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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
robertp
Wohnort: 
Guntramsdorf

Bewertungen

Insgesamt 26 Bewertungen
Bewertung vom 03.03.2024
Die Spaghetti-vongole-Tagebücher
Maiwald, Stefan

Die Spaghetti-vongole-Tagebücher


ausgezeichnet

Bella Italia
Nimmt man das Buch in die Hand, dann fallen einem sofort der Leineneinband, die Fadenheftung und das Lesebändchen auf. Ein schönes Stück Handwerk und das führt auch schon zum Inhalt der ‚Spaghetti-vongole-Tagebücher‘. Der Autor Stefan Maiwald will ein fürstliches Menü aus regionalen Bestandteilen der Region Veneto und Friaul ((eigentlich Friaul-Julisch Venetien) kochen.
Die in verschiedenen Farben gehaltenen Abschnitte gliedern das Buch in einen lustigen Familienroman und kurzweiligen Geschichten über die Landstriche Oberitaliens – Kochrezepte und Historie wechseln einander gekonnt ab.
Rasch hat man sich mit der Familie Maiwald angefreundet, reist mit dem Schriftsteller/Koch durch die Städte der oberen Adria (Venedig, Lignano, Jesolo, Aquileia undGrado) und erfährt gar manchen Schwank über die Geschichte und Zubereitung der geplanten Speisen.
Der Untertitel des Buches gibt den Inhalt wieder (Wie ich mit drei Kilo Pasta, zwei Kisten Prosecco und einem toten Fisch von Venedig nach Triest fuhr, um meine Schwiegereltern zu beeindrucken), ist aber nur eine Klammer, die eine turbulente Geschichte nach dem perfekten Menü enthält.
Für alle die an der italienischen Küste Urlaub machen aber ihre Wohnung nicht verlassen wollen. Kurzweilig und voll interessantem, unnützen Wissen über die cucina italiano.

Bewertung vom 27.02.2024
Wer zuerst lügt
Elston, Ashley

Wer zuerst lügt


ausgezeichnet

Um die Ecke gedacht
Schon als ich den bunten Einband gesehen habe, wusste ich, dass ich dieses Buch lesen wollte. Der Umschlag erinnert mich an die Krimis aus den 60iger Jahren und das sich spiegelnde Frauenprofil hat sofort meine Aufmerksamkeit gefunden.
Inhaltlich geht es um eine Frau die, im Auftrag eines unbekannten Mr. Smith, unter verschiedenen Identitäten Aufträge erfüllen muss und dafür zunächst gut bezahlt wird. Das geht solange gut, solange sie die gewünschten Informationen abliefert. Als ihr vorletzter Auftrag scheitert wird sie von Mr. Smith auf eine Probe gestellt, die nicht nur ihr Leben bedroht.
Das Geschehen wird in Rückblenden aus der Sicht der Protagonistin erzählt. Die Figur der Schwindlerin wirkt sympathisch. Sie versucht sich mit ihren Opfern zu identifizieren und ihre Aufgaben ohne „Blutvergießen“ abzuwickeln. Das ist spannend erzählt und führt von einem Höhepunkt zum anderen. Mal hat ihr unbekannter Auftraggeber die Nase vorn, dann wieder sie. Ein Wetttrennen, aus dem die Protagonistin kaum als Siegerin entkommen kann.
Mir sind im Laufe der Geschichte einige Ungereimtheiten aufgefallen, die aber die Erzählung nicht unspannend machen. Die Volten in der Geschichte sind notwendig um die Spannung aufrecht zu halten.
Ein spannender Roman mit vielen Wendungen die das Lesevergnügen verstärken. Für alle die rasante Unterhaltung ohne Blutvergießen mögen und sich bis zum vorletzten Kapitel überraschen lassen wollen.

Bewertung vom 08.02.2024
Die Insel des Zorns
Michaelides, Alex

Die Insel des Zorns


sehr gut

Glaube nicht, was du liest
Der Autor Alex Michaelides (Zypriot, lebt in London) verspricht uns einen klassischen Krimi. Sieben Personen, eine Insel und ein Mord. In seinem als klassisches Theaterstück in fünf Akten gegliederten Roman – der Verlag nennt ihn einen Thriller – erzählt ein Ich die Geschichte eines Mordes. Dieses Ich, der Dramatiker Eliot Chase, berichtet vom Geschehen und lenkt als Erzähler den Leser durch eine tödliche Liebesgeschichte im Schauspielermilieu. Intrigen, Ränke, Liebesbeziehungen, Verrat und Eifersucht steuern die Handlung auf ihren Höhepunkt den Tod eines/r Protagonisten.
Nun sollte man denken, dass diese Geschichte schon x-mal erzählt wurde, aber es gelingt Michaelides immer wieder eine neue Volte. Die Handlung springt von der Vergangenheit zur Gegenwart und jedes Mal erscheint die Realität in einem neuen Licht.
„So viel wissen Sie.
Was Sie nicht wissen. Ist, was als Nächstes passiert.“ S.263
Mir persönlich war am Ende des dritten Aktes schon etwas langweilig, dachte ich doch, dass ich alles vorhersehen würde. Dem war nicht so, im vierten Akt wurde es nochmals richtig spannend.

Die Handlung nimmt sich ihre Bestandteile von Shakespeare (Insel), Plot (Agatha Christie) oder Namen (historische Filmgrößen). Der Autor räubert und kopiert (wie auch Eliot im Roman), fügt es zusammen und stellt etwas Neues, durchaus Spannendes, auf die giechische Insel Aura (ursp. ein unbestimmtes Vorgefühl, aber auch Verzauberung).
Für alle die sich mit den klassischen „whodunit“ Krimis wohlfühlen und den britischen Stil auf einer sturmumtosten Insel erleben wollen.

Bewertung vom 29.01.2024
Die Hoffnung der Chani Kaufman
Harris, Eve

Die Hoffnung der Chani Kaufman


ausgezeichnet

Dieses Buch habe ich außerordentlich gerne gelesen. Es hat mich in eine Welt geführt, von deren Existenz ich gehört, aber in dieser Form nicht erwartet habe.
Chani lebt nach den Regeln des jüdischen Glaubens. Sie ist frisch verheiratet – mit Baruch Kaufmann – und beide wünschen sich ein Baby. Leider bleibt ihr Gebet zu HaSchem (Gott) unerhört und sie reisen von Jerusalem nach London, wo sie eine Geburtsklink aufsuchen. Dieser Aufenthalt wird von ihren Schwiegereltern finanziert und muss unbedingt eine Lösung bringen, da der Ehemann seine Frau verstoßen kann, falls sie kinderlos bleiben.
Der Druck den Chani verspürt wird schon nach wenigen Seiten deutlich. Die Sitten und Gesetze der jüdisch-orthodoxen Gemeinde sind strikt und äußerst vielfältig. Alles ist reglementiert: Das Gebet vor jedem Essen, welches auch eigenen Gesetzen folgt, die Kleidung und es gibt verbindlichen Regeln für die Zeit des Beischlafs.
Tritt man wie Rivka Zilbermann (Ehefrau eines Rabbis) aus dieser Gesellschaft aus, dann gilt man als verstoßen (Schickse). Rivka und Chani treffen sich, sie erörtern eine Lösungsmöglichkeit welche die Regeln etwas dehnt. Wird Chani diesen Weg einschlagen um glücklich zu werden?
Das Buch bringt mir das Leben der gläubigen Juden sehr nahe. Die Autorin Eve Harris kennt das
Milieu – sie hat als Lehrerin in diesen Gemeinden Mädchen unterrichtet. Es war mir neu welche einschränkenden Gesetze das Leben bestimmen. Dieses wird hier sehr lebendig und spannend geschildert. Ein Buch das ich sehr gerne gelesen habe und sehr aktuell (Krieg in Israel) ist.
Lektüre für jemanden der Religionen auf neue Art kennenlernen möchte und spannende Liebesgeschichten nicht verachtet.
PS: Es gibt von Eve Harris ein Prequel „Die Hochzeit der Chani Kaufmann“. Ich hab’s nicht gekannt und konnte mich trotzdem gut unterhalten.
PPS: Am Ende ein Glossar jüdisch-deutsch – unbedingt vorablesen.

Bewertung vom 15.01.2024
Paris Requiem
Lloyd, Chris

Paris Requiem


ausgezeichnet

Das Titelbild zeigt den Eifelturm, der rechter Hand von zwei Flugzeugen angesteuert wird. „Paris Requiem“ spielt 1940 und die Stadt ist von den Deutschen besetzt. Der Polizist Edouard „Eddie“ Giral lebt in einer Stadt die vor allem eines ist – korrupt. Eddie muss einen Mord an einem alten „Kunden“ aufklären, der eigentlich im Gefängnis sein sollte. Bei den Recherchen stellt er fest, dass eine ganze Bande unter seltsamen Umständen aus der Haft entlassen worden ist. Eddie wird immer mehr der Spielball von Mächten, denen er sich nicht erwehren kann. Die deutschen Besatzer drängen mit drei Abteilungen (Aufklärung, SD und Gestapo) auf Aufklärung und der Kopf der Verbrecherbande Capeluche hat seinen Sohn in seiner Gewalt. Wie kann er sich und seinem Gewissen entsprechend gegen diese Übermacht stellen, was kann er tun um weitere Morde zu verhindern?
Chris Lloyd hat hier einen historischen Kriminalroman geschrieben, der spannend bis zur letzten Seite zu lesen ist. Die Gefühlswelt, die Zerrissenheit in der sich Eddie befindet wird lebhaft und einfühlsam beschrieben. Die Schwierigkeiten zu ermitteln, wenn jederzeit Aufgaben und Auftraggeber wechseln, werden eindringlich geschildert Die Nöte und Ängste der Pariser werden bildhaft beschrieben, Ihre immer eingeschränkter Versorgungssituation und die Angst vor den Deutschen werden drastisch geschildert.

Im Roman werden auch historische Ereignisse verarbeitet die zusätzlich die Komplexität der Ermittlungen zeigen. Auf der Suche nach einem alten Freund entdeckt Eddie ein Massengrab an afrikanischen Soldaten der französischen Armee und während der Zeremonie zum Waffenstillstandstag kam es dann auch zu den geschilderten Ausschreitungen der Wehrmachtssoldaten an den Studenten.
„Paris Requiem“ ist allen zu empfehlen, die historische Krimis mögen. Besonders ans Herz gelegt all jenen, die sich ein Bild von der Lebensituation der Pariser in der Zeit des VICHY-Frankreichs machen und gleichzeitig einen Thriller lesen wollen.

Bewertung vom 17.12.2023
Die sieben Monde des Maali Almeida
Karunatilaka, Shehan

Die sieben Monde des Maali Almeida


gut

Das Titelbild, eine bunte Orgie verschiedener Farben zeigt ein Gesicht, eine Maske oder den Teufel. Es zieht die Aufmerksamkeit auf sich und entführt den Leser in ein exotisches Land – Sri Lanka.
Der Sri Lanker Fotograf Malinda (Maali) Almeida ist tot und steht nun in der Schlange vor der Himmelstür , einem Tresen wie im Krankenhaus und versucht sich in diesem Traumzurechtzufinden. Er weiß nicht weshalb er gestorben ist und hat nun sieben Monde ( 7 Tage) Zeit, um sich in diesem Labyrinth zurechtzufinden und seine brisanten Informationen weiterzuleiten.
in Sri Lanka herrscht 1983 (bis 2009) Bürgerkrieg und er hat als Journalist und Fotograf einige brisante Aktionen der Kriegsparteien dokumentiert. Seine Fotos können viele prominente Emporkömmlinge stürzen, vielleicht sogar den Krieg beenden. Warum und wie er gestorben ist wird ihm erst am Ende des Romans enthüllt.
Es ist ein schwierig zu lesender Roman. Die verschiedenen Kriegsparteien und die Lage in Sri Lanka erfordern etwas Vorabinformation. Eine Hilfe dazu findet sich am Ende des Buches, wo die handelnden Personen und ein Glossar aufgelistet sind. Auch die Religion (Hinduismus) wird im letzten Kapitel (Mond) angeschnitten und als erlösendes Element von Maali angenommen.
Der Schreibstil eine Art Icherzählung im Genetiv erfordert einiges an Gewöhnung und bleibt für mich bis zum Schluss anstrengend zu lesen.
Das Thema des vor der Himmelstür Wartenden wird in vielen anderen Büchern verarbeitet (z.B Klune: Das unglaubliche Leben des Wallace Prize). Das vorliegende Buch ist sicherlich eines der am schwierigsten zu Lesenden dieses Genre.
Zu empfehlen für alle die sich exotische Abenteuer mit etwas Phantastik zumuten wollen.

Bewertung vom 14.11.2023
Jil Sander. Eine Annäherung
Wiesner, Maria

Jil Sander. Eine Annäherung


ausgezeichnet

Das ist keine Autobiografie. Die Autorin Maria Wiesner – Journalistin u.a. bei FAZ und Publizistin – nennt ihr Buch eine „Annäherung“. Aus Meldungen, Dokumenten, Interviews und persönlichen Gesprächen wird ein Lebenswerk dokumentiert, welches die deutsche Modewelt geprägt und über Europa hinaus bekannt gemacht hat (auch in Wien gibt es noch ein kleines Geschäft mit den Insignien Jill Sander auf der Kärntnerstraße).
Heidemarie Jiline Sander kommt in Wesselburen (Schleswig-Holstein) zur Welt und die einfache und raue Landschaft in der sie die ersten Lebensjahre verbringt, ehe sie nach Hamburg übersiedelt, prägen das Mädchen. Die Mutter lässt sich scheiden und mit dem neuen Mann an ihrer Seite beginnt ein neues Leben in der Großstadt. Jiline – ein Name der nur selten gewählt wird – wird Textilingenieurin und zieht danach in die USA. An der Westküste studiert sie, an der Ostküste beginnt sie beim drittgrößten Verlag Amerikas zu arbeiten. Als ihr Stiefvater schwer krank wird, kehrt sie nach Deutschland zurück und beginnt eine Karriere, die für Deutschland und Europa außergewöhnlich ist. Jil Sander macht sich mit 24 Jahren selbstständig, erweitert ihr Unternehmen um Beautyprodukte (Parfum, Creme) und bringt es an die Börse. Sie ist die erste Frau in Europa der all das gelang.
Was eine Seminararbeit für die Uni werden kann, wird durch den persönlichen Eindruck der Beschreibenden zu einem stimmungsvollen Buch. Das Leben der Designerin wird ergänzt um Eindrücke zu den Befindlichkeiten und Lebensumständen mit denen sie konfrontiert wird. Viele Exkurse beschreiben die Akteure der Modewelt, die Welt der fashion shows und (nur kurz) ihr Privatleben.
Die „Sander“ ist eine Ikone wie Coco Chanel oder Helena Rubinstein. Mit dem klaren schlichten Design „erlöst“ sie die erfolgreichen Frauen vom opulenten Stil der Nachkriegsjahre.
Es ist erstaunlich welche ihrer Ideen (shop in shop, Boutique Design, Design der Parfumflakons) bis heute Einfluss auf die Modewelt haben.
Das Buch liest sich unterhaltsam und ich finde viele neue Informationen aus der Modewelt darin. Hunderte von Anmerkungen zeigen den Aufwand, den die Autorin für die Recherchen gemacht hat. Allen, die über die Modewelt (nicht nur Deutschland) mehr wissen und das Leben einer Persönlichkeit näher kennen lernen wollen, ans Herz gelegt.

Bewertung vom 27.10.2023
Dieses schöne Leben
Brammer, Mikki

Dieses schöne Leben


sehr gut

Leben und Lieben lernen
Mikki Brammer, die Schriftstellerin aus Australien nunmehr NYC, schreibt in ihrem Debutroman von der Liebe und dem Tod. In der ersten Hälfte des Romans vor allem über den Tod, denn die Hauptperson Clover nennt sich „Sterbe-Doula“, eine Person, welche die letzten Tage und Stunden des Lebens mit Sterbenden verbringt.
Welch schönes Wort „Doula“ für Dienerin - ein alter Name für die Unterstützung die Frauen bei der Geburt erhalten – ich kannte es zuvor nicht.
Clover ist dabei oftmals allein, keine Freunde und Verwandte schließen sich ihr an, um den Tod etwas weniger einsam zu machen - .ja, sie wird von Angehörigen bezahlt diese Aufgabe zu übernehmen. So auch von Sebastian, der sie verpflichtet seiner Großmutter Claudia beizustehen. Er möchte aber nicht nur Auftraggeber sondern auch mehr als ein Freund für Clover sein.
Diese ist in ihren 36 Lebensjahren noch keine Liebesbeziehung eingegangen und kennt Küsse nur aus den Liebesfilmen, die sie sich allabendlich auf der Couch, gemeinsam mit Hund und Katzen, ansieht.
Kontakt hält sie nur zu Leo, einem 80+ Nachbarn, und notgedrungen mit der neuen Nachbarin Sylvie.
Claudia erzählt ihr von ihrem Leben und ihrer unerfüllten Liebe. Bei ihren Recherchen findet Clover in Hugo einen Mann, der ihr Leben auf den Kopf stellt.
Die Protagonistin wird mir bereits nach einigen Seiten sympathisch. Ihr einsames Leben und der seltsame Beruf machen wissbegierig. Die Autorin hat sich viele Gedanken über Einsamkeit und das Sterben gemacht (s. Danksagungen) und diese in einem lesenswerten Roman verpackt. Ab dem letzten Drittel bemerkt man, dass es sicher ein Happy End für Clover geben wird, dies aber anders als gedacht. Ein Buch, das sich an den kommenden langen Abenden rasch und neugierig lesen lässt (und wenn man am Wasser gebaut hat, dann fließen auch noch ein paar Tränen).

Bewertung vom 04.10.2023
Glutspur / Liv Jensen Bd.1
Engberg, Katrine

Glutspur / Liv Jensen Bd.1


ausgezeichnet

Ich nehme das Buch in die Hand und bemerke gleich den rauen, erhabenen Druck der beiden Umschlagbilder. Eine Erfahrung, die sich nur dem Leser des Buchers erschließt und dieses zu etwas besonderem macht.
Die Autorin Katrine Engberg ist mir schon mit ihren vorangegangenen Krimis bekannt und auch geliebt. Nun stellt sie also eine neue Ermittlerin – Liv Jensen - vor.
Der Inhalt wird am Buchrücken sehr genau beschrieben. „Der Selbstmord eines Häftlings auf Freigang, der Tod einer Museumsangestellten und der Mord an einem Journalisten.“ Die Fälle liegen Jahre auseinander, aber Liv Jensen wird eine Lösung finden, die auch ihr eigenes Leben in Gefahr bringt.
Ein Geheimnis umgibt die Ermittlerin und es werden nur winzige Andeutungen über die 400 Seiten verstreut warum sie ihre Arbeit als Polizistin aufgeben musste und nun als Privatdetektivin in Kopenhagen arbeiten muss. Ihre alltäglichen Versicherungsrecherchen lässt sie hintenanstehen, um dem Geheimnis am Tod des Journalisten Gert auf die Spur zu kommen.
Langsam lernt man die Verdächtigen kennen und noch länger dauert es die Verbindungen zwischen den Fällen zu finden. Wie so oft liegen diese in den Jahren des zweiten Weltkrieges begraben, aber nicht vergessen.
Liv Jensen ist eine Frau mit großen Ängsten, die sie oftmals überwinden muss, aber auch viel Zorn, der noch nicht ausgebrochen ist. Eine neue Detektivin aus dem Norden, die sicherlich noch in vielen Romanen auftreten wird. Die Spannung entsteht langsam und hält einen dazu an immer weiterzulesen.
Für alle welche die nordische Länder und deren Kriminalfälle lieben ein lesenswertes Buch.

Bewertung vom 30.08.2023
Der Glanz der Zukunft. Loulou de la Falaise und Yves Saint Laurent
Marly, Michelle

Der Glanz der Zukunft. Loulou de la Falaise und Yves Saint Laurent


ausgezeichnet

Für die junge Louise Le Bailly de la Falaise, genannt Loulou, ist das Leben eine schwierige Auswahl aus möglichen Lebensläufen. Soll sie Ballettschülerin werden, Bücher schreiben, einen reichen Lord heiraten? Ihre Familie billigt alles außer einen „normalen“ Beruf wie Verkäuferin oder Sekretärin zu ergreifen.
Die junge Frau heiratet ein Mitglied der irischen Oberschicht (Desmond Fitzgerald, Knight of Glin) und muss feststellen, dass das Leben auf einer kalten und zugigen Burg nicht nur im Winter unangenehm ist. In Freundschaft trennt sie sich von ihrem Ehemann und führt ein Leben, das sie nach New York, Paris und Marokko führt. Immer im Umfeld von Mode und Kunst beginnt sie ein Leben in scheinbarer Schwerelosigkeit der 60iger Jahre. Alsbald tritt sie dem Bekanntenkreis vom schon damals berühmten Yves Saint Laurent (YSL) bei und wird ihn über 30 Jahre (bis zu seinem Tod) als Freundin und Mitarbeiterin begleiten.
Loulou wird einem rasch sympathisch. Ihre Unbekümmertheit und Freude an der Mode. Ihre Ideen sich von der Uniformität der Gesellschaft mit bunten Accessoires abzugrenzen verschaffen ihr Zugang zu neuen Bekanntschaften und ein ungeregeltes Einkommen. Ihr gelingt es ein Leben in der Modewelt zu führen, als Selbstschaffende und andere inspirierende Quelle.
Die Welt scheint ein Dorf zu sein, verschiedene Wirkungskreise überlappen sich. Popmusik (Rolling Stones, Beatles) trifft auf Londoner Adel und Millionäre (Getty II) trifft auf die Mode- und Kunstwelt (Hockney, Mary Quant, Nurejew).
Es ist interessant zu lesen wie nahe sich diese Welten gekommen sind, welche Freundschaften entstanden und welche Liebschaften.
Für mich unbegreiflich ist es, dass scheinbar alles möglich war (Geld spielt keine Rolle). Flugreisen waren problemlos zwischen den Kontinenten abzuwickeln, Wohnungen wurden zu Übergangsquartieren (Airbnb aus Freundschaft) und Geld verdiente man mit Kurzzeitjobs im Modebereich.
Die Geschichte Loulous ist spannend und gibt einen guten Überblick über eine spezielle Schicht der Gesellschaft in den 60iger Jahren. Das Buch liest sich über Strecken wie gute Schokolade, man will gar nicht aufhören, so stark gerät man in den Bann der Geschichte. Obwohl YSL prominent am Buchdeckel angeführt wird spielt er nur in einem Drittel der Geschichte eine Rolle. In diesem Buch ist ausnahmsweise einmal eine Frau aus der zweiten Reihe die Hauptperson.
Ich empfehle das Buch allen die etwas über das Leben in den 60iger Jahren und dessen Mode wissen wollen. Es ist außerdem ein Buch über die Emanzipation einer jungen Frau in einer modernen Welt (seltsamerweise erscheint das heute wieder wie ein neuer Lebensentwurf). Zusätzlich informiert ein kurzes Glossar über die handelnden Personen und ihre Lebensläufe.