Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
westeraccum
Wohnort: 
Sauerland

Bewertungen

Insgesamt 222 Bewertungen
Bewertung vom 20.08.2024
Das Pfauengemälde
Bidian, Maria

Das Pfauengemälde


gut

Das Titelbild mit dem ausdrucksstarken Frauengesicht hat mich sehr angesprochen, aber leider hat mich der Inhalt des Buches enttäuscht.

Ana fährt zwei Jahre nach dem Tod ihres Vaters in dessen Heimat Rumänien, um dort das "Pfauengemälde" abzuholen, das ihr Vater ihr als Erbe versprochen hat. Sie trifft auf ihre Familie, die früher sehr reich und angesehen war, aber unter den Kommunisten alles verloren hat. Nun soll sie das prächtige Haus der Familie zurückerhalten, aber das Gebäude ist eine Bruchbude. Während sich Ana mit der rumänischen Bürokratie auseinandersetzt und viele Erinnerungen an ihren Vater auftauchen, streitet die Familie über die Verwendung des alten Hauses. In Raluca findet Ana eine Freundin, doch sie wird sehr enttäuscht.

Es ist einer der Anfängerfehler in einem Erstling, dass eine Vielzahl von Figuren auftaucht und in Maria Bidians Buch ist es leider auch so. Eine große Familie wird uns präsentiert und die Beziehungen untereinander sind kompliziert und undurchschaubar. Leider hat sich bei mir die Verwirrung bis zum Schluss nicht aufgelöst und das Lesevergnügen beeinträchtigt. Dabei schreibt Bidian unzweifelhaft gut und ausdrucksstark. Leider nicht mein Buch.

Bewertung vom 13.08.2024
Das größte Rätsel aller Zeiten
Burr, Samuel

Das größte Rätsel aller Zeiten


sehr gut

Es ist schon eine skurrile Gesellschaft, die da in einem alten englischen Schloss lebt und sich "Gemeinschaft der Rätselmacher" nennt! Eine Kreuzworträtselautorin, ein Puzzle-Illustrator, ein Labyrinthbaumeister, eine Quiz-Königin, ein Code-Brecher und noch einige andere Spezialisten leben und arbeiten zusammen, betreut von der seltsamen Haushälterin Angel und geleitet von ihrer Präsidentin Pippa Allsbrook. Als eines Tages ein Findelkind in einer Hutschachtel vor der Haustür liegt, nehmen sie sich des Babys an und Pippa betreut es wie eine Mutter. Nach Pippas Tod macht sich Clayton, das inzwischen erwachsene Kind, auf die Suche nach seinen Wurzeln und muss dabei manches Rätsel lösen.
Abwechselnd wird die Geschichte von Clayton und die Geschichte der Gemeinschaft erzählt, mit allen Höhen und Tiefen, Erfolgen und Misserfolgen. Das liest sich weg wie nichts, denn der Schreibstil ist sehr angenehm und gut lesbar.
Im Laufe des Buches wird die Geschichte immer spannender und man bangt mit Clayton und hofft, dass er die Rätsel lösen kann.
Nebenbei kann man sich auch noch an der Rätsellösung beteiligen, denn einige sind im Buch abgedruckt.
Das Cover sollte man sich genau anschauen, denn es zeigt einige ganz interessante Merkmale.
Eine leichte, aber trotzdem nicht anspruchslose Geschichte, die Spaß macht zu lesen!

Bewertung vom 02.08.2024
Letzte Lügen / Georgia Bd.12
Slaughter, Karin

Letzte Lügen / Georgia Bd.12


ausgezeichnet

Endlich sind Will Trent und Sara Linton verheiratet und wollen ihr Glück in den Flitterwochen genießen. Dazu sind sie in eine einsame Lodge gekommen, die malerisch am Rande der Appalachian Mountains liegt. Alles könnte so schön sein, würde nicht gleich am ersten Abend ein Mord geschehen. Die Geschäftsführerin der Lodge liegt erstochen am See und alles deutet darauf hin, dass sie von ihrem Ex-Mann getötet wurde, der auch gleichzeitig ihr Adoptivbruder war. Und damit ist man mitten in der Geschichte einer vollkommen dysfunktionalen Familie. Der Vater ist ein gewalttätiger Tyrann, die Mutter übergriffig, ein Bruder widmet sich lieber seiner Angelleidenschaft als den Dramen in der Familie und das Mordopfer wurde von allen ausgenutzt und gequält. Keine einfache Ausgangssituation für die Ermittlungen!
Ich habe das Buch fast atemlos und in einem Zug gelesen. Es war nicht nur sehr spannend, sondern hat mich mit der Konstellation der Personen begeistert und entsetzt zugleich. Wie kann man es in so einer Familie aushalten??! Die Lösung hat mich sehr überrascht.
Karen Slaughter hat wieder einmal ein Meisterwerk der Spannung geschrieben, ich kann es uneingeschränkt empfehlen.

Bewertung vom 28.07.2024
Sobald wir angekommen sind
Lewinsky, Micha

Sobald wir angekommen sind


sehr gut

Ben Oppenheim ist als Sohn reicher jüdischer Eltern in Zürich aufgewachsen und ihm fehlte nichts an materiellen Ressourcen. Und so benimmt er sich auch...
Als er und seine Frau sich trennen wollen, beginnt der Kampf um den Lebensstandard. Angeblich reicht das Geld nicht für zwei getrennte Wohnungen, obwohl Ben eine Ausweichwohnung in Wien besitzt, in die er sich zurückzieht, wenn er sich von der Familie absondern will, und eine Atelierwohnung, in der er seine Bücher und Drehbücher schreibt. Als der Krieg in der Ukraine immer bedrohlicher wird, flieht er mit seiner Noch-Ehefrau und den Kindern nach Brasilien, seine Geliebte bleibt in Zürich zurück.
Ben ist ein wehleidiges Weichei, hypochondrisch, egozentrisch, wankelmütig und unfähig zu echten Beziehungen. Mal überschätzt er sich und seine Fähigkeiten massiv, sieht sich als Star am Fernsehhimmel, dann wieder zweifelt er an allem. Seine Frauen tun mir wirklich leid und ich kann gut verstehen, dass sie irgendwann auf Distanz gehen.
Das Buch erinnert manchmal an die Bücher des Zürchers Thomas Meyer mit seiner "Wolkenbruch"-Reihe, erreicht aber nicht deren Klasse. Trotzdem musste ich oft genug lachen über diesen Idioten Ben, der nur um sich selbst kreist und sich dabei immer wieder lächerlich macht.
Das Cover vom Diogenes-Verlag ist einmal mehr großartig.
Ein echtes Lesevergnügen!

Bewertung vom 22.07.2024
Cascadia
Phillips, Julia

Cascadia


gut

Sam und Elena leben unter prekären Verhältnissen im Nordwesten der USA. Die Krankenkosten für ihre Mutter zehren alles auf, was die beiden Schwestern mühsam verdienen. Aber irgendwann wird sicher alles gut, wenn die Mutter gestorben ist und das wertvolle Grundstück verkauft wird und beide ein neues Leben irgendwo anders beginnen können. Wirklich?
Doch diese Träume liegen in weiter Ferne. Das Leben ändert sich allerdings, als ein großer Bär auf der Insel auftaucht und Elena für ihn so etwas wie Liebe empfindet. Sie füttert ihn heimlich und sucht die Begegnung mit ihm. Sam warnt sie immer wieder, sie spürt auch so etwas wie Eifersucht auf das Tier, sieht aber auch die Gefahr, die von ihm ausgeht. Bis das Unglück geschieht...
Mich hat das Buch etwas verwirrt zurück gelassen. Sicher gibt es eine tiefere Bedeutung in dem Text, aber ich habe sie nicht verstanden. Eine Geschichte von Liebe, Familie und Abhängigkeit - aber ich bin ratlos.

Bewertung vom 21.07.2024
Artemisia Gentileschi und Der Zorn der Frauen
Jaskulla, Gabriela

Artemisia Gentileschi und Der Zorn der Frauen


sehr gut

Artemisia Genteleschi gilt als die bedeutendste Malerin des Barock, aber sie hatte kein einfaches Leben. Ihr Vater, der selbst ein bekannter Maler in Rom war, entdeckte früh das Talent seiner Tochter und förderte es, sicher auch aus finanziellen Gründen, denn sie trug so zum Haushaltseinkommen bei. Nach einer Vergewaltigung durch ihren Lehrer strengt der Vater einen Prozess an und verheiratet Artemisia nach Florenz. Dort malt sie weiter und erreicht einen gewissen Bekanntheitsgrad, geht bei den Medici ein und aus und hat wechselnde Männerbekanntschaften. Trotz ihres Erfolges plagen sie immer wieder Geldsorgen.

Gabriela Jaskulla gelingt es sehr gut uns die Malerin und ihr Werk nahe zu bringen. Ihre Bildbeschreibungen sind sehr plastisch, aber es hilft auch, sich im Netz Fotos der kraftvollen Bilder anzusehen und auf die Kleinigkeiten zu achten, die Jaskulla im Buch erwähnt. Gentileschi war ihrer Zeit oft weit voraus, als selbstständige Künstlerin hatte sie es schwer sich in der Männerwelt zu behaupten. Die Konkurrenz durch Maler wie Rubens oder Velasquez war groß und es ist schade, dass man sie heute oft "nur" mit der Vergewaltigungsgeschichte assoziiert. Sie hatte eine ganz eigene Bildsprache und war mit ihrem Spiel von Licht und Schatten herausragend.

Durch das bewegte Leben Artemisias ist das Buch spannend und ich habe es genossen mit ihr durch ihr Zeitalter zu gehen.

Bewertung vom 15.07.2024
Mitternachtsschwimmer
Maguire, Roisin

Mitternachtsschwimmer


ausgezeichnet

Dieses Buch ist für mich eines der besten in diesem Sommer.
Evan ist vom Leben gebeutelt, seine kleine Tochter ist gestorben und er gibt sich die Schuld daran. Seine Ehe zerbricht, er lässt seine Frau und den tauben Sohn in der Stadt zurück und nimmt eine Auszeit in dem kleinen Ort Ballybrady an der Küste. Dort wird er vom Corona-Lockdown überrascht und ist gezwungen zu bleiben, er muss sich mit der Situation arrangieren. Er lernt Grace kennen, eine seltsame, eigenständige Frau, die nachts allein im Meer schwimmt und die Touristen kritisch sieht. Dann muss er auch noch seinen Sohn Luca bei sich aufnehmen, zu dem er ein schwieriges Verhältnis hat.
Das Buch entwickelt sich ganz langsam und bedächtig. So langsam wie sich die Beziehung zu Grace entwickelt, so langsam und vorsichtig nähert sich Evan seinem Sohn an. Während er vorher nur dessen Defizite bemerkte, findet er jetzt einen Zugang zu dem lebhaften, neugierigen Jungen, der viele einzigartige Qualitäten besitzt. Das ist wunderbar zu lesen, manchmal sehr traurig und zu Herzen gehend, manchmal lustig und übermütig, aber immer warmherzig und empathisch. Auch die Nebenfiguren sind eindrücklich beschrieben und sehr nah am richtigen Leben, man muss sie einfach lieben.
Man wünscht sich, dass die Gemeinschaft alle Probleme übersteht und alles gut wird.
Das Buch wäre auch ein wunderbarer, unkitschiger Filmstoff, wenn ihn der richtige Regisseur in die Finger bekommt!

Bewertung vom 02.07.2024
Dunkler Abgrund
Lillegraven, Ruth

Dunkler Abgrund


ausgezeichnet

Was für eine Karriere! Clara Lofthus hat zwei Menschen umgebracht und nun wird sie norwegische Justizministerin! Was für Außenstehende wie der Höhepunkt einer gut geplanten Laufbahn aussieht, setzt die alleinerziehende Mutter von Zwillingen unter Druck und sie lehnt den angebotenen Personenschutz ab, um niemanden nah an sich heranzulassen. Nur ihr Fahrer und Leibwächter Stian bekommt Zugang zu ihr. Als kurz nach der Amtsernennung ihre beiden Söhne entführt werden, ist er ihre einzige Stütze und sie muss sich ihm anvertrauen.
Das Buch ist nach "Tiefer Fjord" der zweite Band der Geschichte von Clara Lofthus. Ich hatte den ersten Band nicht gelesen, aber nach einer kurzen Eingewöhnung und dem Sortieren der zahlreichen Namen kam ich auch so klar, denn es werden die Ereignisse des Vorgängerbandes raffiniert in die neue Handlung eingearbeitet.
Das Buch ist geschickt komponiert und die handelnden Personen erzählen abwechselnd ihre Sicht der Dinge. Das macht das Lesen zwar nicht einfacher, gibt der Story aber mehr Volumen.
Die Spannung trägt bis zum überraschenden Ende und man darf gespannt auf den dritten Band sein!

Bewertung vom 26.05.2024
Krähentage / Gruppe 4 ermittelt Bd.1
Cors, Benjamin

Krähentage / Gruppe 4 ermittelt Bd.1


sehr gut

Dieses Buch mit dem neuen Ermittlerpaar Mila Weiss und Jakob Krogh ist nichts für schwache Nerven. damit beginnt eine neue reihe des Krimiautors Benjamin Cors und am Anfang müssen erst einmal viele Figuren eingeführt werden, die man nicht gleich einordnen kann. Das macht den Beginn etwas unübersichtlich.
Weiss und Krogh sind die Chefs einer neuen Ermittlungseinheit, die schwere Gewaltverbrechen aufklären soll. Die Gruppe hat sich noch nicht gefunden, als schon der erste Mordfall auftaucht und man sich mitten in die Arbeit stürzen muss. Der Staatsanwalt, der viel Druck macht, ist auch nicht gerade hilfreich. Grausam wird es, als zwei Mordopfer gefunden werden, deren Leichen zusammen mit Krähen in einem Raum eingesperrt waren und von ihnen verletzt wurden. Beide Personen wurden aber nachweislich noch nach ihrem Tod in der Öffentlichkeit gesehen.
Parallel zu den Ermittlungen blickt man auch in den Kopf des Mörders, was das Buch zusätzlich spannend macht, da man als Leser den Ermittlern immer einen Schritt voraus ist.
Ich fand das Buch spannend und auch geheimnisvoll, denn beide Ermittler haben ihr Päckchen zu tragen und das Buch endet auch mit einem Cliffhanger, was ich nicht so gern mag.
Insgesamt habe ich mich gut unterhalten gefühlt.

Bewertung vom 21.05.2024
Das Licht in den Birken
Fölck, Romy

Das Licht in den Birken


gut

Bisher kannte ich nur die Krimis von Romy Fölck und die gefielen mir sehr gut. Nach diesem Buch muss ich allerdings sagen: "Schusterin, bleib bei deinen Leisten!"
Die Geschichte von Thea, Benno und Jule ist dermaßen kitschig und überzogen unrealistisch, dass mir die Tränen kommen. Schade, denn das Buch ist wirklich gut geschrieben, aber es geschehen Wunder über Wunder und alles wird gut.
Thea zieht mit gut 50 Jahren aus Portugal zurück nach Deutschland zu dem brummigen Benno auf den alten Hof in der Lüneburger Heide. Benno hat starke finanzielle Probleme auf seinem Gnadenhof für Tiere und als dann auch noch die verletzte Jule auftaucht, die auf dem Weg nach Amsterdam ist, bringen die beiden Frauen alles auf dem Hof durcheinander.
Innerhalb weniger Tage kommt es zu heftigen Auseinandersetzungen, doch dann setzen sich alle mit den Problemen ihrer Vergangenheit auseinander und -schwupp! - alles fügt sich, die Liebe zieht ein und der Himmel hängt voller Geigen. Die Guten sind gut und die Schlechten sind schlecht, pure Schwarzweißmalerei. Da hätte ich auch gleich einen Lore-Roman lesen können!