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Benutzername: 
Adele
Wohnort: 
Oberhausen

Bewertungen

Insgesamt 19 Bewertungen
12
Bewertung vom 21.04.2012
Die Gauklerin von Kaltenberg
Freidank, Julia

Die Gauklerin von Kaltenberg


ausgezeichnet

"Die Gauklerin von Kaltenberg"
Julia Freidank erzählt eine Geschichte um 1315 in Baiern. Ein Personenregister hilft zur Orientierung der meist wahrhaftig historischen Personen. Das schöne Cover lässt auf ein schönes Buch hoffen.

Die Österreicher und Schwäbischen Ritter belagern Landsberg. Sie überfallen die umliegenden Dörfer. Kaltenberg wird geplündert, die Bauern leiden Hunger und Not. Friederich von Habsburg und sein Vetter Ludwig von Wittelsbach streiten um die Krone.

Vor einer glaubhaft recherchierten historischen Kulisse beschreibt die Autorin mit lebhaften Details und unbändiger Spannung in herrlich sprudelndem Textfluss das Leben der damaligen Zeit, der rothaarigen Anna, die leidenschaftlich…und stur wie eine Eselin ist, erst als Geliebte und Leibeigene des Burgherren Ullrich von Rohrbach…später auf der Flucht kämpft sie als unehrbare Gauklerin ums Überleben. Sie singt aus der Liedsammlung „Carmina Burada“, die belustigend, aber teils anzüglich auf das einfache Leben des Büttels anspielt und es damit kurzweilig zum Lachen bringt und es vom Elend ablenkt. Immer wieder gerät sie zw. gefährliche Fronten, erzürnt die Gemüter… auch das der Kirche.

Die Autorin führt dem Leser gelungene Kontraste ausgeschmückt, bildlich vor Augen…der Standesdünkel mit einzelnen Dramen, das Prassen und die Macht der Besitzenden geg. die hungernden Frondienstleistenden, die unter den Fehden des Adels, unter dem Druck der Kleriker wie unter den Naturkatastrophen als erst zu Opfern werden. Genauso schillernd prächtig lesen sich die Burg- und Turnierkämpfe der „Edlen Ritter, das „In Szene setzen“ der Linien treuen Hauptfiguren mit ihren vielen interessanten Nebenfiguren, die den Leser glauben lassen…er wäre selbst zu dieser Zeit an jenem Ort.

Ein kurzweiliges und wunderbares, bereicherndes Leseerlebnis!!

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.04.2012
Das späte Geständnis des Tristan Sadler
Boyne, John

Das späte Geständnis des Tristan Sadler


ausgezeichnet

"Das späte Geständnis des Tristan Sadler"
Der Autor setzt schon durch das hervorragend gewählte Cover eine gewisse Dramatik. Ein Mann schaut mit einem von Traurigkeit und Leere gezeichneten Blick aus dem Fenster eines Zugabteils. Es war zu erahnen, dass dieser Roman mit seinem Inhalt tiefgründig an die Gefühle appelliert.

Nachdem es zu Hause zu unüberwindbaren Konflikten gekommen war und Tristan von seiner sexuellen Ausrichtung mit ihren Folgen irritiert ist, zieht er 1916 als englischer Soldat in den ersten Weltkrieg. Zunächst beginnt es als Abenteuer mit der Grundausbildung in Aldershot, bevor es an die Front geht. Hier unter dem Drill von Sergeant Clayton, wird schon früh klar, dass es eine eigene Art von „Ordnung“ neben den Gesetzen gibt. Mit Will Bancroft entsteht eine tiefe Freundschaft. Kurz darauf beginnt ein schier endlos grausamer und schockierender Überlebungskampf der 40 jungen engl. Soldaten in den Schützengräben Frankreichs geg. die Deutschen.

Johne Bohne gelingt es emotional hautnah und visuell, die ganze Verzweiflung mit ihren Ängsten und vielfältigen individuellen Gedanken der Männer in jeglicher Stimmungslage zu transformieren. Durch die tödlich bedrohliche Daueranspannung, die sie fast in den Wahnsinn treibt, ändern einige unberechenbar ihre Grundeinstellung und ihr Handeln. Teilweise verlieren sich die Grundcharaktere und die Bedeutungen von Moral, Feigheit und Vaterlandspflicht.

Das Schicksal Wolfs, die wankende „Freundschaft“ zw. dem eigentlich eher sensiblen Tristan und Will in all ihren Facetten und Folge schweren Entscheidungen zogen mich noch lange in den Bann. Ca. ein Jahr nach Kriegsende sucht Tristan wie fern gesteuert Marian, die Schwester Wills in Norwich auf, um ihr scheinbar nur die Briefe ihres Bruders zu geben. Aber es kommt anders!! Sechzig Jahre später schließt Tristan dieses Kapitel auf seine Weise ab. Zu jeder Zeit kritisch, authentisch und durchgehend spannend!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.04.2012
Marina
Ruiz Zafón, Carlos

Marina


gut

"Marina"
Eine spannende Geschichte erzählt der Autor Carlos Ruiz Zafon beginnend mit zwei Teenagern, der 15 j. Geheimnis umwobenen Marina und dem Internatsschüler Oscar Dray. Sie lernen sich über einen kuriosen Zwischenfall am Haus Marinas kennen, die dort in Barcelona, Ende der Siebziger mit ihrem anscheinend gebrechlichen Vater German ehemals Maler, teils der Vergangenheit nachträumend lebt.

Über ein Symbol eines schwarzen Schmetterlings auf einem Grabstein und ein schauriges verlassenes altes Gewächshaus geraten Marina und Oscar in eine „unglaubliche“ Geschichte auf Leben und Tod. Im Mittelpunkt des Geschehens stehen, das vor dreißig Jahren gegründete Velo-Granell- Unternehmen, welches orthopädische Prothesen herstellte sowie das daran gebundene Schicksal der Opernsängerin Eva Irinowa.

Der Autor schickt den Leser auf eine phantasiereiche, gruselige Reise. Unheimliche Hetzjagten durch Kanäle und alte Gemäuer. Die mystischen Schatten der Nacht erinnern teils an Dracula, Werwölfe und andere monströse Erscheinungen. Horror oder Krimi? Ein flüssiger Schreibstil und ein gut gesetzter Szenenwechsel lassen die Spannung bis zum Ende anhalten. Ein Hauch weniger Dramatik hätte dem Buch vielleicht noch einen kleinen zusätzlichen Akzent gesetzt…das ist sicherlich individuell zu werten.

4 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.04.2012
Die Fälscherin
Freidank, Julia

Die Fälscherin


ausgezeichnet

"Die Fälscherin"
Das Cover ist ein Mix: modern und historisch zugleich…sehr gelungen, es wirkt nicht so verstaubt. Historisch reale sowie erfundene Romanfiguren sind zur guten Übersicht in einem Verzeichnis zu Beginn aufgeführt.

Die Autorin Julia Freidank führt den Leser im 12. Jht durch die Zeit der Kreuzzüge. Könige streiten um den Kaiserthron, um Marktanteile zwecks Zolleinnahmen z. Bsp. im Salzhandel. Auch geg. Den Klerus wird Stellung bezogen, da dieser durch Bistümer und Marktgeschäfte große Macht und Einfluss auf politisches Geschehen hat, wiederum auch die Thronfolge des Kaisers von päpstlicher Entscheidung abhängig ist.

Mönch und Fürstensohn Otto v. Freising kümmert sich um Blanka (die Tochter einer seiner Ritter) in Jerusalem, als diese an Lepra erkrankt. Geheilt bringt er sie nach Bayern ins Kloster und wird ihr nach dem Tod des Vaters zum Freund und Mentor. Dort übt sie die Kunst des kopieren von Schriften, welche sie später in Form von „Fälschungen“ einsetzt, jedoch nur im Guten um Otto zu helfen, rechtmäßiges Eigentum der Kirche und den eigenen Verlust des Lehen Burgrains als Mitgift zu schützen. Nach dem Tod König Konrads (Ottos Bruder) droht der Erzfeind Wittelsbach alles an sich zu reißen und eine Verbündung mit den Welfen. Blanka setzt mit hohem Risiko ihr begnadetes Können ein. Sowohl ihre künstlerische Begabung wie auch ihr leidenschaftliches Gefühl bringt sie in Lebensgefahr… noch einmal zurück an einen düsteren Ort des Grauens. Hat Blanka noch Zeit ihren schicksalhaften Weg zu gehen?

Große Teile der Erzählung sind wahrheitsgetreu. Die Autorin hat eine stufenlose, lebhaft spannende Verknüpfung zwischen realistischer Historie und Ausschmückungen der fiktiven Details geschaffen, stilistisch gemixt wie das Cover, nicht zuletzt überzeugend, durch das Resultat einer guten Recherche. Mit einer Liebesbeziehung sind die Fehden der historisch Großen geschmückt
Meinung: Ein Buch, welches der Leser in zwei Tagen zu Ende liest…spricht für sich…hervorragend!

Bewertung vom 21.04.2012
Die Buchdruckerin
Weiß, Sabine

Die Buchdruckerin


sehr gut

"Die Buchdruckerin"
In Straßburg 1520 beginnt ein schöner, leicht verständlich und fließend lesbarer historischer Roman mit der Protagonistin Margarethe Prüß. In der LP teilte sich der Schwerpunkt hauptsächlich über das detaillierte Leben der Hauptfigur sowie Einzelheiten des Buchdrucks und die Stellung der Zunft mit. Dieses ist schade, da das Buch doch wesentlich mehr hergibt. Margarethe erbt mit ihrem Bruder zu gleichem Anteil die Buchdruckerei des Vaters.

Da sie zur damaligen Zeit als gebildete Frau und vom Fach die Druckerei nicht leiten darf, muss sie verwitwet immer wieder heiraten, um ihre Rechte in der Zunft zu wahren. Mit sechs Kindern aus drei Ehen trudelt sie in die harte Zeit der Reformation, Bauernaufstände, begegnet auch den Nöten unter der Pest. Sie kämpft für den Stand der Frau selbst, unter Gefahr für die Verbreitung von Lesbarem für die Allgemeinheit, besonders für die Sicherung der Zukunft ihrer Kinder durch Erhalt des Druckerbetriebes.

Verschiedene Glaubensanhänger, Evangelisten, Paptisten (kath. Papstanhänger) und Wiedertäufer streiten um die Auslegung des Abendmahls, Notwendigkeit der Taufe und die freie Predigerwahl. Je tiefer sich der Leser in die Materie einliest, desto klarer wird, dass eigentlich das Hauptthema nicht Margarethe Prüß, sondern die Reformation ist. Da die ganze Bevölkerung betroffen wirkt, nimmt auch die Bedeutung des Buchdruckes zu
.
Der Wunsch wächst, selber lesen und schreiben zu können, somit auch das Interesse an verbotenen Schwarzdrucken trotz Androhung von Strafen. Das Volk kämpft für mehr autonome Bestimmung, die Abschaffung des kl. Zehnten zum Ablass der Sünden, dadurch unfrommer Bereicherung des Klerus und um freien Zugriff auf Information und Bildung. Da es über die vielen Sachinformationen zum Glaubenswandel und einiger Personen auch mal schnell einen Spannungseinbruch geben könnte, ist es der Autorin Sabine Weiß prima gelungen, dies durch die lebhafte und gefühlvolle Geschichte der Protagonistin zu verhindern.

Zum Schreibstil …Gefühlvolles ist ästhetisch, nicht zu ausschweifend geschildert… lobenswert die Beschreibungen der damals üblichen Folterungen, die hier nicht zu unappetitlich ausufern. Umfassend hinterlässt die Autorin das Bild von guter Recherche, lebhafte authentische Darstellung der Zeit mit „Stil“ und Qualität bis zum Ende ohne den Faden zu verlieren.

Bewertung vom 21.04.2012
Krank
Kerley, Jack

Krank


sehr gut

Ein sehr gutes wirkungsvolles, bizarres, schrilles Cover, welches am Ende hervorragend zum Verlauf der Handlung passt. Die Einteilung in 56 Kapitel und gut fließendem Text ermöglichen dem Leser ein schnelles Lesetempo. Trotz vieler auftauchender Namen von Ermittlern, Verdächtigen und Toten bleibt alles durchschaubar und geordnet, so das nach einer Leseunterbrechung der Leser sofort wieder drin ist.

Nach der LP hatte ich zu Beginn des Thrillers schon mit einem schneller ansteigenden Spannungsbogen gerechnet. Die Geschichte startet direkt mit voller Handlung und doch bleibt der Leser eine gewisse Zeit unberührt. Er hätte sich vielleicht ein klein wenig früher diesen sog. „Thriller-Kitzel“ erhofft. Der amerikanische Autor J.A. hat dieses evtl. beabsichtigt, um Nachfolgendes mit mehr Effekt in Szene zu setzen.

Als Protagonisten werden die zwei interessantesten Ermittler Detective Carson Ryders und die Polizistin Donna Sherry sympathisch dargestellt und nicht wie so oft üblich als verkrachte Ermittlerexistenzen mit Beziehungsschmus. Carson gerade zum Kletterurlaub bei Eastern Kentucky angereist, hilft seinen Kollegen bei der Suche eines Serienmörders, der gerade wieder aktiv ist. Über eine Geo-Webside und GPS erlangt die Polizei Hinweise zu den Fundorten der Leichen. Zudem verbindet Carson eine ungewöhnliche Beziehung mit seinem psychopathisch erkrankten Bruder, der vorbelastet, auf der Flucht ist und immer wieder kurios ins Bild tritt.

Fazit: Die Zurichtung der Opfer, die anfangs leicht übertrieben und konstruiert wirkt, zeigt am Ende die Anknüpfung an die Geschichte und erklärt sich in anhaltender Spannung. Der Thriller ist sehr gut geschrieben mit Einfallsreichtum und Können des Autors.

5 von 9 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

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