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Benutzername: 
Heike
Wohnort: 
Berlin

Bewertungen

Insgesamt 27 Bewertungen
Bewertung vom 05.12.2022
Die Tochter der Hungergräfin
Spratte, Annette

Die Tochter der Hungergräfin


sehr gut

Mittelalter aus SIcht einer Gräfin
Das Buch über die Gräfinnen Sayn-Wittgenstein beleuchtet aus einer interessanten und bisher nicht alltäglichen Sicht die Ereignisse des 17. Jahrhunderts, insbesondere den 30-jährigen Krieg und dessen Folgen für Mitteleuropa. Gleichzeitig erfährt der Leser die Schwierigkeiten einer Regentschaft als Frau, die von allen möglichen Seiten her streitig gemacht und angezweifelt wird. Nach Ende des Buches stellte ich úberrascht fest, dass man über Gräfin Luise und ihre Töchter so einiges im Internet nachlesen kann, auch Dank der Empfehlungen der Autorin im Nachwort.
Der Schreibstil ist plastisch, entführt in die damalige Zeit und lässt den Leser alles aus Sicht der älteten Tochter erleben. Diese ist mit einem eigenwilligen Charakter gesegnet und gerät daher ein uns andere Mal auch mit ihrer Mutter in Streit. Auch aus diesem Aspekt ist sie daher eine Hauptfigur, mit der ich mich gut identifizieren kann.

Bewertung vom 10.11.2022
Die Meerjungfrau von Black Conch
Roffey, Monique

Die Meerjungfrau von Black Conch


sehr gut

Geschichte von lang-lang her und troztdem aktuell wie nie.
Das Buch erzählt eine wunderbare Geschichte von Liebe, Freundschaft und Vertrauen, aber auch Neid und Missgunst. Weiterhin verwebt es Vergangenes mit der Gegenwart und lässt das Vergangene noch bis jetzt wirken.
Die Ausgangssituation ist außergewöhnlich und es ist spannend zu lesen, wie die Meerfrau, die zu Lebzeiten der karibischen Ureinwohner durch einen Fluch ins Meer geraten ist, sich in der Gegenwart zurechtfindet oder dies mit Hilfe ihrer Freunde wenigstens versucht.
Bestimmt hat jeder schon einmal von Meerjungfrauen gelesen oder gehört, aber was genau mit ihnen passiert, wenn man sie angelt und an Land bringt, das erzählt dieses Buch auf nachdenkliche Weise.

Die Übersetzung/Übertragung des in der Origianlfassung offensichtlich verwendeten örtlichen Dialekts ins Deutsche (s. Anmerkung der Übersetzerin) ist aus meiner Sicht gut gelungen, obwohl mich der Schreibstil anfangs etwas verwundert hat.

Bewertung vom 10.11.2022
Der Klang von Licht
Bagus, Clara Maria

Der Klang von Licht


ausgezeichnet

Außergewöhnlich.
Der Umschlag hat mich bereits in den Bann dieses Buches gezogen: einfach wunder- und geheimnisvoll, Mond und Kraniche, und perfekt zum Inhalt passend (das weiß ich nun nach dem Lesen).
Die verschiedenen Geschichten, die sich nach und nach ineinander verweben, sind in klarem Schreibstil, ohne unnötige Schnörkel und erfrischend direkt erzählt. Am Ende dreht sich alles um die Suche nach dem Gegenstück, so wie Yin und Yang oder eben Tod und Leben.
Über die kurzen, nachdenklichen Einschübe in abweichender Schrift lohnt es sich besonders nachzudenken. Diese machen die Würze des Buches aus und bringen uns auf sypathische Art eine Instanz näher, mit der jeder von uns früher oder später in Kontakt kommen wird.
Ich finde dieses Buch außergewöhnlich und tatsächlich, wie auf dem Buchumschlag beschrieben, "heilsam". Wenn auch diese Heilung oder Hilfe für jeden Leser anders aussehen oder wirken mag, denn wir alle haben ja unterschiedliche Geschichten.

Bewertung vom 18.10.2022
Der Sturm
Harper, Jane

Der Sturm


ausgezeichnet

Fesselnd und überraschend!
Die erzählte Geschichte fängt harmlos an und gewinnt nach und nach an Fahrt. Das Buch ist als "Thriller" bezeichnet, und ich muss sagen, das ist es auch, allerdings faszinierend "unblutig". Auf intelligente Weise ist ein Kriminalfall aus der Gegenwart mit einem bis dahin ungeklärten Geschehnis in der Vergangenheit verwoben, und bis zu den letzten Seiten bleibt unklar, was genau sich zugetragen hat und warum.
Ein insgesamt "rundes" Leseerlebnis in klarem und unverschnörkeltem Schreibstil.
Die Charaktere sind lebensnah und nachvollziehbar beschrieben, mit Ecken und Kanten und entsprechenden "Altlasten" aus der Vergangenheit.
Auch die Bereiche Vertrauen, Freundschaft und Schuld nehmen großen Raum ein und bilden eine weitere Ebene der Handlung.
Nach dem Leseerlebnis wird im Rückblick klar, auf welche wunderbare und feinsinnige Weise diese spannende Geschichte mit all ihren Nuancen und unerwarteten Wendungen erzählt wird. Man fiebert mit den Hauptdarstellern mit und fragt sich selbst im Verlauf der Handlung, ob man vielleicht wichtige Hinweise für die Aufklärung des Kriminalfalls übersehen hat.
Ich las die letzten 80 Seiten in einem Durchgang und fand es dann schade, dass das Buch schon gelesen ist.
Lieblingsbuch!

Bewertung vom 21.09.2022
Die Wolkenstürmerin
Zimmermann, Birgit

Die Wolkenstürmerin


sehr gut

Turbulent.
Wie bei einer Kunstflugfigur fangen Spannung und Tempo dieses Buches sehr gemächlich an, steigern sich kontinuierlich und enden dann in der Extremen.
Die Geschichte ist eine außergewöhnliche Handlung um eine starke Frau in den fünfziger Jahren. Ihre Beziehung bringt sie in Kontakt mit der DDR vor dem Mauerbau. So werden die Einschränkungen und Repressalien anschaulich, die bereits zu dieser Zeit dort bestanden. Außerdem finden menschliche Abgründe wie Neid, Missgunst und Lügen ihren Platz in der Handlung.
Die Ereignisse wirken vorhersehbar, es kommt dann aber in spannender Weise anders. Das macht den Reiz dieses Buches aus. Die Personen sind plausibel beschrieben und bieten Raum für Identifikation. Ebenso werden seelische Zustände oder Wahrnehmungen der Natur in einer Weise beschrieben, dass das Buch ein abgerundetes Leseerlebnis wird.

Bewertung vom 21.09.2022
Isidor
Kupferberg, Shelly

Isidor


sehr gut

Beeindruckende Lebensgeschichte mit traurigem Ende.
"Isidor" ist ein kurzweiliges Buch, welches anschaulich eine interessante und gleichzeitig tragische reale Familiengeschichte in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts beschreibt.
Die dargestellten gesellschaftlichen Verhältnisse jener Zeit, insbesondere im Wien der Dreißiger Jahre, lassen einen kleinen Einblick zu in die Macht- und Aussichtslosigkeit der jüdischen Bevölkerung angesichts des immer stärker gegen sie gerichteten Unrechts.
Shelly Kupferberg nimmt den Leser mit auf eine Entdeckungsreise in ihre Familiengeschichte und erklärt sowohl im Buch als auch im Nachwort, welche Quellen sie für ihre Recherchen zu ihrem Urgroßonkel hat nutzen können. Schon dies ist sehr interessantes Wissen und regt zu weiteren Recherchen an.
Aus meiner Sicht ist dieses außergewöhnliche Buch eine gelungene Mischung aus Dokumentation und Biografie einerseits und Roman andererseits.

Bewertung vom 07.08.2022
Drei Tage im August
Stern, Anne

Drei Tage im August


ausgezeichnet

Wie eine Schmuckschachtel Pralinen mit pastellfarbener Schleife

„Das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen, man weiß nie, was man bekommt.“ (Forrest Gump)

Durch dieses Buch bekam ich einige Tage Lesevergnügen und das Gefühl, wieder ein paar Kapitel der Berliner Geschichte vertieft zu haben.
Schon der Umschlag ist ansprechend in seiner Schlichtheit und hübschen Gestaltung und macht neugierig auf den Inhalt.
Die Kapitel lesen sich flüssig weg, und gegen Ende des Buches macht sich eine Art Abschiedsstimmung und Bedauern breit, dass es leider bald ausgelesen ist.
Die drei geschilderten Tage im August 1936 rund um die Allee Unter den Linden, die dortigen Geschäfte, Wohnungen und Menschen werden plastisch und zum Miterleben beschrieben, ebenso wie die im Hintergrund stattfindende Verfinsterung der gesellschaftlichen Verhältnisse.
Trotz ihrer Ernsthaftigkeit strahlt die Handlung Zuversicht und Optimismus aus, verkörpert durch das Personal und das sinnlich beschriebene Ambiente der Pralinenmanufaktur Sawade.
Dass es diese wirklich gibt und hier die Geschichte eines tatsächlich existierenden Unternemens zum Inhalt für den Roman wurde, macht das Buch für mich um so interessanter und origineller.

Auf jeden Fall gehe ich gleich mal zu Sawade, Pralinen kaufen.

Bewertung vom 04.08.2022
Baumschläfer
Duda, Christian

Baumschläfer


sehr gut

Bewegend.
Bei "Baumschläfer" handelt es sich um ein wirklich außergewöhnliches Buch, finde ich. Es ist an einen wahren Fall angelehnt, was ich jedoch während der Lektüre nicht mehr im Hinterkopf hatte.
Das Buch ist wie eine Kriminalakte aufgebaut und enthält, durch die Formatierung erkennbar, als weitere Erzählebene die Gedanken des Hauptdarstellers. Durch knappe und schlichte, jedoch stets treffende Formulierungen gewinnt das Geschriebene an Wirkung und Tiefgang.
Als zum Ende hin klar wird, um welchen tragischen Fall es sich handelt, hatte ich einen wirklichen Gänsehaut-Moment.... klar hatte ich davon in den Medien gehört......
Das Buch schildert sehr anschaulich, welche Schwachstellen das sogenannte soziale Netz hat, und dass sich einzelne tragische Schicksale nicht davon auffangen lassen. Ich würde es als beschreibend-kritisch, aber nicht urteilend einstufen. Nach Ende der Lektüre braucht man ein paar stille Momente, um das Gelesene wirken zu lassen.

Bewertung vom 27.06.2022
Fischers Frau
Kalisa, Karin

Fischers Frau


sehr gut

Eine Lebensgeschichte in einem Teppich
Das Buch finde ich außergewöhnlich. Es hat reale Bezüge; ich habe viel über die tatsächlich existierenden Fischerteppiche gelernt, von denen ich zuvor noch nie gehört hatte.
Die Geschichte selbst liest sich wie ein Märchen, wobei die Hauptperson die in dem Teppich "eingewobene" Lebensgeschichte entschlüsselt oder dies zumindest versucht, und dabei ihrem eigenen Leben eine neue Wendung und einen neuen Sinn gibt. Die Erzählung reiht sich ein in die im Buch dargestellten Erzählungen aus der weiten Welt, damals vorgetragen in den Knüpfstuben, um die Knüpfer zu unterhalten.
Der Schreibstil ist vielfältig und plastisch, und man kann sich in die Hauptdarstellerin hineinversetzen. Der am Anfang aufgeworfene Konflikt zwischen der Hauptdarstellerin und ihrem Vater wird nicht aufgelöst. Dies passt aber in die Erzählung des Lebens als Fluss und nicht als Kreis. Fazit: Es ist gut, wie es ist.

Bewertung vom 06.06.2022
Du bist mehr als genug
Desai, Sarah

Du bist mehr als genug


sehr gut

Andere Perspektive auf das eigene Sein
Es handelt sich um ein sympathisches Büchlein in hübscher Aufmachung. Es ist in mehrere Kapitel unterteilt, wobei jedes eine Einführung in das Thema und einige dazu passende Übungen oder Meditationen enthält. Ich habe das Buch jetzt einmal komplett durchgelesen und noch keine Übungen ausprobiert. Als nächstes werde ich es mit Notizbuch, Stift und Post-It-Klebezetteln erneut durchlesen und mir die Aufgaben heraussuchen, die ich einmal versuchen möchte.
Insgesamt ist die Themen- und Aufgabensammlung praktisch orientiert am Titelthema. Aufgabe für Aufgabe soll man sich mehr mögen und auch seine nicht so perfekten Seiten akzeptieren und als wesentlichen Teil des ganzen Ichs ansehen. Aus meiner Sicht ist dieses Buch dazu geeignet. Auf jeden Fall bietet es einige interessante Ansätze für andere Blickwinkel auf das eigene Leben.