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Bella von www.bellaswonderworld.de
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Karlsruhe
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Ich bin 31 Jahre alt und mein größtes Hobby ist das Lesen. Ich verschlinge alle möglichen Titel querbeet durch die verschiedensten Genres. Meine Leseleidenschaft teile ich mit anderen Lesebegeisterten auf meinem Blog www.bellaswonderworld.de

Bewertungen

Insgesamt 1143 Bewertungen
Bewertung vom 12.11.2021
Partytime
Fitzgerald, F. Scott

Partytime


sehr gut

Meine Meinung

Champagnerschalen klirren zur Jazzmusik aus dem Grammophon, das Tanzbein wird auf wilden Partys zu Charleston, Shimmy und Co. geschwungen und die federgeschmückten Ladys werden von ihren Galanen auf Brautschau abgeklatscht. Als Autor seiner Zeit wird F. Scott Fitzgerald heute vor allen Dingen durch den mehrfach verfilmten Roman »Der große Gatsby« gefeiert, der zu seiner Zeit jedoch keinen großen Erfolg einfahren konnte. Vielmehr verdiente sich der Lebemann und Schriftsteller mit seinen Kurzgeschichten den Lebensunterhalt.

Im Diogenes Verlag ist mit »Partytime« eine wunderschöne Anthologie über »Geschichten aus den Roaring Twenties« von F. Scott Fitzgerald aufgelegt worden, die schon durch die opulente Kombination eines frischen türkisgrünen Leineneinbandes mit goldener Pfauenfedernprägung den Hauch der goldenen Zwanziger versprüht und auch inhaltlich die Essenz der Zeit einzufangen weiß.

»Partytime« versammelt sieben Erzählungen aus der Zeit des Jazz und der ausschweifenden Partys der Nachkriegsjahre in den 1920ern, dabei wirft F. Scott Fitzgerald seinen Blick auf verschiedene Feierlichkeiten, begonnen bei der Brautwerbung und diversen Tanzveranstaltungen über eine Hochzeit oder gar eine Kindergeburtstagsparty. Der lebendige Zeitgeist dieser glamourösen Epoche spricht aus den Zeilen der Geschichten und so konnte ich gar nicht anders, als dem blumigen Schreibstil des Autors zu verfallen. Viel zu schnell endeten die einzelnen Episoden mit ihren herrlichen Pointen!

Das Highlight in dieser herrlichen Anthologie war für mich eindeutig ›Bernice‘ Bubikopf‹, denn hier erzählt Fitzgerald mit spitzer Zunge über die Kämpfe zwischen dem weiblichen Geschlecht, die aus heutiger Sicht ziemlich grotesk anmutet, aber auch gerade deshalb einen ungemeinen Unterhaltungswert bietet.

Einige der Erzählungen haben tolle Wendungen parat, sodass keine Langeweile aufkommt. Allerdings gibt es, wie in den meisten Kurzgeschichtensammlungen, auch hier stärkere und schwächere Storys. »Der Kindergeburtstag« zählt für mich zur zweiten Sorte, da sie etwas unheimlich steifes und verkrampftes an sich hatte, zu dem ich keinen richtigen Zugang gefunden habe.

Fazit

F. Scott Fitzgerald hat in seinen Erzählungen den prickelnden Rhythmus der Roaring Twenties gebannt und für die Nachwelt verkorkt.

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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 23.08.2021

Bewertung vom 12.11.2021
Ein Baby! Wie eine Familie entsteht
Greener, Rachel

Ein Baby! Wie eine Familie entsteht


sehr gut

Meine Meinung

Menschen sind vielfältig und so auch ihre Beziehungen und Familien. Rachel Greener zeigt in ihrem Sachbilderbuch »Ein Baby! Wie eine Familie entsteht« die ganze Diversität von mannigfaltigen Entstehungsprozessen einer Familie. Die anschaulichen Illustrationen der Künstlerin Clare Owen machen das Ganze für Kinder, fernab von verniedlichenden Storch-Geschichten, leicht zugänglich.

Das Aufklärungsbuch ist in einem neutralen Ton gehalten und zeigt in einem vollkommen sachlichen Ton, wie Babys zustande kommen. Begonnen bei den geschlechtlichen Merkmalen über die biologischen Notwendigkeiten von Samenzelle und Eizelle für die Entstehung eines neuen Menschen.

Großartig ist die Abbildung der ganzen Bandbreite von Zeugungsmöglichkeiten, bei der Rachel Greener nicht nur die natürliche Variante aufzeigt, sondern auch Befruchtung, Leihmutterschaft (die in einigen Ländern erlaubt ist) und Adoption aufführt. Außerdem wird auch auf die Gefahr einer Fehlgeburt eingegangen, was ein wichtiger Punkt für Familien mit kleinen Kindern ist, die einen solche Situation erleben.

Das Wunder der rasch fortschreitenden Entwicklung des Babys im Bauch der Person, in der das Kind heranwächst, wird angeschnitten und mündet schließlich in einer ganzen Bandbreite an Geburtsszenarien. Besonders schön finde ich, dass auch die Begleiterscheinungen der sich ankündigenden Geburt aufgenommen wurden und so sicherlich Kindern, die ein Geschwisterchen bekommen, wichtiges Wissen vermittelt.

Die farbigen Illustrationen von Clare Owen sind schlicht gehalten und geben ein klares Bild des Entstehungsprozesses eines Babys ab. Die abgebildeten Personen sind sehr unterschiedlich von Hautfarbe, Statur, manche sind tätowiert, sitzen im Rollstuhl oder tragen eine Brille oder Kopftuch, sodass auch hier ein umfassendes Bild der Gesellschaft entsteht.

Auch wird in der Zusammenstellung der verschiedenen Personen gezeigt, dass eine Familie nicht nur aus Frau, Mann und Kind bestehen kann, sondern es auch gleichgeschlechtliche Verbindungen gibt, Alleinerziehende, Patchworkfamilien oder Familien, bei denen die Eltern nicht mehr da sind. Gerne hätte dies noch etwas ausführlicher sein dürfen, insbesondere mit Hinweisen zu Familienmodellen mit queeren Personen.

Transsexualität wird im Buch zwar auch erwähnt, jedoch hätte das gerne auch noch etwas ausführlicher geschehen können und eigentlich hätte man schon bei der Erklärung des biologischen Geschlechts zu Beginn des Buches darauf eingehen können. Das sind jedoch minimale Kritikpunkte, die meine Begeisterung für dieses wunderbare Aufklärungsbuch für Kinder nur minimal schmälert.

Fazit

Ein herrliches Bildersachbuch, dass die Entstehung von neuem Leben erklärt und dabei den gesamten Regenbogen unserer Gesellschaft einfängt. »Ein Baby! Wie eine Familie entsteht« sollte ich keinem Haushalt mit Kindern fehlen, denn hier lernen die Kleinen auch noch, dass Diversität und verschiedene Familienmodellen etwas ganz Normales sind.

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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 22.08.2021

Bewertung vom 12.11.2021
Billy Summers
King, Stephen

Billy Summers


ausgezeichnet

Beschreibung

William ›Billy‹ Summers diente als Marine im Irak bis er später seinen Lebensunterhalt als Auftragskiller verdient. Bevor er in den Ruhestand geht und ein neues Leben beginnt, winkt ein letzter Job. Billy wird jedoch von den Hintermännern, die er zu kennen glaubte, gelinkt und muss nach Erfüllung des Auftrags untertauchen. Trotz seiner verzwickten Lage rettet Billy die junge Frau Alice, die nach einer Gruppenvergewaltigung einfach in einer Straße abgeladen wurde. Als es Alice langsam besser geht, beginnt ein Rachefeldzug der Gerechtigkeit…


Meine Meinung

Stephen King ist ein begnadeter Geschichtenerzähler und genau das stellt er in seinem neuesten Roman »Billy Summers« wieder einmal mit Bravour unter Beweis.

Das über siebenhundert Seiten starke Buch bietet eine Mischung aus Thriller und Spannungsroman und wird aus der Perspektive des Auftragskillers Billy Summers erzählt, dessen bewegtes Leben im Mittelpunkt der Geschichte steht, und sich durch eine fesselnde Sogwirkung ziemlich flott lesen lässt. Ausgehend von Billys letztem Auftrag, der zudem ein äußerst lukrativer Coup darstellt, taucht man in die nervenaufreibende Welt des Auftragskillers ein und schnell wird klar, dass er einem gewissen Moralkodex folgt, da er nur bereit ist schlechte Menschen umzulegen.

Sein letzter Job ist allerdings etwas Besonderes, und unter dem Deckmantel eines angehenden Schriftstellers, wird er unter einer falschen Identität am Ort des Geschehens eingeführt. Eigentlich wollte er die Bekanntschaften mit Nachbarn und Co. oberflächlich halten, doch wie so oft bei einem allerletzten Coup, gerät auch hier etwas gewaltig auf die schiefe Bahn.

Billy, der gegenüber seinem Auftraggeber immer in die Rolle des harmlosen Einfältigen schlüpft, riecht den falschen Braten ziemlich früh und beginnt für den Notfall mehrgleisig zu fahren, was zu einem noch komplexeren Rollenspiel führt – so muss er nicht nur sich selbst, den Einfältigen und den Schriftsteller mimen, sondern zusätzlich auch noch einen IT-Fachmann.

Der Charakter von Billy ist vielschichtig und geprägt durch den gewaltsamen Tod seiner kleinen Schwester, seiner Kindheit, die er zum großen Teil bei einer Pflegefamilie verbrachte und schließlich durch die traumatischen Erlebnisse im Irak. Für die Tarnung als angehender Schriftsteller beginnt er tatsächlich damit über sein Leben zu schreiben und arbeitet darin Stück für Stück seine Vergangenheit auf. Dieser Kunstkniff ist besonders gut gelungen, da sich die ›Buchpassagen‹ im Stil vom restlichen Roman unterscheiden und erst zu Ende der Geschichte immer mehr ineinander übergehen.

Am besten hat mir an der Geschichte gefallen, dass Billy immer seinem eigenen moralischen Kompass folgt. Eigentlich sollte man denken, dass dies mit seiner eigenen Persönlichkeit in Konflikt gerät, doch innen drinnen ist der Auftragsmörder einfach ein guter Mensch – auch wenn er sich selbst nicht so sehen kann.

Deshalb hat King als Bindeglied die junge Frau Alice eingeführt, die Opfer einer Gruppenvergewaltigung wurde und in Billy auf eine schräge aber dennoch nachvollziehbare Art und Weise einen Schutzengel findet. Von nun an bekommt die Geschichte noch einmal eine ganz andere Dynamik und es stellen sich unweigerlich die großen Fragen: ›Wo hört Rache auf und beginnt Gerechtigkeit?‹ und ›Wird man durch die Ausübung einer Art Selbstjustiz automatisch zu einem schlechten Menschen?‹

In »Billy Summers« bringt Stephen King die düsteren Seiten des Auftragsmordes, die Verstrickungen gewisser Kartelle und die fast schon absurd anmutende Menschlichkeit eines Mörders zusammen und bestückt den Handlungsbogen mit diversen Traumata, die für eine dichte und bedrückende Atmosphäre sorgen. Unglaublich, dass man durch Kings besondere Geschichte sogar Sympathie für einen Auftragskiller empfinden lernt!

Fazit

Ein nervenaufreibender und brutaler King, der die ambivalenten Seiten eines Auftragskillers mit Moral zeigt. Schockierend emotional – das muss m

Bewertung vom 12.11.2021
Disenchanted
Spurrier, Simon;Erramouspe, German

Disenchanted


sehr gut

Meine Meinung

Im zweiten und abschließenden Band von Simon Spurriers Geschichte über das kleine Volk wird sich der Titel »Disenchanted« mal wieder mehr als gerecht. Denn auf meisterhafte Art und Weise schafft es der Autor, das zauberhafte Volk der Feen, Kobolde, Leprechauns und Pixis zu dekonstruieren und in eine Gesellschaft voller Neid, Gier und Korruption zu verwandeln, die von Rassenhass geprägt ist und in der so einige in den finsteren Gassen der unterirdischen Welt im Alkohol- oder Drogenrausch zu versinken drohen.

Nachdem Noro sich als neuer Ältester der Feen erklärt hat, versucht er seine ideologischen Ideale durchzusetzen und die junge Generation mit seinen Maximen an sich zu binden. Eine zentrale Rolle spielt auch wieder die Familie Leveret, deren Ansichten sich stark voneinander unterscheiden und daher jeder seinen eigenen Weg einschlägt. Doch im Grunde genommen wollen sie alle dasselbe und so nähern sie sich auf verschiedenen Wege einem packenden Showdown.

Ich bin äußerst begeister von den vielfältigen Themen, die Spurrier in seiner packenden Feen-Underground-Story einbringt und dabei spielt er immer wieder mit Einflüssen aus der menschlichen Welt. Die Anhänger von Noro ähneln mit ihren Kutten dem Ku-Kux-Klan und die Beziehungen zwischen den verschiedenen Spezies wird von vielen verachtet, was eindeutig auf einen ausgeprägten Rassismus zurückzuführen ist. Dann wäre da noch Sal, die sich in ihrem von Männern dominierten Arbeitsplatz sexistische Sprüche gefallen lassen muss und mit Wulla ein sexueller Dämon, der sich nicht einem Geschlecht unterordnen lässt und somit ein Stückchen Diversität in die Geschichte bringt.

Die großartige Story bekommt durch die bedrückenden Illustrationen von German Erramouspe eine dichte Atmosphäre verpasst, die den inneren Sumpf des Hasses und all der unmoralischen Verdorbenheit der Gesellschaft verdeutlicht. Leider krankt es bei der Zeichnung einiger Charaktere an Details und Klarheit, sodass nicht immer klar ist, welchem Protagonisten man folgt. Diese Unsauberkeit hat meinen Lesefluss leider ein paar Mal gestört, und das Gesamterlebnis etwas beeinträchtigt.

Fazit

Bei diesem Comic ist der Name Programm, denn Feen, Kobolde, Leprechauns und Pixis werden auf eine entzauberte Art und im dreckigen Kampf gegeneinander dargestellt. So hat man die lieblichen Wesen zuvor noch nie gesehen – so ist der Comics sicher nichts für Kinderhände!

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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 20.08.2021

Bewertung vom 12.11.2021
Die 5 Reiche. Band 4
Lewelyn

Die 5 Reiche. Band 4


ausgezeichnet

Meine Meinung

Das tierisch gelungene Fantasy-Epos von Lewelyn und Jérôme Lereculey setzt im vierten Album »Die 5 Reiche – Dieselbe Kühnheit« noch einmal einen obendrauf.

Nachdem der blutigen Niederschlagung des Löwen-Putschversuchs nehmen der junge Tigerkönig Mederion und der ebenso junge Löwe Terys, als seine rechte Hand, die Lenkung des Königreichs Angleon in Angriff. Sie wollen für Verbesserung und eine Vereinigung unter den Raubkatzen sorgen, was von manchen als Chance gesehen wird, von anderen aber hinterfragt wird.

Eines ist auf jeden Fall klar, die neue Machtspitze will für Veränderung sorgen, dafür aber zunächst die Wogen mit Orden und jeder Menge Zuckerbrot besänftigen. Was jedoch hinter verschlossenen Türen geschieht, erzählt eine ganz eigene Geschichte…

Neben den unheimlich spannungsgeladenen politischen Spielchen bekommt man auch ein actionreiches Abenteuer auf hoher See geboten. Denn auf der Suche nach der verschwundenen Prinzessin Astrelia ist der Hundesöldner erfolgreich, doch bereits auf der Rückreise über Wasser, entfacht sich ein brutaler Kampf zwischen den zwei suchenden Parteien und eine verwegene Schiffs-Crew gibt es on top dazu.

Währenddessen bleiben die Entwicklungen im Königreich Angleon unter der jungen Herrschaft des Tigers Mederion und seinem Schatten, des Löwen Terys spannend. Werden sie ihre Macht schlau nutzen, ihr Reich in eine bessere Zeit führen und kann die idealistische Studentenverbindung für Veränderung sorgen? Außerdem wagen die Gäste aus den anderen Reichen einen Fluchtversuch durch die unterirdischen Gänge des Palastes. Ich kann es auf jeden Fall kaum erwarten, zu erfahren, wie es weitergeht!

Noch ein Wort zu dem cineastischen Leseerlebnis, dass Jérôme Lereculey durch geschickte Anordnung der Panels, lebendigen Hintergründen und einem ausdrucksstarken Minenspiel erzeugt. Aus den anthropomorphen Figuren holt Lereculey wirklich alles heraus, ohne dass es komisch oder aufgesetzt wirkt und schafft damit ein bleibendes Bild, welches einer Fabel ganz im Sinne der von George R. R. Martin geprägten Fantasy entspricht.

Fazit

Hochkarätige Fantasy-Unterhaltung, die mit jeder Seite mehr zu fesseln vermag!

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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 20.08.2021

Bewertung vom 12.11.2021
Mercy
Andolfo, Mirka

Mercy


ausgezeichnet

Meine Meinung

Mit dem dritten Band der Gothic-Mystery-Serie, »Mercy – Die Mine, die Erinnerungen und die Sterblichkeit«, schließt Mirka Andolfo das letzte Kapitel ihres Herzensprojekts, und das mit Bravour!

Noch einmal wird man in die Abgeschiedenheit der kleinen Ortschaft Woodsburgh im Westen Amerikas entführt und die geheimnisvolle Story mit dem fein gezeichneten Illustrationen Andolfos entfaltet ihre ganze Wirkung. In diesem finalen Album führt die Autorin und Künstlerin alle Erzählfäden zusammen und begeistert mit einem tieferen Blick in die Gefühlswelt von Lady Nowlen Hellaine.

Das Morden in der Stadt geht immer noch weiter, und doch steht der wunderschönen Lady, deren Geheimnis bereits einigen Bewohnern bekannt ist, eine Hochzeit bevor. Somit steht dem Plan ihres Butlers Goodwill nichts mehr im Wege. Wäre da nicht diese verzwickte Menschlichkeit, die sich in Extremsituationen außergewöhnlich stark zeigen kann.

In teilweise recht verstörenden Bildern, die jedoch nichts ihrer Eleganz einbüßen lässt, setzt sich die menschliche Seite in Lady Hellaine gegen ihren monströsen Parasiten immer mehr durch. Nicht ganz unschuldig daran ist der ungebrochene Glaube des kleinen Adoptivmädchens Rory, dass Nolwen in ihr Herz geschlossen hat und die Lady für einen wahrhaftigen Engel hält. Nach und nach bröckelt die kühle Fassade und Erinnerungsfetzen des menschlichen Gefäßes dringen an die Oberfläche.

»Mercy – Die Mine, die Erinnerungen und die Sterblichkeit« ist das brillante Finale zu einer spannenden und emotionalen Mystery-Story, die zuletzt mit Gedanken über Glaube, Hoffnung, Liebe und Vergänglichkeit unheimlich tiefgründig wird. Absolut lesenswert – natürlich auch aufgrund des betörenden Artworks von Mirka Andolfo!

Fazit

Der krönende Abschluss von Andolfos paranormalem Herzensprojekt über den nicht immer klaren Unterschied zwischen Monstern und den Guten.

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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 20.08.2021

Bewertung vom 12.11.2021
Die Mondblume
Turkowski, Einar

Die Mondblume


ausgezeichnet

Meine Meinung

Die mehrfach preisgekrönte Bildergeschichte »Die Mondblume« von Einar Turkowski ist für Kinder gedacht, kann jedoch auch getrost von Erwachsenen gelesen werden, die sich gerne für eine kurze Zeit aus dem Alltag ausklinken möchten und sich in eine fantastische Welt voller obskurer Pflanzen und Tiere träumen möchten.

Die Geschichte ist zum ersten Mal 2009 im Atlantis Verlag erschienen und wurde nun vom Gerstenberg Verlag in einer Neuausgabe, welche um zwei Illustrationen erweitert wurde, noch einmal herausgebracht. Der deutsche Autor und Künstler hat bereits mehrere Bilderbücher kreiert (»Die Nachtwanderin«, »Aus dem Schatten trat ein Fuchs«, »Die Stadt, das Mädchen und ich«, uvm.) die allesamt mit diversen Auszeichnungen geehrt wurden. Also höchste Zeit für mich, mir einen ersten Eindruck zu verschaffen.

Das breite Querformat des dünnen Büchleins mag auf den ersten Blick etwas komisch wirken, doch genau dieses besondere Format lässt die eindrucksvollen schwarz-weiß Illustrationen mit ihren zarten Schattierungsstufen von Einar Turkowski eine besonders einnehmende Wirkung entfalten.

Fantasiereiche Bilder entführen in Kombination mit leicht fließendem Text in die Welt des einsiedlerischen Mr. Ribblestone, der eine Vorliebe für Tee und Marmeladen-Toast hat und in seinem abgelegenen Häuschen mit einem wunderschönen Garten nur selten Besuch erhält. In der verwinkelten und bezaubernden Anlage, um die sich der schrullige Herr mit Herz und Seele kümmert, hat er natürlich auch ein Lieblingsplätzchen. Genau an diesem Ort entdeckt er eines Tages eine merkwürdige Pflanze, um die er sich nun mit voller Aufmerksamkeit und seiner ganzen Zuneigung bemüht.

Während die einfallsreichen Bilder ein herrliches Kopfkino mit Fischen im Himmel und den verrücktesten Pflanzen und Tierchen, die man sich nur vorstellen kann, in Gang setzt, lässt sich Herr Ribblestone so einiges einfallen, um die seltene Pflanze zum Erblühen zu bringen.

»Die Mondblume« hat mir ein traumhaft schönes Leseerlebnis bereitet und eignet sich auch hervorragend zum Vorlesen. Ich bin mir sicher, hätte man mir damals daraus vorgelesen, hätte ich jeden Abend um diese Gute-Nacht-Geschichte gebettelt.

Das Wunderbare an den großformatigen und bis ins kleinste Detail ausgearbeiteten Kunstwerke von Einar Turkuwski ist, dass man bei jedem Betrachten noch etwas Neues entdecken kann, gerne auch etwas länger bei den einzelnen Bildern verweilt und dabei die Zeit vergisst.

Fazit

Die phantastische Geschichte und die feingliedrigen Zeichnungen von Einar Turkowski über einen verzauberten Garten laden zu einer Traumreise für Groß und Klein ein.

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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 19.08.2021

Bewertung vom 12.11.2021
Trees Bd.3
Ellis, Warren

Trees Bd.3


gut

Meine Meinung

Warren Ellis und Jason Howard legen mit »Trees 3: Drei Schicksale« den finalen Band zu ihrer eigenwilligen Science-Fiction-Serie über geheimnisvolle Alien-Bäume und das Leben im Schatten dieser subtilen Invasion vor.

Eigentlich hätte ich erwartet, dass Ellis zum Abschluss eine Verbindung zu den vorherigen Ereignissen und Handlungsfäden herstellt, doch auch in diesem dritten Album handelt es sich um eine neue eigenständige Erzählung, die dieses Mal in düsterem Schwarz und Grau von Morden und Geistern im Schatten der Alien-Bäume in einem entlegenen russischen Dorf berichtet. Vielleicht war auch hier mein Fehler in der Herangehensweise, denn ich habe die ganze Zeit darauf gewartet, dass die einzelnen Puzzleteilchen miteinander verbunden werden, aber rückblickend betrachtet, handelt es sich wohl eher um einzelne Sequenzen, die einfach im gleichen Universum spielen.

Die Geschichte von »Trees 3: Drei Schicksale« und die Zeichnung der Hauptprotagonistin Klara hat mir für sich genommen gut gefallen, denn sie bildet einen herrlichen Mikrokosmos einer Gemeinschaft ab, die abseits der großen Städte ihren ganz eigenen Regeln folgt.

Eigentlich ist es im Schatten der Alienbäume dennoch ruhig in der Abgeschiedenheit von Toska, doch als sich ein Mord ereignet und dies die Polizistin Klara auf den Plan ruft, werden einige Geheimnisse zutage gefördert.

Jason Howards stimmungsvolle Illustrationen verpassen der Crime-Story die passende Atmosphäre und lassen einen zwischendurch regelrecht erschauern. Trotz der grundlegenden Faszination der subtilen Alien-Invasion hat mir einfach eine Brücke zwischen den einzelnen Geschichten gefehlt. Umso gespannter erwarte ich die geplante TV-Adaption, denn ich bin wirklich neugierig wie die Geschichte cineastisch adaptiert wird.

Fazit

Für sich genommen ist »Trees 3: Drei Schicksale« ein gelungener Krimi mit Science-Fiction-Background, doch als Abschluss der Reihe hat mich der Comic etwas ratlos zurückgelassen.

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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 17.08.2021

Bewertung vom 12.11.2021
Gejagt: Die Flucht der Angela Davis
Grolleau, Fabien

Gejagt: Die Flucht der Angela Davis


ausgezeichnet

Meine Meinung

Den Namen Angela Davis haben sicherlich viele schon einmal gehört, doch wie viel über das Leben der mutigen politischen Aktivistin, die sich seit den 1960er gegen den Rassenhass stellt, ist bei uns in Europa tatsächlich bekannt? Ich muss gestehen, dass ich vor Lektüre der Comic-Biographie »Gejagt: Die Flucht der Angela Davis« von Fabien Grolleau und Nicolas Pitz nicht wirklich etwas über die Hintergründe dieser amerikanischen Ikone wusste. Allerhöchste Zeit dies zu ändern, denn Angela Davis ist eine beeindruckende Persönlichkeit!

Geschickt erzählt Fabien Grolleau anhand der aufsehenerregenden Jagd des FBI auf die politisch engagierte Kämpferin eine mitreißende Geschichte und setzt damit den Fokus auf ein großes Ereignis im Leben der Angela Davis. Somit ist diese Story auch nicht mit einer gewöhnliche Biographie zu vergleichen, denn ausgehend von der Verfolgungsjagd streut Grolleau einzelne Episoden ein, die retrospektiv aufzeigen, wie Angela im gefährlichen ›Dynamite Hill‹ im Süden Amerikas heranwuchs, für ihr Studium Europa bereiste und später wieder in ihre Heimat zurückkehrte, um gegen den Rassenhass zu kämpfen.

Die Zeitsprünge lassen sich durch Trennseiten sehr gut nachvollziehen und mit den beeindruckenden Illustrationen von Nicolas Pitz fühlt man sich regelrecht in das entsprechende Jahrzehnt versetzt, denn es werden auch weitere historische Ereignisse aus dieser Zeit abgebildet. Von der erschreckenden Brutalität des Ku-Kux-Klans, der ungestraft Gewalt gegen die schwarze Bevölkerung ausübt und sogar ganze Viertel in Brand steckt über Polizeigewalt gegenüber Schwarzen bis hin zu Rassismus und Sexismus legt der talentierte Künstler den Finger direkt in die Wunde, die sich bis heute noch nicht geschlossen hat.


Angela Davis ist eine vorbildhafte Figur im amerikanischen Kampf gegen Rassenhass und für die Freiheit. Im Comic wird verdeutlicht, wie früh der Samen des Widerstandes in Angela keimte und durch ein starkes Gerechtigkeitsempfinden zu einem Sprössling wurde, bis er sich mit der Zeit zu einer starken Pflanze entwickelte, sodass in ihr schon bald der Wunsch entstand, sich politisch zu engagieren. Als schwarze Frau zu dieser Zeit alles andere als einfach, den die Black Panthers sind ihr zu chauvinistisch und so tritt sie lieber dem kommunistisch geprägten Che Lumumba Club bei.

Selten haben mich Illustrationen so sehr bewegt, wie es Nicolas Pitz mit seinen durchdringenden Panels in »Gejagt: Die Flucht der Angela Davis« vermochte. Sehr schön ist auch die Dynamik, welche sich aus der wechselnden Gestaltung ergibt, in denen immer wieder aus der klassischen Panelführung ausgebrochen wird und damit die Aufmerksamkeit, genauer hinzusehen, steigert.

Fazit

Keine typische Biographie, sondern eine bestechende Momentaufnahme der Jagd auf die Aktivistin Angela Davis, die den Rassenwahnsinn mit seinen ungeschönten Gräuel einfängt und das Porträt einer beharrlichen Kämpferin zeigt.

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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 14.08.2021

Bewertung vom 10.09.2021
All Horrors Eve (eBook, ePUB)
Hanika, Tanja

All Horrors Eve (eBook, ePUB)


gut

Beschreibung

Hailey liebt das schaurige Fest zu Halloween mit all seinen Traditionen und sehnt den für sie höchsten Feiertag des Jahres herbei, denn sie möchte endlich herausfinden, ob sie die Rätsel des berüchtigten Spukhauses richtig gelöst hat. Während Haily auf den Besuch im Spukhaus hinfiebert, freut sich ihre beste Freundin Ella viel mehr auf die anschließende Studentenparty. In der Zeit bis Halloween wird die Ortschaft jedoch von Satanisten heimgesucht, die alte Gruselgeschichten wieder lebendig werden lassen…

Meine Meinung

Tanja Hanika hat bereits mehrere Horror- und Schauergeschichten im Selfpublishing herausgebracht, ihr neuestes Werk »All Horrors Eve – Eine Halloweengeschichte« war meine erste Lektüre von der Autorin, denn ich liebe feine Geschichten um das schaurig schöne Fest am Abend vor Allerheiligen.

Der Roman umfasst gerade einmal 200 Seiten und liest sich meiner Meinung nach auch eher wie eine etwas ausführlichere Kurzgeschichte. Triggerwarnungen zu den einzelnen Kapiteln über Blut, Gewalt, Leichen, Verwesung, Tod usw. finden sich am Ende des Buches. Wer also Probleme mit expliziten Thematiken hat, aber dennoch gerne diesen Halloween-Roman lesen möchte, sollte hier vorab einen Blick riskieren.

Das leitende Kernthema der Geschichte ist, wie es bereits der Untertitel verrät, Halloween – und so versammelt Tanja Hanika zahlreiche Traditionen rund um den gruseligsten Tag des Jahres, vom Kürbis schnitzen über satanistische Kulte, schauderhafte Spukhäuser und das Spiel mit dem Ouija-Brett bei Kerzenschein mit vielen kleinen Gruselgeschichten. Sehr gut gefallen hat mir die schaurige und dicht gespannte Atmosphäre, die sich schon nach wenigen Kapiteln einstellt und auch im ganzen Handlungsverlauf erhalten bleibt.

Die Grundstory über die Freundinnen und Studentinnen Hailey und Ella ist das Bindeglied zwischen den Ereignissen und bringt einen modernen Touch mit sich, jedoch wirkte die Ausarbeitung in Bezug auf die agierenden Charaktere nicht ganz ausgereift. Das finde ich auch nicht weiter schlimm, da im Fokus sowieso das Halloweenfest steht und ein spannender Countdown bis zu diesem Tag einen gewissen Nervenkitzel aufkommen lässt. Tanja Hanika hat auf jeden Fall ein Händchen dafür, jede Menge Spuren auszulegen und die Fantasie der Leserschaft auch auf falsche Fährten zu locken.

Fazit

»All Horros Eve« ist eine wunderbare Erzählung für Halloween-Fans, die auf kurzweilige Lagerfeuergeschichten stehen und schon immer einmal wissen wollten, was am Mythos ›Never blow out a Jack O’Lantern!‹ dran ist. Allerdings hat mir für einen runden Roman die nachvollziehbare Verknüpfung der einzelnen Elemente, vom Spukhaus, Satanskult und der lokalen Schauergeschichte gefehlt.

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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 13.08.2021