Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Putzibaer

Bewertungen

Insgesamt 30 Bewertungen
Bewertung vom 01.11.2022
Die Spur der Luchse / Ingrid Nyström & Stina Forss Bd.10
Voosen, Roman;Danielsson, Kerstin Signe

Die Spur der Luchse / Ingrid Nyström & Stina Forss Bd.10


sehr gut

Weniger wäre mehr...

Der zehnte Band um die Ermittlerinnen Ingrid Nyström und Stina Forss bietet wieder die gewohnte Spannung, ist jedoch leider überfrachtet mit verschiedenen Handlungssträngen, Verdächtigen und Motiven.

Das so betonte aktuelle Thema Naturschutz spielt in der Krimihandlung keine zentrale Rolle. Verschiedene Personen treffen auf dramatische, jedoch unglaubwürdige Art zusammen und enden in einer Tragödie. Um einige Hauptfiguren wird ein übertriebenes Verwirrspiel betrieben, das den Leser eher frustriert statt ihn sinnvoll miträtseln zu lassen.

Ingrid Nyström ist in diesem Fall auch nicht auf der Höhe ihrer Ermittlerkompetenz. Sie führt Alleingänge durch, überfordert sich auf verantwortungslose Weise und macht infolgedessen Fehler. Da wundert es nicht, dass das ganze Team - ähnlich wie der Leser - kurz vor Ende des Buches immer noch keinen Durchblick in Bezug auf Täter und Motiv hat.

Natürlich ist das Klagen auf hohem Niveau, aber durch die Vorgängerbände ist man eine andere Qualität gewohnt. Nur aus Verbundenheit zum Team vergebe ich vier anstatt drei Sterne.

Bewertung vom 01.11.2022
Die Gewandnadel
Ospelkaus, Susanne

Die Gewandnadel


ausgezeichnet

Die Hoffnung bleibt...

"Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn hat, egal wie es ausgeht."

Diese Aussage von Vaclav Havel könnte auch den Inhalt dieses Buches beschreiben. Wir lernen Josefine kennen, eine Rotkreuzschwester, die während des zweiten Weltkrieges in Nordafrika im Einsatz war und sich dort in Harun, einen Berber, verliebte. Die Jahre, die sie bei seinem Volk verbrachte, prägten sie und nach ihrer unfreiwilligen Heimkehr nach Deutschland blieb die Sehnsucht nach einer Rückkehr zu Harun und seiner Familie. Doch dieser Wunsch erfüllte sich nicht und Josefine erfuhr nie, was aus ihrer großen Liebe wurde.

In einem zweiten Handlungsstrang wird der Lebensabend von Josefine beschrieben, den sie - inzwischen an Demenz erkrankt - in einer Seniorenresidenz verbringt. Dort wird sie - ebenso wie zwei ihrer langjährigen Freundinnen - von einem sehr feinfühligen und engagierten Pfleger mit libyschen Wurzeln betreut. Dank ihm und seinen Eltern bekommt sie wieder Zugang zu ihren Erlebnissen in Nordafrika und findet darin Trost.

Dieses schöne und traurige Buch beschreibt sehr einfühlsam, wie bereichernd und schwierig es ist, von einer Lebenswelt in eine andere einzutauchen und sich dabei von Menschen und Träumen zu verabschieden, um sich dann wieder neuen Begegnungen und Aufgaben zu öffnen. Die Autorin zeigt dabei auf, dass eine Lebensphase kein Happy End haben muss, um für die betreffenden Personen von großer Bedeutung und ein Geschenk zu sein.

Danke für dieses berührende Buch.

Bewertung vom 27.10.2022
Das Lied des Wassers
Hummel, Hedi

Das Lied des Wassers


gut

Wassertheorie und Liebesgeschichte

In "Das Lied des Wassers" wird die Wassertheorie, d.h. Erkenntnisse über das Gedächtnis von Wasser und die Möglichkeit, dieses zu vitalisieren, mit einer Liebesgeschichte verknüpft.

Der Protagonist Richard gerät in eine Lebenskrise, die er überwindet, indem er seine bisher rein materialistisch orientierte Lebensweise hinter sich lässt und sich bei einem wieder gefundenen Jugendfreund auf andere Werte besinnt wie Naturschutz, Emotionalität und Solidarität. Es wird auch seine Liebesgeschichte mit Gabriela beschrieben, die aus zwei kurzen, viele Jahre auseinander liegenden Episoden besteht.

Während die Informationen über die Wassertheorie sehr informativ und gut recherchiert waren, konnte mich die Liebesgeschichte nicht wirklich überzeugen. Sie erschien mir nicht wie eine ernst zu nehmende Partnerschaft sondern war geprägt von Zufälligkeit und leidenschaftlichen, aber nicht dauerhaften Emotionen.

Die im Buch mit Hilfe von vitalisiertem Wasser durchgeführte Seereinigung wurde als eine Art Happening beschrieben, was die Wassertheorie leider in die Nähe von Esoterik und Glaubenslehre rückte, anstatt ihren wissenschaftlichen Charakter zu betonen.

Dem belebten Wasser könnte man einen größeren Gefallen tun, wenn man darüber in einem weniger schwärmerischen Stil berichten würde.

Bewertung vom 19.10.2022
Das Herz, der Kreis und der Tod
Berg, Carsten

Das Herz, der Kreis und der Tod


gut

Weniger wäre mehr

In seinem Aachen-Krimi lässt Carsten Berg den Privatdetektiv Libuda vordergründig in einem Vermisstenfall ermitteln. Bald stößt dieser aber auch auf einen Betrug nach dem Schneeballsystem, einen über 20 Jahre zurückliegenden Raubüberfall und schließlich sogar Verbrechen, die während des zweiten Weltkrieges begangen wurden. Dazu wechselt der Autor vorwiegend zwischen zwei Zeitebenen hin und her.

Leider werden die früheren und heutigen Geschehnisse abwechselnd in so vielen kurzen Kapiteln erzählt, dass lange zwischen den verschiedenen Handlungssträngen kein Zusammenhang zu erkennen ist. Auch wird dadurch der Lesefluss unterbrochen und die Spannung des Krimis bleibt auf der Strecke.

Im Laufe der Geschichte werden verschiedene Verdächtige eingeführt, allerdings bleibt deren Beschreibung so vage, dass der Leser nicht wirklich miträtseln kann. Das Verhalten des Privatdetektivs ist dabei auch nicht hilfreich. Er verhält sich wenig professionell, geht manchen Spuren gar nicht oder erst mit Verspätung nach und setzt sich mit seinem impulsiven Verhalten manchem Risiko aus.

Letztendlich gab es für mich in dem Buch keine Figur, die mir sympathisch war. Und das macht es erfahrungsgemäß schwierig, mit den Akteuren mitzufiebern oder ihnen die Daumen zu drücken.

Für einen Folgeband kann ich nur eine entschlackte Handlung, weniger überflüssige Figuren und einen überzeugenderen Protagonisten empfehlen.

Bewertung vom 14.10.2022
Heißes Pflaster / Seiler und Novic Bd.2
Pohl, Alex

Heißes Pflaster / Seiler und Novic Bd.2


ausgezeichnet

Grauzone zwischen Recht und Unrecht

Im zweiten Fall des Leipziger Ermittlerduos Seiler und Novic geht es vordergründig um den Tod eines Lokalpolitikers. Dahinter verbergen sich aber noch andere Straftaten wie Korruption bei Behördenmitarbeitern, kriminelle Machenschaften politischer Gruppierungen sowie der Baumafia und Verdunkelung bei der Polizei.

"Heißes Pflaster" ist ein zum großen Teil politischer Krimi, der mir noch besser gefällt als der erste Band der Buchreihe. Dies liegt vor allem an den originellen, glaubwürdig gezeichneten Ermittlern. Der Synästhetiker Novic leidet unter seiner Hypersensibilität, gleichzeitig befeuert sie seine Intuition bei der Aufklärung des Falles. Da bekommt die Redewendung, jemanden nicht riechen zu können, noch mal ein ganz anderes Ausmaß. Angesichts seiner offensichtlichen sozialen Isolation empfindet man Mitleid.

Auch Seiler bekommt in diesem Band mehr Raum, sei es durch private Beziehungen oder ihren Verdacht, dass der vermeintliche Suizid ihres Mannes mit Machenschaften seiner Exkollegen in Zusammenhang stehen könnte. Dabei spielt auch der Vorgesetzte der beiden Hauptkommissare eine noch undurchsichtige Rolle.

In diesem Krimi werden Zwiespalte aufgezeigt: welche Handlungen, die aufgrund von Wohnungsnot, wirtschaftlichen Interessen oder politischer Gesinnung erfolgen, können noch akzeptiert werden? Der Riss geht durch die Gesellschaft: ob es Polizisten sind, deren politische Einstellung ihre Arbeit beeinflusst, oder Anwohner, die zwar die soziale und wirtschaftliche Ungerechtigkeit erkennen, aber nicht in das Sperrfeuer politischer Gruppierungen geraten wollen. Der Autor bezieht selber Stellung, indem er mit der Hausbesetzerszene sympathisiert, die naiv bis idealistisch dargestellt wird, während vor der rechten Gefahr gewarnt wird, die manipulativ ist und die Bereitschaft zeigt, über Leichen zu gehen.

Alex Pohl zeigt einmal mehr sein Talent für sehr spannende Szenen sowie unterschwelligen Humor. Dass er Liebeskummer und Trauer weniger gut oder weniger bereitwillig beschreibt, konnte mich nicht bewegen, dafür einen Stern abzuziehen.

Bewertung vom 07.10.2022
Gangs of Katzenstadt
Bremmer, Michael;Grüning, Veronika

Gangs of Katzenstadt


sehr gut

Zusammenhalt macht stark

"Ähnlichkeiten der beiden Protagonistinnen mit lebenden Katzen sind nicht zufällig sondern beabsichtigt."

So könnte das Vorwort dieses Buches lauten. Die Autoren haben dieses Katzenabenteuer ihren beiden Familienmitgliedern Bonnie und Bandini auf den Leib geschrieben.

In diesem Krimi müssen Katzen ihre Stadt gegen menschliche und tierische Eindringlinge verteidigen, die kriminelle Pläne verfolgen. Die Geschichte ist spannend, teilweise blutig, aber durch den Zusammenhalt der verschiedenen Katzengangs auch immer hoffnungsvoll. Mit Hilfe eines Masterplans der Anführerin Bandini können einige Gangster in die Flucht geschlagen und viele Katzen erst einmal gerettet werden.

Die Charaktere der felinen Hauptdarsteller sind sehr liebevoll und kenntnisreich gezeichnet. Es gibt jede Menge ausgefallene Persönlichkeiten, unter denen jeder Leser einen oder mehrere Favoriten finden wird.

Das Ende des Buches ermutigt zu einer Fortsetzung der Geschichte. Ich werde Bonnie und Bandini gerne wieder begleiten.

Bewertung vom 01.10.2022
Fischkatz
Panizza, Kaspar

Fischkatz


ausgezeichnet

Ein Katzenkrimi mit Wortwitz und Biss

Es ist meine erste Begegnung mit der Münchner Mordkommission um Hauptkommissar Steinböck und seine sarkastische Katze. Der humorvolle Krimi lebt von der fast familiären Zusammenarbeit des skurrilen Ermittlerteams. Sie arbeiten, schlemmen, frotzeln und feiern gemeinsam und sind dabei immer menschlich und unterhaltsam. Der Autor kann in der Figur des rücksichtsvollen, unaufgeregten Steinböcks seine soziale Seite ausleben und in der Person der Lästerkatze unangepasste Meinungen äußern und seinem gelegentlichen Unmut Luft machen.

In diesem Rahmen ist eine sorgsam durchdachte Krimihandlung angesiedelt, die skrupellose Mörder, unsympathische Politiker und eine ganze Handvoll Verdächtige aufweist und dabei noch aktuelle und frühere gesellschaftliche Auswüchse beleuchtet.

Das Buch ist kurzweilig und spannend, bietet gleichermaßen humorvolle Beobachtungen und tragische Momente. Der Star ist jedoch die respektlose Frau Merkel, die scharf beobachtet, ständig genauso treffende wie witzige Kommentare abgibt und dabei ein Charisma entfaltet, dem sich kein Leser entziehen kann.

Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 19.09.2022
Ein paar kurze Jahre
Manko, Ida

Ein paar kurze Jahre


sehr gut

Verpasste Gelegenheiten

In "Ein paar kurze Jahre" geht es um die Liebe zwischen Theo und Ava, die sie sich aber jahrelang nicht gestehen.

In berührenden und fast schon philosophischen Worten beschreibt vor allem Theo, wie es trotz gegenseitiger Anziehung lange nicht zu einer Liebesbeziehung kommt. Dies liegt neben der Rücksichtnahme auf dritte Personen vor allem daran, dass den Protagonisten wiederholt der Mut fehlt, zu ihren Gefühlen zu stehen. Sei es aufgrund der Angst vor einer möglichen Ablehnung oder der Sorge, sich auf einen unpassenden Partner einzulassen.

Die fast schon tragische Konsequenz dieser verpassten Gelegenheiten ist letztlich eine Beziehung, der nur "ein paar kurze Jahre" vergönnt sind.

Bewertung vom 02.09.2022
Niederrheinische Glut
Wedershoven, Anja

Niederrheinische Glut


ausgezeichnet

Die Grenze verschwimmt...

Während eine Gluthitze über dem Niederrhein liegt, untersuchen Johanna Brenner und Axel Holtz die Entführung eines betagten Rollstuhlfahrers. Das Opfer war bei niemandem beliebt, was die Identifizierung des Täters sowie Motivs nicht einfach macht.

Erschwert werden die Ermittlungen durch einen Trittbrettfahrer, der die Polizei zunächst auf eine falsche Fährte führt. Zusätzlich wird das Ermittlerduo wiederholt durch private Probleme von der Arbeit abgelenkt.

Anja Wedershoven hat einen atmosphärisch sehr dichten Kriminalroman komponiert, der sich durch exzellente Charakterstudien auszeichnet. Ob es sich um den falschen Verdächtigen handelt, die oft impulsiv und unüberlegt agierende Ermittlerin oder den Täter, der zugleich Opfer ist - alle werden sehr glaubwürdig zum Leben erweckt.

Besonders beeindruckt hat mich dabei, wie sehr die Grenze zwischen gut und böse sowie stark und schwach verschwimmt.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.08.2022
Lahn Sieg Tod
Halbe, Sandra

Lahn Sieg Tod


ausgezeichnet

Logenplatz bei der Ermittlung

Ich werde niemanden mit einer Inhaltsangabe von "Lahn Sieg Tod" langweilen oder davon schwärmen, wie klug dieser vielschichtige Krimi konstruiert ist und mit wie vielen möglichen Verdächtigen und Motiven er aufwartet. Okay, doch, vielleicht ein bisschen... Aber vor allem möchte ich von einem Lesephänomen berichten:

Sandra Halbe öffnet uns die Tür zu einem Kriminalfall, der sich im Wittgensteiner Land ereignet hat, und was passiert? Durch sehr genaue Situationsbeschreibungen und ausgefeilte Charakterzeichnungen wird man direkt in die Ermittlungsarbeit hineingesogen. Der Leser ist ganz nah am Geschehen, als wäre er selber zugezogen. Es ergibt sich eine persönliche Beziehung zu den Hauptfiguren, weil man sie schnell gut zu kennen glaubt. Plötzlich möchte man dem Ermittlungsleiter auf die Schulter klopfen für die kompetente Spurensuche oder auch wieder Trost zusprechen, wenn sich keine neuen Erkenntnisse ergeben, obwohl alle Mitarbeiter vor Erschöpfung schon zu Kaffeejunkies werden. Und man ertappt sich dabei, dass man über das Verhalten von Verdächtigen schimpft und sich aufregt, als seien es die eigenen Nachbarn von gegenüber.

Die Protagonistin des Buches, Kommissarin Caro König, wird einem mit ihren beruflichen Fähigkeiten und ihren kleinen persönlichen Macken - über die auch andere Mitglieder des Ermittlungsteams reichlich verfügen - so vertraut, dass man ihr bis zur spannenden Auflösung des Falls abwechselnd zu ihrer Intuition gratulieren, Zuversicht zusprechen und ihr manche Unsicherheit nehmen möchte.

Sandra Halbe adoptiert uns mit diesem Buch in ihre Krimiwelt. Ich bezweifle, dass sie weiß, wie gut sie ist. Aber ich weiß es. Ich war dabei.