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Wortsonate
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Solingen

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Insgesamt 22 Bewertungen
Bewertung vom 05.03.2023
Als Großmutter im Regen tanzte
Teige, Trude

Als Großmutter im Regen tanzte


ausgezeichnet

Trude Teige erzählt in ihrem Roman „Als Großmutter im Regen tanzte „, die Geschichte dreier Generationen, die verbunden sind durch die Liebe und einem tragischen Familiengeheimnis aus der Nachkriegszeit.
Auf zwei Zeitebenen schildert die Autorin, die Geschichte der Großmutter und der Enkelin Juni.
Juni ist zurückgekehrt, weil sie vor ihren Beziehungsproblemen floh, und gerade um ihre Mutter trauert. Während ihres Aufenthaltes stöbert sie in allen Ecken und findet Hinweise auf eine bewegte Vergangenheit ihrer Großmutter nach dem Zweiten Weltkrieg. Juni findet ein Foto, das ihre Großmutter als junge Frau mit einem unbekannten deutschen Soldaten zeigt. Wer ist dieser Mann? Warum hat ihre Großmutter nie davon erzählt?
Durch Zufall lernt sie Georg auf der Insel kennen. Gemeinsam begeben sich die beiden auf Spurensuche. Sie fahren nach Berlin und in die kleine Stadt Demmin, im Osten Deutschlands, das nach der Kapitulation von der russischen Armee überrannt wurde.

Damit sind auch die Hauptthemen des Buches skizziert: die Besetzung Norwegens, dem Leid und Überleben von Deutschland der unmittelbaren Nachkriegszeit. Aus diesen historischen Fakten baut Trude Teige eine Erzählung auf, mit wahren Fakten. Sie deutet mit dem Roman auch daraufhin, dass diese verschwiegene Vergangenheit sich über Generationen auswirkte.

Die Autorin erzählt auf zwei Zeitebenen. Auf der Jetzt-Ebene lernen wir Juni kennen, auf der zweiten die Großmutter, deren Geschichte sich mit jedem Kapitel öffnet. Das ist nicht immer leicht zu lesen, weil durch die bildliche Sprache der Autorin sind wir mitten im Geschehen.
Um dem Roman die Härte des Stoffes zu nehmen, fügt Trude Teige eine beginnende Liebesbeziehung zwischen Juni und Georg ein. Das wirkt am Ende etwas seicht, aber dadurch versteht der Leser, welche Erkenntnisse Juni aus dem Ganzen gewonnen hat. Die Mutter bleibt blass in der Handlung, wir können nur erahnen, warum sie ihre Probleme hatte, und dass zwischen ihr und ihrer Mutter etwas Unausgesprochenes stand.

Im Laufe des Romans wurde mir klar, dass der Titel eine Metapher sein könnte für das, was die Großmutter als junge Frau erlebte, und so versuchte es zu verarbeiten.

Das Cover finde ich gut gelungen, allerdings weist es nicht direkt daraufhin, worum es der Geschichte geht. Auch der Titel erschließt sich dem Leser zunächst nicht. Im Original gibt es ein anderes Cover, das wesentlich besser passt.
Ich konnte mich gut hineinfinden in die Handlung, da ich schon mal so ein ähnliches Buch gelesen habe. Damals war es das erste Mal dass ich darüber etwas gelesen habe, darum war ich gespannt auf diesen Roman.

Ich würde deswegen es denjenigen empfehlen, die sich mit der Nachkriegsgeschichte und den Generationen beschäftigen. Ja, auf der einen Seite ist es eine Liebesgeschichte, aber auf der anderen Seite erzählt es auch ein Stück Nachkriegsgeschichte, die mehr und mehr in Vergessenheit gerät.

Von mir bekommt es die volle Empfehlung.

Bewertung vom 16.12.2022
Die Kraft der Reue
Pink, Daniel H.

Die Kraft der Reue


weniger gut

In seinem Bestseller „Der Kraft der Reue“, erläutert Daniel Pink, warum wir bereuen sollten. Denn jeder bereut in seinem Leben etwas. Reue kommt in verschiedenen Formen vor, und kann schmerzvoll sein. Er skizziert vier Arten der Reue: die grundlegende, die moralische, die wagemutige und die gesellschaftliche. Falls wir daraus etwas lernen, können wir bessere Entscheidungen für unser Leben treffen.
In einer weltweiten Studie hat Pink über tausend Menschen befragt, um herauszufinden, was sie bereuen. Auf einer Webseite lässt sich dies nachlesen, was die Menschen bereuen.
Das nutzt Pink, um mit diesen Beispielen dem Leser die Reue zu erklären, und welchen Einfluss sie hat. Dabei umreißt er zwei Stufen der Reue. Die eine ist sich neu auszurichten und die andere sich zu offenbaren.
Das Buch eignet sich für Leser, die gerade damit anfangen, sich damit zu beschäftigen. Für ihn es interessant, weil Pink auch viele Hintergrundinformationen liefert. Zum Teil verwendet er auch Forschungserkenntnisse, darum liest sich es sich teilweise trocken und theoretisch. Der Leser sollte aufmerksam lesen, es ist kein Buch für mal nebenbei.
Für mich war das Buch nicht so geeignet. Ich fand es teilweise langweilig, und habe keine wirklich neuen Erkenntnisse daraus gewinnen können. Vieles davon war mir schon bekannt. Ich bin bereits einen Schritt weiter, daran wird es sicher gelegen haben. Daher bekommt es von mir zwei Sterne.

Bewertung vom 20.11.2022
Der Junge im Fluss
Kolee, Nestor T.

Der Junge im Fluss


ausgezeichnet

Ben lebt sein ganzes Leben auf der Insel. Nie hatte er den Wunsch, diese zu verlassen. Hier fühlt er sich zu Hause und sieht sich als Bewahrer der Dinge. Dabei schrumpft die Insel zusehends und viele Bewohner sind schon gegangen. Irgendwann wird es die Insel nicht mehr geben.
Alles könnte so bleiben, bis nach Jahren sein Bruder zurückkehrt. Die beiden reden nicht viel. Eines Tages erzählt der Bruder ihm eine alte Geschichte. Sie war der Auslöser für seinen Aufbruch.
Er überredet Ben mitzukommen in ein neues Leben. Als sie endlich gemeinsam aufbrechen, geschieht ein tragisches Unglück.
Ben wird bewusst, dass ab jetzt weitere Veränderungen vor ihm stehen. Mit dem Kompass und mit der Hilfe eines Fischers macht er sich auf die Suche nach einem Ort ohne Zeit namens Damai. Seine Reise wird begleitet von Menschen die Freunde werden, aber auch Menschen die ihm nicht wohlgesonnen sind. Er trifft auf Macht und Gier, sowie Milde und Güte. Dabei begleitet ihn immer wieder ein Kolibri.
Am Ende dieser langen Reise muss er am Ende ein Rätsel lösen, und verstehen, warum Verwahren und Bewahren keine Gegensätze sind.

Das Buch habe ich mir deswegen ausgesucht, weil die ersten Seiten viel sprechend klangen. In der ersten Phase lernen wir Ben und sein Leben auf der Insel kennen. Diese Geschichte mochte ich noch gerne.

Auch lese öfters ich Geschichten, die eine Erfahrungsreise zu sich selbst sind. Weil sie zum Innehalten und Nachzudenken anregen. Jede von ihnen hat seine eigene Schreibweise. Das kann spannend sein, einen neugierig machen, nur der „Junge am Fluss“ mochte ich während des Lesens immer weniger.

Mit jeder Seite, mit jeder Phase wurde die Geschichte immer verwirrender, wirkte teilweise konstruiert und zwanghaft, um das Thema hochzuhalten.
Meine Erwartung an den Verlauf der Geschichte war eine andere. Was mich am meisten gestört waren die ausführlichen Beschreibungen der Schamanin und ihre Handlungen, die Zeit zurückzuführen. Das hat mich ein wenig an Momo, ´Die unendliche Geschichte`, erinnert. Darin stehlen die grauen Herren die Zeit.
Das war mir zu abstrakt.

Mir kam der Gedanke auf, dass der Autor sich vielleicht ein wenig davon inspirieren ließ. Vielleicht hat mich das Mystische gestört, weil solche Bücher mag ich überhaupt nicht.

Die Geschichte ist in klaren Sätzen geschrieben, in überschaubaren, kurzen Kapitel. Der Autor verwendet eine bildhafte Sprache, die den Kreislauf des Lebens und der Jahreszeiten widerspiegelt. Die Figuren kommen authentisch rüber.

Das Cover ist sehr passend gewählt. Ein Junge wie auf einer Insel, dahinter sowas wie ein Nichts. Im gesamtem ein ruhiges Bild.

Die Geschichte eignet sich eher für Erwachsene. Aufgrund dessen, dass mir die ganze Erzählung zu sehr abstrakt wurde, gebe ich nur zwei Sterne als Leseempfehlung.

Bewertung vom 25.10.2022
Wenn die ganze Welt ...
Coelho, Joseph

Wenn die ganze Welt ...


ausgezeichnet

Die Geschichte erzählt die Liebe von einem kleinen Mädchen zu ihrem Großvater. Sie verbringen viel Zeit miteinander. Sie spielen, schreiben, lachen und erleben Geschichten miteinander. Dabei erklärt er ihr vieles, das man auch die Kleinigkeiten schätzen lernen sollte.
Dabei weiß das Mädchen das ihr Großvater sehr krank ist. Eines Tages ist er nicht da, aber das Mädchen findet immer etwas das an ihre gemeinsame Zeit erinnert. In ihren Erinnerungen und Erlebnissen denkt sie an ihn.
Als ich das Buch in den Händen hielt fielen mir als erstes die ausdrucksvollen fröhlichen Zeichnungen. Das Cover zeigt das Mädchen und den Großvater mit den Dingen die sie erlebt haben.
Indem der Autor Joseph und die Zeichnerin Allison Colpoys uns mit den beiden durch die Jahreszeiten begleitet, in einer poetischen lyrischen Sprache, nähern wir uns dem Ende zu.
Obwohl mancher Satz etwas lang wirkt, so gleichen die Zeichnungen dies wieder aus Ich habe mir die Zeichnungen immer wieder angeschaut, weil sie eine starke Ausdruckskraft haben.
Ganz bewusst wurde auf Namen verzichtet, die auch nicht nötig sind. Das Mädchen erzählt in der Ich-Form dadurch ist es eine sehr persönliche Ansprache an den Leser.
Die Geschichte ist ein guter Weg um Kindern ein schwieriges Thema zu erläutern, das neben der Traurigkeit auch mit der Zeit das Glücklichsein dazu gehört. Die Zeichnungen sind neben Ihrer bunten Pracht auch Trostspender. Sie beruhigen auf ihre Art und zeigen einen Weg um mit der Trauer zu leben. Darum wäre es gut sich Zeit zum Vorlesen zu nehmen.
Ich empfand die Geschichte als tröstlich, weil ich gerade selber eine Trauerphase durchlebt habe. Besonders berührt hat mich die Zeichnung mit dem leeren Sessel. Und da liegt auch ein Geschenk für das Mädchen.
Im ersten Moment mag es einen traurig stimmen, doch die Autorin und die Zeichnerin schaffen es
das komplexe Thema Trauer liebevoll anschaulich umzusetzen. Mir hat es gut gefallen, weil es soviel Trost spendet. Darum empfehle ich das Buch.
Altersmäßig ist es ab drei Jahren geeignet.

Bewertung vom 16.10.2022
Ein Alman feiert selten allein
Atmaca, Aylin

Ein Alman feiert selten allein


ausgezeichnet

Humorvoll übertrieben

Die Geschichte der 190 Seiten Erzählung ist schnell zusammengefasst. Eine Weihnachtsgeschichte im Oktober wird so manch Leser fragen. Was zunächst als viel zu früh erscheint, ist eine Parodie darauf wie wir Weihnachten feiern.
Elif erhält von ihrem Freund Jonas eine Einladungskarte für den Heiligabend im September. Sie schaut ihn fragend an. Doch was dann geschieht ist der Planungswahnsinn seiner Familie, insbesondere seiner Mutter.
Eigentlich hatte sich Elif auf ihr erstes richtiges Weihnachtsfest gefreut.
Ihre Vorstellung von Weihnachten ist ein geschmückter Baum, leckeres Essen, Geschenke und Familie. Als Kind türkischer Einwanderer ist sie zwar in Deutschland groß geworden, doch so ein richtiges Weihnachtsfest hat sie noch nie erlebt.
Diese durchgetaktete Planung irritiert sie und Elif fährt mit einem mulmigen Gefühl mit Jonas dorthin.
Zunächst begegnet die Familie ihr etwas skeptisch. Doch am Ende und mancher Katastrophen gewinnt Elif einige für sich.

Die Autorin Aylim Atmaca erzählt aus der Perspektive von Elif. Sie hält uns einen Spiegel vors Gesicht, übertreibt bewusst die Dinge und bringt sehr viel Humor ein.
Ich habe mich köstlich amüsiert über diese Familie und Weihnachten. Und ob es wirklich so auf Außenstehende wirkt. Witzig werden die vielen Details beschrieben wie das Aufstellen des Baumes. Das führt ja bei vielen zur Katastrophe.
Die Autorin schreibt leicht und zügig. Schwungvoll führt sie den Leser durch die Geschichte, doch zum Ende hin folgt ein Ereignis auf das nächste, so als ob sie die Geschichte irgendwie zum Schluss bringen wollte. Dafür ziehe ich einen Stern ab.
Beim Cover bin ich mir nicht schlüssig. Bei näherer Betrachtung könnte es mit Weihnachten zu tun haben. Es sind Weihnachtsschachteln mit Schleifen abgebildet, alle akkurat platziert. Das sagt etwas über den Planungswahnsinn der Familie aus. Vielleicht ist die Farbwahl nicht gut gewählt, aber mehr rot dann hätte es wohl mehr wie ein Weihnachtsbuch ausgesehen.
Wer einfach mal etwas Humorvolles lesen möchte zur kurzweiligen Unterhaltung dem empfehle ich es auf jeden Fall.

Bewertung vom 01.09.2022
Die Köchinnen von Fenley
Ryan, Jennifer

Die Köchinnen von Fenley


ausgezeichnet

Zwei Jahre dauert nun schon der 2.Weltkrieg und die Briten spüren ihre Verluste; Stück für Stück gewinnen die Deutsche neue Gebiete, besonders der Blitz zerstört Städte, und U-Boote haben die Lebensmittelversorgung unterbrochen. In dem Bestreben das die Hausfrauen mit den Essensrationen zurechtkommen, hat die BBC eine Radiosendung namens „Kitchen Front“ ins Leben gerufen, indem der Moderator Ambrose Hart ihnen zeigt, wie sie trotz allem eine schmackhafte Mahlzeit zubereiten können. Doch nun findet die BBC dass es an der Zeit ist, das die Sendung eine weibliche Stimme braucht. Es wird eine Kochwettbewerb ausgerufen.
Vier sehr unterschiedliche Frauen bewerben sich für den Wettbewerb, in der Hoffnung dass sie dadurch ihr Leben verändern können. Da ist die junge Witwe Audrey, die hofft dadurch ihre Schulden ihres verstorbenen Mannes bezahlen zu können und somit ihr zu Hause für ihre Kinder. Die Küchenmagd Nelly, die hofft ihr Leben als Dienstmädchen beenden zu können und endlich frei zu sein. Lady Gwendoline, die sich dadurch erhofft sich von ihrem tyrannischen Ehemann trennen zu können. Zelda , die ausgebildete Köchin, will sich endlich als Küchenchefin in der Männerwelt behaupten.

Diese Geschichte hat alles was einen Plot voranbringt. Wettkampf, Kochkunst, Neid, Tod, Verlassen, Eifersucht, Intrigen, Geheimnisse, Freundschaften, neue Lebenserkenntnisse. Jennifer Ryan weiß wie sie das richtige Tempo wählt, um auch die Nebenhandlungen harmonisch einzufügen.

Die Autorin hat den Roman so strukturiert, das es drei Monate lang eine Kochrunde gibt. Jede von den vieren will gewinnen. Geschickt führt Jennifer Ryan den Leser in eine andere Richtung. Wir erleben die Entwicklung jeder einzelnen Figur.

Die vier Frauen sind sehr gut beschrieben, wie erleben vier unterschiedliche Charaktere. Sicherlich ist es nicht einfach vier Hauptfiguren gleichzeitig zu akzeptieren, aber jeder findet beim Lesen seine Lieblingsfigur. Jedenfalls ging es mir so.

Was mir auch gut gefiel, war das die Autorin das Alltagsleben während des 2. Weltkrieges sehr realistisch beschreibt. Das zeigt sich auch darin, dass sich am Ende eines Kapitels das Originalrezept befindet. Da wird dem Leser deutlich wieviel Talent und Geschick der Wettbewerb verlangt.

Im Ganzen hat das Buch neben dem historischen Kontext auch eine leicht lesbare Lektüre, die einen hineinführt in das Leben der Frauen. Die Autorin schreibt klar und beschreibt die Frauen sehr präzise.

Das deutsche Cover gefällt mir besser, als das englische. weil es vier zielstrebige Frauen zeigt, die den Kochwettbewerb gewinnen wollen.

Für mich gab es nichts Negatives. Ich habe die Geschichte sehr genossen und würde sie den Leser empfehlen die historische Faktenromane mögen, und Leser die Romane übers Kochen lieben. Ich würde sagen ein mehr Buch für weibliche Leserinnen. Die volle Empfehlung.

Bewertung vom 16.08.2022
Dein Schweigen, Vater
Benda, Susanne

Dein Schweigen, Vater


ausgezeichnet

Das Schweigen ihres Vaters begleitete die Geschwister Maria und Uli durch ihr Leben. Mittlerweile treibt sie es um, warum war das Schweigen so beherrschend in der Familie war. Woher haben sie ihre Blockaden in wichtigen Lebensentscheidungen?
Was ist ihrem Vater damals als 12jähriger widerfahren, als er aus seinem Leben in Brünn gerissen wurde?
Was geschah damals im Mai 1945, als seine gesamte Familie mit weiteren deutschstämmigen Bewohnern aus der Stadt vertrieben worden? Was hat ihr Vater damals erlebt, sodass es ihm nie möglich war, darüber zu reden.
Immer mehr wird Uli und Maria bewusst, dass die traumatischen Zustände ihres Vaters in ihnen fortleben, auch sie sind Vertriebene.
Beide brechen zu einer Reise auf, um ihren Weg zu finden, um das Schweigen zu durchbrechen, aber auch zu den Wurzeln der Familie zurückzukehren.
Susanne Brenda hat ein schwieriges Thema der Vergangenheit in ihrem Debütroman gelungenen erzählt.
Die Autorin schildert auf den ersten Seiten die Geschichte von Paul. Wir bekommen einen Hauch von Ahnung was das für einen zwölfjährigen bedeutete. Sie stützt sich dabei auf das Thema Kriegsenkelinnen und wie sich die traumatischen Belastungen der Eltern auf die Kinder auswirkten.
Ich finde das ist ihr gut gelungen, diese Thematik hervorzuheben. Susanne Brendan nähert sich mit der Geschichte von Uli und Maria an diese Problematik heran.
Die Autorin schreibt klar und sachlich. Wir können der Handlung gut folgen, da die Figuren begrenzt sind. Die Hauptakteure sind Maria und Uli. Allerdings fand ich die Reisebeschreibungen zu lang, ich hätte es mir gerne kompakter gewünscht. Ich denke dass es wohl wichtig war, damit der Leser Uli und Maria versteht.
Das Titelbild ist sehr gut gewählt. Es zeigt einen Jungen auf der Flucht. Wir spüren seine Angst, die Ungewissheit was geschehen wird. Auch der Titel passt genau auf die Handlung.
Alles in allem fand ich die Geschichte sehr lesenswert über ein Thema das wenig bekannt ist.
Ich ziehe einen Stern ab, weil mir es in der Mitte etwas zu lang war. Ich empfehle es vor allen denjenigen die sich mit dieser Zeit und dem Thema auseinandersetzen.

Bewertung vom 18.07.2022
Findelmädchen
Bernstein, Lilly

Findelmädchen


ausgezeichnet

Der Untertitel „Aufbruch ins Glück“ beschreibt den Weg der Familie, den diese in der Nachkriegszeit geht.
Helga und ihr Bruder kehren nach dem Krieg in ihre Heimat Köln zurück. Der lang verschollene Vater holt sie wieder nach Hause. Lange haben sie in Frankreich bei Pflegeeltern auf einem Weingut gelebt.
Das Ehepaar war nach Köln gefahren um ihren vermissten Sohn zu suchen. Sie finden ihn mit anderen Kindern an einem Bunker. Kurzerhand nehmen sie alle mit, darunter auch Helga und ihr Bruder. Der Pflegevater verspricht ihnen weiter nach dem Vater zu suchen, nun ändert sich das Leben beider wieder vollkommen.
Was wird sie erwarten? Werden sich ihre Hoffnungen und Träume erfüllen? Helga möchte so gerne auf das Gymnasium.
Eine Geschichte die von der ersten bis zur letzten Seite fesselt. Die Autorin baut geschickt neue Verstrickungen ein, löst sich das eine Rätsel, taucht ein anderes auf.
Ich konnte mir das Geschehene bildhaft vorstellen, Lilly Bernstein lässt den Leser hineintauchen in dieses Leben. Ich habe noch viel erfahren aus dieser Zeit das ich noch nicht wusste.
Viel wurde von der älteren Generation nicht erzählt. Mir gefiel es sehr gut, das die Autorin die Dinge anspricht wie z.B Frauen behandelt wurden, welche Vorurteile es gab und wie hart das tägliche Überleben war.
Nur dunkel wusste ich das Kinder im Waisenhaus misshandelt wurden. Die Geschichte von dem Waisenkind Bärbel war dann auch etwas schockierend für mich.
Trotzdem ist eine Geschichte voller Hoffnung und Zuversicht. Die Autorin hat sehr gut recherchiert, schreibt flüssig und die Beschreibungen vermitteln einen guten Einblick in diese Zeit. Ich finde es nicht trivial, weil durch die Schreibweise versteht der Leser das Ganze viel besser.
Und bis fast zum Schluss bleibt die Frage offen, was aus der Mutter geworden ist, ein sogenannter „Aufhänger“ im Buch, weil man möchte ja auch das letzte Rätsel gelöst wissen. Ich finde das hat die Autorin geschickt eingefädelt und gelöst.
Wer sich für diese Zeit interessiert sollte dieses Buch unbedingt lesen. Volle Empfehlung

Bewertung vom 11.04.2022
Eine Frage der Chemie
Garmus, Bonnie

Eine Frage der Chemie


ausgezeichnet

In ihren Debütroman erzählt Bonnie Gramus eine ungewöhnliche Geschichte, ihre Hauptfigur Elisabeth Zott lebt für die Chemie. Sie vertritt ihre Ansichten konsequent, das war in den frühen 60er Jahren nicht üblich. Die Rolle einer Frau war die der Hausfrau und Mutter.
Elisabeth Zott ist die einzige Chemikerin am Hasting Institut. Ihre Arbeit wird von den Kollegen nicht wertgeschätzt. Sie behandeln sie mehr als Sekretärin und Fußabtreter, verwenden sogar ihre Forschungen unter ihren Namen.

Außer einem: Calvin Evans, der einsame brillante, nominierte Nobelpreisträger , der von seinen Kollegen auch nicht gemocht. Er erkennt als einziger wie einzigartig die Forschungen von Elisabeth Zott sind. Er verliebt sich in sie.

Obwohl beide unterschiedliche Meinungen zu Heiraten und Kinder kriegen haben, gehen sie eine Beziehung ein, die eigentlich so ohne Trauschein nicht sein darf. Elisabeth wird schwanger.
Durch einen tragischen Unfall stirbt Calvin und nun ist sie alleinerziehende Mutter von ihrer Tochter Mad.

Zunächst versucht sie in ihrer Küche als Chemikerin zu arbeiten, und nimmt Auftragsarbeiten an. Doch es reicht nicht und mehr durch Zufall nimmt Elisabeth widerwillig das Angebot einer Kochshow an.

Abendessen um sechs wird dank Elisabeth zu beliebtesten Kochshow im amerikanischen Fernsehen. Sie bringt den Frauen das Kochen auf ungewöhnliche Weise bei, wie kombiniere einen Teelöffel Essigsäure mit einer Prise Natriumchlorid. Denn Kochen ist Chemie, und Chemie ist nun mal das Leben von Elisabeth Zott.
Die Sendung wird immer beliebter und das gefällt nicht jedem, weil sie den Status Quo der Frauen ändern will. Elisabeth Zott lässt sich auch hier nicht verbiegen, vertritt ihre Ansichten und hält sich noch lange nicht an die Regieanweisungen. Dafür lieben die Frauen sie, weil ihnen endlich mal jemand andere Möglichkeiten aufzeigt, als nur Hausfrau und Mutter.
Und dann trifft sie ihre frühere Arbeitskollegin wieder, und die Geschichte nimmt eine Wendung.

Damit möchte ich es belassen, denn der Leser sollte das Buch wirklich lesen. Ein gelungener Debütroman, mit eigenwilligen Charakteren, sozial relevanten Themen, emotionalen Berührungspunkte und Humor.
Bonnie Garms schreibt brillant und witzig von der ersten Seite an. Die Geschichte hat mich immer wieder zum Lachen gebracht. Ich habe mit Elisabeth und ihrer Tochter gefühlt, die genauso wie ihre Mutter ist. Elisabeth ist einfach fabelhaft wie sie konstant ihre Ansichten vertritt. Egal ob am Institut, oder in dem Studio. Sie lässt sich nicht verbiegen.
Eine weitere Figur ist ihr Hund Halbsieben. Denn hätte ich am liebsten adoptiert. Bonnie Garms gibt ihm menschliche Züge. Ein kluger Hund das erkennt Elisabeth früh, und bringt im Worte bei. Das habe ich sogar jetzt nochmal gelesen. Das ist schon bemerkenswert das Elisabeth das so früh erkannt hat in ihrer Zeit.
Gerne hätte ich gewusst wie Calvin und Elisabeth als Familie funktionieren würden, das hätte sicher auch nochmal Zündstoff gegeben. Oder ob sie sich in Walter verliebt. Und wie entwickelt sich ihre Tochter weiter. Ein zweiter Folgeband wäre schön.
Und diese Geschichte würde sich wunderbar verfilmen lassen. Rebellisch, schlau wie ein Fuchs, die sagt was sie denkt und an sich glaubt-das beschreibt Elisabeth Zott ganz gut. Und sie liebt ihre Tochter und Halbsieben.
Ich finde das deutsche Cover besser, das Original finde ich zu modern bis auf den Bleistift, der das Markenzeichen von Elisabeth.

Ein wunderbares Buch das von mir die volle Empfehlung bekommt.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.03.2022
Für diesen Sommer
Klönne, Gisa

Für diesen Sommer


ausgezeichnet

In ihrem Roman erzählt Gisa Klönne, eine Familiengeschichte, die zunächst keine Probleme oder tiefere Geheimnisse hat.
Nach Jahren des Verschwinden von Franziska, steht diese wieder vor Türe ihres Elternhauses.
Gezwungenermaßen, denn ihre Schwester Monika steht für ein paar Wochen nicht zur Verfügung, weil sie eine Auszeit benötigt.
Im Laufe der Handlung lernen wir die Familie Roth kennen, vor allem Franziska und ihren Vater. Wie sie lernen müssen miteinander umzugehen und miteinander zurecht zukommen. Stück für Stück erzählt Gisa Klönne, in drei Abschnitten, von dem Hoffen und Scheitern dieser Familie, jeder auf seiner Weise.
Franziska und ihre Schwester zwei gegensätzliche Typen, die eine sucht ihr Leben, die andere ist die perfekte erfolgreiche Tochter. Melodisch erleben wir die verschiedenen Perspektiven, sodass sich die Mosaiksteine zusammenfügen.
Ausgerechnet der Vater der stets über alles die Kontrolle behalten wollte, verliert sie immer mehr.
Seine Alter und seine Krankheit machen ihm zu schaffen , und nicht alles gefällt ihm was in einem seinen Haus geschieht.
Mit der Zeit gewöhnen sich Franziska und ihr Vater aneinander. Auch wenn diese gerne wieder losziehen möchte, doch nach einem Sturz benötigt er viel mehr Unterstützung. Beide finden ihren Frieden und eigenen Weg
mit der Situation.

Versöhnlich endet das Buch, doch für mich hat das Buch doch ein offenes Ende.
Gerne hätte ich gerne gewusst wie Monika auf das all reagiert, sie kommt nicht viel in der Handlung vor, mehr als Background.
Besonders rührend war für mich der zweite Abschnitt „Sterben“, weil so vieles konnte ich nachvollziehen.
Gut gefiel mir das sich Gisa Klönne auf zwei Hauptfiguren konzentriert und die anderen Erzählfaden
darin eingewoben hat.Die Geschichte hat keinen einen großen Zeitbruch , es war fließend erzählt.
Das Cover gefiel mir gut. Auf der einen Seite zeigt es eine Leichtigkeit des Sommers, aber auch einen Weitblick in die Ferne.
Für mich bekommt das Buch die volle Leseempfehlung, weil es mich so tief bewegt.