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MD
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Frankfurt

Bewertungen

Insgesamt 92 Bewertungen
Bewertung vom 18.03.2025
Die erste halbe Stunde im Paradies
Adomeit, Janine

Die erste halbe Stunde im Paradies


ausgezeichnet

Schonungslos
Anne (30) ist sehr ehrgeizig und möchte gerne als Pharmareferentin aus dem Vertrieb-Außendienst in den Innendienst wechseln. Auf einer Fortbildung möchte sie ihr Können durch einen Vortrag über Vorteile von Fentanylpflaster unter Beweis stellen, bekommt aber überraschend einen Anruf von ihrem Bruder, zu dem sie seit Jahren keinen Kontakt hatte, mit der Bitte ihn aus der Suchtklinik abzuholen. Anne gerät über vieles ins Grübeln. Nötig ist eine Aussprache mit ihrem Bruder, aber vor allem erkennt sie, dass die Pflaster nicht nur Vorteile haben. Ihr Bruder ist ein Paradebeispiel dafür.

In zwei Erzählsträngen erzählt Anne ungeschönt ihre Geschichte. Der Leser taucht in ihre Kindheit ein, die geprägt ist von der Unterstützung und später von der Pflege ihrer an MS erkrankten Mutter. In der frühen Kindheitsphase scheint diese Aufgabe für Anne und ihren 6 Jahren älteren Bruder kein Problem zu sein. Gemeinsam als Team schaffen sie es. Optimistisch blickt auch ihre Mutter in die Zukunft. Doch schnell ändert sich der Gesundheitszustand der Mutter und es wird immer belastender.
Zwei Erzählstränge, die so miteinander verwebt sind, dass man nur erahnen kann, welche Auswirkungen diese belastende Situation auf die Entwicklung der Kinder haben kann. Ein schonungsloser Schreibstil zeigt das Versagen der Gesellschaft auf und offenbart ein verantwortungsloses und extrem egoistisches Verhalten der Mutter. Eindringlich und gefühlsreduziert wird die Geschichte erzählt. Janine Adomeit hat es geschafft mich nachdenklich , aber vor allem schockierend auf dieses Thema aufmerksam zu machen und legt offen welche Zustände in manchen Familien herrschen. Eine Lektüre, die unter die Haut geht und gerade durch ihre Tragik mir noch lange im Gedächtnis bleibt.

Bewertung vom 18.03.2025
Die Anatomie der Einsamkeit
Pelt, Louise

Die Anatomie der Einsamkeit


ausgezeichnet

Ein Highlight
Olive ist mit sich und ihrem Leben unzufrieden. Obwohl sie mitten in London lebt, fühlt sie sich einsam und unglücklich. Beruflich steckt sie fest. Von ihrer Großmutter hat sie einen scheinbar wertlosen Kompass geschenkt bekomme.
20 Jahre zuvor: Claire ist beruflich sehr erfolgreich und scheinbar mit sich und ihrem Liebesleben vollkommen zufrieden. Sie hat alles gegeben, um beruflich da zu stehen, wo sie im Moment ist. Der Tod ihrer Zwillingsschwester Iris trifft sie so stark, dass sie auf die kleine Insel, dem letzten Wohnort von Iris flüchtet. Dort entdeckt sie tief verborgen Zeichnungen eines Kompasses.
Louise Pelt schafft es zwei Geschichten so miteinander zu verstricken, dass der Leser erstmal denkt, dass er zwei unabhängige Romane liest. Sie zeichnet wundervolle Stimmungsbilder und die Charaktere sind so liebevoll charakterisiert. Der ruhige Schreibstil lässt den Leser in die Ferne schweifen. Kurze Kapitel mit Perspektivwechsel sorgen für Spannung. Neuanfang und den gewohnten Lebensstil hinter sich lassen, darin steckt die größte Herausforderung. Klar wird, dass Einsamkeit in einem verweilt. Die äußeren Umstände ändern daran nur bedingt etwas.
Dieser Roman hat mich bewegt und hätte meines Erachtens nicht tiefgründiger sein können. Ein wirklicher Juwel, bei dem man traurig ist, wenn die letzte Seite gelesen ist. Ich hoffe es gibt bald Nachschub von Louise Pelt.

Bewertung vom 11.03.2025
Die Zauberkicker, 8, Geistergegner
Gailus, Christian

Die Zauberkicker, 8, Geistergegner


ausgezeichnet

Wo ist Pelé?

Pele, das Fußballmaskottchen, ist verschwunden und Ben ist in großer Sorge um ihn. Dann bekommt Ben auch noch ein Entführer-Brief und nun ist die Sorge um den sprechenden Waschbären noch viel größer. Wie kann Ben nur seinem Freund helfen, ohne anderen von dem magischen kleinen Maskottchen der Fußballmannschaft aus Tannwald zu erzählen? Und was hat Benno mit dem Ganzen zu tun?
Eine spannende Geschichte mit einem altersgerechten Schreibstil entführt den Leser in das Fußballinternat Tannwald. Schnell wird klar, dass Ben Pele nicht allein helfen kann. Zusammenhalt und Freundschaft werden in diesem Buch zum zentralen Thema. Das dabei Fußball im Mittelpunkt steht versteht sich von selbst. Die vereinzelten Illustrationen erhöhen die Spannung des gelesenen Textes. Am Ende zeigt sich, dass man zusammen als Team viel erreichen kann. Ein magisches Buch für kleine und große Fußballfans.

Bewertung vom 10.03.2025
Aufbruch in neue Abenteuer / Toto und der Mann im Mond Bd.2
Sasha;Röntgen, Julia

Aufbruch in neue Abenteuer / Toto und der Mann im Mond Bd.2


ausgezeichnet

Träume schön!
Tolle Abenteuer im Traum erleben, das wünscht sich jedes Kind. Toto reist jede Nacht zusammen mit seiner Freundin Mimi zum Mond. Dort trifft er nicht nur den Mann im Mond, sondern erlebt auch zahlreiche Abenteuer mit seinen Freunden.
Warmherzig und unheimlich lehrreich wird in diesem Buch die Geschichte von Toto und dem Mann im Mond erzählt. Jedes Kapitel endet mit einem Reim, wodurch es einfacher wird, für die Kinder in den Schlaf zu finden. Die tollen farbigen Illustrationen passen perfekt zur Geschichte. Lehrreich sind auch die vielen Abenteuer, die Toto erlebt, wie zum Beispiel die Unterwasserwelt oder die Entdeckung der unterschiedlichen Sternbilder. Musikalische Unterstützung durch Liedtexte dürfen in diesem Buch natürlich auch nicht fehlen. Ein rundum gelungenes fantasievolles Leseerlebnis nicht nur für Kinder.

Bewertung vom 06.03.2025
Luzie in den Wolken
Lucas, Charlotte

Luzie in den Wolken


ausgezeichnet

Wohlfühlroman

Ein Lügenkonstrukt, bei dem man als Leser Angst hat, dass es jede Sekunde zusammenbricht. Wie im wirklichen Leben sind zwischenmenschliche Beziehungen, die auf Lügen aufbauen nicht von Vorteil. So auch bei Gabriel, der als Schriftsteller antriebslos und ideenlos ist. Bis er eines Tages Luzies herzzerreißenden Wunsch, liest und sein Helferinstinkt geweckt ist.

Charlotte Lucas schafft es, den Leser mit ihrem Schreibstil in den Bann zu ziehen. Bereits das Cover lässt wie emotionale Geschichte vermuten. Man hofft und bangt, dass sowohl für Gabriel als auch für Miriam und Luzie sich alles zum Guten wendet. Dank des bildlichen Schreibstils kann man sich nicht nur die einzelenen Charaktere, sondern auch das Setting hervorragend vorstellen. Humorvolle Passagen werden von traurigen abgelöst. Ein wirklicher Wohlfühlroman, der mich tief in seiner Botschaft berührt hat.

Bewertung vom 04.03.2025
Die Melodie der Lagune
Constable, Harriet

Die Melodie der Lagune


ausgezeichnet

Streben nach Anerkennung
In jedem Jahrhundert gibt es Frauen, die im Schatten von Männern stehen. So auch das Mädchen Anna, das als Waisenkind hinter den Klostermauern aufwächst. Wer Musik fühlt und dafür lebt, wird als Waisenkind des 18. Jahrhunderts in Venedig nicht verheiratet, sondern darf nach höherem streben. Als Schülerin begegnet sie Vivaldi, der sie fördert, aber was erschreckender ist, auch ihre Begabung ausnutzt. Anna muss Verluste verkraften, aber ihr Ehrgeiz und ihr Wille gelten der Musik.
Harriet Constable schafft in diesem Roman Fakten, aber auch Fiktion ineinander übergehen zu lassen. Dank des bildlichen Schreibstils, taucht der Leser in ein Venedig mit glitzernden Palästen und braunen Kanälen ein. Die Atmosphäre und der musikalische Hintergrund sind in den Beschreibungen beinah greifbar. Die einzelnen Charaktere sind wunderbar eingefangen. Man fühlt mit Anna und ist über Vivaldis Handeln erschrocken. Fesselnd bin ich dieser lebendigen Geschichte gefolgt und konnte Annas Traum und ihre Willensstärke, die beste Geigerin und Komponist ihrer Zeit zu sein durchaus nachvollziehen. Wäre da nur nicht der gesellschaftliche Rahmen und Vivaldi gewesen, die diesen Traum nicht zugelassen haben. Fraglich bleibt, was wäre Annas Streben in der heutigen Zeit Wert gewesen? Ein Debütroman, der mich verzaubert sowie berührt hat und mit seiner Tiefgründigkeit auch überrascht hat.

Bewertung vom 04.03.2025
Die Tage nach dem Pflaumenregen
Chen, Karissa

Die Tage nach dem Pflaumenregen


ausgezeichnet

Bereichernd und mitfühlend

Bereits das Cover lässt erahnen welch eine zarte und berührende Geschichte auf den Leser zukommt. In Zeitsprüngen wird die Liebesgeschichte von Haiwen und Suchi erzählt. Es ist eine vergangene Zuneigung, die nie vergeht und bei einem unerwarteten Treffen wieder aufflammt. Die schwierige politische Situation wird dabei nicht ausgespart. Unheimlich bewegend und vor allem sehr bildlich ist der Schreibstil von Karnissa Chen. Gerade die Zeitsprünge haben mir besonders gefallen, weil sich für mich eine richtige Sogwirkung entwickelt hat. Die besondere wechselnde Erzählweise ist hervorzuheben. Beide Protagonisten erzählen ihre Sicht der Dinge. Die einzelnen Charaktere sind mit einer solchen Prägnanz dargestellt. Ich habe mitgefiebert, gelitten und gehofft. Ein Roman, der mich tief berührt hat und die durch die Ausführungen der politischen Geschehnisse zutiefst bereichert hat.

Bewertung vom 04.03.2025
Zwei vernünftige Erwachsene, die sich mal nackt gesehen haben
Decker, Anika

Zwei vernünftige Erwachsene, die sich mal nackt gesehen haben


gut

Zu viele Einzelgeschichten lenken ab
Der Klappentext suggeriert dem Leser eine Liebesgeschichte über Nina und David mit erheblichem Altersunterschied. Das dies viele unterschiedliche gesellschaftliche Probleme und persönliche Bedenken mit sich bringt ist vorprogrammiert.
Bei diesem Buch spielen aber viele kleine Nebengeschichten eine Rolle, die diesen Roman vom eigentlichen Thema sehr ablenken und den Leser teilweise verwirren. Eine für mich an manchen Stellen absolut unglaubwürdige Mee-too Debatte, eine Schwester, die mit sich selbst viele Probleme hat und eine nicht tiefgründige Mutter-Tochter Beziehung. Der witzige und teilweise ironische Schreibstil konnte mich leider nicht von den überspitzten Dialogen, unschlüssigen und überzogenen Handlungen ablenken. Die einzelnen Charaktere hätten tiefgründigeren Beschreibungen bedurft.
Insgesamt glaube ich, dass dieser Roman eine gute Drehbuchvorlage sein würde. Als Buch ist die Geschichte für mich jedoch zu oberflächlich und zu lapidar dargestellt.

Bewertung vom 20.02.2025
Von hier aus weiter
Pásztor, Susann

Von hier aus weiter


ausgezeichnet

Emotional und authentisch

Berührend, emotional und mitreisend, so kann man prägnant das neue Buch von Pasztor charakterisieren. Marlene ist nach 30 Jahren aufgrund eines Suizids ihres Mannes Rolf Witwe. Das sich aber durch seinen Tod auch ihr Leben radikal ändert, dass hat er anscheinend nicht bedacht.
Jack, ein ehemaliger Schüler, schafft es aber Marlene aus diesem Tief rauszuholen.
Schnörkellos und unheimlich emotional ist der Schreibstil der Autorin. Die einzelnen Charaktere sind authentisch, liebenswert, aber auch liebenswert dargestellt. Als Leser setzt man sich intensiv mit dem Thema Suizid und Tod sowie Einsamkeit auseinander. Ein Roman der mich zum Nachdenken angeregt hat und überraschend tiefgründig war.

Bewertung vom 20.02.2025
Die Zuverlässigkeit des Zufalls (eBook, ePUB)
Beck, Lilli

Die Zuverlässigkeit des Zufalls (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Zufall oder Schicksal
Nina hat in jungen Jahren schon einen sehr harten Schicksalsschlag erlitten, der sie sehr getroffen hat. Erik, ihre große Liebe, ist verstorben. Seit diesem Zeitpunkt hat sie sich zwar ihren Traum eines eigenen Buchladen neben des Blumenladen ihrer Mutter erfüllt, aber ihre Trauer hat sie nie verarbeitet. Erst durch den Besuch einer Trauergruppe und dem Aufschreiben ihrer eigenen Vergangenheit scheint sie aus dem Schneckenhaus rauszukommen und alles mit etwas Abstand betrachten zu können. Ihre Steine auf dem Weg der Trauer werden kleiner und ihre Hoffnung sich an Erik ohne Schmerz zu erinnern wächst. Gerade diese zwei Erzählstränge machen dieses Buch zu einer wunderbaren Lektüre.
Die Autorin hat es geschafft mit ihrer Liebe zum Detail, ihrem harmonischen und berührenden Schreibstil einen Roman über Verarbeitung, Loslassen und innere Zerrissenheit zu schaffen, der mich zu tiefst berührt hat. Greifbare und facettenreiche Charaktere runden diesen Roman ab. Dieses Buch habe ich sehr gerne gelesen und empfehle diese herzerwärmende, tiefgründige und zum Nachdenke anregende Geschichte sehr gerne weiter.