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hrafnaklukka
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Rüthen

Bewertungen

Insgesamt 87 Bewertungen
Bewertung vom 17.06.2010
Das Einstein-Mädchen
Sington, Philip

Das Einstein-Mädchen


sehr gut

Das Buch „Das Einstein-Mädchen“ von Philip Sington ist zwar in eine ganz andere Richtung gegangen, als ich es erwartet habe, trotzdem bin ich begeistert!

Im Mai 1933 meldet Alma Siegel ihren Verlobten Dr. Martin Kirsch als vermisst. Wochenlang bemüht sie sich mit seinem Freund Robert, besucht regelmäßig die Stelle für vermisste Personen, jedoch leider erfolglos.
Zeitsprung: Im Jahr 1932 wir in Berlin / Caputh eine junge Frau gefunden, bewusstlos. Selbst als sie wieder bei Bewusstsein ist, kann sie sich nicht mehr an ihr bisheriges Leben erinnern. Aufgrund eines Zettels in ihrer Hand, die auf eine Veranstaltung vom großen Albert Einstein hinweist, wird sie von der Presse das „Einstein-Mädchen“ getauft. Der Psychater Dr. Martin Kirsch ist fasziniert von der jungen Frau: er hat sie kurz vor ihrem Auffinden kennen gelernt und sich als Elisabeth vorgestellt. Obwohl er sowieso um seine Stelle bangen muß, setzt er sich über alle Regeln hinweg, um mehr über die geheimnissvolle Frau zu erfahren. Inzwischen wird Adolf Hiltler zum Reichskanzler, und das Gesetz „Zur Verhütung von erbranken Nachwuchses“ wird vorbereitet.

Die Geschichte um Dr. Kirsch und dem Einstein-Mädchen ist nicht im herkömmlichen Sinne spannend, es ist eher wie ein verdröseltes Wollknäuel: Nach und nach offenbart sich dem Leser die Geschichte und das unausweichliche Schicksal der beiden jungen Leute, die Fäden werden entwirrt und die einzelnen Handlungsstränge zusammen geführt. Mir hat die Gratwanderung zwischen realer Geschichte und Personen und der fiktiven Handlung und Figuren dieses Romans sehr gut gefallen, die Mischung war sehr ausgewogen und wirkte nicht aufgesetzt oder gar konstruiert: Wahrheit und Phantasie haben gut miteinander harmonisiert. Auch die schrecklichen und teilweise grausamen Ereignisse dieser Zeit wurden gut wieder gegeben: der Autor hat sie zwar einfühlsam geschildert, ohne jedoch pathetisch zu werden. Was mich ein bisschen gestört hat (und deswegen gibt es auch einen Stern Abzug) waren die harten Brüche in der Handlung: ich musste öfters zurück blättern, um zu schauen, ob ich nicht ausversehen eine Seite überblättert habe, da einige Absätze so ganz mitten drinn aufgehört haben. Das hat den Lesefluss schon ganz schön gestört. Ansonsten war das Buch recht flüssig zu lesen, selbst die schwierigen Passagen die über Einsteins Arbeiten und Theorien gehandelt haben waren gut verständlich. Bei dem Ende der Geschichte handelt es sich nicht - wie sonst oft üblich – um ein großes Finale, sondern eher um einen stillen, würdigen Abschluss dieser schönen Geschichte. „Das Einstein-Mädchen“ war ein Lese-Erlebnis, kein Buch für zwischendurch, trotzdem sollte man es sich nicht entgehen lassen!

Bewertung vom 05.06.2010
Schneewittchen muss sterben / Oliver von Bodenstein Bd.4
Neuhaus, Nele

Schneewittchen muss sterben / Oliver von Bodenstein Bd.4


ausgezeichnet

„Schneewittchen muss sterben“ ist nach „Eine unbeliebte Frau“, „Mordsfreunde“ und „Tiefe Wunden“ der vierte Taunuskrimi der deutschen Autorin Nele Neuhaus. Auch dieses Buch ist genauso überzeugend wie seine Vorgänger: neben einem interessanten Mordfall habe ich mit Spannung die privaten Verwicklungen der Hauptakteure verfolgt, die bei dieser Serie das Tüpfelchen auf dem i sind. Und auch beruflich müssen Oliver von Bodenstein und Pia Kirchhoff starke Nerven beweisen: Tobias Sartorius wurde nach zehn Jahren aus der Haft entlassen und kehrt in sein Heimatdorf Altenhain zurück. Dem verurteilten Mädchenmörder wird die Resozialisierung nicht leicht gemacht: bei den Dorfbewohnern stösst er auf eine Mauer aus Ablehnung und Hass, allen voran natürlich der Vater der damals verschwundenen Laura. Nur seine alte Freundin Natalie, aus der in der Zwischenzeit die berühmte Schauspielerin Nadja von Bredow geworden ist, und die 17-jährige Amelie Fröhlich, die fataler Weise auf geradezu unheimliche Weise dem zweiten Opfer Stefanie „Schneewittchen“ Schneeberger gleicht, halten zu ihm. Als Amelie einige verräterische Zeichnungen von dem Nachbarssohn, dem autistischen Thies, erhält, verschwindet das Mädchen spurlos. Und auch diesmal kann Tobi sich nicht lückenlos an den Abend ihres Verschwindens erinnern ….... Und auch die beiden Ermittler Oliver von Bodenstein und Pia Kirchhoff plagen Sorgen: Olivers Frau verhält sich merkwürdig, und für Pias Bauernhof gibt es keine Baugenehmigung.
Diese Serie wird wirklich mit jedem Band besser: durch ihre lebhafte Schreibweise hat mir Nele Neuhaus die Figuren richtig nahe gebracht, und der spannende Handlungsablauf sorgt dafür, das das Buch nicht nur ein Zeitvertreib, sondern ein richtiges Leseerlebnis wird. Die Handlung ist logisch und gut aufgebaut, der Prolog ist schon ein Knaller und animiert zum Weiterlesen. Der Weg bis zum Plot ist eine Reihe gut gestellter Fallstricke und Wendungen, die auch geübte Krimileser bis (fast) zum Schluss über die wahren Hintergründe der Tat im Unklaren lassen. Schön war auch die Beschreibung des Dorfes und seiner Bewohner, die – meiner Meinung nach – zwar etwas Klischeehaft gezeichnet waren, aber trotzdem sehr authentisch gewirkt haben. Ihre Reaktion auf die Verbrechen und das Zusammenhalten / Auseinanderbrechen der Dorfgemeinschaft, das Leben mit der Schuld und dem Gewissen sind hier sehr gut beschrieben. Auch Schicksal der Familie Sartorius, die trotz der Anfeindungen im Dorf geblieben sind, hat mich eingenommen: Nele Neuhaus lässt keine Distanz zwischen dem Leser und ihren Figuren aufkommen. Was „Schneewitchen muss sterben“ (und auch seine Vorgänger) noch auszeichnet ist, das die Autorin auch ohne übertrieben brutale Szenen oder blutige Details auskommt und es trotzdem schafft, einen Pageturner zu schreiben, der sich nicht hinter „typisch amerikanischen“ Psychothrillern verstecken muss. Die Krimigeschichte kann man als Einzelband betrachten, wer allerdings auch die Entwicklungen im Hintergrund verfolgen und verstehen möchte, sollte auf jeden Fall die ersten drei Bände gelesen haben. Ich bin schon sehr gespannt, wie es mit dem Team um Bodenstein/ Kirchhoff weiter geht und hoffe, die Autorin lässt ihre Leser nicht so lange auf den Nachfolgeband warten.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 02.04.2010
Der Trakt
Strobel, Arno

Der Trakt


ausgezeichnet

Gut, das ich gestern Nachmittag keine wichtigen Termine mehr hatte – die hätte ich nämlich glatt verpasst. Das Buch ist gestern Mittag mit der Post angekommen, ich habe es aufgeschlagen und bis tief in die Nacht in einem Rutsch durchgelesen! Die spannende und ungewöhnliche Geschichte fesselt von der ersten Seite an, auf der Sibylle Aurich aus einem Albtraum erwacht – nur um fest zu stellen, das sie sich auch im Wachzustand in einem befindet. Sie ist in einem Krankenhaus, in einem Zimmer, in dem es kein Fenster und keine Möglichkeit gibt, sich bemerkbar zu machen. Der Arzt, der sie kurz darauf untersucht, konfrontiert sie mit einer bizarren Wahrheit: ihr Sohn Lukas, dessen Gesicht mit der niedlichen Zahnlücke sie jedes mal vor sich sieht, wenn sie die Augen schliesst, existiert nicht. Aber so schnell gibt sie nicht auf: ihr gelingt die Flucht, wobei sie von einer fremden Frau, die sich als Rosie vorstellt, Hilfe bekommt. Doch auch zu Hause, bei ihrem Mann Hannes, läuft es anders als geplant: er erkennt sie nicht, und auch die Frau auf dem Hochzeitsfoto hat ein anderes Gesicht als sie. Ihre Sachen passen nicht richtig, und ihre beste Freundin ist ihr fremd. Überhaupt fühlt sich alles nicht richtig an. Und Hannes ruft sogar die Polizei. Doch wieder gelingt ihr die Flucht, und so schlüpft bei Rosie unter. Bei ihren Nachforschungen begegnet sie Christian Rössler, dessen Schwester vor ihrem spurlosen Verschwinden ebenfalls behauptet hat, Mutter eines Sohnes zu sein. Ist sie gar in ein langfristig angelegtes Komplott verwickelt worden? Wer will ihr wirklich schaden und wem kann sie noch vertrauen? Rosie, die zufällig immer vor Ort ist, wenn sie gebraucht wird? Oder Christian, der auch einiges vor ihr zu verbergen scheint? Und was viel wichtiger ist: kann sie sich selber trauen?
Dieses Buch ist wirklich der Hammer. Der flüssige Schreibstil des Buches gepaart mit dem spannenden Inhalt sorgt dafür, das man es wirklich schwer wieder aus der Hand legen kann. Die Handlung hat soviel Haken und Wendungen, das man bis kurz vor Schluss nicht erahnen kann, wer Gut und wer Böse ist, und was wirklich passiert ist. Und trotzdem ist sie logisch und gut nachvollziehbar. Was ist Einbildung, was ist Realität? Nichts ist, wie es scheint. Geschickt verwischt Strobel seine Spuren und lässt seine Protagonisten sowie auch den Leser im Dunklen. Erkenntnisse, die man getroffen hat, werden 3 Seiten später wieder über den Haufen geworfen und so bleibt es wirklich bis zum überraschendem Ende spannend. Beunruhigend ist, das der Thriller so realistisch geschrieben ist, das man wirklich denkt, es könnte jeden Tag irgendwo in Deutschland tatsächlich so passieren …...... An „Der Trakt“ kann man auch sehr schön sehen, das spannende Thriller nicht unbedingt etwas mit blutigem Splatter zu tun haben müssen – da kommt Arno Strobel nämlich ganz ohne aus. „Der Trakt“ ist auch so ein Garant für Spannung und Nervenkitzel bis zum letzten Wort, und Strobels Werk muß sich keinesfalls hinter seinen englisch sprachigen Konkurrenten verstecken.
Im Anschluss an das eigentliche Buch gibt es noch als Zugabe eine Leseprobe von Strobels nächstem Roman „Das Wesen“, das demnächst erscheint und das sicher auch in meinem Regal landen wird.

9 von 10 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.03.2010
Daemon
Suarez, Daniel

Daemon


weniger gut

Der Thriller „Daemon“ von Daniel Suarez konnte meine Erwartungen leider nicht erfüllen – ich fand ihn zu technisch geschrieben und zu sehr in die Cyberwelt integriert, dadurch waren ganze Passagen sehr langatmig.
Der an einem Hirntumor verstorbene Chef von CyberStorm Entertainment, Mathew Sobol, tötet 2 zwei Mitarbeiter – anscheinend durch einen Computervirus, der von bestimmten Ereignissen aktiviert wird. Neben dem FBI ist Peter Sebeck für den Fall zuständig. Nach und nach wird das komplette Ausmaß des Computerprogramms ersichtlich – bei der Durchsuchung von Sobols Privatbesitz sterben 6 Beamte im Einsatz. Und auch an anderen Fronten hat er sich abgesichert: durch das von ihm entwickelte Computerspiel „Over the Rhine“ nimmt Sobol post mortem Kontakt seinen Spielern auf, die sein Vermächtnis zur Realität werden lassen sollen ….....
„Daemon“ war eines der wenigen Bücher, durch die ich mich wirklich durchbeissen mußte. Das lag an der trockenen Schreibweise des Autors, und so richtig Spannung kam für mich nicht auf. Zudem wurden viele Vorgänge erwähnt, mit denen ich nichts anfangen konnte. Ein fahrerloser Hummer, der Menschen tötet, Computerprogramme die nach der Weltherrschaft streben – für meinen Geschmack etwas zu futuristisch und deswegen ist dann auch schnell Langeweile aufgekommen. Mit den Personen konnte ich mich nicht recht anfreunden, sie blieben bis zum Ende des Buches blass und ohne Kontur. Das Ende war eigentlich kein solches, ich denke, da wird noch ein zweiter Teil folgen (müssen). Wer sich gut in der Cyberwelt auskennt und nichts gegen fantastische Horror-Szenarien hat, für den dürfte das Buch genau das richtige sein. Mich hat es nicht gepackt, und ich kann es leider nicht weiter empfehlen.

Bewertung vom 20.03.2010
Zeit der Gespenster
Picoult, Jodi

Zeit der Gespenster


sehr gut

„Zeit der Gespenster“ hat mich sehr positiv überrascht – es handelt sich bei dem Buch um eine gute Mischung verschiedener Genres: ein alter Mordfall wird aufgeklärt, Geistererscheinungen sorgen für einen mystischen Einschlag, ein unschöner Teil der Geschichte der USA wird aufgearbeitet, und das ganze wird begleitet von einem tragsichen Schicksal und einer schönen Lovestory. Und obwohl die Geschichte der vielschichtig ist und eine Reihe verschiedener Themen umfasst, wirkt sie keineswegs überladen. Ross Wakeman ist einer der Hauptfiguren. Vor Jahren hat er seine Verlobte Aimee bei einem tragischen Autounfall verloren, schwebt seitdem zwischen den Welten und versucht vergeblich, sich das Leben zu nehmen um wieder mit seiner großen Liebe vereint zu sein. Doch es scheint, als würde eine unsichtbare Macht in an sein irdisches Leben fesseln – er ist „unzerbrechlich“ und überlebt selbst die schlimmsten Unfälle. Seine Schwester Shelby hat ganz andere Sorgen: ihr Sohn Ethan leidet an einer seltenen Krankheit, XP, er verträgt keine UV-Strahlen und hat eine sehr geringe Lebenserwartung.Auf einem nah gelegenen Grundstück soll ein Einkaufszentrum gebaut werden – die Indianer wollen das verhindern, da dort ein Indianerfriedhof sein soll. Ross wird vom Bauunternehmer engagiert, um Geistererscheinungen zu überprüfen. Dabei lernt er eines Nachts die schöne und geheimnisvolle Lia kennen – kann sie ihn über seinen tragischen Verlust hinweg trösten? Und was für eine Geschichte hat der angebliche Indianerfriedhof?
Erzählt wird das Buch aus zwei Perspektiven: im ersten und im letzten Teil ist der Leser Beobachter, der mittlere Teil spielt in der Vergangenheit und wird von Cecelia Pike in Ich-Form erzählt. Die Kombination erhöht die Spannung, und auch sonst ist das Buch flüssig geschrieben und fesselt den Leser von der ersten Seite an. Die Figuren sind sehr vielschichtig dargestellt, die Geschichte interessant und besonders der Konflikt zwischen Weissen und Indianern war gut ausgearbeitet. Haarsträubend – aber dafür umso realistischer – ist die Vergangenheitsbewältigung um die „Rassenkunde“, Stammbäume und die damit verbundene Zwangssterilisation. Die Informationen zu dem Thema und die Konflikte in den 20/30er Jahren waren geschickt in die Geschichte eingebaut und haben dem Buch eine besondere Note verliehen. Die Idee, die ganzen Themen miteinander zu kombinieren war richtig gut und für meinen Geschmack auch genau richtig dosiert. Auch die Verbindungen zwischen Gegenwart und Vergangenheit haben dem Buch den richtigen Schwung gegeben. Das einzige, was mir nicht so gut gefallen hat – und deswegen habe ich auch nur 4 Sterne vergeben - war das etwas dick aufgetragene Ende, da wäre weniger tatsächlich mehr gewesen und hätte etwas besser zum Inhalt des Buches gepasst.

Bewertung vom 20.03.2010
Schneller als der Tod / Pietro-Reihe Bd.1
Bazell, Josh

Schneller als der Tod / Pietro-Reihe Bd.1


sehr gut

„Schneller als der Tod“ umfasst eigentlich nur einen Tag im Leben des Dr. Peter Brown – aber der hat es in sich. Der Morgen fängt schon schlecht an: auf dem Weg zur Arbeit wird er überfallen – Pech für den Räuber, denn der ehemalige Mafiakiller wird mit so etwas natürlich spielend fertig. Und wenns einmal schief läuft, dann richtig: der neue Patient Sqillante entpuppt sich als ehemaliger Kollege: ein Mafiakiller, sowie Dr. Brown vor dem Zeugenschutzprogramm auch. Damals hieß er noch „Bärentatze“ Pietro Brwna, und durch seine Aussage wurde der Mafiaboss und Vater seines besten Freundes verurteilt. Erschwerend kommt noch hinzu, das er den Junior Skinflick aus dem fünften Stock geworfen hat. Doch tot gesagte leben länger, und so beginnt ein selbst für Dr. Browns Verhältnisse ungewöhnlicher Tag.
Das erste, was mir an dem Buch aufgefallen ist sind die ungewöhnlich skurillen Gestalten. Allen voran natürlich Bärentatze Dr. Brown, der die Geschichte aus seiner Sicht erzählt. Dabei schweift er immer wieder von der Gegenwart in die Vergangenheit, schildert sein Verhältnis zum Mob und besonders die familiäre Anbindung zu Skinflick und seinem Vater, die Begegnung mit seiner großen Liebe Magdalena und warum er letztendlich die Mafia verraten hat. Das ganze ist in einem lockeren Plauderton geschrieben, voll schwarz-humoriger und trockener Bemerkungen am Rande. Ein richtiger Krimi oder Thriller ist dieses Buch nicht, ich würde es eher als spannende Geschichte beschreiben, die dabei ungewöhnlich amüsant ist. Josh Bazell Erstling hat zwar keinen besonderen Tiefgang, aber er ist sehr unterhaltsam und genau das richtige für einen gemütlichen Nachmittag auf dem Sofa.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.03.2010
Entrissen / Marina Esposito Bd.1
Carver, Tania

Entrissen / Marina Esposito Bd.1


ausgezeichnet

„Entrissen“ ist das erste Buch der Autorin Tania Carver. Es handelt sich dabei um einen spannenden Psychothriller, der nichts für schwache Nerven ist.
Ein Serienkiller hält nicht nur die Polizei in Atem: Claire Fielding ist bereits das dritte Opfer, die alle eins gemeinsam hatten: sie waren schwanger. Während bei den ersten beiden die Babys mit getötet wurden, ist das Baby von Claire allerdings verschwunden. DI Phil Brennan und seinem Team rennt die Zeit davon: mit jedem tag, der vergeht, sinken die Chancen des Neugeborenen zu überleben. So wird Marina Esposito zu dem Fall hinzugezogen: die Psychologin soll ein Täterprofil erstellen. Ihre frühere Beziehung zu Brennan machen die Zusammenarbeit nicht gerade einfacher, und als bekannt wird, das auch sie schwanger ist, gerät sie ins Visier des Killers …........
Dieser Psychothriller ist wirklich sehr spannend, und das schon von der ersten Seite an. Die Handlung ist gut aufgebaut und die Geschichte gut erzählt, was mich allerdings etwas gestört hat waren die „Splattereffekte“ - die blutigen Details, mit denen der Leser direkt von Anfang an konfrontiert wird. Die Protagonisten waren gut beschrieben, schnell bekommt man einen Einblick in die privaten Beziehungen, Gedanken und Gefühle. Die einzige Person, die für mich etwas unglaubwürdig geschildert war: „Fürst Floskel“ Ben Fenwick, der Marina erst um jeden Preis für den Fall gewinnen möchte, ihre Arbeit aber kurz darauf komplett ignoriert, das war für mich etwas unlogisch. Ansonsten waren die Personen klar strukturiert, die Dialoge alltagstauglich und das Buch allgemein gut zu lesen. Geradezu faszinierend waren die Einblicke in Hesters Seelnenleben und ihre Beziehung zu den Babys: der Leser kann in immer wieder an den Gedanken und verqueren Denkweisen teilhaben. Der Plot lässt sich erahnen, die Details bleiben allerdings im Dunklen, und so ist „Entrissen“ von Anfang bis Ende ein spannendes und kurzweiliges Lesevergnügen.

Bewertung vom 21.02.2010
Finstere Orte
Flynn, Gillian

Finstere Orte


sehr gut

Darkplace
Libby „Baby“ Day ist eine einsame Frau Anfang 30, ihre Mutter hätte sie wohl als „geknickt“ oder auch „trübsinnig“ bezeichnet. Doch ihre Mutter Patty ist seit 24 Jahren tot – genau wie ihre Schwestern Michelle und Debby, die zum Todeszeitpunkt zehn und neun Jahre alt waren. Ein Wahnsinniger hatte 1985 ihre Familie umgebracht, nur die siebenjährige Libby konnte sich in der eiskalten Januarnacht in den Garten retten. Schnell wurde ihr 15-jähriger Bruder Ben verdächtigt und auch verurteilt – über den Teenager kursierten schon vorher genug Gerüchte wegen Kindesmißbrauch und Teufelsanbetung, Libbys vernichtende Aussage war da nur noch das Tüpfelchen auf dem i.. Auch als Erwachsene ist Libby nie über diese Nacht hinweg gekommen, durchlebt die Vergangenheit , die sie selber als „Darkplace“ bezeichnet, im Kopf wieder und wieder. Doch nun muss sie sich der Realität stellen: der Fond über 321.373 Dollar, den sie mit 18 Jahren ausgezahlt bekommen hat, ist so gut wie aufgebraucht. Da kommt das Angebot eines ominösen Vereins, der sich Kill Club nennt gerade recht: der Club besteht aus Leuten, die sich mit schrecklichen Verbrechen befassen und Souvenirs davon kaufen. Für einen Besuch soll sie 500 Dollar bekommen. Doch bei dem Besuch bleibt es nicht – nach und nach überzeugen die Mitglieder sie, das ihre Aussage damals falsch war und Ben unschuldig im Gefängnis sitzt. Doch je mehr sie in der Vergangenheit stöbert, um so unangenehmer wird es, sich den Tatsachen zu stellen …......
Das Buch hat schon einen sehr guten und spannenden Anfang, und so bleibt es auch die ganzen 523 Seiten lang. Die Sprache und die Wortwahl des Buches sind an das soziale Milleu, aus dem Libby stammt und das sie auch nie ganz verlassen konnte, angepasst und lassen die Geschichte um so authentischer wirken – man fühlt sich direkt in die ärmliche Farm – und Trailerpark-Gesellschaft hinein versetzt. Das Buch wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt, Libbys Part aus der Gegenwart ist in der Ich-Form verfasst, die Ereignisse aus der Vergangenheit, die nur den letzten gemeinsamen Tag der Familie umfassen, aus Bens und Pattys Sicht in der dritten Person. Dabei wird schnell klar, wie die Gerüchte um den etwas seltsamen Jungen entstanden sind, die Geschichten dahinter sind gut geschildert. Libby entdeckt ihre Vergangenheit neu, wie eine Zwiebel schält sie Schicht für Schicht frei und muß sich mit einer völlig neuen Wahrheit auseinandersetzen. Auch die zart aufkeimende Freundschaft zwischen dem „Kill Club“ Vorsitzenden Lyle und der kontaktarmen Libby sind recht neu für sie. Das Ende kommt trotz zahlreicher Vermutungen, die man beim Lesen, originell und überraschend – ein guter Plot ist für einen Krimi die halbe Miete, und ich finde, die Autorin hat es gut gelöst. Freunde des klassichen „Who-done-it“-Krimis sollten sich „Finstere Orte“ auf keinen Fall entgehen lassen.

Bewertung vom 21.02.2010
Dämonenherz
Talbot, Julia

Dämonenherz


weniger gut

Die Jagd nach den Sternen

Anna Sternberg ist lieb, aber ein typischer Looser – zusammen mit ihrer Freundin Vicky betreibt sie erfolglos eine PR-Agentur, der einzige Auftrag den sie ergattern kann, will ihre alte Schulfeindin Sandrine „der guten Gelegenheit wegen“ nicht bezahlen. Auch privat sieht es alles andere als rosig aus – finanziell ist sie am Ende, von ihrem Mann ist sie geschieden, und ihr Vater lebt in einem Abbruch-Haus, das einem Einkaufszentrum weichen soll. Als sie im Kurpark dem charismatischen Carl Weller begegnet, sieht sie ihre Chance kommen: sie befreit ihn aus einer mißlichen Situation und soll dafür seine persönliche PR-Beraterin werden. Schnell wird aus der beruflichen Beziehung eine private, doch Anna weiß nicht, worauf sie sich eingelassen hat - denn Carl ist nicht ganz der, für den er sich ausgibt, und auch Sandrine ist nicht nur eine ehemalige Klassenkameradin ….
Ich hatte eigentlich eine spannende Urban-Fantasy-Loverstory erwartet, und bin von dem Buch ein bisschen enttäuscht, denn die ganze Handlung bleibt eher flach. Anna Sternberg ist als Figur zwar ganz sympathisch, doch vor allen Dingen auch nervend naiv und man kann ihre Handlungen teilweise nicht ganz nach vollziehen. Auch ihr Vater wirkt eher wie ein gutmütiger Idiot, und man fragt sich, wie er überhaupt so lange ohne fremde Hilfe überleben konnte, Und auch die Wandlung Wellers vom eiskalten Manager zum unsterblich verliebten Mann, der sein Leben für Anna geben würde wirkt eher lahm und daher nicht so richtig glaubwürdig. Zudem neigt die Autorin zu pathetischen Dialogen, die sehr hölzern wirken und die so im normalen Leben nie statt finden würden. Wenn man den übernatürlichen Teil dieses Buches weg lässt, bleibt eine mittelmäßige Liebesgeschichte, die als Taschenbuchausgabe genau das richtige für einen verregneten Nachmittag gewesen wäre. So bleibt leider nur ein mittelmäßiges Buch, das in der Flut der weitaus besseren Urban-Fantasy-Literatur untergeh

Bewertung vom 16.02.2010
Der Todesflüsterer
Carrisi, Donato

Der Todesflüsterer


ausgezeichnet

Ich habe gerade den Thriller „Der Todesflüsterer“ von Donato Carrisi aus der Hand gelegt, und mein erster Gedanke war „Wow“. Ich habe selten so einen spannenden Thriller gelesen, dessen Ende mich wirklich überrascht hat. Der Leser steigt direkt von der ersten Seite an in die spannende Geschichte ein: In einer Waldlichtung finden zwei Jungen zufällig 6 linke Arme, die zu 5 kürzlich verschwundenen Mädchen passen könnten. Doch wer ist das 6. Mädchen, und warum wurde sie nicht vermisst gemeldet? Profiler Goran Gavila holt sich die Sonderermittlerin Mila Vazquez in sein Team: sie spürt verschwundene Kinder auf. Nach und nach tauchen die Leichen der vermissten Mädchen auf, und schon bald gelingt es dem Täter, die Saat des Mißtrauens in das Team zu säen …..

Das Buch ist noch viel besser, als ich von der Leseprobe erwartet habe: es ist überdurchschnittlich spannend, die Geschichte ist raffiniert und gut durchdacht, das Ende ein wirklicher Hammer. Mit den Ermittlern Goran und Mila hat der Autor ein ungewöhnliches Duo auf die Jagd gehen lassen: der Profiler ist allein erziehender Vater, seine Frau hat ihn verlassen. Mila hat ihre ganz eigene Art, mit den schrecklichen Ereignissen, mit denen sie in ihrem Beruf konfrontiert wird, fertig zu werden. Und auch die Charaktere um die beiden Hauptermittler sind sehr interessant und lebhaft geschildert. Die Wendungen der Handlungen sind sehr gelungen und vor allem auch glaubhaft, immer wenn man denkt dem Täter auf der Spur zu sein kommt es doch wieder anders. Der Thriller ist sehr flüssig geschrieben, und der Autor hält den Spannungsbogen von Anfang bis Ende aufrecht. Auch der kleine Ausflug mit der Nonne Nicla in die Welt des Paranormalen hat mir sehr gut gefallen.Mit „Albert“ hat Carisi einen Serienkiller geschaffen, der sich in keinerlei Hinsicht vor seinen literarischen Kollegen verstecken muss. Mit blutrünstigen Details protzen muß der Autor nicht – sein psychologisches Verwirrspiel zieht den Leser zu Genüge in seinen Bann. Mit „Der Todesflüsterer“ ist Carisi ein großes Erstlingswerk gelungen, und ich hoffe, in Zukunft noch mehr von dem Autor lesen zu können.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.