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Sago

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Insgesamt 543 Bewertungen
Bewertung vom 02.11.2024
Kuscheln
Huber-Janisch, Angelika

Kuscheln


sehr gut

Mir gefällt der Ansatz des Buches zu zeigen, dass Tiere und Menschen ähnliche Bedürfnisse haben können. Nicht nur für kleine Kinder ist kuscheln wichtig, sondern auch für viele Tiere.

Kuschelig wird es schon mit dem Felleinsatz auf dem Cover, der zum Darüberstreichen einlädt und auf das Thema einstimmt.

Im Innern finden sich zahlreiche Tierarten eher exotischer Art, für die alle Körperkontakt ebenfalls wichtig ist. Die Illustrationen sind durchweg sowohl realitätsnah als auch schön. Noch besser hätte es mir gefallen, wenn mehr Tiere ausgewählt worden wären, die Kinder eher begegnen und nicht nur im Zoo, sondern zum Beispiel auf dem Bauernhof.

Zum Vorlesen gibt es eine Fülle an Informationen über die verschiedenen Tierarten. Hier kann man von der Autorin, einer Biologin, sogar als Erwachsene noch das eine oder andere Detail lernen. Für Vierjährige muss man hier noch eine Auswahl treffen.

Bewertung vom 27.10.2024
A Song to Drown Rivers
Liang, Ann

A Song to Drown Rivers


ausgezeichnet

"Er sah schrecklich schön aus, so wie Wölfe schön aussehen konnten im blutbespritzten Schnee."

Das Dorfmädchen Xishi ist von übernatürlicher Schönheit. Der besiegte König ihres Landes sendet sie als Tribut ins verfeindete Nachbarland Wu, wo Xishi Herrscher Fuchai ausspionieren und in die Irre führen soll. Xishi muss sich bereit erklären als Konkubine zu leben,um den Tod ihrer kleinen Schwester, die während des Krieges gegen die Wu starb, zu rächen. Doch längst liebt sie Fanli, der sie ausbildet, damit sie am Hof bestehen kann...

In der Geschichte mit dem poetischen Titel "A Song to Drown Rivers" erzählt Ann Liang eine alte chinesische Legende nach und lässt Xishi selbst berichten. Zunächst fand ich die traditionelle Rolle, die Frauen in dieser Kultur früher spielen mussten, schwierig mitzuerleben. Herausragend geschildert wurde dabei aber Xishis wachsendes Verständnis für die schreckliche Natur von Macht und Kriegen. Ein weiteres Highlight war für mich der äußerst zwiespältig angelegte König Fuchai. Zudem bringt die Autorin die Geschichte zu einem wirklich mutigem Ende, bei dem ich mich gefragt habe, ob es der tatsächlichen Legende entspricht.

Ein fesselnde Story, vom Verlag wunderschön verpackt. Das Buch war eine Freude zu lesen und mit dem Farbschnitt auch ein Vergnügen, es nur aufzuschlagen.

Bewertung vom 25.10.2024
Tage einer Hexe
Dimova, Genoveva

Tage einer Hexe


ausgezeichnet

"Seine Augen waren von jenem leuchtenden Blau, wie man es nur im Zentrum einer Flamme fand, sein Haar war wie geschmolzenes Gold. Sein Blick fiel in den Spiegel über dem Tresen, und der Spiegel zersprang."

Die Hexe Kosara ist auf der Flucht vor dem Zmey, dem Zar der Monster. Um zu entkommen, muss sie ihren Hexenschatten hergeben. Damit verliert sie nicht nur ihre Magie, sondern wird auch allmählich durch die Schattenkrankheit verzehrt. Auf der Suche nach ihrem Schatten bleibt ihr nur der Weg über die Mauer nach Belograd. Gemeinsam mit dem Polizisten Asen macht sie sich auf eine atemlose Jagd voll von Todesfällen, Monstern, Magie und Geheimnissen. Doch Kosara ist ebenso Jägerin wie Gejagte, denn der Zmey hat sie nicht vergessen...

Was für ein einzigartiges Feuerwerk an Ideen, Atmosphäre und Witz. Besonders originell sind die Anklänge an die slawische Mythologie. Sehr eindrucksvoll wurde der Gegensatz zwischen dem sorgenfreien Belograd und Kosaras Heimat Chernograd, in dem die Monster vagabundieren, beschrieben. Mit Kosara und Asen hat die Autorin Protagonisten geschaffen, die ich nicht so schnell vergessen werde. Wem kann man trauen? Diese Frage stellt sich nicht nur Kosara. So manche überraschende Wendung hat mich ebenso begeistert wie der zauberhafte Farbschnitt des Buches. Ich hoffe sehr auf ein Wiederlesen mit Asen und Kosara.

Bewertung vom 22.10.2024
Sisters in Blood - Der Schwur
Gornichec, Genevieve

Sisters in Blood - Der Schwur


sehr gut

Das, erkannte sie, war Liebe... Eine Liebe wie ein Feuer, warm und hell und zerstörerisch zugleich. Und sie war nicht sicher, ob sie dieses Gefühl anfachen sollte. Sie musste keine Seherin sein, um zu wissen, dass die Feuersbrunst, die dabei entstehen würde, eines Tages alles andere verzehren könnte."

Anknüpfend an eine alte isländischen Sage verwebt Genevieve Cornichev nordische Mythologie, wunderbar erzählte zauberische Fantasyelemente und äußerst moderne Ansichten.

Die jungen Norwegerinnen Gunnhild, Oddny und Signy leisten einander einen Blutschwur, der ihre Schicksale verknüpft. Als Signy von Wikingern entführt wird, sind sowohl ihre Schwester Oddny als auch Gunnhild entschlossen, Signy zu befreien, obwohl sich ihre Wege längst getrennt hatten. Denn aus Gunnhild ist in der Zwischenzeit eine zauberkundige Seherin geworden. Schon bald ist klar, dass bei Signys Raub mächtige Hexen ihre Hände im Spiel hatten.Auf der Suche nach Signy müssen Gunnhild und Oddny nicht nur über sich hinauswachsen, sondern auch entscheiden ob sie ihre Freundschaft über ihre Gefühle zu den Männern, die sie lieben, stellen...

Düstere Prophezeiungen, attraktive Wikinger, große Schicksale: Der Roman lässt längst vergangene Zeiten lebendig werden und würzt sie mit faszinierenden fantastischen Elementen. Allerdings muss man darauf gefasst sein, dass die Protagonisten so reflektierend agieren, als hätten sie einen Grundkurs in moderner Psychologie absolviert. Ebenfalls aus der Zeit gefallenen ist wohl der für vergangene Zeiten untypisch gelassene Umgang mit einer als Frau geborenen Figur, die sich als Mann identifiziert und nicht nur einen breiten Raum in der Erzählung einnimmt, sondern sogar in der Lage ist, mächtigste Kämpfer ohne Magie zu besiegen. Dass die Autorin hier ein ihr wichtiges Anliegen so ungwöhnlich ins Zentrum rückte, hat für mich den ansonsten sehr großen Lesespaß ein wenig getrübt.

Äuserst gelungen fand ich hingegen, dass gerade die historische Figur der Gunnhild so angelegt wurde, dass man sich durchaus an manchem Handlungen reiben kann und ihr Charakter Tiefe gewann. Ich bin daher sehr gespannt, ob die Autorin die Sage um Gunnhild weitererzählen wird, was mich freuen würde.

Optisch ist das Buch vor allem in der Farbschnittvariante ein wunderschönes Schmuckstück. Warum eine Schwalbe das Cover und auch die Kapitelanfänge schmückt, sollte man selbst herausfinden.

Bewertung vom 19.10.2024
Nachtschwarze Worte / Liga Lexis Bd.1
Enders, Mo

Nachtschwarze Worte / Liga Lexis Bd.1


sehr gut

Die junge Annie trägt, egal wohin sie geht, das Buch Silberkorn mit sich herum. Es ist einfach ihr Seelenbuch, zu dessen Geschichte sie eine ganz besondere Verbindung spürt. Als sie mit 16 Jahren erfährt, dass sie eine Migra, halb Mensch, halb Buchfigur ist, wird es Zeit für Annie, zur Akademie von Bockford Manor aufzubrechen und mehr über die geheimnisvolle Welt der Mugras zu erfahren.

Bücher über Bücher sind oft besonders zauberhaft, und das trifft auch auf Liga Lexis zu. Die Buchwelt, in die Annie eingeführt wird, ist faszinierend und fantasievoll erdacht. Besonders unterhaltsam wird es, als Annie beginnt, in Silberkorn einzutauchen und außerdem bekannten Buchfiguren zu begegnen.

An manchen Stellen der Geschichte habe ich mich gefragt, ob die Autorin aufgefordert wurde zu kürzen. So verpassen wir beispielsweise, wie Annie sich einlebt und ihre Freunde kennenlernt. Ausführlicher wird es dann zum Glück bei Annies Begegnung mit Caspian, attraktiv, arrogant und mit einer Famile, die Annie nicht traut. Aber als Caspian in Gefahr gerät, scheint Annie seine letzte Hoffnung zu sein...

Auch für die Liebesgeschichte hätte man sich ruhig mehr Zeit nehmen können. Insgesamt macht aber diese Büchereise so unglaublich viel Spaß, dass ich mich auf den nächsten Teil der Trilogie schon jetzt freue. Hoffentlich erhält dieser ebenfalls einen so magischen Farbschnitt.

Bewertung vom 07.10.2024
Die Unmöglichkeit des Lebens
Haig, Matt

Die Unmöglichkeit des Lebens


ausgezeichnet

"Ich habe nie an Magie geglaubt und daran hat sich nichts geändert. Aber manchmal ist das, was wie Magie aussieht, einfach ein Teil des Lebens, den wir noch nicht verstehen."

Wieder einmal ist Matt Haig ein Buch gelungen, das mich tief berührt hat. Seine eigenen psychischen Probleme verleihen seinen Geschichten eine Tiefe, die Verbundenheit herstellt.

Diesmal geht es um die pensionierte Mathematiklehrerin Grace, die der Verlust von Sohn und Mann gezeichnet hat. Vom Leben erwartet sie nichts mehr. Überraschend vererbt eine frühere Bekannte ausgerechnet ihr ein heruntergekommenes Haus auf Ibiza. Grace reist dorthin. Sowohl der Grund für das Erbe als auch der Tod der Bekannten erscheinen rätselhaft. Und bald zweifelt Grace nicht mehr am Leben, sondern traut ihren eigenen Augen nicht...

Für fantastische Elemente sollte man offen sein, um den vollen Lesespaß zu genießen, was bei mir absolut der Fall ist. Die zweite Hälfte des Buches wird daher unweigerlich polarisieren. Aber bereits die erste Hälfte ist so lebensklug und bewegend, dass sich manche Sätze als allgemeingültige Zitate über die schweren Aspekte des Lebens regelrecht einbrennen.

Bewertung vom 05.10.2024
Die Frauen jenseits des Flusses
Hannah, Kristin

Die Frauen jenseits des Flusses


sehr gut

Kristin Hannah hat sich vorgenommen, den Frauen, die im Vietnamkrieg Verwundete versorgten, eine Stimme zu verleihen. Das ist ihr zweifellos gelungen.

Auch Frauen können Heldinnen sein. Nachdem die junge Frances diesen für die Sechziger Jahre ungewöhnlichen Satz vernommen hat, will sie ihre Ausbildung als Krankenschwester unbedingt im Vietnamkrieg einsetzen. Kurzentschlossen folgt sie ihrem Bruder in den Krieg. Nicht einmal der Tod ihres Bruders kann sie aufhalten. Auf die harte Realität in Vietnam ist sie in keiner Weise vorbereitet. Doch sie hält durch, erlebt Höhen und Tiefen und die erste Verliebtheit. Aber noch unvorbereiteter trifft sie die Rückkehr in die USA und in eine Welt, in der Frauen keinen Heldenmut zeigen, sondern einen Ehemann suchen sollen...

Kristin Hannah hat wieder einmal einen Pageturner geschaffen. Trotzdem habe ich lange gebraucht, um Frances näher zu kommen. Zu Beginn des Romans war mir vieles zu schnell abgehakt, so dass ich mir manchmal mehr Tiefe und Atmosphäre gewünscht hätte. Insgesamt hätte ich mir auch, gerade vor dem Hintergrund des Krieges, eine Auseinandersetzung damit gewünscht, was Heldentum in diesem Kontext überhaupt bedeuten kann.

Insgesamt reißt aber die Story nach Frances' Rückkehr in gewohnter Hannah-Art und Dramatik mit. Frances' Ringen mit der Verleugnung ihrer Leistung in Vietnam lässt die Protagonistin an Kontur gewinnen und steht gleichzeitig für viele Frauen ihrer Generation.

Bewertung vom 03.10.2024
Der Kuss der Nachtigall / Nightbirds Bd.1
Armstrong, Kate J.

Der Kuss der Nachtigall / Nightbirds Bd.1


ausgezeichnet

"Er küsste sie wieder und - Gott helfe ihr - sie ließ es zu. Die Magie floss bereitwillig und kraftvoll aus ihr heraus. Der Kuss nährte etwas in ihr - einen Hunger. Einen dumpfen Schmerz, den sie noch immer nicht benennen kann, aber zu fürchten weiß."

Drei Nightbirds: Goldfink, Schleiereule und Nachtigall. Drei junge Frauen, Mathilde, Sayer und AEsa, mit erebter Magiebegabung. Ein Kuss von einer der Frauen verleiht dem Empfänger ganz spezielle Fähigkeiten und wird nur im Verborgenen weitergegeben. Wer sich hinter den geheimnisvollen Vogelmasken verbirgt, wissen nur wenige. Denn in Simta herrscht Prohibition. Und das verbotene Gut ist in diesem Fall die Magie...

Bei der Optik des Buches ist dem Ravensburger Verlag ein Schmuckstück gelungen. Umso schöner, dass der Imhalt hier locker mithalten kann. Kate J. Armstrong erzählt atmosphärisch und fantasievoll. Ihre Story glänzt mit einem originellen Magiesystem und stimmigen Worldbuilding. Die drei Nightbirds sind sehr unterschiedlich und plastisch geschildert. Wie sie gezwungen sind, aus ihrem goldenen Käfig auszubrechen, um herauszufinden, wer sie vernichten will, und für sich selbst einzustehen, hat mich durchweg gefesselt. In die Perspektiven der Nightbirds sind immer wieder Einschübe eingestreut, etwa aus gegnerischer Sicht oder sogar ein Zaubertrank-Rezept, was dem vielschichtigen Roman noch mehr Tiefe verleiht. Die Handlung hat mit Rätseln, love interests, überraschenden Wendungen und so viel Magie keine Wünsche übrig gelassen. Ich freue mich daher sehr auf die Feyrebirds, den zweiten Teil dieser Dilogie.

Bewertung vom 01.10.2024
Intermezzo
Rooney, Sally

Intermezzo


ausgezeichnet

"Und was, wenn das Leben nur eine Ansammlung von im Grunde unzusammenhängenden Erfahrungen ist? Warum muss sich eines aus dem anderen bedeutungsvoll ergeben?"

Das Leben des 32jährigen Peter, Anwalt in Dublin, scheint nach außen erfolgreich. Sein zehn Jahre jüngerer Bruder Ivan kann dagegen an seine frühen Triumphe als Schachgenie nicht mehr anknüpfen, seit der Vater an Krebs erkrankte. Nach dem Tod des Vaters rutschen die ungleichen Brüder in das titelgebende Intermezzo, in dem es gilt, neue Orientierung zu finden. Im Schach bedeutet Intermezzo einen Zwischenzug, wenn ein Spieler den Gegner durch einen unerwarteten Zug in Bedrängnis bringt. Alte Konflikte zwischen den Brüder brechen auf, als sich die Rollen zu verkehren scheinen. Während der bisher zurückgezogen lebende Ivan mit der etwas älteren Margaret eine Liebesbeziehung eingeht, taumelt Peter, haltlos betäubt von Tabletten, zwischen seiner Exfreundin und einer jüngeren Studentin, die er aushält.

Liebe und Trauer bestimmen den Roman und bilden einen stimmigen Gegensatz, mehr als Liebe und Hass. Sally Rooney hat einen messerscharfen Blick für Menschen, ihre Beziehungen und das Leben, das manchmal zwischen Höllenqual und Bedeutungslosigkeit zu mäandern scheint.

Rooney findet hier ihre einzigartige Erzählstimme. In einem Stream of Consciousness fließen Ivans und Peters Gedanken und Leben jeweils absatzlos und unverwechselbar ineinander. Wörtliche Rede verliert ihre Anführungszeichen, Sätze verirren sich im Nirgendwo und sind doch unmissverständlich, von unvergesslicher Wucht. Was mich auf den ersten Seiten kurzfristig irritierte, wurde zu einem einzigartigen Leseerlebnis voller unvergesslicher Sentenzen und tiefer berührender Einblicke.

Bewertung vom 22.09.2024
Starling House
Harrow, Alix E.

Starling House


ausgezeichnet

"Sie anzuschauen fühlte sich so an, als würde man in die Fantasiewelt eines anderen eintauchen - eines Menschen, der wie ich wusste, dass hinter jedem Lächeln scharfe Zähne lauern und dass unter dem schönen Schein der Welt blanke Knochen liegen."

In Eden, Kentucky, steht das düstere Starling House. Aus blanker Not lässt sich die junge Opal dort vom geheimnisvollen Hausherrn, dem Starling- Erben Arthur, als Putzkraft anheuern. Schon bald muss Opal erkennen, dass nichts so ist, wie es auf den ersten Blick scheint, weder Eden und Starling House noch Arthur, ja nicht einmal Opal selbst...

"Starling House" ist ein Roman, der in vielfacher Hinsicht herausragt. Alix E. Harrow schafft sperrige Protagonisten, die wohltuend einmal nicht weichgespült wunderschön und in jeglicher Hinsicht unfehlbar sind. Starling House selbst ist zudem so atmosphärisch geschildert, dass es fast selbst als Protagonist durchgeht.

Die Story entzieht sich einer herkömmlichen Klassifizierung und wartet nicht nur mit raffiniertem Grusel auf, sondern thematisiert auch gesellschaftliche Probleme auf stimmige und originelle Weise. Zudem gibt es ein faszinierendes literarisches Rätsel um den Roman Underland einer Starling-Vorfahrin.

Ein ungewöhnlicher Roman im bestmöglichen Sinne.