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roter*rabe

Bewertungen

Insgesamt 14 Bewertungen
12
Bewertung vom 10.05.2015
Mittenrein ins Leben
Linke, Maria

Mittenrein ins Leben


sehr gut

Unterhaltsame Lesestunden!

Alles fängt damit an, dass Hildegard Bendermacher mit Ende 40 ihren Job als Sekretärin verliert und sie sich fragen muss, wie sie zukünftig ihren Lebensunterhalt bestreiten soll. In ihrer Not beschließt sie ihr Leben auf den Kopf zu stellen und aus der beschaulichen Eifel in die Großstadt Köln zu ziehen, um dort putzen zu gehen. Die Menschen, deren Wohnungen und Häuser Hilde putzt, sind allesamt grundverschieden, manche nett, andere furchtbar egoistisch oder arrogant. Auch Gertrud Schmitz, von Hilde liebevoll „Oma Schmitz“ genannt und eine Frau namens Antonia, lernt sie dabei kennen.

Hilde ist eine sympathische Hauptfigur, mit der man sich gut identifizieren kann. Manchmal fand ich ihre Reaktionen überzogen, aber offenbar ist das von der Autorin so gewollt, denn immer, wenn ich mir dachte „Mensch, die reagiert ja total über, das ist unglaubwürdig..“, hat Hilde kurz danach selbst eingeräumt, dass sie überreagiert. Es hat also alles irgendwie seinen Sinn.

Hildes Freundin Doro findet, dass Hilde sich mehr um sich selbst und weniger um die Probleme anderer kümmern sollte, doch es dauert eine Zeit lang bis Hilde da auch dahinter kommt. In der Zwischenzeit wird der Leser mit einem kurzweiligen Schreibstil und interessanten Charakteren bestens unterhalten. Die Personen, wie bspw. Hilde, Tante Röschen, Onkel Alfons, Oma Schmitz, Antonia, Madeleine, Günther, um einige wichtige zu nennen, sind so gut dargestellt, dass ich sie beim Lesen stets vor Augen hatte.

Günther ist der Polizist, dem Hilde den Diebstahl ihres Fahrrads meldet und der sich mit seinem Hund Elli zunächst nicht wirklich beliebt macht. Irgendwie gerät er immer wieder mit Hilde aneinander. Anfangs kam mir Günther noch ziemlich grün hinter den Ohren vor, was sich aber im Lauf der Geschichte geändert hat. Einige seiner Kommentare waren aber auch wirklich total unsinnig und meine Lachmuskeln wurden hin und wieder durch seine Bemerkungen reichlich erschüttert. Aber auch andere kleinere Szenen - ich sag nur "Drogenplantage" (!!!) ;-) - fand ich sehr amüsant.

Zu Beginn habe ich mich gefragt, ob das ganze Buch hindurch nur von Hildes Putzjob erzählt wird, weil viele Seiten lang nur von den Menschen erzählt wurde, bei denen Hilde putzt. Aber hinterher stellt sich heraus, dass diese Erzählungen für den weiteren Verlauf der Handlung notwendig sind und ich kann versprechen, dass es dann doch noch um mehr geht. Da möchte ich nicht zuviel verraten, nur, dass es noch Handlung gibt, die im Klappentext nicht erwähnt wird.

Mir hat „Mitten rein ins Leben“ gut gefallen und einige unterhaltsame Lesestunden beschert!

Bewertung vom 10.11.2014
Winterapfelgarten
Janson, Brigitte

Winterapfelgarten


ausgezeichnet

Buch für die Seele!
Claudia, mit 51 plötzlich ohne Arbeit, ihre Tochter Jule, die seit einem Reitunfall in Schwermut versinkt und Sara, eine Ex-Anwaltsgattin, sind seit Jules Geburt eng miteinander befreundet.
Vielleicht ist es das Schicksal, das dafür sorgt, dass Claudia auf einer Bank ausgerechnet einen Winterglockenapfel aus dem Alten Land findet. Claudia erkennt in dem alten Bauernhof mit dem Apfelgarten eine Chance für die Zukunft. Um das baufällige und stark renovierungsbedürftige Bauernhaus bewohnbar zu machen, haben die Frauen aber alle Hände voll zu tun: das Dach müsste eigentlich komplett erneuert werden, Schimmel hat schon einige Stellen der Wände erobert und die Heizung fällt immer wieder aus.
Auch der Nachbar, Johann van Sieck, lässt keinen Zweifel daran aufkommen, dass die Freundinnen unerwünscht sind. Seine eigenbrötlerische Art macht Claudia und Sara Angst und außerdem hat er ungewöhnlich großes Interesse an dem Apfelgarten, obwohl er selbst einen riesigen Apfelgarten besitzt. Nur Jule, die ebenfalls kein Blatt vor den Mund nimmt, ist beeindruckt von seiner ruppigen Art und freundet sich mit dem Nachbarn an.
Und dann steht plötzlich Elisabeth vor der Tür. Die ist total verwirrt von den drei Frauen, braucht aber deren Hilfe. Zum Dank bietet sie ihre Kochkünste an und mit dem Duft des selbstgekochen Essens und Elisabeths Gabe, ein Heim zu schaffen, hält die Gemütlichkeit Einzug in den Apfelhof.
Das Buch ist geprägt von der Freundschaft zwischen diesen drei völlig unterschiedlichen Frauen. Seit Jules Geburt verknüpft sie ein besonderes Band. Das ist aber nicht immer leicht, denn Claudia fühlt sich zu Beginn des Buches auch von dieser starken Beziehung eingeengt.
Die flirtbegeisterte Sara macht jedem Mann im Alten Land schöne Augen, womit sie sich keine Freunde macht. Ganz im Gegenteil, denn die Altländerinnen lassen sich ihre Männer nicht ausspannen und so ist Sara nirgendwo gern gesehen. Doch als eine schwangere Frau Saras Fähigkeiten als Hebamme benötigt, erhält sie plötzlich eine Chance aus ihrer jahrelangen Unzufriedenheit zu entkommen.
Jules Reitunfall und die daraus resultierenden Probleme und Gefühle, auch in der Beziehung zwischen Mutter und Tochter, machen neben der Freundschaft einen großen Teil des Buches aus. Zunächst lässt Jule niemanden an sich heran, vergräbt sich in ihrer Wohnung. Einzig ihre „Krüppel“-Freundin Ilka, wie diese sich selbst nennt, scheint sie zu verstehen. Ihrer Mutter Claudia gelingt es dann, sie zu überreden, auf den Apfelhof zu kommen, wo sie wieder ein Stückchen mehr zu ihrer alten Lebensfreude zurück findet.
Außerdem ist es immer wieder lustig zu lesen, wenn Jule oder irgendein Nachbar ein neues Tier anschleppt, das dringend wieder aufgepäppelt werden muss. Ein Schaf mit drei Beinen, Lotte, das alte Pferd von Johann van Sieck oder ein Schwein namens Schinken. Jule kriegt sie alle, denn sie ist einfach wahnsinnig tierlieb und hat ein großes Herz.
Johann van Sieck, der Apfelbauer vom Nachbarhof, hat von Anfang an ein Geheimnis, das spürte ich als Leserin sofort. Die Autorin lässt den Leser da auch eine ganze Weile lang zappeln und schafft es, diese Figur immer ein bisschen mehr in die Handlung einzubinden. Mit jedem Kapitel erscheint er präsenter, bis er schließlich gar nicht mehr wegzudenken ist. Und auch er hat, genau wie Jule, einen schweren Schicksalsschlag hinter sich.
Alle Charaktere sind mit großem Einfühlungsvermögen beschrieben, jede Figur hat ihre Ecken und Kanten und so konnte ich mich sehr gut in die einzelnen Personen hineinversetzen. Es ist ein richtiger Leseschmaus für die Seele.
Brigitte Jansons Scheibstil ist geprägt von einem unglaublichen Wortwitz einerseits und andererseits von sehr viel Liebe zum Detail und zu ihren Figuren. „Winterapfelgarten“ ist einfach herzerwärmend, erfrischend ehrlich und fesselnd von der ersten bis zur letzten Seite.
Die ideale Geschichte für kalte Winternächte, die man eingekuschelt auf dem Sofa verbringt.

Bewertung vom 10.11.2014
Sterbenszeit / Ricarda Zöller Bd.1
Kibler, Michael

Sterbenszeit / Ricarda Zöller Bd.1


ausgezeichnet

spannender Krimi mit ernstem geschichtlichen Hintergrund!

„Sterbenszeit“ beginnt mit einer kurzen Szene von „Damals“. „Damals“, das ist der 10. April. Wir kennen als Leser nicht das Jahr. Da ist nur der Erzähler, der gemeinsam mit anderen marschiert, ein Lied von einem Moorsoldaten wird gesungen.

Kriminalhauptkommissarin Ricarda Zöller aus Mainz wird zu einem Tatort gerufen. Opfer ist die nur wenige Tage alte Mia Oloniak. Der Täter hat dem Baby in den Kopf geschossen. Ricarda geht der Fall an die Nieren, sie und ihr Team ermitteln unter Hochdruck und so kommen sie einem weiteren Verbrechen auf die Spur, das eineinhalb Jahre zuvor in Heidelberg verübt wurde. Ein Mann wurde damals mit der gleichen Waffe getötet wie die kleine Mia. Der Verdächtige wurde jedoch aus Beweismangel freigesprochen. Ricarda Zöllers Ermittlungen sind in eine Sackgasse geraten und so bittet sie Lorenz Rasper um Hilfe.

Lorenz Rasper ist Ermittler beim Bundeskriminalamt in Wiesbaden. Seine neu gegründete Abteilung soll sich um bundesweite Serienstraftaten kümmern. Das Fortbestehen des Teams steht allerdings momentan auf wackligen Füßen und so kommt Ricarda Zöller mit ihrem Anliegen gerade recht. Kurz nachdem Ricarda und Lorenz die Ermittlungen aufgenommen haben, wird auch Monika, die Mutter des toten Babys, erschossen. Für die Ermittler stellen sich viele Fragen, doch sie finden keine Antworten. Statt dessen stoßen sie auf weitere Opfer in der Familie von Monika Oloniak. Doch der Mörder ist noch nicht am Ende angelangt.. weitere Menschen sollen sterben.. Wird es ihm gelingen? Oder können die Ermittler ihn rechtzeitig stoppen?

Das Buch ist in zwei Erzählstränge unterteilt. Zum einen ist da die Ermittlung der Kommissare, die versuchen, die Morde aufzuklären. Zum anderen der geheimnisvolle Erzähler, der über seine Erlebnisse von damals berichtet. Durch die „Damals“-Szenen ist der Leser den Ermittlern immer einen kleinen Schritt voraus, was aber den Spannungsgehalt des Buches nicht beeinträchtigt.

Die handelnden Personen sind allesamt sehr sympathisch. Durch ihre Vergangenheit und ihre Gefühle, die im Buch sehr schön beschrieben werden, kann man sich gut in sie hineinversetzen und machen ihre Handlungen nachvollziehbar.

Man spürt sehr deutlich, dass hier ein ganzes Team ermittelt und nicht nur einzelne Personen. Von jedem Mitglied hat man etwas aus dessen Leben erfahren, jede Person hat ihr eigenes Schicksal, das berührt. Und doch schafft Michael Kibler es, die Ermittlungen nicht zu kurz kommen zu lassen. Die Spannung des Buches baut sich immer mehr auf, die Handlungsfäden werden immer rascher zusammengeführt.

Ich wurde sogar am Schluss des Buches, als ich dachte, ich wüsste jetzt alles, noch einmal überrascht. Es war bis zum Ende spannend, wenngleich es mich auch sehr nachdenklich und fassungslos zurückgelassen hat.

„Sterbenszeit“ ist kein gewöhnlicher Krimi, den man liest und sich dann gleich dem nächsten zuwendet. Das Buch hat ein durchaus ernstes Thema als Hintergrund, das dem Leser mit einer guten Portion Einfühlungsvermögen näher gebracht wird. Und es zeigt auf eindrückliche Art, zu welchen Taten Menschen im Stande sind.

Michael Kibler hat hier einen hervorragenden Auftakt für eine neue Serie um den BKA-Ermittler Lorenz Rasper geschaffen, den ich nur wärmstens empfehlen kann! Ein Krimi, der nachdenklich macht wie kein anderer..

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.12.2012
Dicke Hose
Morgowski, Mia

Dicke Hose


ausgezeichnet

Alexander Held ist Immobilienmakler, der beruflich momentan auf eher wackligen Beinen steht. Sein bester Kumpel Florian überredet Alexander, ihn in dessen Modegeschäft „Miucci“ zu vertreten. Dumm nur, dass Alex keine Ahnung von Mode hat, obwohl Florian seiner Mitarbeiterin berichtet, Alexander habe zuvor bei Prade gearbeitet. Chefin Victoria ist zunächst happy, immerhin gilt es, einen großen Event vorzubereiten und sämtliche Mitarbeiter außer dem schwulen Kai sind krank. Doch schon bald ist klar, dass Alex keine Ahnung hat...
Obwohl „Dicke Hose“ aus der Perspektive des Mannes erzählt wird, ist es meiner Meinung nach doch einer ein Buch für Frauen. Auch ein Mann wird aber sicher seinen Spaß beim Lesen haben. Das Buch ist unterhaltsam und witzig, Lachanfälle und Schmunzler in jedem Fall garantiert! Alexander Held, die männliche Hauptfigur, kommt sehr echt und unverfälscht rüber. Im Lauf des Buches entwickelt er sich vom erfolglosen Immobilienmakler mit Frauenproblem zu einem richtigen Mann, der um die Frau seines Herzens kämpft, die Herausforderungen des Berufs mühelos bewältigt und auch mal auf den Rat eines Schwulen hört. Victoria ist so etwas wie seine Chefin, auch wenn Alex anfangs noch glaubt, dass ER das Sagen hat. Sie arbeitet sehr hart und auch Alex lässt das nicht kalt. Er verliebt sich zusehends in Victoria und auch sie scheint ihn zu mögen. Mit dem schwulen Kai hat Florian zunächst so seine Probleme und Kai kommt schon bald dahinter, dass Alex keineswegs „von Prada ist“.
Das Cover ist in typischen Frauenfarben gehalten, der Titel dagegen klingt eher männlich. Das frisch geschlüpfte quietsch-gelbe Küken auf dem Buchumschlag kann als Anspielung auf Alexanders „Mehr-Schein-als-Sein“-Mentalität verstanden werden.
Bei diesem Buch kommt der Leser voll auf seine Kosten und er kann sicher sein, dass seine Lachmuskeln ordentlich strapaziert werden! „Dicke Hose“ ist für jeden geeignet, der gerne lacht und auf witzige Unterhaltung mit einem charmanten Protagonisten abfährt. Alex Modeglossar am Buchende und das kleine Daumenkino am unteren Buchrand geben dem Buch noch den letzten Kick.
Am Ende hat man nicht nur Alex ins Herz geschlossen!

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

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