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Suzanne

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Insgesamt 19 Bewertungen
12
Bewertung vom 06.08.2023
Marschlande
Kubsova, Jarka

Marschlande


ausgezeichnet

Zwei Frauen im Wandel der Zeit
Das Titelbild des Romans von Jarka Kubsova hat mich sofort angesprochen: Ein herbstliches Fenster, ein paar übriggebliebene Äpfel und bis auf die roten Äpfel ist alles in Grautönen gehalten. Da war ich neugierig welche Geschichte sich dahinter verbirgt.

Der Roman erzählt die Lebensgeschichte zweier Frauen auf unterschiedlichen Zeitebenen in den Hamburger Marschlanden. Da ist Abelke Bleken, die um 1580 lebte und deren im Buch wiedergegebene Geschichte auf Tatsachen beruht. Und dann haben wir Britta Stoever, die in der heutigen Zeit mit Mann und Kindern in die Marschlande zieht und sich schwer tut sich in ihrem neuen Zuhause einzuleben. Auf ihren einsamen Spaziergängen durch die Gegend stößt sie auf die Spuren der Bäuerin Abelke und ist fasziniert von deren Lebensgeschichte.
Jarka Kubsova berichtet abwechselnd von den Lebensumständen von Abelke und Britta in einer sehr schönen und bildhaften Sprache, sodass ich gar nicht aufhören konnte zu lesen. Die Lebensumstände um 1580 werden sehr eindrücklich beschrieben und Abelke war mir sofort sympathisch. Ihr Kampf um ihren Hof, ihr Leben mit der Natur und der tägliche Kampf ums Überleben sind sehr fundiert wiedergegeben. Erschüttert hat mich auch der Umgang mit den Nachbarn, die sie als alleinstehende Frau argwöhnisch und neidisch betrachten und ihr die Hilfe verweigern. Dies alles macht das Unrecht erst möglich, das Abelke widerfährt.
Britta hat in der heutigen Zeit andere Schwierigkeiten, sie fühlt sich durch den Umzug entwurzelt, ihre Teilzeitstelle kann sie aus dem Homeoffice erledigen, ihre Ehe kriselt und sie hat wenig Kontakte in der neuen Umgebung. Angeregt durch lange Spaziergänge in der Umgebung in der sie ein Straßenschild zu Abelke Bleken entdeckt, beginnt sie damit deren Geschichte zu erforschen und knüpft so auch Kontakt zur Dorfgemeinschaft in den Marschlanden.

Fazit: Ein wunderbar geschriebener und lesenswerter Roman über eine alte Geschichte, die doch so alt nicht ist und auch in der heutigen Zeit Parallelen hat. Man sollte unbedingt auch das Nachwort der Autorin lesen, das die geschichtlichen Hintergründe vertieft.

Bewertung vom 06.07.2023
Vita und der Garten der Liebe / Die Liebenden von Bloomsbury Bd.3
Martin, Stefanie H.

Vita und der Garten der Liebe / Die Liebenden von Bloomsbury Bd.3


ausgezeichnet

Schöner Abschluss der Bloomsbury Reihe

In jedem Band dieser Trilogie wurde uns eine andere Protagonistin vorgestellt, nach Virginia Woolf und Vanessa Bell wird in diesem Band Vita Sackville-West eingeführt. Da ich die ersten beide Bände bereits gelesen hatte, habe ich sehr schnell wieder in die Geschichte hineingefunden und mich gefreut alte Bekannte aus der Bloomsbury Gruppe wieder zu treffen. Sicherlich kann man den dritten Band aber auch lesen ohne die Bände davor zu kennen.

Während Virginia und Leonard Woolf mühsam mit ihrer Hogarth Press ihren Lebensunterhalt bestreiten, verfügt Vita über ein großes Vermögen und führt ein glamouröses und weitgehend unbeschwertes Leben. Sie ist eine sehr auffällige Persönlichkeit und deutlich jünger als Virginia. Virginias Gesundheit ist immer noch angegriffen und sie muss sich oft schonen. Trotzdem fühlen die beiden so unterschiedlichen Frauen sich zueinander hingezogen und nähern sich langsam aneinander an. Die Autorin beschreibt die Zeit dieser Annäherung und die zarte Liebesbeziehung sehr detailliert und mit Auszügen aus dem Briefwechsel beider Frauen.

Auch wenn die Beziehung zwischen den beiden Frauen nicht immer einfach war, so hat man das Gefühl, dass sie Virginia in vielerlei Hinsicht befreit hat und ihr neue Ideen für ihre Romane gibt. Es scheint so, dass es ihr gelingt auch diese Romanideen leichter auszuführen, als bei früheren Werken. Und sie setzt sich gegen Leonard durch, indem sie von ihm verlangt über einen Teil ihres Geldes selbstständig zu verfügen.

Der Roman ist in einem wunderbar lebendigen Schreibstil verfasst. Besonders durch die vielen eingefügten Gespräche und die Briefe liest er sich sehr gut. Stefanie H. Martin hat sehr sorgfältig recherchiert und sich dabei an die historisch belegten Tatsachen gehalten. Sie hat mir Virginia und Vita sehr viel näher gebracht und in mir den Wunsch geweckt noch mehr aus ihrem Leben zu erfahren und ihre Bücher zu lesen. Für alle, den es ähnlich geht gibt es am Ende des Buches eine umfangreiche Literaturliste.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.06.2023
Von Handlettering, Upcycling und neuen Freundschaften / Ist doch Isy! Bd.1
Neubauer, Annette

Von Handlettering, Upcycling und neuen Freundschaften / Ist doch Isy! Bd.1


ausgezeichnet

Ein Buch über Freundschaft und Kreativität
Schon das Titelbild hat mich angesprochen, es zeigt uns auf rosa Hintergrund Isy und verspricht zudem gleich mit vielen kleinen gezeichneten Details tolle Ideen zum Nachmachen.
Die Kapitel sind für die Altersgruppe angenehm kurz zu lesen und zu jedem Kapitel gibt es ein DIY zum nachmachen. Neben Bastelideen und Upcycling gibt es auch einfache Rezepte. Die meisten Dinge dazu hat man im Haus, oder kann sie schnell beschaffen.
Die Geschichte finde ich auch sehr schön. Isy muss unerwartet mit ihrer Familie in eine andere Stadt ziehen, das bedeutet alte Freundinnen zu verlassen und neue Freundschaften zu finden.
Aber Isy hat ja ihre Familie, die zu ihr hält und schafft es nach anfänglichen Schwierigkeiten auch sich in der Schule einzuleben.Ihre kreativen Ideen helfen ihr dabei neue Freundschaften zu schließen und Probleme mit einer eifersüchtigen Mitschülerin zu überwinden. Ein bisschen Liebe ist auch im Spiel und macht die Geschichte rund.

Bewertung vom 14.03.2023
Leonard und Paul
Hession, Rónán

Leonard und Paul


ausgezeichnet

Bezaubernde Geschichte über allerbeste Freunde
Dieser Roman beschreibt die Freundschaft zwischen den beiden jungen Männern Leonard und Paul, die ein eher zurückgezogenes Leben führen. Beide sind in den Dreißigern, alleinstehend, eher introvertiert und schon seit der Schulzeit miteinander befreundet. Sie führen ein zurückgezogenes Leben mit gemeinsamen Treffen bei denen sie Gesellschaftsspiele spielen und über das Leben philosophieren.
Paul lebt noch bei seinen Eltern und wollte nie ausziehen, weil er Teil einer „glücklichen Familie war und dies zu schätzen wusste“. Er braucht nicht viel zum Leben, hat einen Job als Aushilfsbriefträger und begleitet seine Mutter zu ihren ehrenamtlichen Krankenhausbesuchen. Leonard wurde von seiner Mutter allein großgezogen und hat immer sehr harmonisch mit ihr zusammengelebt bis sie vor kurzem unerwartet verstarb. Er verfasst als Ghostwriter Lexika und Nachschlagewerke für Kinder und hat daher ein großes Allgemeinwissen.
Beide Männer sind auf eine liebenswürdige Art schrullig, dabei aber ausgeglichen, freundlich und sanftmütig.
Die Hochzeitsvorbereitungen von Pauls Schwester Grace bildet die Rahmenhandlung für den Roman. Im Laufe der Erzählung erfahren wir einige Details aus dem Leben von Pauls Familie, die auf den Leser sehr liebenswert erscheint. Eltern und Schwester sind allerdings stets überfürsorglich mit Paul, der keinen leichten Start ins Leben hatte und merken nicht, wie sie ihn damit bevormunden. Für Pauls Mutter Helen ist Paul ihr „Mondfisch“, den sie liebt ohne besondere Ansprüche an ihn zu stellen. Deshalb finden wir das Motiv des Mondfisches auch auf dem Cover wieder.
Aber sowohl Paul als auch Leonard widerfahren Ereignisse, die ihr Leben auf positive Weise verändern. Am Ende hat jeder von beiden seinen Horizont auf sehr persönliche Weise erweitert, ist ein Stück aus seiner Zurückgezogenheit herausgekommen und hat andere Menschen in sein Leben gelassen.
Dieser Roman ist wunderbar lebendig geschrieben mit einem ganz besonders feinsinnigen Humor. Die beiden Hauptpersonen sind sehr liebevoll herausgearbeitet, man kann sie nur sympathisch finden und in kritischen Situationen mit ihnen mitfühlen. Ein Buch, das ich sehr gerne gelesen habe und unbedingt weiterempfehlen möchte.

Bewertung vom 20.02.2023
Als Großmutter im Regen tanzte
Teige, Trude

Als Großmutter im Regen tanzte


ausgezeichnet

Eine berührende Lebensgeschichte
Trude Teige deckt in diesem Roman einen fast vergessenen Teil der Geschichte auf. Als Journalistin hat sie für dieses Buch Interviews norwegischer Frauen ausgewertet, die während des zweiten Weltkriegs mit deutschen Soldaten verheiratet waren und mit ihnen nach Deutschland gezogen sind. Daraus hat sie die Grundlage für diesen fiktiven Roman gefunden.
Die Hauptfiguren dieses Romanes sind drei Frauen. Juni, ihre vor kurzem verstorbene Mutter Lilla und die ebenfalls bereits verstorbene Großmutter Tekla. Die Geschichte spielt abwechselnd auf zwei unterschiedlichen Zeitebenen. Juni ist die Erzählerin in der Gegenwart , die in das Haus ihrer verstorbenen Großeltern auf eine kleine norwegische Insel zurückkehrt, weil sie versucht den gewaltsamen Übergriffen ihres Mannes zu entkommen. Tekla ist die Erzählerin in der Vergangenheit während des zweiten Weltkrieges, deren Lebensgeschichte Juni aufdeckt. Auslöser für ihre Recherche ist ein Foto der Großmutter, das sie als junge Frau mit einem deutschen Soldaten zeigt.
Die Autorin hat einen einen fließenden und bildhaften Schreibstil, der es einen leicht ermöglicht in die Geschichte hineinzufinden. Die einzelnen Zeitebenen sind in unterschiedlichen Schriften gedruckt, so dass man immer weiß, wer gerade berichtet. Natürlich möchte man als Leserin wissen, was sich hinter dem Geheimnis der Großmutter verbirgt, warum das Verhältnis der Großmutter zur Tochter ein schwieriges ist und warum Juni von ihrer Mutter nie erfahren hat, wer ihr Vater ist. Allerdings muss man auch wissen, dass dieses Buch keine leichte Lektüre ist, es berichtet von der Tragödie in Demmin, die sich 1945 ereignete, von sexuellen Übergriffen auf Frauen während der Nachkriegszeit und wie schwierig das Überleben für jeden Einzelnen war.
Und es macht auch klar, dass die Vergangenheit die Generation der Tochter und sogar der Enkelin geprägt hat. Aber es hat auch etwas Versöhnliches, das nicht nur die negativen Gefühle vererbt werden, sondern auch die Liebe zu bestimmten Menschen und Dingen.
Am Endes des Romans erfahren wir auch, warum Großmutter tanzte und Juni weiß endlich wer ihr leiblicher Vater ist. Die Recherche hat ihrem eigenen Leben neue Impulse gegeben und das Verhalten der eigenen Mutter für sie verständlicher gemacht.
Ein berührendes Buch, das ich sehr gerne gelesen habe und weiterempfehlen möchte.

Bewertung vom 06.02.2023
Vogel entdeckt - Herz verloren
Coenen, Antonia;Juranek, Philipp

Vogel entdeckt - Herz verloren


ausgezeichnet

Vogelbeobachtungen mit Herz
Dieses Buch berichtet mit viel Liebe und Fachwissen von 14 verschiedenen Vogelarten. Dabei erzählen die beiden Autoren Antonia Coenen und Philip Juranek jeweils abwechselnd in einem Kapitel über eine Vogelart, ihre besonderen Eigenarten, wo man sie am häufigsten findet und wie man sie am besten in ihrem Lebensraum unterstützen kann. Was das Buch besonders sympathisch macht ist, dass die Autoren von ihren sehr persönliche Beziehungen zu den einzelnen Vogelarten berichten und wie sich ihre Leidenschaft zur Vogelbeobachtung entwickelt hat. Ziel der beiden ist dabei nicht das perfekte Foto zu machen, sondern den Lebensraum seltener Vögel zu schützen
Begeistert hat mich die wunderbare Ausstattung des Buches. Der aufklappbare Schutzumschlag mit einem Interview mit Antonia und Phillip am Anfang und dem Hinweis auf ihren Podcast am Ende des Buches. Jedes Kapitel hat eine farbig abgehobene Einführung in einer größeren Schrift und viele sehr schöne ganz- und doppelseitige Fotos der besprochenen Vögel. Dabei sind auch sehr persönliche Fotos die die Autoren mit diesem Vogel verbinden, wie z.B. Antonias Märchenbuch mit Nachtigall und Phillips Distelfink, der als Gemälde einen besonderen Platz in seinem Haus gefunden hat.
Ich habe dieses Buch mit Begeisterung in wenigen Tagen durchgelesen, wer nicht so viel Zeit hat, kann aber auch jedes Kapitel einzeln lesen und dabei Pausen einlegen.
Eine klare Empfehlung für alle, die sich mehr mit den einzelnen Vogelarten beschäftigen wollen und vielleicht auch im heimischen Garten einzelne Arten unterstützen möchten.

Bewertung vom 16.01.2023
Die Liebe an miesen Tagen
Arenz, Ewald

Die Liebe an miesen Tagen


ausgezeichnet

Über die große Liebe

Clara möchte ihr Haus verkaufen und lernt dabei den etwas jüngeren Schauspieler Elias kennen, der ihr bei der Besichtigung buchstäblich vor die Füße fällt.
Man merkt, dass die Leichtigkeit der Jugend bei einer etwas älteren Liebe fehlt, beide haben schon einiges erlebt. Die ersten Treffen, aus denen sich dann schnell eine Beziehung entwickelt, beschreibt der Autor sehr romantisch, überhaupt macht seine lebendige und bildhafte Sprache das Lesen zu einem Vergnügen. Besonders die witzigen Dialoge die die Beiden austauschen haben mich amüsiert und lassen die Hauptpersonen sehr lebendig und sympathisch erscheinen.
Aber auch die Nebenpersonen gefallen mir sehr gut. Elias Tochter Jule, die eine innige Beziehung zu ihrem Vater hat, Claras liebevoller Umgang mit der Demenz der Mutter und die besondere Beziehung die Clara zu ihrem Bruder Jan hat, dies alles wird im Roman sehr anschaulich und mitfühlend beschrieben.
Der Liebesroman ist sehr realistisch und hat nicht nur Höhen sondern auch Konflikte und „miese“ Zeiten, die hier im einzelnen natürlich nicht verraten werden. Die Handlung wurde schnell so spannend, dass ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen konnte und mit den Hauptpersonen bis zum Ende mitgefiebert habe.
Fazit: Wer einen wunderbaren und lebensnahen Liebesroman mit Höhen und Tiefen lesen möchte, für den ist dieser Roman genau richtig.

Bewertung vom 10.01.2023
Vanessa und die Kunst des Lebens / Die Liebenden von Bloomsbury Bd.2
Martin, Stefanie H.

Vanessa und die Kunst des Lebens / Die Liebenden von Bloomsbury Bd.2


ausgezeichnet

Der zweite Teil der Trilogie über die Bloomsbury Group „Vanessa und die Kunst des Lebens“ hat mir noch besser gefallen als der erste Teil.

Das in Sepia gehaltene Titelblatt zeigt die Malerin Vanessa Bell, von deren Leben, Leidenschaft und Freiheitsdrang in diesem Band erzählt wird. Sie muss eine außergewöhnliche Persönlichkeit gewesen sein, die mit ihrer Energie die Voraussetzung zur Bildung der Bloomsbury Group geschaffen hat.

Das Buch umfasst den Zeitraum von 1910 bis 1918. Vanessa trifft den Kunstkritiker Roger Fry, der die zeitgenössische französische Kunst in England bekannt machen möchte. Da Vanessas Ehe in einer Krise ist, entwickelt sich zwischen ihr und Fry eine Beziehung auf künstlerischer und persönlicher Ebene. Später verliebt sie sich in den homosexuellen Maler Duncan Grant.

Aber auch über ihre Schwester Virginia Woolf wird in diesem Band weiter berichtet, ihre gesundheitlichen Probleme, ihre Depressionen und ihren Selbstmordversuch. Die Ehe mit Leonard Woolf, die zunächst nicht einfach war, gibt ihr dann die Sicherheit für ihre schriftstellerische Karriere.

Der Roman ist sehr lebendig und bildhaft geschrieben, die vielen eingestreuten Briefe machen die Lektüre zu einem schönen Leseerlebnis.

Stefanie H. Martin hat sehr sorgfältig recherchiert und sich dabei an die historisch belegten Tatsachen gehalten. Ich habe beim Lesen viel über die zeitgenössische Kunst und die einzelnen Mitglieder der Bloomsbury Group erfahren. Die Persönlichkeiten waren dabei so lebendig beschrieben, dass ich sie mir lebhaft vorstellen konnte und beinahe das Gefühl hatte im Roman dabei zu sein.

Insgesamt ist es ein wunderbares Buch, das ich sehr gerne gelesen habe. Ich freue mich schon auf den dritten Teil und bin gespannt, wie es mit den Schwestern weitergeht.

Ich fand das Thema so interessant, das ich gerne noch mehr über die Bloomsbury Group erfahren würde. Wem es ähnlich geht, der findet am Ende des Buches eine Literaturliste mit weiterführender Lektüre..

Fazit:

Auch der zweite Teil der Trilogie um die „Liebenden von Bloomsbury“ hat mir sehr gut gefallen.

Wer mehr über die Schwestern Virginia Woolf, Vanessa Bell und die Bloomsbury Group erfahren möchte sollte dieses Buch unbedingt lesen. Allerdings ist der Einstieg leichter, wenn man den ersten Teil vorher gelesen hat.

Bewertung vom 10.01.2023
Das glückliche Geheimnis
Geiger, Arno

Das glückliche Geheimnis


ausgezeichnet

Arno Geiger blickt in diesem autobiografischen Buch auf die letzten drei Jahrzehnte seines Lebens zurück. Er schreibt über die Zeit seines Studiums bis heute und eröffnet uns dabei sein „glückliches Geheimnis“. Dies besteht darin, dass er fünfundzwanzig Jahre lang in Wien in ausgedehnten Streifzügen die Altpapierbehälter nach für ihn interessanten Dingen durchsuchte.

Zunächst finanziert er sein Studium mit dem Verkauf von wertvollen Büchern und anderen Funden. Später nimmt er auch Tagebücher und Briefsammlungen aus Nachlässen mit nach Hause, sortiert und liest sie, und nutzt sie als Anregung für seine Romane.
Er bleibt diesen morgendlichen Runden, die er mit dem Fahrrad abfährt lange Zeit treu, sie strukturieren seinen Tagesablauf. Er lernt viel über die Menschen und wie sie überflüssige Dinge entsorgen und philosophiert auch über das „Wegwerfen als Kulturtechnik“.

Wir erfahren in diesem Roman auch mit welchen Schwierigkeiten er als Schriftsteller zu kämpfen hat, von der Entstehungsgeschichte seiner einzelner Romane, seinen Beziehungskrisen und der Beziehung zu seinen Eltern.

Dies alles ist in seinem klaren Schreibstil sehr interessant geschrieben, so dass ich diese knapp 240 Seiten sehr gerne gelesen habe. Was mir dabei besonders gefallen hat sind die philosophischen Gedanken des Autors zum Thema Besitz und Wegwerfen und welche Erkenntnisse er aus den Briefen ihm völlig unbekannter Menschen zieht.

Arno Geiger hat hier ein Buch voller Lebenserfahrungen geschrieben, das ich nur weiter empfehlen kann.

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