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Benutzername: 
wordfflow
Wohnort: 
Hannover

Bewertungen

Insgesamt 52 Bewertungen
Bewertung vom 27.09.2024
No Teen Crush
Kerr, Kay

No Teen Crush


ausgezeichnet

Dating mit Autismus

“No Teen Crush” von Kay Kerr handelt von Zoe, die frisch mit (Online-) Dating anfängt und dies zum Thema für einen Artikel bei Bubble macht, wo sie ihr Journalismus Praktikum absolviert. In der Schule hat sie keine Erfahrungen sammeln können, da sich niemand auf diese Art für sie interessierte. Dass sie die Zeichen aufgrund ihres Autismus vielleicht nur übersehen haben könnte, merkt sie, nachdem ihr Artikel große Aufmerksamkeit erlangt und sich darunter eine Liste an Verehrer*innen sammelt. So stellt sich Zoe nach und nach ihrer Vergangenheit und lernt dabei viel über sich und ihre Mitmenschen.

Zoe ist eine wundervolle, authentische und vielschichtige Figur, mit der ich mich sehr identifizieren konnte, was sicherlich auch mit dem Erleben und den Erfahrungen der Autorin zusammenhängt. Ich mag ihre starke, kämpferische Art und finde auch ihre inneren Konflikte mit äußeren Hürden nachvollziehbar und realistisch dargestellt. Ihre Entwicklung, die sie in den wenigen Wochen, in denen die Geschichte spielt, macht, ist bemerkenswert und ich konnte auch viel für mich selber daraus ziehen.
Und auch ihre Familie und Freunde sind sehr liebe-, verständnisvoll und unterstützend, was mir gut gefallen hat. Auch hier habe ich viele Personen in mein Herz geschlossen.

Ich fand die Handlung, mit einer guten Mischung aus dem Erleben einer Autistin, der verschiedenen Dates und der reflektierten Verarbeitung dieser in den Artikeln, ganz viel Freundschaft und vielleicht auch einer kleinen Liebesgeschichte, überaus spannend und unterhaltsam.
Zoe selbst betreibt in dem Roman Aufklärung über Autismus und eine sensible Sprache, indem sie einer Kollegin als Sensitivity Readerin zur Seite steht, was ich besonders wertvoll finde und was der Geschichte einen zusätzlichen Mehrwert verleiht.

“No Teen Crush” ist ein Jugendroman, der mich sehr berühren und abholen konnte. Ich war an unzähligen Stellen emotional, einfach weil ich mich verstanden und gesehen gefühlt habe. Ich denke, dass das Buch zu einem besseren Verständnis von Autismus beitragen kann, sowohl bei Menschen, die vielleicht bei sich selbst den Verdacht haben, als auch bei allen anderen Personen. Eine ausdrückliche Leseempfehlung!

Bewertung vom 18.09.2024
Der längste Schlaf
Raabe, Melanie

Der längste Schlaf


ausgezeichnet

Wissenschaft trifft auf Übernatürliches

In “Der längste Schlaf” von Melanie Raabe begleiten wir die Schlafwissenschaftlerin Mara Lux. So normal, wie ihr Leben auf den ersten Blick erscheint, so mysteriöse Dinge erlebt sie, denn ihre Träume können die Zukunft vorhersagen und jetzt bekommt sie auch noch ein Herrenhaus von einer ihr unbekannten Person geschenkt. Um herauszufinden, was es damit auf sich haben mag, reist Mara zurück nach Deutschland , wo Traum und Wirklichkeit immer mehr ineinander zu verschwimmen scheinen.

Die Kombination aus Wissenschaft und Übernatürlichem fand ich sehr spannend und hat mich lange rätseln lassen, was genau hinter den verschiedenen Vorkommnissen stecken könnte. Ich habe mit Verlauf der Geschichte immer mehr an der Zurechnungsfähigkeit der Protagonistin gezweifelt, die sich selbst auch immer wieder wegen ihrer Schlaflosigkeit in Frage stellt. So hat sich die Geschichte in sich immer mehr zu einem (Fieber-) Traum entwickelt, was auch von der creepy Grundstimmung verstärkt wurde. Durch die rationalen, wissenschaftlichen Einordnungen Lux’ war dies für mich jedoch gut erträglich.

Ein zweiter Erzählstrang, den ich anfänglich weder zeitlich noch räumlich einzuordnen vermochte, hat der Geschichte mit zunehmender Entwicklung eine Tiefe gegeben, die mich am Ende emotional erschüttert hat. Denn auch wenn man sich die Ereignisse, durch die zusätzliche Perspektive, bereits vor Mara zusammenreimen kann, verlieren diese keineswegs an Tragik, sodass ich meine Tränen schlussendlich nicht mehr zurückhalten konnte. Ich kann definitiv sagen, dass die Geschichte noch lange nachhallt und mich weiterhin begleiten wird.

Außerdem zaubert Raabe mit ihrer Sprache wunderschöne Bilder und Metaphern, von denen ich mir viele markiert habe, sodass “Der längste Schlaf” für mich auf allen Ebenen ein Meisterwerk darstellt.

Ein kleiner Störfaktor war für mich lediglich der sehr präsente Konsum von Alkohol und fehlende Content Notes. Das Ende hat mich als nicht-Betroffene bereits sehr mitgenommen und hätte zumindest einen kurzen Hinweis gut vertragen können.

Von Melanie Raabe hatte ich zuvor schon viel Gutes gehört, allerdings ist “Der längste Schlaf” das erste Werk, welches ich von ihr lese und ich bin vollkommen begeistert. Ein Meisterwerk aus spannenden Themen, wundervoller Sprache und verschiedensten Emotionen. Großes Highlight und Leseempfehlung!

Bewertung vom 09.09.2024
Mein Mann
Ventura, Maud

Mein Mann


ausgezeichnet

Die Geschichte einer Obsession

“Mein Mann” von Maud Ventura handelt von einer scheinbar perfekten und glücklichen Ehe, die allerdings einer allgemeinen Unzufriedenheit ausgesetzt ist. Die Entwicklung der Figuren und Handlung wirkt dabei zunehmend karikaturesk und versinnbildlicht meiner Interpretation nach die Schwächen der konservativen Ehe.

Wir begleiten das Ehepaar aus der Perspektive der Frau durch ihren Alltag und lernen dabei sehr intensiv ihre Gedanken- und Gefühlswelt kennen. Dabei empfinde ich die Protagonistin zwar durchaus als unsicher und emotional, dafür aber schonungslos ehrlich und authentisch. Ich kann ihre Gedanken und Emotionen insgesamt sehr gut nachvollziehen und verstehe, wie ihre Situation sie dahingehend beeinflusst. Mit zunehmendem Handlungsverlauf werden wir als Lesende immer weiter in die Abgründe der Gedanken und Emotionen der Ehefrau hineingezogen. Während ich ihr gegenüber zunächst noch sehr verständnisvoll war, handelt sie allerdings immer weniger nachvollziehbar und ihre Passivität hat mich immer wieder verständnislos zurückgelassen.

Der Mann, welcher durch die Obsession seiner Ehefrau eigentlich der Mittelpunkt ihrer Welt und somit der Geschichte ist, bleibt für mich blass und unnahbar. Generell besteht zwischen den beiden keine gute und offene Kommunikation, sodass sich der überwiegende Teil der Handlung auf der Interpretationsebene der Frau abspielt.

Die Gesellschaftskritik, welche ich in dieses Werk interpretieren würde, finde ich überaus gelungen. Patriarchale Machtverhältnisse, Misogynie, Manipulation und Abhängigkeiten innerhalb der Ehe bis hin zur Obsession werden meisterhaft überspitzt dargestellt.

Als zweites Kernelement wird das tiefe Eindringen in die Psyche der Protagonistin auf spannendste Weise umgesetzt. Ich habe mich immer wieder dabei ertappt, Ferndiagnosen psychischer Erkrankungen oder Störungen vergeben zu wollen, was natürlich keinesfalls meiner Kompetenz entspricht. Allerdings hat mich die Gedanken- und Gefühlswelt unserer Protagonistin so sehr fasziniert, wie auch ratlos gemacht, sodass ich immer wieder ein Erklärungsmodell gesucht habe.

Ich habe “Mein Mann” mit viel Spannung in kürzester Zeit ausgelesen und noch lange darüber nachdenken müssen. Ich denke, dass sich hier ein Buddy-Read sehr lohnen könnte, da die Geschichte viel Diskussionspotential bietet. Für mich ein Lesehighlight und eine große Empfehlung.

Bewertung vom 18.08.2024
Bloom
Panetta, Kevin

Bloom


sehr gut

Süße, queere Coming of Age Graphic Novel

“Bloom” ist eine Graphic Novel von Kevin Panetta und illustriert von Savana Ganucheau. Ari ist der Sohn einer Bäckerfamilie und muss viel im Betrieb mithelfen, während er eigentlich mit seinen Freunden wegziehen und mit ihrer Band durchstarten möchte. Durch die Suche nach einer Aushilfskraft in der Bäckerei lernt er Hector kennen, dessen große Leidenschaft das Backen ist und die beiden freunden sich an. Vielleicht auch etwas darüber hinaus…

Die Gestaltung der Graphic Novel gefällt mir sehr. Wie das Cover schon vermuten lässt, ist ein blaues Farbschema gewählt worden, was meiner Meinung nach gut zur Geschichte und zum Setting passt. Und auch den Artstyle an sich mag ich sehr, auch wenn ich immer ein paar Seiten brauche, um mich einzugewöhnen.

Während Ari in seiner Art manchmal noch sehr jugendlich war, mochte ich Hector, der deutlich reifer ist, sehr gerne. Trotzdem bringt Ari auch Frische und Humor in die Geschichte, sodass ich die beiden als passende Kombination empfunden habe.
Außerdem mochte ich auch die Freundesgruppen um Ari und Hector, auch wenn es zwischendurch mal Differenzen gab. Positiv herauszuheben ist die insgesamt diverse Konstellation, welche ohne Erklärungen auskommt.

Aris, im Konflikt zu seinen Träumen stehende, familiäre Situation, den Druck seiner Eltern, besonders aber seiner Schwester, fand ich an einigen Stellen allerdings nicht nachvollziehbar. Auch wenn der innerfamiliäre Konflikt zum Schluss gelöst wird, habe ich eine tiefgründigere Auseinandersetzung damit erwartet und mir eine andere Lösung der Situation erhofft.
Dies hätte mit einigen weiteren zusätzlichen Seiten erfolgen können, welche auch die dezente Lovestory und deren mögliche Konflikte noch etwas weiter hätte auserzählen können. So bleiben diese Aspekte, die mir grundsätzlich sehr gefallen haben, leider etwas oberflächlich und wirken auf mich zum Teil überstürzt.

Insgesamt ist “Bloom” eine leichte und unterhaltsame Sommerlektüre mit durchaus wichtigen Themen, die mir sehr gefallen hat und die ich gerne weiterempfehle.

Bewertung vom 15.08.2024
That Girl
Santos de Lima, Gabriella

That Girl


ausgezeichnet

Authentisch und relatable

In “That Girl” von Gabriella Santos de Lima geht es um Tess, Influencerin, Autorin und ein sogenanntes That Girl. Ihr Tag besteht aus gesunden Mahlzeiten, viel Bewegung, Selfcare, Routinen und Produktivität. Dabei ist alles perfekt ästhetisch, sodass sie ihr Leben und ihre Lebensweisheiten mit ihrer Social Media Community teilen kann. Doch hinter dieser perfekten Fassade lauert eine Realität, die vielleicht nicht ganz so perfekt scheint, wie Tess sich selber eingestehen möchte.

Tess macht eine Reise voller Selbstreflektion und Erkenntnissen durch, die mir sehr gefallen hat. Während ich sie zu Beginn noch eher unsympathisch fand, auch wenn ich ihre Gedanken durchaus nachvollziehen konnte, wurde sie mit jeder Seite nahbarer, sodass ich schließlich eine gute Bindung zu ihr aufbauen konnte.

Da Tess in ihrem Debütroman das Thema Dating verarbeitet, ist dies auch ein Schwerpunkt in “That Girl”. Ihre Erfahrungen und Beobachtungen haben mich immer wieder nachdenklich gemacht und in mir Anklang gefunden. Ihre Begegnung mit Leo, welche in Tess' Gegenwart stattfindet, war dabei besonders interessant und bedeutsam für ihre Entwicklung und für mich spannend zu verfolgen.

Gabriella Santos de Limas Schreibstil fand ich sehr angenehm zu lesen und ihre klugen Beobachtungen konnten mich immer wieder sehr beeindrucken. Die Geschichte wirkt insgesamt sehr authentisch und hat mich zunehmend begeistert. Besonders Tess’ Erkenntnisse am Ende der Geschichte sind, wie ich finde, ein schönes Learning und habe auch ich mir zu Herzen genommen.

Lediglich den Handlungsort Hannover hätte ich mir noch präziser herausgearbeitet und stärker eingebunden gewünscht. Trotzdem hatte ich auch so schon meine Freude daran mitzuverfolgen und mitzurätseln, wo sich Tess durch den Roman hindurch immer wieder aufhält.

Für mich war “That Girl” in seiner Einzigartigkeit ein herausragender Roman. Für mich ein Lesehighlight und in meinen Augen ein Buch, das man gelesen haben sollte. Von mir eine große Empfehlung!

Bewertung vom 15.08.2024
The Story Between Us / Stories-Reihe Bd.1
Benks, Jella

The Story Between Us / Stories-Reihe Bd.1


gut

Unterhaltsames “Stolz und Vorurteil” Retelling

“The Story Between Us” von Jella Benks ist der erste Band der Storys-Trilogie und ein Retelling von Jane Austens “Stolz und Vorurteil”. Ella und Darce kennen kennen sich von früher, teilten eine Freundschaft und ihren ersten Kuss. Dann herrschte vier Jahre Funkstille, als Ella als Angestellte für Darces Familie wieder auf ihn trifft. Doch ebenso wie beide noch Gefühle füreinander zu haben scheinen, trennen sie ihre unterschiedlichen Lebensrealitäten weiterhin voneinander. Haben Ella und Darce trotzdem eine Chance?

Ich fand Ella vom ersten Moment an sympathisch, während ich mit Darce leider nicht ganz warm geworden bin. Einige Aspekte haben sich im Laufe der Geschichte aufgeklärt, sodass ich mich zumindest mit ihm arrangieren konnte. Ich hätte mir allerdings noch viel mehr Charakterentwicklung gewünscht.
Dadurch ist mir außerdem auch etwas von der Bindung zwischen Ella und Darce verlorengegangen, die sich mir nur durch die Rückblicke in die Vergangenheit erschlossen hat. Kleine Rituale, welche die beiden in die Gegenwart übertragen haben, fand ich sehr schön und haben mir die Geschichte immer wieder versüßt.

Ein Aspekt, der mir sehr gefallen hat, ist eine Eigenschaft, die Dacre (nicht) besitzt. Ich finde es schön, dass auf das Thema - ich kann aus Spoilergründen nicht schreiben, was genau dies ist - aufmerksam gemacht und sensibilisiert wird. Und auch die Darstellungen der sozialen Ungleichheit fand ich authentisch, wenn auch etwas oberflächlich, umgesetzt.

Ansonsten fand ich die Geschichte insgesamt schön geschrieben, unterhaltsam und am Ende durchaus fesselnd und rührend, sodass ich mich sehr auf Band 2 freue, der sich mit bereits bekannten Charakteren auseinandersetzt und eine queere Lovestory sein wird! Für “The Story Between Us” gebe ich gute 3,5 Sterne und eine Leseempfehlung.

Bewertung vom 05.08.2024
Kleine Monster
Lind, Jessica

Kleine Monster


gut

Die Herausforderungen von Elternschaft

“Kleine Monster” von Jessica Lind ist eine Geschichte über Familie, Elternschaft, insbesondere das Mutter-Dasein und ein Bewusstwerden über die eigene Kindheit. Die Geschichte wird dabei auf zwei Zeitebenen erzählt, einmal der heutigen, in der Pia und Jakob sich als Eltern mit den Problemen ihres Sohnes Luca auseinandersetzen müssen. Die andere Ebene spielt in Pias eigener Kindheit, zusammen mit ihren zwei Schwestern und den schwerwiegenden Schicksalen, die diese mit sich bringen.

Für mich hat sich mit dem Titel, dem Klappentext und dem Beginn der Handlung die Frage gestellt, ob auch in Kindern schon Abgründe schlummern können, die sich in ihren Taten widerspiegeln. Diese Frage verneine ich grundsätzlich, fand es aber unglaublich spannend, dem Gedanken trotzdem nachzugehen und war somit neugierig auf Jessica Linds Umsetzung. Tatsächlich hat sich die Handlung aber in eine etwas andere Richtung entwickelt, auch wenn die Frage immer wieder aufkam.
Es ging mehr um die prägende Kindheit Pias, familiären Zusammenhalt - aber auch Probleme, die Trauer in der Familie um den Tod eines Kindes, den Umgang mit seinem Kind, der in Stresssituationen nicht immer perfekt stattfindet und einen Blick auf Mutterschaft. Mutterschaft, die gesellschaftlich ungleichberechtigte Verteilung von Aufgaben und Verantwortung zu Lasten der Frauen und wie überproportional selbstverständlich eine Mutter gegenüber dem Vater erachtet wird.

Damit hat eine feministische Kritik an unserer aktuellen Gesellschaft stattgefunden, die mir sehr gefallen hat. Und auch wenn unsere Protagonistin Pia einiges daran hinterfragt, ist sie selber nicht frei von Fehlern, was sie und die Geschichte umso authentischer gemacht hat, wenn auch in meinen Augen nicht unbedingt sympathisch. Tatsächlich habe ich keinen der Charaktere wirklich gemocht, da der Fokus des Buchs insgesamt auf einer realistischen Betrachtung liegt , die eben häufig nicht nur positiv aussieht.

Den Umgang mit Kindern, der in dem Buch abgebildet wird, muss ich aber nochmal schärfer kritisieren, als dies sowieso schon durch die Geschichte getan wird, da das Wort Missbrauch durchaus kurz ausgesprochen wird, aber noch viel tiefgehender dargestellt wurde. Was hier beschrieben wird, ist nicht in Ordnung und sollte auch in keiner Ausnahmesituation so praktiziert werden!

Den Roman fand ich schon eher anspruchsvoll zu lesen, da die Themen durchaus bedeutsam und zum Teil schwer verdaulich sind, aber auch die Sprache fand ich an einigen Stellen herausfordernd. Dies mag vermutlich daran liegen, dass Jessica Lind Österreicherin ist und sich dies auch in Teilen in ihrer geschriebenen Sprache wiederfindet. Und auch durch die häufigen Szenen- und Zeitsprünge musste ich mich immer wieder neu in der Geschichte zurechtfinden.

Schlussendlich lässt die Autorin meiner Meinung nach noch viele Fragen offen und damit uns Leser*innen einen großen Interpretationsspielraum. Ich denke, dass das für viele ernüchternd sein könnte, mich hat es aber zum Nachdenken angeregt und ich konnte den Ausgang der Geschichte mit meinen eigenen Schlüssen vervollständigen. Wem dies ebenfalls zusagt, kann ich “Kleine Monster” durchaus weiterempfehlen. Von mir gibt es 3,5 Sterne.

Bewertung vom 31.07.2024
When The Moon Hatched / Moonfall Bd.1
Parker, Sarah A.

When The Moon Hatched / Moonfall Bd.1


gut

Erwartungen leider nicht ganz erfüllt

„When the Moon Hatched - Die Auserwählten“ von Sarah A. Parker ist eine High Fantasy Geschichte und Auftakt der Moonfall Reihe. Wir begleiten die Protagonistin Raeve, welche als Assassinin für die Rebellen arbeitet und dort die Drecksarbeit erledigt. Als der Widerstand in den Fokus der Krone gerät, wird ihre beste Freundin bei einem Attentat ermordet. Raeve macht sich, angetrieben von Rache, auf die Suche nach Essis Mörder und findet sich daraufhin im Gefängnis wieder, wo sie Kaan begegnet, einem der Thronerben. Es entspinnt sich eine Geschichte aus Rache, Geheimnissen, Drachen, Magie und Gefühlen, die Raeve nicht zuzulassen vermag.

Ich habe mich sehr auf dieses Buch gefreut und bin somit mit großer Vorfreude und Erwartungen in die Geschichte gestartet. Und der Prolog hat mich auch direkt begeistert. Er erzählt die Schöpfungsgeschichte der Welt, in der die Geschichte spielt und ist sehr ausdrucksstark, detailverliebt und einzigartig geschrieben. Insgesamt konnten mich die fantastischen Hintergründe und das Magiesystem sehr begeistern, da es beinahe etwas Poetisches an sich hatte und mich immer wieder berühren konnte.

Damit einhergehend ist auch der Schreibstil, welcher die Welt, die Charaktere und Handlungen sehr ausführlich und bildlich beschreibt. Ich empfand ihn sehr schön und einfach verständlich, sodass ich für meine Verhältnisse schnell durch die Seiten geflogen bin. Allerdings kamen mir durch seine Ausführlichkeit viele Momente auch etwas in die Länge gezogen vor, was mich doch manchmal aus der Geschichte geworfen hat. Da die Handlung zum Teil sehr brutal ist, findet sich diese Brutalität auch in der Sprache wieder, was mit der ansonsten schönen und poetischen Erzählweise bricht und die Geschichte sprachlich interessanter gestaltet hat. Außerdem wechselt die Sprache von Perspektive zu Perspektive und passt sich an den Charakter der verschiedenen Personen an.

Die Geschichte wird nämlich aus wechselnden Perspektiven erzählt, wobei wir aber überwiegend aus Raeves Sicht lesen. Es gibt auch immer wieder Tagebucheinträge von Elluin aus der Vergangenheit, welche mir sehr gefallen und viele Fragen über die Welt beantwortet haben, mich aber auch rätseln ließen. Am Ende fand ich es sehr gelungen, wie die verschiedenen Handlungsstränge miteinander verflochten wurden.

Ich mochte Raeve als Protagonistin gerne, auch wenn ich ihre Entscheidungen und ihr Denken nicht immer nachvollziehen konnte. Auch ihre sofortig körperliche Anziehung zu Kaan fand ich nicht authentisch, da er ihren Feind darstellt und sie ihn - eigentlich - hasst. Erst nach und nach beweist er ihr das Gegenteil und ab dann hat mich die Lovestory auch gepackt. Insgesamt war die Dynamik zwischen den beiden von Beginn an aber spannend und durch ihre Zankereien unterhaltsam.
Diejenigen, die Wert auf Spice legen, werden hier auch mit ein paar Szenen auf ihre Kosten kommen. Ich persönlich habe die Seiten eher quergelesen und damit auch nicht viel verpasst.

Insgesamt konnte das Buch meine hohen Erwartungen leider nicht ganz erfüllen. Durch meine ambivalente Wahrnehmung verschiedener Aspekte fällt mir eine Bewertung schwer und spiegelt deutlich meine persönliche Präferenz wider. Ich denke, dass für 850 Seiten zu wenig Handlung stattgefunden hat und zum Teil zu ausführlich erzählt wurde. Meiner Meinung nach wäre das Buch auch gut mit einigen Seiten weniger ausgekommen, zumal sich die ganze Geschichte eher wie ein sehr ausführlicher Prolog angefühlt hat und die Handlung jetzt erst richtig starten würde.
Gerade deshalb habe ich aber auch großes Interesse daran zu erfahren, wie sich die Geschichte weiter entwickeln wird.

Fantasy- und Drachen-Fans werden mit „When the Moon Hatched“ sicherlich auf ihre Kosten kommen und sollten sich das Buch definitiv genauer anschauen. Von mir gibt es gute 3,5 Sterne.

Bewertung vom 02.07.2024
Insight - Dein Leben gehört mir
Wesseling, Antonia

Insight - Dein Leben gehört mir


ausgezeichnet

Spannende Mischung mit Stalking Thematik

“Insight - Dein Leben gehört mir” von Antonia Wesseling ist ein Romantic Suspense Thriller, der von der Influencerin Valerie Sophie handelt, welche von einer unbekannten Person gestalkt wird. Sie wendet sich an die Polizei, die ihr weder helfen kann noch möchte, allerdings begegnet sie dort einem früheren Bekannten, Paul, der jetzt selber Polizist ist und ihr Unterstützung anbietet. Mit zunehmender Handlung spitzt sich die Situation immer weiter zu und auch die Emotionen zwischen den Protagonist*innen kochen dabei möglicherweise hoch.

Die Dynamik und Spannung in dem Buch, sowohl durch die Handlung als auch durch die Charaktere, fand ich sehr gelungen. Ich hatte die ganze Zeit das Bedürfnis weiterzulesen, da immer etwas passiert ist und ich schnell eine Bindung zu Valerie hatte und mit ihr mitfiebern konnte. Und auch die immer wieder eingestreuten gesellschaftskritischen Aspekte fand ich sehr gelungen und konnten mich abholen.

Valerie ist eine sehr nahbare Protagonistin, die schon sehr genau weiß, was sie will und für ihre Überzeugungen einsteht. Sie kommt aus problematischen Verhältnissen, hat es aber geschafft, ihre Marke als Influencerin aufzubauen und dem zu entkommen. Allerdings hält sie ihre Vergangenheit aus der Öffentlichkeit fern, was ihr zunehmend zum Verhängnis wird.
Paul ist ein sympathischer Charakter, der von Beginn an hinter Valerie steht und sie bedingungslos unterstützt, während seine Kolleg*innen ihr keinen Glauben schenken oder sogar Valerie selbst für ihren Stalker verantwortlich machen. Trotz der belastenden Situation von außen konnte ich die Verbindung der beiden gut nachempfinden und fand den respektvollen Umgang schön mitzuerleben.

Die unbekannte Bedrohung lädt dazu ein, Vermutungen aufzustellen, die in meinem Fall von Kapitel zu Kapitel gewechselt haben, da Antonia Wesseling gekonnt verschiedene Fährten ausgelegt hat und mich damit ganz schön an der Nase herumgeführt hat. Auch das hat natürlich zu der Spannung und dem Drang, weiterlesen zu müssen, beigetragen.

Die Auflösung war dadurch durchaus überraschend, aber nicht unbedingt schockierend, allerdings hat Wesseling auch hier wieder als Besonderheit ein zweites Endes eingebaut, das mich dann wirklich sprachlos und nachdenklich gemacht hat.

“Insight - Dein Leben gehört mir” ist ein durchweg gelungener Roman, der mich begeistern konnte und den ich gerne weiterempfehle.

Bewertung vom 01.07.2024
Desert Prince
Zwetsch, Lilly C.

Desert Prince


sehr gut

Spannende Ergänzung abseits des Piratensettings

“Desert Prince” von Lilly C. Zwetsch ist eine Novelle im Universum der "Warrior of the Sea”-Trilogie und kann nach Band 2 der Reihe gelesen werden. Es handelt sich um eine Shifter-Romance mit einer guten Portion Spice.

Wir begleiten Asher, den wir in The Rivals Race kennenlernen und welcher sich zum Ende der Handlung von der Piratencrew lösen musste. Nun jagt er seinen inneren Dämonen nach, um einen Schwur zu begleichen, den er vor Ewigkeiten abgelegt hat. Auf seinem Weg lernt er Kitara kennen, die ihn fasziniert, aber auf keinen Fall sein Geheimnis erfahren darf.

Mir hat sehr gefallen, dass wir Asher in dieser Kurzgeschichte nochmal besser kennenlernen und seiner Geschichte der Raum gegeben wird, ausführlich erzählt zu werden. Ich hatte ihn schon in The Rivals Race lieb gewonnen und seine kriegerische Art, vor allem aber sein ehrenhafter Charakter und Gerechtigkeitssinn haben dies nur bestärkt.
Kitara finde ich ebenfalls einen sehr liebenswerten Charakter. Die beiden ergänzen sich gut und auch wenn es nicht von Anfang an harmonisch mit ihnen läuft, spürt man die Verbindung und den gegenseitigen Respekt der beiden sofort.

Ich mochte die Geschichte sehr und fand sie definitiv bereichernd für die gesamte Reihe, auch wenn sie nicht unbedingt für die Handlung in Band 3 notwendig zu kennen ist. Die Länge mit ca. 150 Seiten war auch angenehm und hat insgesamt gut gepasst. Von mir mit 4,5 Sternen eine klare Empfehlung!