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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Lara89
Wohnort: 
Münster
Über mich: 
Geschichten sind das Größte

Bewertungen

Insgesamt 91 Bewertungen
Bewertung vom 31.03.2024
Drei Magier und eine Margarita (eBook, ePUB)
Marie, Annette

Drei Magier und eine Margarita (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Krähe und Hammer – wir schlagen immer zurück
Urban Fantasy mit Girlpower
Tori sucht dringend einen Job. In einer heruntergekommenen Bar, an deren Eingang sie bereits am liebsten weglaufen würde, kann sie sofort anfangen. Wie stets, lässt sie sich auch hier von den Gästen nicht alles gefallen. Aber sie wird diesmal nicht entlassen. Erst am nächsten Tag wird klar, warum es hier so sonderbar ist.
Tori ist ein toughe Heldin, die Humor hat und hier ihre Geschichte selbst erzählt. Die Umstände, in denen sie landet, sind manchmal etwas schwierig zu verstehen, und wie alles zusammmenhängt, versteht auch die Protagonistin nicht so recht. Ein Überfall und eine Entführung erfordern Ermittlungen und Überlegungen, wer von was etwas wusste. Sie führen in ein lebensgefährliches Abenteuer, in dem Tori immer wieder Mut und Entschlossenheit beweist. Sehr viele Menschen mit sonderbaren Fähigkeiten treten auf. Der Stil ist humorvoll und frech. Ein großer Lesespaß!

Bewertung vom 29.03.2024
Mühlensommer
Bogdahn, Martina

Mühlensommer


gut

Bäuerliches Leben im Wandel
Maria ist ein Bauernkind, das als geliebte Tochter aufwuchs, aber tüchtig mit anpacken musste auf dem Hof. Heute ist sie Agenturchefin in einer Großstadt. Ein Unfall des Vaters führt sie zurück in ihr altes Zuhause. Die Zukunft des Hofes ist fraglich, denn die Landwirtschaft bringt nicht mehr genügend Geld ein.
Die Protagonistin schildert abwechselnd den aktuellen Besuch auf dem Hof und Erinnerungen an ihre Kindheit. Sie erzählt sehr anschaulich und detailliert, unter anderem von der Hausschlachtung eines Schweines, der Hopfenernte und auch von der Armut, in der sie aufwuchs. Sie ist eine sympathische Figur, in deren Geschichte man sich gut hineinversetzen kann.
Wirklich dramatisch wird es nicht. Die Darstellung ist warmherzig, der Stil angenehm und flüssig. Die pragmatische Bauerntochter, die in die Stadt gegangen ist, sich aber immer wieder mal zurücksehnt, wirkt authentisch. Manche Einfälle sind wirklich witzig.
Ein freundlicher Heimatroman. Ohne Kitsch und falsche Romantik. Gut wegzulesen.

Bewertung vom 25.03.2024
Der Rabengott
Leckie, Ann

Der Rabengott


gut

Zeiten, Götter, Menschen
Hier stehen Götter im Zentrum, und ein Gott erzählt diese Geschichte. Zugleich berichtet er über sein Dasein, das schon sehr, sehr alt ist. Welche Götter hier leben, was sie stark macht und welche Macht sie haben, das müssen sie selbst erst entdecken und entwickeln. Was ein Gott ausspricht, muss wahr werden, sonst bekommt der Gott ein Problem - er stirbt.
Der erzählende Gott schildert das aktuelle Geschehen in der zweiten Person, was sehr ungewohnt zu lesen ist. Der Angesprochene ist Eolo, Soldat und Freund des Statthalters Mawat, der gerade um sein Erbe und seinen Königsthron betrogen wurde. Welche Rolle der erzählende Gott dabei spielt, das zeigt sich erst erst ganz am Ende, als die beiden Handlungsfäden verknüpft werden.
Ungewohnt, das ist der treffendste Ausdruck für diese Geschichte. Nicht nur die Erzählweise sondern auch die Götter selbst kannte man so noch nicht. Ihre Kräfte, ihre Bedürfnisse und Fähigkeiten sind in der Natur verwurzelt und nicht immer leicht zu verstehen. Sie entwickeln sich weiter, hin zu immer bewussteren Wesen, die ihre Macht entdecken und einzusetzen lernen.
Die menschlichen Protagonisten sind schlicht, aber in ihrer Oberflächlichkeit vertraut. Der Protagonist Eolo ist ein Bauernsohn von besonderer Weisheit. Er ist recht sympathisch und der Einzige, der einem etwas näher kommt. Die anderen Figuren - Priester*innen, Gläubige, Machthaber, Stadtbewohner*innen - bleiben eher blass.
Ich hatte Schwierigkeiten, in die Geschichte einzutauchen, insofern kam auch nicht so richtig Spannung auf. Wer sich auf eine ungewohnte Erzählweise und neuartige Gottheiten einlassen möchte, ist hier gut unterhalten.

Bewertung vom 14.03.2024
Leute von früher
Höller, Kristin

Leute von früher


gut

Langweilig, aber am Meer
Marlene hat ihr Studium abgeschlossen und weiß im Moment nicht so recht weiter. Sie nimmt einen Sommerjob an und arbeitet als Saisonkraft in einem Erlebnisdorf auf der Nordseeinsel Strand. Hier werden vergangene Zeiten dargestellt, und die hier Arbeitenden tragen Kostüme von früher.
Die Nordseeinsel Strand hat es wirklich gegeben, und auch den Ort Rungholt auf dieser Insel. Laut Wikipedia ist Strand schon 1634 untergegangen bzw vom Meer in drei verschiedene Inseln geteilt worden.
Aus Marlenes Sicht sehen wir die Tage vergehen und die Leute sich aneinander gewöhnen. Es entsteht eine Routine, und es entsteht auch eine zarte Liebesgeschichte, zu Marlenes Überraschung mit einer Frau. Im Zentrum steht Marlenes Innenleben, doch sie hat zuwenig Profil, als dass sie den Roman tragen könnte. Auch die Liebesgeschichte erscheint eher wie eine Nebensache.
Außer ein bisschen gruseliger Atmosphäre und den Beziehungsfragen Marlenes und einiger anderer Figuren passiert hier eigentlich nichts. Es gibt eine gewisse Kritik an solchen Erlebnisdörfern, in denen das präsentierte „Alte‟ allzu neu und unecht ist, vertieft wird das aber nicht.
Der Stil ist flüssig, man kann das Buch einfach so weglesen. Und dann da sitzen und sich fragen, was war eigentlich? Insgesamt hat es mir gefallen, eine ruhige Geschichte über Saisonarbeit an der Nordsee zu lesen. Wer sowas mag, ist hier gut aufgehoben. Deshalb immer noch drei Sterne.

Bewertung vom 09.03.2024
Das Mädchen mit dem Porzellangesicht
Keil, Simone

Das Mädchen mit dem Porzellangesicht


sehr gut

Poetisches Märchen
Die Geschichte beginnt in einem magischen London zu Zeiten von Pferdekutschen und Jack the Ripper. Mechanische Menschen sind weit verbreitet. Puppenmacher Kobayashi hat einen sonderbaren Vertrag. Nun wird seine Tochter geboren. Um sie zu schützen, baut er eine besondere Gesichtsmaske für sie. Doch nach seinem Tod muss Miyo andere Beschützer finden und schließlich selbst erwachsen werden.
Aus Porzellan lassen sich besonders ebenmäßige, glatte Oberflächen herstellen. Ein Porzellangesicht ist sprichwörtlich wunderschön. Hier lernen wir die Nachteile eines solchen Gesichtes kennen: Es ermöglicht keinerlei sichtbare Emotionen, keinerlei Bewegung. Faktisch ist es ein totes Gesicht. Das Leben kann hier keine Spuren hinterlassen, es sei denn, das Porzellan zerbricht.
Der Stil ist poetisch, Märchenmotive tauchen immer wieder auf. Die Hauptperson, die erst einmal geboren wird, ist ein kleines Mädchen, das sich zu einer mutigen und selbstbewussten jungen Frau entwickelt. Sie ist sehr sympathisch und man empfindet schnell Mitgefühl, denn sie hat einiges durchzustehen.
Immer wieder geschehen Magie und Zauberei, und sie erscheinen ganz natürlich. Die Figuren sind interessant und glaubhaft, einige hätten durchaus mehr Platz verdient und mehr Tiefe. Auch über die besondere Fähigkeit der Hauptperson hätte ich gern mehr gewusst. Besonders gefallen hat mir, dass manche Personen, die unterwegs das Geschehen verlassen haben, wieder auftauchen und man erfährt, was aus diesem oder jener noch wird. Das macht das Ganze rund. Überhaupt passt hier eins zum anderen – Personen, Magie, Setting und Zufälle. Alles was passiert, erscheint wirklich möglich und logisch innerhalb dieser Welt. Gruselig wird es auch manchmal, aber niemals allzu blutig. Eine besndere Epfehlung für die Fans der Kranich-Romane von Elizabeth Lim.
Das Buch ist in einen wunderschönen HC-Umschlag mit Lesebändchen verpackt.

Bewertung vom 05.03.2024
Der Stich der Biene
Murray, Paul

Der Stich der Biene


weniger gut

Experimentell und schmerzhaft
Dickie Barnes Autohaus macht immer schlechtere Geschäfte, während seine Frau Imelda immer mehr Geld ausgibt. Die Tochter Cassie soll in diesem Jahr die Schule abschließen, aber im Moment hat sie ganz andere Sorgen. Der jüngere Sohn PJ versucht, die Probleme der Familie auf seine Weise zu schultern. Das ist alles so lebensecht beschrieben, dass es wehtut: „Sie sind an einem Punkt angelangt, er und seine Tochter, wo sie in seiner Gesellschaft nur glücklich sein kann, wenn sie das Gefühl hat, ihn gedemütigt zu haben.“
Zunächst lernt man die beiden Kinder der Familie kennen. Und dann wird es auch schon schwierig zu lesen, denn es werden die Satzzeichen weggelassen. Die Geschichte geht weiter, ist aber plötzlich kaum noch lesbar. Nach knapp 200 Seiten hat das Lektorat offenbar Punkte, Kommata und Anführungszeichen wiedergefunden. Jetzt kommen auch mehr Rückblicke vor. Wann begann dieser fürchterliche Abstieg, welche Ursachen gab es vielleicht dafür, dass so viel schiefgehen konnte in dieser Familie?
Man kommt den Menschen sehr nahe, und jede einzelne Hauptperson der Familie ist sympathisch und gut zu verstehen. Auch der Stil ist recht gut zu lesen, wenn man auf Satzzeichen auch mal verzichten kann. Oder wenn man darin einen Sinn findet. Mir erschloss er sich nicht. Humor fand ich nicht in der Geschichte, eigentlich gab es fast nur Verzweiflung. Auch irgendwelche positiven Gedanken oder gar Ausblicke fehlten mir. Das Ganze tat einfach nur weh.

Bewertung vom 27.02.2024
James
Everett, Percival

James


ausgezeichnet

Jungsabenteuer in Zeiten der Sklaverei
Die Romane um Tom Sawer und Huckleberry Finn sind amerikanische Klassiker. Hier erzählt der schwarze Sklave Jim die Geschichte aus seiner Sicht. Der Autor ist Professor für Literatur, seit vielen Jahren erfolgreicher Schriftsteller und ebenfalls schwarz.
James ist clever. Er kann lesen und schreiben, und er kann auch denken. Doch er bemüht sich so zu wirken, wie die Weißen einen Schwarzen erwarten: dumm, einfältig, untertänig. Das macht er sehr erfolgreich, aber schließlich will seine Besitzerin ihn verkaufen – dann muss er seine Frau und seine kleine Tochter verlassen. Er flieht. Unterwegs trifft er auf Huck, der vor seinem prügelnden Vater auf der Flucht ist.
Die groben Züge der Handlung sind aus Mark Twains Romanen bekannt. Für uns in Mitteleuropa erscheint die Radikalität, mit der man Schwarzen damals ihre Menschlichkeit absprach, irrwitzig und grotesk. Auch der Rest der damaligen USA kommt nicht gut weg: James und Huck bekommen es fast nur mit Gaunern und Dummköpfen zu tun. Lynchmorde an Schwarzen sind an der Tagesordnung und werden nicht bestraft. Das ist eine ständige Bedrohung.
Der Stil ist flüssig und gut zu lesen. Ein spannendes Abenteuer, das Spaß macht! Der schwarze Protagonist ist ein sympathischer Held, der in dunklen Zeiten überleben und Mensch sein will. Er ist nicht nur belesen und klug, er besitzt auch Humor. Doch gerade als Mensch stößt er immer wieder an Grenzen. Und schließlich fängt er an, andere auf die Ungerechtigkeit aufmerksam zu machen. Weil man mit ihm fühlt, ist die Geschichte grausam, absurd und insgesamt tragisch. Sehr gelungen ist die Nachdichtung jener stark vereinfachten Sprache, die von den Schwarzen erwartet wird, und die James wie eine Fremdsprache benutzt. Da hat der Übersetzer Nikolaus Stingl gute Arbeit geleistet.
Insgesamt ist dies eine wirklich starke Neuerzählung. Wer die Vorlage kennt, hat besonderes Vergnügen daran. Eine Frage bleibt am Ende offen: Warum erst jetzt?

Bewertung vom 23.02.2024
Krummes Holz
Linhof, Julja

Krummes Holz


gut

Heimkehr in eine lieblose Kindheit
Jirka kehrt nach fünf Jahren Abwesenheit zurück auf den Hof seiner Eltern. Seine Schwester Malene, die den Hof gern übernehmen würde, hatte ihn mehrmals gebeten, nach Hause zu kommen und ein paar Dinge zu klären. Warum er jetzt kommt und was er dort tun will, ist nicht ganz klar.
Emotional und düster wird aus Sicht Jirkas geschildert, wie das Leben hier war und warum er geflohen ist. Immer wieder gleitet er in Erinnerungen ab. Oft weiß man beim Lesen nicht, in welcher Zeit man sich befindet – was durchaus passend ist, denn Jirka weiß es manchmal auch nicht.
Die Sprache ist poetisch, die Beschreibungen der Natur und der Lebensweise auf dem Land sind schön zu lesen. Manches ist etwas speziell; wer kein Bauer ist, versteht nicht alles.
Außer der Erinnerungslast und ihrer Bewältigung passiert nicht viel in diesem Buch. Der Sommer ist sehr heiß. Es gibt einige homosexuelle Männer, zu denen Jirka sich hingezogen fühlt. Eine Geschichte kommt nicht zustande.

Bewertung vom 20.02.2024
Mayfair House
Hay, Alex

Mayfair House


gut

Spektakuläre Ganovinnengeschichte mit zuviel Personal
London, zu Beginn des 20. Jahrhunderts: Der schwerreiche Mr. de Vries ist verstorben, einzige Erbin ist seine Tochter, die jetzt die riesige Villa allein bewohnt – so allein, wie man mit Heerscharen von Dienern eben lebt. Sie will sich schnellstens verheiraten und plant eine gigantische Party. Doch Miss de Vries ist keineswegs die einzige Tochter des reichen Mannes, und schon gar nicht die einzige Verwandte. Und so verfolgen die Dienstboten des Hauses eigene Pläne.
Besonders gut gefallen haben mir die weiblichen Hauptpersonen. Eigentlich handeln hier nur Frauen, und sie sind selbstbewusst und mutig bis zur Kühnheit. Aber es sind einfach zu viele: Zu viele wichtige Personen, zu viele komplexe Beziehungen, die das Geschehen beeinflussen und somit zu viele scheinbar gleichwertige Handlungsstränge, denen ich schließlich kaum noch folgen konnte. Mir fehlte eine Gewichtung, ein Fokus. So kam auch keine rechte Spannung auf, und für bloße Unterhaltung ist die Geschichte zu komplex. Schade. Doch es gibt eine Menge toller Ideen, was die Selbstinszenierung der Reichen betrifft. Auch Elend und Armut werden hier gezeigt und wie sich die nicht so reichen Leute so durchschlagen. Denn diese sind die Hauptpersonen. Doch eine charakterliche Entwicklung konnte ich nicht erkennen. Dafür stand wieder das Geschehen und die Frage, ob das Geplante denn gelingt, zu sehr im Mittelpunkt.
Fazit: Dies ist weder ein Spannungsroman noch eine Charakterstudie. Man hätte mehr draus machen können, auf dreimal so vielen Seiten.

Bewertung vom 01.02.2024
Book Lovers - Die Liebe steckt zwischen den Zeilen (eBook, ePUB)
Henry, Emily

Book Lovers - Die Liebe steckt zwischen den Zeilen (eBook, ePUB)


sehr gut

Schwestern, Männer und Bücher
Es geht um zwei unterschiedliche Schwestern, die einander sehr nahe stehen: Nora ist Literaturagentin, Stadtmensch und Karrierefrau. Libby, ihre jüngere Schwester ist verheiratet und schwanger mir ihrem dritten Kind. Im Prolog des Buches lernt Nora den Lektor Charlie kennen, den sie für ein Buch erwärmen möchte, und das Treffen geht gründlich schief. Jahre später trifft sie diesen Mann wieder, das von ihm abgelehnte Buch ist ein Erfolg geworden, und er hat inzwischen die Stelle gewechselt. Hier entwickelt sich die genretypische Liebesgeschichte.
Nora erscheint als ziemlich überdrehte Person, die einige erfolglose Liebesbeziehungen hinter sich hat. Vieles, was in ihrem Leben passiert, analysiert sie als Geschichte, als Story, als vielleicht verkäufliches Buch. Das ist interessant und für die Leserin eine andere Sicht auf Bücher. Doch Nora steht sich oft selbst im Weg. Der selbstironische Humor, den sie speziell in Liebesdingen an den Tag legt, ist ein bisschen albern. Doch sie ist eine durchaus komplexe Person, ebenso wie Charlie und die schwangere Libby.
Das Geschehen verlagert sich von New York in ein kleines Dorf. Der Rest ist ein wenig klischeehaft und vorhersehbar. Die „enemies“ sind schon in der Mitte des Buches zu „lovers“ geworden, danach folgen Erotik, viele Gefühle und großes Drama bis zum Happy End. Doch die Dialoge sind witzig, ein- oder zweimal habe ich laut aufgelacht. Noras Vergangenheit erschließt sich mehr und mehr, und auch Charlie lernt man immer besser kennen, was die Portagonisten interessanter und glaubwürdiger macht.
Genrefans werden hier sicherlich gut bedient. Die Charaktere sind überraschend komplex, die Dialoge witzig. Unterhaltsam, aber etwas länglich.