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Krimine

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Insgesamt 217 Bewertungen
Bewertung vom 05.12.2021
Im Versteck
Thiesler, Sabine

Im Versteck


sehr gut

Ein psychologisch ausgefeilter Roman, der tief in das Seelenleben eines zwiegespaltenen Menschen blicken lässt.

Der erfolgreiche Werbefotograf Paul Börger kauft sich in der Toskana ein Haus, um von nun an in völliger Abgeschiedenheit zu leben. Zu schwer wiegt seine Vergangenheit, in der er Schlimmes durchmachen musste und selbst zum Verbrecher geworden ist. Doch das heruntergekommene Anwesen in den Bergen bietet ihm nicht die Ruhe und Einsamkeit, die er braucht, um seinen unstillbaren Trieben zu entfliehen. Als kurze Zeit später ein 8-jähriges Mädchen spurlos verschwindet, gerät Paul unter Verdacht, dafür verantwortlich zu sein. Hat er die kleine Viola umgebracht oder gibt es eine ganz andere Erklärung dafür, dass sie nach einem geplanten Schwimmausflug, nicht nach Hause zurückgekommen ist?

„Im Versteck“ ist ein psychologisch ausgefeilter Roman, der tief in das Seelenleben eines zwiegespaltenen Menschen blicken lässt. Denn zum einen ist der Werbefotograf Paul Börger in seinem Job brillant, sieht ungemein gut aus und weiß, wie er Menschen für sich gewinnen kann. Schaut man aber tief in ihn hinein, lauert dort eine unsichtbare Gefahr. Eine dunkle Seite, die immer dann an die Oberfläche tritt, wenn er alleine mit kleinen Mädchen ist. Niemand von seinen Kollegen und Freunden weiß davon. Auch sein engster Vertrauter, sein Mitbewohner Donnie ist ahnungslos. Deshalb zieht er die Reißleine und kämpft mit allen Mitteln gegen das immer wieder aufflammende Begehren an.

Sabine Thiesler ist eine wunderbare Autorin. Sie versteht es, Figuren und Handlungen so zu beschreiben, dass sie plastisch und greifbar in Erscheinung treten. Dadurch haucht sie ihren Geschichten viel Leben ein, wobei diesmal ein entscheidender Aspekt fehlt. Es gibt zu wenig Überraschungen in der Story und darunter leidet auch die von ihr gewohnte Unvorhersehbarkeit. Viel zu zeitig wird die Neigung des renommierten Fotografen offenbart, wird sein Kampf gegen sich selbst und seine Dämonen dargestellt und anschließend sein Versagen. Dafür aber ist der erklärende Rückblick in die Vergangenheit interessant, in dem der Leser beobachten kann, welche unrühmliche Rolle Pauls Mutter spielt und wie ihr kleiner Sohn nur verlieren kann.

Fazit und Bewertung:
Ein bewegendes Buch, das eher ein Roman, als ein Thriller ist und auch ohne durchgängigen Spannungsbogen zu fesseln vermag.

Bewertung vom 23.10.2021
Wer das Feuer entfacht - Keine Tat ist je vergessen
Hawkins, Paula

Wer das Feuer entfacht - Keine Tat ist je vergessen


sehr gut

Ein subtiler Thriller mit Sogwirkung

Auf einem Londoner Hausboot wird die Leiche eines jungen Mannes gefunden, der brutal ermordet worden ist. Erste Ermittlungen führen die Kriminalbeamten zu Laura, die sich nach einem One-Night-Stand mit dem Toten gestritten hat. Doch nicht nur sie steht unter Verdacht, etwas mit dem Mord zu tun zu haben. Auch eine neugierige Nachbarin und die Tante des Opfers geraten schnell in das Visier der Ermittler, da jede von ihnen in der Nähe war. Und während eine Lüge nach der anderen enttarnt werden kann, nimmt ein verhängnisvoller Rachefeldzug seinen Lauf.

„Wer das Feuer entfacht – Keine Tat ist je vergessen“ ist ein subtiler Thriller, der von Britta Steffenhagen mit viel Gespür für drei völlig unterschiedlichen und der Tat verdächtigen Frauen gelesen wird. Da ist zum einen Laura, die ihren Teilzeitjob in einem Waschsalon kurz nach dem Mord verliert und deren sperrige und labile Art gut nachvollziehbar zum Ausdruck kommt. Zum anderen lernt der Hörer Miriam kennen, eine gut betagte Nachbarin, die regelmäßig beobachtet, was um sie herum geschieht. Und zu guter Letzt spielt die Tante des Toten eine Rolle, die von Beginn an undurchsichtig erscheint und vor kurzem erst, einen weiteren Angehörigen verloren hat.

Die Handlung wird durch ein geschickt gestricktes Geflecht aus Geheimnissen, vergangenem Unrecht und dem Wunsch nach Vergeltung geprägt und birgt eine ganze Reihe an Motiven und Verdachtsmomenten in sich. Dadurch bewegt sich die Spannung auf einem guten Level, weil immer wieder etwas Neues geschieht, mal die eine und mal die andere Person verdächtigt wird und die Ermittlungen Unerwartetes offenbaren. Zudem kochen die Emotionen hoch und gefährliche Momente gibt es auch. Ein gut durchdachter Plot, der tief in das schicksalhafte Leben aller Beteiligten blicken lässt und bis zum Schluss die Identität des Mörders nicht verrät.

Fazit und Bewertung:
Ein subtiler Thriller mit Sogwirkung und einem Verdächtigentrio, das sich nicht gerne in die Karten blicken lässt.

Bewertung vom 28.09.2021
SCHWEIG!
Merchant, Judith

SCHWEIG!


ausgezeichnet

Ein spannender und bitterböser Thriller

Am Tag vor Heiligabend fährt Esther zu ihrer Schwester Sue, die nach der Trennung von ihrem Mann, alleine in einem großen Haus im Wald wohnt. Viel zu sagen haben sich die beiden Frauen nicht. Denn während Esther dominant und übergriffig ist und die Menschen in ihrer Umgebung ständig zu kontrollieren und beherrschen versucht, lehnt Sue die Manipulationen ihrer großen Schwester rigoros ab. Zu tief sitzen die Verletzungen aus der Kindheit, die ihr zugefügt wurden und die sie nur mit trickreichen Vergeltungsschlägen ertragen hat. Nun aber, nachdem Esther in ihrer Küche sitzt, sprechen sich aus. Und plötzlich kommen Dinge ans Tageslicht, die lieber im Verborgenen geblieben wären und eine tödliche Kurzschlusshandlung nach sich ziehen.

„Schweig!“ ist ein spannender und bitterböser Thriller um zwei Schwestern, die von einer verhängnisvollen Kindheit geprägt, schwer gezeichnet sind. Esther, die stets perfekt sein will und damit ihre Beziehung vergiftet und Sue, die ihre Ruhe liebt und wenig mit der überehrgeizigen Schwester anfangen kann. Doch am Vorweihnachtsabend wendet sich das Blatt. Als Esther ihre kleine Schwester mit ihren Forderungen in die Enge treibt, greift diese zum ersten Mal an und offenbart nicht nur ihre tiefsten Gefühle, sondern auch eine Wahrheit die Esther schwer trifft. Dabei ist Sue nicht die Einzige, die unter der Kontrollsucht ihrer Schwester zu leiden hat. Auch deren Mann Martin bleibt davon nicht verschont und hofft, eines Tages von ihr loszukommen.

Judith Merchant hat eine Geschichte voller finsterer Gedanken und Vergeltungsschläge erdacht, deren Tragweite erst allmählich durchschaut werden kann. Denn zunächst einmal sieht alles nach einer dem Weihnachtsfest entgegenfiebernden Familienidylle aus, in der die abtrünnige kleine Schwester einen gebührenden Platz erhalten soll. Dass sie das nicht will, ist nur schwer zu verstehen, wie auch die Tatsache, dass sie ein von ihrer Nichte liebevoll verpacktes Geschenk ablehnt. Von da an dauert es noch ein wenig, bis Rückblicke in die Vergangenheit abgrundtiefe Hintergründe offenbaren und aus der angestrebten Harmonie eine gefahrvolle Lügengeschichte wird.

Fazit:
Mit einem guten Gefühl für zwischenmenschliche Beziehungen und subtile Spannungen hat Judith Merchant einen bitterbösen Thriller geschrieben, der berührt und fesselt.

Bewertung vom 22.08.2021
Kalte Lügen / Marbach & Griesbaum Bd.1
Bernard, Julia

Kalte Lügen / Marbach & Griesbaum Bd.1


ausgezeichnet

Ein kurzweiliger Kriminalroman mit schrägen Figuren und viel Humor.

Privatdetektiv Henry Marbach lebt trotz einer schlechten Auftragslage auf großem Fuß. Für ihn ist es wichtig, nach außen hin wie ein erfolgreicher Geschäftsmann zu erscheinen, um die großen Fische an Land zu ziehen. Doch sein Plan geht nicht wirklich auf und so ist er froh, als mit Louise Münz eine solvente Mandantin in seiner Detektei erscheint, die einen lukrativen Auftrag für ihn hat. Nur, dass er dadurch bald unter Mordverdacht gerät, ahnt er nicht. Fast zur gleichen Zeit recherchiert Privatermittlerin Suzanne Griesbaum in einem Fall, in dem es um die unschönen Folgen eines Scheidungskrieges geht. Dabei trifft sie auf Henry Marbach, den auch sie für einen skrupellosen Mörder hält und auf Liam, dem Liedsänger einer Metal-Band, der nur für sie einen neuen Song komponiert. Ein wildes Chaos, das schwerwiegende Folgen für sie alle hat und dem wirklichen Täter in die Hände spielt.

„Kalte Lügen“ ist ein kurzweiliger Kriminalroman mit schrägen Figuren und viel Humor. So gibt es kein Kapitel in diesem Buch, in dem der Leser nicht schmunzeln oder gar lauthals lachen muss, weil eine der handelnden Personen in eine verfängliche Situation gerät oder sich aus dieser mit den völlig falschen Mitteln zu befreien versucht. Dazu spielt der Zufall eine große Rolle, wie auch diverse Missverständnisse, die trotz ernsthafter Bemühungen, sie zu klären, ungewollt in die Hose gehen. Ein heftiges menschliches Durcheinander, bei dem der kriminelle Anteil stimmt. Und genau, wie die beiden Privatdetektive und ihre zahlreichen Freunde rätselt der Leser Seite für Seite mit, stellt Vermutungen an und verwirft sie wieder und erfährt erst ganz zum Schluss, was es mit einem hinterhältigen Plan und zwei unentdeckten Selbstmorden auf sich hat.

Julia Bernards Art zu schreiben ist einfach, aber wirkungsvoll. Sie trifft mit ihrem komödiantisch angehauchten Kriminalroman den Nerv der Zeit und nimmt menschliche Verhaltensweisen aufs Korn, die vielen von uns eigen sind oder die jeder durch den Umgang mit seinen Mitmenschen kennt. So lässt sie Suzanne Griesbaum für einen Bandsänger schwärmen, der bei jedem Konzert Groupies um sich schert und im Grunde genommen zu ihrem eher biederen Lebensstil gar nicht passt. Oder stellt Henry Marbach als trotteligen und nur auf Äußerlichkeiten achtenden Gockel dar, der ohne nachzudenken, in die Fänge einer Femme fatale gerät. Letztendlich aber siegt die Vernunft und mit ihr hat die Krimilandschaft ein neues Ermittlerteam, dass gewiss noch viele turbulente Fälle zu lösen hat und seinen Lesern vergnügliche Stunden beschert.

Fazit:
Ein kurzweiliger und wendungsreicher Kriminalroman mit einer guten Mischung aus Spannung und Humor.

Bewertung vom 19.06.2021
Der Nachlass
Winner, Jonas

Der Nachlass


ausgezeichnet

Ein spannender Thriller um Neid und Missgunst und die Gier, bald alleiniger Besitzer eines millionenschweren Vermögens zu sein.

Die Multimillionärin Hedda Laurent liegt im Sterben und hat einen letzten Wunsch. Einmal noch möchte sie alle ihre Kinder sehen, um Abschied zu nehmen. Neben Jannik, Sophia und Patricia reist nach einem Anruf des Notars Theo an, der in den letzten 30 Jahren nicht zu Hause war. Doch die Aussicht auf das Erbe bringt den Pokerspieler dazu, in ein Flugzeug zu steigen und zu hoffen, bald schuldenfrei zu sein. Deshalb ist die Enttäuschung besonders groß, als bei der Testamentseröffnung verkündet wird, dass nur einer der zehn nahestehenden Familienmitglieder das Erbe erhalten wird. Nur derjenige wird der Glückliche sein, der einen Wettbewerb mit 27 Aufgaben für sich entscheiden kann.

„Der Nachlass“ ist ein spannender Thriller, der auf einer perfiden Idee und einer nicht gesühnten Schuld aus der Vergangenheit beruht. Dabei ist von Beginn an klar, dass er durch eine ungewöhnliche Verfügung keinesfalls gut ausgehen kann. Aber zunächst einmal fängt der Wettstreit um Heddas Vermögen ganz harmlos mit einem Worträtsel an. Danach ist ein Wettlauf zu bestreiten, der beste Sänger wird gekürt und es wird ermittelt, wer am Längsten tauchen kann. Disziplinen, bei denen jeder gewinnen kann, wenn da nicht Neid und Missgunst wären und die Gier, bald alleiniger Besitzer eines millionenschweren Vermögens zu sein.

Als Kulisse für den dramatisch verlaufenden Thriller hat Jonas Winner eine fiktive Insel im Tegeler See gewählt. Ein Ort, von der niemand so einfach verschwinden kann. Und wie zu erwarten war, geschieht ein erster Mord und Täter kann nur einer von ihnen sein. Doch ganz so einfach ist es nicht. Ein altes Familiengeheimnis schwebt über allem, in Rückblicken wird über ein verhängnisvolles Verbrechen erzählt und die Beziehung der vier Geschwister wird von dem gut verschwiegenen Wissen geprägt. Psychologisch ausgefeilt, spannend erzählt und hart an der Grenze des guten Geschmacks, überzeugt die eskalierende Handlung mit immer wieder neuen Überraschungen bis es zum Schluss ein unerwartetes Finale gibt.

Fazit und Bewertung:
Ein clever inszeniertes Spiel um viel Geld und ein Lesevergnügen, das es in sich hat.

Bewertung vom 22.05.2021
Tief in der Erde
Bernuth, Christa von

Tief in der Erde


ausgezeichnet

Ein True-Crime-Krimi, der erschüttert und bewegt.

Die zehnjährige Anna Schön wird auf dem Weg nach Hause entführt. Noch am gleichen Abend beginnt die Suche nach ihr. Aber Anna bleibt verschwunden. Nur ihr Fahrrad taucht am Waldweg auf, den Anna für ihren Heimweg benutzt. Später erhalten die Eltern einen Brief. Sie sollen Lösegeld zahlen, damit Anna bald wieder bei ihnen ist. Doch zur Geldübergabe kommt es nicht. Erst während einer erneuten Suche der Polizei fällt einem Beamten eine merkwürdige Stelle im Wald auf. Zwischen verdorrten Kiefern, die keine Wurzeln haben, wird die Leiche der kleinen Anna in einer Kiste entdeckt.

30 Jahre danach findet ein Inizienprozess statt, an dem auch die Journalistin Julia Neubacher teilnimmt. Sie lernt im Gerichtssaal den Täter kennen, der vehement leugnet, etwas mit dem Tod der kleinen Anna zu tun zu haben. Wie viele der Beobachter ist sich auch Julia unsicher, ob nur er verantwortlich für die damaligen Geschehnisse ist. Zum Schluss wird er verurteilt und eine erdrückende Ungewissheit bleit zurück.

„Tief in der Erde“ ist ein Kriminalroman, der auf einem wahren Fall aus dem Jahr 1981 basiert. Damals wurde die zehnjährige Ursula Herrmann auf ihrem Heimweg nahe Eching am Ammersee entführt und später von der Polizei erstickt in einer Kiste im Wald gefunden. Für ihr Buch hat Christa von Bernuth eigene Recherchen angestelltund auf ihnen basierend, Realität und Fiktion zu einer Handlung verwoben, die den damaligen Ereignissen nahekommt. Mit einem Schreibstil, der sachlich und einfühlsam ist, schildert sie die Umstände der grausamen Tat. Doch die Gewissheit, dass der Mörder gefunden wurde, gibt es auch in ihrem Kriminalroman nicht.

In verschiedenen Zeitebenen, aus der Sicht verschiedener Personen heraus werden die tragischen Ereignisse erzählt. Auf den ersten Seiten lernt der Leser die Journalistin Julia kennen, die an dem Prozess gegen den vermeintlichen Mörder von Anna teilnimmt. Danach taucht er in das 1981 ein und ist hautnah dabei, als Anna verschwindet und die Suche nach ihr erfolglos verläuft. Er erlebt, dass die Täter völlig überfordert mit ihren Plänen sind und Anna deswegen sterben muss. Ein ergreifender Roman, der viel von Anna selbst, ihrer Familie und den manchmal viel zu halbherzig geführten Ermittlungen erzählt.

Fazit und Bewertung:
Ein True-Crime-Krimi, der erschüttert und bewegt und wie der zugrunde liegende Fall, viele Fragen offenlässt.

Bewertung vom 02.05.2021
Beste Freundin - Niemand lügt so gut wie du
Douglas, Claire

Beste Freundin - Niemand lügt so gut wie du


sehr gut

Ein unterhaltsamer Psychothriller mit interessanten Figuren und einem undurchsichtigen Handlungsverlauf

In dem kleinen Küstenort Tilby werden in einem Cottage zwei Menschen erschossen. Nach der Tat wird die zweiunddreißigjährige Heather Underwood gesehen, wie sie mit einer Schrotflinte das Haus der Opfer verlässt. Ein Fall, der eindeutiger nicht sein kann und doch gibt er einige Rätsel auf. Denn die Hauptverdächtige liegt im Koma, nachdem sie sich selbst in den Bauch geschossen hat und niemand glaubt, dass sie die Täterin ist. Auch Jessica Fox nicht, die als Reporterin für eine kleine Bristoler Zeitung schreibt und einst Heathers beste Freundin war. Deshalb taucht sie tief in die Vergangenheit der Familie ein und ist sich plötzlich nicht mehr sicher, ob sie Heather wirklich kennt.

„Beste Freundin - Niemand lügt so gut wie du“ ist ein Thriller, der trotz anfänglichem Doppelmord einige Zeit braucht, um in Fahrt zu kommen. So lernt der Leser zunächst einmal die Figuren kennen, begleitet Jess, wie sie zu Heathers Mutter Margot fährt oder ist dabei, wenn Heather Besuch von ihrer Familie im Krankenhaus erhält. Und erst, als ein Rückblick in den August 1994 offenbart, dass einige gut gehütete Geheimnisse existieren und ein schrecklicher Vermisstenfall, gibt es hinsichtlich der Spannung kein Halten mehr. Plötzlich hat jeder Dreck am Stecken, viele Ereignisse erscheinen in einem neuen Licht und auch Jess selbst kommt nicht unbeschadet davon.

Jede Menge Cliffhanger und Rätsel machen das Lesen zum Vergnügen. Der Schreibstil ist flüssig und mit vielen bildhaften Beschreibungen untersetzt. Dabei sind es vor allem Margot und Jess die als Hauptfiguren die Handlung bestimmen und mit ihnen Heather und ihre Schwester Flora, die durch einen frühen Schicksalsschlag geprägt, besonders eng verbunden sind. Zwischen ihnen und ihren Schilderungen springt der Leser hin und her und tauchst immer tiefer in das verhängnisvolle Geschehen ein. Währenddessen versucht er, genau wie die Reporterin Jess, die auftauchenden Informationen zu sortieren und begreift erst spät, was wirklich geschehen ist.

Fazit und Bewertung:
Ein unterhaltsamer Psychothriller, der von den in ihm verankerten Schicksalsschlägen lebt und neben interessanten Figuren auch einen undurchsichtigen Handlungsverlauf zu bieten hat. Eine gute Empfehlung für Thrillerleser, die es subtil und unblutig mögen.

Bewertung vom 13.03.2021
Baltrumer Badezeit
Barow, Ulrike

Baltrumer Badezeit


sehr gut

Ein ruhiger Krimi mit viel Inselflair und einem sichtlich leidenden Kommissar

Der Inselpolizist Michael Röder langweilt sich. Seine Kollegen weihen ihn nicht in ihre Ermittlungen ein, da er krankgeschrieben ist, während seine Frau Sandra mit ihm den sonnigen Tag am Strand verbringen will. Doch zum Glück führt ihn ein erster Spaziergang in die Dünen, wo ein junger Rettungsschwimmer mit einem Stich in den Rücken ermordet worden ist. Ein Aufsehen erregender Fall, den sein Auricher Kollege Arndt Kleemann übernimmt, dessen erste Spur zu einem Kollegen führt. Denn Oberkommissar Peter Zinkel, der zurzeit als Aushilfe auf Baltrum ist und hat verschwiegen, dass er am Abend zuvor mit dem Toten in Streit geraten ist. Derweil stellt der außer Gefecht gesetzte Michael Röder Recherchen zu einem zechprellenden Pärchen an und gerät letztendlich doch noch in die Ermittlungen um den Mörder des Rettungsschwimmers hinein.

„Baltrumer Badezeit“ ist der zehnte Fall für Oberkommissar Michael Röder, der gerade erst eine Lungenentzündung überstanden hat und sich nach Meinung seiner Ärztin auf jeden Fall noch schonen muss. Nur, wie er sein Nichtstun ertragen soll, das hat sie nicht gesagt. Deshalb versucht er mit allen Mitteln, an Informationen zu kommen, als ein toter Rettungsschwimmer zusammengesunken im Dünensand sitzt. Doch auch ein zweiter Mord nutzt ihm wenig. Der verantwortliche Kommissar hält ihn aus den Ermittlungen raus. So streift er frustriert durch die Dünen, spielt mit einem kleinen jungen Ball und läuft zu seinem Unwillen regelmäßig einem inselbekannten Querulanten über den Weg.

Eine ruhige und beschauliche Atmosphäre, vielseitig und lebensnahe Figuren und eine Kriminalermittlung, die gut zum Mitraten geeignet ist, prägen den Baltrumer Inselkrimi, der von der ersten Seite an gut unterhält. Sei es durch den zunächst undurchsichtigen Fall, der sich erst entwickeln muss, durch wunderbare Landschaftsbeschreibungen, die Urlaubsfeeling aufkommen lassen oder durch einen zu den Insulanern passenden Humor, der mit einer heiteren Gelassenheit im Einklang steht. Ulrike Barow versteht es, ihre Leser auch ohne atemberaubende Spannung zu fesseln und in eine Handlung zu ziehen, die von den unterschiedlichen Schicksalen ihrer Figuren lebt. Und obwohl der Mörder bereits in der Mitte des Buches von aufmerksamen Lesern enttarnt werden kann, macht das Lesen bis zum Ende hin Spaß..

Fazit und Bewertung:
Ein ruhiger Krimi mit viel Inselflair, einem sichtlich leidenden Kommissar und einer sonnigen Augustwoche, die es in sich hat.

Bewertung vom 28.02.2021
Blutroter Schatten
Walter, Patricia

Blutroter Schatten


ausgezeichnet

Ein spannender Thriller, der von den manipulativen Machtspielen eines hoch intelligenten Serienmörders lebt.

In München werden innerhalb von neun Tagen vier Menschen ermordet, denen mit einem Messer die Kehle aufgeschlitzt worden ist. Neben Unmengen von Blut wird an den Tatorten ein Zettel aufgefunden, auf dem „Mit den besten Empfehlungen von Thomas Rhode“ steht. Doch der verurteilte Serienmörder sitzt seit 10 Jahren im Hochsicherheitstrakt der Psychiatrie und wird rund um die Uhr bewacht. Wer also bringt einen Menschen nach dem anderen um, ohne dass ein Muster zu erkennen ist? Mit dem Ziel, das herauszufinden wird Thomas Rhode befragt. Dieser aber will nur mit seiner Tochter Samantha reden, die den letzten Mord ihres Vaters beobachtet hat. Wird sie es schaffen, ihm gegenüberzutreten oder bringt sich die junge Frau damit selbst in Gefahr?

„Blutroter Schatten“ ist ein spannender Thriller, der vor allem von den manipulativen Machenschaften des hoch intelligenten und überaus charismatischen Serienmörders Thomas Rhode lebt. Einem Psychopathen, der einst als Anwalt sehr erfolgreich war, bis ein dummer Zufall dazu führte, dass seine gut gehütete Tarnung aufflog. Und ausgerechnet seine Tochter Sam ist verantwortlich dafür, dass er gefasst werden konnte und ist seit seiner letzten Tat schwer traumatisiert. Zwei Menschen, die eigentlich zusammengehören, deren Gefühle aber völlig gegensätzlich sind. Denn während Thomas Rhode seine Tochter noch immer liebt, hasst Sam ihren Vater für das, was er ihr und seinen Opfern angetan hat.

Eine packende Mordserie, die noch lange nicht zu Ende ist, ein Ermittlerteam, das alles Menschenmögliche versucht und ein Mörder, der seinen Meister auf ganz besondere Weise verehrt. Die Autorin Patricia Walter hat mit ihrem Thriller erneut in die Vollen gegriffen und präsentiert ihren Lesern eine Story, die gleichermaßen faszinierend und beängstigend in Erscheinung tritt. Denn zum einen gewährt sie ihm einen Einblick in die Gedanken von gleich zwei skrupellosen Serienmördern, die sich gegenseitig unterstützen. Zum anderen ist er dabei, wenn eine junge Frau zum Spielball unterschiedlicher Interessen wird, obwohl sie sich selbst erst einmal finden muss. Dadurch wird die Beobachtungsrolle zu einer Achterbahnfahrt der Gefühle, während es gleichzeitig schwerfällt, damit aufzuhören.

Fazit und Bewertung:
Ein mitreißender, bewegender und fesselnder Thriller, der tief in menschliche Abgründe blicken lässt und bis zum Schluss Gänsehaut erzeugt.

Bewertung vom 27.02.2021
Das gezeichnete Opfer / Cold Case Bd.2
Frennstedt, Tina

Das gezeichnete Opfer / Cold Case Bd.2


ausgezeichnet

Ein vielschichtiger und angenehm atmosphärischer Kriminalroman

Im Jahr 2004 wurde der vielversprechende Pianist Max Lund mit 24 Messerstichen getötet, als er nach einem Kneipenabend mit dem Fahrrad auf der Route 9 nach Hause fuhr. Sein Mörder wurde nie gefasst und seine Familie blieb mit einer zermürbenden Ungewissheit zurück. 15 Jahre nach dieser grausamen Tat geschieht ein weiterer Mord, der Schwedens Künstlerszene in Angst und Schrecken versetzt. Die Malerin Mischa Lindberg, die durch ihre provokanten Aktionen bekannt geworden ist, liegt erdrosselt am Fuße eine Leuchtturms. An ihrem Körper werden Spuren eines hellen Lehms entdeckt, der auch beim Mord an Max Lund eine Rolle spielte. Doch woher stammt dieser Lehm und was haben beide Fälle miteinander zu tun?

„Cold Case – Das gezeichnete Opfer“ ist nach „Cold Case – Das verschwundene Mädchen“ der zweite Fall für Polizeikommissarin Tess Hjalmarsson, die mit ihrer neu ins Leben gerufenen Abteilung für die Klärung von Altfällen gute Erfolge aufzuweisen hat. Nun aber, nachdem es enorme Probleme mit Bandenkriegen rund um Malmö gibt, sollen ihre Bemühungen auf Eis gelegt werden, damit das kleine Team andere Abteilungen bei der Bekämpfung der Bandenrivalitäten unterstützt. Eine Entscheidung, die Tess nicht gutheißen kann. Nach einem intensiven Gespräch mit ihrer neuen Chefin erhält sie deshalb mit 19 Tagen eine letzte Gnadenfrist, in der sie den Mord an der Malerin aufklären soll. Kein leichtes Unterfangen. Doch Tess kniet sich gemeinsam mit ihren Kollegen tief in den Fall hinein, obwohl sie privat auch Einiges am Laufen hat. Denn die lesbisch veranlagte Ermittlerin möchte aufgrund ihres fortgeschrittenen Alters ein Kind und sucht deshalb eine Kinderwunschklinik auf.

Basierend auf einem wahren Fall hat die Kriminalreporterin Tina Frennstedt, die in Schweden als Expertin für unaufgeklärte Kriminalfälle gilt, ihren zweiten Kriminalroman rund um das schwedische Cold-Case-Team verfasst. Bereits der Einstieg hat es in sich, der die grauenvollen Geschehnisse in einer regnerischen Nacht im Jahr 2004 erzählt. Danach geht es spannend weiter. Die aktuellen Probleme des zum Scheitern verurteilten Cold-Case-Teams werden benannt, ein merkwürdig in Szene gesetzter Mord an einer bekannten Malerin geschieht und umfangreiche Ermittlungen zum neuen und zum alten Fall in der Künstlerszene werden angestellt. Das alles vor einer Kulisse, die geprägt von der wunderschönen Landschaft Südschwedens atemberaubend ist und dabei gleichzeitig in ihren dunklen Winkeln viel Düsternis und Schrecken verbirgt. Hinzu kommen tiefe Gefühle, lebensechte Figuren und ein Schreibstil, der sich wunderbar flüssig liest.

Fazit und Bewertung:
Ein vielschichtiger und angenehm atmosphärischer Kriminalroman, der schnell in seinen Bann zu ziehen versteht und durch glaubwürdige Ermittlungen unterhaltsame und spannende Lesestunden beschert.