommen.

Wie es schon bei den beiden vorherigen Büchern der Fall war, wird im letzten Band eine spannende und tolle fiktive Geschichte gut mit historischen Fakten verknüpft. Wie erlebt der Adel den Zarenmord im fernen Russland? Welche Auswirkung wird es auf die deutsche Monarchie haben? Und was passiert danach in den entferntesten Ecken des Kaiserreiches z.B. auf einem Gut? Nicht nur im Land geschieht viel (Untergang des Kaisers und des Adels, Aufstände, Hunger und Epidemien, Abschaffung der Gesindeordnung), sondern auch der Grafenfamilie von Auwitz-Aarhayn stehen schwere Zeiten bevor. Mehr möchte ich an der Stelle nicht verraten. Vielleicht verrät ihnen der gut bedachte Titel mehr? :)

Auch diesmal hat Hanna Caspian mit Spannung und guter Unterhaltung beim Schreiben nicht gegeizt. Es ist ihr gut gelungen, die Atmosphäre der damaligen Zeit einzufangen und die komplizierte Geschichte des Ersten Weltkrieges mit der Entwicklung der Gutsbesitzer fesselnd miteinander zu verweben. Man spürt das Flair vergangener Zeiten, trotzdem lässt sich das Buch sehr flüssig lesen und bleibt leicht verständlich. Ein rundum gelungener Abschlussband mit einem schönen und stimmigen Ende, welches jedoch einen Spielraum für eigene Spekulationen bietet, sodass der Fantasie des Lesers überlassen wird, wie es mit manchen Figuren und Ereignissen weitergehen könnte.

Mit einem traurigen Auge muss ich nun von dieser spannenden Trilogie Abschied nehmen, von der fulminanten Reihe, die mir große Unterhaltung geboten hat. Eine Zeit und eine fesselnde Geschichte zugleich, die zu Ende gehen, die man aber sicherlich irgendwann nochmals zur Hand nehmen wird.

Von mir erhält dieses Buch glatte 5 Sterne und eine klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 07.03.2019
Ein General und Schandmaul
Jaaga, Josefa vom

Ein General und Schandmaul


ausgezeichnet

Ich muss die Wahrheit gestehen, zu dem Buch „Ein General und Schandmaul“ bin ich eher zufällig gekommen. Nach einer Stunde lesen war ich ziemlich plötzlich und ohne langes Vorgeplänkel in die Geschichte hinein gezogen. Es ist eher der guten Mischung aus der sprachlichen Leichtigkeit und der Tiefgründigkeit geschuldet, die hinter den einzelnen Figuren und ihren Handlungen steckt (:

Es fiel mir wirklich sehr schwer das Buch aus der Hand zu lassen, da der Schreibstil mich stark an die Seiten band und zudem die Länge der Kapitel so angenehm gewählt ist, wo immer wieder neue Protagonisten erscheinen, dass man mit Infos nicht überhäuft wird. Es ist die Atmosphäre Frankreichs und die erzählte Geschichte, welcher ich früher, da muss man die Wahrheit gestehen, nie das richtige Interesse beigemessen habe, und die mich gleich eingenommen haben. Josefa vom Jaaga versteht es meisterhaft, Bilder aus der längst vergangenen Epoche im Kopf zu erzeugen.

Die Autorin hat gründlich und sehr viel recherchiert, um die Lebensgeschichten der real existierenden Personen in Napoleons Kreis zu einem spannenden Porträt dieser Zeit zu verweben. Gut finde ich auch eine Prise Humor, die immer wieder lässig hineingewürzt wird. Gefühlt wirkt keine Szene des Romans unglaubwürdig oder aufgesetzt, dass immer beim Lesen das Gefühl entsteht: ja, so könnte es tatsächlich gewesen sein. Besonders hervorheben möchte ich hier die Soi­rée bei Familie Bonaparte, wo man so viel familiäres und privates kennenlernt, wie bei keinem Schulbuch oder Geschichtsunterricht­.

Mit diesem Roman liefert die mutige Autorin Josefa vom Jaaga nicht nur den Lesestoff über die Zeit kurz nach der französischen Revolution, sondern beschert dem Genre endlich mal wieder ein richtig gutes Werk, was man leider nur alle paar Monate oder Jahre in die Finger bekommt. Für jeden Histo-Fan endlich mal wieder ein spektakuläres Leseerlebnis, vor allem weil das Buch demnächst in einer Printform auf dem Markt erscheint.

Ich freue mich, dass es von der Autorin weitere Titel gibt, denn sie hat mir mit ihrem Roman große Lesefreude beschert. An dieser Stelle kann ich nur die vollen 5 Punkte vergeben und das Buch wärmstens empfehlen.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 29.01.2019
Nachtfeuer / Gut Greifenau Bd.2
Caspian, Hanna

Nachtfeuer / Gut Greifenau Bd.2


ausgezeichnet

Nun ist es so weit. Die Leser dürfen sich über den zweiten Teil der Greifenau-Trilogie richtig freuen. Da der erste Roman sehr viele offene Fragen gelassen hat und an dem spannendsten Moment endete, konnte man gleich erwarten, dass dieses zweite Buch ebenso fesselt wie sein Vorgänger. Beinahe nach den ersten Worten wird man direkt in das Geschehen hinein geschleudert… sozusagen in den Wirrwarr der Kriegsjahre am ruhigen Gutshof in Hinterpommern.

Die Handlung des Buches konzentriert sich auf die Jahre des Ersten Weltkrieges und seine Auswirkung auf einfache Leute sowie auf die gehobene Gesellschaft. Im Mittelpunkt steht wieder die kaisertreue Grafenfamilie von Auwitz-Aarhayn, sowie das Personal des Gutes. Nicht nur zwei Grafensöhne müssen an die Front, sondern auch manche Bedienstete. Das hochverschuldetet Gut ist nur durch die Heirat mit dem Kaiserneffen Ludwig von Preußen zu retten. Das Leben der Menschen verändert sich rasant. Nichts ist mehr sicher. Der Krieg ist im Lande… Manche Geheimnisse werden teilweise gelüftet, dennoch entstehen neue Spannungsspitzen. Gegen Ende gibt es nun dann wieder eine ultraspannende Szene und zig offene Fragen, wie alle Handlungsstränge letztendlich zusammenlaufen werden.

Die ambitionierte und sympathische Autorin Hanna Caspian hat einen farbenprächtigen und packenden Roman geschrieben, den sie mit gekonnten und bildhaften Darstellungen, tiefen Emotionen aus Gefühl, Mitleid, Entsetzen und Staunen, sowie mit den unerwarteten Wendungen den Lesern der historischen Romane wiedergibt. Das damalige Leben in der unruhiger Zeit und die Atmosphäre hat sie sehr schön und lebhaft rübergebracht. Auch die Wortwahl der Protagonisten ist der Zeit angepasst. Dadurch hatte ich beim Lesen das Gefühl, tatsächlich 100 Jahre in die Vergangenheit gereist zu sein. Was wieder sehr imponiert, ist die Verwicklung der fiktiven Geschichte mit echten historischen Fakten (z.B. der Einfluss Preußens auf die Oktoberrevolution oder die Reise Lenins im plombierten Waggon). Hier merkt man die intensive Recherche!

Die Charaktere werden wieder lebendig geschildert. Ich mag eine solche Mischung aus der sprachlichen Leichtigkeit und der Tiefgründigkeit, die hinter den einzelnen Figuren und ihren Handlungen steckt. Man leidet förmlich mit vielen Protagonisten und mag manchmal kaum glauben, wie unfair das Leben sein kann. Dadurch wird man beim Lesen nicht nur zum Mitfiebern, sondern auch zum Nachdenken angeregt.

Das Besondere für mich war, dass ich über diesen Roman wieder in einer Leserunde diskutieren durfte und allerhand Hintergrundinformationen und historische Details erfahren habe, die für mehr Verständnis sorgten.

Ich kann an dem Buch, wie schon beim Vorgänger, kaum was Negatives finden — es war für mich einfach eine tolle Lektüre. Mich hat diese Fortsetzung sogar noch mehr gefesselt als der erste Band. Und so warte ich nun sehnsüchtig auf den dritten Band „Gut Greifenau – Morgenröte“ (erscheint am 01.03.2019 als Taschenbuch bei Knaur). An dieser Stelle kann ich nur die vollen 5 Punkte vergeben und eine klare Kauf- und Leseempfehlung aussprechen, aber bitte unbedingt der Reihe nach lesen