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marcialoup

Bewertungen

Insgesamt 70 Bewertungen
Bewertung vom 12.05.2024
25 letzte Sommer
Schäfer, Stephan

25 letzte Sommer


gut

Zeit für dich
Die 25 letzten Sommer weisen auf Achtsamkeit, Innehalten und verschiedene Sichtweisen auf das Leben hin und man findet quasi ein Ratgeber-Büchlein in Romanform.
Das gehetzte Leben des Ich-Erzählers, der als Workaholic gern im to-do untergeht, trifft auf Karl.
Karl, der sein Leben lebt, frei, bedacht, Momente genießt und die Zeit für sich in den Vordergrund stellt. Zwei Welten treffen sich beim Baden im See und wir werden Zeuge, wie diese beiden Welten sich annähern und welche tiefgreifenden Veränderungen und Schicksale zum Loslassen, Vertrauen und mutig sein führen (können).
Durch Karl’s Erzählungen adaptiert der Ich-Erzähler eine neue Sichtweise, rutscht unformatiert in Karl’s Lebensspuren und langsam beginnt eine innere Verwandlung auch mit dem Workaholic.

Das kleine Büchlein mit nur ca. 170 Seiten besticht durch kluge Lebensweisheiten und -erfahrungen, die sicherlich überwiegend bekannt sind, nun aber in Romanform anders an den Leser herantreten und das ganz ohne erhobenen Zeigefinger.
Das Buch richtet sich an Leser/innen, die das Wort Zeitmanagement im Sprachschatz haben und auch sonst ein voll geplantes Leben ohne genügend Auszeiten.
Stellenweise erscheint der Roman ein bißchen langatmig oder eher gesagt ausschweifend und entspricht nicht ganz meinen Erwartungen.

Das Cover fördert die Idylle und ist schön anzusehen. Entgegen anderer gebundener Bücher ist das Coverbild nicht nur auf dem Schmutzumschlag zu finden sondern auch direkt auf dem Buch-Einband.

„Wann habe ich mir selbst nicht oft genug erlaubt, einfach das zu tun, was mir guttut? … Zeit mit Menschen und Dingen zu verbringen, die mir wirklich etwas bedeuten, statt Zeit mit Arbeit …“ (Zitate aus dem Buch)

Bewertung vom 09.05.2024
Das Licht in den Birken
Fölck, Romy

Das Licht in den Birken


sehr gut

Landleben-Idylle mit Hindernissen
Die Autorin entwirft ein sehr ausdrucksstarkes Bild eines Hoflebens in der norddeutschen Heide.
Benno, der Besitzer des Hofs betreibt einen Tier-Lebenshof und um weitere finanzielle Mittel aufzubringen, vermietet er zwei Wohnungen auf seinem Hof.
Thea begibt sich auf die Rückreise in ihr Leben von früher. Sie war mit Mitte Zwanzig nach Portugal ausgewandert und nun, über zwanzig Jahre später reist sie zurück in ihre norddeutsche Heimat. Mit einem alten Transporter und zwei Ziegen ruckelt sie von Portugal direkt in eine der Wohnungen von Benno.
Und dann ist da noch Juli, die, abgehauen von Zuhause, von Benno verletzt im Wald aufgefunden wird. Auch sie findet ihren Platz auf Benno’s Hof.
Die Idylle eines harmonischen Landlebens will Einzug halten: grüne Wiesen, Sonnenschein mit Chili-Kaffee am Morgen, geliebte Tiere, Ruhe und Abgeschiedenheit.
Jedoch trügt der Schein und unter der Oberfläche brodeln alte Wunden und ein Haufen nicht bezahlter Rechnungen, die Benno schon längst über den Kopf gewachsen sind.

Auf unterschiedliche Weisen verknüpfen sich die drei Leben der quirligen, lebensfrohen Thea, dem wortkargen, verhärteten Benno, dem Tiere wichtiger sind als Menschen und der jungen Juli, die ihren Weg noch sucht. Aber an Benno kann man sich die Zähne ausbeißen. Juli und Thea versuchen die harte Schale zu knacken, werden jedoch oft schroff abgewiesen. Innerlich jedoch denkt Benno viel über Thea’s und Juli’s Worte und Handlungen nach und entblättert sein verstaubt-verschlossenes Leben nach und nach. Die drei wachsen zusammen, schmieden Pläne und verwirklichen gemeinsam Ideen, geraten dabei aber trotzdem immer wieder aneinander.

Durch Romy Fölck’s gewandte Wortwahl lebt der/die Lesende mit auf dem Hof und beobachtet – vielleicht aus der Scheune, vielleicht aus einem kleinen Fenster, vielleicht von der Wiese aus – die Szenerien, die mit wunderschönen, treffenden Landschaftsbeschreibungen das Bild ins Licht der Birken setzen. Durch wechselnde Perspektiven der drei Protagonisten werden unterschiedliche Blickwinkel beleuchtet, die insgesamt ein harmonisch klingendes Bild ergeben.
Das Cover ist immer wieder schön anzusehen, farblich abgestimmt mit dem Buchdeckel und dem Lesebändchen harmoniert diese Landschaft mit der Vorstellung des Hofes, und man spürt die feuchten Nebel des Moors, die idyllische Ruhe umfängt einen und man möchte sofort auch einen Chili-Kaffee am Morgen auf der Wiese trinken und die Tiere beobachten.

Einzig die Tiere sind in ihren Beschreibungen ein bißchen zu kurz gekommen… obwohl es ein Tier-Lebenshof ist, wurde doch vorwiegend über die Menschen, die darin leben, erzählt.

Bewertung vom 15.04.2024
Was das Meer verspricht
Blöchl, Alexandra

Was das Meer verspricht


sehr gut

Subtil anziehend

Ein Cover in verschiedenen Blautönen, das Meer im Titel, darin eine schwimmende Frau – ist es Marie? Ist es Vida?

Marie zieht auf die Insel N., deren Namen genauso unbekannt bleibt wie Marie's Erscheinen zu Beginn mysteriös.
In ihrem Meerjungfrauen-Kostüm und dem Mut auch in kaltem Wasser zu schwimmen, fällt Marie auf der kleinen, kargen Insel auf. Vor allem fällt sie Vida auf.
Vida, deren Hochzeit mit ihrem Kindheitsfreund Jannis ansteht, zeigt plötzlich mehr Interesse an Marie und deren Leben in Freiheit.

Entspannt taucht man in die Erzählung Vida’s ein und lauscht ihrer Geschichte über ihre Familie, ihren zukünftigen Schwiegereltern, ihrem eintönigen Leben auf der Insel N., das eben immer Sicherheit durch seine Gleichtönigkeit bot.
In verläßlich stetiger Weise spült das Meer seine Wellen um die Inselbewohner, bis eines Tages Marie so leicht und ungezwungen wie eine Meeresbrise in Vida’s Nachbarschaft einzieht. Fasziniert und neugierig geht Vida auf Marie zu. Zunächst geheimnisumwoben wie die Tiefe des Meeres, aber auch erfrischend frei entwickelt sich ein subtiles Band mit geschärften Sinnen, die die Wahrnehmungen verändern und Vida’s bisheriges Leben in Frage stellt.

Bezaubernd schöne Sätze schmücken die Erzählung, die wir aus Vida’s Sicht lesen. Ein bißchen wie unter Wasser sein und völlig leicht dahintreibend fühlt sich dieser Roman an, denn das Meer ist mit allen Facetten ein steter Begleiter.

Bewertung vom 14.04.2024
Das Mondscheincafé
Mochizuki, Mai

Das Mondscheincafé


gut

Erfüllt nicht meine Erwartung

Ein verzauberndes Cover und liebevolle Worte, die das Buch bewerten auf den Innenseiten, aber statt von bekannten Persönlichkeiten sind die Bewertungen von Leser*innen geschrieben und geben dem Mondscheincafé seinen eigenen Touch.
Auf den darauffolgenden Seiten plaudert die Autorin Mai Mochizuki aus dem Nähkästchen, so zumindest mutet die Geschichten an, sehr lesernah und persönlich. Erwartungsvoll betritt man im ersten Kapitel mit der Protagonistin das Mondscheincafé und schaut sich mit ihr darin um.
Drei Katzen sind die Betreiber und kümmern sich rührend um ihren jeweiligen Gast. Dabei spielt die Kulinarik eine ebenso wichtige Rolle wie die astrologische Auseinandersetzung mit sich selbst und weiteren Ratschlägen fürs Leben.
Nach und nach treffen weitere Menschen im Mondscheincafé ein.

Es erinnert natürlich an das Café am Rande der Welt, ist aber durch die japanische Autorin mit asiatischem Flair aufgebaut und nimmt die Leser*innen damit auf eine fernöstliche Reise.

Mich hat dieser Roman jedoch nicht so tief erreicht und auch nicht mit Aha-Erlebnissen bestückt, an manchen Stellen erschien die Astrologie zu intensiv. Ich hatte etwas anderes von dem Buch erwartet, sodass ich nur drei Sterne vergeben kann.

Bewertung vom 07.04.2024
The Hike
Clarke, Lucy

The Hike


sehr gut

Es brodelt unter der Oberfläche

Der Blick aus dem Fenster auf dem Cover läßt eine kribbelige Vorfreude auf die Geschichte entstehen. Der Prolog bestätigt die kleine Blutlache auf dem Cover.
Die vier Protagonistinnen – und Freundinnen -, die zusammen eine Wanderung durch Norwegens Berge machen wollen, sind einem sofort sympathisch, und während man in den ersten Kapiteln in die Abschiedsszenarien der einzelnen Protagonistinnen eingebunden wird, packt man seine eigenen Koffer gleich mit, weil man am liebsten mitwandern möchte.
Die Abschiedsszenarien vermitteln aber auch eine Spur von Spannung, wer von den vier Freundinnen sich wohl für immer verabschieden wird, oder von wem ist im Prolog die Rede?
Ein aufregender Spannungssog wird aufgebaut, gespickt mit Problemen, mit denen alle vier innerlich irgendwie zu kämpfen haben, da sie sehr unterschiedliche Alltäge zu bewältigen haben. Deshalb freuen sie sich umso mehr auf ihre gemeinsame Auszeit in den Bergen.
Dort kommt es aber auch zu Konflikten unterhalb der Freundinnen, denn ihr Hike ist auch eine Auseinandersetzung mit sich selbst und gegenseitig.
Als Leser folgt man den Fußstapfen der Protagonistinnen, immer ein Atemzug hinter ihnen. Als ich einen Tag mit Lesen aussetzen mußte, hatte ich das Gefühl, die Mädels warten auf mich, bevor sie ihren Hike fortsetzen…
Zu wem gehört das Blut auf dem Cover am Ende des Trips?

Bewertung vom 01.04.2024
Das Waldhaus
Webb, Liz

Das Waldhaus


weniger gut

Mir fehlt viel für einen Thriller

Die Quitten auf dem Cover gehen einher mit dem Inhalt des Buchs, denn am Elternhaus von Hannah ist ein Quittenbaum, den Hannahs Mutter geliebt und die Quitten immer verarbeitet hat. Die gelbe Farbe der Quitten setzt sich im Farbschnitt des Buches fort.

Hannah wohnt wieder zuhause, um ihren dementen Vater zu pflegen, bis dieser auf der Treppe stürzt und ins Krankenhaus muß, wo er Hannah dann mit ihrer Mutter, seiner Frau, verwechselt, die vor Jahren ums Leben gekommen ist – es wurde nie richtig geklärt, wie sie gestorben ist...
In Hannah erwachen Erinnerungen und Fragen, warum ihr Vater sie immer wieder mit ihrer Mutter verwechselt und fängt an, sich als sie zu verkleiden, um in diesem Fall tiefer zu bohren und mit außergewöhnlichen Methoden eventuelle Unklarheiten ans Licht zu bringen.
Zu ihrem Bruder, der als Autor langsam Berühmtheit erlangt, hat sie ein schlechtes Verhältnis und wenig Kontakt, nimmt diesen aber auf, als sie zu einer Lesung von ihm geht über ein Buch seiner Kindheit. In seiner Widmung schreibt er unter anderem „Lass schlafende Hunde ruhen“…
Könnte spannend werden…
Die Autorin verliert sich aber in Details und es kommt leider keine richtige Spannung auf. Der Schreibstil ist eher unsympathisch, die Protagonistin sieht sich selbst sehr negativ und insgesamt haftet der Schreibweise ein negativer Touch an mit loser floskelhafter Art. Die Sprache ist trivial und ohne viel Atmoshphäre, die ein Thriller benötigt.
Leider für mich nicht lesenswert.

Bewertung vom 01.04.2024
Mit den Jahren
Steenfatt, Janna

Mit den Jahren


ausgezeichnet

Von Zerwürfnissen und Liebesgeschichten

Die Autorin Janna Steenfatt zeichnet einzigartige, lebendige und warm beleuchtete Szenen, in die man schon versunken ist, bevor man es selbst merkt.
Mit unglaublich wortgewandter Erzählkraft entsteht eine irgendwie leise, melancholisch angehauchte Geschichte, vollgespickt mit Gedanken, Gefühlen und Ereignissen der Protagonisten, die aus losen Fäden ein Garn spinnen. Schuldgefühle, Reue, Scham aber auch Stolz, Selbstwert, Bindung und Offenheit bilden Charaktere. Es gibt Sollbruchstellen, Kratzer und Zersplittertes.

Man lernt die drei Protagonisten sehr intensiv kennen:
Lukas, der Maler, der Tiere mehr mag als Menschen und ursprünglich aus Hamburg kommt,
Eva, seine Frau, Mutter ihrer zwei Kinder und Lehrerin in Leipzig,
Jette, die sich in ihrem Singleleben eingerichtet hat, von Hamburg nach Leipzig gezogen ist und in einer Videothek arbeitet, obwohl sie eigentlich einen Roman schreiben will.

Sehr intensiv ist auch die Sprache, die in angenehmem Klang dichte Szenarien kreiert, in die man als Leser wie ein stiller Beobachter vollkommen hineingezogen wird und mit Lukas im Atelier steht, die Farben riecht, die Kaffeemaschine hört und Lukas’ Anwesenheit spürt. Überhaupt spürt man die drei Protagonisten sehr nah!
Jette in ihrer selbsterwählten Einsamkeit trifft Lukas in einer Bar und man selbst sitzt am Nachbartisch und beobachtet, wie Lukas und Jette sich kennenlernen. Knisternde Lust liegt in der Luft, im diffusen Licht der Bar und dem Stimmengewirr der Gäste spürt man die Anziehung zwischen Lukas und Jette, die irgendwo beginnt und irgendwie weitergeht… während man mit Eva, die im gleichen Moment Zuhause die Kinder hütet und an Lukas denkt und aus der Erinnerung heraus die Wirklichkeit herbeisehnt, wieder in deren Realität auftaucht.
Ein weiteres Kunstwerk der Gefühle und Bilder bildet sich, als Jette durch die Kulisse von Lukas’ Familie spaziert und sich von außen betrachtet ein eigenes Familienbild malt:
„Ein Leben in kuscheligen Jacken aus Biobaumwolle“ (Zitat S. 96) existiert allerdings nur in Jette’s Vorstellung und ihre Gedanken als Single sind fast schmerzhaft und bohren in noch nicht vorhandenen Wunden, die durch Lukas’ Unvollständigkeit und Eva’s innere Kämpfe entstehen. Jeder von ihnen trifft aufeinander, entfernt sich wieder. Die Zerrissenheit, ihre Schwächen und Stärken, die sich gegenseitig entwickeln oder schon vorhanden sind treffen erneut aufeinander. Es kommt zu einem sich überschlagenden, unvorhergesehenen Ende oder hat man es kommen sehen?

Das Cover hält auf den ersten Blick vielleicht Fragezeichen bereit: hingebungsvolle, aber auch abwesende und traurige Blicke – Verzweiflung, Demut, Schmerz, Verbundenheit – festgehalten wie in einem Gemälde. Auf den letzten Blick enthält das Cover alles, was das Buch begehrt.
Selbst das beige-gelb-farbene Lesebändchen entzückt mich in seiner farblich harmonischen Abgrenzung zum babyblauen Buchumschlag. Ein rundum gelungener Roman von Zerwürfnissen und Liebesgeschichten.

Bewertung vom 29.03.2024
Die sieben Türen
Draschoff, Adrian

Die sieben Türen


sehr gut

Zauberhaft verzaubernd

Nein, das ist kein Kinderbuch, aber ein WUNDERvolles Bilderbuch für Erwachsene mit einer bezaubernden, verzaubernden und zauberhaften Geschichte!
Ein kleines Leuchten im scheinbaren Nichts macht sich in Begleitung der Raupe Yara auf die Suche nach dem Sinn des Lebens.
Begeben Sie sich als Bücherwürmchen mit auf diese Reise, schauen Sie hinter geheimnisvolle Türen der Erkenntnis. Öffnen Sie das Buch und Sie werden von warmem, einhüllendem Licht empfangen, das am Ende der Lektüre in Ihnen leuchtet.

7 Türen öffnen sich nacheinander, hinter denen sich die Gegensätze der menschlichen Natur zeigen: Licht und Schatten, Mut und Angst, Liebe und Hass, Glück und Trauer, Jetzt und Unendlichkeit, Alles und Nichts, Leben und Tod.
Liebe wird in diesem Buch so üppig und voll, harmonisch und herzlich beschrieben und mit herrlichen Bildern gezeichnet, dass es schon fast weh tut, die Seite umzublättern und auf die dunkelschwarze Seite des Hasses zu stossen.
Auf charmante Art werden Themen wie Angst, Dunkelheit, Trauer und Hass angesprochen, die sich so logisch und leicht in ihr Gegenteil verwandeln lassen können, wenn man mit ihnen wandelt.
„Es ist nur dunkel, wenn das Licht es noch nicht erreich hat“ (Zitat).
„Mut ist die Fähigkeit, trotz Angst zu handeln“ (Zitat).
Dieses Buch ist wie eine Geburt.

Die 7 Türen lassen wachsen, was in einem schlummert. Das Leuchten erfährt einen innerlichen Reichtum und leuchtet am Ende heller und größer.

Ein Buch, das ohne Seitenzahlen auskommt und dem durch unterschiedlich große und kleine Schrift in schöner Schriftart Leben eingehaucht wird.
Magische Momente erlebt man, wenn man nicht einfach nur liest sondern hineinspürt, denn dann werden die lebendigen, liebevoll gezeichneten, gut durchdachten Illustrationen im Einklang mit den Worten erlebbar.

Bewertung vom 24.03.2024
Die Vermesserin der Worte
Seck, Katharina

Die Vermesserin der Worte


sehr gut

Worte verbinden

Ida, die wortlose Schriftstellerin, landet in einem kleinen verschrobenen, leicht verfallenen, fast vergessenen Dorf, als sie sich auf den Weg zu ihrem neuen Job machte: als Haushaltshilfe für eine alte Dame, die zunächst genauso verschroben wirkt wie das Dorf, obgleich die Dorfbewohner Ottilie Selig als wortkarge Bücherliebhaberin beschreiben.

Detailgetreu und in lebendiger Schreibweise zeichnet Katharina Seck dieses Dorf und das Anwesen der alten Dame in ausgezeichneter Kulisse und so genau, dass man die Farbe der grünen, zuwuchernden Büsche und Bäume leuchten sehen kann, den Geruch des naheliegenden Waldes aufnimmt und die Tür des Anwesens quietschen hört, als sie das erste Mal geöffnet wird. Wir treten mit Ida ein in verstaubte Zimmer und atmen den Duft vieler Bücher entlang der Regalwände ein. Das papierne Anwesen und die langsam verblassende alte Dame, deren Worte verschwinden und Lücken hinterlassen, die Ida füllen möchte, verlangen einiges. Über verschiedene Wege findet Ida Zugang zu Ottilie und zu sich selbst und überwindet ihre Schreibblockade auf ganz liebliche Weise.

Das Cover, auch lieblich dargestellt, verrät nichts vom Inhalt, spiegelt sich aber in jeder Kapitelüberschrift als Blumenschmuck wider.
Alles in allem ein nette Lektüre für Zwischendurch.

Bewertung vom 17.03.2024
Wort für Wort zurück ins Leben
Miller, Beth

Wort für Wort zurück ins Leben


gut

Die Geschichte einer verlorenen Zeit

Pearl’s Vater ist gestorben. Sie hatte jahrzehntelang keinen Kontakt zu ihm, ebensowenig zu ihrer Familie, ihren Geschwistern, als sie eine Nachricht erreicht, in der sie erfährt, dass ihr Vater im Sterben liegt. Leider kommt Pearl zu spät…
Bei der Beerdigung kommen viele Gefühle und Erinnerungen hoch. Ein Zusammentreffen mit der Familie sowie der zweiten Frau ihres Vaters, für die er lange zuvor die eigene Familie und damit auch Pearl verlassen hat ist unumgänglich.
Dann wird Pearl eröffnet, dass ihr Vater ihr ein Vermächtnis hinterlässt, dass nur für sie bestimmt ist, was wiederum Neid, Anfeindungen und Ärger unter den Familienangehörigen schürt.
Pearl stellt sich den Herausforderungen – was hat es mit dem Vermächtnis auf sich?
Die Tagebücher ihres Vaters kommen ans Licht, stenografisch geschrieben, und nur Pearl kann diese Schrift lesen…
Da diese nun nicht für alle lesbaren Tagebücher eventuelle Geheimnisse bergen könnten, bringt die Verkündung dieser Erbschaft noch mehr Zerwürfnis über die Patchworkfamilie.
Die zunächst überforderte Pearl stellt sich nach und nach den Schriften ihres Vaters und findet so Wort für Wort zurück – zu ihm, zu sich selbst, zur Vergangenheit und damit auch zur Gegenwart.

Und wer ist eigentlich Carrie?

In geschickter Manier schafft die Autorin Beth Miller einen psychologisch kreativen Roman zur Auflösung vertracker Familienverhältnisse und erreicht mit einer unterhaltsamen, lockeren Sprache sicher viele Leser.

Das Cover sieht sehr einladend und entspannend aus, passt aber meines erachtens nicht so gut zum Inhalt.
Obwohl die Protagonistin Pearl mich manchmal ein wenig an mich erinnert, hat mich dieser Roman leider nicht gepackt, einige Längen sind zu überwinden und subjektiv betrachtet trifft er nicht meinen Geschmack.