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Mikk

Bewertungen

Insgesamt 27 Bewertungen
Bewertung vom 20.11.2023
Unsereins
Mahlke, Inger-Maria

Unsereins


gut

Inger-Maria Mahlkes Roman Unsereins nimmt uns mit in die Zeit 1890 in die Hansestadt Lübeck und stellt ein Familienporträt über 16 Jahre dar.
Mahlke gibt uns zu Beginn einen Überblick über alle im Roman vorkommenden Personen und das war beim Lesen auch bitter nötig. Ich habe mich während des Lesens oft in den Personenkonstellationen verloren und bin auch der Meinung, dass der Roman mit zwei bis vier Personen weniger nicht an Dichte und Inhalt verloren , aber an Übersichtlichkeit dazu gewonnen hätte.
Den Schreibstil der Autorin empfand ich grundsätzlich als erfrischend und abwechslungsreich. Jedoch baute sich die Geschichte auf vielen Erzählabzweigungen auf und stellte sich im Verlauf des Buches mal als leicht zu lesen und mal als schwierig raus. Insgesamt sollte man sich Zeit nehmen für den Roman und Geduld, um der Familiengeschichte richtig folgen zu können. Ich gehe nicht gänzlich begeistert raus.

Bewertung vom 30.10.2023
Endstation Malma
Schulman, Alex

Endstation Malma


ausgezeichnet

Das Buch nimmt uns mit auf verschiedene Blickwinkel, unterschiedlicher Personen. Vorrangig wird die Perspektive von Harriet betrachtet, die getrennt von Schwester und Mutter bei ihrem Vater groß wird. Alex Schulman beleuchtet in Endstation Malma mehrere Beziehungsmuster, die entweder die Personen zu sich selber haben oder auch zueinander. Es schwingen immer leicht psychische Repressionen der Familie mit, die zwar den Protagonist:innen selber nicht bewusst sind, mir beim lesen aber schmerzlich aufgefallen sind. Der Autor bringt durch seinen Schreibstil nicht nur eine tragische Familiengeschichte zu Papier, sondern schaffte es auch bei mir zu Gedanken zur eigenen Vergangenheit anzuregen. Ein wirklich wirkungsvoller Roman, der es den Lesenden nicht leicht macht und auch Unbehagen ausruft. Und dennoch eine volle Empfehlung, da es so nah an der Realität geschrieben ist.

Bewertung vom 03.10.2023
Am Tag des Weltuntergangs verschlang der Wolf die Sonne
Scherzant, Sina

Am Tag des Weltuntergangs verschlang der Wolf die Sonne


gut

People Pleaser, Chamäleon, Katha - unsere Protagonistin versucht wirklich alles, um nicht negativ aufzufallen, es allen recht zu machen und die eigenen Gefühle zu unterdrücken. Neu nach Dortmund gezogen, muss Katha sich an eine neue Clique und die um Umgebung anpassen. Insbesondere die Mutter einer ihrer neuen Freundinnen gibt ihr ein Jahr lang Halt, bis diese ein schwerer Schicksalsschlag trifft und auch Katha aus der Bahn wirft.

Das Buch begann vielversprechend, ich mochte die Sprache und auch einige Sätze waren sehr schön formuliert. Zog sich nur nicht bis zum Ende durch. Auch wenn ich mich in Katha wiederfinden konnte, war sie mir doch zu eindimensional und zu reflektiert, um als Jugendliche in der Zeit durchzugehen. Man wusste nicht genau, warum sie sich so entwickelt hatte, der Fokus lag doch zu wenig auf den Auslösern und somit wurde es bis zum zweiten der drei Teile echt schwach. Ab da hab ich mehr oder weniger quer gelesen und bis zum letzten Teil hat es mich auch nicht mehr zurückholen können.

Bewertung vom 06.09.2023
Der Vorweiner
Bjerg, Bov

Der Vorweiner


ausgezeichnet

Ich habe mich schon echt schwer getan das Buch zu lesen und jetzt die Rezension zu schreiben fällt mir noch schwerer. Bob Bjerg und ich kommen anscheinend nicht so recht zusammen. Ich mag seine zynische Art zu Schreiben eigentlich schon gerne. Er hat immer eine tiefgründigere Message in seinen Büchern verwoben und doch schweife ich beim Lesen ständig ab und finde mich nicht in der Geschichte zurecht.

So auch bei seinem neuesten Buch "Der Vorweiner". Es geht um eine sehr dystopische Zukunftsbeschreibung der Welt. Viele Länder existieren nicht mehr und sind untergangen - Klimawandel eben. Was übrig bleibt ist Resteuropa, ein "Land", in dem die Menschen auf trostlosem Boden vor sich hin leben und sämtliche emotionale Regungen, die über Freude hinaus gehen, nicht mehr erleben können, wollen, wie man es nimmt. Sie legen sich Vorweiner zu, Menschen aus ärmeren oder untergegangenen Ländern, die so eine emotionale Bindung zu den "Besitzern" aufbauen sollen, dass diese beim Versterben auch ausreichend von den Vorweinern betrauert werden können.

Die Idee hinter dem Buch fand ich grundsätzlich spannend und unterhaltsam. Allerdings wirkte die Story auf mich wenig klar und ich hab teilweise auch das Handtuch geworfen. Wirklich schade.

Bewertung vom 26.07.2023
Mord auf der Insel Gokumon / Kosuke Kindaichi ermittelt Bd.2
Yokomizo, Seishi

Mord auf der Insel Gokumon / Kosuke Kindaichi ermittelt Bd.2


ausgezeichnet

Das Buch hatte ich ruckzuck durch und es hat mich nicht enttäuscht. Man denkt sich, ah klar, klassischer Ermittler, der in einem Mordfall Untersuchungen anstellt und alles ein typisches Ende nimmt, ggf. mit Cliffhanger fürs nächste Buch. Aber diese Reihe macht einfach Spaß zu lesen, da das ganze Setting natürlich in Japan spielt und japanische Traditionen genauso eine Rolle spielen wie das Bild der Gesellschaft, in dem der Protagonist, wahrscheinlich auch der Autor unterwegs ist.
Der Kommissar Kindaichi überzeugt durch sein aufmerksames Auge auf Details und auch die Geschichte rund um den Mord war abwechslungsreich gestaltet.
Einen Minuspunkt würde ich in Bezug auf doch recht alte Ansichten auf die Rolle der Frau in der Gesellschaft geben, was aber sicherlich auch an einer anderen Kultur und Gesellschaft im Allgemeinen liegt. Ansonsten, klare Leseempfehlung für ein kurzweiliges Buch!

Bewertung vom 14.06.2023
Nicht ein Wort zu viel
Winkelmann, Andreas

Nicht ein Wort zu viel


ausgezeichnet

Andreas Winkelmann - den ich bereits seit vielen Romanen gerne lese - läuft auch in seinem neuen Roman wieder so Hochformen auf und hält die Spannung sehr konstant oben.

Die Protagonistin Faja ist Buchbloggerin mit Leib und Seele und liebt es zu lesen. Eines Tages erhält sie eine Nachricht, die man erstmal nicht ernst nehmen will und kann: du kannst mit einer erzählten Geschichte, die aus fünf Worten bestehen darf, einen Mord verhindern. Sie nimmt die Nachricht erst ernster, als sie ein Video erhält, in dem eine Person geknebelt und gefesselt sitzt...und diese Person ist ihr nicht unbekannt.

Winkelmann schreibt wieder einen beklemmenden Roman, der sich wunderbar lesen lässt. Ich mag seine Bücher, weil ich immer am Ball bleibe, ohne dass der Schreibstil besonders anspruchsvoll ist, aber halt keine Langeweile aufkommt. Der einzige Kritikpunkt den ich habe bezieht sich auf den Anfang, da ich da sehr schwer reingekommen bin und etwas verwirrt versucht habe, einige Erzählstränge zusammenzuführen. Ansonsten top.

Bewertung vom 14.06.2023
Wo du mich findest
Barns, Anne

Wo du mich findest


ausgezeichnet

Sophie schüttet ihren Kaffee in einem Café auf das Hemd eines fremden Mannes. Klar, klingt erstmal nach einem waschechten Klischee. Aber danach flaut es erstmal ab, beide gehen ihres Weges. Nur Sophie kann den Mann nicht so recht vergessen, er schleicht sich in ihre Träume und lässt sie nicht mehr los. Sie macht sich auf Rügen auf die Suche nach dem Mann.
Anne Barns schreibt einen tollen warmen Sommerroman, den man wunderbar im Urlaub verschlingen kann, oder der lesenden Person ein kleines Sommergefühl vermittelt. Die Autorin schreibt sehr schön ruhig und mit Liebe zum Detail, die Beschreibung der Insel Rügen war einfach schön.
Thematisch greift es unterschiedliche Bereiche des Lebens auf: die Suche nach sich selbst und nach der Liebe, es handelt um Trauer und auch um Verluste und dennoch bleibt es ein hoffnungsvoller Roman. Wirklich eine Empfehlung für eine luftig leichte Geschichte.

Bewertung vom 04.04.2023
Keine gute Geschichte
Roy, Lisa

Keine gute Geschichte


ausgezeichnet

Thematisch behandelt Lisa Roy in ihrem Buch "Keine gute Geschichte" wirklich ein paar knackige Themen, wie Depressionen, persönlicher Verlust, deprimierendes Aufwachsen in deprimierender Umgebung oder Milieu-Unterschiede.

Rein äußerlich ist das Buch wirklich gelungen und hat mich direkt angesprochen. Auch der Klappentext hat mich begeistert und ich habe mich direkt in die Lektüre gestürzt. Von der Geschichte her hat es mich jedoch nicht so recht abgeholt. Zum einen hat mir persönlich der Schreibstil nicht gänzlich zugesagt. Ich bin immer wieder ins stocken gekommen und konnte mit der persönlichen Anrede doch wenig anfangen. Die Protagonist:innen haben sich mir auch nicht komplett angenäht und ich hatte immer das Gefühl, als würden einige Aspekte verborgen bleiben. Vielleicht macht das auch den Reiz des Buches aus - Anonymität? Ein Buch, das man durchaus gerne mal lesen kann, aber es wird bei mir definitiv kein re-read.

Bewertung vom 22.02.2023
Young Mungo (eBook, ePUB)
Stuart, Douglas

Young Mungo (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Douglas Stuart ist mit „Young Mungo" wieder einmal ein wirklich eingängiges und fesselndes Buch gelungen. Es werden Themen aufgegriffen, die für mich in einem Roman wirklich gut zusammenpassen: Glaubenskämpfe zwischen katholischen und protestantischen Menschen und daraus resultierende Bandenauseinandersetzungen, Glauben und die immer noch zu häufig zusammenhängende Homophobie, maskuline Selbstbilder und die Übertragung derer auf andere Personen und zuletzt auch Selbstakzeptanz und die Findung des eigenen Glückes.
Stuart ist ein hervorragender Protagonist namens Mungo gelungen, mit dem man während des Lesens mitfühlen kann. Der Schreibstil hat mich sehr in den Bann gezogen. Die Geschichte ist anhand zweier Erzählstränge sortiert und nachdem mir die Einordnung beider gelungen ist, habe ich richtig auf die Zusammenführung hingefiebert.
Inhaltlich ist der Roman durchaus sehr hart formuliert und hat mich teilweise schwer schicken lassen. Aber es ist immer auch durchzogen von Sensibilität und Hoffnung, wodurch mich das Buch sehr begeistert hat. Ich kann es wirklich nur empfehlen.

Bewertung vom 09.02.2023
Gleißendes Licht
Sinan, Marc

Gleißendes Licht


ausgezeichnet

Der Protagonist von Marc Sinans Roman "Gleissendes Licht" heißt Kaan und ist hauptberuflich und auch aus Leidenschaft Komponist und Gitarrenspieler. Er lebt in München und hat sowohl deutsche, als auch türkische und armenische Wurzeln. Um die letzteren geht es auch in der Geschichte. Sinan arbeitet Kaans armenische Herkunft auf und befasst sich mit dem Völkermord 1915 an den Armeniern.



Marc Sinan springt in seiner Geschichte zwischen den Zeiten hin und her. Er bespielt die Gegenwart Khans, als er selber schon Vater ist, seine Jugend und auch die Jugend und das Leben seiner Großeltern. Der Autor gibt uns an vielen Stellen Einblick auf die politische Situation 1915 und auch in Hinblick auf den Völkermord, und doch bleibt es mir historisch betrachtet eher fremd und viel zu oberflächlich. Kaan ist für mich ein unsagbar egoistischer und manipulativen Mann und gewann zu keinem Zeitpunkt meine Sympathie. Möglicherweise zog mich die Geschichte aus diesem Grund nicht in den Bann.

Was ich aber positiv hervorheben möchte, ist der Schreibstil des Autors. Sinan schreibt poetisch und sehr bildlich und alleine das hat mich das Buch letztendlich doch zu Ende lesen lassen.