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UrbanMoose
Wohnort: 
Gent

Bewertungen

Insgesamt 22 Bewertungen
Bewertung vom 10.08.2011
Wasser für die Elefanten
Gruen, Sara

Wasser für die Elefanten


ausgezeichnet

"Wasser für die Elefanten" ist eine zauberhafte Geschichte, die mich sofort in ihren Bann gezogen hat. Sie hat mich direkt ins Herz getroffen und beschäftigt mich weiterhin, obwohl ich das Buch schon längst ausgelesen habe.

Wir lernen Jacob als aufmüpfigen 93-jährigen kennen, der im Altersheim reichlich für Unruhe sorgt. Er erzählt von seiner Zeit im Wanderzirkus. Dort landet er, nachdem seine Eltern ums Leben kommen und er seine Prüfung in Veterinärsmedizin schmeißt. Bei "Benzinis Spektakulärster Show der Welt" wird er als Tierarzt eingestellt und freundet sich mit seinem jetzt abenteuerlichen, aber oft auch ungemütlichen Leben an.

In dieser Zirkuswelt trifft er auf viele bunte Vögel. Onkel Al zieht mit seiner bunten Parade per Zug durch das Land. Als Leser taucht man schnell in diese farbenfrohe, nostalgische Welt ein. Anhand von Jacobs Beschreibungen bekommt man ein Gefühl dafür, dass hinter dieser kunterbunten, fantasievollen Fassade jedoch schwere, körperliche Arbeit steckt und es mitunter rauh zugeht.

Jacob verliebt sich in Marlena, Kunstreiterin und Frau des wahnsinnigen Stallbesitzers August. Die Liebesgeschichte ist mit viel Gefühl erzählt und man fühlt sich sofort in ihren Bann gezogen. Man wünscht sich nichts mehr sehnlicher als dass es für die beiden ein Happy End gibt.

Mit viel Liebe zum Detail beschreibt die Autorin Jacobs Mitgefühl für die Tiere und vor allem seine innige Beziehung zur Elefantendame Rosie. Rosie ist für mich eindeutig der Hauptstar in diesem Buch. Die Autorin scheut nicht davor zurück, über das Leiden der Zirkustiere zu schreiben, womit die Geschichte nicht abgehebt wirkt, sondern auf dem Boden der Tatsachen bleibt.

Alles in allem ein tolles Buch um zu verschenken und jemandem eine große Freude damit zu bereiten.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.07.2011
Die Zwillinge von Highgate
Niffenegger, Audrey

Die Zwillinge von Highgate


weniger gut

Ich hatte mir von diesem Buch große Gefühle wie im Film „Ghost - Nachricht von Sam“ erhofft. Herausgekommen ist eine Geistergeschichte mit viel Hokuspokus, die an manchen Stellen kitschig wirkt. Dabei hatte die Autorin viele gute Ansätze.

Robert verliert seine Elspeth, die ihren verwöhnten Nichten das gesamt Vermögen vererbt. Allerdings kennen diese ihre Tante kaum. Spätestens hier lüftet sich für aufmerksame Leser gleich das größte Geheimnis, um das sich diese Geschichte dreht. Valentina und Julia, noch bei ihren Eltern wohnend und planlos, was ihre Zukunft betrifft, ziehen spontan von den USA nach London in Elspeths Wohnung, und treten somit das Erbe an. Die Zwillinge sind jedoch jung und naiv und wissen nicht so recht, was sie mit ihrem neuen Leben anstellen sollen. Valentina nimmt Elspeths Geist wahr, der in der Wohnung gefangen ist. Sie fängt an, mit dem Geist Kontakt aufzunehmen und schmiedet einen gefährlichen Plan, bei der Elspeth ihr helfen soll.

Das Buch ist leicht zu lesen und schnell durchflogen. Anstatt den Charakteren mehr Leben einzuhauchen, konzentriert sich die Autorin darauf, alles bis ins kleinste Detail zu beschreiben. Die Zwillinge sowie Robert erscheinen einem wie leblose Marionetten, die einfach dem Lauf der Geschichte folgen und ihrem Schicksal harren. Interessant wirkt nur Martin, ihr Nachbar, der unter Zwangsstörungen leidet und sich nicht aus der Wohnung traut.

Um Elspeths Geist zum Leben zu erwecken, bedient sich die Audrey Niffenegger anscheinend reichlich der bereits von Geistergeschichten bekannten Phänomene. Es wäre schön gewesen, hätte sie das Thema etwas sensibler angepackt. Interessant jedoch sind die Erzählungen über den Highgate-Friedhof, der eine gute Kulisse für das Geschehen bietet und Neugier auf mehr macht. Auch die Beziehungen, die die Schwestern zu Robert und Martin entwickeln, lenken von dem trüben Geschehen ab. Das Ende hat mir gut gefallen.

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.07.2011
Wo bitte geht's hier zur Erleuchtung?
MacDonald, Sarah

Wo bitte geht's hier zur Erleuchtung?


gut

Obwohl die Geschichte, die Sarah MacDonald zu erzählen hat, vielversprechend anfängt, konnte mich dieses Buch letztenendes nicht überzeugen. Die ersten Kapitel sind schnell durchflogen. Hierbei kullerten mir Tränen über die Wange, weil ich aus dem Lachen nicht mehr herauskam. Vor Lachkrämpfen sei also gewarnt!

Ein Problem, auf das ich bei Reisegeschichten immer wieder stoße, ist der einfache Schreibstil. Man denke z. B. an "Die weiße Massai". Zwar haben die Autoren viel zu erzählen von ihren Erlebnissen in fremden Ländern, jedoch benötigt es mehr, um daraus ein Buch zu machen. Viele solcher Geschichten lesen sich wie Postkarten aus dem Urlaub, was mir weniger zusagt.

Nach einem kurzen Einblick in ihr Leben in Delhi, lässt die Autorin dem Leser Einblicke gewähren in die verschiedenen Religionen Indiens. Was anfangs noch interessant und amüsant wirkt, entpuppt sich als stundenlanger Einkaufsbummel im Supermarkt der Weltreligionen. Die Kapitel sind zunehmend mühsamer zu lesen, die Geschichte wirkt schleppend und hängt wie eine schwere Kugel am Bein. Der Versuch, dem Leser die Religionen näherzubringen und zu erklären, hinterlässt einen faden Geschmack von Erdkundeunterricht. Zum Glück lenkt der spritzige Humor hiervon etwas ab.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.07.2011
Sarahs Schlüssel
Rosnay, Tatiana de

Sarahs Schlüssel


sehr gut

Ich bin dankbar, dass mir eine Kollegin dieses Buch gab, denn selber hätte ich bei dem Inhalt wohl nicht danach gegriffen. Es ist keine Kriegsgeschichte, sondern eine, die von Geschwisterliebe erzählt. Sie handelt von der tapferen, kleinen Sarah, die alles daran setzt, ihren Bruder zu retten. Man schließt das Mädchen sofort ins Herz, bewundert ihren Mut und leidet mir ihr.

Der Autorin ist es gelungen, die Spannung stets aufrecht zu erhalten. Allerdings hätte ich mir gewünscht, dass der Blick in Sarahs Vergangenheit, der (über ein paar Kapitel) parallel zu der Gegenwart und Julias Erlebnissen läuft, länger anhielt.

Bis zu dem Punkt, an dem der Leser an Sarahs Schicksal teilhaben mag, scheint mir die Geschichte glaubwürdig. Dies ändert sich jedoch, als in der Gegenwart weitererzählt wird, in der Julia versucht herauszufinden, was mit Sarah und ihrem Bruder Michel geschehen ist.

Zuviele Zufälle treffen hier aufeinander, die die Geschichte unglaubwürdig wirken lassen: als Julia den Auftrag bekommt, über "Vel D'Hiv" zu schreiben, findet sie ein schreckliches Geheimnis heraus, das gleichzeitig den persönlichen Link zu Sarahs Geschichte formt. Die Recherche gestaltet sich als geradezu leicht: entweder trifft sie auf Augenzeugen aus der Kriegszeit oder lernt sie Leute kennen, die die richtigen Beziehungen haben und ihr weiterhelfen können. Julias Schwiegervater hütet ein Geheimnis, welches perfekt ins Puzzle passt. Hinzu kommt, dass Julia fieberhaft daran arbeitet, die Wahrheit ans Licht zu bringen, dass sie dabei sogar ein Leben riskiert.

Trotzdem will man dieses Buch nicht mehr aus der Hand legen. Die Autorin verzichtet auf ein dramatisches Happy End, oder überlässt zumindest dem Leser zu entscheiden, ob die Geschichte glücklich ausgeht.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.07.2011
Das Herz ihrer Tochter
Picoult, Jodi

Das Herz ihrer Tochter


gut

Leider hat mich als Picoult-Fan dieser Roman von Anfang an enttäuscht. Man möchte meinen, dass sich die Geschichte hauptsächlich um June dreht, die bei einem Unfall ihren Ehemann und anschließend ihre ältere Tochter und Lebenspartner verliert, die Shay Bourne ermordert haben soll. Junes einziger Grund weiterzuleben ist ihr ungeborenes Kind Claire. Diese benötigt dringend ein neues Spenderherz. Allerdings wird Junes Leiden und Kampf um das Leben ihrer Tochter nur beiläufig erzählt (und erinnert stark an "Beim Leben meiner Schwester").

Picoult bietet dafür reichlich Einblicke in Shays Leben in Gefangenschaft, was den Leser erstmal lange beschäftigt hält. Besonders sympathisch wirkt hierbei der Gefangene Lucius, aus dessen Blickwinkel wir das Leben im Gefängnis mitverfolgen dürfen.

Shay wartet bereits 11 Jahre auf seine Todesstrafe, als der Priester Michael und die Anwältin Maggie ins Spiel kommen. Shay möchte sein Herz der Schwester des Opfers schenken. Allerdings steht bereits der Hinrichtungstermin fest und dass er eine tödliche Injektion bekommen soll, was zur Folge hat, dass sein Herz nicht mehr gebraucht werden kann. Nur Michael und Maggie können ihm seinen Wunsch erfüllen, auf andere Art und Weise zu sterben.

Zu viel religiöser Talk, auf dem das Buch basiert, machen die Geschichte schwer verständlich. Shay vollbringt im Gefängnis viele Wunder und selbst Priester Michael beginnt zu zweifeln, ob Shay nicht doch ein Messia ist. In dieser (übrigens nicht erklärten) Logik geht die Geschichte den Bach hinunter. Bei den letzten Kapiteln angelangt, möchte man das Buch am liebsten nur noch beiseite legen. Gerade in diesem Moment läßt Picoult die Bombe platzen und bringt noch reichlich Bewegung in das sonst so trostlose Spiel. Leider kommt dies zu spät und lässt die ganze Geschichte auch etwas aufgeblasen wirken.

Bewertung vom 28.03.2011
Zeit der Gespenster
Picoult, Jodi

Zeit der Gespenster


sehr gut

Picoult wagt sich in diesem Buch an ein lang vergessenes und dunkles Geheimnis der Vergangenheit, gepaart mit einer Geistergeschichte, die reichlich für Gänsehautgefühl sorgt.

Ross hat seine Verlobte Aimee bei einem Autounfall verloren. Er hat einige Suizidversuche hinter sich, aber etwas katapultiert ihn immer wieder zurück ins Leben. Mehr erfahren wir nicht. Weder über seine Beziehung mit Aimee, noch warum er ohne sie nicht leben will. Er wendet sich der Welt des Paranormalen zu und wird Geisterjäger, in der Hoffnung, eines Tages wieder auf Aimee zu treffen.

In Comtosook, Vermont, ereignen sich inzwischen unerklärliche Geschehnisse: als ein skrupelloser Grundstücksmakler dem alten und gebrechlichen Spencer Pike sein Grundstück abkauft, beginnt es Blütenblätter zu regnen und der Boden rund des Grundstücks gefriert mitten im Sommer. Ross, der zeitweise bei seiner Schwester Shelby und deren Sohn Ethan einzieht, wird beauftragt, dem Übernatürlichen auf den Grund zu gehen. Denn die dort seit langem ansässigen Abenaki fordern, das geplante Bauprojekt abzubrechen, da ihnen das Grundstück heilig ist und angeblich einer ihrer Vorfahren dort begraben läge.

Eine berührende und zugleich gespenstische Geschichte nimmt ihren Lauf. Wir erfahren mehr über Spencer Pike und das mittlerweile zerfallene Haus. Ross trifft bei seinen nächtlichen Streifzügen auf dem Grundstück auf Lia. Aber warum versucht Lia, mitten in der Nacht etwas aus dem gefrorenen Boden zu buddeln? Ethan schließt sich seinem Onkel bei der Geistersuche an, und zwischen den beiden entwickelt sich eine enge Freundschaft. Während der Recherchen kommt ein grausames Geheimnis ans Tageslicht: das Eugenik-Projekt, welches in den zwanziger Jahren in Vermont aufblühte und hinter dem u. a. Spencer Pike steckte. Auch Cecilia Pike, Spencers Frau, und ihr Mörder Gray Wolf kommen mit ins Spiel. Nur was haben sie alle mit den Phänomenen zu tun, die Ross erforschen will?

Obwohl ich anfangs dem Thema des Buches gegenüber skeptisch war, hat Picoult es mal wieder geschafft, meine Aufmerksamkeit zu fesseln. Garantierte Gänsehaut während Ross und Ethans nächtlichen Ausflügen, Trauer um Ross, der sich in Lia verliebt, die ihm immer wieder entgleitet, sowie das trauriges Schicksal einer jungen Frau machen dieses Buch so besonders.

Bewertung vom 28.03.2011
Die einzige Wahrheit
Picoult, Jodi

Die einzige Wahrheit


sehr gut

Dieses Buch entführt den Leser in eine Welt, in die wir sonst keine Einblicke bekämen und uns nur schwer ausmalen könnten. Wir tauchen in das Leben der Familie Fisher ein und deren schweren Alltag auf ihrem Bauernhof in einer Amischen Gemeinde. Dort wird die Leiche eines Babys gefunden, was jedoch unmöglich scheint, da die Amischen jede Form von Gewalt strikt ablehnen, geschweigedenn Mord.

Schnell wird klar, dass die 18-jährige Katie das Kind zur Welt gebracht haben muss. Am Morgen nach der Geburt, an dem die Polizei mit den Ermittlungen beginnt, wird sie blutend ins Krankenhaus eingeliefert. Katie wehrt sich mit Händen und Füßen gegen die Untersuchung; schlimmer noch, sie behauptet felsenfest, nie schwanger gewesen zu sein. Spätestens an dieser Stelle wird dem Leser bewusst, wie sehr Katie darunter leidet, ihrem vertrauten Zuhause und dem Schutz ihrer kleinen heilen Welt entzogen zu werden. Die Welt, in der sie jetzt um ihre Unschuld kämpfen muss, fühlt sich fremd und beängstigend an.

Zum Glück bekommt sie Hilfe von einer ihr weniger vertrauten Verwandten. Ellie ist Anwältin und beschließt kurzerhand, sich dem Fall anzunehmen und Katie vor Gericht zu verteidigen. Da sie gerade selbst mit privaten Problemen zu kämpfen hat und einen Tapetenwechsel braucht, packt sie ihre Koffer und zieht zu den Amischen. Dies ermöglicht ihr, Katie besser kennenzulernen und hoffentlich herauszufinden, was wirklich geschehen ist.

Katie beharrt weiterhin darauf, nie das Kind gebärt zu haben, was den Fall für Ellie umso schwieriger macht. Obwohl die Situation eindeutig scheint - das Baby wurde in der Scheune der Familie Fisher gefunden, sie ist im gebärfähigen Alter, Blutproben stimmen überein und Untersuchungen ergeben, dass sie ein Kind ausgetragen hat - ist es Picoult gelungen, einem mit Katies Unschuld in die Irre zu führen und am eigenen Verstand zweifeln zu lassen.

Trotz der unerklärlichen Situation erhält Katie Unterstützung von ihrer Familie und Freunden, mit Ausnahme von ihrem Vater Aaron. Auch hier wirft Picoult die Frage auf, warum Aaron seine Tochter meidet. Ist es sein strenger Glaube, mit dem er sich selbst der Kirche widersetzt, die seine Tochter trotz Mordverdacht beschützt? Ellie versucht indessen, sich so gut wie möglich bei den Fishers einzuleben, und schafft es tatsächlich, Katies Vertrauen zu gewinnen. Doch durch die ständigen Meinungsänderungen ihrer Mandantin gestaltet sich der Fall als kompliziert, selbst als sie bereits vor Gericht erscheinen.

Ein tolles Buch, das dem Leser einen eindrucksvollen Einblick verschafft in das Leben der Amischen. Sobald man eintaucht und dem Alltag folgt, fühlt es sich schon fast an wie eine Zeitreise. Gleichzeitig war dies der spannendste Teil des Buches, wobei gesagt werden muss, dass Katies Geschichte natürlich weitaus nervenzerreißender ist.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.