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haberlei
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Wien
Über mich: 
Begeisterte Leserin von Krimis, Thrillern, Humorvollem, historischen (Frauen-)Romanen, Biografien

Bewertungen

Insgesamt 263 Bewertungen
Bewertung vom 04.10.2024
Der Tandler und der Tod
Reichmann, Eva

Der Tandler und der Tod


ausgezeichnet

Erben kann gefährlich sein

„Der Tandler und der Tod “ von Eva Reichmann ist ein spannender Regionalkrimi, der Auftakt zu einer neuen Krimireihe, mit einem Entrümpler als Protagonisten.

Worum geht es?
Sebastian Tandler erhält den Auftrag, ein Schloss zu entrümpeln und findet zufällig mysteriöse Briefe, die auf ein Verbrechen hindeuten. Je mehr er sich in die Sache vertieft, desto komplizierter wird nicht nur der Fall, sondern es wird sogar lebensgefährlich …

Das Cover mit der Silhouette der Linzer Kirche am Pöstlingberg ist durch den orangeroten Hintergrund nicht nur ein Eyecatcher, sondern die Farbe strahlt auch Fröhliches, Sonniges aus. Das Buch erschien 2023. Die Handlung spielt in der Gegenwart in Linz und Umgebung. Die Kapitel haben eine angenehme Länge, weisen weder Zeit- noch Ortsangaben auf. Der Schreibstil ist flüssig, leicht humorvoll, wobei die Autorin zu sehr detaillierten Beschreibungen neigt, was zwar durchaus informativ ist, doch etwas spannungsbremsend wirkt. Das Lokalkolorit ist gut dosiert mit der Handlung verwoben, hebt durchaus Besonderheiten der Stadt Linz bzw. der Region hervor, und wird durch die Verwendung österreichischer Begriffe unterstrichen. Als Wienerin habe ich mich von Beginn an sprachlich sehr wohl gefühlt. Für Nicht-Österreicher gibt es am Ende des Buches ein erklärendes Glossar.

Die Handlung entwickelt sich langsam. Zunächst lernt man relativ ausführlich die relevanten Personen kennen, insbesondere die Wesenszüge des Entrümplers, dessen Umfeld und Freunde, sowie seine Arbeitsweise. Als er in einem Möbelstück rätselhafte Briefe findet, beginnt er nachzuforschen. Seine Neugier und sein detektivischer Spürsinn sind geweckt. Je mehr er sich gemeinsam mit der ehemaligen Gesellschafterin der verstorbenen Schlossherrin in die Sache vertieft, desto komplexer wird der Fall. Die Spuren führen in die Vergangenheit, hängen mit den verworrenen Familienverhältnissen der früheren Schlossbesitzer zusammen. Was den umfangreichen Personenkreis anbelangt, noch dazu mit relativ komplizierten Namen, war ich sehr dankbar für das Personenverzeichnis am Beginn des Buches, wo man immer wieder zwischendurch nachschlagen konnte. Die Spannung steigert sich von Kapitel zu Kapitel, die Gefahrenmomente mehren sich. In einem actionreichen und dramatischen Finale klärt sich schließlich alles schlüssig und zufriedenstellend, der Täter landet hinter Schloss und Riegel.

Mit einem Entrümpler als Ermittler ist der Autorin etwas ganz Neues gelungen. Sebastian Tandler, genannt Sebo, personifiziert einen Hobbydetektiv mit gänzlich anderem Zugang zu Kriminalfällen: er ist Geheimnissen auf der Spur, die alte Möbel bzw. private Hinterlassenschaften in sich bergen. Ich mochte den Tandler von Beginn an. Er strahlt Kompetenz und Seriosität aus, verfügt über Fachwissen, schätzt alte Werte, ist verlässlich und verantwortungsvoll. Isis gegenüber ist er zurückhaltend, überstürzt nichts. Fast ist er mir ein bisschen zu fehlerlos. Mit Isis wurde ich noch nicht so richtig warm. Sie ist intelligent, einfallsreich, zickt nie herum, zeigt Mut und wirkt stets sehr vernünftig, mir ist sie fast etwas zu cool. Und ich frage mich, ob sie Sebos stille Zuneigung überhaupt spürt bzw. erwidert. Emotionen, wie Ängste oder Zuneigung, waren für mich nicht spürbar. Es gab zwar romantische Momente, aber es prickelte nicht. Es wird interessant, wie sich die Beziehung zwischen Sebo und Isis in Zukunft entwickeln wird.

Den Krimi bevölkern – signifikant für einen Wohlfühl-Krimi - primär sympathische, freundliche, hilfsbereite Menschen. Das Umfeld vom Tandler ist zudem von einem multi-kulti-Freundeskreis geprägt, von wahren Freunden, auf die er sich in jeder Situation verlassen kann. Im Großen und Ganzen sind die Personen lebendig gezeichnet, gut vorstellbar, nicht nur äußerlich, sondern auch bezüglich spezifischer Merkmale.

„Der Tandler und der Tod “ hat mir spannende Wohlfühl-Lesestunden beschert und Lust auf weitere Abenteuer von Isis und Sebo gemacht. Ich empfehle das Buch gerne weiter und vergebe 5 Punkte.

Bewertung vom 27.09.2024
Unendlicher Friede
Poniewaz, Edward

Unendlicher Friede


sehr gut

Beängstigende Thematik

„Unendlicher Friede“ von Edward Poniewaz ist ein packender Psychothriller, der stellenweise nicht für empfindliche Gemüter geeignet ist.

Kurz zum Inhalt:
Der Psychologe Dr. Stefan Heimer wird von einer jungen schwangeren Frau kontaktiert, die auf Verlangen des Mannes abtreiben soll, weil er die fixe Idee hat, am Tag der Geburt seines Kindes sterben zu müssen. Dr. Heimer gerät beim Versuch, seiner Patientin zu helfen, nicht nur in einen Strudel von undurchschaubaren Verschwörungen, sondern sogar in tödliche Gefahr.

Das Cover mit der romantischen Abendstimmung wirkt auf den ersten Blick anheimelnd, doch das Bild ist von unzähligen Sprüngen überzogen, wie dünnes Eis auf einer Wasserfläche. Denn die Stimmung trügt: Wer sich aufs Eis wagt, droht einzubrechen. Symbolhaft für die Situation des Protagonisten. Irgendwie wagt er sich auch auf sehr, sehr dünnes Eis …

Das Buch erschien 2024. Die kurz gehaltenen Kapitel verfügen weder über Orts- noch Zeitangaben, was beides durchaus begrüßenswert wäre, insbesondere lässt sich die Chronologie schwer nachvollziehen, vor allem auch bei Perspektivenwechsel. Die Handlung spielt in der Gegenwart. Schauplatz ist vorwiegend die Schweiz.

Der Schreibstil ist flüssig, bildhaft, detailreich. Die Handlung ist durch stetige Perspektiven- und Ortswechsel abwechslungsreich und lebendig gestaltet, stellenweise jedoch zu sehr gestrafft. Cliffhanger steigern durchaus die Spannung, allerdings irritierten mich nicht ausreichend erklärte Situationen, wie z.B. von wem und warum jemand entführt wurde, wie und wann die Person wieder frei kam; dies bleibt der Fantasie des Lesers überlassen.

Die Kernthematik des Buches, nämlich die Manipulation des Gedächtnisses, das Verändern von Erinnerungen ist natürlich (noch?) Fiktion, aber dennoch im Zeitalter von KI durchaus beängstigend. Im Übrigen seien eher zart besaitete Leser vorgewarnt. Das Buch enthält einige brutale und verstörende Szenen. Die Handlung ist spannend aufgebaut, vieles ist und bleibt undurchsichtig, man kann oft nicht mehr erkennen, wer die Wahrheit sagt und wer lügt, wer auf Dr. Heimers Seite ist und wer seine Gegner sind. Immer wieder ergeben sich unerwartete Wendungen. Und letztlich ist auch das Ende überraschend und gewissermaßen offen. Es schreit regelrecht nach einer Fortsetzung, macht neugierig auf die weiteren Ereignisse, darauf, wie das Leben von Dr. Heimer weitergeht.

Es ist reichlich psychologisches Fachwissen in die Handlung mit hinein verwoben, ohne zu wissenschaftlich und für Laien unverständlich zu werden, gut dosiert und Interesse weckend. Alles wirkt seriös recherchiert, irgendwo verschwimmen dann die Grenzen vom Realen zum Fiktiven. Ich habe mich immer wieder gefragt, was davon tatsächlich machbar ist/wäre.

Was die Charaktere anbelangt, so hatte ich mit dem Protagonisten Dr. Heimer so meine Probleme. Er war mir von Beginn an sympathisch. Er wirkte seriös, ehrlich und anständig, von hehren Ambitionen beseelt, doch als er diese besondere Patientin kennenlernt, geht seine Professionalität irgendwie verloren. Und für mich seine Glaubwürdigkeit. Er ist über 30 und renommierter Psychologe. Trotzdem lässt er plötzlich sein vorheriges Leben hinter sich, ohne Rücksicht auf Verluste. Er überlässt die gut gehende Praxis seinem Kompagnon. Er agiert wie fremdbestimmt, ist schwer verliebt in seine Patientin und reist ihr hinterher, weil sie seiner Meinung nach in Not ist und seiner Hilfe bedarf. Erstaunlicherweise ist er hart im Nehmen. Er ist wahrlich kein Held-Typ, wächst aber auch körperlich durch die Aufgabe über sich hinaus.
Die anderen handelnden Personen sind durchaus gut vorstellbar und facettenreich gezeichnet, sie zeigen positive und negative Wesenszüge und sind oft nicht durchschaubar.

„Unendlicher Friede“ ist ein packender Thriller, mit einer Thematik, die nachdenklich stimmt. Wer kann denn erahnen, was in Zukunft nicht alles möglich sein könnte!? Das Buch hat mir im Großen und Ganzen gefallen. Nun bin ich gespannt, wie sich die Story weiterentwickeln wird.

Bewertung vom 25.09.2024
Letzte Lese
Ittensohn, Uwe

Letzte Lese


ausgezeichnet

Zweifelhafte Unfälle

„Letzte Lese“ von Uwe Ittensohn ist bereits der 6. Fall, den André Sartorius, Irina Worobjowa und das polizeiliche Ermittler-Duo Frank Achill und Verena Bertling gemeinsam lösen.

Worum geht es?
In einem kleinen pfälzischen Weinort ereignen sich seltsame Unfälle: ein Weinbauer verunglückt beim nächtlichen Lesen, gerät unter seinen Traubenvollernter, und ein Polizist wird unter rätselhaften Umständen überfahren.

Ich bin bereits seit Band vier Fan dieser Reihe. Daher waren mir die Protagonisten bereits vertraut, aber man kommt als Quereinsteiger jederzeit problemlos in die jeweilige Geschichte hinein. Zudem ist das Personenverzeichnis sehr hilfreich, um auch die zahlreichen Nebenfiguren zuordnen zu können. Das Buch erschien 2024. Es ist sehr übersichtlich in angenehm kurze Kapitel unterteilt, jeweils mit Titel, Datums- und Zeitangaben versehen. Letztere sind im Hinblick auf diverse Rückblenden sehr hilfreich. Das Buch spielt im Jahr 2022.

Der Schreibstil ist flüssig, gut beschreibend. Immer wieder sind regionale Besonderheiten in die Handlung mit eingewoben, wie z.B. der Bezug der Region zum Bauernkrieg im 16. Jahrhundert. Das Lokalkolorit wird sprachlich durch den breiten pfälzischen Dialekt der Winzer unterstrichen – durchaus auch für mich als Österreicherin gut verständlich. Einen humorvollen Touch bringen die Dialoge zwischen André und seiner Mitbewohnerin, der jungen Studentin Irina, hinein. Das Cover unterstreicht das Kernthema des Buches, denn der Autor erweist sich sehr versiert in punkto Weinanbau. Dieses Fachwissen fließt jedoch so gut dosiert in die Handlung mit hinein, dass dadurch nie Längen entstehen.

Es beginnt einigermaßen rätselhaft. Welche Verbindung besteht zwischen den Unfällen in dem pfälzischen Weinort und einem Gefangenenaustausch irgendwo im Schwarzen Meer? Sehr vage sind anfangs die Gründe, die André bewegen, die Umstände der angeblichen Unfälle näher zu prüfen. Natürlich wieder mit Hilfe von Irina, die jedoch durch ihre Nachforschungen immer mehr in Schwierigkeiten gerät. Insbesondere der neue zuständige Staatsanwalt hegt Vorurteile gegenüber der gebürtigen Russin und äußert einen schwerwiegenden Verdacht. Lange Zeit rätselt man als Leser einerseits, was tatsächlich hinter den Unfällen steckt, andererseits leidet man mit Irina, der ziemlich schlimm mitgespielt wird. Die stetigen Perspektivenwechsel, unerwartete Wendungen, die Kürze der Kapitel, immer wieder mit einem Cliffhanger endend, erzeugen nicht nur eine temporeiche Handlung, sondern heizen die Spannung an und lassen einen das Buch kaum aus der Hand legen. So nach und nach fügt sich Puzzleteil zu Puzzleteil bis sich letztendlich der Tathergang schlüssig klärt.

Die Protagonisten wirken lebendig und empathisch, zeigen nicht nur Stärken, sondern auch Schwächen und spontane Emotionen. Die fruchtbringende Zusammenarbeit der beiden Kriminalbeamten mit dem privaten Ermittler-Duo basiert auf einer langjährigen Freundschaft, ist geprägt von Vertrauen und Offenheit. Auch die Nebenfiguren sind so anschaulich beschrieben, dass man sich die Personen gut vorstellen kann.

Mir hat „Letzte Lese“ spannende Lesestunden beschert. Ich habe das Miträtseln genossen. Das Buch bietet alles, was ein ausgezeichneter Regionalkrimi beinhalten sollte: sympathische Protagonisten, regionales Flair, einen Schuss Humor und natürlich Spannung und Action. Mit Vorfreude auf den nächsten Fall empfehle ich das Buch gerne weiter und vergebe 5 Sterne.

Bewertung vom 23.09.2024
Abgrundtiefer Hass
Falk, Helene

Abgrundtiefer Hass


ausgezeichnet

Gruseliger Blick in menschliche Abgründe

„Abgrundtiefer Hass“ von Helene Falk ist nach „Seele voll Zorn“ der zweite Band mit Hauptkommissar Mik Kohonen als Ermittler, wiederum ein packender Thriller.

Kurz zum Inhalt:
Am helllichten Tag wird der fünfjährige Yanis entführt. Mit Hilfe Mik Kohonens kann das Kind rasch gefunden werden, doch am Fundort wird auch noch ein Kinderskelett entdeckt. Yanis ist verstört. Er zeichnet Bilder eines schwarzen Vogels. Langsam gelingt es der Psychologin Sofia das Vertrauen des Jungen zu gewinnen, da verschwindet ein weiteres Kind …

Das Cover zieht in erster Linie mit dem groß blutrotgedruckten Titel den Blick auf sich, wirkt ansonsten eher unscheinbar. Die schwarze zerschnittene Feder symbolisiert das Rätsel um den schwarzen Vogel, das sich bis zum Ende durch den Roman zieht. Das Buch erschien 2024. Die kurz gehaltenen Kapitel sind datiert, wodurch in Bezug auf die Rückblenden auf das Jahr 1985 sich die Chronologie sehr gut nachvollziehen lässt und man die Übersicht über gegenwärtige und vergangene Ereignisse behält. Die Handlung spielt im Jahr 2015 und erstreckt sich über rund zwei Wochen. Schauplatz ist Finnland. Der Schreibstil ist flüssig, bildhaft, detailreich. Die Handlung ist durch stetige Perspektiven- und Ortswechsel abwechslungsreich und lebendig gestaltet. Durch die Kürze der Kapitel fliegen die Seiten nur so dahin, man will das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Im Übrigen ist jeder Band für sich abgeschlossen. Soweit erforderlich gibt es Hinweise auf die Vorgeschichte.

Bereits der Prolog jagt einen den Schauer über den Rücken. Gleich auf den nächsten Seiten erlebt man hautnah den Alptraum einer jeden Mutter mit: ihr Kind ist verschwunden, wurde entführt! Man wird somit von Beginn an in den Fall hineingesogen. In mehreren Handlungssträngen entwickelt sich die Geschichte. Die Zusammenhänge scheinen nebulös, vieles ist mysteriös, unheimlich und bedrohlich. Sukzessive mehren sich die Informationen zu jenem Jungen, dessen Skelett im Brunnen lag, doch seine verschlüsselten Tagebucheintragungen geben den Ermittlern lange Rätsel auf. Wie stets lässt Mik Kohonen nicht locker, setzt sich sogar über so manche Vorschriften hinweg. So nach und nach laufen die einzelnen Handlungsfäden ineinander über, unerwartete Wendungen bringen überraschende Erkenntnisse. Ein Verdacht verdichtet sich. Die Spannung steigert sich zunehmend. Die Jagd auf den Bösewicht wird zu einem höchst dramatischen Wettlauf gegen die Zeit. In einem dramatischen Finale klärt sich der Fall völlig überraschend, jedoch schlüssig.

Die Charaktere sowohl des polizeilichen Teams als auch der diversen Nebenfiguren sind gut vorstellbar und lebendig gezeichnet, zeigen Stärken und Schwächen, Emotionen. Im Mittelpunkt steht Mik Kohonen. Er ist nicht nur ein ambitionierter, hartnäckiger und kompetenter Ermittler, sondern verfügt darüber hinaus über einen sechsten Sinn, der ihn sensibilisiert, den rechten Weg weist. Nach wie vor ist er traumatisiert – als Folge eines dienstlichen Autounfalls, bei dem sein Partner schwer verletzt wurde -, doch er bekommt das immer mehr in den Griff. Er fühlt sich immer mehr zu der Psychologin Sofia hingezogen. Es wird interessant, wie sich deren Beziehung weiter entwickelt.

„Abrundtiefer Hass“ ist ein packender Thriller, für mich war es ein richtiger Pageturner. Mit großem Interesse und mit Vorfreude sehe ich weiteren Fällen mit Mik Kohonen entgegen. Unbedingte Leseempfehlung und 5 Sterne!

Bewertung vom 21.09.2024
Kein Tag ohne Luzie
Büchel, Karin

Kein Tag ohne Luzie


ausgezeichnet

Ohne Luzie. Das Leben geht weiter. Anders.

Der Roman „Kein Tag ohne Luzie“ von Karin Büchel basiert auf einer wahren Geschichte. Es wird sehr berührend das Leben einer jungen Frau geschildert, die unter rätselhaften Umständen zu Tode kommt, und wie deren Familie mit diesem Schicksalsschlag zurechtkommt.

Das Cover stellt mit dem groß gedruckten Buchtitel, quasi das Mantra der Familie des Mädchens in den Mittelpunkt. Der Schattenriss einer Sängerin symbolisiert Luzie. Das Buch erschien 2023. Die Kapitel sind kurz, sind mit auf den Inhalt der jeweiligen Abschnitte bezogenen Überschriften versehen. Der Schreibstil ist flüssig. Sehr einfühlsam und lebendig schildert die Autorin das Leben einer Ostberliner Familie, beginnend Ende der 70er Jahre, mit dem Kennenlernen des Elternpaares, als noch die Mauer stand. Die Handlung entwickelt sich weiter, zeigt die glücklichen Jahre, voller Zufriedenheit. Sie führen eine harmonische Ehe, das Leben einer Durchschnittsfamilie mit vier Kindern, geprägt von Arbeit und familiären Alltag. Eine Familie, die stets füreinander da ist. Dieser Zusammenhalt erweist sich als tragende Säule, als das Unglück über die Familie hereinbricht. Als die älteste Tochter Suzie, die als Sängerin in Griechenland ihr Glück suchte, unter mysteriösen Umständen ums Leben kommt. Angeblich Selbstmord beging. Nicht nur, dass der Tod eines geliebten Kindes schon schlimm genug ist, haben die Eltern noch mit allerlei bürokratischen Blockaden und Verschleierung der wahren Todesursache zu kämpfen. Es ist unmöglich, wenn man liest, was diese Familie durchmachen musste, nicht davon betroffen zu sein. Man leidet unweigerlich mit.

Das Hauptaugenmerk des Buches liegt letztlich auf der Offenlegung, wie schwierig es für die Angehörigen ist, mit solchen Schicksalsschlägen fertig zu werden, psychisch natürlich, aber auch, welche behördlichen Hürden zu meistern sind, wie wenig Außenstehende, Menschen, die Ähnliches nicht erlebt haben, sich hineinfühlen können in die seelische Not der Betroffenen. Das Leben geht zwar weiter. Aber das Unaufgeklärte, die offenen Fragen, ungelösten Probleme beschäftigen und beeinflussen die betroffenen Menschen unaufhörlich. Und es fehlen meist die richtigen Gesprächspartner und die kompetenten Stellen, wohin man sich um Hilfe wenden kann und diese auch erhält. Aufgrund der eigenen Erfahrungen und aus Selbsthilfe gründete Luzies Mutter schließlich eine Selbsthilfegruppe, die ANUAS e.V.

Auf der Webseite findet sich folgende Definition: „ANUAS e. V. wurde im November 2008 von der Betroffenen Marion Waade gegründet, da sie feststellen musste, dass es im Fall eines Tötungsdeliktes, eines Angehörigen im Ausland oder auch im Inland, staatliche „Grenzen“ bei Hilfen gibt. Es wird den betroffenen Angehörigen nicht leicht gemacht. Sie werden ausgegrenzt, diskriminiert und stigmatisiert.“

Mich hat das Buch unheimlich bewegt. Einerseits hat mich die Leidensgeschichte dieser Familie betroffen gemacht, andererseits beeindruckte mich der Mut und die Energie von Marion Waade, ein solches Projekt in Angriff zu nehmen und durchzuziehen.

Von mir gibt es eine unbedingte Leseempfehlung und 5 Sterne.

Bewertung vom 13.09.2024
Mrs Potts' Mordclub und der tote Bürgermeister / Mord ist Potts' Hobby Bd.3
Thorogood, Robert

Mrs Potts' Mordclub und der tote Bürgermeister / Mord ist Potts' Hobby Bd.3


ausgezeichnet

Mrs Potts‘ Mordclub - ein unschlagbares Team

„Mrs Potts‘ Mordclub und der tote Bürgermeister“ ist der dritte Band der typisch englisch anmutenden Reihe von Robert Thorogood.

Worum geht es?
Geoffrey Lushington, der Bürgermeister von Marlow, wird während einer Sitzung des Bauausschusses vergiftet, quasi vor Suzies Augen, die als Besucherin anwesend ist. Es versteht sich von selbst, dass sie und ihre beiden Freundinnen Becks und Judith sich bei den polizeilichen Ermittlungen einschalten.

Das Cover mit einem typisch englischen Motiv ist im selben Stil gehalten wie die Vorgängerbände, was einen ausgezeichneten Wiedererkennungswert vermittelt. Das Buch erschien 2024 und trägt in der Originalausgabe den Titel „The Queen of Poisons“. Der Schreibstil ist flüssig und erinnert durch das englische Flair an die Krimis von Agatha Christie oder Ann Granger. Die Kapitel haben eine angenehme Länge, verfügen weder über Orts- noch Zeitangaben. Die Handlung spielt in der nicht näher bestimmten Gegenwart.

Die einzelnen Bände können unabhängig voneinander gelesen werden, doch wie stets bei Serien ist es von Vorteil, des roten Fadens wegen, mit Band eins zu beginnen.

Von Beginn an ist man voll in die Geschehnisse bzw. Ermittlungen mit eingebunden, verfolgt Schritt für Schritt die Aktionen bzw. Überlegungen der drei Protagonistinnen, die mit Energie und Fantasie ihre Befragungen und Recherchen abwickeln und immer wieder mit wertvollen Hinweisen die Polizei unterstützen. Man kann wunderbar miträtseln. Zwar scheint der Kreis der Verdächtigen beschränkt und alle über jeden Verdacht erhaben, doch die drei offiziell von Detective Inspector Tanika ernannten „zivilen Beraterinnen“ graben bei allen gut gehütete Geheimnisse und Schandtaten aus. Immer wieder neue Spuren und Indizien. Doch Immer wenn die Lösung greifbar ist, gibt es eine überraschende Wendung. Letztlich wird ein Täter entlarvt, dem man es nicht zugetraut hätte. Die daher nie versiegende Spannung wird zudem durch die Aktionen des originellen Trios aufgelockert. Judith, Becks und Suzie geraten immer wieder in zum Schmunzeln anregende Situationen.

Mit den drei Frauen schuf der Autor ganz spezielle, gegensätzliche Charaktere, die sich aufgrund ihrer Unterschiedlichkeit bestens ergänzen und somit ein unschlagbares Team bilden. Judith, die älteste der Frauen, ist die treibende Kraft, voller Energie, einfallsreich und unerschrocken, während Becks eher zaghaft handelt, aufgrund ihrer Position als Pfarrersfrau aber viel über die Bewohner der Stadt weiß; last but not least ist da Suzie, bodenständig und praktisch veranlagt.

„Mrs Potts‘ Mordclub und der tote Bürgermeister“ hat mir äußerst vergnügliche und spannende Lesestunden beschert. Das englische Flair und die tatkräftigen, gewitzten Protagonistinnen haben mich begeistert. Ich freue mich schon auf weitere Fälle mit diesem Trio und gebe eine unbedingte Leseempfehlung.

Bewertung vom 10.09.2024
Theodora und die Macht des Bösen
Edelmann-Amrhein, Ruth

Theodora und die Macht des Bösen


ausgezeichnet

Theodora und Georg bringen das Böse ans Tageslicht

„Theodora und die Macht des Bösen“ von Ruth Edelmann-Amrhein ist bereits der dritte Band mit dem Schwäbischen Ermittlerduo Theodora Klein und Georg Eisele.

Bereits das Cover lässt einen, passend zum Titel, das Böse spüren, das da im nebeligen Wald auf die rothaarige Protagonistin Theodora wartet. Das Buch erschien 2024. Die Handlung spielt in der nicht näher bezeichneten Gegenwart. Die Kapitel haben eine angenehme Länge, sind nummeriert, ohne Orts- und Zeitangaben.

Worum geht es?
Theodora Klein und Georg Eisele ermitteln in einem Mord an einer jungen Frau. Bald kristallisiert sich ein Verdächtiger heraus. Doch sie glauben nicht, den wahren Täter gefasst zu haben. Irgendetwas stimmt mit seinem Geständnis nicht … und dann gibt es noch einen ungeklärten alten Fall …

Der Schreibstil ist flüssig, es entstehen sehr lebendige Bilder, sowohl was die handelnden Personen anbelangt als auch das Genre Regionalkrimi. Geschickt wird Lokalkolorit eingewoben. Ich mag vor allem den urig anmutenden, irgendwie amüsant klingenden schwäbischen Dialekt, der gut dosiert eingesetzt wird und auch von mir als Österreicherin problemlos verstanden wird. Die Autorin versteht es geschickt, die Spannung am Köcheln zu halten, sei es durch Cliffhanger oder durch Einblicke in die Gedanken des Mörders. Die fesselnde Handlung wird immer wieder durch humorvolle Szenen aufgelockert. Die Ermittlungen sind gut dosiert mit dem Privatleben der Protagonisten verwoben. Eine wunderbare Mischung.

Grundsätzlich sind die Geschichten der Bände in sich abgeschlossen. Dennoch würde ich raten, sie in richtiger Reihenfolge zu lesen, da die charakterliche Entwicklung der Protagonisten mit den Reiz dieser Reihe ausmacht.

Ich bin seit dem ersten Band Fan dieser Reihe und war nach wenigen Seiten wieder mitten in Theodoras und Georgs Welt, geprägt von familiären Problemen und besonderen Umständen, aber natürlich auch mitten in den Ermittlungen zum Mordfall, dessen relativ rasche Klärung Theodora Klein und Georg Eisele aber dennoch nicht ruhen lässt. Intuitiv spüren sie, dass mehr dahinter steckt. Insbesondere: Welche Verbindung gibt es zu einem Jahrzehnte zurückliegenden Todesfall?

Mit dem Ermittler-Duo gelang der Autorin - sehr lebendig und vielschichtig charakterisiert - die Erschaffung ganz besonderer Persönlichkeiten. Es sind schwierige Charaktere, mit einer Menge Eigenarten, durch Elternhaus und Kindheit geprägt, die mit sich selber und mit den Mitmenschen so ihre Probleme haben. Aber je mehr man von ihnen erfährt, das Warum erkennt, weswegen sie so wurden wie sie sind, desto mehr schließt man sie in sein Herz. Der Fokus auf der Entwicklung der beiden steigert sich von Band zu Band. Auch diesmal erleben die beiden wieder eine Achterbahn der Gefühle, Trauriges und Beglückendes. Auch die Nebenfiguren, wie z.B. Eiseles Mutter mit ihren verrückten Ideen oder der arrogante Staatsanwalt, der eigenmächtig agiert und Theodora und Georg das Leben schwer macht, bereichern durch ihre lebendige Beschreibung die Handlung.

Die Spannung hält sich vom Beginn bis zum Ende. Denn die ganze Zeit über fragt man sich: Wer ist der Mörder, dessen Gedanken zwischendurch immer wieder auftauchen? Die stetigen Szenen- und Perspektivenwechsel zwischen dem Mörder einerseits und den getrennt agierenden Ermittlern, die so nach und nach dem Mörder gefährlich nahe kommen, andererseits, gestalten die Handlung nicht nur tempo- und abwechslungsreich, sondern steigern die Spannung bis zum dramatischen Showdown, in dem das personifizierte Böse, der Täter seinem Schicksal nicht mehr entkommen kann.

Mit „Theodora und die Macht des Bösen“ ist der Autorin wiederum nicht nur ein äußerst spannender Krimi gelungen, sondern das Buch besticht auch durch die emotional geprägten Persönlichkeiten des Ermittler-Duos. Es war pures Lesevergnügen und ich freue mich schon auf eine Fortsetzung!

Eine unbedingte Leseempfehlung meinerseits!

Bewertung vom 07.09.2024
Die Schwarze Gräfin. Geheimnisse an der Eisenstraße
Miglar, Astrid

Die Schwarze Gräfin. Geheimnisse an der Eisenstraße


sehr gut

Eine Frau geht ihren Weg, buchstäblich über Leichen

„Die schwarze Gräfin“ von Astrid Miglar ist ein historischer Gesellschaftsroman, in dessen Mittelpunkt eine Frau steht, die sich auf raffinierte Art und Weise aus ärmlichen Verhältnissen hochkämpft.

Worum geht es?
1949. Magdalena wurde mit einem älteren, trunksüchtigen und brutalen Mann verheiratet. Sie träumt von Luxus und Unabhängigkeit. Es gelingt ihr, den Tod ihres Mannes herbeizuführen – als Unfall getarnt. Als Witwe ist sie wieder frei und nimmt den ebenfalls verwitweten Hammerherrn ins Visier …

Das Cover stellt geschickt die Verbindung her zwischen der Landschaft und der Protagonistin, von der man eine optische Vorstellung gewinnt. Das Buch erschien 2024. Die Kapitel sind kurz, ohne Orts- oder Zeitangaben. Die Handlung spielt in der Nachkriegszeit, und zwar in der sogenannten Eisenwurzen, einem in Oberösterreich gelegenen Landstrich, der bis Anfang des 20. Jahrhunderts noch geprägt war von Sensenschmieden. Die Unternehmer nannte man Hammerherren. Die Autorin recherchierte ausführlich und gibt einen guten Überblick über die Entwicklung der Produktion sowie die nötige Neuorientierung nach Kriegsende. Ich fand das sehr interessant.

Der Schreibstil ist flüssig, die Sprache der Zeit angepasst. Das Lokalkolorit kommt durch immer wieder eingestreute typisch österreichische Begriffe ebenfalls gut zum Ausdruck. Mit Liebe zum Detail beschreibt die Autorin sehr gut vorstellbar landschaftliche Besonderheiten ebenso wie Einzelheiten des Interieurs. Durch Perspektivenwechsel bekommt man Einblick in das Umfeld und in die Gedanken bzw. Intentionen der diversen Protagonisten, wobei Magdalena stets den Mittelpunkt bildet, auch vom Stil her offensichtlich – ihr Part wird in der Ich-Form erzählt.

Nach Einführung in die Geschichte der Hammerherren taucht man in Magdalenas tristes, von einem geizigen, aggressiven Mann bestimmtes Leben ein. Sie ist eine Frau mit facettenreichen Eigenschaften: tüchtig, fleißig, eine gute Hausfrau, liebenswürdig, charmant und demütig (wenn es sein muss), doch sie hat auch negative Charakterzüge. Mit Raffinesse, Selbstbewusstsein, Skrupellosigkeit und Zielstrebigkeit geht sie buchstäblich über Leichen, um ein besseres Leben zu erreichen. Der Roman zeigt ein deutliches Frauenbild der damaligen Zeit, aus dem Magdalena gewissermaßen ausbricht. Sie hat eine erotische Ausstrahlung und bedient sich ihrer Reize, um die Männer in ihrem Umfeld für sich zu gewinnen. Ich spürte stets eher nur Berechnung, keine ehrliche tiefe Liebe. Selbst die erotischen Szenen empfand ich als zu nüchtern und zu distanziert. Wie ich annehme, durchaus von der Autorin so beabsichtigt. Magdalenas Schicksal ließ mich nicht kalt, ich gönnte ihr den Erfolg. Dennoch konnte sie meine Sympathie nicht wecken.
Die Charaktere der übrigen Protagonisten sind ebenfalls vielschichtig dargestellt, insbesondere durch Hinweise auf ihre Vergangenheit. Sie wirken authentisch und lebendig.
Am Ende wurde ich noch von so mancher Wendung überrascht. Dennoch, die Geschichte endete für meine Begriffe zu abrupt mit einer Aufzählung von Fakten der restlichen Lebensjahre Magadalenas, ohne nähere Einblicke auf das gemeinsame Leben mit Oscar.

„Die schwarze Gräfin“ ist ein historischer Roman, der mir Wissenswertes und ein anschauliches Bild der damaligen Gesellschaft vermittelt hat. Es fehlte nicht an Spannung, Dramatik, bestürzenden Ereignissen, Intrigen und boshaften Aktionen. Als Gegenpol war verbotene Liebe und Erotik mit verwoben. Was fehlte, waren auf mich während des Lesens überspringende Emotionen, und ich wurde mit der Protagonistin nicht richtig warm. Daher gibt es für dieses durchaus lesenswerte Buch von mir nur 4 Punkte.

Bewertung vom 24.08.2024
Mord im Rotstiftmilieu / Bähr und Klein ermitteln Bd.2
Kempfle, Sarah

Mord im Rotstiftmilieu / Bähr und Klein ermitteln Bd.2


ausgezeichnet

Reich an Situationskomik

„Mord im Rotstiftmilieu“ von Sarah Kempfle ist ein amüsanter Provinzkrimi, bereits der zweite Band mit Isa Klein als Protagonistin.

Worum geht es?
Ein Lehrer kommt durch eine Gasexplosion ums Leben. Was anfangs nach einem Unfall aussieht, erweist sich als Mord. Als man eine Vertretung für den Verstorbenen sucht, meldet sich Isa, denn sie wittert eine Chance, wieder einmal ermitteln zu können. Sehr zum Missfallen von Kommissar Bähr.

Das Cover hat mich sofort angesprochen, es wirkt so frisch und fröhlich. Das Buch erschien 2024 und gliedert sich in 48 Kapitel von angenehmer Länge. Der Schreibstil ist flüssig und humorvoll, so manch Situationskomik hat mich zum Lachen gebracht. Die Handlung spielt in der Gegenwart, in Reutlingen und Umgebung. Das Lokalkolorit kommt insbesondere durch den hie und da vorkommenden schwäbischen Dialekt gut zur Geltung.

Man kommt in die Geschichte gut hinein, überschaut rasch den relevanten Personenkreis, auch ohne Band 1 („Übung macht den Mörder“) zu kennen. Nichtsdestotrotz haben mich die diversen Hinweise darauf neugierig gemacht.

Isa Klein steht eindeutig im Mittelpunkt der Handlung. Und mit ihr wird einem wirklich nicht langweilig. Denn Isa steckt voller spontaner Energie, handelt primär ohne vorher lange nachzudenken und schlittert somit von einer Peinlichkeit in die nächste, hat Pannen am laufenden Band, und gerät immer wieder in missliche Lagen, aus denen sie dann befreit werden muss. Sie ist eine Chaotin durch und durch und vergrämt durch ihre Schusselei sogar ihre liebste Freundin. Aber sie ist sympathisch, hat das Herz am rechten Fleck und will eigentlich nur Gutes bewirken, u.a. einen Mörder nicht ungeschoren davonkommen lassen. Im Übrigen ist nicht nur Isa lebendig und authentisch dargestellt, auch die anderen Personen – vorwiegend liebenswerte Charaktere - kann man sich gut vorstellen.

Die Ermittlungen gehen fast unter in all den Erlebnissen, die Isa hat, in all ihren Troubles, obwohl sie gerade wegen ihrer Recherchen ja in diese Situationen gerät. Da kommt außerdem noch etwas Wichtiges dazu. Klarerweise kreuzen sich im Zuge dessen ihre Wege immer wieder mit jenen von Kommissar Bähr, den einerseits ihre Einmischung nervt, andererseits liefert Isa ihm durch ihren Undercovereinsatz in der Schule ja doch so manch interessante Insiderinformation. Amüsiert hat mich auch die zaghafte Beziehung zwischen den beiden. Man spürt das Knistern und fragt sich, wann es endlich richtig funkt. Passiert wohl erst im nächsten Band.

Ich hatte unheimlichen Spaß beim Lesen. Mit Bedauern habe ich das Buch geschlossen, mir fürs Erste einmal den Vorgängerband besorgt und freue mich schon jetzt auf weitere Eskapaden der Hobbydetektivin Isa. „Mord im Rotstiftmilieu“ ist ein Cosy-Krimi durch und durch. Unterhaltung pur. Für all jene, die dieses Genre lieben, gebe ich somit eine unbedingte Leseempfehlung ab.

Bewertung vom 21.08.2024
Das Dickicht
Kuhl, Nikolas;Sandrock, Stefan

Das Dickicht


ausgezeichnet

Ein alter Fall wird neu aufgerollt

„Das Dickicht“ von Nikolas Kuhl und Stefan Sandrock ist ein packender Kriminalroman, der Auftakt zu einer neuen Reihe mit den Hamburger Ermittlern Juha Korhonen und Lux Adisa.

Worum geht es?
Im Zuge eines aktuellen Entführungsfalles, der Ähnlichkeiten mit einem rund zwanzig Jahre zurückliegenden Fall aufweist, rollen Juha und Lux den alten Fall wieder auf. Auf der Suche nach dem wahren Entführer von damals entdecken sie Ungeheuerliches.

Bereits das Cover stimmt auf den Roman ein, auf düsteres Geschehen. Das Buch erschien 2024. Der Schreibstil ist flüssig, dialogreich und mitreißend. Die Kapitel sind kurz, ohne Orts- und Zeitangaben. Die Handlung spielt in der Gegenwart.

Das Buch ist ab der ersten Seite spannend. Die Perspektivenwechsel - primär wird aus Sicht der beiden Ermittler erzählt – gestalten die Handlung abwechslungsreich. Man wird regelrecht hineingezogen in die Befragungen, aber auch in die Gedanken und Überlegungen von Juha und Lux. Zum Mitraten gibt es viel Spielraum, denn es kristallisieren sich stets neue Verdächtige heraus. Es erscheint fast aussichtslos, den alten Fall nach so langer Zeit zu lösen, doch Juha und Lux lassen nicht locker, verfolgen jede noch so vage Spur, lassen sich von Rückschlägen nicht beirren und bezweifeln selbst dichte Alibis. So lichtet sich langsam das Dickicht. Je näher sie dem wahren Täter kommen, desto gefährlicher wird es für Juha und Lux, auch an Action mangelt es nicht. Das dramatische Finale offenbart letzten Endes eine unerwartete, erschütternde Wahrheit.

Die beiden Ermittler – der ältere Juha, ein gebürtiger Finne, und der wesentlich jüngere Lucas, genannt Lux, mit afrikanischen Wurzeln, fand ich sympathisch, sehr speziell und authentisch. Beide sind schwierige Charaktere, mit Ecken und Kanten, aber ausgezeichnete Kriminalbeamte, die mit der nötigen Verbissenheit und großem Einsatz ihr Ziel verfolgen: die jeweiligen Täter zu finden, der gerechten Strafe zuzuführen. Sie bilden ein gut auf einander abgestimmtes Team. Das Privatleben der beiden wird nur am Rande gestreift, es gibt aber ausreichend Einblick in ihr früheres Leben, in Dinge, die sie charakterlich geprägt haben.

„Das Dickicht“ war für mich ein Pageturner, spannungs- und actionreich, voller Überraschungen, und unerwarteter Wendungen. Ich freue mich schon jetzt auf den nächsten Fall von Juha und Lux. Gerne empfehle ich dieses Buch weiter und vergebe 5 Sterne.