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haberlei
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Wien
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Begeisterte Leserin von Krimis, Thrillern, Humorvollem, historischen (Frauen-)Romanen, Biografien

Bewertungen

Insgesamt 276 Bewertungen
Bewertung vom 30.11.2024
Die Gewalt des Sturms
Bergsma, Elke;Johannsen, Anna

Die Gewalt des Sturms


ausgezeichnet

Weiter geht es mit der Jagd nach dem de Jong-Clan

Mit „Die Gewalt des Sturms“ setzt sich die Reihe der Autorinnen Anna Johannsen und Elke Bergsma mit den Kommissarinnen Lina Lübbers und Kea Siefken als Protagonistinnen fort.

Worum geht es?
Hauptkommissarin Lina Lübbers, die von Osnabrück in die Polizeiinspektion in Aurich entsandt wurde, um Undercover einen Maulwurf auszukundschaften, war bislang noch nicht fündig geworden. Mittlerweile hat sie sich im Team gut eingewöhnt und auch mit der Leiterin Kea Siefken arbeitet sie gut zusammen. Zwei Tötungsdelikte beschäftigen die beiden. Ein Notar wurde brutal überfallen und ausgeraubt, ein Jogger überfahren. Und wieder dürfte der de Jong-Clan seine Finger im Spiel haben …

Das moderne, stilistische Cover fällt trotz seiner Einfachheit auf, und ist stilmäßig an Band 1 angelehnt. Ein ausgezeichneter Wiedererkennungseffekt. Das Buch erschien 2024. Es gliedert sich in kurze Kapitel, wobei die Geschehnisse abwechselnd aus der Sicht der beiden Kommissarinnen dargestellt werden. Orts- oder Zeitangaben sind nicht vorhanden. Die Handlung spielt in der Gegenwart in Ostfriesland, wobei das Lokalkolorit nur am Rand gestreift wird. Der Schreibstil ist flüssig, gut beschreibend und dialogreich.

Was die geschilderten Kriminalfälle anbelangt, steht jeder Band für sich alleine und ist auch für Quereinsteiger problemlos verständlich. Soweit erforderlich sind Hinweise zur Vorgeschichte vorhanden. Dennoch rate ich, mit Band 1 zu beginnen, des roten Fadens wegen und auch in Bezug auf die Charaktere und deren Entwicklung.

Erzählt wird im Präsens, wodurch man sich als Leser in das Geschehen involviert fühlt. Der Schwerpunkt liegt in der polizeilichen Routine, der oft mühsamen Ermittlungsarbeit, die dialogreich und dadurch sehr lebendig primär in Befragungen und Teambesprechungen erfolgt. Von Beginn an begleitet man zwei Handlungsstränge, denn Kea und Lina bearbeiten zwei verschiedene Fälle mit Todesopfern: ein Notar starb im Zuge eines auf ihn verübten Raubüberfalls und ein Jogger wurde auf einem Feldweg überfahren. Dass die beiden Morde in Zusammenhang stehen, kristallisiert sich erst nach und nach heraus, als die Kommissarinnen wieder einmal auf die niederländische Verbrecherbande de Jong stoßen, die ihnen schon länger ein Dorn im Auge ist, da sie ihre Drogenaktivitäten mehr und mehr auf Deutschland ausdehnt. Nicht unproblematisch gestaltet sich Haukes Lage, eines von Keas Kollegen, der offiziell als Informant des de Jong-Clans fungiert. Abgesehen von den Recherchen zu den Mordfällen hat Lina ihre Kolleg*innen auch im Sinne ihres Undercover-Auftrags im Visier. Letztendlich kommt sie zu einer überraschenden Erkenntnis. Mit grenzüberschreitender Hilfe gelingt es schließlich, einige Täter zu fassen, doch noch blieben die Hintermänner unbehelligt. Auch ihnen das Handwerk zu legen, ist nun das vorrangige Ziel für die Kommissarinnen – das macht neugierig auf Band 3.

Dadurch, dass Lina und Kea jeweils in Ich-Form erzählen, ist man nicht nur stets am neuesten Stand der Ermittlungen, sondern erfährt auch viel über deren Charakter, ihre privaten Gedanken und Gefühle, wie Ärger, Trauer, seliges Verliebtsein, Verletzlichkeit. Sie sind beide erfahrene Ermittlerinnen, brennen für ihren Beruf mit vollem Einsatz, worunter das Privatleben immer wieder leidet. Während Kea geschieden ist und zwei Kinder hat, lebt Lina alleine und ist seit kurzem frisch verliebt in ihre Partnerin Jana. Das in die Handlung verwobene Privatleben ist generell gut dosiert.

„Die Gewalt des Sturms“ ist eine gelungene, spannende Fortsetzung der Reihe, die Handlung ist wohl durchdacht aufgebaut, die zahlreichen Details bilden ein schlüssiges Bild. Mir hat dieser Krimi sehr gefallen. Ich empfehle ihn (ebenso wie den Vorgängerband) gerne weiter und vergebe 5 Punkte.

Bewertung vom 29.11.2024
Perchtoldsdorfer Totentanz
Schleifer, Christian

Perchtoldsdorfer Totentanz


sehr gut

Warum musste Batman sterben?

„Perchtoldsdorfer Totentanz“ von Christian Schleifer ist ein unterhaltsamer Regionalkrimi, bei dem der Mordfall mit dem Privatleben der Protagonisten eng verbunden ist.

Worum geht es?
Während eines privaten Maskenballs wird Batman ermordet, jener Mann, der sich massiv für Fracking in der Perchtoldsdorfer Heide eingesetzt hat. Stressige Zeiten für die ehemalige Polizistin und nunmehrige Winzerin Charlotte. Denn neben den Ermittlungen fordern sie auch familiäre und örtliche Aufregungen, wie Aktionen der Umweltschützer und die Eröffnung eines Nobel-Bordells.

Das Cover mit dem goldbraunen Ahornblatt reiht sich optisch mit starkem Wiedererkennungswert in die Gestaltung der bisherigen Bände. Das Buch, es ist bereits der fünfte Band dieser Reihe, erschien 2024. Der Krimi gliedert sich in drei Teile – Eröffnung, Mitternachtseinlage und Sperrstunde. Die Kapitel haben eine angenehme Länge, weisen weder Zeit- noch Ortsangaben auf. Die Handlung spielt in der Gegenwart in Perchtoldsdorf, Niederösterreich. An den eigenwilligen Schreibstil – alle Vornamen sind jeweils mit Artikel versehen – musste ich mich erst gewöhnen. Letztlich störte es mich aber nicht mehr. Generell schreibt der Autor humorvoll, dialogreich und gut beschreibend, insbesondere ist das Ambiente eines Heurigenortes gut getroffen.

Der Kriminalfall ist in sich abgeschlossen. Allerdings liegt der Schwerpunkt dieser Reihe auf den familiären Ent- und Verwicklungen, sodass mir als Quereinsteigerin – im Gegensatz zu Kennern der Vorgängerbände - trotz diverser Hinweise auf die Vorgeschichte wohl so manche Feinheit entgangen sein wird. Meine Neugier auf die bisherigen Fälle wurde erfolgreich geweckt; ich möchte sie nachlesen. Auf jeden Fall empfehle ich nachdrücklich, bei Band eins zu starten.

Was den Handlungsablauf anbelangt, empfand ich den Mordfall an und für sich fast als Rahmenhandlung. Nach dem Auffinden des Toten gleich zu Beginn setzen Charlottes private Ermittlungen ein, mehr oder weniger en passant im Plauderton mit Freunden und Nachbarn geführt, eng verwoben mit Charlottes Alltag, mit ihrer Arbeit am Weingut und mit allerlei familiären Turbulenzen. Was die Spannung anbelangt, basiert diese – typisch für einen Whodunit-Krimi – auf der Frage nach dem Täter und dessen Motiv. Charlottes Recherchen erweisen sich durchaus als interessant. Je mehr sie über das Privatleben und das Arbeitsumfeld des Opfers erfährt, desto mehr üblen Machenschaften kommt sie auf die Spur. Der Kreis der Verdächtigen ist überschaubar. Trotzdem überrascht, was sich nach einem dramatischen Showdown als Lösung offenbart.

Den Krimi bevölkern – signifikant für einen Wohlfühl-Krimi - primär sympathische, freundliche, gute Menschen. Die Charaktere der Protagonisten sind vielschichtig, sie zeigen Stärken und Schwächen sowie Emotionen. Wie bereits erwähnt, um deren Entwicklung nachvollziehen zu können, sollte man die komplette Reihe verfolgt haben. Im Großen und Ganzen sind die Personen lebendig gezeichnet, gut vorstellbar, nicht nur äußerlich, sondern auch bezüglich spezifischer Merkmale.

„Perchtoldsdorfer Totentanz “ ist zwar ein Krimi, aber mich hat das Buch in erster Linie recht gut unterhalten. So manche Szene voller Situationskomik hat mich zum Schmunzeln gebracht. Ich empfehle diesen Wohlfühl-Krimi gerne weiter.

Bewertung vom 20.11.2024
Tod am Nussdorfer Wehr
Albich, Mina

Tod am Nussdorfer Wehr


ausgezeichnet

Suizid, Unfall oder Mord?

„Tod am Nussdorfer Wehr“, Mina Albichs dritter Kriminalroman, präsentiert sich als gelungene Fortsetzung, kombiniert wiederum einen ebenso spannenden wie rätselhaften Fall mit stimmigem Wiener Ambiente.

Worum geht es?
Ein Toter liegt im Hof, vom Balkon gestürzt. Selbstmord, Unfall oder Mord? Ein kniffliger Fall für Inspektor Grohsman, seine Kollegin Joe Kettler und die Psychologin Nicky Witt.

Das stimmungsvolle Cover ist ein Eyecatcher. Es zeigt die Schemerlbrücke am Nussdorfer Wehr mit den beeindruckenden Löwen. Das Motiv stimmt nicht nur wunderbar auf Wien ein, sondern hat auch einen persönlichen Bezug für Inspektor Grohsman. Zudem passt es optimal zu den Vorgängerbänden. Das Buch erschien 2024, die Handlung spielt in der Gegenwart. Die Kapitel sind - was ich persönlich immer besonders schätze - mit Datumsangaben versehen, sodass man chronologisch einen guten Überblick bewahren kann. Sie umfassen jeweils die Ereignisse pro Ermittlungstag, sind demgemäß unterschiedlich lang, und sind in sich wiederum in Abschnitte, bedingt durch Szenenwechsel, unterteilt. Der Schreibstil ist flüssig, humorvoll und bildhaft, vor allem sprachlich ausgezeichnet nuanciert. Nicht nur das Wienerische ist wohl dosiert eingesetzt, sondern die Sprache ist auch generationsmäßig authentisch. Einfach köstlich, manche Ausdrücke der heutigen Jugendsprache! Tja, das Opfer hatte „Rizz“ … Da hab ich einiges dazugelernt, als Leserin im Oma-Alter.

Nachdem ich auch die Vorgängerbände kannte, fühlte ich mich sofort wieder heimisch mit den handelnden Personen. Meiner Meinung nach kommt auch ein Quereinsteiger in die Geschichte problemlos hinein, da die Fälle in sich abgeschlossen sind. Soweit erforderlich, gibt es Hinweise auf das frühere Geschehen bzw. den Background der Protagonisten. Nichtsdestotrotz, es lohnt sich, mit Band 1 zu beginnen, nicht nur des roten Fadens wegen.

Gleich von Beginn an befindet man sich mitten im Fall. Mit all seinen Rätseln. Der Fokus liegt auf der Ermittlungstätigkeit der Polizei. Mühsame, kaum weiterbringende Befragungen im Umfeld des Opfers. Doch die Orts- bzw. Perspektivenwechsel, insbesondere auch der immer wieder zwischengeschaltete Einblick in die Gedanken des Täters, gestalten die Handlung abwechslungsreich und spannend. Es mangelt nicht an Verdächtigen, an in die Irre führenden Spuren und verwirrenden Zeugenaussagen. Reichlich Gelegenheit zum Mitraten. Der Fall erhält einen zusätzlichen Kick durch Nickys Dilemma. Denn die Psychologin gerät durch das Tatgeständnis eines ihrer Patienten in einen Gewissenskonflikt, denn einerseits ist sie an die ärztliche Schweigepflicht gebunden, andererseits in die polizeilichen Ermittlungen eingebunden. Als Leser hat man – so scheint es – einen Wissensvorsprung gegenüber der Polizei. Aber die findige Autorin sorgt letztlich für eine überraschende Wendung … schlüssig offenbaren sich Tatablauf und Motiv des Täters. Auch Felix Grohsman kann seinen persönlichen, Jahrzehnte zurückliegenden und bislang ungeklärten Fall, den Tod eines Freundes, geklärt ad acta legen.

Felix Grohsman, der routinierte Kriminalbeamte, und Joe (Johanna) Kettler, jung, strebsam und engagiert, bilden ein zwar konträres, aber sich gut ergänzendes und harmonisch zusammenarbeitendes, sympathisches Ermittler-Duo. Die Protagonisten zeigen Emotionen, Stärken und Schwächen, Vorlieben und Interessen. Ein gut dosierter Einblick in ihr Privatleben, ihre Vorgeschichte und ihre Beziehungen rundet das Charakterbild ab. Nicky stellt mit ihrem Fachwissen nicht nur eine gute Ergänzung des Teams dar, sondern im Rahmen ihrer Tätigkeit werden stets interessante psychologische Störungen thematisiert. Generell skizziert die Autorin nicht nur die Protagonisten sehr lebendig und authentisch, sondern auch die Nebenfiguren, sowohl im polizeilichen Team, im privaten Umfeld als auch im Kreis der Verdächtigen sind gut vorstellbar beschrieben.

„Tod am Nussdorfer Wehr“ war wieder ein Lesegenuss für mich, ein Wohlfühl-Krimi, der einen erfolgreich für einige Zeit vom Alltag ablenkt, eine gut ausgewogene Mischung aus Spannung und zwischenmenschlicher Harmonie.
Unbedingte Leseempfehlung meinerseits und 5 Sterne!

Bewertung vom 16.11.2024
Kein Land in Sicht
Pertl, Christina

Kein Land in Sicht


sehr gut

Eine Horror-Kreuzfahrt

„Kein Land in Sicht“, Christina Pertls Debutroman, ist ein spannender Krimi, der Auftakt zu einer neuen Reihe mit Sarah Peters als Ermittlerin.

Worum geht es?
Sarah Peters und ihr Kollege Michael Wagner heuern in einem Undercover-Einsatz auf einem Kreuzfahrtschiff an; sie sollen den an Bord vermuteten Verbrechen auf die Spur kommen und die Schuldigen aufspüren. Doch ihre Tarnung fliegt auf und die beiden geraten in höchste Gefahr.

Das Cover mit dem Blick aus dem Bullauge aufs schäumende Meer ist nicht nur ein Eyecatcher, sondern passt optimal zur Thematik. Das Buch erschien 2024. Die Kapitel haben eine angenehme Länge, sind mit Überschriften, sowie genauen Orts- und Zeitangaben versehen. Letzteres schätze ich immer sehr, weil so der chronologische Ablauf der Ereignisse sehr gut nachvollziehbar ist. Die Handlung spielt in der Gegenwart im Mittelmeer und bei diversen Landausflügen. Der Schreibstil ist flüssig, manchmal etwas zu detailreich.

Das Buch ist ab der ersten Seite spannend. Denn die Protagonistin muss erst ihre wahre Identität herausfinden, dahinterkommen, wieso sie sich als Animateurin unter einem anderen Namen an Bord befindet. Und sie muss ihren verschwundenen Kollegen finden. Sie versucht, obwohl die Verbrecher längst wissen, wer sie ist, ihren Undercoverauftrag zu Ende zu bringen. Es ist ein packender Wettlauf gegen die Zeit. Die stetigen Perspektiven- und Ortswechsel gestalten die Handlung spannend, unerwartete Wendungen sorgen immer wieder für Überraschungen.

Im Gegensatz zu den teils auch beklemmenden Schilderungen, was die Lage der Opfer anbelangt, stehen die Aktivitäten an Bord, mit denen die Reisenden bespaßt werden. Doch das Böse herrscht nicht nur in den für diese Menschen nicht zugänglichen Decks, sondern die Drahtzieher befinden sich mitten unter ihnen, als Servicepersonal. Wem auf diesem Schiff darf Sarah noch vertrauen? Man fiebert mit ihr, zittert und bangt mit Michael, ob er seine schweren Verletzungen überleben wird.

Die Charaktere wirken lebendig, insbesondere Sarah zeigt Stärken und Schwächen sowie Emotionen. Sie ist zwar eine ausgebildete Kriminalbeamtin, aber keine Superheldin. Sie ist verletzlich, ihre Entscheidungen sind nicht immer richtig, ihre Menschenkenntnis lässt sie manchmal im Stich, sodass sie den falschen Personen vertraut. Aber sie ist eine Kämpferin. Die Nebenfiguren sind mehr oder weniger ausführlich beschrieben, stets gut vorstellbar und es ist nachvollziehbar, wieso die kriminelle Energie Oberhand gewann.

„Kein Land in Sicht“ thematisiert recht aktuell Menschenhandel, ist spannungs- und actionreich, voller Überraschungen und unerwarteter Wendungen, weist aber dennoch ein paar Schwachstellen auf. Manches wirkt übertrieben, auch etwas an den Haaren herbeigezogen, wie z.B. dass ein Flüchtlingskind aus Eritrea zufällig Deutsch spricht. Nichtsdestotrotz interessiert mich die Fortsetzung der Reihe, Sarah Peters‘ weiterer Werdegang und ihre nächsten Fälle. Dieses Buch empfehle ich gerne weiter und vergebe 4 Sterne.

Bewertung vom 11.11.2024
Vier Pfoten und zwei Weihnachtswunder / Der Weihnachtshund Bd.9
Schier, Petra

Vier Pfoten und zwei Weihnachtswunder / Der Weihnachtshund Bd.9


ausgezeichnet

Buddy hilft dem Weihnachtsmann

„Vier Pfoten und zwei Weihnachtswunder“ von Petra Schier ist ein Weihnachtsmärchen für Erwachsene, romantisch, Weihnachtsstimmung verbreitend, mit lauter liebenswerten Protagonisten.

Worum geht es?
Primär geht es um zwei Paare, die erst nach Überwindung gewisser Hindernisse zueinander finden: Erstens funkt es zwischen Lena und ihrem Kollegen Martin, doch da gibt es noch den Störfaktor Alice, Martins Ex-Frau. Zweitens müssen sich Arndt und Maria, die sich vor über 25 Jahren ineinander verliebten, jedoch damals nicht zusammenkamen, ihren wieder aufgeflammten Gefühlen stellen. Und wie stets bei dieser Reihe, mischen der Weihnachtsmann und sein Elfenteam tatkräftig mit, um ein Happy-End herbeizuführen. Natürlich steht auch wieder ein entzückender Hund im Mittelpunkt: der kleine Havaneser Buddy.

Am Cover zieht der süße kleine Hunde sofort den Blick auf sich und die mit weihnachtlichen Socken bekleideten Füße assoziieren entsprechende Stimmung und Gemütlichkeit. Petra Schiers Schreibstil ist flüssig und unterhaltsam. Insbesondere die Gedanken des kleinen Hundes Buddy brachten mit zum Schmunzeln. Sie schreibt einfühlsam und stimmungsvoll, es gibt romantische Szenen ebenso wie dezent erotische. Die Kapitel haben eine angenehme Länge, verfügen weder über Zeit- noch Ortsangaben. Die Handlung spielt in der Gegenwart.

Das Buch erschien 2024 und ist bereits der 9. Band der Reihe „Weihnachtshund“. Jeder Band kann aber unabhängig von den anderen gelesen werden, auch wenn die Protagonisten der Vorgängerbände als Nebenfiguren agieren. Kennt man bereits mehrere Bände, so fühlt man sich fast dazugehörig zur Dorfgemeinschaft.

Das Weihnachtsflair durchzieht den gesamten Roman, mit Keksebacken, Schmücken der Christbäume, Ambiente am Weihnachtsmarkt und last but not least durch die Szenen mit dem Weihnachtsmann, seinen Rentieren und der Elfenschar. Auch wenn ich längst erwachsen bin und schon lange nicht mehr an das Christkind oder den Weihnachtsmann glaube, ich ließ mich von diesem Ausflug ins Märchenhafte gerne verzaubern.

Ich habe die Harmonie und Liebenswürdigkeit, die die Handlung ausstrahlt, genossen, dieses Abgleiten in eine heile Welt mit lauter freundlichen Menschen. Die zwar alle ihre Eigenheiten haben, sich ärgern, gekränkt oder unsicher sind, aber alle Beziehungsprobleme mit Respekt, Rücksichtnahme und Einfühlsamkeit lösen. Heutzutage, wo die Nachrichten aus aller Welt primär Feindseligkeit, Unglück und Leid, Kriege und Katastrophen übermitteln, hat mir diese Lektüre ganz einfach psychisch gut getan. Nicht nur Happy-End pur im kleinen Kreis, nein generell herrscht in dieser Dorfgemeinschaft das Füreinander. Wahre Freundschaften und stete Hilfsbereitschaft. In der Realität leider kaum noch zu finden.

Lena, Martin, Maria und Arndt sind sympathische Protagonisten, mit vorwiegend liebenswerten Eigenschaften, die trotz ihres Traumfrau/Traummann-Nimbus aber auch Schwächen und Unsicherheiten zeigen; sie sind sehr lebendig, sehr gefühlsintensiv charakterisiert, man erhält in Gedankenwelt beider Einblick und kann so ihre Aktionen nachvollziehen. Aber auch die Nebenfiguren sind anschaulich gezeichnet.

Mit „Vier Pfoten und zwei Weihnachtswunder“ ist Petra Schier neuerlich ein bezaubernder Roman gelungen, der mich erfolgreich alles rundherum vergessen ließ. Ich habe diese Lesestunden genossen und kann nur empfehlen, sich dieses Abdriften ins Romantische zu gönnen.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.11.2024
Und täglich grüßt die MörderMitzi
Archan, Isabella

Und täglich grüßt die MörderMitzi


ausgezeichnet

Mitzis Bruder – Fakt oder Fake?

„Und täglich grüßt die Mördermitzi“ von Isabella Archan ist nicht nur ein sehr spannender, sondern auch unterhaltsamer Regionalkrimi, der sechste Band dieser Reihe.

Worum geht es?
Die Kufsteiner Polizei unter der Leitung von Mitzis Freundin Agnes fahndet nach einem gefährlichen Bogenschützen. Mitzi und ihr Freund Rudolfo stecken mitten in den Vorbereitungen zur Eröffnung ihres Cafés. Da meldet sich Mitzis totgeglaubter Bruder …

Das Cover assoziiert auf den ersten Blick: das ist ein Regionalkrimi! Das Buch erschien 2024 und gliedert sich in 4 Teile mit originellen Titeln, die sich auf das kommende Geschehen beziehen. Die Handlung spielt in der nicht näher bezeichneten Gegenwart. Die Kapitel sind lediglich nummeriert, ohne Zeit- oder Ortsangaben. Der Schreibstil ist flüssig, sehr bildhaft, bietet immer wieder anschauliche Landschaftsbeschreibungen. Die typischen österreichischen Ausdrücke unterstreichen das Lokalkolorit, im Glossar finden sich die entsprechenden Übersetzungen bzw. Erklärungen, sowie eine Liste der österreichischen Kaffeevarianten.

Ich bin beim Vorgängerband quer in die Serie eingestiegen. Somit waren mir sowohl die Protagonisten als auch Mitzis Vorgeschichte vertraut. Auch ohne Vorkenntnisse kann man nicht nur dem Fall problemlos folgen, sondern ist auch Mitzis persönlicher Hintergrund gut verständlich. Dennoch, um die Entwicklung der Protagonisten in allen Facetten mitzuerleben, sollte man wohl mit Band 1 beginnen.

Von Beginn an liegt eine gewisse Bedrohung in der Luft. Sam, jener Serienmörder, mit dem Mitzi vor Jahren liiert war und dessen Verhaftung auf ihr Konto geht, plant seine Flucht aus dem Gefängnis. Und ein mysteriöser Bogenschütze übt nicht nur an einer Puppe seine Kunstfertigkeit, sondern verletzt bald darauf nichtsahnende Wanderer, tötet letztlich eine Frau. Man befindet sich somit sofort mitten im Geschehen. Die Perspektivenwechsel zwischen der Mördermitzi und den polizeilichen Ermittlungen gestalten die Handlung abwechslungs- und temporeich. Es mangelt nicht an Verdächtigen, überraschenden Wendungen und in die Irre führenden Spuren. Als Leser hat man ausreichend Gelegenheit eigene Theorien aufzustellen, insbesondere auch hinsichtlich der Identität des angeblichen Bruders von Mitzi. Da ist man hin- und hergerissen zwischen Fakten und Fake. So mancher Cliffhanger lässt einen das Buch einfach nicht aus der Hand legen, bis letztendlich in einem atemberaubenden Finale sich alles klärt.

Die Charaktere sind sehr anschaulich, lebendig und authentisch dargestellt, zeigen Stärken und Schwächen, auch Emotionen. Auch die Nebenfiguren sind gut vorstellbar beschrieben. Mitzi und Agnes stehen im Mittelpunkt, sie sind trotz ihrer eher konträren Wesenszüge in inniger Freundschaft verbunden. Gut dosiert gewinnt man auch Einblick in ihr Privatleben. Beide sind sehr sympathisch. Agnes ist eine verantwortungsbewusste, ernsthafte Polizistin, die auch als Chefin ihre Mitarbeiter auf Augenhöhe behandelt. Ihr Privatleben leidet etwas unter den beruflichen Anforderungen. Zwar hat sie einen sehr verständnisvollen Partner, trotzdem bedauert sie, zu wenig Zeit für Mann und Kind zu haben. Mitzi ist ein sehr herzlicher Mensch, etwas naiv, weil sie eben meist das Gute in den anderen sieh. Sie neigt zu impulsivem Handeln, was sie immer wieder in Gefahr bringt.

Auch dieser Band hat mich durch die ausgezeichnete Mischung aus Spannung und Lokalkolorit bestens unterhalten. Bin jetzt schon neugierig, welches Abenteuer Mitzi im nächsten Krimi bestehen muss. „Und täglich grüßt die Mördermitzi“ ist jedenfalls ein Buch, das ich gerne weiterempfehle.

Bewertung vom 07.11.2024
Wer mit den Wölfen heult / Die Canterbury-Fälle Bd.2
Duncan, Tessa

Wer mit den Wölfen heult / Die Canterbury-Fälle Bd.2


ausgezeichnet

Mitgegangen, mitgefangen, mitgehangen

„Wer mit den Wölfen heult“ von Tessa Duncan ist nach „Wer das Vergessen stört“ der zweite Band der Reihe „Canterbury-Fälle“ mit der Therapeutin Lily Brown als Zentralfigur.

Worum geht es?
Bei einem Polizeieinsatz wird Clark Jarrett von seinem Kollegen Martin Gordon angeschossen. Nicht mit Absicht, sagt der Schütze, doch das ist unglaubhaft. Lily Brown soll die wahren Beweggründe in Erfahrung bringen. Martin Gordon kooperiert nur bedingt, und als er letztlich Selbstmord begeht, nimmt er so manches Geheimnis mit ins Grab. Doch er hinterlässt auch Lily einen Auftrag …

Das Cover mit dem englischen Gässchen assoziiert trotz einiger hell erleuchteter Fenster durch die vorherrschende Schwärze, dass hier doch so manches im Dunkeln verborgen ist. Die Bedeutung des Titels offenbart sich nach wenigen Kapiteln. Das Buch erschien 2024. Die Handlung spielt von Frühjahr bis Herbst des Jahres 2019 in England, vorwiegend in Dover, London und einigen anderen Destinationen der Grafschaft Kent. Die Kapitel haben eine angenehme Länge, sind mit Orts- und Zeitangaben versehen, wodurch die Handlung sowohl chronologisch optimal verfolgbar ist, sowie Perspektivenwechsel sofort erkenntlich sind. Zudem heben sich Martin Gordons Gedanken und seine Version des Geschehenen sehr klar durch die Ich-Form hervor. Generell ist der Schreibstil flüssig, gut beschreibend und packend. Was die psychologischen Aspekte anbelangt, ist unverkennbar, dass die Autorin ausgebildete Psychologin ist.

Auch ohne den Vorgängerband zu kennen, bin ich problemlos in die Geschichte hinein gekommen. Auch den relevanten Personenkreis überblickte ich bald. Der Fall steht für sich alleine. Dennoch, gewisse Hinweise haben meine Neugier auf den ersten Band geweckt, den ich schon allein deswegen nachlesen möchte, um die private Vorgeschichte von Lily und Dan im Detail zu erfahren.

Der Handlungsaufbau ist komplex. Denn im Prinzip laufen drei Handlungsstränge parallel. Primär geht es um den Fall Martin Gordon, den Lily zu lösen hat. Dazwischen beschäftigt sie der Fall von Jerry, einer jungen schwangeren Frau, die ihr erstes Kind durch plötzlichen Kindstod verlor. Dan wiederum fahndet zur selben Zeit nach einem Vergewaltiger und Serienmörder. Mit all dem ist auch noch das Privatleben von Lily und Dan gut dosiert und geschickt verwoben.

Durch die verschiedenen Sichtwechsel, Rückblenden und Themenwechsel gestaltet sich die Handlung unheimlich abwechslungsreich. Für Lily Brown ist es ein mühsames Herantasten an die Wahrheit. Denn bei Martin Gordon stößt sie an ihre Grenzen. Er behält die wahren Hintergründe für sich. Nach seinem Suizid recherchiert sie sein Leben von Kindheit an, versucht seinen Charakter zu ergründen und sucht jenes Ereignis, das der Auslöser für die Spannungen zwischen Martin Gordon und Clark Jarrett bildete. Mit viel Einfühlungsvermögen und Kombinationsgabe löst sie nicht nur das Rätsel, sondern entwickelt einen waghalsigen Plan, um den Schuldigen in die Falle zu locken, einen Plan, der sie selbst in höchste Gefahr bringt. Letztlich verknüpfen sich sämtliche Handlungsfäden, es bleiben keine offenen Fragen – bis auf Lilys Privatleben. Wie es mit ihr und Dan weitergeht, das erfährt die Leserschaft erst im kommenden Band.

Was die Charaktere anbelangt, besticht die facettenreiche Darstellung vor allem der Hauptfiguren. Sie zeigen Stärken und Schwächen und vor allem Emotionen, wirken lebendig und authentisch. Insbesondere Martin Gordon erweist sich als vielschichtiger Charakter, der sich im Laufe seines Lebens vom Casanova und Macho zu einem verantwortungsvollen Vorgesetzten und liebevollen Gatten und Vater entwickelte. Dennoch holt ihn die Vergangenheit ein und er scheitert quasi an den Sünden der Vergangenheit. Lily ist blitzgescheit, einfühlsam und geht in ihrem Beruf auf. Sie ist verantwortungsbewusst und bemüht sich sehr um ihre Patienten. Dass sie Jerrys wahres Wesen nicht durchschaute, trifft sie sehr. Das Beziehungsdilemma mit Dan belastet sie, doch sie liebt Dan sehr und ist immer wieder bereit, ihm zuliebe Kompromisse einzugehen. Inwieweit das gut geht, wird die Zukunft weisen.

Die diversen Themen, die die Autorin im Zuge der Fälle anspricht, wie Korpsgeist, Mobbing, Frauenfeindlichkeit und plötzlicher Kindstod sind, was Fakten anbelangt, gut recherchiert. Trotz Me-Too-Bewegung existieren die dargestellten Zustände und Verhaltensweisen in männerdominierten Bereichen wohl nach wie vor. Leider.

„Wer mit den Wölfen heult“ ist ein packender Kriminalroman mit Tiefgang, mit einer vielschichtigen Handlung und exzellent gezeichneten Charakteren. Ich habe die Lektüre genossen und freue mich schon auf weitere Canterbury-Fälle mit Lily Brown.
Von mir gibt es eine unbedingte Leseempfehlung und 5 Sterne.

Bewertung vom 01.11.2024
Tote singen selten schief
Nentwich, Vera

Tote singen selten schief


sehr gut

Unfall oder Mord?

„Tote singen selten schief“ von Vera Nentwich ist bereits der achte Band der unterhaltsamen Cosy-Krimi-Reihe mit Sabine (Biene) Hagen als Privatdetektivin.

Worum geht es?
Kaum hat sich Biene entschlossen, im Frauenchor mitzusingen, da kommt die Vorsitzende des Chors bei einem Unfall ums Leben. Die Chormitglieder bitten Biene um detektivische Unterstützung. Sie glauben im Gegensatz zur Polizei nicht an einen reinen Radunfall. Biene checkt das Umfeld des Opfers und stößt auf einige Motive: es gab Streitigkeiten, auch Eifersucht war im Spiel. Nebenbei begibt sich Biene noch auf die Suche nach Omas gestohlenem Fahrrad und auch der Jugendfreund ihres Kompagnons bringt Unruhe in ihr Leben.

Das frisch-fröhlich bunte Cover passt so richtig gut zum Genre Wohlfühlkrimi. Zudem passt es auch stilmäßig zu den Vorgängerbänden. Das Buch erschien 2024. Die Kapitel haben eine angenehme Länge, verfügen weder über Zeit- noch Ortsangaben. Die Handlung spielt in der nicht näher bestimmbaren Gegenwart in Grefrath, Nordrhein-Westfalen. Ich hätte gerne einen Ortsplan von Grefrath und Umgebung gehabt oder eine ungefähre Skizze, wo sich Biene bei ihren Recherchen bewegt. Immerhin sind ja stets genaue Straßennamen angegeben. Manchmal hätte ich die Route gerne verfolgt. Der Schreibstil ist flüssig, dialogreich und humorvoll.

Ich bin beim vorherigen Band neu in die Reihe eingestiegen. Somit war mir der relevante Personenkreis bereits vertraut. Es ist sicher für Quereinsteiger auch bei diesem Band kein Problem, in den Fall und Bienes Umfeld hineinzukommen. Um Sabines Entwicklung und Vorgeschichte wirklich nachvollziehen zu können, müsste man mit Band eins beginnen.

Die Spannung liegt, wie bei jedem Whodunit-Krimi primär in der Frage, wer die Tat beging und auch warum. Das Umfeld des Opfers bietet wenig Ansatzpunkte für Feindschaften. Die Ermittlungen gehen nur langsam voran, stützen sich zunächst auf fadenscheinige Informationen und Gerüchte. Zudem muss sich Biene auch noch so nebenbei um das gestohlene Fahrrad ihrer Oma kümmern. Der Kreis der Verdächtigen ist zwar überschaubar, doch relativ bald verdichten sich die Verdachtsmomente rund um eine bestimmte Person, die sich letztlich als gefährlicher entpuppt als zu erwarten war. Dank Bienes Hinweisen und einer geschickten Initiative des Chors kann die Polizei schließlich diese Person festnehmen.

Eigentlich besteht die Detektei aus zwei Personen, Jago und Sabine. Doch im Mittelpunkt des Romans steht eindeutig Sabine, aus deren Perspektive auch in Ich-Form erzählt wird. Man befindet sich somit mitten im Fall bzw. eigentlich in Bienes Leben. Man ist nicht nur Zeuge all ihrer Befragungen und Aktionen, sondern kann all ihre Gedankengänge mit verfolgen, auch ihre Fehleinschätzungen und Hoppalas, was erfrischend wirkt und oftmals einen zum Schmunzeln bringt. Denn Biene spricht und handelt vorrangig ohne viel nachzudenken und gerät durch ihre Impulsivität immer wieder in prekäre bis gefährliche Situationen.

Sehr im Vordergrund steht auch Sabines Privatleben. Neben den Ermittlungen liegt der Fokus des Romans nämlich auf den zwischenmenschlichen Beziehungen, auf Sabines wunderbarer, verständnisvoller Großmutter, ihrem Freundeskreis und ihren Beziehungen zu Männern. Da gibt es einerseits ihren langjährigen Ex-Freund Jochen, mit dem sie natürlich, da er bei der Polizei ist, im Zuge ihrer Ermittlungen immer wieder Kontakt hat, und andererseits ist da Chris, der attraktive Jugendfreund Jagos, der auf Besuch in Grefrath weilt.

„Tote singen selten schief“ ist ein Wohlfühl-Krimi mit liebenswürdigen Charakteren, spannend und vor allem vergnüglich zu lesen.

Bewertung vom 20.10.2024
Wenn die Welt nach Sommer riecht
Dutzler, Herbert

Wenn die Welt nach Sommer riecht


ausgezeichnet

Die Zeiten ändern sich – die 70er Jahre

Nach „Die Welt war eine Murmel“ und „Die Welt war voller Fragen“ nimmt Herbert Dutzler mit „Wenn die Welt nach Sommer riecht“ die Leser wiederum mit auf eine Zeitreise in die 70er-Jahre.

Worum geht es?
Der erwachsene Siegfried räumt nach dem Tod der Mutter das Elternhaus. Anhand von Fotos erinnert er sich an Begebenheiten aus seiner Teenager- bzw. Schulzeit, die technische Neuerungen, an Hits und Filme der damaligen Zeit, die Hippie-Bewegung und die erste Verliebtheit.

Wie die Vorgängerbände ist auch dieses Buch eine edel ausgeführte Hardcover-Ausgabe mit Lesebändchen. Das Cover verströmt Sommerfeeling. Das Buch erschien 2024 und ist in elf kurze Kapitel mit Überschriften unterteilt. Der Schreibstil ist flüssig und humorvoll. Es wechseln sich die Erzählungen aus der Kindheit mit den Gedanken bzw. der heutigen Meinung des zurückblickenden erwachsenen Siegfried ab, letztere sind in Kursivschrift gehalten. Ich bin seit dem ersten Band ein Fan dieser Reihe, holt sie doch unzählige Erinnerungen an meine eigene Jugend ins Gedächtnis. Die Bücher sind jeweils unabhängig voneinander lesbar. Trotzdem, man sollte sich alle gönnen, nicht nur um den Reifeprozess des Jungen mitzuerleben, sondern insbesondere den Wandel der Zeit.

Der Gymnasiast Siegfried ist ein intelligenter Junge voller Wissensdurst, der lieber liest als Sport zu betreiben, der nicht nur gerne isst, sondern sich auch fürs Kochen interessiert, was dem damaligen Rollenbild so gar nicht entspricht. Er hinterfragt alles, was die Lehrer meist als vorlaut und frech empfinden. So kassiert er statt Anerkennung negative Klassenbucheintragungen. Nicht nur im Gymnasium gibt es Probleme, sondern auch im Elternhaus, wo die zunehmenden Eigenständigkeitsbestrebungen der Mutter – sie geht arbeiten, fährt Auto und geht im Urlaub eigenen Hobbys nach – zu Streitigkeiten führen.

Die handelnden Personen wirken generell sehr lebendig, gut vorstellbar und authentisch, auch Nebenfiguren wie Verwandte, Lehrkörper oder Schulkameraden. Sigi steht natürlich im Mittelpunkt. Er ist an allem interessiert, was in der Welt geschieht, schaut über die Grenzen des kleinen Ortes hinaus. Er erkennt, wie wichtig Fremdsprachen sind und lernt mit Begeisterung Englisch. Wie alle Teenager dieser Zeit würde er gerne Trends wie lange Haare und legere Kleidung mitmachen, stößt hier aber bei den konservativen Eltern auf Grenzen.

Was ich an dieser Reihe so liebe ist, dass sie so viele Erinnerungen an die eigene Jugend weckt. An das Umfeld, von Mode und Schlagern angefangen bis zu politischen Ereignissen und technischen Neuerungen. Wie sporadisch seinerzeit die Urlaubsquartiere waren! Ja, solche Urlaube erlebte ich auch. Keine üppigen Frühstücksbuffets, kein eigenes WC, selbst Warmwasser war keine Selbstverständlichkeit im Zimmer. Wie Sigi habe ich gerne gelesen, nicht nur ebenfalls Karl May, sondern auch die Bücher von Thor Heyerdahl und natürlich auch die Zeitschrift Bravo. Amüsiert las ich von Sigis Schokopudding mit Himbeersirup, denn das gab es auch bei uns daheim und ich habe es geliebt.

Mir hat der Roman großes Lesevergnügen bereitet, mich animiert, in den eignen Fotoalben von damals zu blättern und ein bisschen in der Nostalgie zu versinken. Ich empfehle dieses Buch nicht nur Gleichaltrigen. Es ist doch sicher auch für jüngere Leser interessant, ein wenig in das Leben ihrer Großeltern einzutauchen.
Eine unbedingte Leseempfehlung!