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bolie
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Langscheid

Bewertungen

Insgesamt 820 Bewertungen
Bewertung vom 02.06.2024
Wir waren nur Mädchen (eBook, ePUB)
Jackson, Buzzy

Wir waren nur Mädchen (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Hannie Schaft studiert an der juristischen Fakultät in Amsterdam. Sie ist zurückhaltend und kann nur schwer Kontakte knüpfen. Wie gut, dass es da zwei junge Frauen gibt, die auf sie zugehen. Rasch werden die drei zu engen Freundinnen. Als Hitler die Niederlande vereinnahmt und das Leben für Juden auch hier unerträglich wird, fasst Hannie einen Entschluss. Sie will gegen die Ungerechtigkeit kämpfen und ihre Freundinnen vor Verrat und Tod schützen.
„Wir waren nur Mädchen“ gibt eine Zusammenfassung ihres viel zu kurzen Lebens.

Welch eine mutige Frau. Und wie sie waren viele jungen Menschen zur Zeit des Zweiten Weltkriegs. Sie stellten sich gegen Denunziation von Nachbarn und Bekannten. Dabei machte ihnen die Lebensgefahr, in der sie täglich schwebten, kaum etwas aus. Viele von ihnen wurden Jahre später geehrt. In Yad Vashem, als „Gerechte unter den Völkern.“

Und wieder mal musste ich feststellen, dass ich so viele Fakten aus dem letzten Weltkrieg nicht weiß. Hannie Schaft war mir kein Begriff und auch von ihren Mitkämpfern hörte ich bisher noch nichts. Das Buch wurde in Romanform geschrieben, zeugt aber von einer akribischen Recherche. Bis heute können die Spuren der Frau Schaft in den Niederlanden verfolgt und die Erinnerungsstätten aufgesucht werden. Ihr Tod war ein willkürlicher Akt der Invasoren und hätte nicht geschehen dürfen. Aber leider gab es zu der Zeit keine Gerichtsbarkeit, die den Deutschen das Handwerk legen konnte.

Bewertung vom 30.05.2024
Bevor uns die Luft ausgeht
Töpfner, Astrid

Bevor uns die Luft ausgeht


ausgezeichnet

Es ist Sonntag und die ganze Familie sitzt am Frühstückstisch. Das sind Elsa und Finn, ihr Mann, mit dem sie seit 20 Jahren verheiratet ist, sowie ihre beiden Kinder Caro 19 und Mats 15 Jahre alt. Eigentlich ist es ein friedliches und liebgewordenes Ritual. Eigentlich. Heute aber überhaupt nicht. Die Meinungsverschiedenheiten zwischen Elsa und Caro stören die Ruhe und, was noch schlimmer ist, Mats, der Vater und Ehemann hält sich raus. Das bringt Elsa auf die Palme. Sie will nur noch weg.

Eine Auszeit von Kindern, Mann und Haushalt. Wie oft träumen gestresste Frauen davon. Elsa macht es wahr und das ist gut so. Astrid Töpfner schreibt Probleme an, die es in vielen Familien gibt. Es wird nichts beschönigt und auch nichts übertrieben. Dabei ist es keineswegs eine oberflächliche Geschichte. Hier geht es um mehr als überstrapazierte Mütter. Lebenslügen und Überfürsorge sind nur zwei Fakten, die hier Thema sind.

Der Stil ist wie bei allen Büchern von Frau Töpfner bildhaft und abwechslungsreich. Dass sie Spanien liebt, merke ich bei jedem ihrer Romane und das steckt an. Das Buch macht allen Frauen Mut, die sich aktuell überfordert fühlen. Es ist viel mehr als ein Schmöker für lange Sommerabende.

Bewertung vom 27.05.2024
Feuer (eBook, ePUB)
Leshem, Ron

Feuer (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Der Autor Ron Leshem ist unter anderem Journalist und lebt mittlerweile in Boston. Geboren in Israel und mit regelmäßigem Kontakt in seine Heimat, macht ihn das zu einem Kenner der Situation vor Ort. „Feuer“ ist also ein Sachbuch, das nicht nach Hörensagen geschrieben wurde.

Wer heute behauptet, dass die Hamas eine harmlose „Befreiungsorganisation“ sei, der sollte dieses Buch lesen. Minutiös zeichnete der Autor auf, was am 07.10.2023 geschah. Und er schrieb im Anhang, dass die grausamsten Taten noch gar nicht erwähnt seien. Das ist gut so, sonst hätte ich nach dem Lesen gar nicht mehr schlafen können. Es war auch so schon unmenschlich und kaum zu ertragen.

Herr Leshem zeigt beide Seiten des Konfliktes. Ohne Beeinflussung kann der Leser sich ein eigenes Bild machen. Erschreckend für mich, dass die Täter in Boston nahezu frenetisch gefeiert wurden. Und das, als die Menschen in Israel noch zitternd um ihr Leben bangten. Aber auch die Zerrissenheit des Volkes ist Thema des Buches. Wie zwei „Lager“ gegeneinander argumentieren und ausgerechnet die ruhigeren Menschen aus dem Nichts angegriffen wurden. Aber, war es denn tatsächlich aus dem Nichts? Gab es keine ernstzunehmenden Zeichen eines nahenden Überfalls? Auch auf diese Fragen geht der Autor ein. Für mich eins der besten Sachbücher, das ich in diesem Jahr bisher las.

Bewertung vom 18.05.2024
Eine Blume ohne Wurzeln
Chekh, Nada

Eine Blume ohne Wurzeln


sehr gut

Nada Chekh lebt mit ihren Eltern in einer Siedlung. Die Häuser wurden mit staatlicher Unterstützung gebaut. Nada versteht nicht, warum ihre Eltern so streng und mit dem Glauben so stark verwachsen sind. Sie will raus. Raus aus der Enge und der Strenge ihre Mutter.

Schon beim Lesen der ersten Seiten war ich gefangen. Von der erfrischenden Art dieser Autorin. Mir war, als säße sie neben mir und wir unterhielten uns. Dabei ist ihre Geschichte so aktuell als wurde sie gestern geschrieben. Die Probleme der heranwachsenden Frau sind so gravierend, dass ich es kaum glauben konnte. Eigentlich sollten Eltern immer wieder erkennen, dass Druck stets Gegendruck erzeugt.

Locker geschrieben und voller unglaublicher Erlebnisse. Das Buch werde ich auf jeden Fall noch einmal lesen. Zu viele wichtige Dinge habe ich gewiss übersehen. Schwierig für mich war wiederum diese einseitig Sicht auf die Situation in Palästina. Aber das ist wohl normal, wenn der Vater dort geboren wurde.

Bewertung vom 18.05.2024
Isabels Geheimnnis (eBook, ePUB)
Bürkl, Anni; Schöndorfer, Katharina

Isabels Geheimnnis (eBook, ePUB)


sehr gut

1937 im Salzkammergut. Isabel Unger ist das „Teufelsweib“ und sie spielt ihre Rolle sehr gerne. Mit der kleinen Theatergruppe vor einem begeisterten Publikum. Gut, dass sie hier leben darf und von den Unruhen in der Hauptstadt nicht so viel mitbekommt.

Rona und ihre Großmutter Isabel machen sich im Jahr 2000 auf den Weg in die Vergangenheit. Sie wollen Ronas Mutter helfen und das können sie nur, indem sie ihren Vater finden. Isabel hielt seinen Namen bisher geheim. Aber jetzt darf sie nicht mehr schweigen. Es hängt das Leben ihrer Tochter Martha davon ab.

Es dauerte eine Zeit, bis ich mich mit dem Buch anfreunden konnte. Aber dann gefiel es mir gut. Die Beschreibung der Landschaft und die bildhafte Sprache gefielen mir. Auch der Stil, in zwei Zeitebenen zu schreiben, war passend. Die Autorin kennt sich mit Kräutern aus und das zeigt sie bei jedem Kapitel. Immer wieder erwähnt sie Wirkstoffe der Pflanzen und wie sie bei Erkrankungen unterstützen können.

Die Ereignisse und Orte wechseln häufig und schnell. Das ist am Anfang gewöhnungsbedürftig, ich war aber rasch damit vertraut. Einige Fragen sind noch offen, da kann ich dann meiner Phantasie freien Lauf lassen. Aber die Recherche und das Kennenlernen der Situation in Österreich damals, das mochte ich.

Bewertung vom 18.05.2024
Das Lied des Schmetterlings (eBook, ePUB)
Cambron, Kristy

Das Lied des Schmetterlings (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Acht Jahre war sie alt als Sera Jams das Kunstwerk zum ersten Mal sah. Gemeinsam mit ihrem mittlerweile verstorbenem Vater besuchte sie eine Galerie und das Bild geht ihr nicht mehr aus dem Sinn. Heute ist sie selbst Galeristin und sucht immer noch. Wer ist diese Frau mit dem kahlen Kopf und den ausdrucksstarken Augen? Was war ihr Schicksal?

Im Dezember 1942 entkommt Adele von Bro nur sehr knapp ihren Verfolgern, die mit geladenen Pistolen hinter ihr her sind. Sie flüchtet zu einem befreundeten Arzt. Der behandelt ihre Verletzungen und schickt sie nach Hause. Adele ist die Tochter zweier Berühmtheiten. Die Mutter ist Klaviervirtuosin, der Vater General bei den Soldaten des „Führers“. Wenn die Eltern wüssten, dass sie Nachts unterwegs ist, um jüdischen Mitbürgern bei ihrer Flucht aus Österreich zu unterstützen, sie würde in ihrem Zimmer eingesperrt. Oder, noch schlimmer, ihr Vater würde sie bei seinen Kollegen anschwärzen.

„Das Lied des Schmetterlings“ erzählt vom Mut einer jungen Frau. Ich habe sie so sehr bewundert, da sie wusste, wie gefährlich ihre Einsätze für die jüdischen Mitbürger waren. Ihre Erlebnisse während ihres Aufenthalts im KZ und dass auch dort niemand ihren Stolz brechen konnte, Respekt. Die Grausamkeit der Einrichtung in Auschwitz wird so anschaulich dargestellt, dass ich oft mit den Tränen kämpfen musste.

Das Buch ist nicht nur aufwühlend. Die Spannung wird ebenfalls auf einem hohen Level gehalten. Der Leser erfährt auch, wie viele Künstler im KZ untergebracht waren und wie diese ihre Schätze vor den Nazis verstecken konnten. Einen Sternenregen und eine absolute Leseempfehlung von mir.

Bewertung vom 16.05.2024
Vierundsiebzig (eBook, ePUB)
Othmann, Ronya

Vierundsiebzig (eBook, ePUB)


sehr gut

„Vierundsiebzig“ zeigt, was Menschen erleiden müssen, die einer Gemeinschaft angehören, welche ihrem Gegenüber nicht gefällt. Jesiden gehören zum Beispiel dazu. Die Autorin Ronya Othmann hat sie alle besucht, die „Hinterbliebenen“. Das Grauen fühlt der Leser bei jedem ihrer Dokumentationen.

Der Genozid am Volk der Jesiden lässt sich kaum fassen. Die Autorin reiste an die Tatorte und in die Camps. Viele der Besuchten sind Verwandte. Anhänger des IS schlachteten und wüteten damals so, dass es keinen Vergleich für diese Grausamkeiten gibt. Es wurden Väter enthauptet. Deren Köpfe in die Hände des Sohnes gelegt. Ein Datum erwähne ich hier. Es war der 03.08.2014, als die Stadt Shingal heimgesucht wurde.

Für mich war das Buch schwierig zu lesen. Die Ereignisse gehen immer wieder hin und her. Und trotzdem bin ich dankbar, dass ich mehr über diese Massaker erfuhr. Es darf doch nicht sein, dass es bis heute keine Handhabe gegen diese selbsternannten „Gotteskrieger“ gibt. Für weitere Informationen gibt es ein Glossar und Quellen, die ebenfalls Grundlage für dieses Werk waren.

Bewertung vom 12.05.2024
Das Echo der Gezeiten (eBook, ePUB)
Frank, Rebekka

Das Echo der Gezeiten (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Im September 1960 steht Tilla Puls am Wasser. Sie trägt eine Taucherbrille und gleich will sie hinab in die Tiefen des Meeres. Sie möchte ein Schiff finden, von dem die Großmutter ihr so viel erzählte. Zudem gibt es auch eine geheimnisvolle Glocke, die Thema einer Legende ist.

Auf einer Insel in der Nordsee im Jahr 1633 stranden Nes und ihre Mutter. Sie suchen Unterschlupf bei den hier lebenden Beginen. Leider haben die Bewohner der Insel Vorurteile und kämpfen bald gegen die Frauen.

Es dauerte eine Weile, bis ich mich auf das Buch einlassen konnte. Der Einstieg war schwer. Dass ich trotzdem weiter las, habe ich nicht bereut. So spannend und abwechslungsreich wurde es geschrieben.

Die beiden Erzählstränge wechseln sich in dem Roman „Das Echo der Gezeiten“ ab. Die unterhaltsame Erzählung führt uns in die Welt der Taucher und des Tauchens. Gleichzeitig lernt der Leser die Arbeit der Meeresarchäologen kennen. Welchen Kampf junge Frauen damals bestehen mussten ist heute unfassbar. Sie durften keineswegs das lernen, was sie sich vorstellten. Oft wurden sie belächelt oder gar verspottet. All das musste Tilla erleben, als sie den Wunsch äußerte, Meeresarchäologie zu studieren.

Die junge Nes hatte ganz andere Sorgen als Tilla. Sie kämpfte gegen die Feindschaft der Insulaner und das karge Leben mit den Ordensfrauen. Dass sich das Schicksal beider Frauen doch in gewisser Weise ähnelt, beschreibt die Autorin in einer angenehmen Sprache. Sie weist am Schluss des Buches darauf hin, welche Ereignisse auf Fakten beruhen und was ihrer literarischer Freiheit geschuldet ist. Ein schöner Roman für Freunde des Meeres.

Bewertung vom 08.05.2024
Die Zeit der Kinder
Riess, Lena

Die Zeit der Kinder


ausgezeichnet

Friedrich liebt den Wald. So oft ist er hier, sammelt Steine und beobachtet Tiere. Die Steine zeigt er seiner Stiefmutter und die freut sich mit ihm. Das ändert sich als ein Baby geboren wird. Jetzt beachtet ihn niemand mehr. Sein Vater tadelt ihn, sobald er einen vermeintlichen Fehler begeht. Er züchtigt ihn mit einem Schlauch. Und ganz schlimm: Er soll Sie zu seiner „neuen“ Mutter sagen. Sie meint, sie sei für ihn ab sofort „Frau Fröbel“. Ob in ihrem Herzen wohl nur Platz für die Liebe e i n e s Kindes ist?

Nein, seine Kindheit war nicht schön. Vielleicht wollte er deswegen anderen Kindern das eigene Schicksal ersparen. Damals gab es nämlich keine Kindergärten. Es waren Verwahranstalten, die von Nonnen geleitet wurden. Auch Eltern oder Kinderfrauen hielten sich an die Bibel. „Erzieht Eure Kinder hart und streng“, das war Motto von Erziehungsberechtigten. Friedrich Fröbels Ansatz ging in eine ganz andere Richtung. Welche das war und mit wie vielen Widerständen er kämpfen musste, wird in diesem Buch beschrieben.

Es berührt nicht nur, sondern ist auch fast so spannend wie ein Krimi. Welchen Erziehungsmaßnahmen waren die armen Kleinen doch damals ausgesetzt. Grausam, ja, so habe ich das empfunden. Dass Fröbel trotz der zahlreichen Animositäten seinen Weg ging, bewundere ich. Im Anhang schreibt die Autorin, wie ihre Recherchen abliefen. Sie erwähnt die Fakten, also Personen, die beteiligt waren und auch Ereignisse, die belegt sind. Das ansprechende Cover passt sehr gut zum Inhalt und meine Leseempfehlung gilt ohne Einschränkungen.

Bewertung vom 03.05.2024
Die Hamas (eBook, PDF)
Croitoru, Joseph

Die Hamas (eBook, PDF)


ausgezeichnet

Es gibt wohl kaum einen Konflikt, der so kontrovers diskutiert wird. Die Rede ist von Israel und seinen Nachbarn. Dabei haben nur wenige Menschen das Bedürfnis, sich umfassend und neutral zu informieren. Umso wichtiger ist für mich, dass ich gute Bücher lese und so versuche, mir selbst ein Bild zu machen.

Welche Menschen verbergen sich hinter der „Hamas“? Wann wurde sie gegründet und warum greifen diese Männer immer wieder den Staat Israel an? Was steckt hinter den Hass? Diese Fragen trieben mich bereits etliche Jahre um und das Buch „Die Hamas“ gab mir Aufklärung. Es ist ein Sachbuch, das ohne viele Fremdwörter und in solider Sprache geschrieben wurde. Es ließ sich also sehr gut lesen.

Der Autor verstand es, keine der beiden Seiten als schlecht oder gut zu bezeichnen. Völlig neutral und faktenreich ist das Sachbuch geschrieben. Ein Muss für alle, die sich unparteiisch über die Hintergründe des langjährigen Konflikts informieren möchten.