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Lola

Bewertungen

Insgesamt 29 Bewertungen
Bewertung vom 31.08.2022
Vega - Der Wind in meinen Händen
Perko, Marion

Vega - Der Wind in meinen Händen


sehr gut

Es war ab der ersten Seite spannend, da direkt etwas passiert und danach die Verfolgungsjagd startet, auf die man die Protagonistin begleitet.
Dadurch gibt es nicht viel Zeit für Erklärungen für die Welt oder Vegas Fähigkeiten, denn der Plot bleibt super dicht und das Pacing sehr hoch.
Mich hat das nicht gestört, sondern mein Leseerlebnis zu einem einzigen Sog gemacht. Durch die sehr bildliche Sprache habe ich mich gefühlt, als wäre ich direkt an Vegas Seite und würde alles mit erleben. Ich konnte ihre Überforderung sehr gut spüren und habe so die Welt beim Hindurchrennen kennengelernt und mich einfach begeistert mitreißen lassen.
Natürlich hätte ich gerne auf so einige Fragen endlich mal Antworten, aber da hoffe ich auf Band 2 und unsere Protagonistin weiß auch nicht viel, daher fand ich das sehr passend.
Die Welt hat mich sehr beeindruckt, ich empfand sie als sehr kreativ und auch die Charaktere sind mir schnell ans Herz gewachsen.

Kleine Anmerkung: Ich finde die Welt für ab 12 doch sehr düster und auch Vegas Liebesgeschichte hat sich sehr erwachsen angefühlt, doch das kommt natürlich mehr auf das Kind als das Alter an. ;)

Bewertung vom 23.08.2022
Snowflake
Nealon, Louise

Snowflake


sehr gut

Schon in den ersten Kapiteln bemerkt man die schrulligen Charaktere und dass immer wieder so treffende und witzige Sätze eingestreut werden.
Das hatte mich direkt und so habe ich unsere Protagonistin gerne begleitet und ihr schrulliges Umfeld irgendwie gehasst und irgendwie lieb gewonnen.

Die Geschichte hat keinen wirklichen roten Faden und ist zwar chronologisch geschrieben, wirkt manchmal trotzdem sehr episodisch. Das war cool, aber hat mich auch gestört, da so die Charaktere weiter weg bleiben.
Auch wird so zwar vieles super passend beschrieben und manche Episoden fand ich so wichtig, schräg und haben mir total Freude bereitet. Aber dafür wurden einige Themen nur angerissen und fühlten sich nicht auserzählt an. Was aber für die ganze Geschichte zutrifft, die sich wie ein kleiner Einblick in Debbie’s Leben anfühlt. Dadurch erinnerte es mich sehr an how to be famous von Caitlin Moran.

Im Mittelteil geht es kurz mal um sehr düstere Themen und da hat mich das Buch unvorbereitet getroffen und sehr mitgenommen. Hier wäre eine Triggerwarnung sinnvoll!
Diese lösen sich für mein Gefühl dann zu schnell und einfach auf, so dass es am Ende fast kitschig wirkt, aber da es sich treu bleibt und schrullig endet, hat es mir das Leseerlebnis nicht komplett zerstört.

Bewertung vom 25.06.2022
Yadriel und Julian. Cemetery Boys
Thomas, Aiden

Yadriel und Julian. Cemetery Boys


sehr gut

Die Geschichte rund um Yadriel und Julian hat mich total verzaubert.
Das liegt an den toll beschriebenen, vielschichtigen und liebenswerten Charakteren, an dem schönen lockeren Schreibstil und dem Zauber des Día de muertos.
Die Charaktere sind mir direkt ans Herz gewachsen und ich habe sie gerne auf ihrem Abenteuer begleitet.
Mir hat besonders der Umgang mit den vielen wichtigen Themen, die perfekt mit der Geschichte verwoben wurden, gefallen. Dabei spricht der Autor wirklich vieles an und es fühlt sich trotzdem authentisch und so wichtig an.
Ich glaube, dass sich dadurch viele Jugendliche in dem Buch wiedererkennen und das Buch schafft es, sie in dem was sie sind zu bestärken. Denn der Autor schafft es, die Missstände zu kritisieren und gleichzeitig Betroffene zu stärken.

Das macht das Buch für mich sehr besonders und ich will, dass es alle lesen, denn es hat ein spannendes Abenteuer zu bieten mit tollen Charakteren und man lernt viel über lateinamerikanische Kulturen, die Probleme unserer Welt und feiert Akzeptanz und Diversität.

Bewertung vom 01.06.2022
Amelia
Burns, Anna

Amelia


sehr gut

Anna Burns schafft es wieder einen interessanten, manchmal skurrilen Einblick in den Nord-Irland-Konflikt zu geben.

Wir verfolgen das Leben von Amelia, die noch ein Kind ist als alles startet. Wir erleben Kapitel aus ihrer Perspektive, aber auch aus der ihrer Verwandten, Freunde oder anderen Menschen, die auch in Belfast leben. Dabei ist der Zeitstrahl zwar chronologisch, doch die Perspektivsprünge so lose und ohne offensichtliche Verbindung, so dass keine stringente Handlung entsteht. Es sind eher verschiedene Einblicke in die Leben von verschiedenen Menschen, deren Leben unterschiedlich tragisch durch den Konflikt beeinflusst wird.

Der Schreibstil ist außergewöhnlich und schafft es so viel sarkastisch oder skurril zu kritisieren ohne explizit zu werden. Es sind tolle Sätze dabei, die es in ein paar Worten schaffen, komplexe Gesellschaftsprobleme zu kritisieren. Für diesen Stil bin ich gerne am Ball geblieben.
Die Charaktere sind überspitzt, aber bringen es genau auf den Punkt. Man erlebt ihre tragischen Schicksale und versteht nochmal ganz anders, wie dieser Konflikt jedes Leben beeinflusst und verändert hat. Hier ist es besonders beeindruckend und schmerzhaft zu erfahren, wie trostlos die Schicksale der Kinder ist und wie sie immer mehr abstürzen.

Doch ich hätte mir für das Buch eine Inhaltswarnung gewünscht, denn ganz plötzlich kommen Situationen vor, die einen eiskalt erwischen können. TW: Suizid, Vergewaltigung, Gewalt (auch an Kindern), Essstörungen, Depression Durch Burns‘ Stil zum Glück nicht zu explizit, aber das Buch hat mich doch verstört zurückgelassen.
Für mich persönlich waren es zu viele lange Kapitel über psychotische Episoden, aber das ist ganz Geschmackssache und durch die tolle Sprache sogar für mich auszuhalten.

Alles in allem wird mich das Buch noch eine Weile beschäftigen, aufgrund der Sprache und dem Warten auf das nächste Buch der Autorin, weil die Schicksale mich verstört zurücklassen und weil ich noch eine Weile über die Auswirkungen des Konflikts auf die Generation von Amelia nachdenken muss.

Bewertung vom 22.04.2022
Die Wächterinnen von New York
Jemisin, N. K.

Die Wächterinnen von New York


sehr gut

Ich habe mich sehr auf das neue Buch der Autorin gefreut, da ich die Inheritance-Trilogie geliebt habe. Daher wusste ich schon, dass der Einstieg vielleicht etwas verwirrend werden könnte und ich mich darauf einlassen muss, um am Ende hoffentlich alles zu verstehen. Wie erhofft war der Schreibstil ein Traum: Packend, Gesellschaftskritik gut eingewoben und super spannende und diverse Charaktere.

Allerdings fand ich es wirklich eine sehr komplexe Welt und da die Protagonist*innen auch nicht wirklich verstanden haben, was da passiert und durch die vielen Perspektivsprünge fiel es mir sehr lange schwer, dem Ganzen zu folgen.

Die einzelnen Stadtteile sind zwar toll charakterisiert und es macht Spaß New York so zu erleben, aber leider bekommen Sie nicht viel Zeit. Es passiert nämlich sehr viel sehr schnell und das macht es einerseits spannend, andererseits bleibt dadurch manches auf der Strecke. Ich hätte sehr gerne noch mehr über die einzelnen Stadtteile erfahren, die Welt noch viel besser nachvollzogen und fand auch, dass es am Ende ganz schön schnell geht.

N.K. Jemisin hat eine super kreative Idee mit tollem Schreibstil und viel treffender Gesellschaftskritik sehr gut umgesetzt. Aber man muss sich als Lesende wirklich darauf einlassen und viel einfach akzeptieren und bereit sein für eine sehr abstrakte Welt. Dann macht es echt Spaß und ich freue mich auf die Fortsetzungen, da ich glaube, dass diese Idee noch sehr viel Spannendes zu bieten hat.

Bewertung vom 30.01.2022
Manifesto. Warum ich niemals aufgebe. Ein inspirierendes Buch über den Lebensweg der ersten Schwarzen Booker-Prize-Gewinnerin und Bestseller-Autorin von »Mädchen, Frau etc.«
Evaristo, Bernardine

Manifesto. Warum ich niemals aufgebe. Ein inspirierendes Buch über den Lebensweg der ersten Schwarzen Booker-Prize-Gewinnerin und Bestseller-Autorin von »Mädchen, Frau etc.«


sehr gut

In 7 Abschnitten nimmt uns Bernardine Evaristo mit in ihr Leben. Wer und was hat sie geprägt in ihrer Kreativität, ihren Arbeiten und Aktivismus.

Durch die Untergliederung bekommt man einen sehr tiefen und detaillierten Einblick in die verschiedenen Abschnitte und Aspekte ihres wirklich spannenden und abwechslungsreichen Lebens. Man kann sehr viel über sie lernen, aber auch für sich selbst und sein Leben mitnehmen.
Mich hat besonders der Abschnitt zum Theater begeistert, da ich mich darin so wiedergefunden habe. Auch der Abschnitt zum Schreiben war sehr interessant und lehrreich, da sie alles so ehrlich und so direkt schildert, dass man das Gefühl hat, man guckt ihr direkt über die Schulter.

Ihr Schreibstil ist sowieso das Beste am Buch… Ich habe mich so verliebt, dass ich unbedingt mehr von ihr lesen will! Er ist so direkt, pointiert und witzig, dass das Lesen wirklich viel Spaß gemacht hat.

Ich persönlich fand nicht jeden Abschnitt immer spannend für mich und manchmal fand ich den Schluss den sie daraus zieht, nicht passend für mich. Aber es ist natürlich auch nicht mein Leben. ;)
Alles in allem ein toll geschriebenes Buch über eine sehr inspirierende Frau.

Bewertung vom 17.10.2021
Auf Basidis Dach
Ameziane, Mona

Auf Basidis Dach


sehr gut

Dieses wunderschöne Cover hat mich leider nur einen Tag begleitet, da ich in das Buch hineingezogen wurde und nicht aufhören konnte zu lesen.
Mona Ameziane erzählt so wunderbar von ihren beiden Heimatländern, von dem Konflikt halb das eine und halb das andere, aber nichts ganz zu sein und dabei bringt sie einem viel bei.
Man lernt Marokko kennen, auf eine ganz spezielle Art, da Mona nicht Touristin ist und andere Einblicke bekommt, aber trotzdem manchmal die deutschen Gedanken einstreut, die man in Ländern mit anderer Kultur hat (ohne Gurt Autofahren, das ist ja super gefährlich!). Ich fand auch die Geschichten rund um ihre Familie sehr interessant und super persönlich. Man hat wirklich das Gefühl als würde eine Freundin einem all das privat anvertrauen und erzählen. Man erhält einen tollen Einblick in das Leben in einer Familie mit zwei Kulturen, die sich ergänzen, aber manchmal auch sehr im Widerspruch stehen und wie schön und schwierig das sein kann. Besonders gefielen mir die Stellen, in denen Mona kritisiert, wenn Frauen ausgeschlossen werden, da es immer thematisiert wurde, aber auch die andere Seite gezeigt und erklärt wurde. Die Zerrissenheit habe ich selbst noch nie so gut beschrieben gelesen und war sehr beeindruckt, wie gut sie auch beschreibt, wie schwer es ist, wenn man sich immer nur halb fühlt und das wird für so viele Bereiche beschrieben (Kultur, Religion, das Bedürfnis, das jeweilige Land zu verteidigen, Freiheiten in der Jugend, Traditionen).

Es gibt eine einzige Stelle, da hätte ich gerne mehr Erklärung gehabt und für mich hätte es nochmal 200 Seiten länger sein sollen, da ich das Gefühl habe, gerade mal an der Oberfläche gekratzt zu haben. Ich freue mich, sollte es eine Fortsetzung geben.

Bewertung vom 13.10.2021
Wut und Böse
Hoeder, Ciani-Sophia

Wut und Böse


sehr gut

Das Cover hat mich sofort begeistert und ich finde es sehr passend!
Das Buch ist eine Abhandlung über Wut, ihre Bedeutung, die geschlechtstypische Interpretation und zeigt in mehreren Essays, wie wichtig Wut in allen Lebensbereichen von FLINTA* ist. Dabei gibt die Autorin immer wieder eigene Erfahrungen, die Lebensgeschichten von anderen FLINTA* und die Expertise von Wissenschaftler:innen an und schafft so ein umfassendes, leicht nachzuvollziehendes Bild von der Rolle von Wut in den verschiedenen Kontexten.
Ich habe sehr viel gelernt und reflektiert, da das Buch mir total viel gegeben hat. Es gab immer einzelne Absätze, die mir entweder zu plakativ (so ist das.) waren oder manchmal zu pathetisch/mit zu viel Lebensweisheiten. Aber der Großteil des Buches hat mich absolut begeistert und mir so viel beigebracht, so dass ich noch lange über das Gelesene nachdenken werde und das Buch ganz vielen Freund:innen empfehlen werde, da wirklich jede:r etwas beim Lesen lernen und mitnehmen kann.

Bewertung vom 26.07.2021
Was fehlt dir
Nunez, Sigrid

Was fehlt dir


sehr gut

Sigrid Nunez' "Der Freund" war für mich eine emotionale Achterbahnfahrt, voll mit tollen, den Nagel auf den Kopf treffenden Sätzen. Das habe ich wieder erwartet.
Schnell merkte ich, dass dieses Buch anders ist, sehr beobachtend und dass es weniger um Sterbehilfe geht, als ich erwartet habe. Es handelt von Erwartungen und verschiedenen Lebensläufen, von Trauer, Enttäuschung und was man im Nachhinein anders machen würde.

Diese Bewertung fällt mir schwer, denn es ist super geschrieben, sehr ruhig, empathisch und beobachtend. Aber irgendwas hat mir gefehlt und so richtig benennen kann ich es nicht. Vielleicht war es die sehr passive Protagonistin, die alles, wie man selbst als Leserin, nur beobachtet. Vielleicht, dass ich mir lieber 200 Seiten nur über Sterbehilfe gewünscht hätte, statt 220 Seiten über viele gesellschaftliche Themen. Die Szenen zwischen den zwei Freundinnen sind nämlich wirklich sehr schön und emotional mitreißend. Aber gleichzeitig fand ich diesen Abriss aus verschiedenen gesellschaftlichen Problemen auch so spannend, dass ich die Episoden nicht missen will. Vielleicht hat mir einfach der rote Faden gefehlt zwischen den wundervoll beschriebenen Beobachtungen und Episoden aus einzelnen Lebensläufen.

Alles in allem hat es viel Spaß gemacht Sigrid Nunez Schreibstil ein weiteres Mal zu genießen, ihren Beobachtungen zu folgen, aber ich hätte mir mehr zusammenhängende Geschichte und weniger einzelne Episoden gewünscht, so hatte es fast etwas von einem Kurzgeschichten-Band.

Bewertung vom 18.04.2021
Drei Kameradinnen
Bazyar, Shida

Drei Kameradinnen


ausgezeichnet

Am Anfang des Buches ist ein Zeitungsartikel abgedruckt, der von einem Brand berichtet oder viel mehr über die, die den Brand verursacht haben soll: Eine islamistisch orientierte Frau und über ihre Familie, ihren „Hintergrund“. Der Artikel driftet ab und ist reißerisch, doch wir alle kennen solche Artikel.
Im Anschluss erzählt eine der beiden besten Freundinnen der mutmaßlichen Brandstifterin, wie die letzten Tage abliefen und alles gipfelt in diesem Ereignis.

Über Tage wurde ich auf Instagram mit diesem Buch konfrontiert, begeisterte Stimmen und dazu dieses coole Cover. Ich musste wissen, was da drin steckt und habe mich sehr auf die Geschichte gefreut.

Die ersten 30 Seiten haderte ich noch mit dem Stil, so verwirrend und springend, aber dann war ich auf einmal drin. Denn die Erzählerin ist so scharfzüngig, konfrontierend und entlarvend (vor allem für behütete, weiße Lesende). Sie spricht die Leser*innen direkt an und trifft den Nagel so oft auf den Kopf.
Es geht um Alltagsrassismus, den Umgang mit Rechtsextremismus und Rechtsterrorismus, strukturelle Ungerechtigkeiten und alles, was diese drei Kameradinnen durchleben müssen. Dabei ist ihre Perspektive so wichtig, ihre Erlebnisse so bezeichnend, alltäglich und grandios beschrieben. Jede dieser Frauen ist toll gezeichnet und trägt ihre eigene Einstellung zu den großen Themen in der Geschichte bei.

Die Geschichte hat mich getroffen, umgehauen, immer wieder zustimmend nicken lassen und zurückgelassen mit Verwirrung, einem erweiterten Horizont und dem Gefühl sehr behütet und privilegiert, aber in vielen Erfahrungen auch nicht allein, zu sein. Zusammengefasst: Wütend und solidarisch.