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Paragraphenreiterin

Bewertungen

Insgesamt 34 Bewertungen
Bewertung vom 13.09.2024
Über Leben und Tod
Klenk, Florian

Über Leben und Tod


ausgezeichnet

Zugegeben, ich bin nicht ganz unbefangen in dieses Buch gegangen, da ich den Podcast der beiden Herren, die am Cover abgebildet sind, vorher bereits rauf und runter gehört habe. Umso gespannter war ich auf die Aufarbeitung dieser Thematik in Buchform. Wie bei den meisten Projekten, die der wiener Journalist und Autor Florian Klenk angreift, wurde ich auch hier nicht enttäuscht. Gemeinsam mit dem Gerichtsmediziner und offensichtlich begnadeten Geschichtenerzähler, Christian Reiter, ist ein wunderbares Buch über teils unglaubliche Geschehnisse im Bereich der Gerichtsmedizin entstanden.

Die Leser:innen werden in die österreichische Geschichte entführt (zum Beispiel in die Zeiten der Pest), lernen berühmte und auch tragische Kriminalfälle kennen bei denen Herr Reiter selbst federführend zu deren Aufklärung beigetragen hat und erfahren auch skurrile Details (wie beispielsweise über "Beethovens" Totenschädel). Doch auch Gegenwartsthemen werden behandelt, wie zum Beispiel K.O. Tropfen und was wir als Gesellschaft dagegen tun könn(t)en.
Besonders hat mir auch gefallen, dass (genauso wie auch im Podcast) nach jedem "Fall" immer Schlüsse daraus gezogen werden und Handlungstipps für die Leser:innen mitgegeben werden.

Jedes Kapitel schließt Florian Klenk stilistisch so wunderschön, dass man angeregt wird danach weiter darüber nachzudenken. Der Schreibstil ist überhaupt genau meins. Anspruchsvoll, klug und immer am Punkt. Kein Wort zuviel.
Ob das Ganze nun ein Sachbuch ist, wage ich zu bezweifeln. Vom Inhalt her ja natürlich, denn man wird von Seite zu Seite wissender, aber die Bezeichnung wird dem wunderbaren Stil nicht gerecht, finde ich.

Authentisch, wenn passend auch humorvoll, immer intelligent und vor allem mitreißend geschrieben, liest sich dieser Pageturner so schnell, dass man am liebsten sofort wieder von vorn anfangen möchte.

Bewertung vom 30.08.2024
Schlaf gut, kleine Fledermaus Wegda! / Die kleine Fledermaus Wegda Bd.3
Neßhöver, Nanna

Schlaf gut, kleine Fledermaus Wegda! / Die kleine Fledermaus Wegda Bd.3


sehr gut

Rezension zu "Schlaf gut, kleine Flesdermaus Wegda!" von Neßhöfer und Eimer:

Zum Inhalt:
Die kleine Fledermaus namens "Wegda" ist wirklich eine ganz besondere Fledermaus. Im Gegensatz zu ihren Fledermausfreund:innen und auch ihrer Fledermausfamilie mag sie in der Nacht nämlich schlafen und lieber tagsüber Abenteuer erleben.
Deshalb steigt man beim Lesen gleich in den Abendstunden ein und begleitet Wegda beim Einschlafen - wenn da nicht ein großes Problem wäre: Wegdas Kuscheltier ist nirgends zu finden! Na dann, machen wir uns doch gemeinsam aif die Suche und schauen, dass wir das Fledermauskuscheltier finden und Wegda ins Bett bringen.

Cover und Illustration:
Wunderschön und niedlich illustriert. Auch alle Seiten schön dunkel und beruhigt gehalten von der Farbgebung her, was das Einschlafen sehr fördert und alle Leser:innen runterkommen lässt.
Die Fledermaus Wegda selbst ist mega süss und chaotisch. Wirklich lieb gestaltet.
Ich finds auch cool, dass die Gegenstände, die man zB finden muss einen nicht gleich anspringen, sondern recht vesteckt und dunkel gemalt sind. Das erhöht die Konzentration.

Kritik:
Die Aufteilung der Seiten ist leider suboptimal für die Kleineren. Meine 3-jährige versteht noch nicht, warum auf einer Doppelseite zwei Wegdas zu sehen sind. Für und Erwachsene ist klar, dass das zeitlich aufeinanderfolgende unterschiedliche Handlungen sind, aber unser Kind wollte ständig wissen, wer die andere Fledermaus ist. Das bringt beim Lesen komplett aus dem Flow.
Außerdem fehlt uns ein bisschen der rote Faden, an dem man durchs ganze Buch geführt wird. keine Wiederholungen oder so. Vielleicht ist das für Ältere leichter, aber die Altersangabe "ab 3" steht halt da und sollte nochmal überdacht werden.
Zuletzt fragt unser Kind ständig nach den Eltern von Wegda und warum die sie allein lassen. Irgendwie wäre es süss gewesen das auch noch zu erklären.

Zusammengefasst eine mega süsse Idee, toll illustriert, aber der Feinschliff fehlt unseres Erachtens.

Bewertung vom 20.08.2024
Ava liebt noch
Zischke, Vera

Ava liebt noch


ausgezeichnet

Rezension zu "Ava liebt noch" von Vera Zischke

Was für ein wundervoller, intensiver, romantischer, sehnsüchtiger, lustvoller und mitreißender Debütroman! Die Autorin Vera Zischke reiht sich damit per sofort in die Liste meiner Lieblingsautor:innen ein.

Die Geschichte von Ava, dreifache Mutter und Ehefrau und damit abgestempelt, hat mich von der ersten Seite an in ihren Bann gezogen! Mir war sofort klar, dass die Autorin selbst Kinder haben muss und (wie ich und viele andere Frauen heutzutage zum Glück) die gesellschaftlichen Anforderungen an Mütter kritisch hinterfragt. Die Gefühle, die Ava fühlt hatte ich (fast) alle schon. Vera Zischke schreibt hier wohl Millionen von Müttern aus der Seele!
Zum Unterschied zu Ava habe ich, Göttin sei Dank, das Glück einen Mann an meiner Seite zu haben, der bekennender Feminist ist. Ansosnten wäre ich wohl auch schon innerlich tot - besser lässt sich der seelische Zustand der Hauptprotagonistin wohl nicht beschreiben.
Innerlich tot und äußerlich aus ihrer Sicht eh schon unsichtbar, vollkommen reduziert auf ihre Mutterrolle, spürt Ava das erste Mal wieder ein Lebenszeichen von sich selbst, als sie den gutaussehenden neunzehn Jahre jüngeren Kieran kennenlernt und bei ihm Schwimmunterricht nimmt. Schnell entspinnt sich daraus eine gefährliche und umso heissere Affäre, die das Potential hat das gesamte Leben von Ava und ihrer Familie auf den Kopf zu stellen.

Rasch konnte ich das Buch gar nicht mehr zur Seite legen. Ein regelrechter Pageturner! Auch das Ende liebe ich so sehr! Nicht jede Affäre muss ein böses Ende nehmen.

Super schönes Detail am Rande: Die Hauptprotagonistin Ava wird optisch nie beschrieben. Jede:r Leser:in wird sich unter ihrer Person etwas ganz anderes vorstellen. Das finde ich wunderschön. Denn jede Frau ist schön und Mütter sowieso!

Auch das Coverbild finde ich schön gestaltet. Es bringt die Sinnlichkeit und Lust im Buch optisch gut zur Geltung und erinnert an das Aussehen der Autorin, die sich wohl mit den Erfahrungen von Ava auch gut identifizieren kann. Schön, dass sie darüber so offen geschrieben hat!

Bewertung vom 14.08.2024
Das größte Rätsel aller Zeiten
Burr, Samuel

Das größte Rätsel aller Zeiten


ausgezeichnet

Rezension zu "Das größte Rätsel aller Zeiten" von Samuel Burr:

Es ist der Debut-Roman des jungen britischen Newcomer-Autors Samuel Burr - und ich finde er ist sowas von gelungen!

Allein das Cover motiviert schon dazu das Buch zu kaufen - so hochwertig und edel wie es daherkommt. Einziger Wehmutstropfen: die goldenen Streifen färben auf die Finger ab, wenn man Creme auf den Fingern hat oder schwitzt. Bisschen nervig und schade.

Nachdem man das Buch aufschlägt wird man bereits auf der ersten Seite mit einem Rätsel konfrontiert. Ab da war ich schon gefangen, weil Rätsel einfach toll sind und ich dann immer sofort wissen will, wie die Lösung lautet.
So geht es scheinbar nicht nur mir sondern auch den Protagonist:innen im Roman, der Gemeinschaft der Rätselmacher. Diese Gemeinschaft ist der Dreh- und Angelpunkt der Geschichte und setzt sich aus ein paar ulkigen, geheimnisvollen Personen zusammen, die alle eins gemeinsam haben: Leidenschaft für Rätseln und Rätselmachen. Aus einem Club wird ein Verein und aus einem Verein wird eine richtige Gemeinschaft, die kommunenartig, aber wie eine große Familie, zusammenlebt und deren Leben schließlich auch noch auf andere Art verbunden werden, als nur durch Rätsel...


Das Genre kann ich schwer fassen: Anfangs dachte ich es wird ein Fantasyroman, also eine Art wunderschönes modernes Märchen. So ab der 30. Seite erkannte ich aber, dass es sich wohl um Gegenwartsliteratur handelt und das fand ich dann umso wunderbarer, weil mir klar wurde, dass es eine Gemeinschaft der Rätselmacher:innen auch in der "echten" Welt geben könnte! Oder ganz einfach einen ähnlichen Zusammenschluss von Menschen, die eine gemeinsame Passion teilen und aus verschiedensten Gründen lieber zusammen, als allein sein wollen.

Thematisch werden viele Aspekte des Lebens behandelt und auf wunderbar unaufdringliche Weise in die Geschichte mit eingeflochten: Altern in Würde, Finanzen, Homosexualität, Leben in Gemeinschaft, Liebe (natürlich), Verlust von Familienmitgliedern, Trauerbewältigung, Freundschaft und das Leben in England.

Obwohl es ein dicker Schmöker ist, vergehen die Seiten nur so wie im Flug und ich werde wohl immer ein Lächeln auf den Lippen haben, wenn ich dieses Buch am Ehrenplatz in meinem Regal stehen sehe.

That´s a good one, Samuel ;-)

Bewertung vom 30.07.2024
Geile Zeit
Seydack, Niclas

Geile Zeit


ausgezeichnet

Der Genuss dieses autobiographischen Revué-passieren-lassens des Lebens von uns Millenials, hat mich durchgehend zum Lachen, Weinen und Schmunzeln gebracht! Erinnerungen an alles was uns geprägt hat - die guten genauso wie die schlimmen und die verrückten Sachen, die heute wohl undenkbar wären.

Von Fernsehsendungen, Kindheitsträumen, Sammlungen diversen Zeugs das damals einfach alles bedeutet hat. Von der Art wie wir Freundschaften damals gelebt und gepflegt haben. Wie unglaublich langweilig im Vergleich zu heute unsere Freizeitgestaltung anmutete. Über die ersten Lieben, die Promis die uns geprägt haben, die Drogen unserer Zeit und was man uns weiss machen wollte, wie wir zu lernen und zu studieren haben. Bis hin zu den großen Krisen unserer Generation - dem Terror, der Angst vor dem 3. Weltkrieg die bis heute andauert, der permanenten Informationsflut, mit der die meisten von uns noch immer nicht umgehen können.
All das und noch so viel mehr verpackt der Autor in dieses Buch, das so viel mehr eine Zeitreise ist! Auf jeder Seite kamen mir beim Lesen eigene Erinnerungen in den Sinn, die ich schon vergessen geglaubt hatte.

Der Schreibstil ist anfangs durchgehend witzig, humorvoll und mit einer Prise "Was haben wir uns dabei eigentlich gedacht?" gespickt. Je weiter der Text voranschreitet, desto düsterer und wehmütiger wird Nicolas Seydack beim Schreiben jedoch. Ehrlich gesagt hab ich über viele hier beschriebene Herausforderungen unserer Generation noch nie so konkret nachgedacht. Wir haben echt einiges an gesellschaftlichen, sozialen und politischen Veränderungen der Welt mitgemacht. Und so ganz nebenbei noch den Sprung von einem komplett analogen Leben ins digitale postcoronale Zeitalter manövriert.
Trotzdem hat mir der gänzlich unbeschwerte Stil vom Anfang des Buchs besser gefallen, als das letzte Drittel. Aber wahrscheinlich war das bei meiner Jugend genauso ;-)

Alles in allem eine wunderbare Lektüre für alle Ü30 und U50er. Ich denke jede:r wird sich da wiederfinden und dieses Buch immer wieder heranziehen, wenn er:sie in seine Jugend zurück will.
Noch geiler wäre, es wenn bitte noch ein:e Österreicher:in so ein Buch schreiben könnte :-) Aber scheinbar war die deutsche geile Zeit ziemlich ähnlich...

Bewertung vom 31.05.2024
Alles Gute, Donald!
Disney

Alles Gute, Donald!


ausgezeichnet

Rezension zu "Alles Gute, Donald!" von Walt Disney

Manche Erfindungen sind einfach von Anfang an so perfekt und wunderbar, dass sie nicht mehr verbessert werden können beziehunsweise sollten. Weil das bei Donald Duck (oder besser gesagt ganz Entenhausen) so ist, bin ich den verantwortlichen Gestalter:innen dieses Jubiläumsbuchs äußerst dankbar, dass sie uns den 90. Geburtstag von unserem beliebten und geliebten Donald Duck so unglaublich pur und authentisch feiern lassen!

Kurz zum Inhalt: Donald hat Geburtstag und ziemlich genaue Vorstellungen davon, wie selbiger ablaufen soll. Doch wie so oft in Donalds Leben kommt einiges dazwischen und läuft so ziemlich gar nichts nach Plan. Als dann auch sein anstrengender Cousin auftaucht und Onkel Dagobert auch noch dazwischen funkt, braucht es schon die gesamte Familie Duck und vereinte Kräfte, um Donalds Geburtstags-Tag noch zu retten...

Sehr nah am Original von 1934 illustriert, perfekt von der Länge her, zum Lachen über und mit Donald Duck gemacht und unterhaltsam für alle Altersgruppen - so lieben wir Donald und so wird er hoffentlich auch die nächsten 90 Jahre bleiben!

Bewertung vom 21.05.2024
Das Fenster zur Welt
Winman, Sarah

Das Fenster zur Welt


sehr gut

Rezension zu "Das Fenster zur Welt" von Sarah Winman

"Der Mensch ist das Maß aller Dinge." Das ist nicht nur der erste Satz in diesem wunderbar verträumten Roman, sondern gleichzeitig auch sein Wesenskern.
Was zuallererst wie ein Kriegsroman beginnt, entpuppt sich bei weiterer Betrachtung als eine sensible Geschichte über die Verstrickungen und Zusammenhänge menschlicher Beziehungen. Über Liebe, Freundschaft und Zusammenhalt genauso wie über Verlust, Enttäuschung und Zurückweisung.

Je weiter ich gelesen habe, desto mehr hat mir dieses Buch gefallen. Auf seinen 525 Seiten umspannt der Roman eine Zeitspanne von 1944 bis 1979 und wird von Seite zu Seite nahbarer, romantischer und schöner.

Kurz zum Inhalt:
Im Mittelpunkt der Handlung steht der englische Ex-Soldat Ulysses, der aufgrund einer spontanen Lebensrettungsaktion während des 2. Weltkriegs eine Wohnung in Florenz erbt. Nachdem die Wonnen seines Lebens in England enden wollend sind, zieht er kurzerhand mit einem alten Freund, seiner Ziehtochter und einem vorlauten blauen Papagei nach Italien. Dort beginnt für alle nicht nur ein völlig neues Leben, sondern auch eine Reise zu sich selbst und der Liebe...

Dieses Buch ist perfekt geeignet, um sich in eine andere Welt zu träumen und sich dort zu verlieren. Aufgrund der Länge des Textes gelingt es einem als Leser:in auch sich in den Charakteren zu erkennen und werden selbige rasch zu vertrauten Wegbegleiter:innen.
Es ist eines von den Büchern, von denen man sich wünscht sie würden niemals enden!

Bewertung vom 05.05.2024
Die InvesTiere
Grobbel, Jan

Die InvesTiere


gut

Rezension zu "InvesTiere" von Jan Grobbel

Dem Buch an sich sieht man auf den ersten Blick an, dass es im Eigenverlag gestaltet und gedruckt wurde. Das Layout ist recht flach und halt einfach nicht von einem Profi designed. Aber was nicht ist, kann ja noch werden - vielleicht wird das Buch ein voller Erfolg und der Autor bald von einem Verlag unterstützt.
Ich würde es ihm und den Kindern wünschen - aus folgenden Gründen:

In "InvesTiere" dreht sich alles um das Thema Geld, Finanzen, Investieren, Anlegen, Unternehmensgründung, Zeitmanagement, Finanzplanung und dergleichen. Doch was sich schon in der Aufzählung hier recht sperrig schreibt, transportiert der Autor in diesem Roman auf einfache, nachvollziehbare Weise und in einem Schreibstil, der vor allem (sehr) junge Menschen ansprechen soll.
Doch auch ich als Erwachsene habe beim Lesen sehr viel gelernt, mich aber stellenweise auch gelangweilt. Es ist einfach wahnsinnig schwer diese trockenen und einfach unemotionalem Themen spannend zu verpacken. Ich hab mich dann über diese Stellen drüber geschwungen und wurde ein paar Seiten weiter immer wieder ganz gut abgeholt. Dennoch bin ich der Meinung, das Buch könnte einige Seiten kürzer sein und trotzdem alles Wesentliche beinhalten.

Wenn wir schon beim Aufbau sind, möchte ich einen großen Kritikpunkt loswerden: Am Anfang wird jede Szene und jedes Gespräch sehr detailliert beschrieben. Das hört dann im Laufe des Buchs immer mehr auf und wird schließlich zum Ende hin so verknappt, dass ich den Entscheidungen der Figuren überhaupt nicht mehr folgen konnte. Das Ende wirkt dann regelrecht gekündtelt und nicht mehr zum Rest des Textes gehörend. Geht mir dann alles zu schnell und zu wenig nachvollziehbar. Auch wenn ich liebe wie das Ganze ausgeht, weil es uns auch viele schöne Lektionen über Freundschaft, Ehrlichkeit und menschliche Größe erteilt.

Möglichst niedlich und charakterlich kindlich gezeichnet, kommen die Figuren im Buch daher, wobei die Darstellung der Protagonist:innen als Tiere nicht zuletzt auch als Stilmittel für ihre jeweiligen Eigenschaften dient. Das finde ich gut und macht Spaß. Einzig und allein die optische Darstellung des Kaninchens finde ich irgendwie übersexualisiert für Kinder. Muss nicht sein.

Alles in allem ist es mal was ganz Neues und eine Chance für Kinder und Jugendliche mehr über Geldthemen zu lernen und Ideen beziehungsweise neue Perspektiven für sich zu eröffnen, wie sie ihre finanzielle Zukunft gestalten wollen. Das finde ich sher wichtig, denn auch wenn viele (wie ich) nicht so gern über Finanzen sprechen, so begleiten sie uns doch tagtäglich.

Ich wünsche mir, dass der Autor die Kritiken annimmt, sich stetig verbessert und noch viel mehr solche Bücher herausbringt!

Bewertung vom 27.03.2024
Das Befinden auf dem Lande. Verortung einer Lebensart
Vedder, Björn

Das Befinden auf dem Lande. Verortung einer Lebensart


ausgezeichnet

Rezension zu "Das Befinden auf dem Lande" von Björn Vedder

Das Dorf ist überall! Als Wahl-Ländlerin kann ich diesen Satz sehr gut nachvollziehen. Du wirst beobachtet, analysiert, bewertet und je nachdem was dabei rauskommt, dann auch behandelt. Hört sich erstmal sehr schlimm an, bei nährerer Betrachtung geht's aber.

Auch der Autor Björn Vedder ist aus der großen Stadt München aufs Land gezogen. Geblendet und verführt von Hochglanzmagazinen, die glückliche Menschen mit selbstgebackenen Broten aus blumenumrahmten Fenstern zeigen, wollte er diese Idylle auch für sich und seine Familie schaffen. Doch es war gar nicht so einfach in der ländlichen Gemeinschaft Fuß zu fassen. Das Neu-Sein ("a Zuagrasta") allein hätte wohl schon gereicht, aber als der Autor dann auch noch in Elternzeit gegangen ist und mit Vollzeitmüttern am Spielplatz seine Zeit verbrachte, wurde er vom Exoten zum Ausgestoßenen. Wie er damit umging, welche Erkenntnisse er aus der Zeit gewann und warum das Land (genauso wie die Stadt) ganz gemeine, aber auch ganz schöne Seiten hat, das alles erfährt man in diesem Essay.

An mehreren Stellen musste ich wirklich herzhaft lachen! Jede:r der:die aus der Stadt aufs Land gezogen ist (so wie ich) kann das alles nachfühlen, was Björn Vedder so erlebt hat. Ich könnte es wohl aber nicht so pointiert und humorvoll beschreiben wie er. Die Intelligenz dieses Mannes ist durch die Zeilen hindurch greifbar und ebenso sein unbändiger Drang die Eigenarten seines neuen Wahl-Zuhauses zu durchleuchten. Es hat mir unheimlichen Spaß gemacht ihn bei seiner Reise und seinen diversen ruralen Erkenntnissen begleiten zu dürfen und dabei Vergleiche mit meinem eigenen kleinen Dorf zu ziehen.
Als er zum Beispiel vom ansässigen Bootsverleiher eines seiner wertvollen heimischen Biere zum Anstoßen geschenkt bekam, konnte ich richtig spüren wie ein Teil von ihm sich über das neue Zugehörigkeitsgefühl gefreut hat. Ich selbst hatte viele von diesen Momenten seit ich aufs Land gezogen bin. Für Außenstehende muss es sich echt strange anhören, aber wenn du mittendrin steckst ergibt es plötzlich Sinn.

Ein Bekannter von mir hat es mal recht treffend ausgedrückt: "Am Land, das ist da wo alle blöd über dich reden, aber wenn du irgendwas brauchst, dann helfen alle zusammen." So ist es tatsächlich.

Besonders gut gefällt mir auch das Cover dieses Buchs. Es fühlt sich haptisch sehr gut an (erhabene Buchstaben) und hat ein tolles, handliches Format und das Buch innen eine angenehme Schriftgröße.
Auch die Aufteilung in einzelne Kapitel gefällt mir. Da kann man immer schön innehalten nach einem Abschnitt und ein wenig sinnieren.

Alles in allem Pflichtlektüre für "olle Zuagrasten" :-)

Bewertung vom 05.03.2024
Trophäe
Schoeters, Gaea

Trophäe


ausgezeichnet

Rezension zu "Trophäe" von Gaea Schoeters

Dieser Roman dreht sich inhaltlich um den Themenkreis der Jagd, genauer gesagt der Großwildjagd in Afrika. Das ist an sich ein, wie ich finde, hochbrisantes und aktuellen Thema - gestern wie heute. Denn noch immer werden jährlich unzählige dieser getöteten Individuen ausgestopft und nach Europa transportiert, um hier die als Aushängeschilder gewisser Persönlichkeiten zu fungieren.
Intensiv wird das Ganze aber durch die ethische und moralische Auseinandersetzung damit und der Tatsache, dass die Autorin sämtliche Hüllen und Grenzen dessen "worüber man normalerweise nicht spricht" fallen lässt und uns schonungslos mit unseren eigenen Vorurteilen, Meinungen und gefährlichem Halbwissen konfrontiert.

Der Hauptprotagonist "Hunter" (sehr bezeichnender Name für das was seine Passion ist) will seine "Big Five" endlich voll machen und freut sich auf den lizensierten Abschuss eines Nashorns. Voller Eifer und bis in die letzte Faser von der Richtigkeit seines Handelns überzeugt, stürzt er sich in die Jagd auf das seltene Tiere. Doch als ihm Wilderer den Abschuss seiner Trophäe vereiteln, eröffnet sich eine andere Option, die sämtliche bisherigen Jagden in den Schatten stellen soll...

Die Autorin Gaea Schoeters lässt ihre Leser:innen nicht zur Ruhe kommen. Kaum hat man sich sowas wie eine Meinung gemacht und weiß welche der vorkommenden Personen die vermeintlich verachtenswerteste ist, da kommt sie mit einer anderen Perspektive auf das Thema Großwildjagd und auf Afrika an sich daher und schon hinterfragt man (bestenfalls) was man nie zu hinterfragen geglaubt hätte. Dabei beweißt sie so viel Fingerspitzengefühl, dass ich irgendwann in der Mitte des Buches das Bedürfnis hatte, mich näher in das Thema einzulesen oder mit anderen Menschen darüber zu sprechen. Ich wusste einfach nicht mehr was ich denken sollte. Zumindest nicht mehr in der Klarheit, in der ich davor für meine Sicht der Dinge eingetreten wäre.
Was kann ein Buch besseres tun als das?

Der Spannungsbogen wird so gekonnt aufrechterhalten, dass ich das Buch nie lange weglegen konnte. Bis zur letzten Seite gab es Überraschungen, Kehrtwendungen und unvorhergesehene Entwicklungen. Am Ende blieb ich in einer Stimmung zurück, die irgendwo zwischen Erschütterung, Erleichterung und Fassungslosigkeit zu verorten ist. Jedenfalls keine Lektüre für

"Trophäe" wird noch sehr lange in mir nachhallen. Egal wie man vorher zu dem Thema steht, ist es immer absolut empfehlenswert dieses Buch zu lesen.
Allerdings sollten Personen, die in den Bereichen Jagd, Tod, Blut oder Leichen einen Trigger befürchten, davor die entsprechenden Triggerwarnungen berücksichtigen. Denn stellenweise ist es schon harte Kost, die einem da serviert wird.