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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
EvaLiest
Wohnort: 
Nürnberg

Bewertungen

Insgesamt 27 Bewertungen
Bewertung vom 18.12.2024
Pino - Ein Abenteuer auf vier Pfoten
Scheffel, Annika

Pino - Ein Abenteuer auf vier Pfoten


sehr gut

In dem Kinderbuch PINO - ein Abenteuer auf vier Pfoten von Annika Scheffel verbringen zwei Brüder das Wochenende alleine, während die Mutter in den dringend notwendigen Erholungsurlaub fährt (ein Detail, das ich grundsätzlich sehr begrüße, denn auch Kinder dürfen ruhig früh lernen, dass Eltern Pausen brauchen; die Umsetzung hätte ich mir allerdings etwas besser gewünscht - siehe Kritikpunkt am Schluss).

Während Pino sich auf ein Spiel- und Spaßwochenende mit seinem großen Bruder freut, möchte dieser nur alleine in seinem Zimmer chillen. Nach mehreren Versuchen von Pino, Janne doch zum Spielen zu animieren, ist dieser so genervt, dass er ihm im Streit an den Kopf wirft, dass er sowieso viel lieber einen Hund als einen kleinen Bruder hätte. Kurz darauf passiert es dann: Pino verwandelt sich tatsächlich in einen kleinen Hund! Nachdem er aus der Wohnung gerannt ist, erlebt er unzählige Abenteuer in der Stadt, findet in der Katze Fritzi einen neuen Freund und macht viele neue Erfahrungen. Ein absolutes Highlight war hier, dass Pino auf seinen Abenteuern auch in einem Museum landet und dort ein Dinosaurierskelett vorkommt. Für meinen kleinen Dinofan hat das die Geschichte gleich noch interessanter gemacht. Ob (und wenn ja: wie) er wieder nach Hause findet oder sich zurückverwandelt, verrate ich an dieser Stelle nicht, das müsst ihr selbst nachlesen.

Insgesamt eine süße Geschichte, die von Lisa Rammensee sehr schön illustriert wurde. Einziger kleiner Kritikpunkt ist, dass ich es wenig realistisch/verantwortlich finde, ein Kind, das vermutlich 6 oder 7 Jahre alt ist, ein ganzes Wochenende in die Obhut des großen Bruders zu geben, der so wirkt, als wäre er etwa 13 oder 14. Natürlich ist an dem Buch grundsätzlich wenig realistisch, und das ist ja auch der Zauber der Geschichte, aber zumindest innerhalb der Rahmengeschichte hat mich das etwas gestört. Meinen Sohn natürlich überhaupt nicht, und das ist ja letztendlich auch das Wichtige.

Mein Fazit: eine wunderbare Geschichte zum Vorlesen, die sowohl lustige Momente beinhaltet als auch solche, die zum Nachdenken anregen. Mir und meinem Sohn (5) hat es sehr gut gefallen.

Bewertung vom 18.12.2024
Murmelschreck und der Pantoffelfresser
Reifenberg, Frank Maria

Murmelschreck und der Pantoffelfresser


gut

Das Buch Murmelschreck und der Pantoffelfresser, geschrieben von Frank Maria Reifenberg und illustriert von Maja Bohn ist in mehrere Kapitel eingeteilt. In jedem davon erlebt Murmelschreck ein anderes Abenteuer auf dem Rummelplatz.
Meinem Sohn hat die Geschichte mit der Geisterbahn am besten gefallen, mir selbst die mit dem goldenen Karussell. Grundsätzlich hatte mein Sohn (5 Jahre alt) viel zu lachen und hat sich an den Geschichten und auch den Illustrationen erfreut. Seine Lieblingsstelle ist wohl, als Adalbert Bombasto Ceralius (ja!) ein Wort mit K für einen Zauberspruch sucht. Mein sprachbegeistertes Kind hat hier gleich selbst mitgesucht :). Stellenweise haben ihm die Geschichten also sehr gut gefallen, allerdings habe ich gemerkt, dass er insgesamt nicht so gefesselt war, wie bei manch anderen Büchern.
Mir persönlich waren ein paar zu viele Klischees/Stereotype dabei: der hässliche Troll, die zarte Fee und natürlich ist es der Troll, der einen Fehler macht und die gutmütige Fee, die ihm hilft, ihn wieder auszubaden. Grundsätzlich finde ich auch nicht, dass eine bärtige Frau als Zirkusattraktion dargestellt werden sollte. Zudem (und das ist total subjektiv und hat nichts mit der Qualität der Geschichten zu tun) waren mir die Geschichten einen Tick zu lang zum Vorlesen.
Insgesamt ein nettes Kinderbuch, das wir gerne gelesen haben, das aber vermutlich nicht zu unseren Favoriten gehören wird.

Bewertung vom 18.12.2024
Die Lungenschwimmprobe
Renberg, Tore

Die Lungenschwimmprobe


gut

Die Lungenschwimmprobe von Tore Renberg, übersetzt aus dem Norwegischen von Karoline Hippe und Ina Kronenberger, behandelt das Schicksal der Anna Voigt, einer jungen Frau, die bezichtigt wurde, ihr Kind nach der Geburt umgebracht zu haben.
Es wird in relativ langen Kapiteln erzählt, die jeweils die Perspektive unterschiedlicher am Prozess beteiligter Personen fokussieren. Wir erfahren viel über die damaligen Gesetze (v.a. über die Carolina), die das gottesfürchtige und misogyne Weltbild widerspiegelten und darüber, wie schwierig es war, mit Logik und Argumenten dagegen anzukämpfen. Ab und zu empfand ich es als etwas langatmig und repetitiv, letztendlich hat das aber die Leselust nicht getrübt und ich bin durch die 700 Seiten innerhalb weniger Tage geflogen.

Sehr interessant fand ich die Erzählhaltung, denn der Erzähler präsentiert sich auf der einen Seite als allwissend (bis auf wenige Ausnahmen, wie z.B. im zweiten Buch), lässt aber an einigen Stellen auch seine Unzuverlässigkeit durchblicken, wenn er beispielsweise von Vermutungen spricht. Er präsentiert sich außerhalb des Geschehens und verweist auf die Forschungslage, verwendet aber die damals übliche Sprache (inklusive sehr verschachtelter Satzgefüge mit mehreren Einschüben, was sich jedoch nach ein paar Kapiteln relativ flüssig lesen ließ). Diese Gegensätze erzeugen eine gewisse Spannung, die sehr subtil wirkt, und für mich typisch für gute historische Romane ist. Man fragt sich beim Lesen, wo genau die Grenze zwischen Wirklichkeit und Fiktion verläuft, und passt die eigenen Erwartungen immer wieder neu an. Auch gibt es anekdotische Kapitel, in denen der Autor den Entstehungsprozess kommentiert.

In diesem Zusammenhang möchte ich die Ausdauer und Genauigkeit, mit der der Autor recherchiert hat, erwähnen. Am Ende des Buches findet sich ein QR-Code, mit dem man ein Dokument herunterladen kann, in dem sich ein Register sämtlicher historischer Personen findet, die im Roman vorkommen, inklusive teils ausführlicher Beschreibungen. Zusätzlich enthält es eine umfangreiche Übersicht der Sekundärliteratur und Abbildungen (wie Zeichnungen und Karten), mithilfe derer man sich die Originalschauplätze noch besser vorstellen kann. Natürlich braucht es das nicht unbedingt, ich fand es bei diesem Roman jedoch sehr aufschlussreich. Ich hätte mich gefreut, dafür nicht extra das Handy zur Hand nehmen zu müssen und bei Erwähnung eines neuen Namens einmal schnell hinten im Buch nachschauen zu können, aber ich kann auch verstehen, dass das Buch dann noch um einiges dicker geworden wäre.

Ich kann mir gut vorstellen, dass die bereits erwähnte Sprache für einige Leser:innen ein Grund sein könnte, das Buch zur Seite zu legen. Viele Latinismen oder gar gleich lateinische Passagen, viele gestelzte, gekünstelte Konstruktionen und ausschweifende Monologe, die sich an der Rhetorik des siebzehnten Jahrhunderts orientieren, sorgen für einen sehr eigenwilligen Stil. Auch schwingt bei den Herren der gehobenen Berufsstände (ob nun Juristen, Theologen oder Mediziner) eine gewisse Arroganz mit, die nicht immer sympathisch ist. Ich fand es schade, dass die männlichen Sichtweisen so viel Raum einnehmen und Anna vergleichsweise wenig zu Wort kommt bzw. wir wenig aus ihrer Perspektive erzählt bekommen. Das mag die damaligen Verhältnisse repräsentieren, muss in aktueller Literatur ja aber nicht unbedingt so reproduziert werden.

Aufgrund des Titels und des Klappentextes hatte ich erwartet, mehr Fokus auf der Lungenschwimmprobe, dem wissenschaftlichen medizinischen Prozess und den Bemühungen der Aufklärung zu finden. Tatsächlich geht es allerdings sehr viel um die Darstellung der Gesellschaft und die Innenwelt der Protagonisten.

Insgesamt war das ein sehr unterhaltsamer und interessanter Roman, den ich trotz der vielen Seiten sehr schnell gelesen habe, auch wenn er nicht unbedingt das fokussiert, was ich mir erhofft hatte. Bei der Bewertung mit Sternen tue ich mich gerade etwas schwer, denn hier spielen besonders viele Kriterien eine Rolle, die sehr unterschiedlich ausfallen. Ich denke, 3,5 passt insgesamt ganz gut; ein Buch, das ich ganz gerne gelesen habe, aber doch die ein oder andere kleine Schwäche hat.

Bewertung vom 18.12.2024
When Women were Dragons - Unterdrückt. Entfesselt. Wiedergeboren: Eine feurige, feministische Fabel für Fans von Die Unbändigen
Barnhill, Kelly

When Women were Dragons - Unterdrückt. Entfesselt. Wiedergeboren: Eine feurige, feministische Fabel für Fans von Die Unbändigen


ausgezeichnet

“[Y]ou did not raise me to be an angry woman, [...] I was never allowed to be angry, was I? [...] Until, at last, I learned to stop denying myself.” (3)

When Women Were Dragons von Kelly Barnhill hat mich absolut überwältigt. Selten habe ich so viele zitierwürdige Stellen in einem Buch markiert oder einfach nur "Yes!" an den Rand geschrieben, weil die Sätze der Autorin so wunderschön, so treffend, so relevant sind.

Darum geht's:
In den 1950ern kommt es in den USA zu einem Phänomen, das als “dragoning” bezeichnet wird: immer mehr Frauen verwandeln sich scheinbar ohne ersichtlichen Grund in Drachen, verlassen ihre Familien und nutzen die neu gewonnenen Fähigkeiten, um Gebäude oder auch Ehemänner in Brand zu setzen. Die Geschehnisse werden von der Gesellschaft zunächst geleugnet und später öffentlich verurteilt.

Viel mehr kann ich dazu gar nicht schreiben, ohne wichtige Elemente der Geschichte zu verraten. Nur so viel: es ist ein Buch über das kreative Potenzial von Frauen, die sich gegen den patriarchalen Mythos auflehnen, aufgrund ihrer weiblichen Körper minderwertig zu sein. Es ist ein Buch, das zeigt, welche produktive Kraft entfesselt werden kann, wenn wir unserer Freude und unserer Wut freien Lauf lassen können, ohne dabei in Kategorien wie “zu kindlich” oder “nicht ladylike” gesteckt zu werden. Es ist auch ein Buch, das ganz klar deutlich macht, dass Feminismus eben nicht bedeutet, Verhalten, das mit traditionellen Geschlechterrollen assoziiert wird, aus Prinzip zu verurteilen - vielmehr geht es darum, eine echte Wahl zu haben und ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Und nicht zuletzt ist es ein Buch über Mutterschaft, Freundschaft und den Zusammenhalt unter Frauen, und das daraus resultierende schöpferische Potenzial.

Was mir neben der Geschichte besonders gefallen hat, war die lyrische, malerische Sprache, bei der jedes Wort mit Bedacht gewählt wurde. Ich hoffe sehr, dass das bei der deutschen Übersetzung nicht zu sehr verloren geht. Allen, die gerne auf Englisch lesen, empfehle ich das Original, aber auch die deutsche Ausgabe ist lesenswert.

Und damit diese Rezension eine runde Sache wird, lasse ich euch zum Schluss eine Frage da, die sich wunderbar auf den Anfang bezieht und die wir uns viel öfter stellen sollten: “Who benefits, my dear, when you force yourself to not feel angry?” (208)

Bewertung vom 18.12.2024
Als wir im Schnee Blumen pflückten
Harnesk, Tina

Als wir im Schnee Blumen pflückten


gut

Der Titel hat mir richtig gut gefallen und auch die Prämisse klang spannend: eine Frau verheimlicht ihrem dementen Ehemann, dass sie schwer erkrankt ist und versucht stattdessen mit Hilfe einer KI-Stimme in ihrem Handy, ihren verschollenen Ziehsohn zu finden.

Aber leider ist diese Storyline nur eine von vielen und schöpft ihr Potenzial nicht aus. Es mag auch sein, dass ihr hier einfach eine falsche Vorstellung hatte, aber ich hätte mir diesen Teil der Geschichte irgendwie witziger vorgestellt.

Zudem springt die Erzählung zwischen verschiedenen Ebenen und Perspektiven, was mich ehrlich gesagt ein wenig verwirrt hat. Das ständige Hin und Her macht es für mich unnötig schwer, in die Geschichte einzutauchen und die Charaktere kennenzulernen. Es braucht auch immer kurz am Anfang eines Kapitels, um sich in die entsprechende Konstellation einzufinden.

Ich bin dennoch froh, dass ich bis zum Ende durchgehalten habe, denn im letzten Viertel hat es mich dann doch irgendwie gepackt. Es kommen einige Informationen ans Licht, die noch einmal beeinflussen, wie man das Gelesene bzw. Gehörte wahrnimmt und der Abschluss von Mariddjas und Bieras Geschichte war gleichzeitig traurig und auch was fürs Herz.

Das letzte Kapitel wirkte auf mich dann leider etwas aufgesetzt und so, als hätte man es angehängt, um eine politische Aussage zu machen. Schade nach diesem eigentlich sehr schönen Schluss.

Was mich aber leider am meisten gestört hat - und das ist eher selten der Fall - ist die Sprache. Auf der einen Seite wurden die blumigsten Metaphern verwendet und die Sätze lasen sich fast lyrisch, auf der anderen Seite fanden sich eher derbe, schroffe Worte und das hat für mich überhaupt nicht zusammengepasst. Ich habe mich öfter dabei ertappt, wie ich mit den Augen gerollt habe, wenn ein ganz trivialer Sachverhalt poetisch überhöht wurde.

Ich glaube, zusammenfassend lässt sich sagen, dass ich nicht die richtige Leserin für das Buch war. Ich bin mir aber sicher, dass es anderen Menschen bestimmt richtig gut gefällt, weil durchaus viel Potenzial drin steckt. Also lasst euch von meiner Meinung nicht abschrecken!

Bewertung vom 18.12.2024
Wenn nachts die Kampfhunde spazieren gehen
Brüggemann, Anna

Wenn nachts die Kampfhunde spazieren gehen


ausgezeichnet

Anna Brüggemanns Wenn Nachts die Kampfhunde Spazieren Gehen ist laut Cover ein „Roman über Mütter und Töchter“. Und das trifft es eigentlich schon richtig gut, denn alles, das passiert, lässt sich in irgendeiner Form auf die Beziehung zur Mutter oder aber auch zwischen den Schwestern zurückführen.
Den Roman zu besprechen fällt mir nicht ganz leicht, denn ich finde, dass das, was man beim Lesen empfindet, sehr viel Intimes preis gibt. Je nachdem, wie man die eigene Beziehung zur Mutter und vielleicht auch zu Schwestern erlebt hat, wird man ganz unterschiedlich auf das Buch reagieren. Und ob ich jetzt unbedingt meine familienbezogenen Traumata offenlegen möchte, weiß ich auch nicht… 😊
Ganz unabhängig davon lässt sich aber sagen, dass der Autorin ein wirklich guter Roman gelungen ist. Keine der drei Protagonistinnen bleibt verschont von einer knallharten Analyse ihrer Schwachstellen und Probleme, und während sich die Töchter mal mehr, mal weniger reflektiert mit ihren Traumata auseinandersetzen, so bleibt die Mutter bis zum Schluss auf einer sehr oberflächlichen Ebene und scheint sich gar nicht zu trauen, sich ihre Psyche mal genauer anzusehen – das macht sie nur bei Fremden, denn sie ist Psychologin.
Mich hat beeindruckt, wie genau Anna Brüggemann das komplexe Zusammenspiel der drei Empfindlichkeiten seziert und offenlegt und dabei ständig den Finger in der Wunde hat, ohne einen moralischen Zeigefinger zu erheben. Und dennoch gelingt es ihr, zu zeigen, dass wir zwar anerkennen können, dass äußere Faktoren an unseren psychischen Problemen Schuld haben können, wir aber selbst Verantwortung übernehmen müssen, um uns und zukünftige Generationen von der Last des transgenerationalen Traumas zu befreien.
Der Roman bildet meiner Meinung nach gut ab, wie Traumabewältigung und generell Selbstreflektion und die Beschäftigung mit der eigenen psychischen Gesundheit in den unterschiedlichen Generationen stattfinden. Von den Boomern (Regina) über die Millenials (Wanda und Antonia) bis hin zu Gen Z (Celina) wird die Kommunikation immer ein Stück ehrlicher, offener, selbstreflektierter und dadurch letztendlich weniger schädlich. (Versteckte) Misogynie und Machtspiele nehmen ab, während Authentizität und Lebensfreude zunehmen.
Ich könnte noch sehr viel mehr dazu schreiben und tiefer in die Analyse der einzelnen Figuren gehen (besonders spannend finde ich zum Beispiel die Frage der Identitätskonstruktion und -aufrechterhaltung: Während Regina jedwede Kritik von sich abperlen lässt, konstruiert Wanda eine möglichst ideale aber komplett unauthentische Persönlichkeit und Antonia scheint auf alles Identitätsstiftende zu verzichten). Aber dann würde ich vermutlich schon zu viel vom Inhalt verraten müssen und das möchte ich natürlich nicht.

Bewertung vom 18.12.2024
Die Wächter von Knightsbridge / Jewel & Blade Bd.1
Lück, Anne

Die Wächter von Knightsbridge / Jewel & Blade Bd.1


sehr gut

3,5 Sterne
Jewel & Blade von Anne Lück ist eine Urban Fantasy, die sich um die Artussage dreht. Die Zielgruppe ist vermutlich YA, also junge Erwachsene, wobei ich sie eher ein bisschen darunter ansetzen würde, vielleicht bei älteren Teenagern.
Grundsätzlich geht es darum, dass die Protagonistin Harper herausfindet, dass sie magische Kräfte hat, die mit Schmuckstücken aus der Artuszeit zusammenhängen. Sie folgt Archer nach London, wo dieser sie in die geheime Gesellschaft der Erben der Mitglieder der Tafelrunde einführt. Natürlich läuft hier nicht alles rund, und es gibt Intrigen, Verbrechen, Quests und noch einiges mehr, um die Spannung hoch zu halten. Anfangs gelingt dies der Autorin auch recht gut, sodass ich schnell in die Geschichte gefunden habe und auch wissen wollte, wie es weitergeht. Leider wird es zur Mitte hin etwas langatmig und auch vorhersehbar, bevor die Geschichte dann zum Ende hin wieder Fahrt aufnimmt.
Bei den Figuren ist mir aufgefallen, dass die Protagonistin zwar durchaus recht lebendig beschrieben wird, aber insgesamt so viele Personen auftauchen, dass einige davon doch sehr blass bleiben. Leider trifft dies auch in gewissem Maß auf die Männer in ihrem Leben zu: sowohl Lark als auch Archer wirken auf mich nicht so richtig rund und ich kann noch nicht wirklich nachvollziehen, wo die Anziehung herkommt. Meine Lieblingsfigur war definitiv die Cousine Ada, die hoffentlich auch im zweiten Teil weiter an Harpers Seite bleibt.
Auch wenn mir nicht alles gefallen hat (ich muss allerdings auch zugeben, dass ich nicht zur Zielgruppe gehöre und daher vielleicht auch andere Erwartungen hatte), glaube ich schon, dass ich den zweiten Teil lesen werde, denn die Geschichte hat mich schon insoweit gefesselt, dass ich wissen möchte, wie sie ausgeht.

Bewertung vom 18.12.2024
The Games Gods Play / Schattenverführt Bd.1
Owen, Abigail

The Games Gods Play / Schattenverführt Bd.1


gut

Bei The Games Gods Play von Abigail Owen bin ich ziemlich hin und her gerissen. Ich denke schon länger darüber nach, wie gut ich es denn nun fand, und komme zu keinem endgültigen Schluss, weil es für mich bei verschiedenen Faktoren sehr unterschiedlich punktet.
Gut gefallen hat mir der griechische Götter- und Sagenstoff, und dass hier auch (zumindest ab und an) Figuren aufgetaucht sind, die man nicht so gut kennt. Die verschiedenen Götter haben entsprechend ihrer “überlieferten” Charaktere gehandelt und sind im Großen und Ganzen diesen Eigenschaften treu geblieben. Leider blieb dies etwas oberflächlich, aber das kann man bei der Fülle an Figuren natürlich auch nicht anders erwarten.
Darüber hinaus wurde die Handlung meist ziemlich zügig vorangetrieben, was ich hier gut fand. Es war actionreich, aber dennoch so, dass man noch gut hinterherkam.
Neben den teils flachen Charakteren hat mich am meisten gestört, dass ich die Liebesgeschichte einfach nicht glaubwürdig fand. Sorry, aber was fand Lyra an Hades?? Er ist emotional fragwürdig und definitiv manipulativ.
Dass einige Plotelemente wie durch Zauberhand aufgelöst wurden lass ich mal durchgehen, es geht hier immerhin um Götter und da ist so ein deus ex machina-Moment durchaus mal ok.
Ihr seht, sowohl auf der pro als auch auf der contra Seite ist hier einiges zu finden. Wenn man berücksichtigt, dass die Zielgruppe wohl eher ältere Teens oder junge Erwachsene sind, fallen plotbezogene Schwächen vielleicht etwas weniger ins Gewicht. Allerdings fände ich es gerade bei einem jüngeren Zielpublikum wichtig, nicht schon wieder so eine “Alpha Male Red Flag” Figur als Love Interest zu haben.
Als Fazit also vielleicht: unterhaltsam aber nicht unproblematisch.

Bewertung vom 18.12.2024
Strong Female Character
Brady, Fern

Strong Female Character


ausgezeichnet

Strong Female Character von Fern Brady ist ein autobiografischer Bericht über das Leben als spätdiagnostizierte Autistin. Die Autorin bezeichnet sich widerwillig als “offen autistisch”, womit sie meint, dass sie aus ihrer Diagnose kein Geheimnis macht und offen darüber spricht. Sie kritisiert, dass dieser Begriff suggeriert, dass Autismus in irgendeiner Weise schambehaftet sein sollte und man nur hinter vorgehaltener Hand darüber reden sollte (etwas, das im katholischen Schottland für einige Dinge zu gelten scheint…). Um die Lebensrealität autistischer Frauen sichtbar zu machen und das damit einhergehende Stigma zu bekämpfen, hat sie dieses Buch geschrieben. Authentisch und schonungslos erzählt Brady von Hintergründen, Symptomen und Herausforderungen autistischer Menschen und schildert dabei vor allem die Hilflosigkeit, die sie gefühlt hat, bevor sie die Diagnose, und damit endlich eine Erklärung, erhalten hat.

Auch wenn ich das Thema Neurodivergenz, und vor allem auch den Gender-Diagnose-Gap, schon länger verfolge, habe ich hier viel Neues gelernt und war mal wieder überrascht, wie wenig doch über die Bandbreite der Manifestation bestimmter Aspekte von Autismus bekannt ist - auch bei sogenannten Fachleuten.

Bücher wie dieses sind so wichtig, denn natürlich können wir uns zu vielen Themen Fachwissen anlesen (sofern es überhaupt verfügbar ist), aber es sind die Worte derer, die tagtäglich mit den Symptomen, dem Unverständnis ihrer Umgebung, und den Selbstzweifeln leben müssen, die uns begreifbar machen können, was das Leben als neurodivergente Person ganz konkret bedeutet. Und genau das gelingt Brady hier ausgezeichnet, denn auch wenn sie durchaus humorvoll schreibt, zweifelt man nicht daran, wie tiefgreifend die Auswirkungen des Autismus sind und wie sehr sie ihr Leben bestimmen. Die Art, wie sie schreibt, ist dabei sehr unverkrampft und zugänglich, was sicher die Hemmschwelle, sich mit dem Thema zu beschäftigen, niedrig hält und für viel Empathie sorgt. An dieser Stelle auch ein großes Lob an die Übersetzung von Doreen Reeck

Von mir gibt es eine absolute Leseempfehlung, egal wie detailliert ihr euch bisher mit dem Bereich der Neurodivergenz auseinandergesetzt habt, denn es bietet für jeden Kenntnisstand einen Mehrwert!

Bewertung vom 18.12.2024
Wenn wir ins Gras beißen - Das Buch vom Tod für große und kleine Menschen
Wrede, Eric

Wenn wir ins Gras beißen - Das Buch vom Tod für große und kleine Menschen


ausgezeichnet

Wenn wir ins Gras beißen... von Eric Wrede und Emily Claire Völker ist eines der besten Sachbücher für Kinder, das ich bisher gelesen habe. Als erstes beeindruckt hat mich die Art und Weise, wie Informationen zwar kindgerecht, aber dennoch ehrlich vermittelt werden, und Kindern dabei zugetraut wird, mit der Wahrheit konfrontiert zu werden - auch bei einem so schwierigen Thema wie dem Tod. Dabei wird ganz viel erklärt, eingeordnet und mit der Erfahrungswelt der Kinder verknüpft. Manch einer mag es vielleicht unangemessen finden, dass in einem Kinderbuch über verwesende Körper oder ähnliches gesprochen wird, aber ich finde genau das gut. Denn durch eine informationsbasierte Erklärung nimmt man den Vorgängen das Unheimliche und stellt sie als natürliche Prozesse da. Meiner Meinung nach ist das ein ganz zentraler Aspekt, um Kindern ein wenig von ihrer Angst zu nehmen.
Daneben gefallen mir die Illustrationen unheimlich gut. Nicht nur, dass sie ästhetisch ansprechend sind, sondern vor allem, dass hier wirklich divers gedacht wurde und ganze viele unterschiedliche Menschen repräsentiert sind. Verschiedene religiöse Hintergründe, unterschiedliche Hautfarben, individuelle (Kleidungs-)Stile und auch Krankheiten oder Behinderungen werden hier unkommentiert als Ausdruck einer diversen, inklusiven Gesellschaft gezeigt. Bei diesem Buch wirkt das sehr authentisch und nicht erzwungen, toll gemacht!
Insgesamt ein ganz wunderbares Buch, das sicher dabei helfen kann, mit Kindern unverkrampft über dieses sensible Thema zu sprechen.